Hallo in die Runde!
Ich fassen es nicht, aber ich habe mich tatsächlich hier angemeldet und schreibe diesen Beitrag... und trau mich vielleicht sogar ihn abzuschicken. Ich (mit Ü40 schon ein "großes Mädel") bin seit Kindheit begeistert von Agentengeschichten, Thrillern, Krimis egal ob Buch oder Film und Bond ganz besonders... Mein Vater ist schuld, er hat mich als Kind sowas immer mitgucken lassen wenn meine Mutter Nachtdienst hatte -:)
Ich habe den Film am Samstag gesehen und bin immer noch fix und alle. Ich habe diesem speziellen Film entgegen gefiebert wie noch keinem anderen und die Pandemie ließ mir Zeit ALLES zu lesen und zu streamen, was mir in die Finger kam, auch Interviews mit den relevanten Personen und und und... Schon seit Wochen hatte ich mir anhand dieser "Vorbefassung" zusammen gereimt, dass der Film genau diesen Verlauf nehmen könnte. Als Bond gleich am Anfang den Satz sagt "Wir müssen nicht schneller fahren, wir haben alle Zeit der Welt", da wusste ich, dass ich Recht hatte und überlegte mir ernsthaft, ob ich das überhaupt sehen will. Und beim Abspann hatte ich tatsächlich das Bedürfnis mich ordentlich auszuheulen. Auch heute noch, 3 Tage und die Lektüre Eurer Beiträge später empfinde ich ein Gefühl des Verlusts. Als wäre mir was genommen worden, was ich zwar nie besessen habe aber trotzdem irgendwie für mich beanspruchte. Die Craig-Bonds habe ich in den ersten Wochen immer mehrmals gesehen, deutsch und die OVs... Bei diesem weiß ich nicht, ob ich das will. Ich hab unzählige Male Herr der Ringe gelesen und gesehen und mir kommen IMMER die Tränen, wenn Frodo das Schiff nach Mittelerde besteigt aber das ist irgendwie was anderes und tut fast gut. Nicht so hier.
Da der Film diese Wirkung auf mich hatte, muss er gut gewesen sein. Und ich glaube das war er objektiv betrachtet auch. Sehr vieles gelang besser als bei Spectre, den ich in Teilen wirr und bemüht fand. Ich finde immer noch, dass Craig und die Swann-Darstellerin als Paar nicht gut zusammen passen und die Liebesgeschichte ein Fall von "they try to sell, but I can't buy it" ist. Swann für sich genommen hat mit im aktuellen Film jedoch viel besser gefallen. Eigenständiger, nicht so passiv-zweidimensional, auch die Mutterschaft steht ihr gut. Q fand ich super, M hatte starke Momente und von Paloma hätte es gerne etwas mehr sein dürfen. Die Musik fand ich großartig aber ich bin auch ein ergebener Fan von Hans Zimmer und daher vielleicht nicht objektiv. Und "ja" ich oute mich: Ich finde Craig einen der attraktivsten Männer, den ich (in der echten Welt und auf der Leinwand zusammen genommen) bislang gesehen habe. Allein die Gelegenheit, diesem wirklich schönen Menschen knapp 3 Stunden zusehen zu können, wär ja schon was
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Aber das kann ich in anderen Filmen ja noch zur Genüge.
Einiges, was mir an Logik-Fragezeichen hängen blieb, konnte ich dank Euch aufklären. Was ich noch immer nicht verstehe ist, wieso es lt. Blofeld sein (Bonds) Tod sein wird "wenn ihr Geheimnis ans Licht kommt". Welches Geheimnis? Das Kind? Die kommenden Ereignisse und Swanns Verbindung damit? Da hätte der gute Blo ja Hellseher sein müssen. Mit Bond als Vater kann ich prima leben, obwohl man sich damit für die Zukunft vieler Möglichkeiten begibt, wie ich finde. Das Düstere, Gebrochene, auch Brutale was Craigs Bond an sich hat, fand ich immer reizvoll, da mir die Bond-Figur aus Flemmings Büchern mehr zusagt als die glatt-gebügelteren Versionen.
Aber warum jetzt dieses Ende? Musste das sein?
Wollte man Craig so unbedingt ein Denkmal setzen?
Wie geschrieben, ich finde Craig großartig, bewundere auch seine Arbeit aus der Vor-Bond-Zeit. Ich habe Respekt, wie diskret er sein Privatleben hält (keine peinlichen Enthüllungen oder Exzesse). Ich musste aber auch feststellen, dass er bei vielen Interviews auf mich nicht sympathisch wirkt. Und mein Eindruck ist, dass er sehr "mächtig" geworden ist in dem ganzen Franchise. Erinnere mich gerade an ein Zitat aus einem Artikel, in dem der Autor schrieb "Barbara (Broccoli) denkt, er kann über das Wasser wandeln".
Wäre ich Craig, hätte so viel erreicht, wäre nach Spectre "satt" und der Sache vielleicht etwas überdrüssig und würde mich zu einem letzten Auftritt überreden lassen und wäre mir bewusst, wie sehr mich die Produzenten verehren, mir würde einiges einfallen, was ich zur Bedingung machen würde, wie z. B.
- größtmöglichen Einfluss auf die Story (sind Euch nicht auch Parallelen aufgefallen? Craig ist im wahren Leben ja auch unlängst Vater geworden
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)
- ein furiosen Ende, das eine Weiterführung der Reihe zumindest sehr erschwert
Ein Autor eines andern Artikels lang vor Erscheinen des Films hatte gemutmaßt, dass er (Craig)."Bond möglicherweise für immer kaputt gemacht hat"...
Es hilft nix, ich bin immer noch ratlos. Aber danke fürs Lesen!!!