Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Zwischen Uns (2022) – Max Fey – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 16.06.2022
gesehen am 18.06.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 18:45 Uhr


Trotz den aktuell sehr warmen Temperaturen des Wochenendes habe ich mich dann doch ins Kino gewagt, gerade weil der gut klimatisierte Kinosaal des heutigen Films in einem kellerartigen Untergeschoss liegt. Mit „Zwischen Uns“ von Max Fey habe ich auch eine gute Wahl getroffen, denn das intime Drama war ohnehin auf meiner Liste – gerade auch aus privaten und persönlichen Gründen.

Eva Meukow ist eine junge, alleinerziehende Mutter. Sie und ihr 13-jähriger Sohn Felix sind ein eingespieltes Team. Doch das Umfeld ist mit dem Asperger-Autisten, seiner Schweigsamkeit und den Wutausbrüchen so überfordert, so dass dies auch zum Problem für seine Mutter wird, weil der Einfluss auch in ihren Job reicht und ein erneuter Wechsel der Schule droht. Inmitten der Hilfe einer jungen auf Autismus spezialisierten Schulbegleiterin und eines Nachbarn bis Eva irgendwann eine für ihre Zukunft und die Zukunft ihres Sohnes wichtige Entscheidung treffen muss.

Der Film selbst ist mit noch nicht mal 90 Minuten sehr kurz und kompakt. Dabei liegt der Fokus im Großen und Ganzen stark bei Eva und Felix. Felix wird großartig von Jona Eisenblätter gespielt und noch stärker hat mir Liv Lisa Fries als alleinerziehende Mutter Eva gefallen, gerade auch weil der Film sich noch eine Ecke stärker auf ihre Rolle, ihre Entwicklung und den Umgang mit den Entscheidungen fokussiert. Ingesamt hat mir dieses feine, intime Drama sehr gut gefallen. Doch ein wenig Potential hat er meiner Meinung nach liegen lassen, denn mit ein wenig mehr Zeit und einer noch stärkeren Feinfühligkeit in der Ausarbeitung seiner Geschichte und des Themas wäre noch ein wenig mehr drin gewesen. Denn der Film hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, noch etwas tiefer auf die Aspekte von Asperger-Autisten und vor allem die Welt von Felix einzugehen. Darüber hinaus ist die Darstellung als reines Problemthema etwas einseitig und wenig differenziert.

„Zwischen Uns“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: A E I O U – Das Schnelle Alphabet der Liebe (2022) – Nicolette Krebitz – Port-Au-Prince
Deutscher Kinostart: 16.06.2022
gesehen am 19.06.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 20:15 Uhr


Als dritten Film der Woche aus dem Arthouse-Sektor habe ich mir die neue Regiearbeit von Nicolette Krebitz angesehen. „AEIOU“ hat mich doch ein wenig interessiert.

Anna ist 60 und war einst eine große Schauspielerin, die mittlerweile für Hörspiele als Sprecherin arbeitet. Ihr Leben scheint sich zu verändern, als sie vor einem Lokal in Berlin von einem jungen Mann überfallen wird und sie kurze Zeit später diesen jungen Mann namens Adrian wiedersieht, weil sie ihm für ein Projekt Sprachtraining geben darf.

Krebitz´ Film kann durchaus als „Amour Fou“ bezeichnet werden, wie es oft an anderer Stelle bereits getan worden ist. Dabei liegt der Fokus des Films klar auf dem ungleichen Paar der älteren Anna und dem weitaus jüngeren Adrian, die beide unglaublich gut von Sophie Rois und Milan Herms gespielt werden. Die Entwicklung ihrer gemeinsamen Geschichte ist durchaus sehr spannend, unvorhersehbar, faszinierend und zum Teil auch elektrisierend. Jedoch kommt es teilweise zu Momenten und Handlungen, bei denen das doch sympathische Paar und der sympathische Film seine Sympathie einbüßt und für mich nicht ganz sein Potential entfaltet und damit aufgrund einer doch ungewöhnlichen Liebesgeschichte nicht ganz für mich die Sogkraft von zum Beispiel „Ich bin dein Mensch“ aus dem letzten Kinosommer entwickelt hat.

„A E I O U – Das Schnelle Alphabet der Liebe“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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craigistheman hat geschrieben: 20. Juni 2022 19:13 Mel Gibsons Vokuhila ist das Highlight der Filme :D
Das wusste ich noch gar nicht. Vielen Dank, für die Info. Dabei hatte ich Banause bislang immer an der Action und den Dialogen den größten Spaß an den Filmen, und nicht an Mels Frisur. Man lernt nie aus. :mrgreen:

Re: Zuletzt gesehener Film

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"Ex Machina"
Ich hab mir jüngst diesen Film wieder gegeben, und ich kann es einfach nur immer und immer betonen, dass dieser der beste Sci Fi Movie seit Jahren ist!
Das Thema: "Werden uns Computer und Roboter ersetzen?" hat schon zig gute Filmemacher inspiriert (Kubriks Hal kommt da in die Gedanken), doch hier wird es zur Intelligenz zur Potenz (ich meine es mathematisch -nicht wegen der tollen Nacktaufnahmen v.a. von Alicia Vikander und Sonoya Mizuno) getrieben.
Ich glaube Nathan könnte ein gute Inspiration und Vorlage für einen echt bösen Bond Bösewicht abgeben, der mit Ava Bond in die Irre führen will, nur um zu dokumentieren, dass seine Roboter ihn zur Weltherrschaft führen werden. Wäre mal ein Bond mit Tiefgang.
Hey! Sogar Ian Flemming spielte mit Gedanken eines Spielzeugmenschens!
Was soll da so abwegig sein?
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Massive Talent (2022) – Tom Gormican – Leonine Studios
Deutscher Kinostart: 16.06.2022
gesehen am 15.06.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 21.06.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 2 – Reihe 16, Platz 20 – 20:35 Uhr


Die Karriere eines Nicolas Cage ist ein sehr vielseitiges Mysterium, bei der die Filmografie selbst ein Auf und Ab gewesen ist. Von legendären Klassikern im Kino bis hin zu Trash fürs Heimkino war nahezu alles dabei. Umso interessanter ist dann die Idee eines auf ihn zugeschnittenen Films, die zum Einen eine lange Zeit eine gefragte Drehbuchidee gewesen sein muss und zum Anderen auch nach langer Zeit mal wieder ein Nicolas Cage Film, der seinen Weg ins Kino findet. Diese Idee trägt im Original den Namen „The Unbearable Weight Of Massive Talent“ oder schlicht bei uns einfach nur „Massive Talent“.

Nick Cage war einst ein gefragter Schauspieler, doch aktuell bleiben die Rollen aus. Da nimmt er eigentlich nur widerwillig den Auftrag ein, auf der Geburtstagsparty eines reichen mallorquinischen Geschäftsmanns namens Javi aufzukreuzen. Javi entpuppt sich als extremer Nick Cage-Fan und er verfolgt natürlich noch weitere Ziele mit seinem Idol. Währenddessen wird jedoch Nick Cage vom CIA abgefangen und informiert, dass Javi scheinbar Dreck am Stecken zu haben scheint.

Ob einem „Massive Talent“ gefallen wird, hängt größtenteils davon ab, wie man persönlich zu Nicolas Cage steht. Ich persönlich bin bisher sehr selektiv gewesen, wenn es um Nicolas Cage geht, da ich einen Teil seiner Klassiker gesehen, aber die gesamte Filmographie noch nicht vollständig gesehen habe. Aber einen Großteil der im Film vorhandenen Hommagen an Nicolas Cage habe ich durchaus wahrgenommen. Der Film funktioniert relativ gut als Hommage und Metakommentar auf die Karriere von Nicolas, der hier ja eine fiktive Version seiner selbst spielt und durchaus auch sehr selbstironisch ist und eine tolle Chemie mit Pedro Pascal entwickelt. Auch sehr interessant ist natürlich auch der im Film integrierte Metakommentar auf das Schauspielern und das Filmemachen sowie einiger Filme und Filmklischees. Das gibt dem Film in gewisser Art und Weise das gewisse Extra. Denn wenn man dem Film genau dieses sehr unterhaltsame Element und auch das Element einer Nicolas-Cage-Hommage nimmt, bleibt im Grunde nur eine relativ generische, formelhafte Actionkomödie mit Gangster- und Spionage-Elementen übrig, die so nie den Weg in die Lichtspielhäuser gefunden hätte und direkt im Heimkino veröffentlicht worden und in der Menge an Filmen dieser Sorte untergegangen wäre.

„Massive Talent“ - My Second Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Die Geschichte der Menschheit – Leicht gekürzt (2022) – Erik Haffner – Warner
Deutscher Kinostart: 16.06.2022
gesehen am 22.06.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 8 – Reihe 13, Platz 21 – 20:15 Uhr


Es gibt auch mal seltene Momente, in denen ich gelangweilt ins Kino gehe und durchaus ähnlich gelangweilt wieder aus dem Kino herauskomme, unabhängig davon, ob ich während eines Films durchaus auch mal meinen Spaß hatte. Der hauptsächliche Grund mir „Die Geschichte der Menschheit“ im Kino anzusehen ist im Grunde nur wegen einem Teil des im Trailer angeteasten Casts gewesen. Ich habe nicht wirklich viel erwartet und daher auch nicht wirklich viel bekommen.

Das Raumschiff Voyager wird in den 70ern ins All geschossen. An Bord befindet sich ein Datenträger, der nachfolgenden Generationen einen Teil der Geschichte in Kurzform darlegen soll. Im Jahre 2050 in einer anderen Galaxie kommt dieser Datenträger in die Hände einer außerirdischen Lebensform.

Eingebettet in eine sehr rudimentäre Rahmenhandlung bekommen wir viele Gesichter der deutschen Schauspiel- und Comedyszene zu sehen, die in diversen Episoden wichtige geschichtliche Ereignisse in mal mehr oder weniger witzigen Sketchen darstellen. Insgesamt ist mir das für einen Film jedoch viel zu wenig und eignet sich daher eher für eine typische Comedy-TV-Show.

„Die Geschichte der Menschheit – Leicht gekürzt “ – My First Look – 5/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Elvis (2022) – Baz Luhrmann – Warner
Deutscher Kinostart: 23.06.2022
gesehen am 28.06.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 18 – 17:20 Uhr


Filmische Biographien über Legenden und Ikonen der Musikgeschichte hatten in den letzten Jahren im Kino durchaus einen gewissen Einfluss. Von „Queen“ und Freddie Mercury in „Bohemian Rapsody“ über Elton John in „Rocketman“ bishin zu Aretha Franklin in „Respect“ gab es schon einige interessante Filme in den letzten Jahren. Nun gesellt sich ein weiterer filmischer Eintrag zu den bisherigen Einträgen in dieser Liste, denn Baz Luhrmann lässt Elvis Presley in seinem Film „Elvis“ auf der Leinwand wieder auferstehen und gibt ihm somit seine ganz eigene Liebeserklärung an Elvis Presley.

Durch Zufall wird der zwielichtige Manager und Colonel Tom Parker bei einer Musikveranstaltung auf den jungen Elvis Presley aufmerksam, der mit einer elektrisierenden Performance und der Kombination von Country und den Einflüssen der stark von Afroamerikanern geprägten Richtungen Blues und Gospel die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. Während es immer wieder zu gesellschaftlichen Konflikten innerhalb der vereinigten Staaten sowie dem Rest der Welt kommt, haben Presley und Parker immer wieder mit leichten Konflikten zu kämpfen, die das im Grunde sehr spezielle Abhängigkeitsverhältnis beider Männer auf die Probe stellen wird und auch Elvis Umfeld belasten wird – nicht zu vergessen die unterschiedlichen Vorstellungen der künftigen Karriere von Elvis.

Regisseur Baz Luhrmann hat aus „Elvis“ ein mit 160 Minuten sehr mächtiges und langes Biopic um Elvis Presley gemacht, dass durchaus mit einer gewissen Rasanz und hohem Tempo dem Leben von Elvis Presley fröhnt und dabei auch viele Genauigkeiten aufweist. Die historischen Genauigkeiten bei der Darstellung des Films wurden mir dabei von einer Person bestätigt, die sich in der Vergangenheit durchaus intensiv mit Elvis Presley beschäftigt hat. Der Film nimmt dabei vorwiegend und hauptsächlich die Perspektive von Presleys Manager Parker ein, der durchaus mit einer schmierigen, fiesen und einnehmenden Performance von Tom Hanks gespielt wird, während Austin Butler nahezu mit Elvis Presley verschmilzt und eine grandiose Performance abliefert. Klar könnte man dem Film vorwerfen, Elvis etwas zu geschönt darzustellen, da man durchaus den sehr leidlichen Gesundheitszustand nur angedeutet aber nicht vollends gezeigt hat. Ich finde diese Art des Umgangs jedoch sehr respekt- und würdevoll gegenüber Presley und auch seinem Vermächtnis. Handwerklich und visuell haben mir vor allem die großartige Kostümierung und auch die Arbeit im Bereich von Frisuren und Make-Up gefallen. Der Film ist durchaus sehr episch und virtuos inszeniert – auch in seiner optischen und visuellen Umsetzung. Jedoch haben mir die relativ schnelle Schnittfolge und der Einsatz von sowohl computergenerierten Texteinblendungen als auch die dadurch teils sterile und künstliche Atmosphäre des Films eher weniger gefallen, was den positiven Gesamteindruck nur bedingt beeinflusst hat.

„Elvis“ – My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Spotlight-Sneak 29.06.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 12 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)

Der Hinweis war folgender:
Wie kann es sein, dass auf diesem Bild Sex, Gewalt und Alkoholismus dargestellt und gleichzeitig propagiert wird. (Ein Bild von Kühen auf einer ländlichen Weide !) Oder frei nach dem Gemälde von Martin Kippenberger aus dem Jahr 1984 zitiert: "Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken"

Die Auflösung:
Okay, offensichtlich mögt ihr keine satirischen Animationsfilme aus Österreich
WILLKOMMEN IN SIEGHEILKIRCHEN - DER DEIX FILM wurde von euch mit einer historisch schlechten Bewertung von 4,6 bewertet. Wir starten den biografischen politisch-brisanten Animationsfilm über den Karikaturisten Manfred Deix trotzdem am 7.7. bei uns in den Arthouse Kinos Frankfurt.
Die kommende Spotlight findet dann wieder in zwei Wochen am 13.7. bei uns in der Harmonie statt. Wir freuen uns über euer Kommen. Und ja, wir haben es verstanden. Wir zeigen euch keine österreichischen Animationsfilme mehr^^ #spotlightsneak
Eure Bewertung = 4,6
Note 1 = 5x
Note 2 = 0x
Note 3 = 4x
Note 4 = 12x
Note 5 = 5x
Note 6 = 22x

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)
9. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Eigene Note: 4
Wertung: 5/10


iHaveCNit: Willkommen in Siegheilkirchen (2022) – Marcus H. Rosenmüller / Santiago Lopez Jover – Pandora Film Verleih
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 29.06.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Bei einem kleinen Small-Talk mit Mitarbeitern des Kinos wurde das Gespräch mit dem Thema „Pünktlichkeit“ bei Kinobesuchen eingeleitet, welches für mich selbstverständlich ist. Neben „Pünktlichkeit“ ist für mich auch „Respekt“ gegenüber jedem Film ein wichtiges und selbstverständliches Thema. Zum Respekt gegenüber jedem Film gehört es auch, die gesamte Laufzeit über im Saal zu sitzen und sich den Film anzutun, egal ob der eigene, persönliche Geschmack getroffen worden ist oder nicht. Der Film der gestrigen Sneak war auf meiner persönlichen Liste für die Starts im Juli und ist nach der Sichtung nicht wirklich mein Geschmack gewesen, wobei es bei einer Sichtung auch bleiben wird. „Geschmackssache“ könnte bei keinem anderen Film in diesem Jahr so gut zutreffend sein. Denkwürdig vor allem, da es sich um Film Nummer 100 in diesem Jahr handelt.

Im kleinen, sehr konservativ geprägten Dorf Siegheilkirchen kommt ein kleiner Junge zur Welt. Von allen nur Rotzbub genannt missfällt ihm immer stärker diese Enge. Durch seinen Hang zum Zeichnen und der aufflammenden Liebe zu einer neu im Dorf gekommenen jungen Roma Mariolina scheinen jedoch gesellschaftliche Aufbrüche möglich. Doch geht geht das überhaupt in seinem festgefahrenen, erzkonservativen Heimatdorf ?

Selten habe ich es erlebt, dass während einer Vorstellung viele Zuschauer den Saal verlassen haben. Bei „Willkommen in Siegheilkirchen“ war das aber so. Im Sinne der „Geschmackssache“ ist das bei diesem Film so, dass er nicht jedermanns Geschmack trifft mit seinem dort vermittelten gesellschaftlichen Bild eines konservativen, noch stark rassistisch und sexistisch geprägten Mikrokosmos einer kleinen Stadt, die so noch sicherlich heutzutage in vielen ländlichen Regionen von Bayern, im ehemaligen ostdeutschen Bereich sowie auch in Österreich anzutreffen ist. Der Film mag böse und derb sein – kann aber auch sehr schnell ins Lächerliche und Geschmacklose abdriften, unabhängig davon, ob er den persönlichen Geschmack trifft oder nicht. Unabhängig davon, das wir hier im kleinen Rahmen eine Coming-Of-Age-Geschichte, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenschauplätze zu sehen bekommen, es ganz interessant ist, dass die Gesellschaft hier im Kleinen einen Spiegel vorgesetzt bekommt und auch die Animationen durchaus interessant sind – mein persönlicher Geschmack war „Willkommen in Siegheilkirchen“ nicht. Das hängt zuerst damit zusammen, dass ich mit dem Animationsstil des Films nicht warm wurde, genau wie mit der Mundart und dem Dialekt, indem im Film gesprochen worden ist, der ein Verständnis der Dialoge etwas erschwert hat. Desweiteren bin ich auch nicht mit Leben und Werk des Karikaturisten Manfred Deix vertraut, was im Grunde die Inspiration für den Film und seinen Animationsstil gewesen ist.

„Willkommen in Siegheilkirchen“ - My First Look – 5/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 3. Juli 2022 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Der Beste Film Aller Zeiten (2022) – Mariano Cohn /Gaston Duprat – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 30.06.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:30 Uhr


Manchmal sind Filmtitel etwas irreführend – oder auch nicht. Wie im Falle von Mariano Cohns und Gaston Duprats spanischer Satire „Der Beste Film Aller Zeiten“ mit dem Trio aus Penelope Cruz, Antonio Banderas und Oscar Martinez. Ob der Filmtitel Programm ist ?

Nach seinem 80. Geburtstag macht sich der reiche Unternehmer Humberto Suarez auf einmal Gedanken und Sorgen über sein Vermächtnis. Neben einem Brückenbauprojekt hat Suarez etwas ganz Spezielles vor – den besten Film aller Zeiten zu produzieren. Neben einer Buchvorlage und den Rechten daran engagiert er die gefeierte Regisseurin Lola Cuevas. Die Hauptrollen in der Geschichte über die Rivalität zweier Brüder dürfen der Hollywood-Superstar Felix Rivero und der Theaterdarsteller Ivan Torres spielen, doch ihre unterschiedlichen Vorstellungen und Herangehensweisen an das Schauspiel während der Vorbereitung lassen das Projekt zu einem schwierigen Unterfangen werden, indem Lola Cuevas alle Hände voll zu tun hat.

Der Film lebt vor allem von seinem tollen Trio, dass sich durchaus auch im Film ein interessantes und gut gespieltes Triell liefert und dort das Spannungsfeld einer extravaganten Regisseurin, eines schauspielerischen Draufgängers und eines egozentrischen Verfechter des Method Actings zu spüren ist. Eingebettet ist das Ganze in sehr cleane, hochwertig gefilmte Sets. Wobei der Film selbst nie auf einem Filmset spielt und sich quasi den Großteil des Films auf die Rehearsals fokussiert wird. Dabei bleibt der Film jedoch wenn er als Komödie betrachtet wird sehr arm an Witz und Humor – wenn er als Satire auf das Schauspielern und Filmemachen betrachtet wird, bleibt er auch relativ harmlos und zahm. Und grundsätzlich ist er eine Spur zu langatmig geworden. Dennoch bleibt der Film relativ unterhaltsam und interessant – auch wenn sein Titel bei sich selbst dann doch nicht ganz Programm gewesen ist.

„Der Beste Film Aller Zeiten“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10166
iHaveCNit: Wie im echten Leben (2022) – Emmanuel Carrere – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 01.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 20:00 Uhr


Der an diesem Wochenende sicherlich beste Film im Arthouse-Sektor kommt aus dem französischen Raum und ist „Wie im echten Leben“ von Emmanuel Carrere mit einer großartigen Juliette Binoche in der Hauptrolle. Der Film basiert auf einem Erfahrungsbericht einer Journalistin, die selbst einmal das prekäre Leben und Arbeiten von Reinigungsfachkräften für die Recherche durchlebt hat.

Marianne Winckler ist schon sehr lange arbeitslos und tritt eine Stelle als Reinigungsfachkraft mit unterschiedlichsten Einsatzorten an und lernt dort viele unterschiedliche Menschen kennen. Neben der unglaublich harten Arbeit schließt sie auch Freundschaften zu ihren Kolleginnen Christel, Mary-Lou und auch dem Kollegen Cedric. Doch Marianne verbirgt ein Geheimnis, das ihr Verhältnis zur Arbeit und ihren neu gewonnen Freunden auf eine Probe stellen könnte.

Der Film liefert einen sehr authentischen, bodenständigen, feinfühligen und fast dokumentarischen Blick auf das Leben und die Arbeit von Reinigungsfachkräften – aus einer Perspektive der Betroffenen und auch aus der Perspektive von der aus eigentlich privilegierteren Umständen kommenden Schriftstellerin Marianne Winckler, die sich aber mit viel Feingefühl und Respekt ihren Recherchen und auch der Arbeit und den Menschen widmet um möglichst nahe des Blicks von Betroffenen zu kommen – und deren Hoffnungen, Träume und Ängste sowie auch dem dort herrschenden Gemeinschaftsgefühl. Dieses persönliche Spannungsfeld gibt dem Film eine interessante emotionale Fallhöhe. Auch ein Großteil der Rollen im Film wurde von echten Betroffenen gespielt, was dem Film eine noch stärkere Authentizität verleiht und den fast dokumentarischen Anstrich unterstreicht. Das feine Sozialdrama macht es sich bei seiner Auflösung auch nicht zu leicht und liefert keine einfachen Antworten auf das durchaus komplexe Thema, da das Spannungsfeld zwischen „Bekommen“ und „Verdienen“ neben Jobs in Pflege, Einzelhandel und handwerklichen Dienstleistungen auch im Bereich des Reinigungssektors sehr groß ist. Und hier leistet der Film einen großartigen Beitrag, auch wenn er genau wie das angestrebte Werk der Schriftstellerin nicht alleine die Probleme des komplexen Themas lösen wird.

„Wie im echten Leben“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10167
iHaveCNit: Axiom (2022) – Jöns Jönsson – Filmperlen
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 03.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie - Reihe 3, Sitz 9 – 18:30 Uhr


Ein sehr interessanter neuer Kinostart des laufenden Wochenendes ist der von Jöns Jönsson inszenierte „Axiom“, der mich gleichermaßen gut unterhalten und auch fasziniert hat, ohne sein ganz großes Potential auszuschöpfen.

Julius arbeitet als Museumswärter. Bei einem Trip mit Kollegen und Freunden mit dem Ziel eines Segeltörns auf dem Segelboot seiner scheinbar adeligen Familie scheint nach einem Zwischenfall die Stimmung zu kippen. Denn der sehr eloquente, redegewandte und beliebte Julius scheint hinter seinen sehr interessanten Geschichten sich immer weiter in Widersprüche zu verstricken.

Ein „Axiom“ soll vereinfacht ein Glaubensatz einer Aussage sein, die keiner Beweislast desjenigen unterliegt, die diese Aussage treffen. Meist im eigentlich religiösen Kontext. Regisseur Jöns Jönsson reizt und lotet mit dem Film die Grenzen eines Axioms aus. Dabei folgen wir vor allem dem von Moritz von Treuenfels sehr einnehmend und eloquent gespielten Julius und den Entwicklungen seiner Geschichten und dem Einfluss auf sein gesamtes Umfeld. Diese Reise auf die uns der Film dabei mitnimmt ist sehr faszinierend und auch unterhaltsam, genau wie die Zeichnung des Charakters von Julius angeht. Auch ganz interessant ist, dass der Film auch in seiner visuellen Inszenierung einfach Bilder und Einstellungen sehr lange stehen und wirken lässt. Gegen Ende jedoch verliert sich der Film auch in seiner Grundidee und spielt die Potentiale nicht vollständig aus.

„Axiom“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10168
iHaveCNit: Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss (2022) – Kyle Balda – Universal
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 04.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 18 – 19:00 Uhr


Keine Ahnung ob man von Seiten Universal Pictures und auch der Firma Illumination Entertainment im Jahre 2010 bei der Veröffentlichung von „Despicable Me“ daran gedacht hat, dass die knallgelben Latzhosen und Taucherbrillen tragenden, schrulligen, tolpatschigen und irgendwelchen Kauderwelsch von sich gebenden Mischungen aus Überraschungseischalen und Tic-Tacs so einen Erfolg und Einfluss haben werden und sogar für mittlerweile 5 Filme gesorgt haben. Die „Minions“ sind auf ihre ganz eigene Art und Weise Kult im Animationsfilmbereich geworden und da ist es klar gewesen, dass nach 3 Teilen „Despicable Me“ und einem „Minions“-Spinoff auch die „Minions“ einen zweiten Teil spendiert bekommen, der für mich auch auf dem Plan stand und mir auch einen relativ unterhaltsamen Kinobesuch beschert hat.

Nachdem die Minions um Kyle, Stuart und Bob den jungen Gru kennengelernt und als ihren Anführer bestimmt haben, plant Gru etwas Großes. Bei dem berüchtigten Superschurken-Team „Die Fiesen 6“ ist ein Platz freigeworden. Als großer Fan der Fiesen 6 möchte Gru diesen Platz einnehmen. Als er jedoch beim Vorstellungsgespräch nicht ernst genommen wird, klaut er den Fiesen 6 ein wichtiges Artefakt und macht sich zur Zielscheibe von sowohl den Fiesen 6 als auch einem verschollenen Ex-Mitglied der Fiesen 6, wäre da nicht der neue, sehr tumbe und planlose Minion Otto, der das Artefakt scheinbar verloren hat.

„Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ ist mit knapp 90 Minuten ein sehr kompaktes, unterhaltsames und witziges Abenteuer geworden, bei dem ich sehr viel Spaß hatte. Klar bietet der Film mehr vom Gleichen, wenn es um die skurrilen, witzigen und tollpatschigen Momente geht, ist dann aber durch seine strikte Rahmenhandlung nicht ganz so auf diese Momente fokussiert. Klar sind diese Momente sehr witzig und unterhaltsam, aber auch dieser klassische Minions-Humor scheint sich leicht abzunutzen. Die deutsche Fassung des Films hat dann auch noch ein kleines für mich sehr subjektives Problem, wenn es um die Synchronisation eines wichtigen Nebencharakters geht, der von Thomas Gottschalk gesprochen wird. Gerade wenn man im Film anfängt an Gottschalk zu denken statt an den von ihm gesprochenen Charakter kann das dazu führen, dass man etwas aus dem Film herausgerissen wird. So ist es zumindest leicht bei mir gewesen – interessant wäre es sicherlich einmal die Originalfassung zu sehen, die mit unter anderem Danny Trejo, Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme, Lucy Lawless, Taraji P. Henson, Alan Arkin und Michelle Yeoh zu hören sind. Ganz witzig fand ich auch die Einbettung der 70er, indem die Handlung des Films spielt.

„Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10169
iHaveCNit: Liebesdings (2022) – Anika Decker – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 07.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 4 – Reihe 9, Platz 19 – 20:10 Uhr


Irgendwann Anfang des Jahres wurde man im Werbeblock vor dem Trailerblock im Kino meines Vertrauens über Wochen mit einem sehr schlechten, komplett aus dem Zusammenhang geschnittenen Teaser-Trailer zum neuen Film mit Elyas M´Barek malträtiert. Eigentlich wäre ein Start bereits im Februar vorgesehen gewesen, aber vermutlich hat man sich aufgrund dem zeitgleich bereits im Kino laufenden deutschen Publikumsmagneten „Wunderschön“ entschieden, dass sich beide mögliche Publikumsmagneten nicht gegenseitig kannibalisieren, aus „Liebesdings“ das große Kinodings des Sommers 2022 zu machen, das dann mit seinem eigentlichen Trailer ein wenig mehr Kontext zum Teaser geliefert hat und ohnehin von mir gesichtet werden sollte – und irgendein Filmdings habe ich dann auch erhalten.

Marvin Bosch ist der große Schauspielstar Deutschlands, doch der Ruhm und der Kult um seine Person hinterlassen genervte und gelangweilte Spuren. Als im Rahmen der Premiere seines neuen Films „Traummann“ ein Interview mit der Enthüllungs- und Klatschreporterin Bettina Bamberger außer Kontrolle gerät, zieht sich Marvin komplett zurück und er flüchtet in ein kleines Theater, dass sich als ein queerfeministisches, vom Aus bedrohtes Theater der Feministin Frieda entpuppt. Inmitten des Medienrummels und dem drohenden Abstieg ist er gezwungen unterzutauchen. Dabei scheinen sich Marvin und Frieda näherzukommen.

„Liebesdings“ von Anika Decker ist eine bunte Mischung. Er ist eine sehr seichte, unterhaltsame und harmlose Romantic Comedy, die sicherlich aufgrund der Starpower von M´Barek zu einem kleinen deutschen Sommerhit des Jahres 2022 werden könnte. Dazu könnte er sehr oberflächlich als Meta-Kommentar über den Kult um Hauptdarsteller Elyas M´Barek betrachtet werden, wobei natürlich auch das Thema Privatsphäre im Leben von Stars und Schauspielstars sowie die Sensations-Geilheit der Medien und Klatschspalten hier ein wenig kritisch betrachtet wird. Unabhängig davon, wie interessant und gut es natürlich ist, dass der Film ein wenig Diversität und Themen wie Queerness und Feminismus integriert, umso schwieriger ist es dann, dass es hier nur als Mittel zum Zweck scheint und der Film auch komplett ohne das Ganze funktioniert hätte. So bleibt ein unschöner Eindruck zurück, wenn hier auf oberflächliche Art und Weise Klischees, Mythen, Irrtümer und Plattitüden eingebunden werden, damit man sich eben den Stempel aufdrücken und ein wenig moderner scheinen kann als man tatsächlich ist, da es im Kern doch um eine in dem Sinne heteronormative Liebesgeschichte geht, in der es dann doch eher behauptet wirkt, wenn eine Feministin und ein Schauspielstar so schnell bereits Gefühle füreinander entwickeln. Auch die dunklen Ab- und Hintergründe, die im Film als dramatischen und charakterlichen Unterbau integriert werden, sind relativ schnell und oberflächlich abgehandelt worden. Dazu hat eine große Enthüllung im Leben von Marvin Bosch keinen richtigen Payoff, da es hier in die Richtung harmloser Wohlfühlmoment geht und den Film eher in die Richtung eines Wohlfühlfilms enden zu lassen. Das mag für mich im Kino unterhaltsame, harmlose und seichte Kost sein, die ganz großen Potentiale hat er für mich entsprechend liegen gelassen.

„Liebesdings“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10170
iHaveCNit: Corsage (2022) – Marie Kreutzer – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 08.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:15 Uhr


Für Liebhaber von historischen Dramas gibt es ab dieser Woche den von Marie Kreutzer mit Vicky Krieps in der Hauptrolle inszenierten Film „Corsage“ über die Kaiserin Elisabeth, der mich in gewisser Art und Weise an aktuelle, optisch und erzählerisch ähnliche Filme wie Yorgos Lanthimos „The Favourite“, Pablo Larrains „Spencer“ , Josie Rourkes „Maria Stuart“ und Charlotte Sielings „Die Königin des Nordens“ erinnert hat.

Kaiserin Elisabeth steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag, womit der Druck von sowohl Gesellschaft als auch der Kaiserfamilie mit dem Anspruch nach ihrer ewigen Schönheit und Jugend ansteigt. Elisabeth jedoch hadert immer mehr mit ihrer Rolle und Aufgaben, so dass sie sprichwörtlich aus dem engen Korsett scheinbar ausbrechen möchte.

„Corsage“ ist ein Film, der zunächst sehr zäh, spröde und gar langatmig wirken kann, was im Endeffekt auch ein immersives Gefühl der Enge und Langeweile im Leben der Kaiserin darstellen kann. Großartig und ambivalent gespielt von Vicky Krieps bekommen wir mit „Corsage“ einen sehr ehrlichen und bodenständigen Blick auf das Leben der Kaiserin und einen Einblick in ihr Leben. Dazu arbeitet der Film mit kritischem und durchaus bedeutungsschwangeren Blick ihre gesellschaftliche Rolle, den Kult um ihre Person und auch die Rolle der Frau damals auf. Wobei man sich die Frage stellen darf, wie viele der kleinen und punktuell eingesetzten Ausbrüche auch tatsächlich so ähnlich passiert sind, weil der Film durchaus nicht den Anspruch spüren lasst ein direkt biographisches Werk, sondern nur ein semibiographischer Film zu sein, der sich durchaus die ein oder andere kreative Freiheit nimmt und somit aus dem Korsett einer filmischen Biographie auszubrechen.

„Corsage“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "