Kann es sein, dass es schon paar Tage ist, das du den Film gesehen hast?Casino Hille hat geschrieben: 9. November 2022 14:05Wie bitte? Der Zeigefinger Richtung voyeuristischen Medien und der Sensationsgier der Konsumenten könnte doch wirklich nicht offensichtlicher sein - außer vielleicht, Jake Gyllenhaal würde das Anliegen des Films direkt und frontal in die Kamera brüllen. Gerade mittels der arg überzeichneten und in ihrem toternst gemeinten Zynismus auf mich auch sehr unglaubwürdig wirkenden Hauptfigur folgt "Nightcrawler" meines Erachtens gängigen Empörungsnarrativen: "Oh, die bösen Gaffer da draußen. Oh, die noch böseren Medien, die dieses Verhalten auch noch fördern." Da wird dann halt jedes Soziopathen-Klischee bedient, aber erzählt wird mir leider nix. Stattdessen prügelt man mir ein, wie furchtbar diese Menschen doch sind und das System und überhaupt ...Patrice hat geschrieben: 8. November 2022 11:26 Mit einem „Erhebe den Zeigefinger“-Film hat Nightcrawler recht wenig zu tun und würde so nur funktionieren, wenn er Themen ansprechen würde, die das Publikum genau ansprechen (bspw. wie Avatar ein „Erhebe den Zeigefinger“-Film in Richtung Umweltverschmutzung und Artenvielfalt ist). Einen solchen Ansatz kann ich bei Nightcrawler beim besten Willen nicht erkennen.
Von den Konsumenten bekommt man im Film exakt 0 mit. Es wird nur gesagt, dass man dank der Aufnahmen höhere Einschaltquoten erreichen möchte. Ob das aufgeht, erfährt man im Film zu keiner Zeit. Man erfährt auch nicht, ob die Zuschauer die Teils sehr blutigen Aufnahmen wirklich so toll finden. Entsprechend sind die von die aufgeführten Empörungsnarative nicht zutreffend (höchstens in der eigenen Interpretation des Gesehenen).
Von voyeuristischen Medien kann man hier auch bei weitem nicht reden. Höchstens von einer Angestellten, die dieses Bildmaterial haben möchte, da sie möglichst ihren Job behalten will und nicht wie zuvor alle 2 Jahre einen neuen Arbeitgeber suchen möchte. Alle anderen der Medienanstallt reagieren nicht gerade euphorisch, wenn Bloom immer mit neuem, noch krasserem Bildmaterial um die Ecke kommt. Somit kann auch nicht von voyeuristischen Medien gesprochen werden.
Bloom und Romina sind in diesem Film die einzigen Personen, die sich nicht an die geltenden Spielregeln halten. Die Reaktionen der jeweiligen Arbeitskollegen unterstreichen das nochmals zusätzlich. Nightcrawler ist kein „Erhebe den Zeigefinger“-Film, sondern eher die Reise eines persönlichtkeitsgestörten Mannes und einer leicht zu manipulierenden Medienangestellten.
Das in diesem Film kein Epos von Geschichte erzählt wird, ist glaube ich klar. Dafür gibts andere Filme mit anderen Themen und Erzählungen. Dennoch ist Nightcrawler ein klasse inszenierter, extrem kurzweiliger und schlüssiger Film, der den Zuschauern übermittelt, wofür Menschen bereit sind aufs Äußerste zu gehen. Sei es des Jobs oder Geldes wegen. Den Hintergrund der TV-News hätte man auch gegen jedes erdenkliche gesellschaftliche Thema ersetzen können. Das bei dir übermittelte Thema des Zeigefinger-Films in Richtung Medien ist selbstverständlich legitim und jeder Film bietet selbstverständlich einen gewissen Interpretationsspielraum. Nur sehe ich die Schwerpunkte im Film wie in meinen beiden Posts aufgeführt komplett anders