Aller guten Dinge sind frei

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Toy Story 3

„Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“ – Das Lebensmotto des Spielzeug-Sternenkriegers Buzz Lightyear könnte auch als die Maxime seiner Schöpfer, den Animationsfilmkünstlern von Pixar, verstanden werden. 1995 waren sie noch eine kleine Gruppe Verrückter, die in Hollywood ein ganzes Filmsegment neu definierten: „Toy Story“, der erste vollständig am Computer animierte Spielfilm, veränderte die technischen Möglichkeiten des Mediums. Buzz, einer der Helden dieses bemerkenswerten Films, wurde schlagartig fester Bestandteil der Popkultur. Vier Jahre später glückte Regisseur John Lasseter der Geniestreich ein zweites Mal, er schuf mit „Toy Story 2“ eine der wenigen Fortsetzungen der Filmgeschichte, die als ebenbürtig mit ihrem Vorgänger angesehen wird. Von hier an ging eine Dekade ins Jahr. Pixar zementierte seinen Ruf als kreativstes Studio des US-Kinos mit famosen Mega-Hits wie „Ratatouille“, „Findet Nemo“ oder dem Superheldenspektakel „Die Unglaublichen“. Doch 2010 ging es noch einmal ins Kinderzimmer … und noch viel weiter, versteht sich.

„Toy Story 2“ endete mit einer sentimentalen Liebeserklärung an die unschuldige Zeit der Kindheit. Mit dem Problem konfrontiert, dass „sein“ Kind Andy einmal erwachsen werden und nicht mehr mit ihm spielen wird, antwortete Cowboypuppe Woody: „Ich werd’s genießen, solange es dauert.“ In „Toy Story 3“ hat das Genießen ein Ende. Andy ist, wie alle Kinder, die in den 90ern mit den ersten Filmen aufwuchsen, erwachsen geworden, bereitet sich auf die Universität vor. Was wird nun aus seinem Spielzeug? Zur Erinnerung: In den „Toy Story“-Filmen erwachen die Spielzeuge zum Leben, sobald wir Menschen wegschauen. Sie haben Sorgen und Ängste, sie halten Konferenzen ab, helfen sich gegenseitig und behandeln es wie ihren Beruf, ihr Kind glücklich zu machen. Nicht mehr von Nutzen zu sein, lässt sie zu dem werden, was sie in unserer Realität sind: Objekte, Gebrauchsgegenstände. Die Trilogie handelte stets von einem tiefschürfenden Perspektivwechsel, der hier auf die Spitze getrieben wird: Die kleinen Plastik-Philosophen müssen den Sinn ihres Lebens neu ermitteln.

Schwere Kost, harter Tobak! Lee Unkrich, der sich bei „Toy Story 3“ zum Regisseur hochgearbeitet hat, steht bei diesem Film vor der bis dato schwersten Aufgabe in der Geschichte von Pixar: Das neue Abenteuer von Woody und Buzz ist strenggenommen ein Alterswerk, ein zutiefst nachdenkliches, melancholisches Epos um das Streben nach Bedeutung. Es kommt einer Offenbarung gleich, wie leichtfüßig die Erzählung eine emotionale Achterbahnfahrt mit den höchsten vorstellbaren Höhen und tiefsten vertretbaren Tiefen ausbalanciert bekommt – ohne jedoch in Schwermut zu geraten. Stattdessen entpuppt sich „Toy Story 3“ als rasanter Actionthriller, in dem sich die Ereignisse regelmäßig überschlagen und der in seinen 103 Minuten trotzdem stets die Zeit findet, das Seelenleben seiner Figuren zu erkunden. Davon können sich viele Hollywood-Blockbuster mehrere Scheiben abschneiden.

Die Animationsfilmkunst hat sich dermaßen weiterentwickelt, dass die dritte „Toy Story“ für eine Einstellung so viel Datenmenge aufbringen muss, wie einst der gesamte Originalfilm verbrauchte. Nirgends lässt Pixar so die Muskeln spielen wie im primären Handlungsort des meisterhaften 3D-Abenteuers: Woody, Buzz und die restliche Gang landen im metaphorischen „Spielzeug-Altersheim“, der Kindertagesstätte Sunnyside. Hier quillt jedes Bild, jede Kameraperspektive über vor liebevoll animierten Details. Hunderte Spielzeuge bevölkern parallel die Leinwand, alle sind bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Paradoxerweise eröffnete sich durch den enormen technischen Fortschritt ein kurioses Problem: Um einen einheitlichen Stil zu den Vorgängern zu kreieren, nutzte Unkrichs Team bewusst vereinfachte Formen, setzte auf Cartoon-Physik. War das einstige Ziel der originalen „Toy Story“, so realistisch wie möglich die Welt zu illusionieren, mussten nun Abstriche gemacht werden, um nicht zu realistisch zu wirken.

Unter den vielen tollen neuen Figuren befindet sich in Sunnyside der lilafarbene Plüschbär Lotso, für dessen Fell mehrere hunderttausende Haare einzeln animiert wurden. Sein äußerer Schein trügt jedoch: Lotso entpuppt sich in einer erstaunlichen Wendung als tyrannischer Despot, der in der Kita mit eiserner Faust regiert. Neue Spielzeuge verdammt er in den Raupenraum, wo die kleinsten Kinder in hyperaktiver Manier die Spielzeuge abnutzen, sprich: verstümmeln und misshandeln. Bei Wiedersetzung drohen Gefangennahme, Folter oder der Müllverbrennungsofen. In einem wagemutigen Coup zitieren die Filmemacher bei der Darstellung von Lotsos Schreckensherrschaft Gefängnisdramen wie „Der Unbeugsame“, „Papillon“ oder „Gesprengte Ketten“. Ganze Einstellungen lehnen sich schockierend nah an die NS-Ästhetik an. Einen Kindergarten als Metapher für Konzentrationslager zu denken, dürfte einer der kühnsten Stunts sein, die sich je ein sogenannter „Kinderfilm“ erlaubt hat. Selbst Komponist Randy Newman, der die Vorgänger mit rotzigem Pop-Jazz unterlegte, spielt in mehreren Szenen düstere Marschmusik – mit erkennbar-historischen Vorbildern. Sogar die ganz Kleinen verstehen: In Sunnyside sind alle Spielzeuge gleich, aber manche sind gleicher.

Die meisterhafte Gradwanderung gelingt durch ihr exzellentes Timing: In der genau richtigen Dosierung wechseln sich bedrohliche Gefahrensituationen mit humorvollem Slapstick ab. Als brillant erweist sich der Einfall, erneut mit dem Bewusstsein von Buzz Lightyear herumzuspielen. Auf Werkseinstellungen zurückgesetzt wird er erst wider Willen zum Feind für seine Freunde, ehe er plötzlich nur noch spanisch spricht und die Finger nicht vom Tangotanz lassen kann. Tim Allen meistert alle Facetten der Plastikfigur mit Bravour, doch die ganze Besetzungsliste ist ein Segen. Nahezu alle etablierten Sprecher sind zurück, die Western-Spielzeuge Woody und Jesse sprechen erneut mit den Stimmen der Charakterdarsteller Tom Hanks und Joan Cusack. Als Lotso ist Hollywood-Legende Ned Beatty zu hören, in kleinen Parts geben sich Timothy Dalton, Whoopie Goldberg oder Michael Keaton die Ehre. Letzterer ist ein heimliches Highlight: Er spricht Ken, den Gefährten von Barbie, dessen Männlichkeit von den anderen „Gefängniswärter-Spielzeugen“ regelmäßig in Frage gestellt wird. Immerhin ist er nur eine Puppe für kleine Mädchen …

Klischees stehen also auf dem Prüfstand, Erwartungshaltungen werden gebrochen oder minutiös unterwandert. Gleich die Eröffnungsszene, eine phänomenale Verfolgungsjagd durch den Wilden Westen, entpuppt sich als verspielte Fantasie von Andy. Selbst Lotso ist kein einfacher Bilderbuch-Bösewicht, sondern bekommt eine umfangreiche Hintergrundgeschichte – die nicht von ungefähr stark an Jesses Rückblenden-Montage aus „Toy Story 2“ erinnert, welche einst durch den Song „Als mich jemand liebte“ zum emotionalen Aushängeschild der Reihe wurde. Lotso wurde traumatisiert, vergessen und von seiner ehemaligen Besitzerin ersetzt. Er wurde damit konfrontiert, nicht einzigartig zu sein. Dieses Thema greift Unkrich an mehreren Stellen auf: Woody kann sich nicht von seiner Beziehung zu Andy lösen, will kein anderes Kind in seinem Herzen akzeptieren. Als Ken an einer Stelle zwischen Lotso und Barbie entscheiden muss, sagt ihm der Plüschdespot: „Barbie-Puppen gibt es Hundert Millionen auf der Welt.“ Ken jedoch antwortet mit Pathos: „Für mich gibt’s nur die eine.“

Da es sich im Gefängnis nicht lange aushalten lässt, planen Woody und Co. in bester Genre-Manier den Ausbruch. Wie phänomenal wendungsreich die Geschichte von hier an verläuft, ohne das große Ziel je aus den Augen zu verlieren, mag dem Entstehungsprozess des Films zu verdanken sein: Entworfen wurde die Handlung an einem Wochenende von den vier Pixar-Chefautoren John Lasseter, Lee Unkrich, Andrew Stanton und Pete Docter. Für die Verschriftlichung des eigentlichen Drehbuchs wurde dann Oscar-Preisträger Michael Arndt beauftragt. Arndt arbeitete viele Jahre bei verschiedenen Filmprojekten als Script-Doktor, überarbeitete Drehbücher, bügelte logische Schwächen aus. Für „Toy Story 3“ beweist er sich als begnadeter Dramaturg: Er erntet kompromisslos die Saat der Vorgänger, lässt sogar den Exitus sämtlicher Spielzeugfiguren unvermeidbar wirken. Selbst Erwachsene dürfen kurz zweifeln, das Gefühl von Sicherheit vergessen, ein Animationsfilm würde wohl kaum so drastisch enden. Die letzte große emotionale Szene konfrontiert Woody, Buzz, Jesse, Mr. und Mrs. Potato Head sowie die anderen mit einem Blick ins Höllenfeuer, die opulente Bildgestaltung scheint einem spätgotischen Gemälde von Hieronymus Bosch entnommen.

Natürlich gibt es den Ausweg in letzter Sekunde. „Toy Story 3“ will nicht schocken, sondern berühren und erarbeitet sich nach all der Action und dem Horror ein zärtliches, kluges Schlusskapitel im Zeichen des Abschieds. Pixars bis dato bester und reifster Film endet, wie ihr allererster Film einst begann: Damals sah der Zuschauer zum Auftakt weiße Wolken vor blauem Himmel. Es handelte sich um die Tapete von Andys Kinderzimmer, welches symbolisch die ganze Welt von Woody, Buzz und den anderen war. „Toy Story 3“ endet mit denselben Wolken, doch dieses Mal ist es der echte Himmel, der zu sehen ist. Die Spielzeuge sind ihrer Welt abhandengekommen. Vielleicht sind sie genau wie Andy, wie die Verrückten von Pixar und wie ihre Fans einfach erwachsen geworden.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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iHaveCNit: Lightyear (2022) – Angus MacLane – Disney / Pixar
Deutscher Kinostart: 16.06.2022
gesehen am 16.06.2022 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 14:00 Uhr


1995 war für Walt Disney und Pixar Animation ein gewisser Meilenstein erreicht. Denn mit unter anderem „Toy Story“ sind animierte Spielfilme in den Kinos angekommen. Aus „Toy Story“ hat sich vor allem ein Filmcharakter in unserer Popkultur etabliert, so dass es keine Frage war ob, sondern wann ein Abenteuer rund um ihn in die Kinos kommt. Die Rede ist von Buzz Lightyear und die Zeit für „Lightyear“ ist angebrochen.

Auf der Suche nach fremden Planeten hat ein Expeditionsteam rund um Buzz Lightyear den Planeten „Tkani Prime“ erreicht, doch leider hat dieser Planeten ein paar Tücken, die eine Flucht erfordern. Leider misslingt dieser Fluchtversuch und der spezielle Treibstoff für das Raumschiff wird dabei vernichtet. So ist die Expedition auf dem Planeten gestrandet und Lightyear hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Forschung nach einem neuen Treibstoff mit Testflügen zu unterstützen. Leider haben auch diese Testflüge ihr eigenes Risiko.

„Lightyear“ ist ein unfassbar rasantes, schnelles, unterhaltsames und charmantes Science-Fiction-Abenteuer geworden, dass viele spürbare Einflüsse bekannter Science-Fiction-Filme hat, ohne sich jedoch zu stark darauf zu verlassen und eine eigene Identität im Rahmen seines Abenteuers wahrt und dort viele interessante und nette Ideen bietet. Dabei ist es auch richtig großartig, wie sich die Qualität der Animationstechnik entwickelt hat und wie „Lightyear“ dadurch allgemein aussieht. Mir hat „Lightyear“ sehr gut gefallen und ich möchte mich an dieser Stelle kurz halten.

„Lightyear“ – My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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iHaveCNit: Strange World (2022) – Don Hall und Qui Nguyen – Walt Disney
Deutscher Kinostart: 24.11.2022
gesehen am 27.11.2022 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 15 – 17:00 Uhr


Durch eine kurzfristige Umgestaltung habe ich meine eigentliche Kinoplanung für den heutigen Tag ein wenig umgeworfen und umgeplant. So habe ich mir statt Frances O´Connors „Emily“ - den ich weiterhin auf meiner Liste habe – dann den eigentlich noch im für nächste Woche zu planenden Backlog stehenden, neuen Walt-Disney-Animation-Film „Strange World“ im Kino gesehen, der mich doch sehr unterhalten konnte.

Das Reich Avalonia ist ringsum von einem riesigen Bergmassiv umgeben. Die berühmte Abenteurer-Familie Clade um den Entdecker Jaeger und seinem Sohn Searcher sucht seit Jahrzehnten gemeinsam nach einem Weg über die Berge. Als Searcher bei einer dieser Abenteuer eine Strom spendende Pflanze namens „Pando“ und damit seine eigene Bestimmung findet, trennen sich die Wege von Vater und Sohn. 25 Jahre später hat Searcher bereits selbst einen Sohn namens Ethan, betreibt selbst eine Farm für die Pando-Pflanze und hat mit dieser dem Reich Avalonia technischen Fortschritt gebracht. Bis das Oberhaupt des Reiches Calisto auf ihn zukommt und ihm von einem zerstörenden Befall der Pflanze berichtet und es Zeit für unter anderem Searcher und Ethan ist, zur Wurzel der Pflanze in eine unbekannte, verrückte Welt zu reisen um dem Befall auf den Grund zu gehen.

„Strange World“ ist vor allem für die Kinder ein knalliges, buntes, rundes Abenteuer geworden mit vielen spaßigen und unterhaltsamen Momenten und Charakteren. Doch „Strange World“ bietet darüber hinaus auch noch durchaus interessante thematische Ansätze, die er auf einfache Art und Weise den Kindern näher bringen könnte. Trotz des Ansatzes ein klassisches und traditionelles Abenteuer zu liefern hat der Film durchaus bereits fast beiläufig und normalisiert moderne gesellschaftliche Themen enthalten, die Figurenkonstellationen und deren Hintergründe betreffen. Der Film liefert unter anderem einen offenen und normalisiert homosexuellen Hauptcharakter. Interessant fand ich wie hier über 3 Generationen hinweg – Großvater, Vater, Sohn – unterschiedliche Modelle von Männlichkeit und Väterlichkeit, Vaterfiguren und auch das ewige wechselseitige Spannungsfeld zwischen „Was habe ich für Erwartungen an das Leben meines Kindes ?“ und „Wie gehe ich damit um, wenn die Entscheidungen meines Kindes nicht meinen Erwartungen entspricht ?“ und natürlich auch auf der anderen Seite „Wie gehe ich mit den Erwartungen meiner Eltern/Väter um, auch wenn ich diesen nicht entsprechen möchte ?“ sowie „Wie schaffe ich es, dass meine Eltern/Väter meine Entscheidungen akzeptieren und auf mich Stolz sind ?“. Das macht der Film in seinem Umfang großartig. Aber auch damit einhergehend natürlich auch die durch die Generationen hinweg gültigen Fragen wie man mit der Umwelt und dem Ökosystem der Welt umgeht und auch welche Wege und Entscheidungen Generationen mit dem Wissen und dem Kenntnisstand von Damals man für richtig hielt, dann aber in Jahrzehnten neu dazu lernen muss, weil man durchaus auch mal nicht die richtigen Entscheidungen getroffen haben kann.

„Strange World“ – My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

411
Onward (2020)
Für mich ist es schwer den Film zu beschreiben… Normal ist Pixar ja bekannt für Kinderfilme, in denen Botschaften über das Leben und den Tod (Coco, Soul), Egoismus (Cars) und Freundschaft (Monster AG, Toy Story) vermittelt werden. Bei Onward habe ich das Gefühl, dass dieser Film mit seiner Core-Story eher jung geliebene Erwachsene anspricht. Hier spielen die Emotionen über Verlust, Schwäche und Familienliebe in Kombination eine ganz zentrale Rolle, welches für jüngeres Publikum wohl kaum/schwer nachzuvollziehen ist.
Onward ist einer der absolut wenigen wenigen Filme, die mich zu 100% abholen und emotional binden. Vermutlich spielen auch persönliche Erlebnisse eine entscheidende, wenn auch traurige Rolle, um die Emotionen die der Film vermitteln möchte auch „anfassen“ und bewerten zu können. Für mich ist Onward nicht nur der beste Pixar-Film (obwohl ich Cars 1 sehr mag😉), sondern einer der besten Filme überhaupt.

10/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

412
Der zählt für mich eher zu den schwächeren Pixarfilmen. Die Kerngeschichte um die beiden Brüder und die Vaterfigur ist schon gut gemacht und sorgt für einige berührende Momente, aber das Drumherum passt für mich nicht so recht. Das Setting ist total verschenkt, das ganze Potenzial einer Fantasywelt, die ihre durch technologischen Fortschritt vergessene Magie wiederentdeckt, wird überhaupt nicht ausgenutzt. Es gibt ein paar spaßige Actionmomente, aber von den emotionalen Großtaten anderer Pixarfilme ist der hier meines Erachtens meilenweit entfernt. Außerdem ging mir der ältere Bruder den Großteil des Films auf die Nerven, und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es am Charakter oder einfach an Chris Pratts Stimme lag. Unterhaltsam ist der Film durchaus, aber für mich auch nicht viel mehr. Aber schön, wenn er für dich so gut funktioniert hat.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

413
Wenn man sich hier mehr auf das Setting (Magie schwindet aufgrund der technologischen Entwicklung) und weniger auf die Familiengeschichte konzentriert hätte, wäre es ein typischer Pixar-Film geworden. Ich kann durchaus verstehen, wenn man mit dem Film nicht wirklich warm wird, da es doch eher eine untypische Erzählweise für Pixar ist. Ich mags so wie es ist 🙂
Was sind deine Favoriten bei Pixar?
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

414
Es fällt mir immer schwer, einen Film madig zu machen, der anderen so am Herzen liegt, aber im Falle von "Onward" muss ich als Pixar-Fan der ersten Stunde auch zugeben, dass das der erste Film war, den ich weder im Kino gesehen *) noch mir später als DVD zugelegt habe. Aus meiner Sicht einer der schwächsten Pixars, wobei die Qualitätskurve ohnehin in den letzten Jahren steil nach unten zeigt. "Merida", "Monster Uni" und "Cars 2" waren zuvor schon keine Brüller, aber "Onward" lässt nach meinem Geschmack alles vermissen, was einen Pixar-Film ausmacht, das ist beliebiges Animationskino von der Stange, ohne dabei einen Hauch subversiv oder anarchistisch zu sein. Ähnlich belangslos wie zuletzt "Luca".

Zu meinen Pixar-Favouriten gehören "Monster AG", "Die Unglaublichen", "Oben, "Alles steht Kopf", "Toy Story 3" und "Coco". Und natürlich die Outtakes von "Das große Krabbeln". :lol:

*) Kann aber auch am Lockdown gelegen haben.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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„Oben“ ist in der Tat ein schöner Film. Wer allein während der ersten 5 Minuten nicht ansatzweise zu Tränen gerührt wird ist kein Mensch 😅
Vor einem knappen Jahr habe ich beide „Die Unglaublichen“ Filme nachgeholt, die ich vorher nie geschaut habe. Da muss ich für mich sagen, dass diese bei mir im Pixar-Ranking sehr weit unten stehen, da für mich das klassische Pixar-Feeling nicht rüberkommt. Vermutlich ähnlich wie „Onward“ bei dir nicht zündet.
Von „Luca“ war ich auch enttäuscht und habe mir mehr versprochen. „Soul“ hingegen hat mir sehr gut gefallen. Bei „Toy Story“ gefällt mir Teil 2 am besten, wobei die Sichtungen der Reihe auch gute 3-4 Jahre her sind.
Cars 1 ist mein zweitliebster Pixar-Film. Das war einer meiner ersten Filme, an den ich mich wirklich erinnern kann ihn gesehen zu haben und die Charaktere sind Autos. Besser geht’s nicht 😉 und die Outtakes + Endcreditscene sind auch nicht verkehrt 🤣😂
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Ja, Pixar hat stark abgenommen die letzten Jahre. "Onward" war nix, ein erschreckend eindimensionaler Film, genauso sind "Soul" ,"Luca" und dieser Panda-Film daneben gegangen. "Lightyear" könnte sogar der bisherige Pixar-Tiefpunkt sein. Schade, weil die eine Zeit lang zuverlässig richtig tolles Entertainment abgeliefert haben.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Patrice hat geschrieben: Wenn man sich hier mehr auf das Setting (Magie schwindet aufgrund der technologischen Entwicklung) und weniger auf die Familiengeschichte konzentriert hätte, wäre es ein typischer Pixar-Film geworden.
Gut, bleibt die Frage, was ein typischer Pixarfilm ist. Man könnte genausogut argumentieren, dass die Familiengeschichte eher typisch Pixar ist. Darum geht es mir auch gar nicht, sondern die Tatsache, dass die eigentliche Geschichte mit dem Setting kaum etwas zu tun hat. Die Familiengeschichte hätte ebensogut in einem anderen Setting erzählt werden können, die Kerngeschichte und das Setting laufen eher nebeneinanderher und berühren sich eher wenig. Vergleiche das zB mit Toy Story, wo die erzählten Geschichten das Spielzeug-Setting zwangsläufig brauchen. Ich bleibe dabei, dass Onward's Setting eine Menge an interessanten Möglichkeiten bietet, die leider nicht genutzt werden.

Ich habe einen ganzen Haufen an Pixar-Favoriten, die meist eher in den 90er und 2000er Jahren zu finden sind. Besonders toll finde ich alle Toy Story-Filme, beide Incredibles, die Monster-AG, Wall-E und Ratatouille. "Oben" steht bei mir tatsächlich nicht ganz so hoch im Kurs, weil das für mich ein Film ist, der in den ersten 15 Minuten seinen Höhepunkt findet und danach "nur" eine unterhaltsame, aber auch nicht überragende Abenteuererzählung ist.
Casino Hille hat geschrieben:Ja, Pixar hat stark abgenommen die letzten Jahre.
Ich kann "Soul", "Luca" und "Rot" durchaus etwas abgewinnen, auch wenn die sicher nicht in derselben Liga spielen wie Pixars frühere Filme. Am ehesten vielleicht noch "Soul", der das Problem hat, keine gute Balance zwischen verkopften Konzepten und kindischem Slapstick zu schaffen. Das hat "Alles steht Kopf" viel besser hinbekommen. Bei "Lightyear" stimme ich dir aber zu, der ist nicht nur ein öder Film, sondern das genaue Gegenteil dessen, was Buzz Lightyear eigentlich sein soll.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Natürlich ist die Frage „Was ist typisch Pixar?“ auch wieder subjektiv zu betrachten. Es hätten beide Erzählstränge schon miteinander verwoben werden können. Dennoch gefällts mir so wie es ist sehr gut 🙂

Bei „Oben“ kann ich dir zustimmen. Das beste am Film sind die ersten Minuten. Danach ist der Film immer noch gut und bietet kurzweilige Unterhaltung, kommt aber nicht an die erzählerische Qualität der ersten Minuten heran.
Bei „Wall-E“ hab ich beim ersten Anlauf nach knapp 20 Minuten abgebrochen, da dem Film meines Erachtens im ersten Drittel das Pacing fehlt. Aber je länger der Film dauert, desto besser wird er.
Die beiden neuesten Filme habe ich bisher nicht gesehen, mir fehlen aber auch noch „Das große Krabbeln“, „Merida“, „Arlo und Spot“ und „Die Monster Uni“.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Patrice hat geschrieben: 10. Februar 2023 18:13 Bei „Wall-E“ hab ich beim ersten Anlauf nach knapp 20 Minuten abgebrochen, da dem Film meines Erachtens im ersten Drittel das Pacing fehlt. Aber je länger der Film dauert, desto besser wird er.
Das Gegenteil ist der Fall: "Wall E" fängt sehr süß an und ist in den ersten dreißig Minuten pure Kino-Magie, danach wird es ein recht simpler Kinderfilm mit etwas einfältiger Ökobotschaft, und verliert dabei die geniale Liebesgeschichte leider zu sehr aus den Augen. Schade.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Februar 2023 18:46
Patrice hat geschrieben: 10. Februar 2023 18:13 Bei „Wall-E“ hab ich beim ersten Anlauf nach knapp 20 Minuten abgebrochen, da dem Film meines Erachtens im ersten Drittel das Pacing fehlt. Aber je länger der Film dauert, desto besser wird er.
Das Gegenteil ist der Fall: "Wall E" fängt sehr süß an und ist in den ersten dreißig Minuten pure Kino-Magie, danach wird es ein recht simpler Kinderfilm mit etwas einfältiger Ökobotschaft, und verliert dabei die geniale Liebesgeschichte leider zu sehr aus den Augen. Schade.
Es ist nicht das Gegenteil der Fall, ich seh’s nur anders 🤷‍♂️
Genauso wenig wie „Onward“ nix war. Er war nur für dich nix… Du musst nicht immer alles so verallgemeinern 😉
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