Der Film packt von der ersten Sekunde. Er ist voll von Adrenalin, ohne Testosteron zu beweihräuchern. Die Beziehung Swayze und Reeves ist sauspannend. Gerade das Ambivalente der Swayze-Figur ist ein große Plus, warum sollen Villains nicht böse und sympathisch, charismatisch und abstoßend sein? Bei Hannibal Lecter stört es dich auch? Bad Guys cool darzustellen ist ja nun wirklich keine Seltenheit.

Die Actioninszenierung ist innovativ und eigenwillig, ich würde sogar sagen, Bigelow und Scott (Tony) hatten den größten Einfluss auf das moderne Actionkino nach den 80ern.

Gutes Beispiel! Lecter ist durch und durch böse und abstoßend. Sein Intellekt und seine Manieren machen ihn nur gefährlicher.
Das hat dann das Sequel gar nicht verstanden, was aus ihm einen lustigen Kulttypen macht der ab und an mal etwas böse wird.

VIelleicht beschreibe ich es auch falsch. Aber der Film verwendet doch einiges an Zeit darauf uns das Leben einer Clique schmackhaft zu machen, die einfach kriminell ist.

Für mich ist da auch nix spannend (außer die Begebenheiten des ersten Fallschirmsprungs) weil Reeves da auch freiweillig weiter macht als schon längst alles klar ist. VIelleicht ist es der Fakt, dass ich den FIlm jetzt erst gesehen habe, aber so ziemlich jedes Motiv und jede Szene des Films gab es halt (danach und davor?) wirklich hunderfach in anderen Filme und mehr noch in so ziemlich jeder Serie.

danielcc hat geschrieben: 31. Juli 2022 17:14 Gutes Beispiel! Lecter ist durch und durch böse und abstoßend. Sein Intellekt und seine Manieren machen ihn nur gefährlicher.
Das hat dann das Sequel gar nicht verstanden, was aus ihm einen lustigen Kulttypen macht der ab und an mal etwas böse wird.

"Der ab und an mal etwas böse wird"
Du hast den Film aber schon gesehen, oder?
- er setzt einen Patienten unter Drogen, suggeriert ihm sich die Haut vom Körper abzuziehen und bricht ihm die Wirbelsäule
- er reisst einer Krankenschwester mit seinen Zähne das halbe Gesicht raus
- er schneidet einem kleinen Ladendieb die Beinarterie durch
- er schneidet dem Wildschweinbauern die Kehle durch
- er erhängt Pazzi und entweidet ihn
- er verfüttert Verger an die Wildschweine (ok, er macht es nicht selber, aber es ist der entscheidende Antrieb dazu)
- er lobotomiert Krendler und zwingt ihn, sein eigenes Hirn zu essen

Hannibal ist ein durch und durch dunkler Film voller charakterlicher Abgründe. Verstärkt wird dies noch durch die betont kultivierte Umgebung, die im krassen Kontrast zu dem abscheulichen Handeln der zentralen Figuren steht (nicht nur Hannibal, aber eben auch).

So ist es, Lecter ist im Sequel abstoßender als im Original. Das ist stockfinster, was er da abzieht.

Und genau das macht ihn um so gruseliger.

danielcc hat geschrieben: 31. Juli 2022 17:14 VIelleicht beschreibe ich es auch falsch. Aber der Film verwendet doch einiges an Zeit darauf uns das Leben einer Clique schmackhaft zu machen, die einfach kriminell ist.

Das kriminelle Handeln ist aber nur der Aufhänger für das Kennenlernen von Bodhi und Utah. Utah ist ja nicht fasziniert vom kriminellen Leben sondern von der von Bodhi gelebten ultimativen Freiheit, die im Kontrast zu seinem eigenen spiessigen und durchreglementierten Leben steht. Letztlich ist die Botschaft des Films, dass nichts im Leben umsonst ist und man seinen eigenen Weg suchen und gehen muss. Denn auch wenn Utah am Schluss des Films offensichtlich nicht mehr der linientreue FBI-Agent von zu Beginn des Films ist und entsprechend durchaus Sympathie und Verständnis für Bodhi empfindet, so hat er sich dennoch nicht für den Weg von Bodhi entschieden, sondern eben für seinen eigenen.

danielcc hat geschrieben: 31. Juli 2022 17:14Für mich ist da auch nix spannend (außer die Begebenheiten des ersten Fallschirmsprungs) weil Reeves da auch freiweillig weiter macht als schon längst alles klar ist.

Spannend ist die Beziehung zwischen Utah und Bodhi, die Faszination des Gurus auf den stromlinienförmigen Spiesser wie auch für ein Leben abseits von Utahs (=Stellvertreter für das Publikum) "normalem" Leben. Der Film zielt darauf ab, indem er den Charismatiker Swayze Systemkritik üben und quasi als Anreiz wie auch als Argument für seine Ansichten einen freien, aufregenden Lebensstil zelebrieren lässt. Das funktioniert filmisch aber natürlich nur dann, wenn man sich vom Charisma Swayzes wie auch dem aufregend-cool inszenierten Actionszenen begeistern lassen kann (was idR der Fall ist, weswegen der Film seinen Status erarbeiten konnte).

Die Beziehung Utah Body ist das Herzstück des Films und dank der Chemie Swayze (der zudem sehr charismatisch ist und in Actionfilmen hervorragend funktioniert) Reeves garantiert, dass es funktioniert. Bigelow hat aber noch mehr Asse im Ärmel, wie Anatol sagt ist da vor allem ihre ganz spezielle Actioninszenierng, die genaue die richtige Mischung zwischen Handkamera und optischer Nachvollziehbarkeit findet und die Wende zwischen 80er und 90er Jahre längst deutlich macht, als noch viele Kollegen im vorigen Jahrzehnt fest sitzen. Das nennt man dann für gewöhnlich visionär.

danielcc hat geschrieben: 31. Juli 2022 09:03 …. ich habe gerade zum ersten Mal Point Break Gefährliche Brandung gesehen.
Naja hat mich wenig begeistert.
…

Schau dir mal das Remake an. Das hat aus meiner Sicht deutlich mehr Drive. Hier haben die Jungs um Bodhi auch eine klarere „Mission“. Auch gibt es deutlich mehr Action, mehr Locations + vielfältigeren Extremsport.

Ich mag das Original sehr, aber den Neuen noch mehr (9,5/10).

AnatolGogol hat geschrieben: er lobotomiert Krendler und zwingt ihn, sein eigenes Hirn zu essen

Vergiss nicht, dass er die Hirnstücke am Ende noch an einen kleinen Jungen verfüttert!

Auch wenn ich ihn selbst nicht teile, ist mir der Vorwurf, Lecter sei in "Hannibal" weniger "böse" als im Vorgänger, aber schon öfter untergekommen, noch mehr vielleicht im Bezug zum Roman als zum Scott-Film. Das Hauptargument hier scheint zu sein, dass diejenigen, die er da umbringt, es ja eigentlich alle verdient haben. Pazzi ist ein korrupter Polizist, der für den eigenen Vorteil über Leichen geht. Verger wird als kaum weniger niederträchtig als Lecter dargestellt, ist im Roman sogar ein Kinderschänder. Und Krendler ist ein sexistischer, schmieriger Karrieremensch, der sich um andere einen Dreck schert.
Wir gesagt, würde ich dem nicht unbedingt zustimmen, da die mörderischen Neigungen Lecters selbst ja in keiner Weise verharmlost werden (und die Morde selbst toppen in ihrer Grausamkeit locker alles, was Hannibal im Lämmerschweigen anstellt). Im Roman kann ich das Ganze vielleicht noch eher nachvollziehen, da Lecter hier eine Art Happy End gemeinsam mit Starling beschert wird, worauf der Film aber ja bewusst verzichtet. Allerdings kann man das verwerfliche Verhalten der restlichen (männlichen) Figuren durchaus als Versuch sehen, Lecter als weniger abstoßend bzw fast sympathischer darzustellen, als er es verdient.

Tja, ich mag Point Break auch nicht so besonders.

Mittlere Enttäuschung im Kino, und beim TV-Wiederschauen nicht wirklich besser geworden. Die Action ist teils schwach, und die Charaktere sind auch nur wenig interessant. Ich habe kürzlich noch mal Bigelows Frühwerk Near Dark gesehen, und letztendlich hat der die gleichen Schwächen, wie auch der etwas langweilige Blue Steel. Deutlich besser gefallen mir Strange Days, Detroit und vor allem Zero Dark Thirty, und mittlerweile auch The Hurt Locker, den ich beim ersten Ansehen auch nicht so interessant fand.

Hah, gerade ihre Filmographie gecheckt, und es gibt da einen mir total unbekannten Film, von dessen Existenz ich nicht einmal wusste, aber dessen Romanvorlage ich letztes Jahr gelesen habe: The Weight of Water
Hmm vom Roman her betrachtet eigentlich kein typischer Bigelow Stoff.

Blue Steel fand ich auch immer nur so la la. Strange Days dagegen ist mein Lieblingsfilm von ihr, Hurt Locker und Zero Dark Thirty sind beide stark und gehen teilweise unangenehm unter die Haut.

Sondervorstellung
iHaveCNit: Tiger and Dragon (Best of Cinema) (2000) – Ang Lee – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 02.08.2022
gesehen am 02.08.2022 in SAMSUNG ONYX LED
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 6 – Reihe 13, Platz 24 – 20:00 Uhr
Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im August Ang Lees preisgekröntes Meisterwerk „Tiger and Dragon“ beziehungsweise „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ auf dem Plan. Auch wenn ich den Film bereits gesehen habe, habe ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen, den Film auf der großen Leinwand anzusehen. Die gefühlvolle, ästhetisch und poetisch inszenierte Mischung aus Liebesgeschichten, asiatischer Kampfkunst und Historiendrama mit seiner Ausstattung, der Musik und auch dem Darstellergespann aus Michelle Yeoh, Zhang Ziyi und Chow-Yun Fat hat mich bei der Erstsichtung vor einigen Jahren beeindruckt. Auf der großen Leinwand hat er mich nicht nur beeindruckt, sondern auch noch zu Tränen gerührt.
„Tiger and Dragon“ – Multiple Look – 10/10 Punkte.

vodkamartini hat geschrieben: 1. August 2022 10:34 Blue Steel fand ich auch immer nur so la la. Strange Days dagegen ist mein Lieblingsfilm von ihr, Hurt Locker und Zero Dark Thirty sind beide stark und gehen teilweise unangenehm unter die Haut.

Um es noch schlimmer zu machen: Als Teenager hat mich ein Freund mal gezwungen Strange Days zu schauen. Vielleicht habe ich nicht richtig aufgepasst, aber ich fand den ganz schlimm. Das liegt wohl aber einfach daran, dass ich so arg düstere Dystopien generell nicht mag, vor allem wenn irgendwie der positive Held zur Identifikation fehlt (so habe ich den zumindest in Erinnerung)

Ich hab ihn auch als Teenager zum ersten Mal gesehen und sofort faszinierend gefunden. Optisch, thematisch, dramaturgisch. Und Dystopien sind per Definition düster.

vodkamartini hat geschrieben: 4. August 2022 08:01 Ich hab ihn auch als Teenager zum ersten Mal gesehen und sofort faszinierend gefunden. Optisch, thematisch, dramaturgisch. Und Dystopien sind per Definition düster.

Da flunkerst du doch aber...wenn ich da bei Erstsichtung im Kino schon kein Teenager mehr war...
https://www.imdb.com/title/tt0114558/re ... tt_dt_rdat

Fand ihn - Überraschung, Überraschung - damals auch unglaublich beeindruckend und packend, eines der faszinierendsten Kinoerlebnisse überhaupt. Der Film hat - passend zu seiner Thematik - regelrecht einen Sog entwickelt und mich voll reingezogen.