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von HCN007
Agent
iHaveCNit: Blue Bayou (2022) – Justin Chon - Universal
Deutscher Kinostart: 10.03.2022
gesehen am 12.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Harmonie – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr
Basierend auf den Erfahrungen vieler in den USA noch im jungen Kindesalter adoptierten Migranten hat der Schauspieler und Regisseur Justin Chon mit „Blue Bayou“ ein Drama inszeniert, dass ich mir natürlich auch im Kino ansehen wollte.
Antonio LeBlanc ist ein aus Korea stammender Migrant, der im Alter von 3 Jahren in den USA adoptiert worden ist und mittlerweile glücklich mit Kathy verheiratet ist. Mit ihr erwartet er ein Kind und er versucht alles mögliche, die Familie finanziell abzusichern. Durch ein verhängnisvolles Aufeinandertreffen mit einem rassistischen Polizeikollegen des Ex-Manns von Kathy kommt ein Abschiebeverfahren gegen Antonio in Gang, gegen das die kleine Familie sich einem scheinbar aussichtslosen Kampf gegenüber sieht.
„Blue Bayou“ hat viele interessante inszenatorische Einfälle und auch die analoge, sehr nahe Kameraführung zieht einen sehr nah an das Geschehen und die Menschen. In den USA ist es so, dass alle Migranten, die vor dem Jahr 2000 adoptiert worden sind nicht automatisch die amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten und hier jedes Jahr eine Vielzahl an adoptierter Migranten ohne amerikanische Staatsbürgerschaft wieder abgeschoben werden ohne jegliche Chance wieder einzureisen. Dieses Schicksal vieler Menschen hat den aus Südkorea stammenden Justin Chon für seinen Film inspiriert und das zeigt durchaus auf, mit welchen auch bürokratischen und rechtlichen Ungerechtigkeiten das amerikanische Rechtssystem durchaus auch systematisch rassistisch (gewesen) ist. Gepaart mit stellenweise im Film auftretenden Alltagsrassismus, der Antonio LeBlanc begegnet liefert der Film durchaus ein hochaktuelles Stück gesellschaftskritisches Kino. Das Drama hat Ecken und Kanten, klar kann man dem Film vorwerfen durch seine Struktur und Dramaturgie gezielt niederschmetternd sein zu wollen und auch diese Emotionen dem Zuschauer aufzuzwingen, aber das finde ich bei diesem Film eher unproblematisch. Klar hat auch er mich mit seinem harten, traurigen, erschütternden Ende zu Tränen rühren können, aber das war es wert. Der schauspielerische Kontrast aus dem sehr präsenten, nach außen hervorbrechenden, gefühlsorientertn Schauspiel von Alicia Vikander und dem sehr reduzierten, stillen, nuancierten Schauspiel von Justin Chon hat mir auch sehr gut gefallen. Man mag auch kritisieren, dass er den ein oder anderen Nebenschauplatz zu viel im System integriert – aber das unterstützt durchaus auch die symbolische, künstlerische Strahlkraft des Films.
„Blue Bayou“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "