photographer hat geschrieben: 13. Januar 2022 13:45
.
Die Fanbase von Franchises mag entrüstet, teils richtig verbittert und böse auf die Entwicklung sein wenn ihr geliebtes Werk einen Weg eingeschlagen hat, der ein absolutes NoGo darstellt, aber würden ihre Wahrnehmung und Aussagen auch nur mininal Wirkung hinsichtlich nachfolgender Produktionsketten zeigen, hätten wohl die ganzen Star Trek-Ableger des letzten Jahrzehnts keine Abnehmer finden dürfen, Star Wars-Spin offs dürften im Stream nicht abgerufen werden, und und … Nerds scheinen wirtschaftlich betrachtet wohl doch nur einen kleinen Teil an der Gesamtzahl aller Zuschauer auszumachen – und wie viele von ihnen wenden sich als "Betrogene" definitiv dann wirklich von ihrem "Produkt" ab oder bleiben als Konsumenten dennoch weiter erhalten?
Eons Werkbeiträge gehen ins 60. Jahr ihres Bestehens. Die Kritiker haben nach NO TIME TO DIE nicht groß geschrieben, dass es nie wieder einen Bond-Film geben wird. Ein Teil fand diesen Film für die Serie indiskutabel, aber dadurch dass der Streifen noch ein respektables Einspielergebnis gemacht hat und am Ende des Abspanns „James BOND will return“ steht, ist die Botschaft doch ganz klar definiert. Es wird weitergehen! Die Frage ist bloß: Wann … und mit wem?
- Und damit ist nicht nur die Bestellung eines neuen Hauptdarsteller mit gemeint, sondern die Machart als auch eine mögliche anstehende Änderung im Management. Michael G. Wilson wird diesen Monat noch 80. Da muss er sich nicht mehr daueraktiv am Geschehen beteiligen, sondern es wäre auch mal Zeit für die Staffelübergabe an seinen Sohn Gregg. Ein neuer Mann, der wieder ganz eigene Vorstellungen und Werte vertreten dürfte wie die Reihe sich dann in Abstimmung mit Tante Barbara entwickeln dürfte. Der Vorstand von amazon wird wahrscheinlich - wie schon viele andere Verantwortliche vor ihm – erst einmal schmerzhaft lernen müssen, was sie überhaupt hinsichtlich des Bond-Franchises „dürfen“ und was ihnen deutlich verwehrt bleibt.
Es ist auch nicht auszuschliessen, dass mit dem nächsten Neueinstieg die Filmreihe sich das Franchise auch wieder auf eine andere Altersgruppe ausrichten wird.
Das Massenpublikum kennt weder jeden der Bond-Streifen wirklich groß auswendig, noch haben sie den Durchblick welcher Film wann mit wem genau war, wenn sie sich nicht gerade mal etwas ausgiebiger damit beschäftigen. Dafür sind die sechs Jahrzehnte nun einmal ein ganz andere Werkbank als die Marvel-Spektakel die seit 2008 (erst) die Runde machen.
Für ein Großteil dieser Konsumenten war Sean Connery nie mit Diana Rigg verheiratet, geschweige denn, dass Roger Moore Goldfinger je begegnet ist noch dass Timothy Dalton mit einer Moonraker groß im All war. Hier dürfte in der Wahrnehmung vieler dieser Zuschauer jeder Interpret für sich stehen und (s)eine eigene Zeitspanne gelebt haben – und ohne das absurde Gemenge der Bond’schen Ersatzfamilie, die inkonsequent durch die Darsteller-Ären sich verteilt, würde vermutlich sogar ein Teil an Irritationen ausbleiben, wie „warum erkennt Blofeld Bond beim Treffen auf dem Schilthorn nicht wieder nachdem man sich doch schon im Vulkanversteck begegnet sind“. Für diese Fraktion ist Judi Dench die gleiche Vorgesetzte sowohl von Pierce Brosnan als auch von Daniel Craig, auch wenn ein Romanautor und spätere Drehbuchautoren dem Bond-Puristen zwei verschiedene Namen am Ende nachträglich beschert haben.
Ich habe es auf dem Weg aus dem Kino nach draußen erlebt, wie sich eine Gruppe junger Frauen über das Ende von NO TIME TO DIE unterhalten hat mit dem Resultat, dass dieser Bond doch sterben musste, weil doch ein neuer jetzt gesucht wird. Oder die Frage, ob dass jetzt das erste Mal vorgekommen ist, dass Bond gestorben ist. Es gibt also auch diese Form der Wahrnehmung.
Was für einen Filmpuristen der absolute Aufreger und gefühlt der „Untergang“ seines Wertekanon darstellen kann, bedeutet nicht automatisch, dass die „unwissende Masse“ dieses Denken genauso reflektiert – geschweige denn teilt oder verinnerlicht. Für sie wird Daniel Craig später ein Bond-Darsteller unter vielen sein, der nun mal ein anderes Ende erfahren hat - als seine Vorgänger.
„Das ist den Anderen nie passiert!“ – Wie sagte Sean Connery 1965 in einem Interview so schön. „Bond ist für ihn zum Frankenstein-Monster mutiert und er würde die Figur am liebsten an einer Geschlechtskrankheit zugrunde gehen lassen."
Die Figur war schon immer überlebensgroß, bzw. größer als das Leben (derer, die sich gespielt haben).
.