Re: Der TV Serien Thread

1126
"Homeland" war doch schon ab Staffel 2 ziemlich belangloser Käse. "Stranger Things", "Peaky Blinders" und Co. sind nett, aber weit weg von dem, was ich als große Serienkunst bezeichnen würde. Klar: Die erste Staffel "True Detective" ist exzellent, da bin ich bei dir.
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Re: Der TV Serien Thread

1127
Naja, über Kunst lässt sich nicht streiten. "Peaky Blinders" ist für mich sozusagen der Gipfel der Serienkunst, vor allem wenn Tom Hardy und Adrien Brody mit ins Spiel kommen, gibt es da Momente, die alles überstrahlen, was 86 Folgen der "Sopranos" jemals versucht haben.

Die ersten vier Staffeln von "Homeland" - die "Brody-Trilogie" plus die Staffel in Afghanistan - sind sicherlich alles andere als belanglos, danach wird es aber deutlich schwächer, das stimmt.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Der TV Serien Thread

1128
Wenn du mich fragen würdest: Was war das "Goldene Serienzeitalter" und welche Serien definieren das, würde ich dir sofort diese 10 qualitativ hochwertigen Serien nennen, die aus meiner Sicht in den letzten 20-30 Jahren im Medium mit Abstand am prägendsten waren:

– "Twin Peaks" (1990-1991)
– "Oz –Hölle hinter Gittern" (1997-2003)
– "Die Sopranos" (1999-2007)
– "The Wire" (2002-2008)
– "Deadwood" (2004-2006)
– "Rom" (2005–2007)
– "Mad Men" (2007-2015)
– "Breaking Bad" (2008-2013)
– "Boardwalk Empire" (2010-2014)
– "Game of Thrones" (2011-2019)

Und obwohl ich die nicht alle 10 gleichermaßen toll finde (4 meiner 5 Lieblingsserien sind allerdings drunter), schätze ich die alle massiv höher ein als die glatteren "Peaky Blinders", "Stranger Things", "Fargo", "Better Call Saul", "The Americans" etc. Das meine ich qualitativ, aber auch hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Serien-Medium als solches. "The Leftovers" dürfte seit 2011 die einzige Serie sein, die für mich einigermaßen in derselben Liga spielt (und die schon in Gänze durchgelaufen ist, also auch als Gesamtwerk existiert).
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Re: Der TV Serien Thread

1129
Da kann ich ja an der Stelle mal zugeben, dass ich GoT überhaupt nicht kenne, hat mich nie gereizt, vermutlich weil mich sowohl das Mittelalter- als auch das Fantasy-Genre relativ kalt lassen.

Zu "The Wire" hatte ich überhaupt keinen Draht (muahaha), fand ich wirklich dröge. Den Hype wie auch die angebliche Bedeutung habe ich nie verstanden. "Mad Men" hatte seine Momente, war aber in seiner Gesamtheit doch wirklich ziemlich langatmig. Testfrage ist für mich immer: Würde ich die Serie noch einmal sehen wollen? Klares "Ja" zum Beispiel bei "Breaking Bad".

Wenn du deinen Schlusstrich jetzt dogmatisch 2013 ziehst, klammerst du natürlich extrem sehenswerte Sachen wie die wirklich gute 1. Staffel von "House of Cards", "Haus des Geldes", "Bloodline" oder "Narcos" aus, und das hat beinahe schon etwas Vorsätzliches.
Zuletzt geändert von ollistone am 19. August 2022 14:21, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Der TV Serien Thread

1130
"Haus des Geldes" und "Narcos" haben mich beide nicht überzeugt, vor allem erstere endete in müden Ballerorgien und war schon zuvor zwar eine nett geschriebene, aber mich nie begeisternde Serie, deren Hype für mich kaum zu erklären ist. Und ich gucke im Jahr sehr sehr viele Serien, alleine meines Podcasts wegen, und stoße dabei auf immens viel, das mich durchaus abholt, gut unterhält und berührt. Aber von deinen genannten Sachen ist nix dabei.

Dogmatisch ist das übrigens gar nicht, aber ich mache da für mich eine Hochphase im amerikanischen Serienerzählen aus, in denen viele Produktionen mutiges Storytelling gezeigt haben, Dinge ausprobierten, die so vorher nie gemacht wurden. Genau darin liegt auch die gar nicht angebliche, sondern sehr tatsächliche Bedeutung von "The Wire" oder "Die Sopranos", unabhängig von der eigenen qualitativen Einschätzung. Das war eine Art New Hollywood Zeit im Serien-Bereich (also eine Phase, in der ungewöhnlicherweise auch das Außergewöhnliche und "Hässliche" Erfolg hatte), während wir jetzt dank des großen Streaming-Booms eher wieder Serien an der Spitze sehen, die konventioneller und klassischer erzählt sind, gewöhnlicher eben, mehr Spektakel als große Erzählkunst. "Stranger Things" ist da ein gutes Beispiel, eine absolute Blockbuster-Serie, die großes Kino auf dem kleinen Bildschirm macht, aber dabei in nichts neu, innovativ oder gewagt ist. Man muss sich da nicht an einer exakten Jahreszahl aushängen, aber ich bin nicht der Einzige, der diese Einteilung da macht, und die ist auch gar nicht so zufällig gewählt, sondern bewusst in dem Jahr angesetzt, in dem "Breaking Bad" (die erfolgreichste aller Serien aus dieser Zeit) endete und "House of Cards" begann (und damit den Streamingboom startete).

Für mich sind "Die Sopranos", "The Wire" und "Deadwood" die drei besten US-Serien, die je produziert wurden, da muss ich keine einzige Sekunde drüber nachdenken. Die haben alle drei Fernsehgeschichte geschrieben, und landen auch vollkommen zurecht in Bestenlisten regelmäßg auf den allerobersten Plätzen.
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Re: Der TV Serien Thread

1131
Fernsehgeschichte haben sie vermutlich vor allem deshalb geschrieben (auch sowas wie "Six Feet Under"), weil sie im Vergleich zu den herkömmlichen damaligen TV-Serien a la "CSI:Miami" oder "Emergency Room" natürlich wohltuend gut waren. Das ist ja keine Frage. Andererseits konnte das Feuilleton ja damals noch nicht wissen, dass da noch viel bessere Serien kommen würden, die in Sachen Storytelling, Spannung, Tempo, Witz, Darsteller, Originalität nochmal einen draufsetzen.

Aber vermutlich kommen wir da nicht auf einen Nenner. Einigen wir uns wenigstens darauf, dass das Netflix-Abo im Moment nicht sein Geld wert ist, da hier fast nur noch unterdurchschnittlich abgeliefert wird?
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Re: Der TV Serien Thread

1132
Die Sopranos fand ich großartig, und Mad Men ebenfalls, aber zu meiner Überraschung konnte ich mit The Wire nicht viel anfangen, und habe nach St. 1 nicht weiter geschaut (obwohl ich es vor hatte).

Die 1. St von True Detective war ok, aber ungefähr doppelt so lang wie nötig. Fargo 1 dagegen sehr stark.

Überraschend grandios war Watchmen (das hatte ja oft Alan Moore Niveau).

Auch sehr gut war St. 1 von Westworld, dafür war St 2 eine Beinahe-Katastrophe. Da St 1 relativ abgeschlossen war kann ich es dabei belassen.

Homeland hatte auch starke Elemente.

True Blood war mega-oberflächlich, aber trotzdem noch unterhaltsam.

Peaky Blinders ist wüst, vielleicht nicht durchweg gelungen, aber meist sehr spannend. Da werde ich auch weiter schauen.

Tja, wie es scheint gehen die Geschmäcker auseinander, wie immer.

Re: Der TV Serien Thread

1133
Ich schaue nicht so viele Serien, aber wenn wir von dem neuen Zeitalter sprechen, beginnt das für mich mit 24, die habe trotz zunehmender Redundanz sehr gerne gesehen. Fast noch besser, oder zumindest gleichwertig fand ich The Shield, The Wire dagegen eher zäh.

Nichts anfangen konnte ich mit BB oder Lost. The walking dead war schon nach zwei Staffeln öde. Game of Thrones fand ich ganz gut, das Finale aber enttäuschend. Häufig folgte auf eine starke erste Staffel nicht mehr viel, gute Beispiele sind True Detektive, homeland, american Crime Story.

Ach ja, ich mag Cobra Kai sehr gerne 😊

Ich schreibe aktuell mit dem Smartphone, also entschuldigt das Geschreibsel 😉
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der TV Serien Thread

1134
Serien wie "Die Sopranos" oder "The Wire" haben vor allem deswegen Fernsehgeschichte geschrieben, weil sie die Möglichkeiten des seriellen Erzählens aufgezeigt haben. Da werden komplexe Geschichten und Charakterstudien gezeigt, die es auch wirklich nötig haben, über so viele Folgen erzählt zu werden. Wenn ich mir die fünf Staffeln von "The Wire" so ansehe, könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man das sehr viel kürzer erzählen könnte, ohne der Geschichte etwas Essentielles zu nehmen. "Die Sopranos" oder "Mad Men" nutzen ihre Laufzeit, um Figurenporträts und Charakterentwicklungen aufzuzeigen, die innerhalb der Serienlandschaft immer noch ihresgleichen suchen und die vielen Folgen aufgrund der Komplexität ihrer Charaktere wirklich brauchen.
Dagegen würde auch sagen, dass es heute trotz, oder vielleicht gerade wegen, der Überzahl an produzierten Serien eher wenige gibt, deren Geschichten eine Länge von zehn, zwölf oder gar zweiundzwanzig Folgen über mehrere Staffeln rechtfertigen oder in ihrer Komplexität an die von mir genannten Serien heranreichen (obwohl ich natürlich bei weitem nicht alles kenne). Es gibt einen Grund, weswegen das originale "House of Cards" nur aus vier Folgen besteht. Die US-Version streckt die gleiche Geschichte auf dreizehn Folgen, ohne dass ich das Gefühl hätte, dass die Geschichte oder die Charaktere dadurch an Tiefe gewonnen hätten. Ich habe bei einigen Serien heutzutage das Gefühl, dass aufgrund des Serienhypes der letzten Jahre viele Geschichten auf Serienlänge gestreckt werden, die genauso gut oder möglicherweise besser als Spielfilm funktionieren würden. Warum so etwas wie "Haus des Geldes" unbedingt fast fünfzig Folgen gebraucht hat, werde ich wohl nie verstehen. Natürlich gibt es trotzdem viel Gutes in der Serienlandschaft, und Komplexität bedeutet ja nicht gleich, dass "Die Sopranos" oder "Mad Men" einem gefallen müssen. Das sind halt auch Serien, zu denen nicht jeder Zugang findet. Aber diese Serien haben es wirklich verstanden, eine Geschichte über viele Staffeln hinweg auszubreiten und dabeiso gut wie jede Folge zählen zu lassen.
Casino Hille hat geschrieben: Dass es aber immer noch schlimmer geht ja vor einigen Jahren der wirklich miese "El Camino"-Film gezeigt, der wohl unnötigste Epilog der Geschichte.
Stimmt, der erzählt wirklich gar nichts, was für diese Geschichte oder den Charakter Jesse Pinkman irgendeinen Mehrwert hätte.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der TV Serien Thread

1135
Mit den meisten der genannten Serien kann ich nichts anfangen, dass liegt aber eher daran dass ich oft den Eindruck habe, dass die Serien langatmig werden, wenn eine Story über eine ganze Staffel hinweg (oder sogar darüber hinaus) erzählt wird. Einzige Ausnahme ist da für mich "Fargo", die gefällt mir bisher tatsächlich gut, wobei die vierte Staffel ja leider eher schwächer sein soll.
Ansonsten finde ich Miniserien mit um die 6 Episoden oft recht gut.

Ansonsten bleibt noch die Feststellung, dass die 90er sicherlich das schwächste Jahrzehnt für Serien waren, bis auf ein paar gute Sitcoms gabs da ja kaum was zu sehen (Ok, ich mag Star Trek TNG, aber die startete ja schon in den 80ern).

Re: Der TV Serien Thread

1137
Die 90er waren ja das Jahrzehnt, in dem das US-Fernsehen die wichtigsten Entwicklungen gemacht hat. "Twin Peaks" war wichtig, genauso aber auch die revolutionären Krimiserien "Homicide" und "NYPD Blue". Dann kamen mit "Oz" und "Die Sopranos" die erzählerisch vielleicht einflussreichsten TV-Formate unserer Zeit. Historisch gesehen waren die 90er eher das wichtigste Serienjahrzehnt.
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Re: Der TV Serien Thread

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vodkamartini hat geschrieben: 20. August 2022 21:29 Bitte vergesst mir den enormen Einfluss von Miami Vice nicht, das hat die alte staubige (Krimi)Fernsehkultur hinweg gefegt und auch das Kino maßgeblich beieinflusst. Nur mal so am Rande 😊😉
Absolute Zustimmmung, ich schaue die Serie gerade aktuell wieder mit Kollegen und bin immer wieder begeistert - allerdings ist die Serie aus den 80ern und nicht aus den 90ern. :wink: Die 80er gefallen mir als Serien-Jahrzehnt deutlich besser als die 90er.