Wie findet ihr No Time To Die?

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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

301
Hier mal meine vorläufige Bewertung zu NTTD nach der ersten Sichtung (2D):

+++ Hommagen an alte Bondfilme
Hier kann ich beide Meinungen nachvollziehen. Ich glaube dass es Casino Hille war, der diese Hommagen eher als Kitsch ansah. Und ja - ich kann verstehen, dass man die Szenen als Kitsch empfindet. Man bekommt Teilweise das Gefühl, dass die Verantwortlichen absichtlich Zitate, Setideen und ganze Musikstücke aus anderen Filmen adaptieren, um den harten Kern der Bondfans (dazu zähle ich mitunter uns) weiterhin für sich zu gewinnen, während man auf der anderen Seite einen völlig anderen Weg für den Zukunfts-Bond ebnen will.
Genau diesen Eindruck macht das Ganze auch auf mich, allerdings lasse ich mich dann doch ziemlich leicht ködern.
Ich begrüße es sehr diese ganzen Elemente wiederzusehen, denn es sind sehr gute Elemente - Elemente und Szenen die ich in den alten Bond Filmen lieben lernte.
Safins Insel und seine Basis erinnern mich zB. sehr an DNO. Diese Betonbasis wirkt schon relativ nah am Urbond orientiert. Auch die Art der Ankunft von Nomi und Bond erinnert an DNO, da auch hier bewusst Fahrzeuge benutzt werden um möglichst unentdeckt zu bleiben. Die Schutztore, die Bond am Ende für den Einschlag der Raketen öffnet wirken fast wie der Vulkankrater Blofelds in YOLT - zumidnest habe ich die Szenen minimal als Hommage empfunden. Weiterhin werden in NTTD (und das meiner Meinung nach offensichtlicher als in SF) Elemente aus dem "TSWLM - Roman" verwendet. Dies habe ich zumindest minimal so empfunden, als Logan Ash Bond und Madeleine verfolgte. Außerdem gibt es mehrmals Szenen die mit Soundtracks aus alten Bonds unterlegt sind - ua. aus OHMSS oder CR, als Bond an Vespers Grab steht. Den Höhepunkt finden diese Hommagen natürlich in Louis Armstrongs "We have all the Time of the World" im Abspann. Zudem gibt es einige wörtliche Zitate Bonds, die aus alten Filmen übernommen wurden.
WIe bereits gesagt, finde ich diese Elemente als Bond-Enthusiast sehr ansprechend. Zugleich sind sie aber "leider" auch (für mich) die absoluten Höhepunkte des Films.

++Rami Malek als Safin
Ich finde nicht, dass Safin in NTTD im Verhältnis zu andere Bösewichten des Franchise zu wenig Screentime bekommt. Er ist im Vorspann direkt die Hauptfigur, da man Madeleine als Kind doch sehr schnell zuordnen kann. Der neue Charakter (Auch wenn ich den Vorspann nicht wirklich mag), erweckt sofort die Frage nach dem grund seines Erscheinens - sprich: Malek, bzw. Safin spielen sich in NTTD eigentlich ziemlich schnell ins Rampenlicht. Auch wenn es einige Logikfehler gibt (wie ist Safin überhaupt zu seiner Macht gekommen, wie hat er sich die Insel wieder unter den Nagel gerissen, wie kann er die weltweit stärkste Geheimorganisation so einfach aus den Angeln heben???), halte ich Safin - und ja das meine ich wirklich so - für einen der besten Bondgegenspieler aller Zeiten. Ich finde ihn charismatisch portraitiert, die Screentime wird mit teilweise sehr starken Dialogen (Den besten des Films) optimal genutzt und der Antagonist wirkt durchweg wahnsinnig und gefährlich. Da sehe ich gerne über die kleine Schwäche mit dem Freilassen der Tochter hinweg. Mich überzeugt Safin sehr und befindet sich aktuell im Kampf um Platz 1 der Craig Bösewichte mit (wie könnte es anders sein) Mads Mikkelsen alias Le Chiffre. Nach den 3 Reinfällen Greene, Silva und leider auch Blofeld in Spectre, ist Safin zumindest in meinen Augen wieder ein würdiger Gegner.

+Nebenrollen
NTTD bietet im Gegensatz zu SP wieder einige interessante Nebenfiguren. Ich habe den neuen Q in SF und SP stets verabscheut, aber hier wirkt es etwas so, als würde man versuchen die Fehler zu begradigen. Die Dialoge sind zwar nicht mit den Llewelyn-Dialogen zu vergleichen, aber man bessert sich und es artet nicht in Fremdscham aus (wie zB. bei den Nomi-Dialogen).
Ana de Armas, auf deren Rolle ich mich sehr gefreut habe, hat mich absolut nicht enttäuscht. Sie ist nicht nur optisch eine Augenweide, sondern wirkte auf mich auch sehr überzeugend als leicht wahnsinnige, aber stets sympathische Agentin. Ich fand auch ihre Dialoge mit Bond sehr erfrischend im Vergleich zum Rest des Films.
Felix Leiter ist auch in NTTD wieder ein absoluter Sympathisant. Ich persönlich mag den Jack Lord Leiter am liebsten, aber mittlerweile behaupte ich fast, dass Wright ihm in fast nichts mehr nachsteht. Die Szenen mit Leiter waren allesamt passend und unterhaltsam. Sein Serientod und die eingesetzte Hommage an CR und Vespers Tod war auch sehr schön und traurig zugleich inszeniert.


- Drehbuch
Ich bin mir nach der ersten Sichtung noch nicht ganz sicher, ob ich das Drehbuch nach der Zweiten nicht doch "Neutral" einstufen würde. Aktuell gibt es allerdings noch einen kleinen Minuspunkt. Es gibt viele kleine Logikfehler. Wo ist zB. Mathilde, als Madeleine als Psychologin arbeitet und warum ist man auf einmal in Norwegen wo Mathilde dann spontan erscheint? Wieso geht Safin so locker mit der Geheimhaltung seiner Identität um? Alles Dinge, über die ich hinwegsehen kann - Das Hauptproblem habe ich mit der Rolle Spectres im Film. Diese Organisation wird über das Franchise aufgebaut und als das große Übel dargestellt. In Spectre wird Bond noch mit dieser Übermacht konfrontiert und nun zerstört ein Waisenjunge diese Organisation im Alleingang? Auch wenn das Motiv Safins authenthisch ist - Spectre sollte eigentlich zu mächtig sein, um so leicht zerschlagen zu werden. Das ging mir alles viel zu schnell - zumal ich Spectre als Gegenspieler Bondfilmen immer sehr mochte. Christoph Waltz, den ich auch sehr mag wurde auch wieder verschwendet. Die Dialoge mit Bond und vor allem Bonds Ausraster empfand ich wieder als ziemlich schwach. Auch Blofelds Tod durch Herakles war mir zu plump. Mit Spectre ging es insgesamt, nach ihrer Stellung in SP einfach zu schnell bergab für meinen Geschmack.

- - Craig im Counterstrike Modus
Ich hätte den Stunts gerne eine bessere Bewertung gegeben. Die Kampfszenen in Matera haben mir außerordentlich gut gefallen, vor allem auch der Sprung mit der Triumph und die Szenen im Aston. Am Ende begab sich Craig aber leider wieder erwartungsgemäß in den Ego-Shooter Modus und zerstörte damit wieder vieles für mich. Das passt für mich einfach nicht zu Bond. Schon in TSWLM sind die Kampfszenen am Ende die mit Abstand schwächsten Szenen des Films und auch hier tragen sie nicht zum Guten bei. Während die Schusswechsel mit Paloma durch die Dialoge aufgefrischt wurden, wirken mir die Szenen zum Ende des Films einfach zu dunkel. Auch die Actionszenen im Wald fand ich schlimm. Da fühlte ich mich irgendwie leicht in einen Rambo Streifen versetzt. In meinen AUgen ziemlich unpassend.

- - Die Dramatik
Drama und Craig - Das gehört mittlerweile zusammen. Und das ist auch der Grund, aus dem ich schlussendlich froh über seinen Abgang bin. Ich mag Craig als Schauspieler unfassbar gern und ich finde auch, dass er als Bond eine gute Figur macht. Das sieht man meiner Meinung nach vor allem in CR und stellenweise in SP. Aber es wirkt leider so, als hätte man Craig in NTTD als Craig und nichtmehr als Bond inszeniert. Ich möchte einen Bondfilm sehen. NTTD wirkt eher wie ein Liam Neeson - Familiendrama, in dem sich der Protagonist den Weg freischiesst. Ich brauch das nicht in diesem Franchise und ich will es auch nicht in diese Franchise. Es war anderserseits aber auch logisch, dass es so kommen musste - spätestens seit Sykfall. In CR war die Dramatik noch perfekt inszeniert, indem sie nur am Rande angesprochen wurde und nicht viel Screentime bekam. In SF wurde der Stein dann so richtig ins Rollen gebracht und nun in NTTD auf die Spitze. Ich hoffe, dass sich das Franchise dahingehend wieder umorientiert. Es hat im Endeffekt zu Craig gepasst, aber nicht zu Bond. Auch nicht zum Fleming-Bond.

- - - - - Nomi
Nein ich habe absolut nichts gegen starke Frauenrollen in Bondfilmen - ABER dann stellt sie doch gefälligst authenthisch und unterhaltsam dar. Ich habe mich in jeder Nomi-Szene durchgehend fremdgeschämt. Flache Dialoge, überspitzter Feminismus und das so dermaßen unoriginell, dass mich selbst eine Stunde Mario Barth niveauvoller unterhalten hätte. Ich habe dem auch nichtsmehr hinzuzufügen, außer dass ich jetzt weiss, wann ich bei der Zweitsichtung auf Toilette gehen kann. Wenn das die Richtung ist, den die Verantwortlichen mit starken Bond-Women eingehen wollen dann gute Nacht.


Fazit:
Ich würde NTTD aktuell genau im Mittelfeld der Craig Bonds sehen:

1. CR
2. SP
3. NTTD
4. SF
5. QOS

Die Aussage Madeleines - in etwa: "Ich erzähle dir jetzt was über einen Mr. Bond" (Der genaue Wortlaut ist mir entfallen), lässt mich nun stark auf die Weiderbelebung der klassischen Missions-Bonds hoffen. Missionen, die irgendwo zwischen QOS und SF liegen, wobei selbst das chronologisch gesehen schwer zu lösen wäre. Die Craig Bonds sind eine Reihe für sich und haben dem Zukunftsbond viele Steine in den Weg gelegt. Ich fand die Craig Reihe (auf die Filme bezogen) okay und im Großen und Ganzen besser als die Brosnan Ära, aber diese Ära ist nun vorbei und ein neuer, bzw. alter Stil wäre wünschenswert.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

302
James Bond will return! Wenn diese Worte am Ende eines James Bond Films über die Leinwand flimmern, beginnen in meinem Kopf immer die ersten Überlegungen: Wann geht es weiter? Mit wem geht es weiter? Wen hätte ich gerne in einem Bond-Film? Was für Drehorte wünsche ich mir? Was für eine Story könnte ich mir vorstellen? Aber die Frage nach dem "wie geht es weiter?" und was bedeutet das für das Franchise war wohl noch nie so sehr im Mittelpunkt wie jetzt im Oktober 2021. Für mich wird es der erste Darstellerwechsel sein, den ich bewusst miterleben werde. Daniel Craig war mein Bond. Außer einer Retro-Aufführung von Goldfinger habe ich keinen anderen Darsteller auf der großen Leinwand gesehen. Auch wenn sich meine Beteiligung hier im Forum mit SF drastisch reduziert hat, spielt James Bond eine große Rolle in meinem Leben. In meinem letzten Urlaub war ich im Palacio Estoril und am Praia do Guincho, und bin mit einem Mietauto durch den Arrábida Nationalpark gefahren auf der Suche nach Tracys Todesstelle, davor war ich in Matera und Gravina de Puglia (beeindruckend, wie die beiden Städte gemerged wurden). Wie passend, we have all the time in the world.

Nun also NTTD: nachdem ich die letzten zwei Filme erst mit einigen Wochen Verspätung sehen konnte, bedingt durch Auslands-Studienaufenthalte war der London-Besuch fest eingeplant. Und dann kam Corona. Und eine erste Verschiebung. Und eine zweite Verschiebung. Was bin ich im Nachhinein froh, diesen Film im Kino gesehen zu haben und nicht per Stream im TV. Gänsehaut von der ersten bis zur letzten Minute. Und was bin ich froh, zum ersten Mal nur 90-95% der Spoiler gekannt zu haben (zumindest keine Details über die konkrete Umsetzung).

Mit dem Versprechen einer „epic conclusion“ haben sich die Produzent*innen nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Und wenn wir ehrlich sind: Diese Entwicklung ist total konsequent. Ich habe hier von einer Marvelisierung gelesen. Würde ich unterschreiben. Aber sie ist gut gemacht. NTTD ist ein wunderbarer Abschluss für Daniel Craig. Ja, kitschig, aber mir hats getaugt und mit Vorfreude und Durschnaufen nach dem Ende hatte Das Problem ist mE auch gar nicht Bonds Tod oder Mathilde, im Gegensatz: NTTD schafft es halbwegs den Scherbenhaufen zusammenzuflicken, den Sam Mendes mit Spectre geschaffen hat. Die Beziehung Bond-Madeleine wird repariert, Blofeld bekommt nochmal gute Momente (wobei es mir besser gefallen hätte, wenn er nicht gestorben wäre, sondern man es bei der dramaturgisch aufgeladenen Szene belassen hätte). NTTD ist ein konsequenter, logisch und guter Abschluss für Daniel Craigs 16 Jahre (bei all der Kritik frage ich mich: was für ein Ende hätte euch besser gefallen? Bond tötet unbewusst Madeleine und Mathilde und ist noch gebrochener als zuvor? Bond sieht die beiden nie wieder und ist gebrochener als zuvor? Ende im Stile von TDKR? Es gibt ein kitschiges Happy Family Ende – auch hier würde ich mich fragen, wie es in Bond 26 weitergehen könnte?). In der letzten Szene sieht man Bond mit sich und der Welt im Reinen. Und das hat er sich und das haben wir uns nach 16 Jahren ein Stück weit auch verdient. Legendenstatus für Daniel Craig und sein 007 – his name was Bond, James Bond. Was das für die Serie allgemein bedeutet und ob man Bond damit entmystifiziert und den Darsteller über die Figur stellt kann ich für mich noch nicht abschließend bewerten. Mir fällt, wie oben ausgeführt, nach dieser Hinleitung über die letzten vier Filme keine stimmigere Alternative ein.

Auf die Details des Films möchte ich jetzt gar nicht so stark eingehen: klasse Performance vom gesamten Cast. Toll fotografiert, klasse Action (leider auch hier wieder die beste Action-Szene in der PTS, aber immerhin wieder ein besseres letztes Drittel als in SP), ein genialer Score, der „Scherbenhaufen“ von SP wurde halbwegs schlüssig zusammengeführt.

Verbesserungspotenzial: Nomi war witzig, aber irgendwie auch etwas überflüssig, Cuba offensichtlich zu sehr Studio, Waldo over the top. Austausch der Harpune in Jamaica. Safins Motiv ist mir noch nicht ganz klar (we both eradicate people…will er „Verbrecher“ auslöschen? Hat er eine Thanos-Ideologie? Aber warum verkauft er die Technologie denn dann?) und die Funktion seines Tanks, nach meinem Verständnis benötigt es für Einsatz von Herakles doch nur die DNA, oder? Ich persönlich hätte Blofeld nicht sterben lassen, sondern es lediglich beim Spannungsaufbau belassen. Auch Leiter hätte ich nicht geopfert, sondern ihm vlt. in der Explosion die Beine in die Luft fliegen lassen. Die Main Title hatte nette Elemente aber sticht nicht hinaus, schade. Denn der Song ist klasse.

Ich würde eine 9/10 geben
Reihenfolge der DC-Filme:
1. QOS
2. CR
3. NTTD
4. SF
5. SP

Wünsche für Bond 26: weniger Team MI6 und Rückkehr zu charismatischen Verbündeten vor Ort im Stile eines Mathis, Kerim Bey, Tanaka. Keine Nostalgie-Astons. Kein Italien. Keine persönliche Story. Ein eigenständiger Film. Mehrere ordentliche Checks des Drehbuchs auf Konsistenz. Irgendwas mit Wasserstoff :007:
"The name's Bond. James Bond."

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

304
RumbleFish hat geschrieben: 6. Oktober 2021 18:32 Da sehe ich gerne über die kleine Schwäche mit dem Freilassen der Tochter hinweg.
Da ist sehr logisch. Ich weiß nicht ob es irgendwo schon einmal stand, aber Safin sagt zu Bond "Wir sind uns sehr ähnlich" und dann sinngemäß: "Beide Killer, verliebt in Madeleine Swan, Vendetta mit Ernst Blofeld". Safin ist also auch auf irgendeine verquere Art in Madeleine verliebt, deshalb will er die Tochter eines Anderen natürlich erst recht nicht haben. Das macht Sinn. Er ist ja auch bereit Bond Mathilde zu geben, nicht aber Madelaine.
RumbleFish hat geschrieben: 6. Oktober 2021 18:32
- Drehbuch

Ich bin mir nach der ersten Sichtung noch nicht ganz sicher, ob ich das Drehbuch nach der Zweiten nicht doch "Neutral" einstufen würde. Aktuell gibt es allerdings noch einen kleinen Minuspunkt. Es gibt viele kleine Logikfehler. Wo ist zB. Mathilde, als Madeleine als Psychologin arbeitet und warum ist man auf einmal in Norwegen wo Mathilde dann spontan erscheint? Wieso geht Safin so locker mit der Geheimhaltung seiner Identität um? Alles Dinge, über die ich hinwegsehen kann - Das Hauptproblem habe ich mit der Rolle Spectres im Film. Diese Organisation wird über das Franchise aufgebaut und als das große Übel dargestellt. In Spectre wird Bond noch mit dieser Übermacht konfrontiert und nun zerstört ein Waisenjunge diese Organisation im Alleingang? Auch wenn das Motiv Safins authenthisch ist - Spectre sollte eigentlich zu mächtig sein, um so leicht zerschlagen zu werden. Das ging mir alles viel zu schnell - zumal ich Spectre als Gegenspieler Bondfilmen immer sehr mochte. Christoph Waltz, den ich auch sehr mag wurde auch wieder verschwendet. Die Dialoge mit Bond und vor allem Bonds Ausraster empfand ich wieder als ziemlich schwach. Auch Blofelds Tod durch Herakles war mir zu plump. Mit Spectre ging es insgesamt, nach ihrer Stellung in SP einfach zu schnell bergab für meinen Geschmack.
Ich denke Norwegen ist so etwas wie ihr Refugium, ihr Ferienhaus. Das hatten ja ihre Eltern schon. Ansonsten denke ich, dass Mathilde in London dabei war, warum auch nicht. Sie sagt kurz bevor sie bei Blofeld geht irgendetwas wie "ich muss sie holen" (und dann gehen sie möglichst weit weg von London).
Ja. SPECTRE wird zu leicht albgefrühstückt. Und ja, das Ende Bonds ist nicht optimal geschrieben.
RumbleFish hat geschrieben: 6. Oktober 2021 18:32
- - Craig im Counterstrike Modus

Ich hätte den Stunts gerne eine bessere Bewertung gegeben. Die Kampfszenen in Matera haben mir außerordentlich gut gefallen, vor allem auch der Sprung mit der Triumph und die Szenen im Aston. Am Ende begab sich Craig aber leider wieder erwartungsgemäß in den Ego-Shooter Modus und zerstörte damit wieder vieles für mich. Das passt für mich einfach nicht zu Bond. Schon in TSWLM sind die Kampfszenen am Ende die mit Abstand schwächsten Szenen des Films und auch hier tragen sie nicht zum Guten bei. Während die Schusswechsel mit Paloma durch die Dialoge aufgefrischt wurden, wirken mir die Szenen zum Ende des Films einfach zu dunkel. Auch die Actionszenen im Wald fand ich schlimm. Da fühlte ich mich irgendwie leicht in einen Rambo Streifen versetzt. In meinen AUgen ziemlich unpassend.
Na ja, wenn ich da an den mit zwei Maschinenpistolen wie ein verrückter auf dem Stealth-Boot herumballernden Brosnan denke (selbst Moore hat in SPWLM schon ordentlich den Abzugshahn durchgedrückt) dann würde ich sagen, dass es einfach nur zeitgemäßer inszeniert ist. Aber wer sich mal den Spaß macht Bonds Bodycount z.B. in YOLT, TSWLM, GE oder eben TND zu überprüfen der könnte, wenn ich nicht nicht arg täusche, auf höhere Zahlen als NTTD kommen.
RumbleFish hat geschrieben: 6. Oktober 2021 18:32
- - Die Dramatik

Drama und Craig - Das gehört mittlerweile zusammen. Und das ist auch der Grund, aus dem ich schlussendlich froh über seinen Abgang bin. Ich mag Craig als Schauspieler unfassbar gern und ich finde auch, dass er als Bond eine gute Figur macht. Das sieht man meiner Meinung nach vor allem in CR und stellenweise in SP. Aber es wirkt leider so, als hätte man Craig in NTTD als Craig und nichtmehr als Bond inszeniert. Ich möchte einen Bondfilm sehen. NTTD wirkt eher wie ein Liam Neeson - Familiendrama, in dem sich der Protagonist den Weg freischiesst. Ich brauch das nicht in diesem Franchise und ich will es auch nicht in diese Franchise. Es war anderserseits aber auch logisch, dass es so kommen musste - spätestens seit Sykfall. In CR war die Dramatik noch perfekt inszeniert, indem sie nur am Rande angesprochen wurde und nicht viel Screentime bekam. In SF wurde der Stein dann so richtig ins Rollen gebracht und nun in NTTD auf die Spitze. Ich hoffe, dass sich das Franchise dahingehend wieder umorientiert. Es hat im Endeffekt zu Craig gepasst, aber nicht zu Bond. Auch nicht zum Fleming-Bond.
Das würde ich so unterschreiben
RumbleFish hat geschrieben: 6. Oktober 2021 18:32 - - - - - Nomi
Nein ich habe absolut nichts gegen starke Frauenrollen in Bondfilmen - ABER dann stellt sie doch gefälligst authenthisch und unterhaltsam dar. Ich habe mich in jeder Nomi-Szene durchgehend fremdgeschämt. Flache Dialoge, überspitzter Feminismus und das so dermaßen unoriginell, dass mich selbst eine Stunde Mario Barth niveauvoller unterhalten hätte. Ich habe dem auch nichtsmehr hinzuzufügen, außer dass ich jetzt weiss, wann ich bei der Zweitsichtung auf Toilette gehen kann. Wenn das die Richtung ist, den die Verantwortlichen mit starken Bond-Women eingehen wollen dann gute Nacht.
Da bin ich zwiegespalten, die Szenen von Nomi schwanken zwischen schmissig und peinlich, insgesamt aber haben sie sich mit der Figur keinen Gefallen getan, das sehe ich auch so.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

305
Und hier meine fünf Cent: Ich fand ihn gar nicht so schlecht, was nach dem Super-GAU „Spectre“ schon mal nicht selbstverständlich war.

Ich möchte erstmal die vielen diskussionswürdigen Entscheidungen ausklammern. Komme ich später zu. NTTD ist ein durchschnittlich guter, solider Bond-Film, der sich zwar hinter CR, QOS und SF einreihen muss, aber nach meinem Geschmack deutlich besser funktioniert als SP, dessen zahllose Facepalm-Momente mir diesmal im Wesentlichen erspart blieben.

Wir verbuchen auf der Plus-Seite einen veritablen Schurken mit einem sehr anständigen Masterplan, den man im Einzelnen sicherlich diskutieren kann, grandiose Drehorte, eine herrliche Villain-Bastion, tolle Musik, gute Henchmen, die erfrischende Paloma, und unterm Strich nicht nur einen letzten Craig-Bond-Beitrag, sondern den Abschluss einer Ära, ein Zusammenführen loser Enden, gewissermaßen einen Schlussstrich.

Was ich vermisse, sind außergewöhnliche Stunts (die die Rekord-Kosten vielleicht gerechtfertigt hätten), Gadgets bis auf die ewige Uhr (diesmal hat der Gegner die Gadgets = das Auge!), und eine so exquisite Kameraarbeit, wie sie insbesondere CR, QOS und SF geboten hatten. Bilder wie den Kampf gegen Patrice oder die Tosca-Szene sucht man hier vergebens. Schade! Von der ästhetischen Seite her enttäuschend, vieles ist blass und einfach nicht gut von der Kamera eingefangen, zum Beispiel die Szenen in M’s Büro. Außerdem „glänzt“ NTTD mit dem zweiten unterirdischen Titellied in Folge. Nach meinem ersten Kinobesuch dachte ich, dass ein paar gelungene Lacher mehr dem Film gut getan hätten, nach nochmaligem Überlegen gab es aber eigentlich genug Gags („Ich muss dir etwas zeigen.“ – „Noch ein Kind?“ oder Q’s Teeservice).

Die PTS in Matera ist hervorragend, wobei ich einschränkend sagen muss, dass ich die Rückblende (gab es sowas schon mal im Bond-Universum?) als relativ unbondig empfand – allerdings auch sehr spannend und sogar unheimlich, wie später auch die Jagd im norwegischen Nebelwald: ein Novum im Franchise.

Jamaica und Kuba funktionieren sehr gut, schön, dass Leiter mal wieder einen längeren Auftritt hatte – sein Tod war allerdings dramaturgisch nicht wirklich zwingend. Die Rolle von Ana de Armas hat mir richtig gut gefallen, die war drollig, das war sehr schön herausgearbeitet. Schnell noch ein Drink vor der nächsten Klopperei - das ist mein Bond! Nomi fand ich dagegen überflüssig wie ein Kropf, in jeder Hinsicht. Wäre sie doch wenigstens mit James im Bett gelandet, dann hätte ihre Rolle ja noch Sinn gemacht. Der Sex-Aspekt kam mir hier ohnehin deutlich zu kurz. Die #metoo-Fraktion mag entzückt darüber sein, dass Bond vorher die Erlaubnis braucht, um seinen Arm um Nomis Hüften zu legen, andere Zeiten und so, mir ist ein Womanizer-Bond dennoch deutlich lieber. Es müssen ja nicht immer die „Ach, James“-hauchenden Damen sein. Aber mit gar keiner im Bett zu landen?

Die Norwegen-Sequenz fand ich weder verschenkt noch uninspiriert, sie ist aber sicherlich auch keine herausragende Szene im Bond-Kanon. Als obligatorische Autoverfolgung funktioniert sie.

Safins Insel kann es dagegen mit den großen Hideouts der Reihe locker aufnehmen. Atemberaubende Bauten. Man hätte sich hier vielleicht ein etwas geistreicheres Finale gewünscht als nur eine Ballerei und die kurze Hinrichtung Safins. Dennoch eine Schluss-Sequenz, die sich nicht verstecken muss, schon allein wegen der Bezüge zu Flemings Romanen.

Unterm Strich ist NTTD (bisher noch) kein Kandidat für meine Top 10, aber zumindest ein anständiger Beitrag ohne große Schwächen oder eklatante Fremdschäm-Momente.

Kommen wir zu den umstrittenen Entscheidungen. Dank einer unerbetenen Vorab-Info hatte ich schon mal eine Nacht Zeit, mich an Bonds und Leiters Filmtod zu gewöhnen; hätte mich das kalt erwischt, würde ich möglicherweise anders darüber denken. Wie dem auch sei: Leiters Tod fand ich wie gesagt überflüssig, das war sicherlich auch ein Tod zu viel. Bond hat eine Tochter? Tja… wahrscheinlich hat SP schon so viel kaputt gemacht, dass mich das dann auch nicht mehr erschüttert hat. Davon abgesehen war Mathilde toll. Ob man Papa James nun beim Apfelschälen zugucken muss, kann man wohl so kontrovers diskutieren wie Judi Dench beim Abschminken. In SP fand ich ja, dass die Chemie zwischen Madeleine und Bond überhaupt nicht stimmt, hier leidet das Storytelling einfach unter dem Vorgänger SP, der schon nicht schlüssig erklären konnte, warum gerade die beiden zueinander finden, und das zieht sich halt durch – gleichwohl kann Madeleine in NTTD durchaus punkten.

Blofeld und seine Spectre-Organisation mal eben mit einem Handstreich zu erledigen, ist, nun ja, zumindest konsequent. Soll sich beim nächsten Bond keiner beschweren, dass es da noch offene Enden gäbe! Waltz fand ich übrigens gut, der hat mir Spaß gemacht.

Spätestens seit SP leidet die Reihe unter einer unerklärlichen Dialog-Schwäche, die offenbar auch Phoebe Waller-Bridge nicht in den Griff bekommen hat, und unter einer gewissen Unschlüssigkeit der Handlungen, da wirkt vieles oft nicht rund, deplatziert, gewollt oder konstruiert. Beispielsweise in der Szene zwischen Bond und Safin, in der Bond, um nach seiner Waffe zu greifen, auf den Boden sinkt und sich devot entschuldigt: es tut mir leid, mein Fehler, ich entschuldige mich – das fand ich einfach nur doof. Ich verstehe die Intention, aber Bond-unwürdig bleibt es allemal, das kann man besser lösen.

Tja, und nun ist er tot. Wurde ja früher schon mal ins Spiel gebracht. Kann man metaphorisch sehen, die Ära ist endgültig beendet, der Craig-Bond „stirbt“ und macht Platz für Neues. Auch das aber hätte man besser lösen können. Der an anderer Stelle gezogene Vergleich mit Luke Skywalker ist ganz interessant. Wie Luke in TLJ „vergeht“, nachdem er sich für die Rebellion und seine Freunde geopfert hat, war ein großer, bewegender Moment der Kinogeschichte. Bonds Ableben empfand ich handlungstechnisch nicht nötig (gut, er kann seine Frau und sein Kind nicht mehr anfassen, aber ist das Motiv stark genug?) und auch in der Art und Weise, sich wegbomben zu lassen, fragwürdig und beinahe lieblos. Wenn ein Bond schon stirbt, dann doch irgendwie anders. Obwohl mir ein langsames Ableben in den Armen Madeleines vermutlich noch weniger zugesagt hätte.

Der Craig-Bond hat, klammern wir den Solitär „SkyFall“ einmal aus, in keinem seiner Abenteuer wirklich gewonnen. In CR konnte er weder die Organisation entscheidend schwächen noch Le Chiffre persönlich erledigen, das mussten andere für ihn besorgen. Zwar durfte er noch Mr. White entführen, weiter kam er jedoch nicht. Auch für Greenes Tod in QOS zeichneten andere verantwortlich, und die Organisation „Quantum“ blieb weitgehend unangetastet. Auf die Krake „Quantum“ setzte sich dann in SP die Mega-Krake „Spectre“, und erneut ist Bond nur in Teilen erfolgreich: Blofeld kann er nicht töten, nur verhaften (lassen), „Spectre“ selbst überlebt. So betrachtet sind Bonds Missionen von Miss- oder Teilerfolgen geprägt. Keinen seiner Hauptgegner hat er selbst getötet, nie die Machtstrukturen als solche zerstört.

All das muss Safin nun für ihn erledigen – was meines Erachtens seine Größe und Macht unterstreicht. Safin besorgt mit tödlicher Gründlichkeit, was Bond in vier Filmen nicht gelingt, er zerstört „Spectre“ (und damit auch „Quantum“) in einem Handstreich. Mehr noch, er tötet Blofeld: nicht einmal das ist Bond selbst vergönnt, er legt zwar Hand an, ist für Blofelds Tod aber nur unbewusst und indirekt verantwortlich. So gesehen ist Safin das große, reinigende Feuer, das alle Antagonisten zerstört, gegen die Bond bisher machtlos war. Tragischerweise fällt Bond selbst diesem Feuer zum Opfer – das ist am Ende der Preis, den 007 zu zahlen hat.

So betrachtet wird die Ära Craig eigentlich stimmig.

Das Fazit der Ära Craig könnte lauten, dass man mit CR und QOS alles niedergerissen hat, um es dann mit SF behutsam und klug wieder aufzubauen, um dann wiederum mit SP in eine völlig falsche Richtung abzubiegen, bei der man auch mit NTTD bleibt. Das mag enttäuschend sein, schmälert aber die individuelle Qualität von NTTD nicht.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

306
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Die PTS in Matera ist hervorragend, wobei ich einschränkend sagen muss, dass ich die Rückblende (gab es sowas schon mal im Bond-Universum?) als relativ unbondig empfand – allerdings auch sehr spannend und sogar unheimlich, wie später auch die Jagd im norwegischen Nebelwald: ein Novum im Franchise.
Die GE-PTS könnte man in diese Kategorie packen. Wobei ich zwischen beiden dann doch noch einen einen Unterschied sehe. Das liegt wohl daran, dass wir in GE noch die Trennung durch die Titles haben, anders als in NTTD, was mir auch in NTTD besser gefallen hätte.

Ansonsten blieben noch kurze Ausschnitte wie Tracys Gefangennahmme in OHMSS, die sich Bond in Ms Büro gedanklich vorstellt. Ich glaube, dass es davon vereizelt noch mehr in anderen Filmen gibt.
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Nomi fand ich dagegen überflüssig wie ein Kropf, in jeder Hinsicht. Wäre sie doch wenigstens mit James im Bett gelandet, dann hätte ihre Rolle ja noch Sinn gemacht. Der Sex-Aspekt kam mir hier ohnehin deutlich zu kurz. Die #metoo-Fraktion mag entzückt darüber sein, dass Bond vorher die Erlaubnis braucht, um seinen Arm um Nomis Hüften zu legen, andere Zeiten und so, mir ist ein Womanizer-Bond dennoch deutlich lieber. Es müssen ja nicht immer die „Ach, James“-hauchenden Damen sein. Aber mit gar keiner im Bett zu landen?
Aber was soll man auch von einem Regisseur erwarten, der den 60er-Bond als Vergewaltiger bezeichnet? :)
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Kommen wir zu den umstrittenen Entscheidungen. Dank einer unerbetenen Vorab-Info hatte ich schon mal eine Nacht Zeit, mich an Bonds und Leiters Filmtod zu gewöhnen; hätte mich das kalt erwischt, würde ich möglicherweise anders darüber denken. Wie dem auch sei: Leiters Tod fand ich wie gesagt überflüssig, das war sicherlich auch ein Tod zu viel.
Ich fand es auch too much, dass man eine bekannte Rolle nach der anderen abmurkst. Leiter, Blofeld, Bond? Wobei mir nach Leiters Tot schon fast klar war, wie der Film ausgeht.

Diesbezüglich hatte ich auch einige Spoiler wahrgenommen, aus denen ich einige Vorstellungen haben könnte, wie der Film enden könnte: Bond hat eine Tochter und Lea Seydoux hatte über das Filmende erzählt "you will cry". Von da an war mir klar: Bond stirbt oder seine Tochter stirbt. Letzteres hätte wohl noch heftiger gewirkt. Geweint habe ich jetzt aber nicht beim Filmende.
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Spätestens seit SP leidet die Reihe unter einer unerklärlichen Dialog-Schwäche, die offenbar auch Phoebe Waller-Bridge nicht in den Griff bekommen hat, und unter einer gewissen Unschlüssigkeit der Handlungen, da wirkt vieles oft nicht rund, deplatziert, gewollt oder konstruiert. Beispielsweise in der Szene zwischen Bond und Safin, in der Bond, um nach seiner Waffe zu greifen, auf den Boden sinkt und sich devot entschuldigt: es tut mir leid, mein Fehler, ich entschuldige mich – das fand ich einfach nur doof. Ich verstehe die Intention, aber Bond-unwürdig bleibt es allemal, das kann man besser lösen.
Ja, die Szenen hat mich auch gestört.
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 auch in der Art und Weise, sich wegbomben zu lassen, fragwürdig und beinahe lieblos
Jo, sehe ich genauso.
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 erneut ist Bond nur in Teilen erfolgreich: Blofeld kann er nicht töten, nur verhaften (lassen), „Spectre“ selbst überlebt.
Das sehe ich etwas anders. Ständig tötet Bond irgend welche Bösewichte. Ist das das normale Vorgehen, wie man mit solchen Verbrechern umgehen sollte? Wohl nicht. Diesbezüglich fand ich auch das Ende von SP gelungen. Endlich schafft es Bond mal, professionell zu argieren und Blofeld festnehmen zu lassen.

Zugegeben, in jedem Film möchte ich so etwas auch nicht sehen. Trotzdem besser, als wenn Bond jeden Bösewicht tötet. Etwas, was ja auch von M in CR kritisiert wurde, man wollte Mollaka verhören und nicht töten.

In diese Richtung fällt mir noch etwas anderes ein, was mich in SP etwas gewundert hat: M erzählt C, wie es sich anfühlt, jemanden zu töten, ihn vorher zu beschatten und ihn am Ende töten zu können? Ernsthaft? Das klingt ja bald so, als sei es ein völlig normales Vorgehen, dass jeder Verbrecher erschossen wird.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Die PTS in Matera ist hervorragend, wobei ich einschränkend sagen muss, dass ich die Rückblende (gab es sowas schon mal im Bond-Universum?) als relativ unbondig empfand – allerdings auch sehr spannend und sogar unheimlich, wie später auch die Jagd im norwegischen Nebelwald: ein Novum im Franchise.
Die GE-PTS könnte man in diese Kategorie packen. Wobei ich zwischen beiden dann doch noch einen einen Unterschied sehe. Das liegt wohl daran, dass wir in GE noch die Trennung durch die Titles haben, anders als in NTTD, was mir auch in NTTD besser gefallen hätte.

Ansonsten blieben noch kurze Ausschnitte wie Tracys Gefangennahmme in OHMSS, die sich Bond in Ms Büro gedanklich vorstellt. Ich glaube, dass es davon vereizelt noch mehr in anderen Filmen gibt.
Was für eine Rückblende? Eigentlich erzählt doch jede PTS eine kurze Handlung, die immer irgendwann vor der Hauptgeschichte passiert und teilweise der Auslöser für die Hauptgeschichte ist. Das ist dann doch auch wie eine Rückblende, wenn auch nur wenige Tage oder Wochen zuvor und nicht Jahrzehnte wie in NTTD.
Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Nomi fand ich dagegen überflüssig wie ein Kropf, in jeder Hinsicht. Wäre sie doch wenigstens mit James im Bett gelandet, dann hätte ihre Rolle ja noch Sinn gemacht. Der Sex-Aspekt kam mir hier ohnehin deutlich zu kurz. Die #metoo-Fraktion mag entzückt darüber sein, dass Bond vorher die Erlaubnis braucht, um seinen Arm um Nomis Hüften zu legen, andere Zeiten und so, mir ist ein Womanizer-Bond dennoch deutlich lieber. Es müssen ja nicht immer die „Ach, James“-hauchenden Damen sein. Aber mit gar keiner im Bett zu landen?
Aber was soll man auch von einem Regisseur erwarten, der den 60er-Bond als Vergewaltiger bezeichnet? :)
Absolute Zustimmung. Überhaupt wird bei Nomi und Paloma viel Potential verschenkt, erstere war kämpferisch stark, aber insgesamt langweilig und zweitere leider nur kurz in der Story dabei.
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Kommen wir zu den umstrittenen Entscheidungen. Dank einer unerbetenen Vorab-Info hatte ich schon mal eine Nacht Zeit, mich an Bonds und Leiters Filmtod zu gewöhnen; hätte mich das kalt erwischt, würde ich möglicherweise anders darüber denken. Wie dem auch sei: Leiters Tod fand ich wie gesagt überflüssig, das war sicherlich auch ein Tod zu viel.
Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50 Ich fand es auch too much, dass man eine bekannte Rolle nach der anderen abmurkst. Leiter, Blofeld, Bond? Wobei mir nach Leiters Tot schon fast klar war, wie der Film ausgeht.
Diesbezüglich hatte ich auch einige Spoiler wahrgenommen, aus denen ich einige Vorstellungen haben könnte, wie der Film enden könnte: Bond hat eine Tochter und Lea Seydoux hatte über das Filmende erzählt "you will cry". Von da an war mir klar: Bond stirbt oder seine Tochter stirbt. Letzteres hätte wohl noch heftiger gewirkt. Geweint habe ich jetzt aber nicht beim Filmende.
Leiters Tod hat mich ziemlich überrascht, aber letztlich fand ich es nicht so schlimm wie Bonds Tod. Blofeld, naja aus Safins Sicht macht es Sinn und ist wünschenswert, ich hingegen hatte mir von Blofeld einfach mehr erwartet (dass Bond von ihm etwas essentielles erfährt, er entkommt oder was auch immer :? Blofelds Tod war für mich auch so ein Waaass?Moment und für einen derartig ikonischen Bondcharakter etwas zu kurz und billig :shock: )
Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 Spätestens seit SP leidet die Reihe unter einer unerklärlichen Dialog-Schwäche, die offenbar auch Phoebe Waller-Bridge nicht in den Griff bekommen hat, und unter einer gewissen Unschlüssigkeit der Handlungen, da wirkt vieles oft nicht rund, deplatziert, gewollt oder konstruiert. Beispielsweise in der Szene zwischen Bond und Safin, in der Bond, um nach seiner Waffe zu greifen, auf den Boden sinkt und sich devot entschuldigt: es tut mir leid, mein Fehler, ich entschuldige mich – das fand ich einfach nur doof. Ich verstehe die Intention, aber Bond-unwürdig bleibt es allemal, das kann man besser lösen.
Ja, die Szenen hat mich auch gestört.
Das empfand ich endlich mal als eine logische und clevere, wenn auch eher bonduntypische Aktion.
Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 auch in der Art und Weise, sich wegbomben zu lassen, fragwürdig und beinahe lieblos
Jo, sehe ich genauso.
Vielleicht sollte es Bonds Ende heroischer machen?? Wobei mir die Quarantäne lieber gewesen wäre, Suizid hätte er auch zur Not auch später noch begehen können. Er hätte es zumindest für seine Familie probieren können, aber nun gut.
Henrik hat geschrieben: 7. Oktober 2021 08:50
ollistone hat geschrieben: 6. Oktober 2021 21:20 erneut ist Bond nur in Teilen erfolgreich: Blofeld kann er nicht töten, nur verhaften (lassen), „Spectre“ selbst überlebt.
Das sehe ich etwas anders. Ständig tötet Bond irgend welche Bösewichte. Ist das das normale Vorgehen, wie man mit solchen Verbrechern umgehen sollte? Wohl nicht. Diesbezüglich fand ich auch das Ende von SP gelungen. Endlich schafft es Bond mal, professionell zu argieren und Blofeld festnehmen zu lassen.

Zugegeben, in jedem Film möchte ich so etwas auch nicht sehen. Trotzdem besser, als wenn Bond jeden Bösewicht tötet. Etwas, was ja auch von M in CR kritisiert wurde, man wollte Mollaka verhören und nicht töten.

In diese Richtung fällt mir noch etwas anderes ein, was mich in SP etwas gewundert hat: M erzählt C, wie es sich anfühlt, jemanden zu töten, ihn vorher zu beschatten und ihn am Ende töten zu können? Ernsthaft? Das klingt ja bald so, als sei es ein völlig normales Vorgehen, dass jeder Verbrecher erschossen wird.
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Ja, die Verhaftung Blofelds war ein sehr untypisches Bondende und hat die Erwartungen der Zuschauer clever gebrochen. :D
Ganz im Gegenteil. M führt gerade die Fähigkeit situationsabhängig individuell eine eigene Entscheidung zu treffen und diese vor sich selbst rechtfertigen zu müssen (Logik vs. Moral, Verstand vs. Herz), als Argument gegen Cs Nine-Eyes-Programm mit weltweiter Überwachung und Liquidierung per Drohne von London aus an. Man könne sich auch dafür entscheiden jemanden nicht zu töten, so wie Bond es mit Blofeld in SP macht, was ich in SP völlig ok und sogar gut finde. Doch bei Bond gehört es irgendwie dazu. Immerhin ist er der Mann mit der Lizenz zum Töten und nicht der Lizenz für Therapiesitzungen. Und früher hat Bond sich so gut wie nie gegen das Töten entschieden, prominente Ausnahmen sind Valentin Zukovsky, KGB-Boss Pushkin, mehr fallen mir gerade nicht ein.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Kurz zu dem von oben: Ich finde es gut, wie der Film eigentlich immer mehrmals Dinge andeutet um den Zuschauer nicht zu überfordern aber es ist dennoch subtil.

Madeleine zum Beispiel sagt Bond zwei mal, dass sie jetzt "nach hause" wolle (in Matera und in Belmage). Deshalb ist Bond dann sofort klar, wo er sie finden wird. Klar arbeitet und wohnt sie in London aber nimmt dann wohl Mathilde mit in ihr Elternhaus oder Ferienhaus.

Genau so ist es bei Safin, er sagt eigentlich zwei Mal, dass ihm Mathilde egal ist. Er zeigt ihr wohl nur den Garten, um psychische Macht über Madeleine zu erhalten


Ein Vorwurd den ich bei Bond immer und immer wieder lese ist der vom "verschenkten Potenzial". Vielleicht sollten wir einfach mal akzeptieren, dass nicht jeder Charakter in einem Film oder bei Bond gleich die voll ausgefeilte Hauptrolle sein muss. Hätte ich gerne mehr von Paloma gesehen? ja klar, aber vielleicht war es auch gut, dass sie nur für das da ist, was das Drehbuch für sie vorgesehen hat.
Warum hat Nomi verschenktes Potenzial? Sie erfüllt doch voll ihren Zweck im Drehbuch (the world has moved on, Bond ist scheinbar ersetzbar, sie ist jung und dynamisch aber Bond kann eben noch mithalten,...) und sogar auf der Metaebene ist sie dafür da, um die Diskussion um einen schwarzen Bond oder weiblichen 007 aufzugreifen.
Ja, man kann immer alles besser schreiben - aber irgendwie fällt es mir immer leichter, die Dinge auch so hinzunehmen wie sie sind, und die "Schönheit" darin zu erkennen
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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danielcc hat geschrieben: 7. Oktober 2021 10:45 Ein Vorwurd den ich bei Bond immer und immer wieder lese ist der vom "verschenkten Potenzial". Vielleicht sollten wir einfach mal akzeptieren, dass nicht jeder Charakter in einem Film oder bei Bond gleich die voll ausgefeilte Hauptrolle sein muss.
Das fordert aber niemand oder? Ich denke, da stoßen einfach verschiedene Auffassungen davon aufeinander, was eine gute Rolle ausmacht, was an einem Film funktioniert oder nicht, etc. Wenn Nomi für dich funktioniert, ist es klar, dass du da kein verschenktes Potenzial siehst. Aber wenn Nomi für jemand anderen nicht funktioniert, dann ist da für den natürlich verschenktes Potenzial. Da wirst du keine Wahrheit finden, nur Eindrücke.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Ich habe nur immer das Gefühl, dass heute (aufgrund der intensiven Vorberichterstattung) die Erwartungshaltung eine ganz andere ist. Das sehe ich auch und vor allem bei Anforderungen an Wendepunkte in Bondfilmen obwohl es bei Bond 50 Jahre nie eine Überraschung in den Filmen gab. Oder eben bei den NEBENcharakteren. 50 Jahre lang haben Q, M, Moneypenny immer das gleiche gesagt und getan. Nebencharaktere haben im besten Falle Bond gute Stichpunkte für Sprüche gegeben. Leiter war nie eine große Rolle, die lokalen Verbündeten eben so wenig.
Aber heute wird an jeden Charakter eine besondere Erwartung gestellt.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Stimmt doch gar nicht. :D Also den Eindruck teile ich nicht. Niemand schreibt hier, ihm seien in den aktuellen Bonds zu wenig Twists und Wendepunkte. Stattdessen haben SF, SP und NTTD alle solche Momente, die es bei Bond vorher nie gab. Da ist dann die Frage, was zuerst da war: Die Erwartungshaltung oder die Entwicklung in den Filmen?
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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Nomi fand ich in Jamaika cool (die Ankunft auf Kuba als sie Bond winkt echt witzig), in den MI6-Szenen OK aber insgesamt war ihre Rolle dann doch ziemlich schwach. Wie Bond dann in Norwegen auch sagt, wo war sie die ganze Zeit als er sie gebraucht hätte? Aber dafür war sie für 5 Sekunden im neuen Aston Martin. Auf der Insel schießt sie noch ein bisschen herum und dann verlässt der neue Stern am MI6-Himmel einfach den Showdown.

Wie immer halt viel Lärm um nichts, liegt nicht an Lashana sondern am Drehbuch.
Bond... JamesBond.de

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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Gernot hat geschrieben: 7. Oktober 2021 11:38 Nomi fand ich in Jamaika cool (die Ankunft auf Kuba als sie Bond winkt echt witzig), in den MI6-Szenen OK aber insgesamt war ihre Rolle dann doch ziemlich schwach. Wie Bond dann in Norwegen auch sagt, wo war sie die ganze Zeit als er sie gebraucht hätte? Aber dafür war sie für 5 Sekunden im neuen Aston Martin. Auf der Insel schießt sie noch ein bisschen herum und dann verlässt der neue Stern am MI6-Himmel einfach den Showdown.

Wie immer halt viel Lärm um nichts, liegt nicht an Lashana sondern am Drehbuch.
Zumindest dafür, dass sie Bond helfen bzw. wie du sagst "der neue Stern am MI6-Himmel" ist, war das für mich zu wenig. Letztlich ist sie so ein Mittelding zwischen Bonds lokalen Kontaktpersonen (aber die vermitteln Bond meistens immerhin ein Treffen mit dem Bad Guy oder eine lokale Spur) und einer "echten Unterstützung/Weggefährtin" wie z.B. Wai Lin oder Natalya (die konnte wenigstens das GoldeneyeProgramm hacken und 006' Fluchtweg nach Kuba digital ermitteln, womit sie technisch und intelligenzmäßig zumindest deutlich über vielen anderen Bondgirls steht). Klar sie hat Qs Fluggleiter geflogen und ein paar Bad Guys gekillt, aber ist das wirklich was besonderes?

PS. Immerhin ist sie das mit Abstand kompetenteste schwarze Bondgirl, aber da war die Hürde mit Rosie Carver nicht all zu hoch. :lol:

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

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danielcc hat geschrieben: 7. Oktober 2021 11:14 Ich habe nur immer das Gefühl, dass heute (aufgrund der intensiven Vorberichterstattung) die Erwartungshaltung eine ganz andere ist. Das sehe ich auch und vor allem bei Anforderungen an Wendepunkte in Bondfilmen obwohl es bei Bond 50 Jahre nie eine Überraschung in den Filmen gab. Oder eben bei den NEBENcharakteren. 50 Jahre lang haben Q, M, Moneypenny immer das gleiche gesagt und getan. Nebencharaktere haben im besten Falle Bond gute Stichpunkte für Sprüche gegeben. Leiter war nie eine große Rolle, die lokalen Verbündeten eben so wenig.
Aber heute wird an jeden Charakter eine besondere Erwartung gestellt.
Das finde ich wiederum sehr unfair. Mal ohne M und Q weil du z.B. Llewelyn ja eh nicht wirklich magst wie ich mich zu entsinnen glaube. Leiter in NSNA oder LTK ist bestimmt keine kleine Rolle, dein CR ist wohl mit die kleinste für ihn. Und an Verbündeten gab es Jungs wie Kerim, Tanaka, Columbo, Zukovsky, zählen die nicht?
We'll always have Marburg

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