Welches ist euer Lieblingsfilm von Edgar Wright?

Shaun of the Dead (Keine Stimmen)
Hot Fuzz (Keine Stimmen)
Scott Pilgrim vs. The World
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
The World's End
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Baby Driver
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
The Sparks Brothers (Keine Stimmen)
Last Night in Soho (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5

Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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Ich habe im Rahmen der Spotlight-Sneak meiner Arthouse-Kinos heute überraschend "Last Night in Soho" in der OMU gesehen. Da es jetzt sehr spät ist und ich ihn ohnehin noch einmal in der deutschen Fassung mit meinem Mitbewohner im Kino geplant habe, kommt meine ausführliche Kritik dazu mit der Zweitsichtung. Nur soviel - mir hat er richtig gut gefallen ! Ich bin auch mal auf die Auflösung der Gesamtwertung gespannt, wie die gesamten Zuschauer den Film benotet haben.

EDIT 14.11.2021
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Sondervorstellungen
iHaveCNit: Spotlight – Die Arthouse-Sneak (03.11.2021) – Überraschungsfilm
Deutscher Kinostart: ???
gesehen am 03.11.2021 in OmU
Arthouse Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr


Wie immer gibt es hier einen Überraschungsfilm zu sehen, den man am Ende benoten kann und das Kino ein eigenes Ranking aufstellt für die Filme, die hier gespielt werden.

Das aktuelle Ranking sieht wie folgt aus:

1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling / Auf alles, was uns glücklich macht (2,5)
7. Contra (3,0)

Für den Film gab es diesmal keinen Hinweis

Den Überraschungsfilm werde ich noch ein zweites Mal im Kino mit einer Begleitperson sehen.

+++ Spotlight-Auflösung vom 3.11.2021 +++
In der gestrigen SPOTLIGHT-SNEAK haben wir euch den neuen Film von Edgar Wright „Last Night in Soho gezeigt“. Ein mysteriöser Horror-Thriller über eine Mode-Studentin, der das Leben in den 1960ern im Londoner Soho als Vision erscheint – doch das ist der Beginn eines Albtraums. Wir starten den Film am 11.11. bei uns in der Harmonie!
Eure Bewertung = 2,3
Note 1 = 20x
Note 2 = 22x
Note 3 = 7x
Note 4 = 9x
Note 5 = 1x
Note 6 = 3x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder am 17.11. in der Harmonie statt. #spotlightsneak #LastNightinSoho

Meine Wertung des Films lag bei einer 1 – und auch im 10er-System eine 10.

Nach diesem Film sieht das Ranking der Spotlight-Sneaks wie folgt aus:

1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari / Last Night In Soho (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling / Auf alles, was uns glücklich macht (2,5)
7. Contra (3,0)

Überraschungsfilm – My First Look – 10/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 14. November 2021 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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iHaveCNit: Last Night In Soho (2021) – Edgar Wright – Universal
Deutscher Kinostart: 11.11.2021
gesehen am 03.11.2021 in OmU im Rahmen der Spotlight-Arthouse-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 13.11.2021 Premium-Sessel
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 12 – Reihe 17, Platz 17 – 17:15 Uhr


Bereits Anfang des Monats wurde ich im Rahmen der Spotlight-Arthouse-Sneak der Arthouse-Kinos Frankfurt mit der OmU-Fassung überrascht. Da ich jedoch noch einer anderen Person versprochen habe, den Film mit ihm im Kino zu sehen, habe ich ihn mir noch wie auch geplant in der deutschen Fassung angesehen und bis heute noch keine schriftliche Meinung zum Film niedergeschrieben. Und es tat sehr gut, mal etwas länger über einen Film nachdenken zu können. „Last Night In Soho“ ist es auch wert. Der neue Film von Edgar Wright nach seinem grandiosen „Baby Driver“ versetzt uns auf eine Tour De Force von 2 großartigen Hauptdarstellerinnen in einem grandiosen und unfassbar cleveren Mysterythriller, der eines der großen Highlights des Jahres 2021 ist.

Die junge aus Cornwall stammende Eloise Turner liebt wie ihre bereits verstorbene Mutter Mode, die 60er-Jahre und London. Mit Vorfreude tritt sie ihr Studium für Modedesign in London an, muss jedoch schnell feststellen, dass das moderne Studentenleben nichts für sie ist, was sie zur Entscheidung treibt eine eigene Dachgeschosswohnung im Haus einer Miss Collins zu mieten. Die Wohnung scheint auch eine positive Wirkung auf Eloise zu haben, denn nachts träumt sie sich in das London der 60er und trifft dort auf die junge Sandie, die dem großen Traum Sängerin zu werden nachjagt. Die sehr lebendigen Träume scheinen Eloise Selbstbewusstsein und Inspiration für ihr Studium geben, doch je mehr sie sich darin verliert, scheinen sich die Träume in einen Albtraum zu entwickeln.

Auch wenn es bereits zuletzt „Baby Driver“ bei mir geschafft mein favorisierter Film von Edgar Wright zu werden muss dieser nun seinen Platz räumen, denn „Last Night In Soho“ hat mich richtig positiv überrascht. Auch wenn durchaus einiges an der Faszination des Films bereits über den Trailer sich erkennen hat lassen, schafft der Film sogar das Versprechen des Trailers mehr als nur einzulösen. Die Reise auf die uns der Film mitnimmt ist überraschend, hart, faszinierend und sehr clever. Wir durchleben hier 2 regelrechte Tour de Forces von sowohl Thomasin McKenzies Eloise Turner als auch die von Anya Taylor-Joy gespielte Sandie. Die Faszination für die 60er-Jahre, die Musik, die Kleidung, die Kultur und das Nachtleben von London ist audiovisuell ein Genuss, wenn er sich auf der Leinwand entfaltet. Das großartige auch an „Last Night In Soho“ ist, dass er sich gerade wenn es um den inszenatorischen Stil eines Edgar Wright geht am natürlichsten und homogensten anfühlt und der Stil mit der Handlung komplett verschmilzt. Wie sich Musik, Bild, Schnitt und auch Tanzchoreographie entfaltet sowie einen regelrechten Sog entwickelt ist großartig. Gerade bei seiner Handlungsentwicklung und seinem allgemeinen Stil wirkt er wie eine perfekte Mischung aus Horror-, Psycho- und Mysterythriller mit Neo-Noir und Giallo-Anleihen. Gerade wenn es um den Horror und entsprechende Schockeffekte geht ist der Film sehr effektiv, intensiv und gerade Wright versteht es, diese Schockeffekte perfekt aufzubauen und auszulösen. Die Twists und Turns des Films sind sehr clever und überraschend herausgearbeitet worden. Darüber hinaus bieten sowohl Thomasín McKenzie als auch Anya Taylor-Joy zwei unfassbar gute Performances, bei denen ich hoffe, dass beide dafür bei der kommenden Award-Saison einigermaßen berücksichtigt werden. Neben den beiden großartigen Hauptdarstellerinnen wartet der Film mit einigen tollen Darstellungen in den Nebencharakteren auf, die das Ensemble abrunden – von Matt Smith über Terence Stamp, Rita Tushingham, Margaret Nolan und vielen mehr. Vor allem war ich bei der Erstsichtung überrascht, dass uns hier die letzte große Performance einer der großen Damen des britischen Films, Diana Rigg geboten wird. Interessant ist auch, dass Edgar Wright das goldene Zeitalter der 60er-Jahre in London nur zum Anfang romantisiert und genau diese Faszination langsam entzaubert – genau wie das Bild des typischen britischen Gentlemans, der sich nicht immer wie ein Gentleman gegenüber Frauen verhalten hat und die Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse auf allen Ebenen ausgenutzt und missbraucht hat. Mit Emerald Fennells „Promising Young Woman“ und Ridley Scotts „The Last Duel“ ist Edgar Wrights „Last Night In Soho“ sogar ein hochaktueller Beitrag zur filmischen Aufbereitung des #metoo-Themas im Kinojahr 2021 gelungen, der sogar über reguläres Strafmaß hinaus geht und die letzte Konsequenz der Genugtuung geht. Für mich ist „Last Night In Soho“ einer der besten Filme des Kinojahres 2021 und Teil meiner aktuellen Top5.

„Last Night In Soho“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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Sehr schön, ich lesen nach meiner Sichtung.

Die Kinobetreiber in Bern sind absolut wahnsinnig oder vielleicht haben sie einfach etwas gegen Edgar Wright, immerhin kam The World's End bei uns gar nicht und Sparks Brothers wird im Dezember genau EINE Vorstellung in Bern haben. Jedenfalls lassen diese Spinner lieber die ganze Woche den zwei Monate alten Dune die grösste Leinwand blockieren, haben irgendwo im Nachmittagsprogramm noch den circa sechs Monate alten Nomadland und wollen mir auf meine Mail-Anfrage hin dann weismachen, dass zu viele Filme rauskommen als dass sie den wichtigsten Release der Woche, wenn nicht des Monats zeigen können, aber dann trotzdem Plakate davon aufgehängt haben. Jedenfalls habe ich jegliches Vertrauen in meine Kinos verloren und muss tatsächlich morgen für Soho in eine andere Stadt fahren.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

52
Das korreliert nicht zwingend wenn ich erstens eben sigar in eine kleinere Stadt fahren muss und zweitens jahrelang dieses Problem praktisch nie hatte (abgesehen von dem Edgar-Wright-Mobbing). Womöglich ist meine Kinosituation in Bezug auf Erreichbarkeit bei gleichzeitiger Verfügbarkeit fast aller Filme tendenziell/normalerweise sogar flexibler als beim einen oder anderen Mitforisten aus theoretisch grösseren Städten, nach allem was ich so mitkriege. Besonders wenn man bedenkt dass ich Nicht-OV gar nicht gelten lasse.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

53
Ich bin jetzt nach Biel gefahren. Es war es auf jeden Fall wert, aber eine genauere Einschätzung wird sich wohl erst mit fortschreitender Zeit und weiteren Sichtungen bilden. Dann wird sich zeigen, ob Last Night in Soho wie die meisten Wrights von mal zu mal mehr wächst oder eher stagniert, und ob eine gewisse Orientierungslosigkeit, die sich mehr und mehr einstellt, gewollter Teil des cleveren Konzepts oder eher etwas unvorteilhaft ist. Bis dahin ist Soho stylish und unterhaltsam mit einem grandiosen Soundtrack und einigen brillant ausgetüftelten Tanzszenen und Thomasin McKenzie möchte ich heiraten. Für den Anfang mal vorsichtige 8 Punkte, aber ganz ohne Negativität: Die besten Wrights werden eh nie mehr getoppt werden.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

55
Ich habe die Produktion bewusst wenig verfolgt, ich müsste zuerst rausfinden, was da nachgedreht und wie es geändert wurde um das einschätzen zu können, und dann den Film vermutlich sowieso noch einmal sehen.

Scott Pilgrim hat mich bei der (mindestens) fünften Sichtung plötzlich komplett weggeblasen und die (mindestens) neunte Sichtung - und die zweite in drei Tagen - war die bisher faszinierendste überhaupt. Ähnlich bei The World's End. Shaun of the Dead und Hot Fuzz werden jedes Mal (noch) besser. Das heisst nicht, dass Soho zwingend ein Meisterwerk werden muss, je öfter ich ihn sehe, aber ist ein Indikator dafür, dass es lohnend sein könnte.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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vodkamartini hat geschrieben: 16. November 2021 10:55 Irgend wo habe ich gelesen, dass etwa ein Jahr nach Fertigstellung 7 Wochen Nachdrehs angeordnet wurden. So etwas ist meist gar kein gutes Zeichen. Ist da was dran?
Keine Ahnung, mir hat der Film aber anders als den anderen beiden gar nicht gefallen und ich betrachte ihn als den bisherigen Tiefpunkt von Edgar Wrights Regiekarriere – und ich mag seine Filme durchaus sehr gerne, finde die Cornetto-Trilogie hervorragend, insbesondere Hot Fuzz. Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen, stattdessen verkommen sämtliche Ansätze des überladenen Scripts zu einer visuellen Protzerei. Die zweite Hälfte ist dann Geisterbahn-Kino aus der Retorte und nicht mal sonderlich interessant oder ungewöhnlich aufgemacht – was bei mir den Eindruck erweckte, hier wurde eine leidliche Giallo-Hommage mit einem künstlichen #metoo-Überbau versehen, um das Teil zeitgemäßer zu machen. Ein Reinfall in meinen Augen. Leider macht es mir keinen Spaß, Kritiken zu schlechten Filmen zu schreiben, daher werde ich es mir hier wohl auch ersparen.
https://filmduelle.de/

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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 16. November 2021 11:35 Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen
Die Frage ist, ob er das überhaupt will (auch wenn es laut Interviews sicher ein gutes Stück von Intention und Inspiration ausmacht). Shaun of the Dead handelt nun mal auch nicht von Zombies (auch wenn es ein Zombiefilm ist), sondern von Kompatibilitätsproblemen zwischen juveniler Männerfreundschaft und ernsthafter Frauenbeziehung. Scott Pilgrim ist die schönste und wahrhaftigste Reflektion von Beziehungs- und gesellschaftlichen Dynamiken unter jungen Erwachsenen. The World's End handelt von einem schwer depressiven Alkoholiker und seinem Rückweg ins Leben. Und mit weiteren Sichtungen könnte Soho schwuppstibuppsti eine faszinierende Studie über Wunsch, Traum und Besessenheit werden. Muss er natürlich nicht, er kann auch weiterhin stagnieren. Aber bei Meister Edgar lohnt es sich halt, doppelt und dreifach hinzuschauen. Aus dem Kopf will mir der Film schon mal nicht.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

58
GoldenProjectile hat geschrieben: 21. November 2021 01:12
Casino Hille hat geschrieben: 16. November 2021 11:35 Zu den Themen institutionalisierter Sexismus, Castingcouch und "die Gefahren der Nostalgie" hat Wright nichts Intelligentes oder Substanzielles zu sagen
Die Frage ist, ob er das überhaupt will
Vielleicht, vielleicht nicht. Die Frage würde ich mir nur dann stellen, wenn ich mehr als das im Film erkennen würde. Alles was ich vorgefunden habe, war eine Genre-Hommage, die gleichzeitig die Vergangenheit ehrt, aber auch die Gefahren hinter so einer historischen Verklärung zeichnet und dabei einen starken #MeToo-Unterbau hat. Und für diese Kernthemen des Films ist mir "Last Night in Soho" viel zu oberflächlich und nichtssagend. Die Tonalität stimmt hier für mich einfach gar nicht. Matt Smith als "Schurke" ist beispielsweise einer dieser Charaktere, die ich wahnsinnig langweilig und unehrlich finde. Er müsste und könnte locker die spannendste Figur des Films sein, denn er verkörpert all das, wovon der Film handelt: Er verkörpert all die Sehnsüchte, die er in Sandy weckt, aber er steht auch für alles schlechte an dem Leben, in das sie sich aus Naivität hinein begibt. Aber er bleibt so eindimensional für mich, dass er nicht mehr ist als "der böse Mann" in einem von Frauen dominierten Film. Hier macht es sich Wright a) zu einfach und b) trifft es auch sein Thema nicht wirklich. Toxische Maskulinität, die Wright anprangern will, ist sehr viel mehr, als nur ein böser Mensch mit Schniedelwutz zu sein. Und bei seiner Erzählung über "Nostalgie und ihre Gefahren" bleibt er bei nicht viel mehr stehen, als bei einem: "Für Frauen war es in der Vergangenheit immer schlimmer als es heutzutage ist. Aber heute ist es immer noch nicht gut." Ach was. Danke Edgar. :)

Versteh mich nicht falsch, "Last Night in Soho" braucht weiß Gott keine tiefschürfende Aussage, aber ich empfand den als wahnsinnig leer und habe verzweifelt nach etwas Substanz gesucht. Die große Überraschung im Finalakt (die überhaupt keine Überraschung ist) hat mich dann gar geärgert, weil die sehr melodramatisch und prätentiös etwas behauptet, was im Film vorher kaum ein Thema war – und weil es leider auch sehr schwach gespielt ist. Die Horrorelemente haben mich genervt, weil sie nie über Geisterbahn-Grusel hinwegkamen und für Wright auch arg konventionell sind. Der Giallo-Stil hat sich mir auch nur so mittelmäßig erschlossen, denn wenn man einem alten Genre schon Renaissance und Kritik gleichermaßen bieten will, dann muss da einfach mehr Futter kommen. "Death Proof" und seine Wiedergeburt wie Anklage des Rape-and-Revenge-Grindhouse-Kinos der 70er ist da für mich das Positiv zu dem Negativ von "Last Night in Soho".
https://filmduelle.de/

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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 29. November 2021 14:09 Vielleicht, vielleicht nicht. Die Frage würde ich mir nur dann stellen, wenn ich mehr als das im Film erkennen würde.
Der Clou ist ja, dass ich in Wrights Filmen längst nicht alles auf Anhieb erkenne, manche davon können auch nach der fünften oder zehnten Sichtung noch besser und reichhaltiger werden und das 10er-Spektrum munter in Richtung Unendlichkeit sprengen. Die Frage ob Baby (der - Schimpf und Schande! - noch auf die Zweitsichtung wartet) und Soho tatsächlich weniger gut sind als die ersten vier Meisterwerke bleibt also noch spannend, da offen. Trotz aller Lobhudeleien tendiere ich basierend auf dem, was ich weiss, zwar eher zu einer gewissen kreativen Stagnation von Eddie Hasenzahn, aber man kann halt nie wissen.

Ob er wirklich das Me-Too-Movement, Toxische Maskulinität, Schniedelwutz usw. in einer Art und Weise im Sinn hatte wie du es (sicherlich begründet) denkst und kritisierst, ist mir insofern suspekt weil ich in der Zwischenzeit zahlreiche Interviews und Q&A's geschaut habe und er es selten anspricht. Bei neun von zehn anderen Regisseuren wäre beim gleichen Film eine starke Moralisierung dieser Themen Kern jedes Gesprächs gewesen, aber erstens ist mir dieses "Mann böööse"-Thema für Wrights Kaliber viel zu simpel gestrickt (künstlerisch gesehen, in der Gesamtheit hat es natürlich seine Daseinsberechtigung als Diskussion) und zweitens spricht er es eben gefühlt kaum an, zumindest nicht auf die offensichtliche Art. In einem Interview z.B. redet er über Ellie's erste Taxifahrt in Soho, aber nur als Stilmittel und wie ein Horrorfilm seinen ersten verstörenden Effekt eben aus einem ganz realen Horrorszenario beziehen kann, nicht als Moraldiskurs über Misogynie oder dergleichen.

Vom Ende her betrachtet ist also möglicherweise Ellies Besessenheit von Sandy das eigentliche Thema des Films. Bis dahin hat der zuckrige Epilog noch keinen Sinn ergeben, als Ellie kurz die Mutter gesehen hat ging es generell in eine erkennbare Richtung, aber erst als Sandie noch einmal im Spiegel zu sehen war und Ellie sie aufs Neue begrüsst hat ergab das Ende Sinn.
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Re: A Pint and a Cornetto - Der Edgar Wright Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben: 16. November 2021 10:17 und ob eine gewisse Orientierungslosigkeit, die sich mehr und mehr einstellt, gewollter Teil des cleveren Konzepts oder eher etwas unvorteilhaft ist. Bis dahin ist Soho stylish und unterhaltsam mit einem grandiosen Soundtrack und einigen brillant ausgetüftelten Tanzszenen und Thomasin McKenzie möchte ich heiraten. Für den Anfang mal vorsichtige 8 Punkte,
Heiraten möchte ich nicht , aber ansonsten hat Last Night In Soho aus diesen und anderen Gründen viel Spaß gemacht. Ob die 2. Hälfte nicht trotzdem durch eine andere hätte ersetzt werden können, darüber denke ich noch nach, und auch wenn ich in dieser 2. Hälfte nicht alles mochte, so habe ich doch das Gefühl daß der Film beim Wiedersehen dazu gewinnt. und spätestens dann bei 8/10 landet.