GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Dezember 2021 00:16
Statt die alten Schinken von Ridel-Radel-Ridelei zu bejubeln könntest du eigentlich mal die beiden neuen von ihm schauen. (...)The Last Duel könnte "dein Ding" sein, nicht zuletzt weil dein geschätzter Affleck hier sehr stark agiert.
Der Aufforderung bin ich im alten Jahr jetzt zumindest zur Hälfte noch nachgekommen und habe mir gestern die drei glorreichen Duellisten angeschaut (extra nen Monat Mäuse+ gekauft und siehe da: kaum ist man mal ein halbes Jahr nicht bei dem Verein gewesen hat sich gar nichts getan von wegen Programm, das mich interessieren könnte...aber ich schweife ab...). Ich kann deine Prognose nur teilweise bestätigen. Ja, der Film hätte eigentlich "mein Ding" sein können angesichts Thematik, Darsteller und Regisseur. Und auch aufgrund der Umsetzung - aber eben nur in Teilen.
Denn dass Ridley und seine bewährte Crew Mittelalter können, daran bestand ja eigentlich nie ein Zweifel und das bestätigen sie auch hier wieder eindrucksvoll. Allerdings: gerade visuell bietet TLD (nicht der mit Dalton) geradezu eine Art Best-Of von des Riddlers vorherigem Epen-Werk. Ich hätte ja bereits im Vorfeld Haus und Hof darauf verwettet, dass sollte TLD auch Szenen im Winter haben wir fraglos wieder den bewährten Scottschen Blaufilter und den ziellos in der Luft umherschwirrenden Kunstschnee bekommen würden - aber mit welcher Häufigkeit er dieses typische Eigen-Trademark tatsächlich anwendet hat mich dann doch überrascht. Und so gibt es diverse Elemente und Momente, in denen sich der Altmeister etwas arg eigenverliebt selbst zitiert und dadurch für wiederkehrende Deja-vu-Momente beim kundigen Zuschauer sorgt. Wobei: das mag jetzt negativ klingen, ist es für mich aber nicht wirklich gewesen. Eher hat mich diese etwas einfallslose und eben auch durchaus eitle Vorgehensweise eher amüsiert.
A propos einfallslos: deutlich negativer empfand ich, dass Scott anscheinend weder seiner zu vermittelnden zeitgemäßen Botschaft noch den intellektuellen Aufnahmefähigkeiten seines Publikum so recht vertraut hat und daher die gewünschte Moral im Schlussdrittel dem Zuschauer förmlich mit dem Holzhammer aufdrängt. Ich hatte schon beim zweiten Segment ein ungutes Gefühl. in welche Richtung sich der Film entwickeln könnte. Endgültig besorgt war ich dann aber mit Einsetzen der Titel des dritten Segments, welches ja bereits als "wahre Wahrheit" angekündigt wird. Und genau das ist dann auch enttäuschend, da Scott hier dem Zuschauer die intendierte Moral vorkaut und ihm damit sämtliche Arbeit abnimmt. Ebenso enttäuscht hat mich das Fehlen jeglicher Grautöne beim Erzählen der "Wahrheit" im dritten Segment. Auf der einen Seite die bösen, selbstsüchtigen Männer, auf der anderen das arme, ausgenutzte weibliche Opfer, unschuldig in jedweder Hinsicht. Dazu passt dann auch das noch schnell hingesaute "Happy End" in Form einer Texttafel, wodurch unsere Heroin glücklich und vor allem unbemannt bis ans Ende ihrer Tage leben darf.
Das titelgebende finale Duelle reisst es dann glücklicherweise wieder etwas raus, da Onkel Ridley hier es ordentlich und durchaus auch explizit krachen lässt. Allerdings verblüfft er uns auch hier wieder mit einer geradezu fantastischen Bewegbarkeit seiner Kombattanten, was angesichts kiloschwerer Rüstungen schon irgendwie kurios erscheint.
Und so bleibt am Ende bei mir das vertane Potenzial weit mehr haften als die durchaus vorhandene solide Qualität. Das ist schade, denn gerade handwerklich hat sich der Film kaum etwas vorwerfen zu lassen. Die Darsteller machten ihre Sache gut und ja, Uns Ben war auch dieses mal für mich wieder der diesbezügliche Höhepunkt (und hatte auch den besten Satz des ganzen Films mit "Kommt rein und zieht eure Hose aus!"

). Das mag jetzt alles recht negativ klingen, ist aber eigentlich mehr Ausdruck meiner Enttäuschung, dass Scott hier vor allem in der zweiten Filmhälfte so uninspiriert und plump agiert. Ich hätte mir hier einen ambitionierteren Ansatz gewünscht und vor allem deutlich weniger Schwarz-und-weiss-Malerei hinsichtlich der Charakterisierung. Aber vielleicht spielen mir meine Erwartungshaltung und meine filmische Prägung da auch einen Streich, denn Ridel-Radel-Ridelei ist nun mal kein Holländer.
Versöhnliche 7 Punkte