Zur Einordnung
Als 2005 der 37jährige Daniel Craig der Weltöffentlichkeit als neuer James Bond Darsteller vorgesellt wurde, brach ein bis dahin ungekannter medialer „Shitstorm“ auf die Produzenten und vor allen den Briten herein. Eine besonders laute Gruppe von Fans und Beobachtern fühlte sich berufen darüber zu urteilen, wie „ihr“ Bond auszusehen habe und sein müsse.
Doch die Produzenten – allen voran wohl der weibliche Teil des Eon Produzenten-Duos, Barbara Broccoli – hatten mehr in diesem Darsteller erkannt, und sie hatten auch mehr mit ihm vor.
Ihr erster Bond mit Daniel Craig sollte eine Revolution innerhalb der Serie sein, ein Neustart, ein Ausbrechen aus dem strengen Korsett, in welches sich die Serie aus falsch verstandener Loyalität gegenüber einer vermuteten Erwartungshaltung des Publikums begeben hatte.
Bereits vier Mal in der Serie hatten die Produzenten mehr oder weniger konsequent etwas Besonderes versucht:
- 1969 mit OHMSS: Bond verliebt sich, heiratet sogar, bevor seine Frau direkt danach vom Erz-Bösewicht getötet wird. Sie stirbt in seinen Armen und der Zuschauer bleibt emotional berührt zurück. Der emotionale Kern der Geschichte bleibt im Kontext der vorausgegangen Connery Filme völlig unglaubwürdig, wurde aber ob der literarischen Vorlage akzeptiert. So entwickelte sich der Film vom Sonderling zum Fan-Liebling mit Ausnahmestellung
- 1981 mit FYEO: Wie 1969 (nach YOLT) war die Serie 1981 an einem Wendepunkt angekommen. Bond war inmitten von überbordenden Sets, Effekten, Action und Gadgets nur noch zum Sprücheklopfer verkommen. Mit FYEO wollte man sich wieder auf die Ursprünge besinnen, bodenständiger werden, und man verlieh dem Film durch die persönliche Rache von Melina einen emotionalen Aufhänger. Man traute sich aber (noch) nicht, dem Bondcharakter selbst diesen emotionalen Dreh- und Angelpunkt zuzuschreiben
- 1989 mit LTK: Die emotionalen Einschläge kamen näher. Bonds bester Freund heiratet, seine Frau wird getötet und er selbst verstümmelt. 007 begibt sich auf einen emotionalen Rachefeldzug und verlässt dafür den MI6.
- 1997 mit TWINE: Wie mehrfach von Darsteller Brosnan gefordert, sollte seine dritte Mission persönlicher werden und mehr „Impact“ haben. So verletzt sich Bond erstmal nachhaltig, und er geht eine Beziehung mit einer Frau ein, die sich als der Bösewicht der Story herausstellt, so dass er sie abschließend töten muss
Ich behaupte, dass all diese Versuche aus Sicht der Produzenten nie richtig funktioniert haben, denn immer wieder wurde die Richtung danach leicht korrigiert. Es fehlte entweder an der Klasse der Drehbuchschreiber, oder an der schauspielerischen Klasse des Darstellers, und wenn beides eigentlich vorhanden war, wurden Richtung und Darsteller so nicht vom Publikum akzeptiert.
2005 war es nun endlich anders: Mit CR hatte man eine starke Story mit großartigen Dialogen von Paul Haggis, und mit Daniel Craig hatte man einen Darsteller, der die notwendige Klasse hatte, um die geforderten Emotionen zu transportieren, und der dabei noch vom Publikum akzeptiert wurde. CR sollte so ein großer Triumpf bei Kritikern und Publikum werden. Angestachelt dadurch machten sich die Produzenten und der nun an Einfluss gewinnende Hauptdarsteller daran, die Serie entsprechend weiterzuentwickeln: Mit mutigeren Entscheidungen bei der Wahl der Regisseure, und ambitionierteren Geschichten in Bezug auf die Charakterentwicklung der Hauptfigur.
Mit NTTD verabschiedet sich Daniel Craig als der Dienstälteste aller Bonddarsteller. In 15 von 60 Jahren der Reihe war er Bond. Für einen großen Teil des heutigen Publikums gab es nur Daniel Craig in der Rolle, und er ist der Erste dessen Weg wir von seiner Ernennung zum Doppelnull-Agenten mitverfolgt haben.
Man muss vor allem die Entwicklung des Bondcharakter über die ersten vier Filme sehen, um zu verstehen, was in NTTD mit ihm passiert.
No Time To Die, 2021, Cary J. Fukunaga
„His name was Bond, James Bond”
Mit dem letzten Satz im Film erlauben sich die Macher – bewusst oder unbewusst – eine bittersüße Doppeldeutigkeit. Ja, James Bond ist gerade im Film gestorben und so ist es zunächst nur eine geistreiche Abkehr von der Regel, insofern als dass der Satz nicht als Vorstellung aus dem Munde Bonds kommt und auch in der Vergangenheitsform fällt. Aber auf das Franchise bezogen könnte der Satz auch verbittert aus dem Munde manch treuer Fans stammen, von denen nicht wenige (wie heute sozialmedial üblich) feststellen werden „They killed my Bond!“
Ist das noch der Bond den wir kannten? Ist das noch der Bond den wir wollen?
Wenn ich die vorausgegangen 24 Bondfilme heute schaue, so sehe ich keine homogene Masse von ewig gleichen Filmen, die einer starren Formel folgen. In der Tat wundere ich mich, welche Ausprägungen die Serie angenommen hat und welche Auswüchse das Publikum hingenommen hat. Wer dem Super-Macho der ersten fünf (Connery) Filme auf einmal eine Ehe andichteten wollte, wer nach Connery als Nachfolger Roger Moore besetzte, wer den kolonialen Ermittler und Kalte-Krieg-Spion mit Laserwaffen ins Weltall oder mit einem Minijet aus dem Hintern eines Pferdes schickte, der hatte James Bond bisher vielleicht nicht getötet aber doch mindestens mehrfach einer Gehirnwäsche unterzogen und umgepolt. Dennoch hat das Publikum das immer irgendwie mitgemacht, und die Fans haben es - zumeist mit Verzögerung - akzeptiert und später gar bejubelt.
Wenn die Leute hinter den Kulissen dieses Mal eines anders gemacht haben, dann ist das die Konsequenz, mit der sie über vier Filme hinweg eine Entwicklung vorangetrieben haben, die nun in NTTD kumuliert. Alles was den Film von Cary J. Fukunaga ausmacht, alle Motive wurden in den vier Vorgängern eingeführt. „No Time To Die“ schafft das, woran der direkte Vorgänger eher gescheitert war. Er führt Fäden der Craig-Ära zusammen, ohne bemüht zu wirken oder Geschehnisse im Nachhinein umzudeuten. Dies funktioniert nicht nur in Bezug auf die eigentlichen Handlungselemente und Charaktere, sondern vor allem auch in dem der Film die vorab eingeführten Motive aufgreift und Bond als Charakter dadurch weiterentwickelt.
Es geht um Spectre und die persönliche Vendetta mit Blofeld, die Erinnerung an seine unglückliche Liebe zu Vesper und wie dies einen Schatten auf seine aktuelle Beziehung mit Madeleine wirft. Ganz allgemein spielt der Film mit dem Thema „the past isn’t dead“, so wird folgerichtig und für den Film wichtig mit einer Sequenz aus Madeleines Vergangenheit eröffnet. Diese Episode (wie auch manch andere im Film) sind in Inszenierung und Skript völlig einmalig in der Bondhistorie. Jede Figur trägt Ballast aus der Vergangenheit mit sich rum und wird dadurch geprägt in diesem außergewöhnlich vielschichtigen Film.
Vertrauen und Misstrauen, der Kampf gegen neue Gefahren, Bonds Pflichtgefühl, seine Relevanz in der heutigen Zeit – das sind Themen, die schon in den vorherigen Craig Filmen einen wichtigen Platz einnahmen. Schon in Casino Royale hatte er sich eingestanden, dass von der Seele nicht viel übrigbleibt, wenn man diesen Job zu lange mache. In SPECTRE bleibt er auf die Frage Madeleines, was wenn er einfach damit aufhören würde, eine Antwort schuldig. In NTTD werden diese Themen folgerichtig weiterverfolgt. Zudem bringt der Film die Frage auf, wie man sein Leben wirklich lebt, das Beste aus der einem gegebenen Zeit macht, und wie man etwas Nachhaltiges schafft und hinterlässt. Man muss dies alles erfassen, um zu sehen, wie schön das Drehbuch geflochten ist. Bond versucht mit Vesper abzuschließen, versucht Madeleine Vertrauen zu schenken, welches dann durch Blofeld eingerissen wird („Ich wollte dir eine leere Welt bereiten wie du mir“). Er entscheidet sich aufgrund der Enttäuschung für ein leeres Leben auf Jamaica, kommt zurück, weil es in dieser leeren Welt für ihn nur den Thrill der Missionen gibt, um festzustellen, dass er die letzten fünf Jahre ein ganzes „Leben“ verpasst hat. Gerade als dieses verpasste Leben wieder zum Greifen nah ist, wird es ihm für immer entrissen. Dadurch wird das Ende des Films zu einer wunderbaren Tragödie. Während Bond durch seinen Einsatz die Welt rettet, kann er das Leben, welches nun auf ihn warten würde, nicht leben.
Doch ebenso wie auf diesen „Meta-Ebenen“ funktioniert NTTD für mich schlicht und ergreifend als meisterhaft erzählter Unterhaltungsfilm. Wo die drei Vorgänger teils gravierende Logiklöcher offenbarten, bietet NTTD eine erstaunlich schlüssige Story, bei der eine Szene in die andere greift, wichtige Dinge auch schon mal mehrfach deutlich gemacht werden, so dass fast keine Fragen offenbleiben. Dort wo dies der Fall ist, bietet der Film genügend Material, um diese Leerstellen mit etwas Fantasie auszufüllen. In Anbetracht der Vielzahl von Autoren und mit dem Hintergrundwissen, dass man noch während der Dreharbeiten am Skript gearbeitet hat, mag es Zufall sein wie gut alles zusammenpasst, In jedem Fall kann man mehr von einem Bondfilm kaum erwarten.
Ja, man kann die Frage stellen, ob ein Bondfilm 165 Minuten laufen muss. Es gibt genug deutlich kürzere Vorgänger, bei denen es Szenen oder ganze Passagen gibt, wo man als Fan nach mehrmaligem Sehen gerne mal vorspult. Bei NTTD aber möchte ich keine Szene missen, denn das erzählerische Tempo bleibt immer hoch. Dabei macht es sich Regisseur Fukunaga, der auch stark am Drehbuch beteiligt war, nicht leicht, denn der unglaublich atmosphärischen Einführung in Norwegen folgt alsbald die beste Actionszene des Films in Matera, und nach einer berauschenden (aber leicht überladenen) Titelsequenz eine weitere knallharte Actionszene mit dem Diebstahl des Waffensystems Herakles. Einem Film, der so startet, kann schnell die Luft ausgehen. Für mich aber wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Tatsächlich werden die folgenden 140 Minuten weniger durch Action gefüllt als vielmehr durch Charaktere und Dialoge. Für nicht wenige zählen an einem Bondfilme vor allem Gadgets, Stunts, Action und Locations – und sicher sind das wichtige Elemente der „Formel“. Doch für mich hat Bond schon immer einen besonderen Reiz aus „Begegnungen“ gezogen. Nicht umsonst gelten Filme wie „Goldfinger“, „Der Spion, der mich liebte“ oder auch „Casino Royale“ gemeinhin als Perlen der Reihe. Ich behaupte, dies liegt nicht unwesentlich daran, dass Bond hier besonders reizvolle Interaktionen mit anderen starken Charakteren hat. Nur durch diese erfährt man etwas über die Figur Bond, nur so kann der Held scheinen. Genau da sehe ich auch die größte Stärke von NTTD. Die Autoren lassen Bond hier auf eine wahrlich großzügige Schar von Nebenfiguren treffen, und jede dieser Interaktionen funktioniert für mich völlig und dient der Charakterzeichnung. Da ist Jeffrey Wrights wunderbarer Felix Leiter, der mit Bond in kurzer Szenen und Sätzen über den Wert ihres Lebens sinniert. Da ist die etwas provokante Nomi, durch die uns vermittelt wird, dass alles eben vergänglich ist und die Welt sich weiterdreht, auch wenn Bond mal nicht mehr 007 sein sollte. Da sind großartige Comic Relief Momente mit Paloma auf Cuba (Ana de Armas als heimlicher Star des Films) oder Moneypenny und Q, aber auch klassische Bond Auseinandersetzungen mit Henchman Primo. Da sind besonders starke Auseinandersetzungen mit M (Ralph Fiennes bisher beste Szenen in der Reihe), Blofeld (Christoph Walz in einer kurzen, aber intensiven Szene) oder eben zum Schluss dem Bösewicht Safin.
Doch der emotionale Kern des Films ist Léa Seydoux aus Spectre bekannte Madeleine und ihre Beziehung zu Bond. Wirkte sie im Vorgänger noch sehr wechselmütig und teils abweisend, wird sie in NTTD zu einem wirklich dreidimensionalen Charakter, eine Frau die schon als Kind gefordert wurde, gelernt hat, sich vor allem nur auf sich selbst zu verlassen und notfalls sich auch selbst verteidigen muss, die einen Schutzpanzer in ihrer Profession als Psychologin auflegt, und generell wenigen vertraut. Mit diesem Hintergrundwissen wird auch ihr Verhalten in SP klarer und ihre Rolle dort aufgewertet. Seydoux spielt den sicherlich vielschichtigsten weiblichen Charakter der Reihe mit Bravour. Auch in den romantischen Szenen zu Beginn ist sie nicht nur ein süßes Liebchen, nein da schwebt immer eine Reife und ein „Hinterfragen“ mit. Ihre stärksten Momente hat sie jedoch, wenn sie im Film emotional gefordert wird, etwa wenn Bond sie in Frage stellt und in den Zug abschiebt, beim Wiedersehen mit Maleks Safin, oder wenn sie wie eine Löwin um ihr Kind kämpft (weil sie eine ganz andere Mutter sein will als ihre eigene es für sie war). Ihre gefühlvollen Momente mit Craig in der zweiten Hälfte sind eben deshalb so glaubhaft, da die beiden so gut spielen. Vor allem aber schafft es der Film immer aufzulockern, bevor es zu kitschig wird (etwa, wenn Bond ihr seine Liebe gesteht, das Kind erscheint, oder wenn Bond später Nomi seine „Familie“ vorstellt). Es ist großartig zu sehen, dass der Film, von dem einige Fans schon vorab zu viel Anbiederung an die „woke“ und feministische Bewegung fürchteten, ganz simpel durch zwei starke Frauenrollen (Madeleine, Nomi) überzeugt, ohne sich je an etwas anbiedern zu müssen. In gewisser Weise setzt der Film Seydoux auch ein Denkmal, da (fast) zum ersten Mal in der Reihe der Film nicht mit Bond endet, sondern eben mit ihrer Figur, und durch die letzte Szene sogleich der Film oder alle Filme der Reihe fast durch ihre Perspektive erzählt sein könnten.
Das bringt mich zum Hauptdarsteller. Ohne jede Frage zeigt Daniel Craig hier seine stärkte Leistung in der Rolle, da das Drehbuch ihm eine gewaltige Bandbreite abverlangt - oder sagen wir: offeriert. So menschlich haben wir Bond noch nie erlebt. Mit vollem Körper-, Sprach-, und Herzens-Einsatz ist Craig dabei. Nie hatte ein Darsteller so viel Einfluss auf die Filme und den Charakter seiner Figur. Nie hat ein Darsteller so viele für die Rolle gegeben, so viel eingebracht. Craig hat nie versucht, der Bond zu sein den andere Darsteller schon gezeigt haben oder den Fans haben wollten. Er hat seinen eigenen Bond definiert. Das ist genau mein Bond – aber eben in ungewohnten Situationen! Gerade dadurch funktionieren auch für mich die emotionalen Momente des Films.
Aber nein, NTTD ist weder ein perfekter Film noch ein perfekter Bondfilm, weil es sowas wohl auch nicht gibt. Man merkt im letzten Drittel, dass bei all den Überarbeitungen des Drehbuchs irgendwann die klare Motivation des Bösewichts nebulös geworden ist. Dadurch kann das einzige Aufeinandertreffen zwischen ihm und Bond nicht das hier wichtige verbale Feuerwerk zünden. Wahrscheinlich will der Film auch zu viel und das mit zu vielen Charakteren. Klar, vor allem Ana de Armas Rolle ist dann doch als ironischer Kommentar auf die Debatte um Femininums in Bondfilmen zu verstehen, wenn sie auf einmal zur männermodernden Kampfmaschine mutiert – aber weiß Gott macht das Spaß! Auch Lashana Lynch als neue 007 ist so stark, dass sie eigentlich eine größere Rolle verdient hätte. Doch wer würde sich über zu viel von Gutem beschweren wollen? Actionseitig wünschte man sich, dass nach den ersten zwanzig Minuten noch mehr kommen würde, dass Bond mal wieder Maßstäbe setzt, anstatt Action etwas lieblos abzuarbeiten. Es zeigt aber auch, dass Bondfilme längst über den Status hinaus sind, wo Actionszenen Selbstzweck sind, für den die eigentliche Story unterbrochen wird.
Dass dies hier nicht der Fall ist, das und vieles mehr ist das Verdienst von Co-Autor und Regisseur Cary J. Fukunaga. Wie schon sein eigenes Verhalten vor, während und auch nach der Produktion überzeugt seine Inszenierung nicht durch großes Tamtam, sondern er liefert unaufgeregt ab. Anstatt inszenatorischer Gimmicks bietet er einen immer strammen und manchmal raffinierten Stil. Jede Szene erscheint durchdacht und interessant, Dialoge bekommen die gleiche Aufmerksamkeit wie Actionszenen, wobei diese durch eine eigene Dynamik und Härte überzeugen. Oft ist die Kamera ganz nah dran und lässt keinen Raum für (erkennbare) Tricks. Höhepunkt ist eine minutenlange, praktisch schnittfreie Actionsequenz im Showdown, in der ein Treppenaufstieg Bonds zu einem intensiven Parforceritt voller Kämpfe, Stürze, Schüsse und Explosionen wird, und auch dabei dient die Art der Inszenierung nicht als auffälliger Selbstzweck, sondern saugt den Zuschauer unauffällig und völlig flüssig in das Geschehen rein.
Nicht nur bei dieser Szene fällt auch der Score von Hans Zimmer und Steve Mazzaro positiv auf, hier mit einer im Film mehrfach gespielten extrem harten Version des Bond Themas. Auch Zimmer nimmt sich selbst überraschend zurück und liefert einen sehr vielfältigen Soundtrack, indem neben dem Bond Thema auch zwei Melodien aus dem Bondklassiker OHMSS, das Vesper Thema aus CR, Eilishs Titelsong, aber auch etwas Zimmerscher Bombast platzfinden.
Fazit:
So spiegelt Zimmers erste (und hoffentlich nicht letzte) Arbeit für Bond sehr schön den Charakter des Films wider: Ein extrem abwechslungsreicher und nie langweiliger, gleichermaßen klassischer wie moderner Bond, ein Film der seinen Protagonisten in ungewöhnliche, neue Situationen bringt aber ihn dabei niemals verrät. No Time ToDie ist ein nahezu perfekter Unterhaltungsfilm, der alle Zutaten des Bond Cocktails - Action, Spaß, Flirts, Bombast – bietet aber eben auch darüber hinaus geht mit einer ungewöhnlich emotionalen Story, die mit Drama und Tragödie endet.
James Bond is dead.
Viele fragen, ob ein solch tragisches Ende bei Bond funktionieren kann. Für mich funktioniert es, gerade weil es Bond ist. Warum sollte mich das Schicksal von beliebigen Filmfiguren berühren, aber nicht das Schicksal der Figur, mit der ich Jahrzehntelang groß geworden bin? Gerade weil Bond 45 Jahre lang nahezu emotionslos geblieben ist, gerade weil die Craig Ära dies dann auf so stimmige Weise und Stück für Stück geändert hat, gerade weil Craigs Bond klar ein „echter“ Mensch ist, kann ich dieses Ende akzeptieren. Ja, es ist gleichsam tragisch und frustrierend, aber auch befriedigend. Bond hat die Welt gerettet, hat sein Leben in vollen Zügen gelebt und jetzt auch etwas hinterlassen.
Dieser Bond gehört nicht einer kleinen Zahl von Hardcore Fans, und diese entscheiden nicht darüber wie Bond sein muss und was man mit ihm machen darf. Bond hat sich immer weiterentwickelt und angepasst, und so wird auch dieser Film weder die Figur noch die Reihe zerstören. Wenn die Produzenten der Versuchung widerstehen, ein solches Ende zu wiederholen oder auch nur zu variieren, dann stehen vielmehr die Chancen gut, dass auch dieses Mal genau diese Fans genau diesen Film als Perle in der Reihe betrachten werden, als die Ausnahme von der Regel, ein Wagnis aber ein Erfolgreiches. Um das zu erkennen, haben sie ja alle Zeit der Welt.
James Bond will return!