So, ich mache auch mit, und gebe zu, dass ich einige der Texte so hastig runtergeschrieben habe, dass es bestimmt hier und da Formulierungs- und oder Rechtschreibfehler zu finden geben wird. Wer solche findet, der darf sie sammeln und sie mit ins neue Jahr nehmen.
Damit meine Kommentare nicht den Rahmen sprengen, müsst ihr das Spoiler-Dokument aufklappen, um sie zu lesen. Viel Spaß an jeden, der sich das antun will. … Wieso auch immer.
EDIT: Leider besteht mein Beitrag aus 68924 Zeichen, erlaubt sind im Forum nur maximal 60000 Zeichen. Daher splitte ich den Post in zwei Hälften. Es folgen die Filme mit der Wertung 2/10 – 5/10!
Reminiscence (Lisa Joy) – 2/10
– Hugh Jackman, Rebecca Ferguson und Thandiwe Newton so zu verschwenden, ist eine Kunst für sich, obwohl das Wort "Kunst" im Zusammenhang mit diesem gedankenlosen Schwachsinn schon zu viel ist. Der abstruse Sci-Fi-Film-Noir um eine Maschine, mit der sich Nostalgie verkaufen lässt und Patienten ehemalige Erinnerungen neuerleben können, gehört zu dem hanebüchesten, was seit langer Zeit im Kino zu sehen war. Verbrochen hat dieses Machwerk Lisa Joy, die Ehefrau von Jonathan Nolan, mit dem sie zuletzt an der Serie "Westworld" schrieb. Den beiden also verdanken wir geistreiche Dialogzeilen à la "Erinnerungen sind die Perlen an der Halskette der Zeit" und das wohl genuschelste Voice-Over seit der Kinofassung von "Blade Runner". Eine grotesk misslungene Gurke, in der übrigens folgender Satz ebenfalls fällt: "Keine Geschichte, die einem gefallen hat, kann je ein Happy-End haben. Denn man will nicht, dass sie endet." Anders formuliert: "Reminiscence" hat eindeutig ein Happy-End. Das Problem ist die Wartezeit bis dahin.
The Forever Purge (Everardo Gout) – 2/10
– Zu den "Purge"-Filmen gibt es nicht viel zu sagen. Sie sind laut, sie sind brutal, sie sind ziemlich nervtötend. Der neue Film variiert das Szenario praktisch null und ist die nächste ärgerliche und kein bisschen spannende oder gar anregende Aneinanderreihung unkreativer Metzelszenen. Wozu dann überhaupt noch reingucken? Nun: Aus dem prinzipiell interessanten Szenario ließe sich leicht ein gelungener Film machen, doch offenbar tun sich die Verantwortlichen der "Purge"-Reihe arg schwer damit. Noch müssen wir auf einen geistreichen Teil dieses Kosmos warten. Bis dahin gibt es Trash-Dialoge, abgrundtief schlechte Laiendarsteller, miese Effekte und ein Drehbuch, das einerseits das (mittlerweile "vergangene") Trump-Amerika irgendwie anklagen will, gleichzeitig aber mindestens genauso reaktionär daherkommt wie der Ex-US-Präsident. Nach den Bildern vom Sturm auf das Kapitol Anfang des Jahres 2021 war es vielleicht auch eine Herkulesaufgabe, mit so einem Film noch jemanden wirklich schockieren zu können.
Don’t Look Up (Adam McKay) – 3/10
– Gedreht hat Adam McKay seine neueste Satire wohl als Attacke auf den Umgang der Politik mit der Klimakrise, doch im Jahr 2021 wirkt sein Film als Kommentar auf Trump und insbesondere die Covid-Pandemie. So oder so: Witzig ist hier leider fast gar nix. Viel war darüber zu lesen, wie erschreckend real das Szenario des Films doch sei: Ein Komet droht, die Erde zu vernichten, doch niemand will zwei überzeugten Wissenschaftlern glauben, schon gar nicht die US-Präsidentin. Immerhin ist doch bald Wahlkampf. Was witzig und zeitgeistig klingt, verkommt zu einer öden Nummernrevue, die nie so richtig weiß, was sie aussagen will und bei der alle Stars auf peinlichstes Overacting zurückgreifen. Nasen wie Timothée Chalamet und Jennifer Lawrence sind mit dem Tonfall gänzlich überfordert, Leonardo DiCaprio bietet mit Abstand seinen Karrieretiefpunkt und Meryl Streep ist so katastrophal unlustig als Präsidentin, dass wir ihr als Gesellschaft mindestens sieben Oscar-Nominierungen aberkennen sollten. Eine hohle, selbstverliebte Luftnummer.
Promising Young Woman (Emerald Fennell) – 3/10
– Ein Rachethriller der #MeToo-Bewegung: Eine junge Frau spielt das wehrlose Opfer und rechnet dann mit übergriffigen Männern ab. Die starken feministischen Aspekte geraten mit zunehmender Laufzeit leider zum bloßen Moralstück, bei welchem der Vorwurf "Männerhass" zu betreiben nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist. Problematisch ist zudem, dass jeder Versuch, eine emotionale Bindung zur Protagonistin aufzubauen daran scheitert, dass diese als Figur nur eine Chiffre bleibt und nie eine Persönlichkeit entwickeln darf. Wie so mancher Film 2020/21 geht es hier weniger darum, eine starke und spannende Geschichte zu erzählen, als viel mehr um den Versuch, eine Reihe von Statements miteinander zu verknüpfen. Es könnte gar der Eindruck entstehen: Da die Zeit des Poetry Slams nun vorbei ist, müssen kleingeistige Ergüsse der Verfechter einer vermeintlich sozialen Gerechtigkeit nun eben in Filmen ihre Missionierungsanliegen absondern. Auch das Ende dieses bemerkenswert abgedroschenen Films ersäuft wie zu erwarten nur in Kitsch.
Catweazle (Sven Unterwaldt) – 3/10
– Als Otto Waalkes noch so richtig lustig war, schrieben wir die 1970er, also scheint es nur folgerichtig, ihn in einer 70s-Kultrolle zu besetzen. Der Magier "Catweazle" ist in seinem Kinoabenteuer allerdings nicht mehr zu erkennen, ferner kaspert sich der Ostfrise hier durch seine üblichen vier Gags und darf sich ansonsten vom vierzehnjährigen Julius Weckauf an die Wand spielen lassen. Immerhin dürften kaum "Catweazle"-Fans ernsthaft enttäuscht worden sein, denn wo Otto drauf steht, ist nun mal Otto drin und wen das nicht davon abgehalten hat, einen der anderen 8-10 Kinofilme des Blödelbarden anzuschauen, der wird auch bei diesem hier nicht auf die Geschmackspolizei hören. Die klickt ferner resigniert die Handschellen, denn das ganze Treiben des Films ist so harmlos und so langweilig, dass es die Aufregung kaum wert ist. Hoffentlich hatten alle Beteiligten ihren Spaß, dann hat diese Komödie wenigsten ein paar Menschen glücklich gemacht.
Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (Destin Daniel Cretton) – 3/10
– Die Superhelden-Filmmaschinerie hat ihren Tiefpunkt erreicht. Wenn Marvel nichts Besseres mehr in Petto hat, als das, was sich hinter "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" verbirgt, dann ist das Event-Kino offiziell gestorben. Dieser unerträgliche Dauermarathon an gedankenlosen Momenten, schwachsinnigen Figuren, hirnrissigen Dialogen und zu Tode geschnittenen Actionszenen ist eine reine Farce. Selbst der charismatische Hauptdarsteller Simu Liu kann nicht verbergen, dass es hier über 2 Stunden lang um gar nichts geht, dass jede Substanz schon beim ersten Kung-Fu-Kampf in einem CGI-Bus (offenbar auf einem alten Amiga programmiert) aus dem Fenster geflogen ist. Letztlich kämpft hier ein Kung-Fu-Illuminati um die Anerkennung seines Vaters, der dem Hirngespinst nachjagt, seine tote Frau könnte wieder auferstanden sein, und Comic-Fans werden besser verstehen, warum all das in einer Kunstrasen-China-Klischee-Utopie irgendwo zwischen Narnia und Hogwarts endet, in der Drachen vermöbelt und Seelen ausgesaugt werden. Immerhin: Das Ganze ist so kurios, dass es im Gedächtnis bleibt.
James Bond: Keine Zeit zu sterben (Cary Joji Fukunaga) – 3/10
– Einem Kinomythos wie James Bond kann man sich auf viele Weisen nähern. Autorenfilmer Sam Mendes stellte ihn zwei Epen lang in eine Art cineastisches Museum, fasste ihn mit Samthandschuhen an, erstickte fast an der Ehrfurcht vor dieser Historie. Für den Abschluss der Filme um 007-Darsteller Daniel Craig geht Cary Joji Fukunaga den entgegen gesetzten Weg: Demontage. Es ist reizvoll, etablierte Muster aufzubrechen, doch wenn man damit ihren Ursprung entkernt, bleibt ein hohler Akt der Selbstverletzung, dessen Bestreben nackt und hässlich im Raum verendet. Als Actionfilm ist "Keine Zeit zu sterben" brutal gescheitert, visuell ist das endlose Ödnis oder billigster Kitsch. Als Beitrag zu einem langanhaltenden Kino-Meilenstein versagt dieser Film völlig, etwas zu seiner Reihe oder seiner aktuellen Gegenwart beizutragen. Hinzu kommt ein außer Rand und Band geratenes Drehbuch, in dem so wenig inhaltlich zusammenpasst, dass in die vielen Plot-Löcher glatt ein weiterer Bondfilm passen würde. Nach diesem Teil bleibt nur zu sagen: Bitte nicht! Die Zeit, zu sterben, ist jetzt. Der Tiefpunkt der Reihe.
Bo Burnham: Inside (Bo Burnham) – 3/10
– Der in den USA hochgelobte Komiker Bo Burnham ist einer jener "Comedians", die ja ach so selbstreferenziell, ach so sozialkritisch und ach so augenzwinkernd die ach so ungerechte Welt aufrütteln wollen. Dabei sind sein Sarkasmus und Augenzwinkern schon so dick aufgetragen, dass er wahrscheinlich selber nicht mehr weiß, was er nun ernst meint und was nicht. Der Mensch Bo Burnham existiert in der Öffentlichkeit also quasi nicht, sondern nur die Kunstfigur, die erschaffen hat. Mitten im Corona-Lockdown erschuf er ein Bühnenprogramm bei sich zuhause, filmte all das und ließ uns auf Netflix daran teilhaben, wie er "Inside" blieb. Mit seinen Witzen und Songs krönt er sich selbst als König des Millennial-Humors: Meta um jeden Preis, in technisch hochauflösender Qualität so authentisch wie möglich und gezielt gegen alles und niemanden. "Inside" treibt das so weit, dass es sich nicht einmal mehr sicher ist, ob es lustig sein will oder nicht. Vermutlich aus Angst heraus, klar zu identifizierender Humor käme einer Stellungnahme gleich und sei damit direkt angreifbar. Kaum ein echter Film, der Vollständigkeit halber jedoch erwähnt.
The Tragedy of Macbeth (Joel Coen) – 3/10
– Viele haben sich bereits an Macbeth versucht, warum nicht auch Joel (ohne Ethan) Coen? Gefilmt ist das in authentischem Schwarz-Weiß, denn als William Shakespeare lebte, waren Farben noch gar nicht erfunden. Coen verdichtet den Stoff enorm, bleibt aber ansonsten so nah wie möglich am Original und inszeniert in Ingmar "Das siebente Siegel" Bergman Gedächtnisoptik einen Film, der immer wieder damit kokettiert, Mittel des Theaters einzusetzen. Mit anderen Worten: Nach mehreren Kinofilmen und unzähligen Theateraufführungen kann man Macbeth jetzt nochmal als abgefilmtes Theaterstück in geklauter Optik anschauen. Ob Coen nur seiner Gattin Frances McDormand einen Gefallen tun wollte, die als Lady Macbeth so überdreht aufspielt, dass ihr Spielpartner Denzel Washington sich augenscheinlich zurücknimmt? Schwer zu sagen. Übrig bleibt eine humorlose, gänzlich unnötige und schon jetzt angestaubte Adaption, die weder nach Shakespeare noch nach Coen ausschaut. Die einzige echte Erkenntnis, die ein Anschauen hier bietet: Ethan Coen ist wohl der Art Garfunkel dieses Geschwister-Duos.
Titane (Julia Ducournau) – 3/10
– Der Goldene Palme Gewinner 2021 mischt moderne Gender Studies mit Bodyhorror à la David Cronenberg. Das ist bereits der ganze Gag dieses blutgetränkten, aber doch blutleeren Films, der echte Originalität scheut wie der Teufel das Weihwasser und stattdessen in einem Swimmingpool der Provokationen badet. Die verstörende Gewalt dieses Films muss als Selbstzweck bezeichnet werden und die Botschaft des Gesehenen lärmt so überdeutlich aus den Zeilen heraus, dass zu der Liste seiner Grausamkeiten noch das Nasenbluten gezählt werden muss, welches jeder Zuschauer dank des einpreschenden Holzhammers erleiden wird. Die vielen grotesken Elemente geben das unsubtile Script der Lächerlichkeit preis und Julia Ducournau kann froh sein, für die Hauptrolle die ganz wunderbare Agathe Rousselle, die in ihrem Kinodebüt jede noch so absurde Szene mit ein wenig Würde über die Bühne bringt.
In the Heights (Jon M. Chu) – 3/10
– Bevor er durch "Hamilton" am Broadway unsterblich wurde, schrieb Lin-Manuel Miranda, der sich seit seinem Erfolg als Auftragskünstler für Disney verdingt, bereits das Bühnen-Musical "In the Heights", in dem Gentrifizierung, Rassismus und Identität verhandelt werden. Quasi eine Hip-Hop-Modernisierung der "West Side Story". Im Film ist davon wenig zu sehen, denn Jon M. Chu hat keine einzige Idee, dieses durchaus ansprechende, wenn auch überfrachtete Stück Broadway auf die Leinwand zu transportieren. Miese Choreographien und eine gänzlich flache, unpersönliche Bildsprache sorgen für einen Abziehbild-Effekt. Wer besonders viel Spaß hat, kann versuchen, jede vermeintliche Referenz an andere Musical-Filme zu entdecken, bei denen es sich größtenteils um platte Plagiate handelt. Da immerhin die meisten Akteure ordentlich singen, lohnt sich für Musical-Fans der Kauf des Soundtracks auf CD. Die visuelle Ebene ist für den Genuss aber nicht nötig, sogar eher hinderlich.
Red Notice (Rawson Marshall Thurber) – 3/10
– Netflix hat sich drei Weltstars (Gal Gadot, Dwayne Johnson, Ryan Reynolds) herangekarrt, um das Abenteuerkino in seichter Form zurückzubringen. Regisseur Rawson Marshall Thurber scheint kurz vor Drehbeginn umgezogen zu sein, vielleicht hatte er auch gerade renoviert, zumindest aber hatte er noch so viel grüne Tapete über, dass der gesamte Film vor künstlichen Hintergründen gedreht werden konnte. Das sieht teilweise so mies und missraten aus, dass es an billige Rückprojektionen der 1940er erinnert. Von den drei Stars bekommt man derweil ihr Standardprogramm abgenudelt: Reynolds ist wieder "Deadpool", Gal Gadot macht einen auf "Wonder Women" und Dwayne Johnson meidet weiter jeden professionellen Eindruck, den er versehentlich erwecken könnte und zieht einfach munter die Augenbrauen hoch und runter. Es bleibt ein nervtötender Unfug, der angeblich zwischen 160 Millionen und 200 Millionen US-Dollar gekostet haben soll. Unnötig zu erwähnen, was man mit dem Geld alles sinnvoller hätte anstellen können.
Eternals (Chloé Zhao) – 3/10
– "Jetzt machen wir mal was mit Kunst", wird Kevin Feige wohl gesagt haben und hat sich daher Arthaus-Regisseurin Chloé Zhao gekrallt. Ihr "Eternals" ist jedoch nur die Untermauerung eines alten Sprichworts: "Du kannst einer Ziege einen Frack anziehen, aber: Ziege bleibt Ziege." Statt dem Superhelden-Genre einen besonderen Vibe durch die naturalistische Inszenierung zu geben, wirkt dieses Möchtegern-Epos nun umso prätentiöser dadurch, eine Minimal-Handlung in besonders verkünstelter Bildsprache zu erzählen. Fairerweise muss man Zhao zugestehen: Diese skurrile spirituelle Nonsense-Bombast-Götterdämmerung hätte selbst James Cameron in seinen besten Zeiten nicht spaßig rüberbringen können. Immerhin: Ein paar gute Ansätze sind da, das Ensemble ist divers besetzt und spielt größtenteils gut, sogar Ramin Djawadi ("Game of Thrones") liefert einen angenehmen Soundtrack wie immer. Dennoch war es im Kino 2021 selten so langweilig wie bei diesem Marvel-Film. Vielleicht meinte Kevin Feige ja das mit der Kunst-Ambition.
Last Night in Soho (Edgar Wright) – 3/10
– #MeToo wird langsam im Kino verarbeitet, auch Edgar Wright versucht sich daran und mahnt mit dem Zeigefinger: Nostalgie ist böse, denn sie verklärt und trübt unsere Sichtweise. Recht mag er damit haben, aber nächstes Mal darf er sich etwas mehr anstrengen, um diese Botschaft rüberzubringen. Sein poetisch gemeinter Horrorfilm ist kaum feministisch als mehr dekorative Stilshow, in der Wright all seine Mätzchen vorführen und sich als technisch herausragender Filmemacher beweisen kann, der wie zuletzt bei "Baby Driver" auch sein Storytelling mal für ganze Passagen unterbricht, um eine lange und nichtssagende Sequenz einzubauen, die ihm eben so eingefallen ist. Wirklich ärgerlich ist, dass bei all der gut gemeinten Ambition kein einzig cleverer Gedanke aus diesem Film entsteht, ferner noch sogar ein richtig nerviger Geisterbahn-Horror aus der Mottenkiste die zweite Hälfte dominiert. Da hätte man mehr erwarten dürfen.
Cash Truck (Guy Ritchie) – 4/10
– Okay, zugegeben, ein unfaires Urteil, aber: Guy Ritchie hat mit "Cash Truck" eines dieser unnützen Remakes gedreht, die nur deshalb existieren, weil ein Großteil des englischsprachigen Publikums zu faul ist, um Untertitel mitzulesen. Der französische Originalfilm war eine finstere, aber coole Räuberpistole und Ritchie erhöht die Coolness mit mehr Posten und seiner Allzweckwaffe Jason Statham, wird damit aber auch zur Parodie seiner selbst. Zumindest fällt es nach diesem Film leicht, sich ein Remake aller möglicher Filme durch Guy Ritchie bildlich vorzustellen. Sei es drum: An einem verregneten Samstagnachmittag kann man dieses Werk ruhig mitnehmen, allerdings verpasst auch niemand etwas, der sich die Zeit spart oder nur beim Original bleibt. Einem Regisseur wie Guy Ritchie mag man solche Arbeiten sogar verzeihen, da er zwischen Remakes wie diesem und Disneys "Aladdin" auch gerne mal etwas wahrlich Originelles raushaut. Nur in diesem Fall eben nicht. Dann halt wieder nächstes Mal.
Nomadland (Chloé Zhao) – 4/10
– Der große Oscar-Gewinner 2020 ist das "Easy Rider" für die Generation der sozial Abgehängten. Die Handlung ist sofort erklärt: Eine trauernde 60 Jahre alte Witwe lässt alles stehen und liegen, und zieht als Nomadin durch die Mittelstaaten der USA. Gespielt wird sie von Frances McDormand, viele andere Akteure verkörpern sich selbst, womit "Nomadland" ein halbes Doku-Drama ist. Eine spannende Idee, und Zhao bewies in ihrem Debüt "The Rider" bereits eine interessante Ader dafür, sich solch urbanen Themen zu widmen. Doch was ein bewegendes Porträt von Land und Leute hätte werden können, ist letztlich aller Lobpreisungen zum Trotz ein problematisch-verklärender Blick auf das (meist unfreiwillige) Leben außerhalb von Gesellschaften. Statt Sozialkritik wird der triste Film so zu einem leidlichen Apologeten bestehender ungerechter Verhältnisse. Nicht jeder Kinofilm, der Armut zeigt, muss den Klassismus anklagen, aber ein wenig mehr Reflexion ist bei so einer Nabelschau schon nötig.
Old (M. Night Shyamalan) – 4/10
– Die beste Marketingkampagne des Jahres hatte M. Night Shyamalan zu bieten. Die Trailer zeigten das aufregende Konzept: An einem Strand altern die Urlauber in wenigen Stunden teils ganze Jahrzehnte. Eine eben noch Achtjährige ist plötzlich Mitte 20 und hochschwanger, vierzig Minuten später wird ihr Kind geboren. Eine reizvolle Ausgangssituation, die aber typisch Shyamalan auf mehrere unglaubwürdige Wendungen hinausläuft, die jedes Investment in die Figuren ad absurdum führt. Zum Glück entsteht dieses erst gar nicht, weil nahezu alle agierenden Charaktere zu den größten Deppen gehören, die je auf Mutter Erde wandelten. Nach einem spannenden, fast subtilen Prolog geht es also schnell bergab und wäre da nicht eine gewisse Faszination für die absurde Mischung, die dieser Film bietet, er wäre fraglos ein Desaster. Das hätte ein philosophischer, melancholischer Film werden können, aber dafür hätte es einen anderen Regisseur gebraucht.
Cry Macho (Clint Eastwood) – 4/10
– Clint Eastwood verabschiedet sich erneut vom Western-Genre, dieses Mal in einem lahmen Altherren-Drama, das Nachdenklichkeit vortäuscht, bis man merkt, dass es gar nichts gibt, was das Nachdenken lohnt. Letzlich weicht ein verbitterter Ex-Rodeo-Artist (natürlich mittlerweile Alkoholiker) durch den Kontakt zu einem jungen Menschen auf und wirklich alles, was aus dieser Geschichte heraus entsteht, hat Clint Eastwood als Schauspieler und Regisseur bereits mehrfach erzählt, jedes Mal zwei Klassen besser. Das Pacing dieses Dramas ist so unglaublich langsam, dass der Film gar in Zeitlupe läuft. Sympathisch allein die Attitüde, so einen entschleunigten Film überhaupt zu drehen und ihn ganz selbstbewusst als uramerikanische Wesensgeschichte zu verkaufen, die natürlich (wie ihr Filmmacher) längst aus der Zeit gefallen ist. Angeboten wurde der Stoff, der auf einem Roman basiert, Eastwood bereits 1988, vielleicht wäre damals ja mehr rauszuholen gewesen. Für Komplettisten okay, für alle anderen keine Empfehlung.
Matrix Resurrections (Lana Wachowski) – 4/10
– Wann immer "Matrix Resurrections" gerade nicht fast sklavisch den Mustern des ersten "Matrix"-Films folgt, zeigt er einfach Szenen aus eben diesem und verweist darauf, wie wahnsinnig Meta er ist. Spätestens, als Keanu Reeves wieder Thomas Anderson spielt, der in einer neuen Matrix als Videospielprogrammierer beauftragt wird, einen vierten Teil seiner einst erfolgreichen Gaming-Reihe "Matrix" zu programmieren (wohlgemerkt: Der Auftraggeber wird hierbei im Film als Warner Bros. benannt!), ist das Drehbuch so Meta, dass Mark Zuckerberg es glatt um die Bezeichnung verklagen könnte. Das ist eine Zeit lang witzig, irgendwann nervtötend, nie so originell, wie alle dachten, aber irgendwo panne genug, um für den Moment Unterhaltung zu simulieren. Unverzeihlich ist nur, dass die Action hier aus lauter Rohrkrepierern besteht, was bei "Matrix" einfach nicht sein darf. Andersrum: Neil Patrick Harris und Jonathan Groff als Schurken in einem Blockbuster-Kampfsportfilm zu sehen ist als (unfreiwilliger) Gag schon für sich so phänomenal, da ist jede weitere Beschwerde überflüssig.
Zack Snyder’s Justice League (Zack Snyder) – 4/10
– Das Internet hat gesprochen und es wurde erhört: Zack Snyder durfte seine Vollversion der Justice League veröffentlichen. Ein ganz und gar epischer Film, weniger aber aufgrund seines papierdünnen Inhalts, als mehr, weil er vier Stunden lang ist. Und wenn so ein Film vier Stunden lang ist, dann dauert jede Szene sehr viel länger, als sie müsste. Da singen ein paar Fischer eine ganze Ballade um den mystischen Aquaman und ein Charakter namens Cyborg verabschiedet sich regelmäßig in eine (nicht nur) spirituelle Cloud, in der dann für ein paar Minuten die Effektkünstler für den Herrn Snyder übernehmen. Ein guter Film ist das weiß Gott nicht, aber die Fans bekamen, was sie wollten: Mehr von allem, was im DC-Universum bis dato gegenwärtig war, zudem zahlreiches Material für Memes bei Social Media. Immerhin: Als direkte Vergleichsobjekte sind die zwei Fassungen des Films von je Joss Whedon und Zack Snyder hochspannendes Material für Nerds. Also wohl danke an Warner Bros., HBO Max und all die toxischen #ReleaseTheSnyderCut-Schreihälse im World Wide Web.
Cruella (Craig Gillespie) – 4/10
– Im Zeitalter des Superheldenkinos braucht alles und jeder eine "Origin"-Geschichte, einen Solo-Film, eine Psychoanalyse. Warum also nicht erzählen, dass Cruella de Vil aus "101 Dalmatiner" nur deshalb so einen Hass auf die gepunktete Hunderasse entwickelte, weil gleich zwei dieser Sorte ihre Mutter ermordet haben … Ja, wirklich. Man kann darüber jetzt den Kopf schütteln und an der schamlosen Ausschlachtung jeder halbwegs vielversprechenden Marke seitens der Filmindustrie verzweifeln oder das Spiel mitmachen und erkennen, dass in "Cruella" zumindest interessante Ansätze stecken, die bei besserer Ausführung einen guten Film ergeben hätten. Emma Stone etwa ist in der Titelrolle toll anzuschauen und die eigentliche Idee, eine Art "Taxi Driver" der Modewelt zu inszenieren, hätte spannend werden können. Am Ende wurde daraus nettes Ausstattungskino, das mehr für sein ungenutztes Potenzial als für seinen tatsächlichen Inhalt im Gedächtnis bleibt. Vielleicht braucht doch nicht jede Figur eine "Origin"-Geschichte – auch wenn die Fokusgruppen da draußen das anders beruteilen.
West Side Story (Steven Spielberg) – 4/10
– In Videospielen ist schon lange die Kunstform der Remastered-Fassungen etabliert. Bedeutet: Ein Publisher bringt exakt dasselbe Spiel nochmal raus, aber hat Grafik, Texturen etc. überarbeitet. Es ist also kein neues Spiel, sondern ein kosmetischer Eingriff. Nun ist diese Form des Updates auch im Kino angekommen. Steven Spielberg hat einen seiner Lieblingsfilme, das Broadway-Musical "West Side Story" neuverfilmt, und weil er den Film von Robert Wise aus dem Jahr 1961 abgöttisch liebt, ändert er so gut wie gar nichts am Ablauf der Geschichte, spult sämtliche Mechanismen noch einmal identisch ab. Nur jetzt eben in modernerer Optik. Ein zweites Meisterwerk kann so nicht geschaffen werden und jedes Plus, welches sich bei Spielbergs "West Side Story" empfinden lässt, erntet die Früchte, die einst andere gesät haben. Sogar die einst kunstvollen Jazz-Rhythmen werden hier so arg nostalgisiert, dass sie ihren Klang gänzlich abgestreift haben. Vielleicht noch nie war ein Film so unnötig – und das ist dann schon die einzige Neuerung dieses Kino-Unsinns.
The French Dispatch (Wes Anderson) – 4/10
– Ein spannendes Experiment ist der neue Film von Wes Anderson fraglos, leider kann es als gescheitert betrachten werden. Wie üblich bei ihm geht es konsequent meta-verschroben zu, der ganze Film ist (sobald man ihn durchschaut hat) eine Art "episodisches Stille-Post-Mosaik", die Weltflucht steht ganz oben an der Tagesordnung. Das ist hübsch und witzig, aber in seiner Detailversessenheit und Dekadenz zu schnell ermüdend. Und vor allem ist das sehr geschwätzig, denn es wird fast nur geredet in diesem zu langen Film, über die Figuren, ihr Weltbild, ihre Motive etc. Anderson ist von Natur aus ein Dialog-Erzähler, aber hier übertrifft er sich selbst in dieser Hinsicht gleich mehrfach. Vorbei ist die neue Frische, die er seiner Filmografie mit "Grand Budapest Hotel" einst abgewinnen konnte, Anderson ist stilistisch im Gemischtwarenladen seiner eigenen Vergangenheit angekommen. Ehrensache: Zumindest seine Stars lassen ihn nicht im Stich, darunter: Benicio del Toro, Frances McDormand, Jeffrey Wright, Adrien Brody, Tilda Swinton, Timothée Chalamet, Léa Seydoux, Bill Murray, Edward Norton, Christoph Waltz und Willem Dafoe.
Black Widow (Cate Shortland) – 4/10
– In einem Jahr, in dem von vier Marvel-Kinofilmen nur einer halbwegs gelungen ist, macht es kaum noch Spaß, auf den teuersten Kostümverleih der Welt einzuprügeln. Zur Abwechslung also mal das Positive: Die Anspielungen an alte James-Bond-Klassiker wie "Moonraker" sind gelungen, eine Cover-Version des Nirvana-Hits "Smells Like Teen Spirit" sorgt für das beste Intro aller Filme des "Avengers"-Kosmos und Florence Pugh als neue Black Widow ist eine Sensation, sofort ursympathisch und schauspielerisch drei Klassen besser, als benötigt wäre. Fans werden auch den Rest abfeiern, Blasphemiker rümpfen weiter mit der Nase und haben ein Leichtes, all die schwachen Ideen des unnötig verklausulierten Drehbuchs vorzuführen, die uninspirierte Regie zu kritisieren, sich über die lächerlich überdrehte Action zu echauffieren. Sie haben mit all dem natürlich Recht, doch muss man der Fairness halber entgegnen: Marvel ist erfolgreich wie eh und je, die "Avengers" sind gekommen, um zu bleiben, für das Blockbuster-Kino heißt das auf lange Sicht wohl "Friss oder stirb!".
tick, tick … BOOM! (Lin-Manuel Miranda) – 4/10
– Alles, was am modernen Broadway-Kult zum Kotzen ist (Sauteure Touristenfalle, Eingestaubte Konventionen, Kreativer Snobismus, Behauptung einer Hegemonie der "herrschenden" Elite, Zynismus als Rechtfertigung für Ausbeutung und Erniedrigung), wird hier als Musical-Film aufbereitet. Lin-Manuel Miranda erzählt vom amerikanischen Traum, der da lautet: Du kannst alles schaffen, solange du a) deine Integrität bei der ersten Aussicht auf Profit an dein Publikum verrätst und b) sehr weiß bist. "tick, tick … BOOM!" ist eine Liebeserklärung an die moderne Post-Sondheim-Broadway-Ära, aber so sehr aus einer Showbuiz-Blase heraus konstruiert, dass er völlig unkritisch ist und gar nicht merkt, wie toxisch er Werbung für Narzissmus im Bühnengeschäft macht. All das muss laut kritisiert werden dürfen, sofern man so ehrlich ist, zuzugestehen, dass Andrew Garfield als erfolgloser Protagonist dermaßen sensationell aufspielt, dass selbst die verärgertsten Zuschauer an der ein oder anderen Stelle gegen ihren Willen zum Empfinden echter Emotionen gezwungen werden.
Jungle Cruise (Jaume Collet-Serra) – 4/10
– Es ist nicht ganz "Red Notice", aber auch der Disney-Blockbuster "Jungle Cruise" glänzt in erster Linie mit matschigen Effekten und dauerkünstlicher Atmosphäre. Der Film basiert wie einst "Fluch der Karibik" auf einer Disneyland-Themenparkattraktion, hat aber außer flauen Scherzen und einer charismatischen Emily Blunt wenig auf der Habenseite. Collet-Serra will zu viel von allem und erzählt diesen Abenteuerfilm auch als Romantische Komödie, Actionkracher und postmodernes Märchen, zudem ist er gezwungen, Nicht-Schauspieler Dwayne Johnson in der Hauptrolle einzusetzen. So will es das oberste Hollywood-Gesetz: Steht das Wort "Dschungel" im Titel, muss Dwayne Johnson besetzt werden. Kurios ist das Verheizen talentierter Schauspieler in Nebenrollen, daunter: Jesse Plemons, Paul Giamatti und Édgar Ramírez. Zu harmlos, um sich darüber aufzuregen, zu seicht, um sich richtig unterhalten zu fühlen, aber irgendwie dann meistens doch okay, manchmal aber auch wieder nicht. Eine 4/10 nun mal, was soll man noch groß schreiben?
Schachnovelle (Philipp Stölzl) – 5/10
– Ein von x-tausenden Abiturienten seit Dekaden immer wieder neu durchgenudelter Stoff wie die "Schachnovelle" ist irgendwann auserzählt. Dieser Zeitraum, dieses ungefähre "Irgendwann", wurde 2021 erreicht. Philipp Stölzl hat der Novelle nichts Neues hinzuzufügen und spult die Geschichte in überbeleuchteten Bildern ab, hängt die Kamera ständig in die seltsamsten Winkel, um Inspiration vorzutäuschen, wo kalte Berechnung vorherrscht. Sein Film ist vermutlich dann auch für jene Abiturienten der Zukunft gedacht, die sich das mühselige Lesen ersparen und dennoch auf die anstehende Klausur vorbereiten wollen. Statistisch gesprochen ist das übrigens sinnlos, da diese Schüler im Schnitt schlechter abschneiden, somit verlieren auch Stölzl und sein Film an Wert. Aber dann zündet er sie noch, seine Geheimwaffe, er zieht seine Trumpfkarte: Oliver Masucci. Er, der er zu den besten deutschen Schauspielern dieser Zeit zählt, ist als Dr. Josef Bartok eine Wucht, für die es sich schon fast wieder lohnt, hier reingeschaut zu haben.
Killer’s Bodyguard 2 (Patrick Hughes) – 5/10
– Mit "Killer's Bodyguard" ließ Patrick Hughes 2017 eine Buddy-Actionkomödie auf die Welt los, die sich nach alter Schule anführte. Aufwendige, meist handgemachte Action, zwei sich wunderbar ergänzende Ballermänner (Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson) und ein durchgängig selbstironischer Ton, der sofort vermeidet, dass man diesem Film zu böse sein kann. Die Fortsetzung ist das alles ebenfalls, nur mehr davon. Und wie so oft bei Fortsetzungen, die einfach dasselbe nochmal in lauter machen, ist "Killer's Bodyguard 2" zu laut, zu nervtötend, zu verquasselt. Spaß lässt sich mit der Action noch haben, auch die Paarung der zwei Heroen funktioniert weiterhin, aber letztendlich schmeckt jedes Gericht, dass in der Mikrowelle erneut aufgewärmt wird, nie wieder so gut wie frisch gekocht. Dieses Argument in Hollywood zu bringen, wäre jedoch ein Kampf gegen Windmühlen. Ein dritter Teil dürfte also fest beschlossene Sache sein, obwohl nach diesem Sequel kaum noch wer danach verlangen wird.
Venom: Let There Be Carnage (Andy Serkis) – 5/10
– Der erste "Venom"-Film war 2018 eine Abscheulichkeit, insbesondere, da seine einzige Qualität darin bestand, der Welt zu zeigen, wie überschätzt Tom Hardy als Schauspieler eigentlich ist. Ruben Fleischer hatte einen billigen Trash-Film zum Marvel-Epos aufgeblasen. Sein Nachfolger Andy Serkis erkennt dieses Problem und versucht gar nicht erst, seine Regie-Arbeit ernstzunehmen. Stattdessen ist "Let There Be Carnage" wirklich nicht mehr als ein Trash-Film, der den IQ absichtlich runterdreht, um simplen Fun zu haben. Der kurzen Laufzeit wegen lässt sich dieser Weg ins Amusement gut mitgehen, zumindest in allen Szenen, in denen Hardy sich und uns die ganz schlimmen Ovaracting-Kaspereien erspart. Da Superheldenfilme mittlerweile die komplette A-Liga im Kino dominieren, ist es nur fair, wenn sie auch ihre eigene B-Movie-Sparte bekommen und genau das leistet Serkis hier. Wem das nicht passt, wer die Superheldenmüdigkeit spürt, der wird die nächsten Jahre auf simplen Fun fast gänzlich verzichten müssen.
Judas and the Black Messiah (Shaka King) – 5/10
– Hitziger Beitrag zur Black-Lives-Matter-Diskussion: Erzählt wird die wahre Geschichte des schwarzen FBI-Informanten Fred Hampton, engagiert gespielt von Daniel Kaluuya. Herausgekommen ist ein optisch opulentes Period Piece, welches außer einer großen Portion Wut im Bauch argumentativ aber eher unentschlossen versandet. Dafür hätten die Chataktere noch genauer und prägnanter gezeichnet werden müssen. J. Edgar Hoover etwa, den hier Filmlegende Martin Sheen verkörpert, wird so sehr zur Karikatur verdammt, dass er als ernster Antagonist nicht funktionieren kann und damit die moralischen Grundierungen dieses langen Biopics in simple Schwarz-Weiß-Malerei verfallen. Natürlich darf noch die kitschige Romanze nicht fehlen, ohne die so ein Film wohl nicht sein darf, da er dann keinerlei kommerzielle Elemente mehr bieten würde. Übrigens: Bei Google bloß nicht die realen Umstände der Geschichte nachschauen, denn "Based on a true story" nimmt dieser Film als Vorgabe wirklich sehr locker.
Resident Evil: Welcome to Raccoon City (Johannes Roberts) – 5/10
– "Endlich wieder ein guter Zombiefilm", so hätte man denken können, als angekündigt wurde, die "Resident Evil"-Reihe bekäme ein Reboot und würde sich filmisch endlich an ihren Gaming-Wurzeln orientieren. Gemeint war damit nur, dass man jetzt Schauplätze und Figurennamen der alten Spiele verwurstet, damit aber auf selbige Art Schindluder betreibt wie all die nervtötenden Vorgänger. Der beste "Resident Evil"-Film bis dato ist "Welcome to Raccoon City" aber dennoch, weil sich trotz der miesen Story und der furchtbaren Charaktere erkennen lässt, dass Johannes Roberts irgendwann einmal einen guten Zombiefilm drehen könnte. Talent hat er fraglos, und dieses Jahr hatte kein Horrorfilmbeitrag so effektive Jumpscares. Nur ist das eben etwas zu wenig, um Vertrauen in eine Marke zurück zu gewinnen, die auf der Kinoleinwand bisher vor allem für Billiges und Gewöhnliches stand. Vielleicht dann ja beim nächsten Reboot, der so sicher kommen wird, wie das Zombiegeschlurfe in Raccoon City.
Ron läuft schief (Sarah Smith und Jean-Philippe Vine) – 5/10
– Einen Animationsfilm wie "Ron läuft schief" müsste einfach viel besser sein, um die Relevanz zu erreichen, die er haben könnte. In dem Film freundet sich der kontaktscheue Fast-Teenie Barney mit dem digitalen B*Bot Ron an, einem Roboter, der eine Art lebendig gewordenes Smartphone darstellt. Und das ist die große Stärke dieses Kleinods: Bislang vermieden Kinderfilme Social Media auf eindrückliche Weise, und wenn, dann wurde daraus nur eine platte Nummernrevue à la "Chaos im Netz" oder "The Emoji Movie". "Ron läuft schief" erkennt an, dass Handynutzung und Internet auch für 10-Jährige heute zur Lebenswirklichkeit dazugehören. Und auch die Message "Vorsicht vor der Handysucht!" ist nicht verkehrt. Aber es hilt nichts: Wer ehrlich ist, gibt zu, dass hier eine stereotype Geschichte mit und über neue Technik erzählt wird, die niemanden überraschen kann, der in seinem Leben schon einmal einen Pixar- oder Dreamworks-Streifen gesehen hat. Schade drum.