Re: Der ultrageile Metal Thread

199
iHaveCNit: Spiritbox / InVisions
Kesselhaus Wiesbaden am Schlachthof – 06.06.2022 – 20:00 Uhr


Irgendwann Mitte März habe ich durch die sozialen Medien eine Ankündigung gesehen, nach der ich auch sehr sehr schnell gehandelt habe. Ich habe gesehen, dass die vielseitige Modern Metal Band „Spiritbox“ aus Kanada eine kleine Tour durch Europa veranstaltet und auch einen Halt in Wiesbaden macht. Aufgrund der sich zunehmend lockernden Pandemiesituation habe ich mir auch direkt ein Ticket gekauft – gerade auch weil ich in ebenjener Pandemie auch auf „Spiritbox“ aufmerksam wurde und sich die Band um Sängerin Courtney LaPlante, dem Gitarristen Mike Stringer und Drummer Zev Rose sowie dem neuen Bassisten Josh Gilbert (von „As I Lay Dying“) in dieser Zeit direkt in meine Ohren und mein Herz gespielt hat. Es war damals nur „Spiritbox“ als Band angekündigt - bis dann auch vor kurzem die britische Metalcore-Band „InVisions“ als Special Guest angekündigt worden ist – Es hätte kein besseres erstes Konzert für mich nach der Pandemie geben können als dieses hier !

Der wenn auch kurze Abend begann direkt um 20:00 mit „InVisions“, die sich bei Ihrer Songauswahl der Set-List direkt bei dem im Februar erschienen Album „Deadlock“ bedient haben, auch wenn sie bereits auf eine reichhaltige Auswahl von 3 Alben hätten zurückgreifen können. Die Power, die Energie, die die durchaus auch mit elektrischen Klängen untermalte und auch an „Architects“ und „Imminence“ erinnernden Klang- und Gesangteppiche von Vocalist Ben Vile haben die Menge bereits im Opening extrem gut angeheizt und die ein oder andere Moshpit zu einem Erlebnis gemacht. Da ist es ein kleiner Wehrmutstropfen, dass „InVisions“ bereits nach 30 Minuten mit ihrem Set fertig waren. Ich hätte hier definitiv noch länger zuhören und abgehen können. Ich war vor dem Konzert nur relativ kurz auf dem Dampfer von „InVisions“, da ich mir zur Vorbereitung alle 3 Alben angehört habe und somit ein wenig vorbereitet war – Wäre ich stärker in „InVisions“ investiert gewesen, hätte ich das sicherlich noch stärker gefühlt. Zumindest haben sich „InVisions“ nun auch auf meinen Radar gespielt – und mit Ben Vile habe ich am Merchstand noch einen kleinen Smalltalk gehalten.

Nach einer etwas längeren Pause von knapp über einer halben Stunde war es an der Zeit für den Main-Event des Abends und dem Grund dafür, dass sich jeder Cent des 30,55 Euro Tickets gelohnt hat. „Spiritbox“ haben in circa 1 Stunde und 10 Minuten ein Feuerwerk abgeliefert mit dem Besten, was ihr neues Album „Eternal Blue“ sowie die bisherigen, älteren Songs angeht. Herausgekommen ist eine Set-List aus 12 Songs und einer Zugabe, die sich für immer in mein Herz gespielt hat. Die Reise, auf die uns die Set-List nimmt sind Klassiker der Band wie „Rule of Nines“, „Blessed Be“, „Holy Roller“ und alten Songs wie „The Mara Effect Part 3“ und „Belcarra“ sowie größtenteils Songs aus „Eternal Blue“, die eine gute Mischung aus zart und hart liefert und mit der betörenden und extrem vielseitigen, starken Performance von Sängerin Courtney LaPlante einen regelrecht in den Bann zieht und eine Energie den gesamten Raum erfüllt, die auch mich komplett mitgerissen hat auf brutale und emotionale Art und Weise – bis zur Gänsehaut und leichten Tränen in den Augen. Songs über Depressionen wie „Secret Garden“ sowie Demenz und Verlust wie „Constance“ gehören hier auf jeden Fall zur Seite der gefühlvollen Balladen. Titel wie vor allem „Holy Roller“ eher zur brutalen, härteren Gangart der Band. Kurz nach 22 Uhr war das Set dann auch vorbei und der Abend zu Ende, der auch gerne etwas länger hätte dauern können, weil ich auch „Spiritbox“ hätte wesentlich länger zuhören hätte können.

Wenn ich dem Abend eine Wertung geben sollte, dann wäre es eine 9/10, die sich aus einer 8/10 für „InVisions“ und einer 10/10 für „Spiritbox“ ergibt. Die einzigen wenigen Kritikpunkte kann man denke ich ganz gut aus der Review herauslesen. Aber besser wäre sicherlich kein anderes Konzert für den Start aus der Pandemie heraus geeignet gewesen.

Wertungen:
InVisions 8 / 10
Spiritbox 10 / 10
Gesamt: 9 /10
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Re: Der ultrageile Metal Thread

200
iHaveCNit: Bury Tomorrow / Kubrick
Kesselhaus Wiesbaden am Schlachthof – 16.06.2022 – 20:00 Uhr


Anfang 2020, bevor die Corona-Pandemie richtig durchgezündet ist, hat die britische Metalcore-Band „Bury Tomorrow“ für den April 2020 den Release ihres 6. Studioalbums „Cannibal“ und dabei auch exklusive Record Release Shows angekündigt. Da ich komplett in „Bury Tomorrow“ investiert war und heute auch noch bin, habe ich natürlich eines der limitierten Tickets inklusive des Albums gekauft. Die Veröffentlichung des Albums hat sich letztendlich auf Juli 2020 verschoben – die Record Release Show wurde jedoch noch häufiger verschoben bis sie nun tatsächlich am 16.06.2022 stattgefunden hat – und das Warten darauf hat sich wirklich gelohnt.

Lange Zeit war nicht klar, ob es überhaupt so etwas wie eine Vorband oder Support für die Record Release Show gibt, bis relativ kurzfristig als Support „Kubrick“ angekündigt worden ist. Bei „Kubrick“ denkt man in erster Linie an den legendären Filmregisseur Stanley Kubrick – so ganz sind die Assoziationen hier auch nicht unangebracht. Denn Sam Kubrick, der Kopf hinter „Kubrick“ ist der Enkel von Stanley Kubrick und ein junger Sänger im Metalcore-Bereich, der den Stil seines Soloprojekts „Kubrick“ als eine Art von „Heavy Pop“ bezeichnet und durch eine noch relativ junge Geschichte seines Soloprojekts seine Setlist mit quasi allen veröffentlichten und auch noch nicht veröffentlichten Songs in einer knappen Laufzeit von ca. 30 Minuten gepackt hat, die durchaus das Publikum leicht angeheizt hat, auch wenn die Stimmung noch etwas verhalten war. Schade auch, dass dann auch am Merchstand nichts von ihm zu sehen war. Wertungstechnisch sehe ich den Auftritt bei 7/10.

„Bury Tomorrow“ haben dann aber nach dem etwas verhaltenen Start es trotz allem spielend leicht geschafft, die Menge und die Stimmung auf den Siedepunkt im Kesselhaus anzuheizen. Die Band selbst hat inmitten der Pandemie neben der Verschiebung von Record Release Shows und gelegentlichen Konzerten in der britischen Heimat auch mit einer leichten personellen Veränderung zu kämpfen gehabt. Diese personelle Veränderung hat mich durchaus etwas bewegt. Bei „BT“ gibt es die bei einigen Bands im Metalcore übliche Aufteilung des Gesangs auf zwei Sänger. Während Daniel Winter-Bates den „harten“ Gesang übernimmt, hatte Jason Cameron den „klaren“ Gesang und auch eine der Gitarristenpositionen übernommen. Bei Jason Cameron kam dazu noch der unverwechselbare Falsett-Gesang hinzu, der der Band für mich etwas ganz Eigenes gegeben hat. Cameron hat die Band verlassen und es war spannend, wie die Band danach weiter macht. Da vor allem auch das Album „Cannibal“ für mich das beste Album von „BT“ ist und mit seinem Thema „mentaler Gesundheit“ basierend auf den Depressionen von Sänger Daniel Winter-Bates in genau in der Formation der Band aus Daniel Winter-Bates, Jason Cameron, Davyd Winter-Bates, Kristan Dawson und Adam Jackson einfach gepasst hat. Hinzu kommt natürlich auch, dass ich mich aus persönlicher Erfahrung sehr gut mit den Themen des Albums identifizieren kann und das Album durchgehend auf Rotation habe. Den letztendlichen Ersatz für Jason Cameron gab es dann in doppelter Ausführung durch Tom Prendergast und Ed Hartwell. Während Tom Prendergast einen eher klassischeren Klargesang liefert, bietet er mit der neuen Unterstützung am Klavier einen erfrischenden melodischen und elektronischen Ansatz und Ed Hartwell übernimmt die Gitarristenposition von Cameron. Und diese neue Formation hat die Band auch bereits mit den neuen Veröffentlichungen „Death (Ever Colder)“ und „Life (Paradise Denied)“ gezeigt, in welche Richtungen sich die Band nach „Cannibal“ entwickeln wird. Die Setlist hat eine gute Mischung aus Songs der letzten beiden Alben „Black Flame“ und „Cannibal“ sowie beide neue Songs und auch zwei ältere Songs und Klassiker der Band. Die Energie und die Power die die Band und auch der gesamte Saal dabei entwickelt hat, hat den Auftritt der Band zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht, dass meinem Konzert letzte Woche mit „Spiritbox“ in nichts nachsteht. Das perfekte Ende des Abends war dann auch noch, als der sehr witzige und bodenständige Sänger Daniel Winter-Bates sich noch die Ehre gab für kurzen Smalltalk und Fotos mit den Fans. Das war für mich ein klarer 10er !

Wertung
Kubrick: 7/10
Bury Tomorrow: 10/10
Gesamt: 8,5 / 10
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Re: Der ultrageile Metal Thread

202
iHaveCNit: Parkway Drive Darker Still Europe Tour 2022 / While She Sleeps / Lorna Shore
Festhalle Frankfurt – 14.09.2022 – 18:30 Uhr / Einlass 17:00 Uhr


Irgendwann in der zweiten Jahreshälfte von 2019 wurde bereits eine Tour von Parkway Drive für den April 2020 angekündigt. Die bis dato aktuellen Headliner vom Wacken Open Air wollten mit der „Viva The Underdogs – European Revolution 2020“ eine Nachfolge-Tour ihrer Reverence-Tour durchziehen. Für mich als jemand, der sich 2019 tiefer auch mit PWD beschäftigt hat und zum Fan geworden ist war das die Chance PWD live zu sehen. Passenderweise hat PWD im Januar 2020 auch eine eigene Kino-Dokumentation in die Lichtspielhäuser gebracht, die im Grunde die Band Backstage auf ihrer Reverence-Tour weltweit bis zu den großen Festivals mit dem Wacken-Auftritt als Finale begleitet hat. Hierzu wurde auch ein Live-Album des Wacken-Auftritts später in 2020 veröffentlicht – bei dem 3 Songs der Band auch in deutsche Sprache übersetzt worden sind. Einer davon sogar in Zusammenarbeit mit dem deutschen Rapper Casper. Eigentlich wäre der 09.04.2020 einer der geilsten Abende meines Lebens geworden, doch es kam ganz anders – Denn die Corona-Pandemie kam dazwischen – und der bereits durch die vielen Verschiebungen bei Bond geschundene Bond- und PWD-Fan musste noch mehr Geduld aufbringen. Nicht nur mehrfache Verschiebungen nach hinten waren der Fall – Auch das Line-Up wurde etwas angepasst. Eigentlich wäre die amerikanische Hardcore-Punk-Band „Hatebreed“ sowie „Stick To Your Guns“ als auch „Venom Prison“ mit am Start gewesen. Später wurden „Stick To Your Guns“ und „Venom Prison“ gestrichen und durch die Japaner von „Crystal Lake“ ausgetauscht, bis dann auch „Hatebreed“ und „Crystal Lake“ aus dem Line-Up gestrichen worden sind. Nun, da die Corona-Pandemie zu einer Endemie geworden ist, die unseren Alltag nicht mehr einschränkt, wurden in den letzten Monaten mehrere Dinge angekündigt – die neuen Termine der Tour – das neue Album „Darker Still“ und auch die Supportbands – Eine davon interessant, weil ich mich auch bei dieser Band reinarbeiten kann – während ich die Andere Band bereits zur Genüge im Ohr habe, weil ich sie liebe. Die Eine ist „Lorna Shore“ und die Andere ist „While She Sleeps“.

Einlass war eigentlich um 17:00. Da es jedoch ein paar Verzögerungen beim Aufbau gab, hat sich der Einlass auf cirka 18:10 verschoben. Trotzdem war der Zeitplan bereits gesetzt und nach dem Kauf des Tourshirts ging es bereits in die Halle, wo dann auch um 18:30 „Lorna Shore“ planmäßig startete. Die Deathcore-Kombo aus New Jersey, die gleichermaßen Technik und Brutalität des Deathcore-Stils kombiniert und seit letztem Jahr den dahingehend vielseitigen Sänger Will Ramos als Fronter hat, hat sich bei ihrer doch relativ kurzen Setlist in der halben Stunde mit Songs der letzten EP „... And I Retourn To Nothingness“ und des kommenden Albums „Pain Remains“ beschäftigt. Für mich war der Opener dahingehend etwas zu kurz – aber das, was „Lorna Shore“ hier geboten haben, hat mich bereits überzeugt und gut in den Abend eingeführt. 8/10 Punkte hierfür als Opener !

Nach einem Ausflug in den Bereich Deathcore aus New Jersey geht es dann um 19:20 nach Sheffield, England in die Gefilde des Metalcores in Gewand der Band „While She Sleeps“, deren melodischer, mitreißender Stil und thematisch gleichermaßen an mentale Gesundheit als auch Gesellschaftskritik angelehnten Songs die perfekte Mischung sind und Metalcore trotz seines Nischencharakters eigentlich die Musikrichtung unserer Zeit ist. Die Kombo um Lawrence „Loz“ Taylor hat in den 45 Minuten die Menge toben lassen und bereits einen Teil der Statik der Frankfurter Festhalle geprüft. Die Energie, die ich bereits gespürt habe, wenn ich ihre Songs auf Dauerschleife höre, habe ich auch in der Halle nicht nur bei mir gespürt. Bedient hat sich WSS aus Songs der letzten 3 Alben „You Are We“ , „So What?“ und „Sleeps Society“. Etwas, was mich auch an der Band begeistert – sie haben sich aus dem allgemeinen Studiosystem zurückgezogen und in Form der eigenen Fangemeinschaft die „Sleeps Society“ gegründet, so dass sich die Band aus eigenen Mitteln und Mitteln der Community quasi selbst finanziert. 10/10 für WSS ! - Gerne dann auch mal als Headliner mit wesentlich mehr Zeit !

Dann um 20:35 der Moment, auf den ich ganze 3 Jahre gewartet habe – und der es zu 100 % Wert war zu warten. Parkway Drive aus Byron Bay, Australien, die 5 Freunde Winston McCall, Jeff Ling, Luke Kilpatrick, Jia O´Connor und Ben Gordon, die ihre Zeit gerne klassischerweise mit Surfen und Kicken verbringen. Anfangs noch als Underground-Band unterwegs, die sich irgendwo zwischen Metalcore, Deathcore und Hardcore bewegen, hat sich PWD in den Jahren als absolute Größe im Metal manifestiert und sogar Wacken Open Air headlinen dürfen. Nichts ist beständiger als der Wandel – das trifft auch auf PWD zu. Von frühen Zeiten ist aktuell musikalisch nicht mehr viel übrig, wenn man sich die Entwicklung von PWD anschaut – aber mit der Zeit hat sich ein Wiedererkennungswert im musikalischen Stil des Modern Metal von PWD entwickelt. Inklusive natürlich damit einhergehenden eingängigen Songs, die reihenweise als livetaugliche Hymnen zur Perfektion taugen. Damit haben PWD in ihrer Entwicklung ein bereits riesiges Repertoire an Songs zur Auswahl um ihre Setlists zu kombinieren. Gepaart mit Pyro-Effekten, Explosionen, cinematographischer Unterstützung im Hintergrund, mechanischer Bühnenshow, fackeltragenden Druiden, orchestraler Unterstützung im Form von Violinen und einem besonderen Gast hat das die Show zu einem perfekten Live-Erlebnis gemacht – nicht zu vergessen, dass die Stimmung im Publikum ihr Übriges dazu geleistet hat. Die Setlist war zum Zerbersten gefüllt. „Glitch“ , „Prey“ , „Carrion“, „Vice Grip“ , „Dedicated“ , „Ground Zero“ haben den Anfang gemacht, ehe es mit „Cemetery Bloom“ die erste etwas ruhigere Nummer gab, in der Winston nur mit choraler Unterstützung etwas Ruhe reingebracht hat, ehe es im Anschluss mit „The Void“ , „Karma“ und „The Greatest Fear“ wieder voll auf die Fresse gab. Dann gab es den besonderen Gast in Form des deutschen Rappers Casper, der gemeinsam mit Winston McCall im Duett mit der Unterstützung von Violinen auf der Bühne die deutsche Version „Schattenboxen“ des PWD-Songs „Shadow Boxing“ zum Besten gegeben hat. Im Anschluss wurde es dann noch wieder etwas ruhiger mit dem Titeltrack „Darker Still“ des gleichnamigen Albums. Der ruhige Gesang, das Pfeifen, die Unterstützung von Luke Kilpatrick an der Akustikgitarre und das großartige Gitarrensolo von Lead-Gitarrist Jeff Ling haben dies zu einem kleinen Highlight der Show für mich gemacht, da ich ein großer Fan von Jeff Lings Gitarrenarbeit geworden bin. Den Abschluss der großartigen Setlist machten dann die Klassiker „Bottom Feeder“ und im Encore „Crushed“ und „Wild Eyes“, was den Abend auf unvergessliche Art und Weise beendet hat. 10/10 für diesen Auftritt sind eigentlich viel zu wenig.

Wertung
Lorna Shore: 8/10
While She Sleeps: 10/10
Parkway Drive: 10/10
Gesamt: 28 / 30 bzw. 9,3 / 10 wobei der Abend vom Gefühl eine +1 verdient hat und somit eine
10/10 ist.
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Re: Der ultrageile Metal Thread

203
iHaveCNit: Bury Tomorrow / August Burns Red / Novelists FR
Batschkapp Frankfurt – 08.11.2022 – 19:00 Uhr


Vor längerer Zeit habe ich einmal die Ankündigung für eine Tour der beiden Metalcore-Bands „Bury Tomorrow“ und „August Burns Red“, die im europäischen und deutschen Raum unterwegs sind und dabei „Miss May I“ und „Thornhill“ als unterstützende Gäste mitnehmen werden. Natürlich wurde auch diese Tour leicht nach hinten verschoben und ich habe immer ein halbes Auge auf den Konzertdaten für die Batschkapp Frankfurt gehabt und es erst als eher zweitrangig betrachtet, weil ich 2022 ohnehin bereits „Bury Tomorrow“ beim nachgeholten Record Release Konzert im Juni 2022 sehen und erleben werde. Da mich „Bury Tomorrow“ damals jedoch so umgehauen hat, habe ich aus dem halben Auge nun eines, wenn nicht sogar beide Augen auf dem Konzert in der Batschkapp gehabt.

Bis dahin gab es kleine Änderung im Line-Up, so dass erst „Thornhill“ und dann später „Miss May I“ weggefallen sind. Kurz vor Tourstart gab es dann Ersatz in Form der französischen Metalcore-Band „Novelists FR“. In dieser Phase habe ich mein Ticket bereits gehabt – und genau diese Änderung hat mir wesentlich gut gefallen, weil ich zu „Novelists FR“ wesentlich größeren Bezug habe, als es dass bei „Miss May I“ und „Thornhill“ der Fall ist. Nicht nur dass, „Novelists FR“ stand bereits auf meiner Liste und so konnte es für mich losgehen.

Den Beginn des Abends um 19:00 machten dann „Novelists FR“. Durch das kurzfristige Einspringen der Band gab es ein paar kleinere, personelle Herausforderungen, so dass die Band an dem Abend nicht vollständig war und auch noch während dem Set mit kleineren Herausforderungen zu kämpfen hatte. Das damit vielleicht nicht ganz so runde und holprige Set konnte die Band um den deutschen Sänger Tobias Rische dann anderweitig improvisiert kompensieren, da das aktuelle Album der Band „Deja Vu: Premiere Partie“ nicht komplett durchgehend aus Songs der Band, sondern instrumentellen Interlude-Sequenzen besteht, die als passender Lückenfüller im 40-minütigen Auftritt der Band genutzt worden sind. Die Setlist und die Auswahl der Songs, die eben größtenteils aus dem aktuellen Album bestand, hat mir sehr gut gefallen beim improvisierten und durchaus entspannten Start in den Abend.

Bei dieser Tour wechseln sich „Bury Tomorrow“ und „August Burns Red“ konzertweise ab, wer den Abend beenden wird. Ganz kurzfristig wurde hier statt „Bury Tomorrow“ „August Burns Red“ an den Ende des Abends gesetzt, so dass es dann um 20:00 direkt mit „Bury Tomorrow“ losgegangen ist. Und bei einem entspannten Start hat es nicht lange gedauert, bis „Bury Tomorrow“ um Sänger Daniel Winter-Bates den gesamten Saal im Griff hatte und ein Feuerwerk aus ihren Songs geliefert hat, die im Gegensatz zur Setlist des vorher von mir besuchten Konzerts ein paar Änderungen parat hatte. Da die Band in ihrer frischen, neuen Konstellation nach den zuerst veröffentlichten zwei neuen Songs „Death“ und „Life“ im März des kommenden Jahres ihr siebtes Studioalbum „The Seventh Sun“ in die Läden bringen wird, wurde neben dem bereits bekannten „Abandon Us“ auch ein ganz neuer Song „Boltcutter“ gedroppt. Insgesamt wieder ein geiler Auftritt und es war nach der ganzen Show auch richtig geil, dass sich Daniel Winter-Bates sogar an mich erinnert hat. Selfies mit ihm, dem neuen Clean-Vocalisten Tom Prendergast und auch Daniels Bruder Davyd gab es dann auch noch neben kurzem Smalltalk. Das macht die Band für mich nun zu einer Top-Tier-Band und immer wieder gern gesehenes und erlebtes Pflichtprogramm.

Den Abschluss um 21:25 machten „August Burns Red“ und haben genau dort weitergemacht, wo „Bury Tomorrow“ aufgehört hat und noch weiter die Batschkapp zum Beben gebracht. Die Band um Jake Luhrs gehört zu einer der wichtigen Wegbereitern des Metalcore-Bereichs, doch ich habe bis auf das aktuellste Album mich nur oberflächlich an die Band angenähert. Nach dem Konzert und dem Set wird sich das ändern. Denn „August Burns Red“ ist einfach eine Wucht, brutal, strukturell und auch textlich komplex und ich habe noch niemanden so ein Mikro am Kabel schwingen sehen wie es Jake Luhrs getan hat. Bis um 22:30 alles vorbei – und ich glücklich war.

Wertung
Novelists FR: 7/10
Bury Tomorrow: 10/10
August Burns Red: 9/10
Gesamt: ca. 9/10
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Re: Der ultrageile Metal Thread

204
iHaveCNit: Architects / Northlane / Sleep Token
Jahrhunderthalle Frankfurt – 05.01.2023 – 19:00 Uhr


Nicht nur einfach ein Haken auf meiner Liste, sondern ein Traum von mir war es die britische Post-Metalcore-Band „Architects“ einmal live zu sehen, seitdem ich sie Anfang 2019 für mich entdeckt habe. Mittlerweile ist „Architects“ musikalisch großer Teil meines Lebens geworden – auch während der Pandemie. Hier war die Band mit einem Livestream-Konzert aus der Royal Albert Hall sowie zwei neu produzierten Alben „For Those That Wish To Exist“ and „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“ und einem orchestralen Live-Album von „For Those That Wish To Exist“ extrem produktiv.

Am 20.05.2022 um 20:00 Uhr war eigentlich ein Konzert in der Jahrhunderthalle angesetzt gewesen. Natürlich habe ich mir ein Ticket geholt. Natürlich wurde der Termin verschoben – auf den 05.01.2023 und kurz zuvor wurden die Supports bestätigt. Für mich gab es hier etwas sehr wohl bekanntes und etwas erfrischend neues zu sehen. Die eine Band ist Northlane aus Sydney, Australien und die andere Band sind die mysteriöse Kombo „Sleep Token“ aus dem vereinigten Königreich. Der Beginn wurde auch vorverlegt auf 19:00 Uhr mit einer Ankündigung von „Architects“, dass sie hier das längste Set ihrer Karriere spielen werden.

Pünktlich um 19:00 begannen „Sleep Token“, deren maskierter, mysteriöser Look live viel zur Atmosphäre ihrer interessanten musikalischen Kombination aus Alternative, Ambient, Metalcore und Heavy Pop beiträgt, womit sie für mich besser im Konzert funktionierten als bei der musikalischen Vorbereitung mit den Songs der Band. Nach 30 Minuten war das Set auch vorbei und es ging zur Pause über.

Um 19:50 – 20 Minuten später setzten dann „Northlane“ an. Sänger Marcus Bridge, der im Gegenzug zum von mir besuchten Konzert Ende 2019 hier wieder lange, lockige Haare und weite ausladende Klamotten trägt, kommt wie ein Guru und Messias rüber, der die Menge spielend mitreißt und die Songs der etwas kürzeren Setlist besteht aus Songs der letzten beiden Alben „Obsidian“ und „Alien“ und dem Klassiker „Quantum Flux“. Die Setlist ging dann nach 40 Minuten zu Ende und wir waren mit 2 von 3 Bands fertig, aber noch lange nicht mit der Hälfte des Abends.

Dann um 21:00 nach einer Pause von einer halben Stunde ging es auf eine der wohl extremsten musikalischen Reisen meines Lebens. „Architects“ haben bereits angekündigt, dass dieses Set das längste ihrer Bandgeschichte sein wird – Die Frage war nur, wie lang es tatsächlich sein wird. So ging es musikalisch natürlich in erster Linie durch die neuen beiden Alben „For Those That Wish To Exist“ und „The Classic Symptoms Of A Broken Spirit“, die in ihrer Richtung mit stadiontauglichen Sing-Alongs, einem zum Teil orchestralen, zum Teil industriallastigen und zum Teil elektrolastigen Einschlag perfekt dazu geeignet sind, die Crowd mitzunehmen und eine unvorstellbare Power und Energie freizusetzen. Darüberhinaus ging es musikalisch auch noch ein wenig in die Vergangenheit mit Songs der unfassbar guten Dreifaltigkeit der Alben „Lost Forever/Lost Together“ ; „All Of Our Gods Have Abandonded Us“ und „Holy Hell“ sowie einem überraschenden Song aus dem noch älteren Album „Daybreaker“. Nahezu alle Lieblingssongs von mir wurden gespielt, ich hatte Gänsehaut, ich stand mehrfach kurz davor zu Weinen vor Freude. Nach 21 Songs war der eigentliche Teil des Sets fertig, doch es waren noch ein paar Minuten bis zum geplanten Ende um 23:00. Bis es in der Zugabe dann noch mit „Nihilist“ , „When We Were Young“ und zum Schluss „Animals“ noch den kompletten Abriss gab und nach 2 Stunden das für mich längste und bisher beste, geilste Set meines Lebens zu Ende ging. Ein Abend, der mich unfassbar glücklich gemacht hat – aber auch so zerstört hat, dass mir der Abend noch etwas in den Knochen hängt.

Für mich gibt es auch keinen anderen Weg dem gesamten Abend die 10/10 zu geben.
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Re: Der ultrageile Metal Thread

205
iHaveCNit: „Kataklysm“ / „Soilwork“ Co-Headline-Tour mit Support „Wilderun“
Schlachthof Wiesbaden – 28.02.2023 – 19:00 Uhr


Das nächste Konzert 2023 führt mich in den Schlachthof Wiesbaden, dessen Halle ich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Genauer seit Januar 2020 bevor die Corona-Pandemie dem Ganzen eine unbeabsichtigte Pause gegeben hat. Natürlich habe ich das kleinere Kesselhaus direkt nebenan bereits letztes Jahr bei „Spiritbox“ und „Bury Tomorrow“ besucht.

Auf dem Plan für diesen Abend standen 3 Bands, nachdem eigentlich vorher noch mit einer weiteren noch unangekündigten Support-Band geplant worden ist, doch jedoch einige Wochen vor Beginn der Tour blieb es dann bei den 3 bestätigten Bands.

Bevor das Konzert jedoch losgegangen ist, gab es einige Entwicklungen, die sich wie ein Schleier über das Konzerterlebnis gelegt haben. Eigentlich wäre ich nicht alleine auf das Konzert gegangen. Meine Begleitung hat jedoch über Jahre mit einer Knieverletzung zu kämpfen gehabt und dort kam es wenige Wochen vor dem Konzert zu Entwicklungen, die eine OP notwendig gemacht haben. Wenige Tage vor dem Konzert war die OP und durch den Heilungsprozess war meine Begleitung krankheitsbedingt verhindert, am Konzert teilzunehmen. Da ich wenige Minuten vom Schlachthof entfernt arbeite, dachte ich mir, meinen Rucksack entweder kurz im Büro oder in den Schließfächern am Bahnhof zu parken. Für Letzteres habe ich mich entschieden und ganze 3 bis 4 Fächer getestet, bis ich einen funktionierenden Schließer gefunden und dabei auch mal 3 Euro in den Sand gesetzt habe. Mit den Schließfächern ging es dann auch munter weiter. Der Schlachthof hat seine Garderobe nun gegen Schließfachanlagen vor der Halle ausgetauscht, die mit bargeldlosen Terminals und selbst zu vergebenden PIN-Nummern für die Öffnung des Fachs arbeiten. Hier hätte ich mir beinahe meine EC-Karte gesperrt, weil ich die PIN-Eingabe am Terminal mit der PIN-Vergabe für das Schließfach verwechselt habe. Mit diesen eher weniger guten Gefühlen bin ich dann in die Halle und dieser Schleier hat mich die gesamte Zeit begleitet. So konnte ich den gesamten Abend eher weniger ausgelassen genießen und nicht so wie gewünscht fühlen. Hinzu kommt, dass die Halle nicht ausverkauft war.

Die erste Band des Abends „Wilderun“ aus Massachusetts ist eine sehr interessante Erfahrung gewesen. Die Band, in die ich vorher nicht investiert war, bietet eine vielseitige, komplexe Mischung aus Folk, Prog und Metal und hat Songs zu bieten, deren Laufzeit schon sehr lang ist, womit die Setlist aus 4 Songs bestand und eine Mischung aus den letzten beiden Alben „Epigone“ und „Veil Of Imagination“ geboten hat. 4 Songs hören sich kurz an, aber wenn die Band damit eine Setlist spielt, die 40 bis 45 Minuten lang ist, dann ist das doch eine ganz andere Nummer !

Die zweite Band des Abends war dann genau der Grund für meinen Ticketkauf – die schwedische Melodic Death Metal-Band „Soilwork“, die ich bereits vor knapp 4 Jahren 2019 in der gleichen Halle zum ersten Mal erlebt habe. Seitdem hat die Band um Björn Strid neben der Pandemie sowohl die EP „A Whisp Of The Atlantic“ und das 12. Album „Övergivenheten“ veröffentlicht, aber auch den Verlust von Gitarrist David Andersson zu verarbeiten, der im September letzten Jahres verstorben ist. Das Set von Soilwork mit einem Fokus auf „Övergivenheten“ aber auch einer Bandbreite aus den letzten Alben mit „Verkligheten“; „The Ride Majestic“ und „The Living Infinite“ und einigen Klassikern hat mich komplett mitreißen können, wäre da nicht eine vielleicht etwas nervige Mosh-Pit von der Seite gewesen, die den Genuss für mich ein wenig gemildert hat.

Bei der 3. Band, den Death-Metal-Frankokanadiern aus Montreal, Quebec mit dem Namen „Kataklysm“ habe ich es Schade gefunden, dass ich im ganzen Überfluss bisher noch keine Berührungspunkte mit der Band hatte und demnach nicht in die Band investiert war. Die prägnanten, simplen und mitreißenden Songs auf der Setlist waren echte Nackenbrecher und ein cooler Abschluss für den dann doch holprigen Abend, den ich eher weniger genießen konnte und ich mich wertungstechnisch an dieser Stelle für den kompletten Abend enthalten möchte.
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Re: Der ultrageile Metal Thread

206
iHaveCNit: „ERRA – EU/UK Tour 2023 with Special Guests“ - Silent Planet – Invent Animate - Sentinels
Schlachthof Wiesbaden – 09.03.2023 – 19:00 Uhr


Konzert Nummer 3 für mich in 2023 war dieses mal ein Ausflug wieder in Metalcore-Gefilde mit einem progressiven, elektronischen, melodischen und Djent-lastigen Touch, den ich einfach mal so mitnehmen wollte, der mich aber unerwartet überrascht und mitgerissen hat. Etwas über eine Woche nach meinem letzten Konzert im Schlachthof war es dieses mal weniger komisch wie letztens, weil ich mit ein wenig mehr Bedacht bei den Schließfächern vorgegangen bin.

Bereits Ende 2019 sollte ich eigentlich mal die Gelegenheit bekommen, vor allem „Silent Planet“ im Schlachthof damals mit Northlane, Polaris und Void of Vision zu erleben, doch aufgrund persönlicher Probleme des Sängers Garrett Russell hat die Band vorzeitig die Tour beendet und so konnte ich „Silent Planet“ damals nicht live erleben. Doch dann kam die Ankündigung der Tour von „ERRA“, die gemeinsam mit „Silent Planet“ als auch „Invent Animate“ und „Sentinels“ ein interessantes Line-Up serviert haben – was mich durchaus interessiert hat, weil ich sowohl in das letzte Album von „ERRA“, als auch „Silent Planet“ und „Invent Animate“ investiert war und dementsprechend den Abend genießen und fühlen konnte – unerwartet gut sogar.

Der Abend ging auch Schlag für Schlag durch das Programm. Den Anfang machten die Newcomer Sentinels aus New Jersey, die sich aus ihrem aktuellen Album „Collapse By Design“ bedient und die Halle gut anheizen und vorbereiten konnten, auf das, was noch kommt. Nach 6 Songs in weniger als 30 Minuten war dann auch Schluss – macht aber auch Lust auf mehr !

Nach einer rasanten Pause ging es dann auch direkt mit „Invent Animate“ weiter, die direkt die Stimmung aufgefangen und weiter gesteigert haben. Mit ihrem letzten Album „Greyview“, dem kommenden Album „Heavener“ und ihrer dazwischen liegenden EP haben sie auch genug Material für ihre 6 Songs, die sie auch in weniger als 30 Minuten durchgezogen haben. Für mich bereits das erste Highlight des Abends, weil ich Bock auf „Invent Animate“ hatte.

Bock hatte ich dann auch auf „Silent Planet“, die dann mit einem etwas längeren Set aus ihren 4 Alben eine gute und interessante Mischung geboten haben. Gelebt hat das ganze auch vom charismatischen Sänger Garrett Russell, der sprichwörtlich emotional und körperlich (zumindest obenrum) die Hüllen hat fallen lassen. Nach 9 Songs und knappen 45 Minuten war auch das weitere Highlight des Abends zu Ende und alleine der bisherige Abend hat die knappen 30 Euro fürs Ticket gerechtfertigt, doch der Main Event kam dann ja noch.

Um ca. 21:30 ging es dann mit „ERRA“ los, die sich bis auf wenige Klassiker hauptsächlich auf ihr aktuelles Self-Tilted-Album fokussiert haben und mit ihrer Energie und dem für Sing-Alongs eignenden Songs eine großartige Setlist für eine knappe Stunde mit 11 Songs zusammengestellt und den Abend damit um 22:25 perfekt beendet haben.

Wertungstechnisch liegt der Abend bei 8 bis 9 Punkten.
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Re: Der ultrageile Metal Thread

208
iHaveCNit: „Limp Bizkit Still Sucks Tour 2023“ mit Wargasm UK und Blackgold
Jahrhunderthalle Frankfurt – 05.04.2023 – 20:00 Uhr


Konzert Nummer 4 im Jahr 2023 war für mich quasi das letzte von der Sorte der Konzerte, die pandemiebedingt verschoben worden sind und noch bei mir „auf Halde lagen“. Und es sollte ein denk- und erinnerungswürdiges Konzert werden. Für mich als Millenial war Nu-Metal neben Metallica ein Gate-Opener in den gesamten Metal-Bereich und der Beginn meiner Leidenschaft für diese Musik. Bei Nu-Metal gehören für mich dann auch Linkin Park mit den ersten Alben und Limp Bizkit zu den für mich einflussreichsten Bands. Anfang 2020, als es hieß, Limp Bizkit macht im August einen Halt in der Jahrhunderthalle Frankfurt, habe ich ein wenig mit mir gerungen, da es durchaus Stimmen im Netz gab, die vor bizarren Erlebnissen bei Konzerten der Band warnen. Dennoch habe ich mir ein Ticket geholt und habe sehr lange und geduldig auf das Konzert gewartet, zu dem dann auch neben „Wargasm UK“ auch noch „Blackgold“ zum Line-Up des Abends hinzugekommen sind. Wer für „Blackgold“ und „Wargasm UK“ zur Show gekommen ist, ist einigermaßen auf seine Kosten gekommen – was man in gewisser Art und Weise nicht von „Limp Bizkit“ behaupten kann. An manchen Stellen im Netz wird sogar von einer Farce gesprochen, die an Peinlichkeit nicht zu überbieten war. Keine Ahnung, ob das von Beginn des Einlasses an bereits so war, aber bereits am Merch-Stand zeichnete sich die peinliche Vorstellung von Limp Bizkit ab. Kein Merch – ausverkauft – erste kleine Enttäuschung des Abends. Da sehe ich durchaus einen von meiner Seite aus gerechtfertigten Anspruch und Kritik, dass hier vermutlich in Planung und Logistik einiges falsch kalkuliert worden ist. Doch eine Alternative hat sich für mich aufgetan.

Eigentlich sollte es erst um 20:00 losgehen, doch bereits 19:30 starteten die Briten von „Blackgold“ ihr halbstündiges Set, das als Opener den Abend gut einläuten sollte. Mit der Band habe ich mich erst am gleichen Tag beschäftigt und muss sagen, dass mir der Sound zusagt. Die schwarzgold-maskierte Band hat abgerissen und auf einem ihrer Shirts prangt der Slogan „Make Nu-Metal Great Again“ - sehr symbolisch, wenn es um den Rest des Abends geht – und diese Alternative hat sich für mich dann auch aufgetan – genau eines dieser Shirts !

Um 20:15 beziehungsweise 20:20 starteten Wargasm UK eine gute, aber auch chaotische Show, die mir weniger gut gefallen hat als „Blackgold“ und da ich wenig in diese moderne Rock-Band investiert bin, habe ich den Auftritt mitgenommen, der um 20:50 fertig war.

Nach knappen 30-40 Minuten sollte der Main-Event des Abends starten. Als Limp Bizkit auf die Bühne kamen stimmte die Stimmung noch. Doch nach den ersten 3 Songs kam etwas, was für mich an dieser Stelle nicht so rüber gekommen ist. Eigentlich habe ich das, was nun folgen sollte für eine kleine, einmalige Nummer gehalten als ein Fan auf der Bühne mit Fred Durst stand und quasi Back-Up für den leicht erkrankten Fred darstellen und die Band gesanglich unterstützen sollte. Das ging ein paar Songs noch gut, bis dann laufend weitere Fans auf die Bühne geholt worden sind und einzelne Songs der Band gesanglich mal gut und mal häufiger weniger gut unterstützt haben. Für ein Konzert im Sinne eines Konzertes war das absolut ungenügend. Da ich sehr weit vorne stand, habe ich von den Rängen weiter hinten nicht viel mitbekommen und auch nicht, ob da einige die Veranstaltung vorzeitig verlassen haben. Aber eine geteilte Stimmung konnte auch ich schon wahrnehmen, während einige diese „Open-Mic-Karaoke-Limp-Bizkit-Party“ gefeiert haben, haben andere das absolut nicht lustig gefunden. Ich befand mich da ein wenig zwischen den Stühlen und in einer extrem physischen Moshpit. Ganz krass war dann auch die Situation, in der ein wütender Fan auf die Bühne geholt worden ist, der die ganze „Farce“ auf der Bühne angesprochen hat und hier von einer feierwütigen Meute eher ausgebuht als gefeiert worden ist. Sehr denk- und erinnerungswürdig dieser gesamte Abend. Wer weiß, wie die als sehr gut bezeichneten Konzerte der Tour bisher gewesen sein müssen, aber irgendwie scheint die Zeit von Limp Bizkit und auch von Fred Durst vorbei. Dennoch feierte die Party hier die Nostalgie, die mit ihrer eigenen Verbindung zur Musik von Limp Bizkit steht. Gegen 23:30 war das Ding auch vorbei. Wertungstechnisch möchte ich für diesen Abend enthalten.
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iHaveCNit: „The Ghost Inside“ / „LANDMVRKS“ / „Dragged Under“
Schlachthof Wiesbaden – 11.04.2023 – 19:00 Uhr


Nachdem mein letztes Konzert bei „Limp Bizkit“ ein denkwürdiges, zweischneidiges Schwert war, konnte es für das nächste Konzert nur bergauf gehen. Ein weiser Spruch, ob der tatsächlich von mir kommt weiß ich an der Stelle nicht, aber ich verwende ihn gerne, sagt: „Das gute an schlechten Erlebnissen ist, dass man gute Erlebnisse wesentlich besser zu schätzen weiß !“ Mit genau diesem Gefühl bin ich an das nächste Konzert herangegangen. Und welche Band eignet sich dafür besser als „The Ghost Inside“ aus Los Angeles, die sich nach einem Schicksalsschlag wieder hochkämpfen musste und im Jahre 2020 mit ihrem neuen selbstbetitelten Album ein Comeback gefeiert hat, wodurch ich auch erst auf die Band aufmerksam geworden bin – wie einige andere Bands im Laufe der Pandemie, zu denen auch der französische Support aus Marseille „LANDMVRKS“ gehört. Beide Bands habe ich seitdem auf Platte bereits in mein Herz gespielt, so dass der Besuch des Konzerts ein überfälliger Moment war, diese herzliche Verbindung zu veredeln. Nicht zu vergessen, dass es zu einem Konzert auch dazu gehört, etwas neues für sich zu entdecken – und das war mit dem Support der Punkrock-Band „Dragged Under“ aus Seattle auch noch gegeben. So konnte es dann im ausverkauften Schlachthof losgehen.

Um 19:00 ging es dann auch mit „Dragged Under“ los, die mit ihrem Punk-Rock mit Hardcore-Anleihen ein perfektes Set aus ihren beiden Alben „The World Is In Your Way“ und „Upright Animals“ gezimmert und damit aus allen Rohren gefeuert haben. Nach einer halben Stunde mit klassischer Gesellschaftskritik war der Einstieg geschafft.

Nach einer 20-minütige Pause kam dann bereits ein Moment, auf den ich lange gewartet habe, auch wenn wir hier kein Headliner-Set bekommen haben, waren die 40 Minuten melodischen Hardcores von „LANDMVRKS“ bereits großartig. Hinzu kommt auch, dass Florent Salfati, der wie eine junge französische Mischung aus Eminem und Chester Bennington wirkt eine unfassbare gesangliche Reichweite hat und unter dem Pseudonym „flo.“ auch französischen Rap im „Rap“-ertoire hat. Daraus entstand auch der Track „Visage“, der nach einem balladenhaften Einsteig mit einer Rap-Einlage Florents startet, ehe eher in Hardcore-Gefilde übergeht. Selbstverständlich war der Song Teil der Setlist, wie auch weitere Klassiker aus den letzten beiden Alben „Lost in the Waves“ und „Fantasy“. An diesem Punkt war ich bereits zufrieden nach deren 40-minütigen Set.

Kommen wir zum Main-Event des Abends. Bei Wrestlemania 39 war das an Nacht 2 der Champion Roman Reigns gegen den Herausforderer Cody Rhodes, dem „American Nightmare“ und beim Konzert ist es „The Ghost Inside“. Warum diese Assoziation ? - „American Nightmare“ prangt auch auf dem Shirt von Sänger Jonathan Vigil. Aber das ist nicht die einzige Parallele, die ich sehe, wenn ich den Vergleich zwischen Cody Rhodes und The Ghost Inside ziehe. Cody Rhodes ist Sohn der verstorbenen Legende Dusty Rhodes und nachdem er einige Jahre Lehrgeld in der Midcard zahlen musste, hat dieser der WWE den Rücken zugekehrt und sich durch Independent-Ligen international einen Namen gemacht, ehe er dadurch einige Leute kennengelernt – und mit ihnen zusammen ein eigenes Konkurrenzprodukt groß gemacht, bis er sich vom dem Konkurrenzprodukt losgesagt und ein fulminantes Comeback hingelegt hat, dass von einer Brustmuskelverletzung kurze Zeit später ausgebremst wurde. Bis er nach der Heilungsphase ein erneutes Comeback hingelegt hat. Die Band selbst ,die es seit 2008 gibt, hat sich bereits in den 6 Jahren bis 2014 einen Namen in der Szene machen können, bis es 2014 zu einem tragischen Verkehrsunfall gekommen ist, bei dem alle Bandmitglieder verletzt worden sind und zur Heilung gezwungen waren. Der Gitarrist verlor 2 Zehen, der Drummer gleich eines seiner Beine, dass eigentlich essentiell am Schlagzeug ist. Und Sie hat es 5 Jahre bis zu einem Comeback-Konzert gedauert und ganze 6 Jahre, bis diese 2020 mit einem neuen Album wie Phoenix aus der Asche auferstanden sind und eine absolut glaubwürdige, unvergleichliche Emotion und Power in ihrem melodischen Metalcore unterbringen und damit die Menge zu berühren und mitzureißen weiß. Die Mischung der Setlist aus ihren bisherigen 5 Alben mit Schwerpunkt auf den letzten 3 Alben „Dear Youth“ , „Get What You Give“ und „The Ghost Inside“ lässt kaum Wünsche übrig und lässt einen euphorisch, glücklich, zufrieden und zeitgleich emotional und körperlich ausgeglichen nach Hause gehen. Zumindest war das bei mir der Fall und es war eine weitere extrem geile Nacht, die für mich neben dem Konzert von „Architects“; „Northlane“ und „Sleep Token“ im Januar auf einem Top-Tier-Level steht und der Abend hat hier nichts anderes als eine 10/10 verdient.
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Re: Der ultrageile Metal Thread

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Special
iHaveCNit: Metallica 72 Seasons Global Premiere Event (2023) – Trafalgar Releasing
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 13.04.2023
gesehen am 13.04.2023 in OmU Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 13 – 20:15 Uhr

Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Metallica-Albums „72 Seasons“ hat die Band ein weltweites Premieren-Event für das Kino zusammengeschustert, in dem sowohl alle Songs des neuen Albums, als auch kurze Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Songs geliefert worden sind. Neben einer Werbung für das Album gab es auch Werbung zur anstehenden Tour und einem damit verbundenen weiteren Kino-Event. Die Struktur des Events war, dass nach einer kleinen Einleitung der gesamten Band die Songs chronologisch der Reihenfolge auf dem Album nach in O-Ton-Interviews einzelner Mitglieder der Band vorgestellt worden sind, ehe es in die Musikvideos oder auch graphische Visualizer gegangen ist, die teils gut und teils rudimentär experimentell rüber gekommen sind.
„Metallica 72 Seasons Global Premiere Event“ – My First Look – Ohne Wertung.
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