Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (F.W. Murnau, 1922)
Heute ging es los mit dem hundertjährigen Stummfilmklassiker nach Bram Stokers Dracula, einem Roman den ich aus irgendwelchen Gründen immer noch nicht gelesen habe. Vorab: Ich bin kein riesiger Fan von Stummfilmen (habe aber auch nur vergleichsweise wenige gesehen, und es gibt auch solche die mir gefallen), weil sie auch abgesehen vom Tonverzicht um einiges älter und auch einfach irgendwie anders wirken als die Filme der 1930er und Fortfolgende. Murnau gelingt es in seiner Vampirmär durch Verknüpfung von Bildmontage, Musik und Dramaturgie, Stimmung zu schaffen und die Geschichte der Reise nach Transsylvanien und ins Spukschloss einvernehmlich zu schildern und das betörende Design des Grafen Orlok (bestimmt ein Vorfahre von General Orlov) weiss nach wie vor zu überzeugen, auch wenn er etwas zu oft debil glotzend rumsteht. Pünktlich zur Halbzeit lässt der Film aber mehr und mehr nach. Die Schiffsreise des Grafen und die "Belagerung" der Stadt durch die hereinfallende Pest sind einfach nicht mehr so interessant, und die starke Prämisse bietet nicht mehr viel Neues. Hier zieht sich der Film dann trotz nur 90 Minuten Laufzeit etwas. Für mich gerade noch so 6 Punkte wegen dem vielversprechenden Auftakt und der ordentlichen ersten Hälfte.
Nosferatu - Phantom der Nacht (Werner Herzog, 1979)
Im Anschluss dann auch gleich noch das Remake (oder wie Herzog es nennt: die Hommage) und der 1979er, der inhaltlich sehr dicht bei Murnaus Stummfilm bleibt, hat den Vorteil, naturgemäss um Einiges moderner und zugänglicher sein zu dürfen. Herzogs Inszenierung ist dabei durchaus etwas spröde und spartanisch, aber auch fast durchgehend filmisch genug. Herzog hat den Vorteil zeitloserer filmischer Erzähltechniken und die Zeit und Musse für atmosphärische Schilderungen und symbolische Zwischenbilder, so wie der sogleich fesselnde und verstörende Vorspann mit den mumifizierten Leichen, Harkers atmosphärische Anreise durch die engen Bergtäler oder einige sehr schöne Szenen die im Wasser gespiegelt werden. Einzig das zwei- oder dreimal wiederkehrende Traumbild (?) eines Kindes mit Geige regt eher zum Lachen an (nicht zuletzt weil mich der Dreikäsehoch mit seinen dürftigen Geigenkünsten immer an den obligatorischen, alljährlichen Musikauftritt meines jüngsten Cousins am Weihnachtsfest erinnert).
Darstellerisch tritt Isabelle Adjani ziemlich hölzern und theaterhaft auf, und Bruno Ganz verrichtet eher Dienst nach Vorschrift, von dem bin ich deutlich besseres gewohnt. Den besten Auftritt hat Kinski, der den betörenden Grafenlook aus dem Murnau-Film zur Schau stellen, dabei aber verglichen mit seinem Vorgänger Max Schreck auch viel mehr schauspielern und zwischendurch sogar die verletzlichen Seiten des Schreckgespenstes aufzeigen darf. In der zweiten Hälfte bestätigt der Film dann, dass das Problem wohl beim Stoff liegen muss, denn auch Herzogs "Hommage" verliert mit der Schiffsreise und der Rückkehr nach *Name der Stadt einfügen* zumindest teilweise mein Interesse - hier kann ich wiederholen, was schon weiter oben steht: Es zieht sich alles ein bisschen und die spannende Prämisse der vom Vampirfluch heimgesuchten und dahinsiechenden Stadt kann die zweite Hälfte einer Geschichte nicht mehr ganz tragen. Da ist die erste Hälfte auf dem Schloss des Grafen, mit einvernehmender Gruselatmosphäre und einem sinistren, dem Wolfsgeheul lauschenden Kinski einfach die bessere. Herzog darf heute aber 6,5 Punkte von mir mitnehmen.
Re: Zuletzt gesehener Film
10352iHaveCNit
Spotlight-Sneak 05.10.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
Spotlight Sneak Nummer 18 des Jahres 2022 für mich !
Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Der Hinweis war folgender:
Es gab keinen Hinweis, denn alles hätte auf den Film hindeuten können.
Der Film wird von mir noch auf deutsch gesichtet und ist bereits ein großes Highlight meines Kinojahres 2022.
Die Auflösung:
In der gestrigen Spotlight Sneak-Preview haben wir euch den diesjährigen Cannes-Gewinnerfilm Triangle of Sadness von Ruben Östlund gezeigt (HÖHERE GEWALT, THE SQUARE) gezeigt. Eine bitterböse Satire über ein Model-Paar, das auf einer Luxuskreuzfahrt ihr blaues Wunder erlebt, als der Dampfer nach einem Piratenüberfall untergeht.
Eure Bewertung = 2,1
Note 1 = 23x
Note 2 = 12x
Note 3 = 13x
Note 4 = 2x
Note 5 = 4x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder in zwei Wochen am 19.10. statt.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Note: 1
Wertung: 10/10
Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):
1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)
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iHaveCNit: Triangle of Sadness (2022) – Ruben Östlund – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 13.10.2022
gesehen am 05.10.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 23.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 15:00 Uhr
Manchmal sind die eingeblendeten Phrasen in Trailern sehr prätentiös in meinen Augen. In wenigen Fällen ist es so, dass diese Phrasen aber tatsächlich zutreffen. Bei Ruben Östlunds „Triangle Of Sadness“, der der große Gewinner der Filmfestspiele in Cannes gewesen ist, ist zum Beispiel im Trailer zu lesen: „Macht im vollen Kinosaal am meisten Spaß“ - Nachdem ich ihn in einem quasi vollen Kinosaal gesehen habe kann ich dem nur vollumfänglich zustimmen. Eine „Triangle Of Sadness“ ist übersetzt die Sorgenfalte die sich zwischen den Augenbrauen bildet und damit ein Begriff aus der Modeszene. Von einer Sorgenfalte ist jedoch keine Spur beim Genuss des Filmes.
Yaya und Carl sind ein modelndes Influencerpärchen, deren Beziehung von einigen toxischen, modernen Dynamiken geprägt ist. Gemeinsam mit einem Kreis weiterer erlauchter reicher Persönlichkeiten gastieren die Beiden kostenfrei auf einer Luxus-Yacht. In einer folgenreichen Nacht des Captain Dinners kentert die Yacht und der kleine überlebende Teil der Gäste findet sich auf einer einsamen Insel wieder, bei der sich ausgerechnet eine Reinigungskraft als Schlüsselfigur zum Überleben herausstellen wird – was die Machtverhältnisse auf links dreht.
Von Ruben Östlund habe ich vor „Triangle of Sadness“ nur „The Square“ gesehen, der quasi mit der Kunstszene abrechnet. Östlunds hat für mich den inszenatorischen Stil, wenig subtil vorzugehen und durchaus unangenehme Momente auch mal lange stehen zu lassen und auszubreiten. Irgendwann werde ich mir vielleicht auch mal „Höhere Gewalt“ ansehen, aber vorher habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, „Triangle Of Sadness“ zu sehen, bei dem Östlund nach der Kunstszene nun mit der Welt der Reichen und Schönen abrechnet. Neben Models und Influencern bekommen hier auch unter anderem IT-Unternehmer, Waffenhändler, Dünge-Unternehmer, vom Reichtum gelangweilte Ehefrauen ihr Fett weg. In einem extrem langen Prolog lernen wir vor allem das von Charlbi Dean und Harris Dickinson gespielte Pärchen Yaya und Carl kennen, die durchaus eine moderne, toxische Beziehung pflegen, bei der trotz des größeren Erfolgs von Yaya scheinbar immer noch konservative Erwartungen und Ansprüche beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant zu geben scheint. Die Dialogszenen der beiden sind gleichwohl unangenehm und unterhaltsam. Vor allem Charlbi Dean hat mir in dem gesamten Film großartig gefallen. Tragisch, dass sie in diesem Jahr leider verstorben ist, denn ich denke, dass „Triangle of Sadness“ ihr großer internationaler Durchbruch hätte sein können. Eines der großen Highlights des Films ist dann vor allem der Mittelteil des Films auf der Yacht, wenn zum Beispiel von einer gelangweilten Frau an Bord die gesamte Crew zum Spaß haben animiert wird und dann auf jeden Fall das Dinner im Sturm mit der darauffolgenden Eskalation, bei dem sich der betrunkene Kapitän – Woody Harrelson – und der betrunkene Dünge-Unternehmer – Zlatko Buric – über die Lautsprecher ein Rededuell mit Zitaten zum Kommunismus und Kapitalismus, die sie dafür extra aus dem Smartphone ablesen müssen, liefern, während die Gäste kotzend durch die schwankenden Gänge der Yacht taumeln. Interessant dann der etwas entschleunigende dritte Teil des Films, der die Machtverhältnisse infolge des Überlebenskampfs auf den Kopf stellen wird und sich dabei durchaus in meinen Augen auch kritisch mit den daraus entstehenden matriarchalischen Strukturen auseinandersetzt und einen interessanten, zu Spekulationen und Interpretationen anregenden Schlusspunkt liefert. Insgesamt ein schönes Highlight in diesem Jahr.
„Triangle of Sadness“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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iHaveCNit: November (2022) – Cedric Jimenez – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 22.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr
Was habe ich am 13. November 2015 gemacht ? Soweit ich mich richtig erinnere gehörte auch ich zum Kreis der deutschen Fernsehzuschauer, die sich das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland angesehen hat. Natürlich wurde das Spiel durch ein extrem tragisches Ereignis überschattet. Eine Reihe terroristischer Anschläge im Pariser Zentrum, sowohl am Stade de France als auch hauptsächlich im Bataclan während eines Konzertes der „Eagles of Death Metal“ haben diese Nacht für eine bedauernswert unvergessliche Nacht gemacht. Genau dieses tragische Ereignis wird das französische Kino des letzten Quartals 2022 bestimmen. Neben den noch in der Pipeline stehenden Filme „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ und „Frieden, Liebe und Death Metal“, die hauptsächlich persönliche Schicksale im Zusammenhang mit den Anschlägen verarbeiten, gehört auch Cedric Jimenez´ „November“ zur inoffiziellen Bataclan-Trilogie, der auch den Anfang macht und als Action-Thriller die Ermittlungsarbeiten der französischen Behörden liefert.
In der Nacht des 13. November 2015 ist in Paris einiges los. Neben dem Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland sind die „Eagles of Death Metal“ im Bataclan zu Gast. Bis die Telefone bei der Polizei Sturm klingeln. An mehreren Orten der Stadt kam es zu Terroranschlägen. Vor allem mit Fokus auf den Bataclan. Mit rasanter Geschwindigkeit bildet sich innerhalb der Polizei eine große Einheit, die sich den Ermittlungen widmen wird.
„November“ ist ein immersives, unruhiges, spannendes und durchaus nüchternes Erlebnis gewesen, bei dem wir der zur Emotionslosigkeit ermahnten Ermittlungsbehörden und dabei einzelnen Charakteren an unterschiedlichen Fronten folgen. Der Druck und die Spannung ist dabei für mich stets spürbar, genau wie die Hektik und die undurchsichtige Gesamtsituation, bei der jede richtige Spur extrem wichtig ist und jeder Rückschlag und Fehler die Ermittlungen gesamt gefährden kann. Gerade die eigentlich nüchterne, emotionslose Tonalität des Films unterstützt für mich dann die tatsächlich durchbrechenden Emotionen der beteiligten Kräfte der Ermittlungsbehörden. Hier haben mir darstellerisch vor allem Jean Dujardin als auch Anais Demoustier gefallen, die auch mit den Nuancen ihrer Rollen den persönlichen Zwiespalt glaubwürdig dargestellt haben.
„November“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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iHaveCNit: Der Nachname (2022) – Sönke Wortmann – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 23.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 13 – 20:10 Uhr
Alles was erfolgreich ist, bedarf gerne einer Fortsetzung – Alles, was es schon einmal gegeben hat, kann man gerne adaptieren. 2018 hat Sönke Wortmann mit seinem unterhaltsamen und prominent besetzten Kammerspiel „Der Vorname“, der auf einem französischen Theaterstück beruht, einen großen Zuschauererfolg gefeiert. Da war es durchaus eine sichere Bank, mit „Der Nachname“ eine Fortsetzung zu liefern, die eigentlich bereits Anfang des Jahres in die Kinos kommen sollte, aber dann vermutlich aufgrund des weiteren Wortmann-Films „Eingeschlossene Gesellschaft“ auf Ende Oktober verschoben worden ist. Sagen wir mal so, Wortmanns aktueller Output mag zwar Garant für Erfolg sein – Garant für Qualität ist das jedoch nicht.
Einige Jahre nachdem sich im Rahmen eines gemeinsamen Familienabends Thomas Böttcher den Spaß erlaubt hat, dass der neue Spross der Familie den Namen Adolf tragen soll und sich der Familienfreund seit Kindheitstagen Rene als neuer Freund von Dorothea – Mutter von Thomas und Elisabeth - entpuppt hat, laden Dorothea und Rene sowohl Elisabeth und ihren Mann Stephan als auch Thomas und seine Frau Anna auf die Familienfinca in Lanzarote ein, da wieder etwas wichtiges besprochen und „gefeiert“ werden muss. Das fördert natürlich wieder einmal schwelende Konflikte innerhalb der Familie und sorgt für einen unvergesslichen Familienurlaub.
Genauso prominent besetzt wie der Vorgänger ist das Kammerspiel durchaus mit seinen 87 Minuten kurz, knackig und unterhaltsam genug, damit ich einigermaßen meinen Spaß mit „Der Nachname“ hatte. Wortmann hat in den letzten Jahren mehrfach erfolgreiche Konzepte aus dem vorwiegend französischen Bereich herangezogen und sie gemeinsam mit Autoren für den deutschen Raum adaptiert. Inwieweit der Fokus auf Adaptieren und gelegentliches Fortsetzen als kreativer Minimalismus Wortmanns interpretiert werden kann, würde ich an dieser Stelle gerne zur Diskussion stellen. Zumindest ist so aus meinen Augen das minimale Maß an kreativer Eigenleistung zu werten. Da Wortmann jedoch ein renommierter und etablierter Filmemacher und sein Cast ebenfalls genauso renommiert und etabliert ist, ist eine Fortsetzung aus Sicht eines finanziell möglichen Erfolgs dennoch komplett vertretbar. Das Drama der disfunktionalen Familie soll als Kammerspiel mit Rededuellen sicherlich sehr clever und künstlerisch anspruchsvolles Kino darstellen – für mich ist der Film das nicht. Die überkonstruierten, teils banalen Konflikte eingen sich zwar für unterhaltsame Tragikomödien, für cleveres Kino jedoch eher nicht.
„Der Nachname“ – My First Look – 6/10 Punkte.
Spotlight-Sneak 05.10.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
Spotlight Sneak Nummer 18 des Jahres 2022 für mich !
Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Der Hinweis war folgender:
Es gab keinen Hinweis, denn alles hätte auf den Film hindeuten können.
Der Film wird von mir noch auf deutsch gesichtet und ist bereits ein großes Highlight meines Kinojahres 2022.
Die Auflösung:
In der gestrigen Spotlight Sneak-Preview haben wir euch den diesjährigen Cannes-Gewinnerfilm Triangle of Sadness von Ruben Östlund gezeigt (HÖHERE GEWALT, THE SQUARE) gezeigt. Eine bitterböse Satire über ein Model-Paar, das auf einer Luxuskreuzfahrt ihr blaues Wunder erlebt, als der Dampfer nach einem Piratenüberfall untergeht.
Eure Bewertung = 2,1
Note 1 = 23x
Note 2 = 12x
Note 3 = 13x
Note 4 = 2x
Note 5 = 4x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder in zwei Wochen am 19.10. statt.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Note: 1
Wertung: 10/10
Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):
1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)
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iHaveCNit: Triangle of Sadness (2022) – Ruben Östlund – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 13.10.2022
gesehen am 05.10.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 23.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 15:00 Uhr
Manchmal sind die eingeblendeten Phrasen in Trailern sehr prätentiös in meinen Augen. In wenigen Fällen ist es so, dass diese Phrasen aber tatsächlich zutreffen. Bei Ruben Östlunds „Triangle Of Sadness“, der der große Gewinner der Filmfestspiele in Cannes gewesen ist, ist zum Beispiel im Trailer zu lesen: „Macht im vollen Kinosaal am meisten Spaß“ - Nachdem ich ihn in einem quasi vollen Kinosaal gesehen habe kann ich dem nur vollumfänglich zustimmen. Eine „Triangle Of Sadness“ ist übersetzt die Sorgenfalte die sich zwischen den Augenbrauen bildet und damit ein Begriff aus der Modeszene. Von einer Sorgenfalte ist jedoch keine Spur beim Genuss des Filmes.
Yaya und Carl sind ein modelndes Influencerpärchen, deren Beziehung von einigen toxischen, modernen Dynamiken geprägt ist. Gemeinsam mit einem Kreis weiterer erlauchter reicher Persönlichkeiten gastieren die Beiden kostenfrei auf einer Luxus-Yacht. In einer folgenreichen Nacht des Captain Dinners kentert die Yacht und der kleine überlebende Teil der Gäste findet sich auf einer einsamen Insel wieder, bei der sich ausgerechnet eine Reinigungskraft als Schlüsselfigur zum Überleben herausstellen wird – was die Machtverhältnisse auf links dreht.
Von Ruben Östlund habe ich vor „Triangle of Sadness“ nur „The Square“ gesehen, der quasi mit der Kunstszene abrechnet. Östlunds hat für mich den inszenatorischen Stil, wenig subtil vorzugehen und durchaus unangenehme Momente auch mal lange stehen zu lassen und auszubreiten. Irgendwann werde ich mir vielleicht auch mal „Höhere Gewalt“ ansehen, aber vorher habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, „Triangle Of Sadness“ zu sehen, bei dem Östlund nach der Kunstszene nun mit der Welt der Reichen und Schönen abrechnet. Neben Models und Influencern bekommen hier auch unter anderem IT-Unternehmer, Waffenhändler, Dünge-Unternehmer, vom Reichtum gelangweilte Ehefrauen ihr Fett weg. In einem extrem langen Prolog lernen wir vor allem das von Charlbi Dean und Harris Dickinson gespielte Pärchen Yaya und Carl kennen, die durchaus eine moderne, toxische Beziehung pflegen, bei der trotz des größeren Erfolgs von Yaya scheinbar immer noch konservative Erwartungen und Ansprüche beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant zu geben scheint. Die Dialogszenen der beiden sind gleichwohl unangenehm und unterhaltsam. Vor allem Charlbi Dean hat mir in dem gesamten Film großartig gefallen. Tragisch, dass sie in diesem Jahr leider verstorben ist, denn ich denke, dass „Triangle of Sadness“ ihr großer internationaler Durchbruch hätte sein können. Eines der großen Highlights des Films ist dann vor allem der Mittelteil des Films auf der Yacht, wenn zum Beispiel von einer gelangweilten Frau an Bord die gesamte Crew zum Spaß haben animiert wird und dann auf jeden Fall das Dinner im Sturm mit der darauffolgenden Eskalation, bei dem sich der betrunkene Kapitän – Woody Harrelson – und der betrunkene Dünge-Unternehmer – Zlatko Buric – über die Lautsprecher ein Rededuell mit Zitaten zum Kommunismus und Kapitalismus, die sie dafür extra aus dem Smartphone ablesen müssen, liefern, während die Gäste kotzend durch die schwankenden Gänge der Yacht taumeln. Interessant dann der etwas entschleunigende dritte Teil des Films, der die Machtverhältnisse infolge des Überlebenskampfs auf den Kopf stellen wird und sich dabei durchaus in meinen Augen auch kritisch mit den daraus entstehenden matriarchalischen Strukturen auseinandersetzt und einen interessanten, zu Spekulationen und Interpretationen anregenden Schlusspunkt liefert. Insgesamt ein schönes Highlight in diesem Jahr.
„Triangle of Sadness“ - My First Look – 10/10 Punkte.
------------------------------
iHaveCNit: November (2022) – Cedric Jimenez – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 22.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr
Was habe ich am 13. November 2015 gemacht ? Soweit ich mich richtig erinnere gehörte auch ich zum Kreis der deutschen Fernsehzuschauer, die sich das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland angesehen hat. Natürlich wurde das Spiel durch ein extrem tragisches Ereignis überschattet. Eine Reihe terroristischer Anschläge im Pariser Zentrum, sowohl am Stade de France als auch hauptsächlich im Bataclan während eines Konzertes der „Eagles of Death Metal“ haben diese Nacht für eine bedauernswert unvergessliche Nacht gemacht. Genau dieses tragische Ereignis wird das französische Kino des letzten Quartals 2022 bestimmen. Neben den noch in der Pipeline stehenden Filme „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ und „Frieden, Liebe und Death Metal“, die hauptsächlich persönliche Schicksale im Zusammenhang mit den Anschlägen verarbeiten, gehört auch Cedric Jimenez´ „November“ zur inoffiziellen Bataclan-Trilogie, der auch den Anfang macht und als Action-Thriller die Ermittlungsarbeiten der französischen Behörden liefert.
In der Nacht des 13. November 2015 ist in Paris einiges los. Neben dem Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland sind die „Eagles of Death Metal“ im Bataclan zu Gast. Bis die Telefone bei der Polizei Sturm klingeln. An mehreren Orten der Stadt kam es zu Terroranschlägen. Vor allem mit Fokus auf den Bataclan. Mit rasanter Geschwindigkeit bildet sich innerhalb der Polizei eine große Einheit, die sich den Ermittlungen widmen wird.
„November“ ist ein immersives, unruhiges, spannendes und durchaus nüchternes Erlebnis gewesen, bei dem wir der zur Emotionslosigkeit ermahnten Ermittlungsbehörden und dabei einzelnen Charakteren an unterschiedlichen Fronten folgen. Der Druck und die Spannung ist dabei für mich stets spürbar, genau wie die Hektik und die undurchsichtige Gesamtsituation, bei der jede richtige Spur extrem wichtig ist und jeder Rückschlag und Fehler die Ermittlungen gesamt gefährden kann. Gerade die eigentlich nüchterne, emotionslose Tonalität des Films unterstützt für mich dann die tatsächlich durchbrechenden Emotionen der beteiligten Kräfte der Ermittlungsbehörden. Hier haben mir darstellerisch vor allem Jean Dujardin als auch Anais Demoustier gefallen, die auch mit den Nuancen ihrer Rollen den persönlichen Zwiespalt glaubwürdig dargestellt haben.
„November“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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iHaveCNit: Der Nachname (2022) – Sönke Wortmann – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 23.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 13 – 20:10 Uhr
Alles was erfolgreich ist, bedarf gerne einer Fortsetzung – Alles, was es schon einmal gegeben hat, kann man gerne adaptieren. 2018 hat Sönke Wortmann mit seinem unterhaltsamen und prominent besetzten Kammerspiel „Der Vorname“, der auf einem französischen Theaterstück beruht, einen großen Zuschauererfolg gefeiert. Da war es durchaus eine sichere Bank, mit „Der Nachname“ eine Fortsetzung zu liefern, die eigentlich bereits Anfang des Jahres in die Kinos kommen sollte, aber dann vermutlich aufgrund des weiteren Wortmann-Films „Eingeschlossene Gesellschaft“ auf Ende Oktober verschoben worden ist. Sagen wir mal so, Wortmanns aktueller Output mag zwar Garant für Erfolg sein – Garant für Qualität ist das jedoch nicht.
Einige Jahre nachdem sich im Rahmen eines gemeinsamen Familienabends Thomas Böttcher den Spaß erlaubt hat, dass der neue Spross der Familie den Namen Adolf tragen soll und sich der Familienfreund seit Kindheitstagen Rene als neuer Freund von Dorothea – Mutter von Thomas und Elisabeth - entpuppt hat, laden Dorothea und Rene sowohl Elisabeth und ihren Mann Stephan als auch Thomas und seine Frau Anna auf die Familienfinca in Lanzarote ein, da wieder etwas wichtiges besprochen und „gefeiert“ werden muss. Das fördert natürlich wieder einmal schwelende Konflikte innerhalb der Familie und sorgt für einen unvergesslichen Familienurlaub.
Genauso prominent besetzt wie der Vorgänger ist das Kammerspiel durchaus mit seinen 87 Minuten kurz, knackig und unterhaltsam genug, damit ich einigermaßen meinen Spaß mit „Der Nachname“ hatte. Wortmann hat in den letzten Jahren mehrfach erfolgreiche Konzepte aus dem vorwiegend französischen Bereich herangezogen und sie gemeinsam mit Autoren für den deutschen Raum adaptiert. Inwieweit der Fokus auf Adaptieren und gelegentliches Fortsetzen als kreativer Minimalismus Wortmanns interpretiert werden kann, würde ich an dieser Stelle gerne zur Diskussion stellen. Zumindest ist so aus meinen Augen das minimale Maß an kreativer Eigenleistung zu werten. Da Wortmann jedoch ein renommierter und etablierter Filmemacher und sein Cast ebenfalls genauso renommiert und etabliert ist, ist eine Fortsetzung aus Sicht eines finanziell möglichen Erfolgs dennoch komplett vertretbar. Das Drama der disfunktionalen Familie soll als Kammerspiel mit Rededuellen sicherlich sehr clever und künstlerisch anspruchsvolles Kino darstellen – für mich ist der Film das nicht. Die überkonstruierten, teils banalen Konflikte eingen sich zwar für unterhaltsame Tragikomödien, für cleveres Kino jedoch eher nicht.
„Der Nachname“ – My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
10353Die Murnau-Version ist auch nicht so wirklich meins. Atmosphärisch sicherlich toll, aber darüberhinaus konnte ich da wenig begeisterndes rausziehen, obwohl ich mit Stummfilmen durchaus etwas anzufangen weiss. 6 Punkte klingt auch in meiner Welt fair.GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Oktober 2022 22:45 Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (F.W. Murnau, 1922)
Hahaha , ich sagte es dir ja bereits im Vorfeld:GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Oktober 2022 22:45Nosferatu - Phantom der Nacht (Werner Herzog, 1979)
(...)
Einzig das zwei- oder dreimal wiederkehrende Traumbild (?) eines Kindes mit Geige regt eher zum Lachen an (nicht zuletzt weil mich der Dreikäsehoch mit seinen dürftigen Geigenkünsten immer an den obligatorischen, alljährlichen Musikauftritt meines jüngsten Cousins am Weihnachtsfest erinnert).
Der Geigenjunge ist für mich gleichzeitig das lächerlichste wie auch das in seiner Absurdität coolste Element des Films. Es soll wohl tatsächlch eine Art Harker quälenden Traum darstellen, aber das ist inhaltlich und inszenatorisch so bizarr, dass man wirklich nur lachend den Kopf schütteln kann. Die laienhafte Integration lässt mich jedesmal aufs neue an Herzogs Professionalität zweifeln. Aber es ist halt wie gesagt irgendwie mittlerweile auch absolut kultverdächtig, obwohl der Film ja sicherlich nicht darauf abzielen möchte sein Publikum zu erheitern.AnatolGogol hat geschrieben: 19. Oktober 2022 07:49Das ist etwas, was ich bei Herzog sehr häufig wahrnehme, gerade auch in seinem Kernwerk. Es gibt in seinen Filmen immer wieder entsprechende Elemente (wir werden bei Nosferatu nochmal darauf zurückkommen müssen ),GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Oktober 2022 23:17 Anfangs schien Aguirre nämlich trotz des eindrucksvollen Dschungelbackgrounds immer ein bisschen wie ein ziemlich ordentlicher Laienfilm auszusehen
Sehe ich genau so. Vor allem Adjanis Overacting ist irritierend, wobei ich auch hier von einem bewussten Stilmittel (vermutlich als Hommage ans sehr theatralische Stummfilmschauspiel) ausgehe. Da sie aber die Einzige ist, die sich dieses Stilmittels bedient, ragt ihr Spiel etwas unangenehm heraus. Ganz ist ok, vor allem in den Teilen, in denen er den ausgebrannten Harker gibt. Aber auch bei seinem Spiel nehme ich etwas amateurhaftes wahr (er spielt oft auffallend teilnahmslos), was ich so nicht von ihm kenne und daher auch eher auf die Regie zurückführen würde.GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Oktober 2022 22:45Darstellerisch tritt Isabelle Adjani ziemlich hölzern und theaterhaft auf, und Bruno Ganz verrichtet eher Dienst nach Vorschrift, von dem bin ich deutlich besseres gewohnt.
A propos: wenn wir schon bei ungewöhnlichem Schauspiel sind muss ich unbedingt noch zwei meiner Lieblingsakteure in Herzogs Nosferatu erwähnen: zum einen Roland Topor, der einen hinreissend irrsinnigen Renfield zum besten gibt, zum anderen Walter Ladengast, dessen spröde und desinteressierte Darstellung des Van Helsing in nicht unwesentlichem Maße zu dystopischen Grundstimmung der zweiten Filmhälfte beiträgt (nach dem Motto: bevor man sich von dem retten lässt, dann lieber gleich den Gang vor die Hunde antreten).
Nanu, findest du den rattigen Nosferatu-Look tatsächlich betörend? Bei dem Adjektiv würden mir eher Frank Langella, George Hamilton oder Gary Oldman in den Sinn kommen als die abgenagten Schreck und Kinski. Ansonsten bin ich bei dir, Schreck ist sicherlich eine eindrucksvolle Erscheinung, mehr aber halt auch nicht. Kinski dagegen liefert ein sehr stimmiges und feines Charakterbild ab, welches vor allem auch sehr zurückhaltend in Kinskis Schauspiel ist und damit ein schöner Gegenentwurf zum "wilden Kinski".GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Oktober 2022 22:45 Den besten Auftritt hat Kinski, der den betörenden Grafenlook aus dem Murnau-Film zur Schau stellen, dabei aber verglichen mit seinem Vorgänger Max Schreck auch viel mehr schauspielern und zwischendurch sogar die verletzlichen Seiten des Schreckgespenstes aufzeigen darf.
Das ging mir früher ähnlich, also dass ich die zweite Hälfte als weniger gut wie die erste empfand. Mittlerweile aber eigentlich nicht mehr, da mir Herzogs elegische Darstellung der in sich verfallenden Stadt sehr gut gefällt. Er trifft die Stimmung zwischen Angst, Verzweiflung und letztem Aufbäumen wie ich finde atmosphärisch sehr gut und bringt auch die Geschichte um Nosferatu inhaltlich stimmig zu Ende.GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Oktober 2022 22:45 In der zweiten Hälfte bestätigt der Film dann, dass das Problem wohl beim Stoff liegen muss, denn auch Herzogs "Hommage" verliert mit der Schiffsreise und der Rückkehr nach *Name der Stadt einfügen* zumindest teilweise mein Interesse - hier kann ich wiederholen, was schon weiter oben steht: Es zieht sich alles ein bisschen und die spannende Prämisse der vom Vampirfluch heimgesuchten und dahinsiechenden Stadt kann die zweite Hälfte einer Geschichte nicht mehr ganz tragen. Da ist die erste Hälfte auf dem Schloss des Grafen, mit einvernehmender Gruselatmosphäre und einem sinistren, dem Wolfsgeheul lauschenden Kinski einfach die bessere. Herzog darf heute aber 6,5 Punkte von mir mitnehmen.
Insgesamt hat die Herzog-Version bei mir im Laufe der Jahre immer mehr gewonnen, auch weil ich mich mit den vielen bizarren (vermeintlichen/vermutlichen) Stilmitteln mittlerweile gut arrangieren kann bzw. diese - zumindest in Teilen - durchaus zu schätzen weiss. Phantom der Nacht ist für mich ein schöne Mixtur aus Charakterfilm und atmosphärischer Reise in den Untergang, wobei sich diese beiden Elemente nie zweifelsfrei voneinander trennen lassen (da ja auch die Charaktere ihrem ganz persönlichen Untergang entgegen gehen). Punktemäßig irgendwo bei 7,5 Punkten mit einer leichten Tendenz nach oben.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Zuletzt gesehener Film
10354Blond
Um mal gleich mit einem Missverständnis aufzuräumen, bei diesem Marylin-Monroe-Film handelt es sich nicht um ein klassisches Biopic mit Anspruch auf Vollständigkeit und biografische Korrektheit, sondern um eine Romanverfilmung, weshalb sich dieses Mammutwerk permanent in einem Bereich zwischen "War so", "Könnte so gewesen sein" und "War ganz sicherlich nicht so" bewegt.
Stilistisch hat mich "Blond" ein wenig an Dominik Grafs "Fabian" erinnert. Expermimentelle Passagen, albtraumhafte Wahnszenen, mal schwarzweiß, mal in Farbe, mal im 4:3-Format, mal 16:9, gestochen scharfe Bilder hier und körnige Handkamerabilder dort (wobei mir die Einsatzlogik dieser Stilmittel etwas verborgen blieb).
"Blond" erzählt die Geschichte einer durch und durch gepeinigten Seele. Als kleines Mädchen von der Mutter in der Badewanne fast ertränkt, später von Studiobossen vergewaltigt, zu Schwangerschaftsabbrüchen gedrängt, von Ehemännern verprügelt, in jedem Mann den "Daddy" sehend, den sie nie kennengelernt hat, das geht nahe, ist teilweise schwer zu ertragen, sperrig, verstörend und zum Ende hin vielleicht etwas zu viel Leiden. Dennoch hat mich "Blond" beeindruckt wie kein anderer Film in diesem Jahr. Ein darstellerisches wie visuelles Meisterwerk, gespickt mit intelligenten Regieeinfällen, atemberaubend gespielt von Ana de Armas.
Um mal gleich mit einem Missverständnis aufzuräumen, bei diesem Marylin-Monroe-Film handelt es sich nicht um ein klassisches Biopic mit Anspruch auf Vollständigkeit und biografische Korrektheit, sondern um eine Romanverfilmung, weshalb sich dieses Mammutwerk permanent in einem Bereich zwischen "War so", "Könnte so gewesen sein" und "War ganz sicherlich nicht so" bewegt.
Stilistisch hat mich "Blond" ein wenig an Dominik Grafs "Fabian" erinnert. Expermimentelle Passagen, albtraumhafte Wahnszenen, mal schwarzweiß, mal in Farbe, mal im 4:3-Format, mal 16:9, gestochen scharfe Bilder hier und körnige Handkamerabilder dort (wobei mir die Einsatzlogik dieser Stilmittel etwas verborgen blieb).
"Blond" erzählt die Geschichte einer durch und durch gepeinigten Seele. Als kleines Mädchen von der Mutter in der Badewanne fast ertränkt, später von Studiobossen vergewaltigt, zu Schwangerschaftsabbrüchen gedrängt, von Ehemännern verprügelt, in jedem Mann den "Daddy" sehend, den sie nie kennengelernt hat, das geht nahe, ist teilweise schwer zu ertragen, sperrig, verstörend und zum Ende hin vielleicht etwas zu viel Leiden. Dennoch hat mich "Blond" beeindruckt wie kein anderer Film in diesem Jahr. Ein darstellerisches wie visuelles Meisterwerk, gespickt mit intelligenten Regieeinfällen, atemberaubend gespielt von Ana de Armas.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
Re: Zuletzt gesehener Film
10355Soll das vielleicht irgendetwas mit den Zigeunern zu tun haben, die Harker in der Gaststätte vor einem Besuch bei Dracula warnen? Der kleine Rotzlöffel sieht schon ein bisschen wie ein Roma aus. Aber hast recht, die Szene in der er über dem bewusstlosen Harker stehend seinen Katzenjammer von der Leine bzw. von der Geige lässt ist schon so merkwürdig doof, dass es wieder cool ist.AnatolGogol hat geschrieben: 24. Oktober 2022 07:20 Der Geigenjunge ist für mich gleichzeitig das lächerlichste wie auch das in seiner Absurdität coolste Element des Films. Es soll wohl tatsächlch eine Art Harker quälenden Traum darstellen, aber das ist inhaltlich und inszenatorisch so bizarr, dass man wirklich nur lachend den Kopf schütteln kann. Die laienhafte Integration lässt mich jedesmal aufs neue an Herzogs Professionalität zweifeln. Aber es ist halt wie gesagt irgendwie mittlerweile auch absolut kultverdächtig, obwohl der Film ja sicherlich nicht darauf abzielen möchte sein Publikum zu erheitern.
Dann nenn es anders als betörend, aber es ist von der Sicherheit des heimischen Sofas aus ein cooler und faszinierender Gesamtlook für den Grafen (in beiden Filmen, da nahezu identisch). Vielleicht wäre es lediglich besser, wenn der Graf nicht durchgehend so bizarr aussehen würde. Gerade bei Murnau wäre die Szene seines nächtlichen Besuchs bei Harker/Hutter und wie er da einem Albtraum gleich durch die Tür kommt womöglich eindrucksvoller, wenn er zuvor eine etwas menschlichere Form gehabt hätte. Bem Aussehen des Grafen müssten bei Harker/Hutter ja eigentlich von der ersten Sekunde an die Alarmglocken sturm läuten.AnatolGogol hat geschrieben: 24. Oktober 2022 07:20 Nanu, findest du den rattigen Nosferatu-Look tatsächlich betörend? Bei dem Adjektiv würden mir eher Frank Langella, George Hamilton oder Gary Oldman in den Sinn kommen als die abgenagten Schreck und Kinski. Ansonsten bin ich bei dir, Schreck ist sicherlich eine eindrucksvolle Erscheinung, mehr aber halt auch nicht. Kinski dagegen liefert ein sehr stimmiges und feines Charakterbild ab, welches vor allem auch sehr zurückhaltend in Kinskis Schauspiel ist und damit ein schöner Gegenentwurf zum "wilden Kinski".
Ich habe gerade noch gelesen dass die feingeistige Darbietung Kinskis Herzog zu verdanken sei, der sich vergewisserte, Kinski vor Dreh gehörig auf die Palme zu bringen. Nach dem unvermeidlichen Wutausbruch soll Kinski dann ausgelaugt und handzahm gewesen sein, was zur ruhigeren Darstellung geführt hat.
By the way, bin ich eigentlich der Einzige, für den das Wort Nosferatu irgendwie extrem "ägyptisch" klingt? Für mich hat sich das immer schon angehört wie der Name eines Pharaos, was es irgendwie bizarr unpassend macht für den ollen Dracula.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Zuletzt gesehener Film
10356Ich meine auch mal wo gelesen zu haben, dass der Geigenvirtuose ein Roma sei. So oder so: die Szene vergisst man so schnell nicht wieder, das muss man Old Herzog lassen.GoldenProjectile hat geschrieben: 24. Oktober 2022 11:59 Soll das vielleicht irgendetwas mit den Zigeunern zu tun haben, die Harker in der Gaststätte vor einem Besuch bei Dracula warnen? Der kleine Rotzlöffel sieht schon ein bisschen wie ein Roma aus. Aber hast recht, die Szene in der er über dem bewusstlosen Harker stehend seinen Katzenjammer von der Leine bzw. von der Geige lässt ist schon so merkwürdig doof, dass es wieder cool ist.
Ich bin kein Kenner der Vorlage, aber da Coppola den Grafen im Zusammenspiel mit dem John Wick-Harker auch als verwahrlosten Greis zeigt würde ich vermuten, dass das wohl schon so beim Stoker Bram drin steht.GoldenProjectile hat geschrieben: 24. Oktober 2022 11:59 Bem Aussehen des Grafen müssten bei Harker/Hutter ja eigentlich von der ersten Sekunde an die Alarmglocken sturm läuten.
So geht jedenfalls die Legende, deren Autor und Verbreiter Werner H. höchstselbst ist. Wie schon mal geschrieben würde ich Old Herzogs Erzählungen aber mit ein bisschen Vorsicht geniessen, da er dazu neigt die Vergangenheit so zu deuten, dass er möglichst gut dabei wegkommt. Ich würde die Geschichte um den ausgetobten und dadurch ruhigen Kinski jedenfalls eher glauben, wenn Kläuschen nicht in diversen anderen Rollen auch sehr zurückgenommen agiert hätte. Aber es ist zugegebenermaßen eine schöne Geschichte.GoldenProjectile hat geschrieben: 24. Oktober 2022 11:59Ich habe gerade noch gelesen dass die feingeistige Darbietung Kinskis Herzog zu verdanken sei, der sich vergewisserte, Kinski vor Dreh gehörig auf die Palme zu bringen. Nach dem unvermeidlichen Wutausbruch soll Kinski dann ausgelaugt und handzahm gewesen sein, was zur ruhigeren Darstellung geführt hat.
Klingt ein bissel wie Nofretete, aber den Zusammenhang mit ägyptischen Pharaonen hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm. Irgendwie muss ich gerade an den geschminkten Joel Edgerton denken.GoldenProjectile hat geschrieben: 24. Oktober 2022 11:59By the way, bin ich eigentlich der Einzige, für den das Wort Nosferatu irgendwie extrem "ägyptisch" klingt? Für mich hat sich das immer schon angehört wie der Name eines Pharaos, was es irgendwie bizarr unpassend macht für den ollen Dracula.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10357Halloween Ends (2022)
Der Film scheint ja unter Fans der Reihe sehr zu polarisieren, wird dort aber weitestgehend negativ aufgenommen.
Die originalen Filme kenne ich nicht, sondern nur die letzten 3 Filme. Halloween Kills hat mir letztes Jahr nur mäßig gefallen und wirkte auf mich wie ein Filler und eine Brücke zwischen Teil 1 und 3.
Halloween Ends verfolgt eine komplett neue Herangehensweise an den Stoff und lässt sich viel, aber nicht zu viel, Zeit mit Charakterentwicklung. Einzelne Beziehungen wurden (für einen Horrorfilm) umfänglich beleuchtet , wodurch die jeweiligen Motivationen gut verständlich und auf ihre Art und Weise nachvollziehbar wurden.
Klar kann man sich über die ein oder andere Entscheidung der Macher etwas wundern, aber insgesamt ist es ein schöner, runder Abschluss der Trilogie.
7/10
Der Film scheint ja unter Fans der Reihe sehr zu polarisieren, wird dort aber weitestgehend negativ aufgenommen.
Die originalen Filme kenne ich nicht, sondern nur die letzten 3 Filme. Halloween Kills hat mir letztes Jahr nur mäßig gefallen und wirkte auf mich wie ein Filler und eine Brücke zwischen Teil 1 und 3.
Halloween Ends verfolgt eine komplett neue Herangehensweise an den Stoff und lässt sich viel, aber nicht zu viel, Zeit mit Charakterentwicklung. Einzelne Beziehungen wurden (für einen Horrorfilm) umfänglich beleuchtet , wodurch die jeweiligen Motivationen gut verständlich und auf ihre Art und Weise nachvollziehbar wurden.
Klar kann man sich über die ein oder andere Entscheidung der Macher etwas wundern, aber insgesamt ist es ein schöner, runder Abschluss der Trilogie.
7/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."
"No, I'm just looking."
Re: Zuletzt gesehener Film
10358Der Film spaltet ja die Fangemeinde, wobei ich das Gefühl habe, dass er in Summe eher schlechter ankommt. Am US-Box Office ist er in Woche zwei gefallen wie ein Stein (-80%). Ich persönlich fand ihn gar nicht so schlecht und im Prinzip ist es ein konsequenter Abschluss in vielerlei Hinsicht. Konsequent im Hinblick auf Michael, konsequent aber auch im Hinblick auf den Ansatz sich an den ersten drei Filmen zu orientieren. Und ich sehe durchaus Parallelen zum ebenfalls sehr umstrittenen Halloween III.
Würde aus diversen Gründen so 6/10 geben-.
Würde aus diversen Gründen so 6/10 geben-.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
Re: Zuletzt gesehener Film
10359iHaveCNit: Ach du Scheiße! (2022) – Lukas Rinker – Neopol Film
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 24.10.2022
Capitol & Palatin Mainz – Palatin 4 – Freie Platzwahl – 20:30 Uhr
Ich stehe auf abgefahrene Filmideen. Vor keine Ahnung wie langer Zeit habe ich irgendwann Anfang des Jahres eine Nachricht über einen Film gelesen, der mein Interesse definitiv geweckt hat und für mich zu einem der meist erwarteten Filme des Jahres gezählt – und mich definitiv nicht enttäuscht hat. Es geht hier um den Debütfilm des aus dem Raum Rhein-Main stammenden jungen Filmemachers Lukas Rinker, der den treffenden Titel „Ach du Scheiße!“ trägt. Warum der Film sogar für mich am Ende des Jahres einer der besten deutschen Filme ist, darauf komme ich noch zu sprechen.
Gerade noch im Traum ein zu Münchner Freiheits „Ohne dich“ tanzendes Erotikmodel gesehen, wacht der Architekt Frank benommen und verletzt in einem umgestürzten Dixiklo auf. Einfach aufstehen geht nicht weil einer seiner Arme ist von einer Metallstange durchbohrt ist. Als er langsam zu Sinnen kommt, bekommt er über Lautsprecherdurchsagen und Beobachtungen mit, dass sein Dixiklo mitten auf einer Abbruchsstelle liegt, auf dem in einer halben Stunde eine Sprengung stattfindet. Ihm bleibt nur noch wenig Zeit herauszufinden, wie er in diese missliche Lage gekommen ist und wie er wieder aus dieser Lage rausfindet.
Überlebenskämpfe auf engem Raum sind filmisch gesehen sehr effektiv. Bei der Idee des Films könnte einem klar „Buried“ mit Ryan Reynolds in den Sinn kommen – nur eben in einem Dixiklo. Doch mir kam bei der Sichtung ein anderer Film in den Sinn – Danny Boyles „127 Hours“, der einen auf wahren Begebenheiten beruhenden ähnlichen Überlebenskampf auf engem Raum liefert.
„Ach du Scheiße!“ ist eine großartige Genreperle geworden, die eine Mischung wunderbar ausbalanciert – Von sowohl ernstem Survivalthriller als auch Provinzkomödie und Splatter-Body-Horror-Trash-Film – all das balanciert der Film großartig in seinen 90 Minuten aus und er schafft es sogar, dass man in den witzigen, überzeichneten und durchaus übertriebenen Exzessen inmitten von Dreck, Blut, Schweiß und Fäkalien den Film immer noch mit einer Prise Ernst betrachten kann und der Film sich durchaus auch Ernst nehmen darf und kann. Der Film nutzt im Rahmen seiner Möglichkeiten ebendiese vollumfänglich aus und lässt das Dixiklo selbst zu einem lebendigen Set werden, dass seine ganz eigene Rolle im Film spielt. Darstellerisch nimmt man dem von Thomas Niehaus gespielten Architekten Frank den verzweifelten, ideenreichen Überlebenskampf zu jeder Minute ab und Gedeon Burkhard funktioniert prächtig als potentieller Bürgermeister, Bauunternehmer und Antagonist des Films, der gleichwohl ernst als auch als humoristische Karikatur gesehen werden kann. Die blutigen, brutalen, überzeichneten Gewaltexzesse können genauso Ernst genommen und nicht als Fremdkörper betrachtet werden und die letzten Konsequenzen im Überlebenskampf haben die Härte eines „127 Hours“ und dagegen sind selbst die Überlebenskämpfe der Saw-Reihe meiner Meinung nach harmloser. Mein Schlussfazit kann bei dem Film nur die Fortsetzung des Filmtitels mit dem Ausspruch „... ist der Film gut und unterhaltsam“ lauten.
„Ach du Scheiße!“ – My First Look – 9/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 24.10.2022
Capitol & Palatin Mainz – Palatin 4 – Freie Platzwahl – 20:30 Uhr
Ich stehe auf abgefahrene Filmideen. Vor keine Ahnung wie langer Zeit habe ich irgendwann Anfang des Jahres eine Nachricht über einen Film gelesen, der mein Interesse definitiv geweckt hat und für mich zu einem der meist erwarteten Filme des Jahres gezählt – und mich definitiv nicht enttäuscht hat. Es geht hier um den Debütfilm des aus dem Raum Rhein-Main stammenden jungen Filmemachers Lukas Rinker, der den treffenden Titel „Ach du Scheiße!“ trägt. Warum der Film sogar für mich am Ende des Jahres einer der besten deutschen Filme ist, darauf komme ich noch zu sprechen.
Gerade noch im Traum ein zu Münchner Freiheits „Ohne dich“ tanzendes Erotikmodel gesehen, wacht der Architekt Frank benommen und verletzt in einem umgestürzten Dixiklo auf. Einfach aufstehen geht nicht weil einer seiner Arme ist von einer Metallstange durchbohrt ist. Als er langsam zu Sinnen kommt, bekommt er über Lautsprecherdurchsagen und Beobachtungen mit, dass sein Dixiklo mitten auf einer Abbruchsstelle liegt, auf dem in einer halben Stunde eine Sprengung stattfindet. Ihm bleibt nur noch wenig Zeit herauszufinden, wie er in diese missliche Lage gekommen ist und wie er wieder aus dieser Lage rausfindet.
Überlebenskämpfe auf engem Raum sind filmisch gesehen sehr effektiv. Bei der Idee des Films könnte einem klar „Buried“ mit Ryan Reynolds in den Sinn kommen – nur eben in einem Dixiklo. Doch mir kam bei der Sichtung ein anderer Film in den Sinn – Danny Boyles „127 Hours“, der einen auf wahren Begebenheiten beruhenden ähnlichen Überlebenskampf auf engem Raum liefert.
„Ach du Scheiße!“ ist eine großartige Genreperle geworden, die eine Mischung wunderbar ausbalanciert – Von sowohl ernstem Survivalthriller als auch Provinzkomödie und Splatter-Body-Horror-Trash-Film – all das balanciert der Film großartig in seinen 90 Minuten aus und er schafft es sogar, dass man in den witzigen, überzeichneten und durchaus übertriebenen Exzessen inmitten von Dreck, Blut, Schweiß und Fäkalien den Film immer noch mit einer Prise Ernst betrachten kann und der Film sich durchaus auch Ernst nehmen darf und kann. Der Film nutzt im Rahmen seiner Möglichkeiten ebendiese vollumfänglich aus und lässt das Dixiklo selbst zu einem lebendigen Set werden, dass seine ganz eigene Rolle im Film spielt. Darstellerisch nimmt man dem von Thomas Niehaus gespielten Architekten Frank den verzweifelten, ideenreichen Überlebenskampf zu jeder Minute ab und Gedeon Burkhard funktioniert prächtig als potentieller Bürgermeister, Bauunternehmer und Antagonist des Films, der gleichwohl ernst als auch als humoristische Karikatur gesehen werden kann. Die blutigen, brutalen, überzeichneten Gewaltexzesse können genauso Ernst genommen und nicht als Fremdkörper betrachtet werden und die letzten Konsequenzen im Überlebenskampf haben die Härte eines „127 Hours“ und dagegen sind selbst die Überlebenskämpfe der Saw-Reihe meiner Meinung nach harmloser. Mein Schlussfazit kann bei dem Film nur die Fortsetzung des Filmtitels mit dem Ausspruch „... ist der Film gut und unterhaltsam“ lauten.
„Ach du Scheiße!“ – My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
10360Sondervorstellung
iHaveCNit: Girl Gang (2022) – Susanne Regina Meures – Rise and Shine Cinema
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 25.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr
In der Reihe „Schamlos Harmlos – Die Reihe für Queer-, Sex- und Subkultur“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es den von Susanne Regina Meures inszenierten Dokumentarfilm „Girl Gang“. Leider musste die Vorstellung selbst ohne ein Interview oder eine gefilmte Einführung der Regisseurin auskommen, so dass ein Fachgespräch am Ende leider nicht möglich gewesen ist. In „Girl Gang“ hat die Regisseurin die zu Beginn der Dokumentation 14-jährige Leonie Balys und ihre Eltern ganze 4 Jahre begleitet. Leonie ist als „leoobalys“ in den sozialen Netzwerken bekannt und als Influencerin für ihre Generation ein Idol und „Star“. Der Film liefert einen sehr intimen, auch teils sehr harten und tragischen und auch kritischen Blick in das Leben von Leonie, die in jungen Jahren inmitten des Drucks, der von ihren Eltern, ihren Followern und auch von Werbepartnern gefangen ist und trotz ihrer enormen Reichweite und des doch schon größeren Reichtums in ihrer Körpersprache sehr viel von Traurigkeit, Leere und Einsamkeit herauslesen lässt. Demgegenüber stellt die Regisseurin auch Melanie vor, eine Followerin von Leonie aus Bad Tölz und welchen durchaus auch erschreckenden, toxischen Einfluss die parasoziale Nähe von Influencern zu ihren Followern haben kann und dass beide Seiten dadurch eigentlich nur traurig, leer und einsam zurückgelassen werden.
„Girl Gang“ - My First Look – Ohne Wertung
iHaveCNit: Girl Gang (2022) – Susanne Regina Meures – Rise and Shine Cinema
Deutscher Kinostart: 20.10.2022
gesehen am 25.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr
In der Reihe „Schamlos Harmlos – Die Reihe für Queer-, Sex- und Subkultur“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es den von Susanne Regina Meures inszenierten Dokumentarfilm „Girl Gang“. Leider musste die Vorstellung selbst ohne ein Interview oder eine gefilmte Einführung der Regisseurin auskommen, so dass ein Fachgespräch am Ende leider nicht möglich gewesen ist. In „Girl Gang“ hat die Regisseurin die zu Beginn der Dokumentation 14-jährige Leonie Balys und ihre Eltern ganze 4 Jahre begleitet. Leonie ist als „leoobalys“ in den sozialen Netzwerken bekannt und als Influencerin für ihre Generation ein Idol und „Star“. Der Film liefert einen sehr intimen, auch teils sehr harten und tragischen und auch kritischen Blick in das Leben von Leonie, die in jungen Jahren inmitten des Drucks, der von ihren Eltern, ihren Followern und auch von Werbepartnern gefangen ist und trotz ihrer enormen Reichweite und des doch schon größeren Reichtums in ihrer Körpersprache sehr viel von Traurigkeit, Leere und Einsamkeit herauslesen lässt. Demgegenüber stellt die Regisseurin auch Melanie vor, eine Followerin von Leonie aus Bad Tölz und welchen durchaus auch erschreckenden, toxischen Einfluss die parasoziale Nähe von Influencern zu ihren Followern haben kann und dass beide Seiten dadurch eigentlich nur traurig, leer und einsam zurückgelassen werden.
„Girl Gang“ - My First Look – Ohne Wertung
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Re: Zuletzt gesehener Film
10361Das schwarze Quadrat
Ein Forumskollege hatte diesen Film immerhin in seinen Top 25 des Jahres 2021, Filmstarts vergibt satte 4,0 von 5 Sternen, eine deutsche Gaunerkomödie, was soll da schon schiefgehen? Natürlich alles.
Marcel Reich-Ranicki sagte einmal: Ich lache gerne, aber nicht unter meinem Niveau. Daran musste ich gestern denken, als ich mich fragte, ob der Film das Problem ist oder ob ich es bin. Habe ich das Lachen verlernt, die Fähigkeit, mal loszulassen, einfach unkomplizierten Spaß zu haben? Nein, die Wahrheit ist, dass dieser Film auf allen Ebenen so erbärmlich ist, dass es über ein gelegentliches, anfänglich noch wohlwollendes Schnauben nicht hinausging. Denn hier stimmt buchstäblich nichts, gar nichts. Nicht die Dialoge, nicht das Tempo, nicht das Timing. Ein verkrampfter deutscher Film, wie ihn selbst ein Detlev Buck kaum schlechter drehen könnte. Von der ersten Einstellung an ist klar, dass hier wieder mal die üblichen Knallchargen am Werk sind, die in jeder Sekunde bemüht sind, ein Feuerwerk an Gags zu zünden, aber nur Rohrkrepierer am Fließband produzieren. Selbst Szenen, die Potential hätten (etwa der Showdown auf der Zauberbühne), gehen einfach nur fürchterlich in die Hose. Unglaubwürdige Schauspieler inklusive der renommierten Sandra Hüller, die ich einfach nicht mag, affiger Slapstick, nicht nachvollziehbare Drehbuchentscheidungen, gespickt mit völlig deplatzierten Gewaltausbrüchen - hier ist die deutsche Komödie mal wieder am Tiefpunkt angelangt.
Ad Astra
Eure jüngsten Diskussionen haben mich neugierig gemacht. Ich mag ja das SciFi-Genre sehr, gerne auch in seiner etwas anspruchsvolleren Variante, also eher "Interstellar" oder "Sunshine" als "Star Trek Discovery". Und so wundert es auch nicht, dass ich mit "Ad Astra" sehr viel anfangen konnte. Da gibt es visuell wirklich faszinierende Momente, sie wurden bereits aufgezählt, auch die Aufnahmen vom Neptun fand ich überwältigend. Brad Pitt sehe ich ohnehin immer gerne, überrascht war ich allerdings, dass Donald Sutherland noch lebt, der war doch schon bei "Space Cowboys" (2001) uralt. Die Auflösung des Vater-Sohn-Konflikts bzw. der Gefährdung (inwiefern und wodurch genau ist das ganze Universum bedroht und wer ist dafür verantwortlich) hat vielleicht nicht vollständig überzeugt, das schien mir etwas überhastet entworfen. Davon abgesehen ein rundes Vergnügen.
Ein Forumskollege hatte diesen Film immerhin in seinen Top 25 des Jahres 2021, Filmstarts vergibt satte 4,0 von 5 Sternen, eine deutsche Gaunerkomödie, was soll da schon schiefgehen? Natürlich alles.
Marcel Reich-Ranicki sagte einmal: Ich lache gerne, aber nicht unter meinem Niveau. Daran musste ich gestern denken, als ich mich fragte, ob der Film das Problem ist oder ob ich es bin. Habe ich das Lachen verlernt, die Fähigkeit, mal loszulassen, einfach unkomplizierten Spaß zu haben? Nein, die Wahrheit ist, dass dieser Film auf allen Ebenen so erbärmlich ist, dass es über ein gelegentliches, anfänglich noch wohlwollendes Schnauben nicht hinausging. Denn hier stimmt buchstäblich nichts, gar nichts. Nicht die Dialoge, nicht das Tempo, nicht das Timing. Ein verkrampfter deutscher Film, wie ihn selbst ein Detlev Buck kaum schlechter drehen könnte. Von der ersten Einstellung an ist klar, dass hier wieder mal die üblichen Knallchargen am Werk sind, die in jeder Sekunde bemüht sind, ein Feuerwerk an Gags zu zünden, aber nur Rohrkrepierer am Fließband produzieren. Selbst Szenen, die Potential hätten (etwa der Showdown auf der Zauberbühne), gehen einfach nur fürchterlich in die Hose. Unglaubwürdige Schauspieler inklusive der renommierten Sandra Hüller, die ich einfach nicht mag, affiger Slapstick, nicht nachvollziehbare Drehbuchentscheidungen, gespickt mit völlig deplatzierten Gewaltausbrüchen - hier ist die deutsche Komödie mal wieder am Tiefpunkt angelangt.
Ad Astra
Eure jüngsten Diskussionen haben mich neugierig gemacht. Ich mag ja das SciFi-Genre sehr, gerne auch in seiner etwas anspruchsvolleren Variante, also eher "Interstellar" oder "Sunshine" als "Star Trek Discovery". Und so wundert es auch nicht, dass ich mit "Ad Astra" sehr viel anfangen konnte. Da gibt es visuell wirklich faszinierende Momente, sie wurden bereits aufgezählt, auch die Aufnahmen vom Neptun fand ich überwältigend. Brad Pitt sehe ich ohnehin immer gerne, überrascht war ich allerdings, dass Donald Sutherland noch lebt, der war doch schon bei "Space Cowboys" (2001) uralt. Die Auflösung des Vater-Sohn-Konflikts bzw. der Gefährdung (inwiefern und wodurch genau ist das ganze Universum bedroht und wer ist dafür verantwortlich) hat vielleicht nicht vollständig überzeugt, das schien mir etwas überhastet entworfen. Davon abgesehen ein rundes Vergnügen.
Zuletzt geändert von ollistone am 26. Oktober 2022 14:42, insgesamt 2-mal geändert.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
Re: Zuletzt gesehener Film
10362Zu Donalds Ehrenrettung sei gesagt, dass er in Clints Weltallausflug auch bewusst älter dargestellt wurde, als er es im echten Leben mit seinen damals gerade mal 64 Jahren war (u.a. durch falsche 3. Zähne und falsche Halbglatze).ollistone hat geschrieben: 26. Oktober 2022 10:11 überrascht war ich allerdings, dass Donald Sutherland noch lebt, der war doch schon bei "Space Cowboys" (2001) uralt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Zuletzt gesehener Film
10363iHaveCNit: Bros (2022) – Nicholas Stoller – Universal
Deutscher Kinostart: 27.10.2022
gesehen am 28.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 20:00 Uhr
Mich haben in den letzten Jahren auch durchaus immer mal Filme begeistern können, die die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern zum Gegenstand hat, meistens im eher nischigen Arthouse-Sektor durch großartige Filme wie Xavier Dolans „Matthias & Maxime“ sowie Luca Guadagninos „Call Me By Your Name“. Doch im Bereich klassischer Rom-Coms ist die Repräsentation noch etwas ausbaufähig. „Bros“ von Nicholas Stollas schickt sich an, das zu ändern. „Bros“ hat mich begeistern können, auch wenn der Blick in die USA verrät, dass der finanzielle Erfolg leider ausbleibt und vorwiegend der traditionell-konservative, rechte Teil des Landes natürlich seine Probleme mit „Bros“ hat.
Bobby Leiber ist schwul, Podcaster, Aktivist und Museumsleiter eines Museums für die Geschichte der LGBTQ+-Geschichte. Doch nicht nur das. Mit mittlerweile 40 Jahren betrachtet er sich als emotional unfähig zu Bindungen. Bis er eines Abends im Club auf den gut aussehenden Aaron trifft, der ebenfalls seine Probleme mit Bindungen zu haben scheint. Eine Begegnung, die das Leben beider Männer ändern und auf die Probe stellen wird.
„Bros“ ist eine nach den klassischen, klischeehaften Regeln gestrickte Rom-Com geworden, die auch zeigt, dass es bei gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität eben ähnliche Herausforderungen gemeistert werden müssen wie im üblichen heteronormativen Sinne klassischer Rom-Coms im Sinne „Boy meets Girl“. Das Interessante an Bros ist, dass er durchaus stellenweise in sich selbst ein Meta-Kommentar auf sich selbst ist. Am Drehbuch war auch Hauptdarsteller Billy Eichner beteiligt, der auch wie sein Co-Darsteller Luke McFarlane selbst homosexuell ist und damit im Film einen feinen, aus seiner Perspektive leicht authentischen Blick auf das Dating als Homosexueller liefert und mit welchen Herausforderungen und Klischees das Ganze verbunden ist. Natürlich liefert der Film auch einen leichten Blick in die Szene selbst und die Klischees und Widersprüche innerhalb von sowohl homosexuellen Männern als auch der LGBTQ+-Community, die aber weder aufklärend und belehrend in den Film integriert sind, sondern als in sich stimmiges Milieu etabliert werden, indem der Film spielt. Auch wenn nicht unbedingt jeder Gag des Films für mich gezündet hat und der Hauptprotagonist seine Sympathien erst erspielen muss, hatte ich meinen Spaß an „Bros“ und verstehe an der Stelle nicht, warum sich ausgerechnet ein traditionell-konservativer, rechter Teil der Gesellschaft durch einen solchen Film getriggert und angegriffen fühlt. Das ist kein Film für euch und was habt ihr für einen Anspruch an die Sexualität und sexuelle Identität anderer Personen ? Ich bin der Meinung, dass es hier konsequent um Koexistenz statt Konkurrenz gehen sollte und das nicht-heteronormative und heteronormative Beziehungen in unserer Welt und Gesellschaft gleichermaßen einen Platz verdient haben – und das auch auf der großen Leinwand des Kinos.
„Bros“ – My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 27.10.2022
gesehen am 28.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 20:00 Uhr
Mich haben in den letzten Jahren auch durchaus immer mal Filme begeistern können, die die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern zum Gegenstand hat, meistens im eher nischigen Arthouse-Sektor durch großartige Filme wie Xavier Dolans „Matthias & Maxime“ sowie Luca Guadagninos „Call Me By Your Name“. Doch im Bereich klassischer Rom-Coms ist die Repräsentation noch etwas ausbaufähig. „Bros“ von Nicholas Stollas schickt sich an, das zu ändern. „Bros“ hat mich begeistern können, auch wenn der Blick in die USA verrät, dass der finanzielle Erfolg leider ausbleibt und vorwiegend der traditionell-konservative, rechte Teil des Landes natürlich seine Probleme mit „Bros“ hat.
Bobby Leiber ist schwul, Podcaster, Aktivist und Museumsleiter eines Museums für die Geschichte der LGBTQ+-Geschichte. Doch nicht nur das. Mit mittlerweile 40 Jahren betrachtet er sich als emotional unfähig zu Bindungen. Bis er eines Abends im Club auf den gut aussehenden Aaron trifft, der ebenfalls seine Probleme mit Bindungen zu haben scheint. Eine Begegnung, die das Leben beider Männer ändern und auf die Probe stellen wird.
„Bros“ ist eine nach den klassischen, klischeehaften Regeln gestrickte Rom-Com geworden, die auch zeigt, dass es bei gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität eben ähnliche Herausforderungen gemeistert werden müssen wie im üblichen heteronormativen Sinne klassischer Rom-Coms im Sinne „Boy meets Girl“. Das Interessante an Bros ist, dass er durchaus stellenweise in sich selbst ein Meta-Kommentar auf sich selbst ist. Am Drehbuch war auch Hauptdarsteller Billy Eichner beteiligt, der auch wie sein Co-Darsteller Luke McFarlane selbst homosexuell ist und damit im Film einen feinen, aus seiner Perspektive leicht authentischen Blick auf das Dating als Homosexueller liefert und mit welchen Herausforderungen und Klischees das Ganze verbunden ist. Natürlich liefert der Film auch einen leichten Blick in die Szene selbst und die Klischees und Widersprüche innerhalb von sowohl homosexuellen Männern als auch der LGBTQ+-Community, die aber weder aufklärend und belehrend in den Film integriert sind, sondern als in sich stimmiges Milieu etabliert werden, indem der Film spielt. Auch wenn nicht unbedingt jeder Gag des Films für mich gezündet hat und der Hauptprotagonist seine Sympathien erst erspielen muss, hatte ich meinen Spaß an „Bros“ und verstehe an der Stelle nicht, warum sich ausgerechnet ein traditionell-konservativer, rechter Teil der Gesellschaft durch einen solchen Film getriggert und angegriffen fühlt. Das ist kein Film für euch und was habt ihr für einen Anspruch an die Sexualität und sexuelle Identität anderer Personen ? Ich bin der Meinung, dass es hier konsequent um Koexistenz statt Konkurrenz gehen sollte und das nicht-heteronormative und heteronormative Beziehungen in unserer Welt und Gesellschaft gleichermaßen einen Platz verdient haben – und das auch auf der großen Leinwand des Kinos.
„Bros“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
10364iHaveCNit
Spotlight-Sneak 02.11.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
Spotlight Sneak Nummer 19 des Jahres 2022 für mich !
Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1) / Triangle Of Sadness (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8) / November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Der Hinweis war folgender:
Das heutige Filmland haben wir traditionellerweise eher selten bei uns auf den Leinwänden präsent, was schade ist, kommen in den letzten Jahren vermehrt starke Geschichten und Produktionen von dort. Der heutige Überraschungsfilm geht für die geheimnisvolle Nation als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film ins Rennen. Für viele Sehnsuchtsort, mythendurchtränkt und definitiv touristisch immer eine Reise wert!
So manchmal kommt es auch vor, dass ich auf dem einen oder anderen Film schlafe und diesen auch nicht auf meinem Schirm habe. Das war dieses Mal der Fall. Der Film schafft es jedoch nicht ins reguläre Programm der Arthouse-Kinos und die Möglichkeiten nach dieser Sneak sind für mich eher rar gesät, womit diese Exklusiv-Vorstellung auch meine einzige Sichtung in den Kinos bleibt.
Die Auflösung:
In der gestrigen SPOTLIGHT-Sneak haben wir euch das isländische Sozialdrama BEAUTIFUL BEINGS von Guðmundur Arnar Guðmundsson gezeigt. Der Film ist isländischer Oscar-Kandidat von 2023 und startet bundesweit am 10.11. in den deutschen Kinos.
Bisher ist leider kein regulärer Start in den Arthouse Kinos Frankfurt geplant, daher handelte es sich bei der gestrigen Vorstellung um eine exklusive Frankfurt-Premiere. In einem isländischen Küstenstädtchen wird ein in der Schule brutal gemobbter 14-jähriger Junge von drei Gleichaltrigen zunächst fast widerwillig in ihrer Gang aufgenommen. In einem von schwerer Gewalt, Aggression und Verwahrlosung bestimmten Alltag erleben die neuen Freunde zusammen Abenteuer und Katastrophen, bei denen ihr enger Zusammenhalt der einzige Lichtblick ist.
Eure Bewertung = 2,0
Note 1 = 36x
Note 2 = 22x
Note 3 = 11x
Note 4 = 9x
Note 5 = 0x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder am 16.11. in der Harmonie statt. Wir freuen uns auf euch.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
Beautiful Beings (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Ich habe eine 2 vergeben – nach reiflicher Überlegung jedoch könnte das zu niedrig gewesen sein, da ich ihn punktemäßig bei 9/10 sehe.
Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):
1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8) / Beautiful Beings (9)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)
iHaveCNit: Beautiful Beings (2022) – Gudmundur Arnar Gudmondson – Salzgeber
Deutscher Kinostart: 10.11.2022
gesehen am 02.11.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
So manches Mal kommt es vor, dass auch ich einen Film nicht auf dem Schirm habe und im Rahmen einer Sneak überrascht werde – und das sogar auf sehr positiver Linie. Einer dieser Filme ist der isländische Kandidat für den Oscar in der Kategorie „Best International Feature Film“, der in Island unter „Berdreymi“ bekannt ist und international „Beautiful Beings“ heißt.
Der junge, etwas schmächtige Balli führt ein verwahrlostes, von Armut betroffenes Leben in den Vororten von Reykjavik. Seine Mutter ist drogenabhängig, seine ältere Schwester ist von zu Hause abgehauen und der Vater sitzt eine Haftstrafe ab, so dass Balli seine Tage allein verbringt und sowohl in der Schule als auch in der Freizeit brutal gemobbt und dabei sogar schwer verletzt wird. Bis er auf den jungen Addi trifft, der ihn entgegen den Willen seiner Kumpel Siggi und Konni in die Clique aufnimmt. Aus der langsam entstehenden Freundschaft scheint Balli endlich etwas Mut, Kraft und Hoffnung zu schöpfen, auch wenn sich die Clique in einem Strudel der Gewalt befindet, bis zu einer Entscheidung und entsprechenden Konsequenzen.
Mir gefallen Filme aus dem nördlichen Bereich Europas und auch Filme der Sorte „Milieustudie“, „Coming-Of-Age“ und „Sozialdrama“ gehören auf jeden Fall dazu.“Beautiful Beings“ ist wie bereits erläutert in den Vororten der isländischen Landeshauptstadt Reykjavik verortet und betrachtet dort vor allem die eher verwahrloste, von Armut betroffene und in prekären Verhältnissen lebende und gewaltbereite Jugend inmitten dieses sehr tristen, harten und hoffnungslosen Lebens. So mitfühlend ich am Ende für den jungen Balli bin – gerade weil ich in jungen Jahren auch in Ansätzen ähnliche Probleme hatte – so schön auch die Geschichte über Freundschaft und die wichtigen Erfahrungen und Herausforderungen im Heranwachsen von Jugendlichen ist – so hart und trist ist der Film dann auch, wenn die Gewalt ihren Platz einnimmt und dann auch die ein oder andere sehr harte Szene liefert. Interessant finde ich aus metaphorischer Sicht auch die Einbindung von feinen mysteriösen Elementen und kleineren befremdlich wirkenden visuellen Spielereien, die so passend ausgewogen sind, dass sie sich nicht wie ein unpassender Fremdkörper anfühlen. Schön, dass ich diesen Film im Kino sehen konnte.
„Beautiful Beings“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Spotlight-Sneak 02.11.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
Spotlight Sneak Nummer 19 des Jahres 2022 für mich !
Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1) / Triangle Of Sadness (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5) / Die Magnetischen (2,5) / Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7) / Mona Lisa and the Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8) / November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9) / Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Der Hinweis war folgender:
Das heutige Filmland haben wir traditionellerweise eher selten bei uns auf den Leinwänden präsent, was schade ist, kommen in den letzten Jahren vermehrt starke Geschichten und Produktionen von dort. Der heutige Überraschungsfilm geht für die geheimnisvolle Nation als Beitrag für die Oscarverleihung 2023 als bester Internationaler Film ins Rennen. Für viele Sehnsuchtsort, mythendurchtränkt und definitiv touristisch immer eine Reise wert!
So manchmal kommt es auch vor, dass ich auf dem einen oder anderen Film schlafe und diesen auch nicht auf meinem Schirm habe. Das war dieses Mal der Fall. Der Film schafft es jedoch nicht ins reguläre Programm der Arthouse-Kinos und die Möglichkeiten nach dieser Sneak sind für mich eher rar gesät, womit diese Exklusiv-Vorstellung auch meine einzige Sichtung in den Kinos bleibt.
Die Auflösung:
In der gestrigen SPOTLIGHT-Sneak haben wir euch das isländische Sozialdrama BEAUTIFUL BEINGS von Guðmundur Arnar Guðmundsson gezeigt. Der Film ist isländischer Oscar-Kandidat von 2023 und startet bundesweit am 10.11. in den deutschen Kinos.
Bisher ist leider kein regulärer Start in den Arthouse Kinos Frankfurt geplant, daher handelte es sich bei der gestrigen Vorstellung um eine exklusive Frankfurt-Premiere. In einem isländischen Küstenstädtchen wird ein in der Schule brutal gemobbter 14-jähriger Junge von drei Gleichaltrigen zunächst fast widerwillig in ihrer Gang aufgenommen. In einem von schwerer Gewalt, Aggression und Verwahrlosung bestimmten Alltag erleben die neuen Freunde zusammen Abenteuer und Katastrophen, bei denen ihr enger Zusammenhalt der einzige Lichtblick ist.
Eure Bewertung = 2,0
Note 1 = 36x
Note 2 = 22x
Note 3 = 11x
Note 4 = 9x
Note 5 = 0x
Note 6 = 1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder am 16.11. in der Harmonie statt. Wir freuen uns auf euch.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
Beautiful Beings (2,0)
3. Triangle Of Sadness (2,1)
One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
Peter von Kant (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
Mona Lisa And The Blood Moon (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
November (2,8)
9. Der Gesang der Flusskrebse (2,9)
Das Glücksrad (2,9)
10. France (3,4)
11. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Ich habe eine 2 vergeben – nach reiflicher Überlegung jedoch könnte das zu niedrig gewesen sein, da ich ihn punktemäßig bei 9/10 sehe.
Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):
1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) / Triangle Of Sadness (10)
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8) / Der Gesang der Flusskrebse (6) / Peter von Kant (8) / Mona Lisa And The Blood Moon (8) / Beautiful Beings (9)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)
iHaveCNit: Beautiful Beings (2022) – Gudmundur Arnar Gudmondson – Salzgeber
Deutscher Kinostart: 10.11.2022
gesehen am 02.11.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
So manches Mal kommt es vor, dass auch ich einen Film nicht auf dem Schirm habe und im Rahmen einer Sneak überrascht werde – und das sogar auf sehr positiver Linie. Einer dieser Filme ist der isländische Kandidat für den Oscar in der Kategorie „Best International Feature Film“, der in Island unter „Berdreymi“ bekannt ist und international „Beautiful Beings“ heißt.
Der junge, etwas schmächtige Balli führt ein verwahrlostes, von Armut betroffenes Leben in den Vororten von Reykjavik. Seine Mutter ist drogenabhängig, seine ältere Schwester ist von zu Hause abgehauen und der Vater sitzt eine Haftstrafe ab, so dass Balli seine Tage allein verbringt und sowohl in der Schule als auch in der Freizeit brutal gemobbt und dabei sogar schwer verletzt wird. Bis er auf den jungen Addi trifft, der ihn entgegen den Willen seiner Kumpel Siggi und Konni in die Clique aufnimmt. Aus der langsam entstehenden Freundschaft scheint Balli endlich etwas Mut, Kraft und Hoffnung zu schöpfen, auch wenn sich die Clique in einem Strudel der Gewalt befindet, bis zu einer Entscheidung und entsprechenden Konsequenzen.
Mir gefallen Filme aus dem nördlichen Bereich Europas und auch Filme der Sorte „Milieustudie“, „Coming-Of-Age“ und „Sozialdrama“ gehören auf jeden Fall dazu.“Beautiful Beings“ ist wie bereits erläutert in den Vororten der isländischen Landeshauptstadt Reykjavik verortet und betrachtet dort vor allem die eher verwahrloste, von Armut betroffene und in prekären Verhältnissen lebende und gewaltbereite Jugend inmitten dieses sehr tristen, harten und hoffnungslosen Lebens. So mitfühlend ich am Ende für den jungen Balli bin – gerade weil ich in jungen Jahren auch in Ansätzen ähnliche Probleme hatte – so schön auch die Geschichte über Freundschaft und die wichtigen Erfahrungen und Herausforderungen im Heranwachsen von Jugendlichen ist – so hart und trist ist der Film dann auch, wenn die Gewalt ihren Platz einnimmt und dann auch die ein oder andere sehr harte Szene liefert. Interessant finde ich aus metaphorischer Sicht auch die Einbindung von feinen mysteriösen Elementen und kleineren befremdlich wirkenden visuellen Spielereien, die so passend ausgewogen sind, dass sie sich nicht wie ein unpassender Fremdkörper anfühlen. Schön, dass ich diesen Film im Kino sehen konnte.
„Beautiful Beings“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 6. November 2022 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10365The Nice Guys (2016)
Sehr kurzweiliger, amüsanter Thriller mit deutlichem komödiantischem Anteil. Der Humor ist zu keiner Sekunde deplatziert und fügt sich stimmig in die Handlung ein. Es wirkt im Vergleich zu anderen Filmen nicht erzwungen und passt perfekt. Gerade die Szene im Aufzug ist grandios
Der Soundtrack passt (ich gebe zu ich habe eine Schwäche für 70s Rock ˋn Pop) und Ryan Gosling und Russell Corwe bilden ein klasse Duo.
Einziger Kritikpunkt ist, dass die Action nichts außergewöhnliches ist und nicht immer die Handlung weiterbringt.
7,5/10
The Batman (2022)
Anfang des Jahres mal im Kino gesehen. Das Seherlebnis wurde leider getrübt durch extrem schlechte Akustik, weshalb man das gesprochene Wort nicht verstehen konnte und sich extrem konzentrieren musste um überhaupt etwas zu verstehen.
Also jetzt im Angebot auf 4K bestellt und in Ruhe daheim angeschaut (mit guter Akustik ).
Für mich ist der Film eine durchaus gelungene Neuinterpretation der Figur Batman und des Charakters Bruce Wayne. Ich bin zwar auch Fan der Dark-Knight-Trilogie, die mir aber immer zu perfekt und auf Hochglanz poliert erschien und bei der das gewisse Etwas fehlte. Dieses Etwas hat der 2022er Film. Nicht zu viel Bombast, wenige, aber sehr gute Actionszenen, ein düsterer Look (der wie ich finde zu Gotham dazugehört, wie auch schon in den Tim Burton Filmen), ein minimalistischer, aber einprägsamer Soundtrack, tolle Charaktere, Detektivarbeit,….
Und trotz der fast 3 Stunden Laufzeit keine Minute zu lang.
Lediglich der finale Showdown mit Riddlers Anhängern kann nicht 100%ig überzeugen. Ansonsten ein perfekter Film.
9,5/10
Sehr kurzweiliger, amüsanter Thriller mit deutlichem komödiantischem Anteil. Der Humor ist zu keiner Sekunde deplatziert und fügt sich stimmig in die Handlung ein. Es wirkt im Vergleich zu anderen Filmen nicht erzwungen und passt perfekt. Gerade die Szene im Aufzug ist grandios
Der Soundtrack passt (ich gebe zu ich habe eine Schwäche für 70s Rock ˋn Pop) und Ryan Gosling und Russell Corwe bilden ein klasse Duo.
Einziger Kritikpunkt ist, dass die Action nichts außergewöhnliches ist und nicht immer die Handlung weiterbringt.
7,5/10
The Batman (2022)
Anfang des Jahres mal im Kino gesehen. Das Seherlebnis wurde leider getrübt durch extrem schlechte Akustik, weshalb man das gesprochene Wort nicht verstehen konnte und sich extrem konzentrieren musste um überhaupt etwas zu verstehen.
Also jetzt im Angebot auf 4K bestellt und in Ruhe daheim angeschaut (mit guter Akustik ).
Für mich ist der Film eine durchaus gelungene Neuinterpretation der Figur Batman und des Charakters Bruce Wayne. Ich bin zwar auch Fan der Dark-Knight-Trilogie, die mir aber immer zu perfekt und auf Hochglanz poliert erschien und bei der das gewisse Etwas fehlte. Dieses Etwas hat der 2022er Film. Nicht zu viel Bombast, wenige, aber sehr gute Actionszenen, ein düsterer Look (der wie ich finde zu Gotham dazugehört, wie auch schon in den Tim Burton Filmen), ein minimalistischer, aber einprägsamer Soundtrack, tolle Charaktere, Detektivarbeit,….
Und trotz der fast 3 Stunden Laufzeit keine Minute zu lang.
Lediglich der finale Showdown mit Riddlers Anhängern kann nicht 100%ig überzeugen. Ansonsten ein perfekter Film.
9,5/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."
"No, I'm just looking."