Re: Jack Reacher

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vodkamartini hat geschrieben: 17. Februar 2022 15:08 Ich mochte die Serie, aber bin auch ein großer Freund der Bücher. Die Figur kommt in der Serie etwas simpler rüber, ist aber definitiv nicht plump. Das ist ein Archetyp und Child hat mit dieser Figur imo großartige Arbeit geleistet. Lies mal einen der Romane.
Abgesehen davon, dass ich die Serie etwas zu langatmig fand, muss ich auch sagen, dass mir der Charakter ein Rätsel geblieben ist. Da bin ich vielleicht wirklich kleinlich, aber die Figur ist recht unrealistisch gezeichnet.
Einerseits ist er ein perfekter Kämpfer, ein brillanter Schütze, und das bei einer abnormalen Figur - anderseits soll er aber auch super smart sein. Klar, sowas gibt es nicht selten bei Actionfiguren (bei Bond ist es ja ähnlich).
Doch (da ich mich da etwas auskenne): Eine solche Figur hast du nicht, wenn du rund um die Uhr das Jahr über in Greyhound Bussen sitzt und dich bei American Diners ernährst. Der Typ müsste mindestens jeden Tag 2-3 Stunden trainieren und das mit einer perfekten Ernährung kombinieren. Auch wird es schwer sein mit einer solchen Figur extrem schnell in Kämpfen zu sein. Nun ja, ich weiß es ist kleinlich
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Re: Jack Reacher

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vodkamartini hat geschrieben: 17. Februar 2022 15:08 Ich mochte die Serie, aber bin auch ein großer Freund der Bücher. Die Figur kommt in der Serie etwas simpler rüber, ist aber definitiv nicht plump. Das ist ein Archetyp und Child hat mit dieser Figur imo großartige Arbeit geleistet. Lies mal einen der Romane.
Die Serie fand ich ganz schön medioker. Reacher als Figur hat man aus meiner Sicht nicht wirklich getroffen. Der Darsteller ist zu breit, zu sehr Typ Wandschrank, der Darsteller zudem so sympathisch und charismatisch wie Dolph Lundgren mit Sack überm Kopp. Die Actionszenen (insbesondere die Prügeleien) sind recht deftig und angenehm choreographiert, aber wo es Child literarisch gelingt, das hinterwäldlerische Amerika abzubilden und eine Art 'Americana der Sozialvergessenen' zu illustrieren, ist mir die Serie zu flach. Reacher kommt als 'Lone Wolf' in die Kleinstadt, ermittelt, verkloppt einen Haufen Typen und that's it. Die Serie ist nicht mehr als ein Western in unserer Zeit, da halte ich die Bücher für überlegter. Übrigens empfinde ich den ersten Kinofilm als literaturgetreuer – trotz (oder wegen?) Tom Cruise.
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Re: Jack Reacher

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Wie gesagt, mir hat sie gefallen. Reacher ist zwar dennoch nicht perfekt getroffen (zu gutaussehend, zu definiert muskulös und immer noch zu klein), aber Hautfigur und Plotentwicklung sind näher am Buch als in den Kinofilmen (die ich übrigens ebenfalls mag). Dennoch haben auch mich zwei Dinge gestört. Nach starkem Beginn verheddert sich die Handlung in zu vielen Fährten und Suchaktionen. Außerdem haben sie es nicht geschafft, die totale Künstlichkeit der Kleinstadt rüber zu bringen. Im Roman habe ich sie mir wie ein neu errichtetes Disneyland vorgestellt, oder wie eine Neubausiedlung aus lauter Fertighäusern. Natürlich ist die Serie wie ein Western aufgezogen und inszeniert, aber das ist eben auch genau die DNA der allermeisten Reacher-Romane.
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Re: Jack Reacher

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Martin007 hat geschrieben: 3. Juli 2022 20:34 Gibts eigentlich eine Chance, dass da noch ein dritter Kinofilm kommt?
Wenn Reacher wieder ins Kino kommt, dann wohl eher mit Alan Ritchson. Der passt auch besser für die Rolle.
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Re: Jack Reacher

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Tom Cruise hat Jack Reacher um Welten besser getroffen als Alan Ritchson. Habe neun der Bücher gelesen und Ritchson ist eine kolossale Fehlbesetzung. Ein tumber Schlägertyp à la Chuck Norris. Cruise hat die Essenz der Figur ideal verkörpert, selbst wenn er physisch nicht passte. Tat Ritchson aber auch nicht.
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Re: Jack Reacher

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Casino Hille hat geschrieben: 3. Juli 2022 20:53 Tom Cruise hat Jack Reacher um Welten besser getroffen als Alan Ritchson.
Wenn du das so siehst...

So oder so glaube ich nicht, dass es nach der Umbesetzung noch einen Reacher-Film mit Cruise geben wird.
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Re: Jack Reacher

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Wer weiß, die Rolle könnte Cruise weitaus länger spielen als die des Ethan Hunt. Ich würde mich freuen, aber nach dem doch recht überschaubaren Box Office des zweiten Films glaube ich nicht so recht daran.
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Re: Jack Reacher

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Casino Hille hat geschrieben: 3. Juli 2022 20:53 Habe neun der Bücher gelesen und Ritchson ist eine kolossale Fehlbesetzung. Ein tumber Schlägertyp à la Chuck Norris. Cruise hat die Essenz der Figur ideal verkörpert, selbst wenn er physisch nicht passte. Tat Ritchson aber auch nicht.
Nur neun? :) Habe die Serie noch nicht gesehen, nur ein paar Szenen, und aus denen finde ich dass Ritchson ziemlich gut, vor allem physisch passt.

Einen Cruise-Film wird es kaum mehr geben. Lee Child hat die ersten zwei auch ein Stückweit als Fehler bezeichnet und die Serie ist in einem gewissen Masse eine Entschuldigung dafür, mindestens aber ein Neuanfang. Vor allem der zweite Film war nicht sonderlich populär. Ne, das ist versandet.
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Re: Jack Reacher

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GoldenProjectile hat geschrieben: 3. Juli 2022 22:57 Habe die Serie noch nicht gesehen, nur ein paar Szenen, und aus denen finde ich dass Ritchson ziemlich gut, vor allem physisch passt.
Ritchson passt meines Erachtens null. Die Figur, die er in der Serie spielt, ist nicht unsympathisch, aber a) hat der Typ schauspielerisch nix auf dem Kasten, ihm fehlt jedes Charisma, das Reacher in den Büchern en masse versprüht – und b) ist er optisch auch nicht wirklich der Racher, den Child beschreibt. Reacher ist groß und massig, aber er ist kein Kleiderschrank. Alan Ritschon ist eine menschgewordene breite Schulter. Ein Bodybuilder à la Arnie, der zudem andauernd nackig gezeigt werden muss. Und sorry, das ist eine komplette Missdeutung der Reacher-Figur. Reacher als Actionheld steht in den Büchern nicht für eine überzogene Hypermännlichkeit, wie sie im 80er Jahre Kino gefrönt wurde. Alan Ritchson, die Art, wie er spielt und wie sein gestählter Körper inszeniert werden, das ist eine totale (nicht ernstzunehmende) Karikatur von Männlichkeit. Darum, um so eine billige Dolph Lundgren Kopie, geht es in den Büchern nicht.

Natürlich ist Tom Cruise eine bekloppte Besetzung für den Buch-Reacher (optisch), aber er erfasst diese Figur tatsächlich ziemlich gut. Er spielt einen Menschen mit unglaublicher innerer Freiheit, der durch sein militärisches Leben einen Zustand erreicht hat, in dem er weiß, jedem nur möglichen Problem gewachsen zu sein – und das gibt ihm eine psychische Unabhängigkeit, er steht über den Dingen. Die Romane leben davon, dass Reacher als Figur immer, wenn er mit einem Problem konfrontiert wird, auf eine Art reagiert, die direkt in äußere Handlung transferiert wird. Das macht die Bücher als Thriller so unglaublich spannend und auch gehaltvoll. Child schreibt keine dreidimensionalen Charaktere, sondern er schreibt sehr destillierte Thriller-/Krimi-Plots und damit das funktioniert, muss die Hauptfigur in ihrem Handeln UND Denken jederzeit der Aktivpart sein. Genau das ist Jack Reacher. Ein Mann, der im Inneren jede gefährliche Situation schon gelöst hat, bevor er dann in Bewegung seine Gedanken umsetzt. Reacher weiß genau: "Okay, mir stehen vier Kerle gegenüber. Da die Sonne gerade im 40 Grad Winkel steht, muss ich zuerst Person 3 von links ausschalten, da diese die beste Sicht auf mich hat und somit die größte Gefahrenzone ist …" etc.

Es ist super schwierig, diese innere Überlegen- und Selbstsicherheit zu spielen und Tom Cruise hat das vor allem im ersten Film sensationell hinbekommen. So gut, dass es für mich eine seiner besten Rollen überhaupt geworden ist. Ja, die Filme sind nicht die werkgetreusten Adaptionen, aber sie haben die Essenz der Romane und dieser Welt verstanden, die Child geschaffen hat. Die Serie klebt unfassbar dicht am Roman, fast 1:1, aber verfehlt völlig den Geist, die Atmosphäre und die Raffinesse der Bücher. Und das trifft auch auf die Schauspieler zu: Tom Cruise mag nicht direkt der Buch-Reacher sein, aber er trifft meine Vorstellung der Figur in ihrer Essenz. Alan Ritchson scheint oberflächlich näher dran zu sein, ist aber letztlich ein B-Movie-Held vergangener Jahrzehnte ohne Charme oder Intelligenz.
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Re: Jack Reacher

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Habe gestern nochmals den zweiten Film gesehen und er hat mir besser als bei der Erstsichtung gefallen. Allerdings hat das wohl auch mit der Erwartungshaltung zu tun: Der Film hat schon einige Pacing-Probleme, obwohl er kürzer als der erste Film ist - aber diesmal wusste ich natürlich bereits, worauf ich mich einlasse. Bei der Ersichtung war ich über einige Längen doch überrascht. Die Story ist glaube ich sogar etwas komplexer als beim Erstling und man versucht Reacher noch ein paar neue Facetten abzugewinnen. Die Darsteller überzeugen weitgehend, wobei Robert Knepper leider kaum was aus seiner Rolle machen kann bzw. darf.
Der Showdown auf den Dächern ist gut gemacht, leider gibts ansonsten eher wenig Action und der Soundtrack von Henry Jackman wirkt auch seltsam uninspiriert.

Insgesamt hat es mir aber gefallen und ich kann es mir nicht recht erklären, aber irgendwie gefallen mir die "Reacher"-Filme besser als die "M:I" -Filme...sind einfach schön bodenständige Actionfilme die direkt aus den 90ern stammen könnten. Aus diesem Grund hätte ich einen dritten Teil natürlich gerne gesehen.

Re: Jack Reacher

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Casino Hille hat geschrieben: 3. Juli 2022 23:45 Die Romane leben davon, dass Reacher als Figur immer, wenn er mit einem Problem konfrontiert wird, auf eine Art reagiert, die direkt in äußere Handlung transferiert wird. Das macht die Bücher als Thriller so unglaublich spannend und auch gehaltvoll. Child schreibt keine dreidimensionalen Charaktere, sondern er schreibt sehr destillierte Thriller-/Krimi-Plots und damit das funktioniert, muss die Hauptfigur in ihrem Handeln UND Denken jederzeit der Aktivpart sein.
Das ist tatsächlich eine ziemlich gute Beschreibung der (meisten) Romane.

Wie gesagt, ich habe bisher nur Ausschnitte gesehen, und da passte mir Ritchson ziemlich gut. Er hat durchaus ein bisschen eine süffisante Ausstrahlung, die man sich von Reacher eher nicht gewohnt ist, die mir in den wenigen Szenen aber nicht der Essenz des Charakters im Weg gestanden ist. Plus er zeigt einen vergleichsweise jungen Reacher frisch von der Army, während mittlerweile ein Grossteil der Romane mittlerweile einen deutlich älteren (und dadurch nehme ich an: hagereren, weniger körperlich definierten) Reacher impliziert, weil durch die schiere Menge an Geschichten, die aber auch mehr oder weniger in der Gegenwart spielen, die Zeit fortschreitet. Dazu kommt noch dass ich mir Buchfiguren automatisch immer etwas "abstrakt" vorstelle und sie für mich daher bei der Übertragung ins visuelle Medium etwas von ihrer Aura verlieren und normaler, weniger überlebensgross erscheinen dürfen. Wenn das Sinn macht.
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Re: Jack Reacher

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Ich bin ein großer Fan der Reacher-Bücher und habe bis auf 3 oder 4 alle gelesen. Was die Darsteller betrifft, stehe ich etwas zwischen den Stühlen. Tom Cruise, den ich als Darsteller sehr schätze, trifft die optische Beschreibung der Figur nicht mal im Ansatz. Aber, und das sehe ich wie Hille, er trifft den Charakter sehr gut. Und das ist imo bei einer "werkgetreuen" Übertragung, die es natürlich auch nicht zwingend sein muss, die relevantere Auslegung.

Ritchson dagegen kommt optisch Childs Version sehr nahe, sieht aber zu gut und auch etwas zu einfältig aus. Im Roman ist er ein sehr intelligenter, mindestens aber geistig hellwacher und sehr beweglicher Ermittler. Da hat Ritchson (bzw. Seine Darstellung der Figur) Defizite. Dennoch hat mir die erste Staffel gefallen, aber ein finales Urteil über den Hauptdarsteller erlaube ich mir erst nach der zweiten Staffel in der Hoffnung, dass man da noch etwas nachschärft.

Prinzipiell hätte ich aber nichts dagegen, wenn auch die Kinoserie mit Cruise weiter laufen würde. Gerne auch parallel zur TV-Serie.
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Re: Jack Reacher

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Ich bin auch ein grosser Reacher-Fan, wahrscheinlich der grösste im Forum, und habe in den letzten Tagen auch endlich mit typischer Verspätung die TV-Adaption gesehen.

Mir hat sie sehr gut gefallen. Aber ich bin halt auch ein grosser Fan spezifisch des Killing Floor-Romans, den ich mehrfach gelesen habe und der in Bezug auf Setting, Charaktere und Handlung von allen Romanen am meisten Charakter, Identität und Wiedererkennungswert hat. Somit habe ich mich riesig gefreut, eine akkurate Verfilmung davon zu sehen. Die Serie ist nämlich noch viel vorlagengetreuer als erwartet, von Nebencharakteren die ich gar nicht erwartet hätte hin zu kleinsten Ermittlungsschritten ist das alles sehr buchgetreu, es dauert bestimmt vier oder fünf volle Episoden bis zur ersten halbwegs nennenswerten Abweichung (eigentlich gibt es nur eine nennenswerte grössere Abweichung - in Bezug auf die Kliners - die ich auch für etwas unnötig bzw. nicht ganz gelungen halte). Ich freue mich riesig auf Teil 2, der Bad Luck and Trouble adaptiert, noch einen der besten Romane.
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