Re: Zuletzt gesehener Film

10336
iHaveCNit: The Woman King (2022) – Gina Prince-Bythewood – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 06.10.2022
gesehen am 06.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 15 – 20:25 Uhr


Das aktuelle Wochenende bietet im Kino einen interessanten historischen Einblick in die afrikanische Geschichte mit „The Woman King“ von Gina Prince-Bythewood mit einer Viola Davis in der Hauptrolle, der sicherlich bei der kommenden Award-Saison eine Rolle spielen könnte. Vom aktuellen Trend Hollywoods würde das passen, für mich gibt es aber durchaus bereits bessere Alternativen gibt. Das schmälert aber keineswegs, wie interessant und gut ich „The Woman King“ selbst fand.

Im westafrikanischen Königreich Dahomey regiert der eher diplomatisch orientiert König Ghezo. Den Schutz des Königreiches übernehmen neben weiteren Kriegerstämmen auch der Kriegerinnenstamm der Agojie unter der Führung von Nanisca. Nanisca ist vom diplomatischen Kurs Ghezos in Zeiten der Kolonialisierung wenig überzeugt, vor allem, da die portugisieschen Sklavenhändler gemeinsame Sache mit dem gegnerischen Oji-Stamm machen. Gemeinsam mit ihren Kriegerinnen bereitet sie sich auf die Schlacht vor. Ohne zu wissen, dass sie sich durch die Schlacht und die neuen Rekruten auch mit ihrer persönlichen Vergangenheit auseinandersetzen muss.

„The Woman King“ ist ein interessantes, historisches, Actiondrama geworden, bei dem mich durchaus die Ausstattung von Sets, Kostümen und auch weiteren Kleinigkeiten überzeugen konnte. Die Geschichte beziehungsweise der historische Hintergrund, der dem Film zugrunde liegt, war mir bisher noch nicht bekannt und der Einblick in sowohl die Zeit als auch die Thematik hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es durchaus seine Zeit gebraucht hat, bis ich in den Film reingefunden und mich emotional auf den Film einstellen konnte. Der Film ist natürlich für Viola Davis Material für ihren 2. Oscar nach ihrem Supporting Actress-Oscar für „Fences“ im Jahre 2017, denn die emotionale Reise, die sie in diesem Film durchmachen darf ist durchaus auch perfekt auf ihr Schauspiel zugeschnitten. Die emotionale Reise von ihr hat mir sehr gut gefallen. Im weiteren Ensemble sehen wir auch Lashana Lynch, die nach Bond und Marvel erneut in einer weiteren actionlastigen Rolle zu sehen ist. Als weiteres aus dem Ensemble hat mir auch Thuso Mbedu als Nawi sehr gut gefallen und ihre Bindung zu Lynchs Izogie sowie Davis´ Nanisca. Bei der Ausarbeitung der männlichen Seite des Films war mir das aber zu oberflächlich und zu klischeehaft und hat auch auf der Antagonistenseite für eher wenig echte Bedrohung gesorgt. Ob das der aktivistischen Intention des Films zuträglich ist, will ich an dieser Stelle nicht beurteilen.

„The Woman King“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10337
iHaveCNit: Im Westen Nichts Neues (2022) – Edward Berger – Netflix
Deutscher Kinostart: 29.09.2022 / Netflix-Start: 28.10.2022
gesehen am 07.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 20:30 Uhr


Für mich ist es mittlerweile Pflichtprogramm geworden, den deutschen Oscarbeitrag zu sichten. Hier hat es sich Deutschland bei einem interessanten Teilnehmerfeld dann doch sehr einfach gemacht. In Zeiten, in denen Streaming-Angebote mittlerweile auch bei den Oscars zugelassen sind und auch in den letzten Jahren Antikriegsdramen wie „Dunkirk“ und „1917“ ihren Platz bei den Oscars gefunden haben, ist es natürlich eine sehr einfache und sichere Wahl, die deutsche Netflix-Produktion „Im Westen Nichts Neues“ zu nominieren, die nicht nur eine Neuverfilmung des Oscarpreisträgers „All Quiet On The Western Front“ von 1930, sondern auch die erste deutschsprachige Verfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque ist. Vorweg gesagt – den Film aus 1930 habe ich durch den Bestandteil des Geschichtsunterrichts damals nur noch sehr bruchstück- und schemenhaft in Erinnerung und auch Remarques Roman hat bis jetzt noch nicht den Weg zu mir gefunden, womit ich die aktuelle Verfilmung relativ unvoreingenommen bewerte.

Es ist 1917, wir befinden uns im 3. Kriegsjahr des ersten Weltkrieges. Angetrieben von Stolz, Ehrgeiz und der sehr effektiven Propaganda des deutschen Kaiserreichs melden sich der junge Schüler Paul Bäumer und seine Klassenkameraden Albert, Frantz und Ludwig freiwillig zum Dienst an der Front – ohne zu ahnen, was für ein Schrecken und Sadismus sie an der Westfront erwarten wird.

Mir hat „Im Westen Nichts Neues“ gut gefallen. Da sich in den letzten Jahren auch Filme wie die oben bereits genannten „1917“ und „Dunkirk“ in meinen Bestenlisten befunden haben, ist „Im Westen Nichts Neues“ eine sichere Bank. Der Film ist unfassbar gut ausgestattet und sieht auch visuell und handwerklich bis auf wenige eher befremdlich wirkende visuelle Effekte unfassbar gut aus. Gerade aus aktueller Sicht kann man den Film als deutschen Bruder im Geiste von Sam Mendes „1917“ sehen, zwar ohne die durchgehende Plansequenz eines von mir sehr geschätzten Roger Deakins, dafür aber mit einem ähnlich immersiven Erlebnis des Schreckens an der Front und den sich dort abspielenden, fast nihilistischen Grabenkämpfen, die in einer Gewalt und Brutalität dargestellt werden, so dass es auch an Spielbergs „Saving Private Ryan“ erinnern kann. Eingebettet ist der Film in einen sehr minimalistischen und zeitgleich befremdlichen als auch bedrohlichen, brutalen Score. Der junge Felix Kammerer macht eine großartige Figur in seiner ersten großen Hauptrolle und an seiner Seite hat mich vor allem mal wieder Albrecht Schuch in der Rolle des Stanislaus Katczinsky begeistert, da Schuch für mich in den letzten Jahren einer der aufregendsten deutschen Charakterdarsteller und einer meiner Lieblingsdarsteller geworden ist. Jedoch wird die immersive Erfahrung des Films immer wieder punktuell gebrochen. Das ergibt durchaus Sinn um etwas Luft zu holen, aber die Verhandlungen und die Politik im Hintergrund, so sehr sie die Sinnlosigkeit der gesamten Situation unterstreichen mögen, wirken ein wenig wie ein leichter Fremdkörper im Film. Trotz allem hat mir der Film gut gefallen und ich habe ihn mir trotz seiner Veröffentlichung auf Netflix auf dem doch weitaus besseren Medium angesehen – einer großen Kinoleinwand mit dem starken Kinosound.

„Im Westen Nichts Neues“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10338
Hard Powder (2019)
Etwas eigenwilliger Action-/Krimifilm, der zu keiner Zeit weiß, was er überhaupt sein möchte. Wer einen Film wie 96 Hours erwartet wird enttäuscht werden. Das Hauptmotiv des Antagonisten ist zwar klar, aber seine Handlungsgründe im Laufe des Films nicht immer.
Insgesamt weder Fisch noch Fleisch. Für nen entspannten Abend auf der Couch geeignet, aber einmal schauen reicht.
Zudem hat der Film eines der unlogischsten, unsinnigsten und gewollt (aber nicht erreicht) komischsten Enden, die ich bisher in einem Film gesehen habe. Totaler Humbug.

3,5/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

10339
eine verhängnisvolle Affäre
Na ja. der Film soll Kultstatus haben, aber ich kann das kaum nachvollziehen. Alle Charakteren erscheinen nur schablonenhaft. Die Szenen einfach ideenlos aneinandergereiht (..vorgetäuschte Schwangerschaft, Kidnapping, Unfall der braven Mutti, Beichte, House Invasio Finale...) . Alles erscheint einfach zu konstruiert: da der brave Familiendaddy mit Musterfrau und Mustersohn, da der Sündenfall mit der falschen Eva; ohne verwobene Interaktionen sondern nur platte Konfrontationen.
Einmal gesehen lohnt sich, aber dann good bye!
6/10 Seitensprünge
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

10340
Patrice hat geschrieben: 8. Oktober 2022 22:47 Hard Powder (2019)
Etwas eigenwilliger Action-/Krimifilm, der zu keiner Zeit weiß, was er überhaupt sein möchte. Wer einen Film wie 96 Hours erwartet wird enttäuscht werden. Das Hauptmotiv des Antagonisten ist zwar klar, aber seine Handlungsgründe im Laufe des Films nicht immer.
Insgesamt weder Fisch noch Fleisch. Für nen entspannten Abend auf der Couch geeignet, aber einmal schauen reicht.
Zudem hat der Film eines der unlogischsten, unsinnigsten und gewollt (aber nicht erreicht) komischsten Enden, die ich bisher in einem Film gesehen habe. Totaler Humbug.
Och, mir hat der ganz gut gefallen. Genauer:

Liam pflügt auch Schnee

„So lange mich die Leute in solchen Rollen sehen wollen, mache ich weiter", gesagt, getan. Liam Neeson wird auf seine alten Tage zu einem regelrechten Action-Malocher. In heimeliger Charles-Bronson-Gedächtnis-Manier geht er auf seine alljährliche Rachetour und zeigt sich dabei wenig kompromissfreudig. Frei nach Mario Cobrettis Mantra „Crime is a disease and I´m the cure" sorgt er auf betont altmodische Art für Gerechtigkeit, soll heißen, das oft dazu im Gegensatz stehende Recht spielt dabei bestenfalls eine Nebenrolle. In den Ohren des puristischen Actionfans ist das natürlich Rockmusik, schließlich waren die Großtaten der alten Recken Arnold und Sly auch nicht unbedingt von Deeskalationsstrategien oder dem Vertrauen in staatliche Autoritäten geprägt.

Diesmal verschlägt es den rüstigen Iren in die verschneiten Rockys. In dem Skiresort-Nest Kehoe ist der wortkarge Schneepflugfahrer Nels Coxman (Neeson) gerade zum Bürger des Jahres gewählt worden, weil er immer so schön die Zufahrtsstraßen von den weißen Massen befreit und so den Geldstrom zuverlässig am Laufen hält. Sein privates und berufliches Idyll wird allerdings jäh zerstört, als Drogenboss Viking (Tom Bateman) seinen Sohn ermorden lässt. Der bis dato gänzliche unbescholtene Coxman mutiert daraufhin zum Winter-Punisher und nimmt sich Vikings Organisation nach dem bewährten Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip vor.

Klingt total formelhaft und abgenudelt? Vielleicht, aber erstens sorgt der selbst beim Kauen noch charismatische Neeson für den Gangster-Kahlschlag und zweitens ist „Hard Powder" von einem ganz speziellem Geist durchzogen: dem des skurrilen und tiefschwarzen Humors. In Vikings Truppe geben sich Dumpfbacken und spleenige Nerds die Klinke in die Hand und auch der Big Boss selbst hat ganz gehörig einen an der Klatsche. Der pedantische Fitness- und Ernährungsfanatiker terrorisiert tagtäglich Exfrau und Sprössling mit seinen Vorschriften, die dann von seinen Männern stets hintenrum und freudig torpediert werden. Mit dem ausgewiesenen Choleriker und Sadisten haben sie aber auch wirklich wenig zu lachen, zumal man nie so genau weiß, wen er als nächstes - bevorzugt unsanft - ins Jenseits zu befördern gedenkt. Aber auch Coxman ist durchaus erfinderisch im Dezimieren wie Entsorgen der Viking-Truppe und sorgt ganz nebenbei auch noch für einen eskalierenden Bandenkrieg zwischen zwei lange Zeit problemlos koexistierenden Drogen-Syndikaten.

„Hard Powder" ist das Remake des norwegischen Thrillers „Einer nach dem anderen" aus dem Jahre 2014. Und wer ein Faible für skandinavisches Crime-Kino hat, der schätzt auch den typisch lakonischen, sarkastischen und derben Ton dieser Filme. Natürlich hat die in den USA sowie im übrigen Europa meist kaum jemand gesehen, also verfilmt man sie einfach mit Zugpferden wie eben Liam Neeson neu. Kann man kritisieren, andererseits kommt so der Stoff eben dann doch noch zu breiteren Publikumsehren. Hans Petter Moland durfte also seinen Film ein zweites Mal drehen und dafür auch spürbar mehr Budget verpulvern. Immerhin blieben so der schwarze Humor und die satirischen Brüche erhalten, auch wenn vieles bei den Coens („Fargo"), Tarantino („Pulp Fiction") und nicht zuletzt Leone („Für eine Handvoll Dollar") geklaut scheint.

Besonders viel Spaß machen dann auch die kleinen Einschübe, Gags und Seitenhiebe. Köstlich ist z.B. Bad Boy-Urgestein William Forsythe ("Deadly Revenge"), der als süffisanter Stoiker sowohl seine japanische Domina-Gattin wie auch den aufbrausen Viking souverän zu handeln weiß. Dazu kommen noch tratschende Gangster, Giftpfeile in Richtung verlogener Political Correctness und militanter Gesundheitsphilosophie sowie ironische Brechungen diverser Mord- und Totschlagaktionen. Neeson stapft durch dieses groteske Szenario wie eine monolithische Urgewalt und sorgt so für den dringend benötigten Schuss Ernsthaftigkeit. Er kann also ruhig noch eine ganze Weile so weiter machen und die Leinwände von den bösen Buben dieser Welt säubern. Oder wie es ein anderes Action-Urgestein formulieren würde: „Er ist noch längst nicht zu alt für den Scheiß!"
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

10341
Killerˋs Bodyguard (2017)
Ein unterhaltsamer Actionfilm, der hauptsächlich durch die Szenen zwischen den Actionszenen glänzen kann. Der Nonnenbus war absolut grandios 😅.
Der Film braucht allerdings 20-30 Minuten, bis er in Schwung kommt und ist zudem 10-15 Minuten zu lang. Etwas weniger Laufzeit hätte ihm gut getan.
Die Actionszenen setzen hier keinen neuen Maßstab und gerade die erste (Angriff auf den Konvoi) und die Verfolgung des Boots in den Niederlanden haben etwas den Alarm für Cobra 11 Charme. Die letzte groß angelegte Szene zeigt wunderbar die mutwillige Demontage eines Ford C-Max 😂
Im Verlauf wurde oft erwähnt, dass es bei Interpol einen Maulwurf geben muss. Allerdings spielt dieser leider inhaltlich nach den ersten 20 Minuten keine große Relevanz und ist für den weiteren Handlungsverlauf irrelevant. Wofür also so deutlich drauf aufmerksam machen, aber dann nichts weiter mit der Figur machen? Leider verschwendetes Potenzial.
Visuell ist der Film an vielen Stellen sehr merkwürdig. Für mich sieht es oft nach Weichzeichner und teils deutlicher Überbelichtung aus.
Insgesamt ein netter Film, der leider hier und da seine Möglichkeiten verschenkt und unterm Strich eher Ware von der Stange ist. Ich bin dennoch auf den zweiten Teil gespannt.

5,5/10

P.S. Auch hier lohnt es sich mal wieder den Abspann abzuwarten 😉


„Gegen 60 Jahre extensiven Konsum von Mayonnaise kann ich gar nichts machen.“
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

10342
Ad Astra (2019)
Wir haben den Film zu zweit geguckt und wussten am Ende beide nicht was er sein sollte und wollte. Zwar immer sehr gute Effekte, gar keine Frage, aber sonst? Ich kann den guten Rezensionen ehrlich gesagt nicht zustimmen. In vielen Szenen wirkt der Film wie ein sehr günstig produzierter B-Movie (gerade die Szenen auf dem Mars) und das trotz eines Budgets von 90 Mio. $. Es ist zu viel an den Haaren herbeigezogen und die Entwicklungen von Jr. und Sr. passieren zu schnell und wirken 0% glaubwürdig. Action wird auch hier in 2 Szenen nur eingesetzt, um nicht gänzlich in Langeweile zu verfallen (Affen im Weltraum und Konflikt in der Rakete nach dem Abflug vom Mars in Richtung Missionsziel). Für mich einer der schwächsten Filme seit langem und eine Enttäuschung. Die Schauwerte/Effekte waren gut, der Rest nicht.

1/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

10343
Patrice hat geschrieben: 16. Oktober 2022 21:05 Ad Astra (2019)
….

1/10
Schade, dass dir der nicht gefallen hat 😧. Ich mag den sehr.

Sichtungen, chronologisch:

Olympus Has Fallen: leider geil 6,5/10

American Psycho: gut gespielt, aber mehr erwartet (von der Story) 6/10

London Has Fallen: leider geiler 7,5/10 😎
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

10344
Revoked hat geschrieben: 17. Oktober 2022 10:14 American Psycho: gut gespielt, aber mehr erwartet (von der Story) 6/10
Ein persönlicher Hassfilm meinerseits. Die Gesellschaftskritik darin ist so wahnsinnig dumm und oberflächlich und die Regie uninspiriert, langweilig. Christian Bale spielt das vernünfitg, keine Frage, aber ich würde mich da nie wieder durchquälen (und habe es schon beim ersten Mal nur über zwei Abende verteilt überhaupt leidlich ertragen).
Patrice hat geschrieben: 16. Oktober 2022 21:05 Ad Astra (2019)
Wir haben den Film zu zweit geguckt und wussten am Ende beide nicht was er sein sollte und wollte. Zwar immer sehr gute Effekte, gar keine Frage, aber sonst? Ich kann den guten Rezensionen ehrlich gesagt nicht zustimmen. In vielen Szenen wirkt der Film wie ein sehr günstig produzierter B-Movie (gerade die Szenen auf dem Mars) und das trotz eines Budgets von 90 Mio. $. Es ist zu viel an den Haaren herbeigezogen und die Entwicklungen von Jr. und Sr. passieren zu schnell und wirken 0% glaubwürdig. Action wird auch hier in 2 Szenen nur eingesetzt, um nicht gänzlich in Langeweile zu verfallen (Affen im Weltraum und Konflikt in der Rakete nach dem Abflug vom Mars in Richtung Missionsziel). Für mich einer der schwächsten Filme seit langem und eine Enttäuschung.
1/10
Den fand ich wiederum sehr gut. Ist zwar vielleicht sogar etwas zu deutlich "Apocalypse Now … in Space!", zugegeben, daran kann man sich stören. Aber der hat eine total hypnotische Kraft, sehr starke Schauspielauftritte und vor allem kann James Gray bei aller Langsamkeit Szenen bauen. Der klotzt nicht einfach Handlungselemente aneinander, sondern konstruiert echte Szenen, mit Aufbau, Mittelteil und Schluss, mit eigenen Spannungsbögen, mit Fallhöhe etc. Schon in "Lost City of Z" (ebenfalls ein "Apocalypse Now"-Verwandter) ist ihm das gelungen, hier aber noch mehr. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Moonbuggy-Verfolgung und Pitts Wiedereintritt in das Raumschiff nicht ein Stück zu viel des Guten sind jeweils, leider habe ich seit 2019 es nicht geschafft, den Film ein zweites Mal zu sehen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10347
Gedanklich bringe ich Ad Astra irgendwie andauernd mit The First Man durcheinander. Und letzterer war schon ein ziemlicher Rückschritt zu Chazelles tollem La La Land, Ad Astra hingegen ist ein passendes Gegenstück zum ebenfalls gelungenen Lost City of Z. Als Apo Now in Space fand ich den eigentlich absolut in Ordnung, vor allem die Szenen auf dem Mond (was auf dem Mars war, weiss ich nicht mehr) waren sowohl visuell eindrucksvoll als auch vom Sci-Fi-Konzept her interessant.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10348
Mein Liebster Feind (Werner Herzog, 1999)

Hier wird in den nächsten Tagen und Wochen eine kleine Herzog-/Kinski-Werkschau stattfinden (Courtesy of the General). Auf Befehl der Generalität hin habe ich mich mit der oben genannten Doku vorbereitet, ein durchaus stimmiger Auftakt. Man kommt relativ schnell zur festen Überzeugung, dass Klaus Kinski vielmehr in eine Gummizelle statt an ein Filmset gehört hätte. Nach nur neunzig Minuten hat Herzog, der als fesselnder und zugänglicher Erzähler auftritt, diese Einschätzung aber relativiert, den Wahnsinn gewissermassen normalisiert und einen Blick auf ein viel facettenreicheres Bild von Kinski gewährt, das auf einer völlig anderen Note endet. In eine Gummizelle hätte er vermutlich trotzdem gehört, aber von Interesse sind ja die Ergebnisse dieses Wahnsinns und dieses Aufwands in der Beziehung und Zusammenarbeit der Beiden, und diese Ergebnisse werde ich mir nun schrittweise ansehen, auch wenn ich sagen muss dass die Vorfreude unterschiedlich gross ist - Aguirre und Fitzcarraldo haben nicht zuletzt auch den Vorteil, mehr im Zentrum dieser Doku zu stehen als die anderen Filme.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10349
Ja, sehr gut gemachte Doku. Herzog hat einfach eine coole Erzählstimme - kein Wunder, dass er viele Dokus gedreht hat.
Bin gespannt auf deine Wertungen zu seinen Filmen, gerade "Fitzcarraldo" finde ich sehr stark.
"Cobra Verde" habe ich allerdings noch nie zu Ende geschafft - entweder liegts am Film oder ich war nicht in der richtigen Stimmung.
Eine Empfehlung jedoch zu "Bad Lieutenant" und "Rescue Dawn", falls du auch seine neueren Werke schaust. Gerade bei letzterem finde ich schade, dass der kaum bekannt ist bzw. ich gefühlt der einzige bin, der den gut findet.

Re: Zuletzt gesehener Film

10350
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Oktober 2022 23:05 Man kommt relativ schnell zur festen Überzeugung, dass Klaus Kinski vielmehr in eine Gummizelle statt an ein Filmset gehört hätte.
Ich bin mittlerweile nicht mehr so sicher, ob Kinski da tatsächlich der wahnsinnigere Part dieses explosiven Duos war. Mal sollte gerade beim Schauen von Mein liebster Feind immer im Hinterkopf behalten, dass man es hier mit einer stark subjektiven Schilderung zu tun hat - allen Ausschnitten des "verrückten" Kinskis zu Trotz. Herzog drückt das schon in die Richtung, dass er als "der Vernünftige" dasteht. Das mag relativ möglicherweise stimmen, absolut aber wohl eher nicht. :wink:

Hinzu kommt, dass wir mittlerweile ja auch wissen, dass bei Kläuschens Ausraster beim Fitz-Dreh das ja eigentlich alles ganz anders war :D :



Aber mal abseits vom Spass ist es schon interessant, dass diverse Weggefährten ihr Verhältnis zu Kinski etwas anders schildern als es in der Herzog-Doku dargestellt wird. Am deutlichsten sicher bei Walter Saxer, der das Ganze doch sehr entspannt und gelassen sieht und deutlich anders darstellt (ab 8:00):



Martin007 hat geschrieben: 18. Oktober 2022 14:49 Eine Empfehlung jedoch zu "Bad Lieutenant" und "Rescue Dawn", falls du auch seine neueren Werke schaust. Gerade bei letzterem finde ich schade, dass der kaum bekannt ist bzw. ich gefühlt der einzige bin, der den gut findet.
You can count me in. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"