Re: Zuletzt gesehener Film

10096
Ich gebe Anatol in allen Punkten recht. Ich mag auch das Sequel sehr gerne und es schaue es immer wieder an. Der Einfachheit poste ich mal ein paar Absätze meines Reviews, da sind die Kernaussagen drin wie ich den Film sehe, auch im Vergleich zum Original:

Callahan ist insgesamt ein weitaus gefälligerer und bequemerer Film als das umstrittene Original. Weit weniger düster, zynisch und polarisierend, ist Dirty Harrys zweiter Fall eine eindeutige Reaktion auf die harschen Vorwürfe gegenüber dem Vorgänger. Die Actionszenen sind zwar brutaler ausgefallen, wurden aber auch erheblich publikumswirksamer und krachiger inszeniert. Im Unterschied zum ersten Film bekommen sie teilweise unterhaltenden Charakter und erfüllen damit eines der wesentlichen Kriterien des Genres. Auch die Bilder San Franciscos - Callahan entstand ebenfalls ausschließlich an Originalschauplätzen - wirken freundlicher und heller als in Dirty Harry. Wiederholt wird beispielsweise die Golden Gate Bridge in Postkartenmanier in Szene gesetzt.

An atmosphärischer Dichte, hinsichtlich seiner düster-bedrohlichen Grundstimmung sowie was das provokant-kontroverse Aufgreifen unbequemer gesellschaftspolitischer Themen anbelangt, bleibt Don Siegels Film allerdings unerreicht. Ted Posts Regie ist zu gefällig, Michael Ciminos und John Milius Drehbuch zu publikumsanbiedernd, um die teilweise verstörende Wirkung des Vorgängers wiederholen zu können. Das war aber scheinbar auch gar nicht beabsichtigt.
Das offenkundige Bemühen die umstrittene Titelfigur zu vermenschlichen und teilweise aus der Schusslinie liberaler Kritik zu nehmen ohne dabei deren Grundeinstellung zu verraten bzw. zu opfern, kann hier als durchschlagender Erfolg gewertet werden. Eastwoods aufgeräumteres Spiel und ganz wesentlich das in dieser Hinsicht überaus clevere Script sind dafür hauptverantwortlich. Und der Publikumserfolg gab den Machern recht. Der nicht mehr ganz so dirty Harry übertraf den bereits äußerst profitablen Originalfilm an der Kinokasse noch um ein Vielfaches.

Wie sein Vorgänger produzierte auch Callahan einen markanten Oneliner, der Teil der (zumindest amerikanischen) Popkultur werden sollte: „A man hast to know his limitations." Obgleich an seinen bornierten Vorgesetzten gerichtet, kann dieses Motto aber ebenso gut auf den Filmcharakter des Dirty Harry selbst angewendet werden. In gewisser Weise steht es als zentrales Leitmotiv über dem zweiten Teil der Reihe, der vordergründig eindeutig Zündstoff aus der kontroversen Figur herausnahm, nur um am Ende noch triumphaler zurückzukehren und die scheinbar von außen gesetzten Grenzen zu sprengen.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

10097
Super interessante Diskussion. Vor allem auch weil ich nicht so voreingenommen bin wie bei einem Bondfilm...

Was ich mit meiner Aussage zu Sequels meinte: Es mag im Widerspruch zu deiner Aussage stehen, aber ich glaube das tut es gar nicht. Für mich sind die Sequels, die nicht funktionieren oft die, die nur das Kopieren und Verstärken was das Original auf OBERFLÄCHLICHE Weise betrachtet zum Erfolg gemacht hat, aber die Feinheiten hinter dem Erfolg nicht verstanden haben. Was man dann oft sieht ist: mehr Action, mehr Sprüche, mehr Gewalt, mehr Sex, (mehr CGI), längere Laufzeit.
Was Callahan angeht, da weiß ich nun nicht genug aus der Zeit, um zu sagen, ob das, was du in dem Film siehst eine bewusste Entscheidung war oder einfach nur „passiert“ ist. Die Vermenschlichung des Charakters sehe ich schon als etwas Bewusstes an. Es hat aber teilweise auch die von mir kritisierten Sequelzüge. Szenen wie in den ersten 30 Minuten, insbesondere die lange Sequenz am Flughafen sind reiner, falsch verstandener „Original-Fan Service“. Andere Szenen im privaten Umfeld sind dann wohl eher eine bewusste Entscheidung, um die Figur zu erweitern auch im Hinblick auf das (spätere) Thema des Films.
Aber in Summe fällt mir auf: Der Film ist brutaler, er ist länger, er hat mehr Nacktszenen, es gibt mehr Sprüche, mehr von den Auseinandersetzungen mit den „Höherrangingen“. Das wirkt viel wie „Sequelitis“. Schlimmer aber für mich ist, dass das Original die Charakterzeichnung „en passant“ gemacht hat. Man erfährt wer Harry ist in dem man ihm durch die Haupthandlung folgt. In Teil 2 hingegen erfährt man mehr über ihn, in Szenen, die abseits der Haupthandlung stehen, wohingegen sein späteres agieren in der Haupthandlung entgegen seinem bis dato gezeichneten Charakter steht (mal ehrlich: zumindest mal hätte es einen echten inneren Konflikt gebraucht, denn de facto tun die jungen Cops ja genau das was er in den Filmen bis dato propagiert hat).
Was mir aber auch so deutlich schlechter gefällt ist die tatsächliche Inszenierung des Hauptplots. Im Original sind da die ersten 5-10 Minuten wahnsinnig entscheidend. Man wird förmlich in die Handlung reingezogen, und von da an ist man immer an Harrys Seite wenn er ermittelt und sich immer wieder direkt mit dem (tollen) Bösewicht misst. Ja, Harry IST zu großen Teilen die Haupthandlung. Im Sequel ist das gar nicht so. Harry kommt den eigentlichen Taten nie nahe, er ist nie nahe dran. Es sind immer andere Polizisten, die da involviert sind. Harry ermittelt nur, weil und in dem er zufällig diese Truppe von jungen Polizisten kennenlernt, und seine ganze Ermittlung findet von deren Taten losgelöst statt (zB die entscheidende Szene auf den Schießständen).
Man könnte sagen: Die Handlung läuft an Callahan vorbei, daher bekommt er mehr Szenen, die davon losgelöst sind.
Was für den Anfang gilt das gilt auch fürs Ende. Bei Teil 2 ist man gar nicht happy am Ende, denn es gibt ja niemanden mehr, mit dem Harry den Erfolg „teilen“ kann. Er ist nur noch alleine. Ja auch das sicherlich bewusst, aber doch irgendwie unbefriedigend – zumal der vorausgegangene Showdown sehr lang und langatmig ist.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10098
iHaveCNit: Meine Schrecklich Verwöhnte Familie (2022) – Nicolas Cuche – Telepool
Deutscher Kinostart: 12.05.2022
gesehen am 27.04.2022 in der Sneak
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 14 – 21:00 Uhr


Bei einer Sneak ist das Spiel ja bekannt – Man setzt sich in den Saal und weiß nicht, welcher Film gespielt wird. Der Film ist immer eine Überraschung. Und durchaus kommt es bei Sneaks vor, dass auch für mich der Film eine Überraschung ist – gerade wenn ich ihn überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. So wie bei meiner vor weniger als einer Stunde beendeten Sneak der französischen, von Nicolas Cuche inszenierten Komödie „Meine Schrecklich Verwöhnte Familie“.

Francis Bertak ist erfolgreicher Bauunternehmer in Monaco und Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Die dämlichen, unternehmerischen Ideen seines Sohns Philippe finden bei ihm wenig Anklang. Seine Tochter Stella verprasst das Geld für Luxus-Artikel, feiert ausuferndere Partys und auch die geplante Hochzeit mit ihrem Freund Juan Carlos ist Francis ein Dorn im Auge. Alexandre hingegen versteht sich als Freigeist mit diversen sexuellen Eskapaden. Zwei Monate nach Stellas Geburtstagsparty und einem Herzinfarkt Francis steht die Polizeibrigade vor der Villa. Francis Unternehmen ist durch Veruntreuung von Geldern auf dem Radar der Behörden aufgetaucht, so dass ihm und seinen Kindern nur die Flucht in ein abgelegenes, baufälliges Anwesen in der Nähe von Marseille bleibt. Aufgrund der Mittellosigkeit sind Stella, Philippe und Alexandre dazu gezwungen erstmals in ihrem Leben Arbeit zu suchen.

Mit 95 Minuten ist der Film relativ kurz und damit auch schnell vorbei gewesen. Gepaart mit dem niedrigen Preis für mein Sneak-Ticket ist die damit totgeschlagene Zeit im Kino ist das auch kein großer Verlust – aber auch kein großer Gewinn. Manchmal muss man ein wenig geerdet werden, um gute Qualität schätzen zu lernen – genau wie die allesamt von Beginn an als unsympathisch, verzogen und verwöhnt dargestellten Kinder, die aufgrund der Notsituation geerdet werden müssen, um das Leben und gute Qualität wieder schätzen zu lernen. Der Film mag zwar wenig überdreht sein, wirkt aber sehr holprig zu Beginn und hat bei mir seine Zeit gebraucht bis ich wusste, worauf der Film überhaupt hinaus möchte. Der Handlungsverlauf und seine Thematik mit sowohl persönlichen Charakterentwicklungsbögen von Francis und seinen drei Kindern verläuft aufgrund seiner extrem kurzen und kompakten Laufzeit sehr gestrafft und bleibt damit eher behauptet als glaubwürdig herausgearbeitet. Das im Film eingebettete Familiendrama und auch die eingeflochtene Gesellschafts- und Kapitalismuskritik ist unfassbar seicht und oberflächlich. An dieser Stelle hätte ich mir wesentlich mehr Laufzeit und Ruhe im gesamten Film gewünscht. Leider war „Meine Schrecklich Verwöhnte Familie“ nicht unbedingt der große Wurf.

„Meine Schrecklich Verwöhnte Familie“ – My First Look – 5/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10099
danielcc hat geschrieben: 27. April 2022 15:27 Was ich mit meiner Aussage zu Sequels meinte: Es mag im Widerspruch zu deiner Aussage stehen, aber ich glaube das tut es gar nicht. Für mich sind die Sequels, die nicht funktionieren oft die, die nur das Kopieren und Verstärken was das Original auf OBERFLÄCHLICHE Weise betrachtet zum Erfolg gemacht hat, aber die Feinheiten hinter dem Erfolg nicht verstanden haben. Was man dann oft sieht ist: mehr Action, mehr Sprüche, mehr Gewalt, mehr Sex, (mehr CGI), längere Laufzeit.
Ok, verstehe was du meinst. Wobei ich das reine Mehr an Schauwerten bzw. inhaltlichen Trademarks eines Originals nicht per se als eine schlechte Sache einstufen würde. FRWL oder Das Imperium schlägt zurück machen genau das ja auch, ohne dass man dadurch qualitativ gegenüber dem Original einbüßen würde. Problematisch wird das dann, wenn es zum reinen Selbstzweck wird bzw. über inhaltliche Defizite hinwegtäuschen soll. Und das ist ja leider tatsächlich auch in den meisten Sequels der Fall, die das Original weitgehend (uninspiriert) kopieren und lediglich auf die Karte Masse statt Klasse setzen. Das sehe ich beim zweiten Harry aber nur bedingt, weil das Konzept sich schon recht drastisch vom Vorgänger unterscheidet.
danielcc hat geschrieben: 27. April 2022 15:27 Szenen wie in den ersten 30 Minuten, insbesondere die lange Sequenz am Flughafen sind reiner, falsch verstandener „Original-Fan Service“.
Das ist aber kein Fan-Service (wie z.B. das permanente DB 5-Schaulaufen in den jüngeren Bonds), sondern von Harry unkonventionell aufgelöste Überfallsituationen sind fester Bestandteil der Dirty Harry-Serie. Das findet man entsprechend in jedem Teil und es ist eher vergleichbar mit einem typischen Serien-Trademark wie zB der PTS in den Bondfilmen. Der Vergleich zur PTS passt auch deshalb ganz gut, da diese Szenen nie etwas mit der Haupthandlung zu tun haben. Ich glaube eh, dass es in einem zweiten Serien-Beitrag so etwas wie Fan-Service nicht wirklich gibt. Das sind eher Phänomene, die sich im längeren Lauf einer Serie ergeben, ich würde zB den zweiten Einsatz des DB 5 in TB auch nicht als Fan-Service ansehen, alles ab GE aber dagegen sehr wohl, da sich der Status des Autos in Bezug auf die Serie im Laufe der Zeit immer mehr gesteigert hat.
danielcc hat geschrieben: 27. April 2022 15:27 Man erfährt wer Harry ist in dem man ihm durch die Haupthandlung folgt. In Teil 2 hingegen erfährt man mehr über ihn, in Szenen, die abseits der Haupthandlung stehen, wohingegen sein späteres agieren in der Haupthandlung entgegen seinem bis dato gezeichneten Charakter steht (mal ehrlich: zumindest mal hätte es einen echten inneren Konflikt gebraucht, denn de facto tun die jungen Cops ja genau das was er in den Filmen bis dato propagiert hat).
Das sehe ich nicht so. Zunächst ist da trotz Harrys unkonventioneller Polizeimethoden immer noch ein gravierender Unterschied zu dem Vorgehen von Briggs Mörderbuben. Am deutlichsten unterscheidet sich deren Vorgehen von dem Harrys, da man "Kollateralschäden" bewusst in Kauf nimmt. Daher wird auch Harrys Beziehung zu Charly McCoy recht intensiv beleuchtet, eben damit man den "Impact", den seine Ermordung auf Harry hat besser nachvollziehen kann. Entsprechend führt Harry am Ende des Films im Dialog mit Briggs ja auch genau das dann als den entscheidenden Unterschied zwischen seiner und den Methoden der Motorradcops an. Bezüglich des fehlenden Konflikts bin ich eher bei dir, wobei das zumindest subtil hier und da mal im Dialog angesprochen wird (zB wenn sein Partner im Scherz meint, dass Harry der Hauptverdächtige sei, weil keiner Verbrecher so hasst wie er). Ein echter Konflikt wird inhaltlich aber tatsächlich nicht thematisiert, ergibt sich in Kenntnis der Originals aber zumindest indirekt aus der veränderten Ausgangslage in Teil 2, da Harry nun eben direkt gegen Polizisten agiert, die ebenfalls eine "unkonventionelle" Auslegung ihrer Arbeit haben.

danielcc hat geschrieben: 27. April 2022 15:27 Was mir aber auch so deutlich schlechter gefällt ist die tatsächliche Inszenierung des Hauptplots. Im Original sind da die ersten 5-10 Minuten wahnsinnig entscheidend. Man wird förmlich in die Handlung reingezogen, und von da an ist man immer an Harrys Seite wenn er ermittelt und sich immer wieder direkt mit dem (tollen) Bösewicht misst. Ja, Harry IST zu großen Teilen die Haupthandlung. Im Sequel ist das gar nicht so. Harry kommt den eigentlichen Taten nie nahe, er ist nie nahe dran. Es sind immer andere Polizisten, die da involviert sind. Harry ermittelt nur, weil und in dem er zufällig diese Truppe von jungen Polizisten kennenlernt, und seine ganze Ermittlung findet von deren Taten losgelöst statt (zB die entscheidende Szene auf den Schießständen).
Man könnte sagen: Die Handlung läuft an Callahan vorbei, daher bekommt er mehr Szenen, die davon losgelöst sind.
Klar, hier unterscheidet sich Teil 2 deutlich vom Orginal. Aber das ist eben eine bewusste Entscheidung, die man mögen kann oder auch nicht. Der dramaturgische Aufbau ist aber sehr schlüssig und inhaltlich wie figürlich auch sehr reichhaltig. Echtes Füllmaterial findet man trotz der gesteigerten Lauflänge nicht wirklich, da eigentlich jede Szene entweder die Handlung voranbringt oder zum Ausbau der Figuren dient.

Bezüglich "Harry ist die Haupthandlung": das ist er in Teil 2 doch aber auch, nur eben in einem etwas anderen Kontext, da sich Teil 2 viel Zeit nimmt Harry in seinem privaten und beruflichen Umfeld zu zeigen. Und mit beruflichem Umfeld meine ich eben auch abseits des Hauptfalles (da er ja erst nach ca. der Hälfte wieder zur Mordkommission stösst). Dennoch werden auch diese Szenen oft mit der Haupthandlung verknüpft, etwa wenn er McCoys Ex besucht und dadurch der Verdacht erhärtet wird, dass Charly hinter den Attentaten steckt. Aber klar, wenn man die stringente dramaturgische Klarheit von Teil 1 dagegen setzt ist Teil 2 natürlich ausführlicher bzw. ausufernder. Mein Punkt ist halt, dass dieses Mehr an Inhalt dem Film und den Figuren tatsächlich dient.

danielcc hat geschrieben: 27. April 2022 15:27Was für den Anfang gilt das gilt auch fürs Ende. Bei Teil 2 ist man gar nicht happy am Ende, denn es gibt ja niemanden mehr, mit dem Harry den Erfolg „teilen“ kann. Er ist nur noch alleine. Ja auch das sicherlich bewusst, aber doch irgendwie unbefriedigend – zumal der vorausgegangene Showdown sehr lang und langatmig ist.
Diesen Kritkpunkt verstehe ich jetzt aber nicht so ganz, da ja auch Teil 1 mit einer eher betrüblichen Situation endet (wie es auch generell ein Serien-Trademark ist, dass am Ende der FIlme den Bösewichten zwar das Handwerk gelegt wurde, aber dadurch die Welt trotzdem nicht wirklich besser geworden ist, erkennbar am melancholischen Ende der Filme).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

10100
Kann das alles nachvollziehen was du sagst und will da nicht gegen anargumentieren.

Zum Ende: Ich weiß nicht warum aber bei Teil 1 hatte ich am Ende doch irgendwie ein befriedigendes Gefühl, bei Teil 2 war ich nur froh, dass es zu Ende ist. Jeder im Film stirbt und es ist nicht mal jemand da, der Harry auf die Schulter klopft. Es liegt aber auch an Details der Inszenierung. Ich finde, dass der Clue am Ende (also die Explosion) viel viel viel zu lange dauert. Da muss ich auch mal Maibaum widersprechen der gerne darauf hinweist, wie schlecht die Bondfilme inszeniert waren. Aber DIESES Ende wäre bei Bond viel knackiger inszeniert worden.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10101
Nur kurz zum Vigilantismus in Calahan.

Harry ist zwar im Prinzip der Alte geblieben, aber im Vergleich zu den übers Ziel gnadenlos hinaus schießenden Jungcops ist er plötzlich ein Gemäßigter.
Der folgende Dialog ist da die Schlüsselstelle:
Sie sagen: „Wir tun das Gleiche, was die Vigilanten vor hundert Jahren getan haben, eine Art Volksjustiz. (...) Jeder Mensch, der die Ruhe und die Sicherheit der Bürger bedroht, wird hingerichtet". Daraufhin erwidert Harry, übrigens ganz im Sinne seiner liberalen Kritiker: „Ist doch unmöglich, dass die Polizei plötzlich selber zum Richter wird. (...) Irgendwann fangen Sie an, Leute hinzurichten, die bei Rot über die Straße gehen, oder aus Versehen vor einer Einfahrt parken."

Das ist clever gemacht, in dem man dem reaktionären Harry eine noch derbere Variante gegenüber stellt, wirkt er wie ein liberaler Mahner. Deren Grenze überschreitet er nicht und sagt später: "Ich hasse dieses dumme System. Aber bis jemand mit Veränderungen kommt, die vernünftig sind, halte ich mich daran."

Und tatsächlich geht er nicht so weit Jagd auf Verbrecher zu machen, die das Gesetz gar nicht oder zu glimpflich angefasst hat um sie dann auch noch hinzurichten.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10102
Vodka du lebende Bibliothek...

Verstehe ich alles und reicht auch für so einen Film. Ich fand es aber dennoch nicht ganz glaubwürdig. Es gibt doch genügend Szenen in denen Harry sich klar nicht an das System hält und stolz darauf ist. Aber sei es drum
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Re: Zuletzt gesehener Film

10103
Lady Bird – Greta Gerwig (2017)

Seitdem ich Netflix und Prime streame, etwa 2016, habe ich mich konsequent auf Serien gestürzt und das Film-Genre bewusst vernachlässigt, das Format der Serie fand ich deutlich spannender, zumal man den Eindruck hatte, dass der Film-Kosmos nur noch aus Marvel-Haudrauf-Quatsch und überflüssigen Fortsetzungen besteht. Erstmals befinde ich mich nun in einem Serienleerlauf, alles gesehen, Nachschub fehlt, also kann ich mich nun der Mammutaufgabe widmen, die Filme nachzuholen, die ich seitdem verpasst habe, und das sind zu meiner Überraschung doch relativ viele. Obwohl sich Cineasten eigentlich regelmäßig über ein weiteres schwaches Filmjahr beschweren, gibt es doch ziemlich viele Perlen zu entdecken. Dieses Forum hier hilft mir übrigens dabei sehr, eure Jahres- oder Jahrzehnt-Rückblicke oder Oscar-Diskussionen liefern wirklich wertvolle Tipps.

Und so hatten wir uns eigentlich gestern vorgenommen, „Little Women“ von Greta Gerwig, mit Saoirse (sprich: Sörscha) Ronan und dem omnipräsenten Timothée Chalamet zu sehen – der war allerdings bei Prime nicht ausleihbar, und 10 Euro für den Kauf war uns dann doch zu viel. Ein bisschen reingebohrt und Gerwigs Vorgängerwerk „Lady Bird“ entdeckt, ebenfalls mit Saoirse Ronan und (natürlich) Timothée Chalamet. Bei den Kritiken und Nominierungen frage ich mich ernsthaft, ob ich all die Jahre hinter dem Mond gelebt habe. Ihr kennt den natürlich. Ich jetzt auch, und verdammt, ist das ein guter Film.

In den letzten Jahren haben sich Filme durchgesetzt, die keine wirkliche Handlung haben bzw. bei denen es schwerfällt, eine konkrete Storyline zu erzählen, sie wirken oft eher wie Momentaufnahmen, Impressionen, flüchtige Eindrücke. Das kann einen ernsthaften Mangel an Ideen und ein schwaches Drehbuch bedeuten, muss es aber nicht. Hier eher nicht, denn auch wenn sich der Film nicht stringent von A nach B bewegt, steckt er doch voller kleiner Episoden und Einfälle.

Ich mag den inflationär gebrauchten Begriff „Coming-of-age-Film“ zwar nicht, hier ist er aber wohl zutreffend. Wir begleiten Christine „Lady Bird“ McPherson in ihrem letzten Highschool-Jahr auf einer streng katholischen Schule im kalifornischen Sacramento. (Die Anmerkung, dass die 23-jährige Ronan nicht wie 16 wirkt und insofern ein klein wenig fehlbesetzt scheint, sei gestattet.) Die Familie in ständigen Geldsorgen, der Vater inzwischen arbeitslos, die Mutter überarbeitet, das Haus „auf der falschen Seite der Gleise“, der katholisch-erzkonservative Mief in allen Ecken, all dem will Lady Bird entfliehen und bewirbt sich für Colleges an der Ostküste. Das alles in einem lockeren komödiantischen Ton zu erzählen ist schon eine gelungene Gratwanderung. Die Zeichnung der Beziehung zu ihrer Mutter fand ich extrem stark, das pendelt in einem fort zwischen Liebe, Unterordnung, Provokation, Gehorsam, Streit, Protest, das kann in Sekunden kippen. Bärenstarke Leistung der jungen Schauspielerin, die zwar ihren Platz im Leben sucht, aber dennoch stets souverän und sympathisch agiert.

Den euphorischen Kritiken kann ich mich mit einer Einschränkung anschließen: Lady Bird steht loyal zu ihrer besten Freundin Julie, wendet sich dann später von ihr ab zugunsten der „coolen Clique“ um Highschool-Schönheit Jenna und den lässigen Kyle (Chalamet), lässt Julie im Regen stehen, um später zu bereuen und sich des Wertes echter Freundschaft zu besinnen – diesen Teil fand ich doch sehr abgedroschen, unoriginell und zu oft erzählt.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10104
iHaveCNit: Wolke unterm Dach (2022) – Alain Gsponer – Warner
Deutscher Kinostart: 28.04.2022
gesehen am 01.05.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 17:00 Uhr


Für mich als Fan von Filmen mit Frederick Lau kam vor wenigen Monaten der Trailer zu Alain Gsponers „Wolke unterm Dach“ ganz überraschend, aber ich war auf jeden Fall am Film interessiert. So habe ich ihn heute gesehen und einen relativ entspannten Kino-Nachmittag gehabt.

Der junge Arzt Paul ist gerade auf dem Rückflug von Bogota, Kolumbien in die deutsche Heimat. Auf diesem Flug lernt er die Stewardess Julia kennen und lieben. Beide schließen den Bund der Ehe und werden auch Eltern einer Tochter namens Lilly. Die gemeinsame Zeit der Familie währt jedoch nicht lange. Denn Julia erleidet eine Hirnblutung, an der sie auch stirbt. Für sowohl Paul als auch Lilly bricht eine Welt zusammen. Inmitten der unterschiedlichen Wege, die Trauer zu verarbeiten, entfremden sich beide zunehmend und Paul ist mit der Situation so überfordert, dass der Erhalt des gemeinsamen Hauses in Gefahr ist.

Der Film hat mir relativ gut gefallen. Jedoch habe ich mit der Ausrichtung des Films ein kleines Problem. Der Film ist klar als Feel-Good-Film konzipiert, der es sich insgesamt bei der Lösung seiner Probleme viel zu einfach macht, viele klassische Klischees einbindet, die man mit Trauerverarbeitung in Verbindung bringt, jedoch hier sehr oberflächlich, einfach und seicht bleibt. Trotz allem hat mir aber das Schauspiel der Beteiligten gut gefallen, genauso wie die schon für sein Verhältnis hochwertige handwerkliche Arbeit des Films. Insgesamt muss man aber schon ein paar Augen zudrücken, vor allem wenn man sich die größere Zeitspanne ins Gedächtnis ruft, die zu Beginn des Films abläuft.

„Wolke unterm Dach“ – My First Look – 6/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10105
HCN007 hat geschrieben: 1. Mai 2022 21:23 Für mich als Fan von Filmen mit Frederick Lau...
In "Victoria" und "4 Blocks" fand ich ihn interessant, aber seitdem hat er sich in seiner Rolle als charmanter Proll auch nicht wirklich weiterentwickelt. Ohne "Wolke unterm Dach" gesehen zu haben - den Arzt nehme ich ihm nicht ab.

Der Trailer wirkt auf mich wie ein typischer Till-Schweiger-Film, kalkuliertes Herzzerreißen in wohlgesetzten Farben.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10106
Patrice hat geschrieben: 2. April 2022 15:01
Casino Hille hat geschrieben: 2. April 2022 13:29 "Rain Man" ist für mich das Paradebeispiel eines am Reißbrett entworfenen Oscar-Dramas. Wann immer negativ über Filme gesprochen wird, die nur für Preise produziert werden, muss ich zuerst an diesen denken. Wäre Dustin Hoffman nicht wirklich grandios, ich könnte mit dieser manipulativen und kitschigen Hollywood-Version von Autismus gar nichts anfangen.
Bei einem Film geht’s ja nicht um die Entstehungsgeschichte, sondern um den Film an sich. Sonst könnte man ja auch bspw. CR vorwerfen ein schlechter Film zu sein (wenn man sich an die negative Presse aus 2005 erinnert). Der Film an sich muss überzeugen. Und das gelingt Rain Man meiner Meinung nach perfekt. Verstehe daher deinen Ansatz nicht wirklich - auch wenn ich weiß, dass Filmgeschmäcker unterschiedlich sind.
Von der Entstehungsgeschichte habe ich doch gar nichts gesagt oder? :) Ich weiß auch fast gar nichts darüber, wie genau "Rain Man" entstanden und konzipiert wurde, aber es ist mir auch wurscht. Er sieht für mich aus wie ein Film, der synthetisch für Preisverleihungen entworfen wurde und hat für mich durchgehend einen Reißbrett-Charakter, der jedes Fühlen von Emotionen oder Empathie unmöglich macht. Von "richtigem Autismus" sehe ich da quasi nichts, stattdessen viel Hochglanz, viel Hollywood, viel Biedermeier, sehr viel Kitsch. Das ganze Vegas-Kapitel beispielsweise ist an Zuckrigkeit schwer zu überbieten und wirkte auch ein wenig verlogen auf mich bei einem Film, der anfangs noch so scheint, als wolle er Autismus vielleicht nicht unbedingt realistisch darstellen, aber doch zumindest ernstnehmen. Da kann ich nur genervt die Augen zu verdrehen. Das ist ein großes dramaturgisches Luftschloss mit dem einzigen Ziel, billig auf die Tränendrüse zu drücken. Und diese nach Schema F geschriebene und wirklich nicht gut gespielte Bruderrolle von Tommy Cruise … Nein, nicht mein Film. Ich habe ihn aber immerhin zu Ende gesehen und das ist einzig Dustin Hoffman zu verdanken, der wirklich alles tut und sich enorm verausgabt, damit in diesem Film doch irgendwas meinerseits gefühlt werden kann. Es gelingt ihm tatsächlich.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10107
iHaveCNit: Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2022) – Andreas Dresen – Pandora Film
Deutscher Kinostart: 28.04.2022
gesehen am 06.04.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 02.05.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 11 – Reihe 16, Platz 15 – 20:15 Uhr


Anfang des letzten Monats habe ich „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ bereits in er Spotlight-Sneak gesehen und mir die folgenden Zeilen für die Zweitsichtung direkt beim Kinostart aufgehoben. Auch wenn es durchaus bereits einige Spiel- und Dokumentarfilme gibt, die sich mit dem Thema Guantanamo, den dort inhaftierten Unschuldigen und auch der Personalie Murat Kurnaz auseinandergesetzt haben, ist ja immer die Frage wichtig, aus welcher Perspektive die Geschichte erzählt wird. 5 Jahre nach seinem letzten Film, dem erfolgreichen und sehr guten „Gundermann“ hat sich Regisseur Andreas Dresen dem politischen Thema Murat Kurnaz angenommen und sich für einen Ansatz entschieden die Geschichte aus der Perspektive von dessen Mutter Rabiye und dessen Anwalt Bernhard Docke zu erzählen. Schon jetzt ist „Rabiye Kurnaz“ ein Film, der vor allem wenn es um die Sparte des deutschen Films 2022 geht eines der ganz großen Highlights.

Am Tag der deutschen Einheit im Jahre 2001 ist eigentlich in Bremen, im Hause Kurnaz gerade Zeit fürs Mittagessen. Die Mutter Rabiye macht sich Sorgen, weil sich ihr Sohn Murat den gesamten bisherigen Tag nicht hat blicken lassen. Zur Verwunderung muss sie feststellen, dass sich dieser gerade in Frankfurt auf dem Flug nach Pakistan ist. Mit Folgen für Murat, denn er wird abgefangen und in Guantanamo inhaftiert. Rabiye nimmt in Folge dieser für sie ungerechtfertigten Inhaftierung den Kampf um die Freilassung ihres Sohnes auf und sie sucht sich auch die Hilfe des Menschenrechtsanwalts Bernhard Docke.

Auch wenn der Film auf den ersten Blick sehr nüchtern rüberkommt und sich doch durchaus an einer chronologischen Struktur seiner Erzählung der Ereignisse festhält, hat mir Dresens Ansatz richtig gut gefallen. Eigentlich wäre für so ein Thema ein klassisches, durchaus nüchternes und trockenes Justiz- und Politdrama das Mittel der Wahl, Dresen hat dieses jedoch um einen ganz interessanten Faktor ergänzt – den Faktor einer Tragikomödie mit viel passender Situationskomik. Da kommt ihm die Besetzung der Comedienne Meltem Kaptan gerade recht, die die Achterbahnfahrt der Emotionen spielend meistert und deren Rabiye eine sehr vielschichtige und glaubwürdige Figur ist. Die Darstellung einer einfachen türkischen Frau und Mutter, damit einhergehend natürlich auch die gewisse Spur Naivität und der im Sinne der Handlung vorhandene Idealismus macht aus Meltem Kaptans sehr dynamisch, einnehmend und warmherzig gespielte Rabiye Kurnaz einen sehr sympathischen Hauptcharakter, mit der man mitfühlt, die einen mitreißt und die man ins Herz schließt. Genauso wie man auch den trockenen, ebenfalls idealistischen Bremer Anwalt für Menschenrechte Bernhard Docke, gespielt von Alexander Scheer, ins Herz schließen wird. Ein Kompliment geht hier neben der Besetzung von Scheer auch an den Bereich, der für Make-Up und Haare zuständig ist, weil Scheer auch optisch perfekt in die Rolle eingetaucht ist. Mit dem Duo aus der einfachen türkischen Frau und dem deutschen, prinzipientreuen Anwalt gibt sich der Film auch einer leichten kulturellen Annäherung und der daraus entstehenden Freundschaft hin und präsentiert uns auch ein sehr authentisches Innenleben einer türkischen Familie. Der Film liefert eine Achterbahnfahrt aus Erfolgen und Rückschlägen und immer mit dem notwendigen Funken Hoffnung. Die Entwicklung aus dieser Achterbahnfahrt auf Rabiye und Bernhard ist zu jedem Zeitpunkt glaubhaft. Mit einem doch sehr dezenten Musikeinsatz lässt Dresen die Gefühle auch einfach mal für sich selbst stehen. Und gerade die politischen Entwicklungen zu dieser Zeit und die Verantwortlichkeit von diversen politischen Entscheidungsträgern ist rückwirkend betrachtet schon sehr interessant. Gerade wenn man sich ansieht, wie es nach der Freilassung von Murat weiter gegangen ist. Insgesamt hat mir diese feinfühlige und politische Tragikomödie sehr gut gefallen.

„Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ – My Second Look – 9/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

10108
Sondervorstellung
iHaveCNit: Die Fabelhafte Welt der Amelie (Best of Cinema) (2001) – Jean-Pierre Jeunet – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 03.05.2022
gesehen am 03.05.2022 in SAMSUNG ONYX LED 4 K
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 6 – Reihe 13, Platz 22 – 20:00 Uhr

Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe sollte es eigentlich bereits im Dezember 2021 in „Die Fabelhafte Welt der Amelie“ von Jean-Pierre Jeunet gehen, doch aufgrund einer unklaren Pandemielage wurde die Vorstellung nun nach dem bereits feststehenden Programm im Mai nachgeholt. Und irgendwie eignet sich auch der aufbäumende Frühling für diese zauberhafte, die Magie des Kinos weckende Liebesgeschichte der jungen, introvertierten mit einer lebhaften Fantasie und Feingefühl gesegneten Amelie perfekt. Der Film ist die Rolle des Lebens für Audrey Tatou gewesen, die bis auf ihren großen Hollywood-Auftritt in der Verfilmung von Dan Browns „Sakrileg“ rückblickend nie mehr an ihre eigene Strahlkraft und den Erfolg herangekommen ist.
„Die Fabelhafte Welt der Amelie“ – My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10110
iHaveCNit: Sundown – Geheimnisse in Acapulco (2022) – Michel Franco – Ascot Elite
Deutscher Kinostart: 09.06.2022
gesehen am 04.05.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr


Genauso holprig, verwirrend und unvorhersehbar wie der Film meiner letzten Spotlight-Sneak vom Mittwoch, den 04.05.2022, war auch der gesamte Kinoabend. Leichte Abweichungen bei meiner Hinfahrt zum Kino, technische Probleme, Personalknappheit und dann auch noch ein Film, den ich nicht auf meiner Liste hatte waren dann doch wieder mal eine interessante Kino- und auch Filmerfahrung mit Michel Francos „Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ mit Tim Roth in der Hauptrolle, den ich am Ende des Abends mit einer Note 3 gewertet habe und nicht noch einmal in der deutschen Fassung sehen werde.

Eine Gruppe von 4 Leuten, ein älterer Mann, eine Frau, ein junger Mann und eine junge Frau machen Urlaub in Acapulco. Bis ein Anruf die Frau und die Reisegruppe wieder in die britische Heimat ziehen soll. Denn die Mutter der Frau ist zunächst in einem gesundheitlichen kritischen Zustand, woran sie dann auch letztendlich sterben wird. Am Flughafen fällt dem älteren Mann ein, dass er seinen Reisepass im Hotel vergessen hat und noch einmal zurückfährt und der Gruppe später nachfliegen wird. Aus der Entscheidung des älteren Manns werden Tage und Wochen – eine Entscheidung, die folgenschwer wird.

Die Beschreibung des Films ist sehr abstrakt und nebulös gehalten. Der Einstieg in Michel Francos Film „Sundown“ ist bruchstückhaft, holprig und es dauert durchaus, bis man so langsam für sich alles zusammenfügen kann und versteht, worauf der Film hinaus möchte. Der Film gibt einem eben nur das an die Hand, was in seiner chronologischen Abfolge auch passiert. In seinen kurzen und knappen 83 Minuten dauert es aber etwas, bis aus der Verwirrung Klarheit wird und sich aus unvorhersehbaren Ereignissen eine Spannung und Dramatik sowie durchaus auch die Sympathie in dieser kurzen Zeit gegenüber dem von Tim Roth gespielten Hauptcharakter entwickelt. Interessant ist auch die Inszenierung, die mit eher statischer Kameraführung und Einstellungen sowie mit vorwiegend natürlicher Beleuchtung auskommt und fast gänzlich auf einen musikalischen Klangteppich verzichtet und sich rein auf die organische Musik aus der Umgebung verlässt. Insgesamt eine interessante Film-Erfahrung, bei der es aktuell nur bei dieser Sichtung in der Originalfassung mit Untertiteln bleiben wird.

„Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ – My First Look – 7/10 Punkte
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