Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Generation Beziehungsunfähig (2021) – Helena Hufnagel – Warner
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
gesehen am 02.08.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 2 – 19:00 – Reihe 16 Platz 20


RomComs sind für mich immer interessant, wenn sie kompakt sind, pfiffige und interessante Ideen bieten und natürlich auch den ein oder anderen Schauspieler im Ensemble haben, den ich abfeiere. Helena Hufnagels „ Generation Beziehungsunfähig“, der auf einem Sachbuch basiert ist genau so eine RomCom, die nicht nur eine pfiffige, moderne Idee hat, sondern mit Frederick Lau auch einen meiner Lieblingsschauspieler im deutschen Raum in einer Hauptrolle zu bieten hat und mit 85 Minuten sogar unterhaltsam, kurzweilig und kompakt geworden ist.

Micha ist erfolgloser Autor und Mitarbeiter einer Werbeagentur. Statt sich beziehungstechnisch zu binden, swiped er unaufhörlich durch Online-Dating-Apps durch und hangelt sich lose von Sex zu Sex. Als er jedoch auf die geheimnisvolle Ghost trifft, die das ganze Zwischenmenschliche noch lockerer sieht als er und beide eine einvernehmliche, auf losem Sex basierende Beziehung führen, fängt er an Gefühle für Ghost zu entwickeln, ohne zu ahnen, dass ihn das mehr von Ghost entfernt, als das es ihn näher an sie heranführt.

Ich halte mich an dieser Stelle genauso kompakt wie der Film, denn der Film hat mich zum einen richtig gut unterhalten und mir hat das Duo aus Frederick Lau und Luise Heyer mit ihrer Chemie und dem Zusammenspiel richtig gut gefallen. Natürlich spiegelt der Film zum Teil natürlich auch den aktuellen Stand im Bereich Dating und Beziehungen wieder, was für den Film an dieser Stelle dynamischer Aufhänger für den Film und auch die Entwicklung der Beziehung zwischen Micha und Ghost ist, auch wenn natürlich der Film bei seiner kompakten Laufzeit nicht in die Tiefe gehen und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema nicht liefern kann. Ganz witzig fand ich auch zum Beispiel Tedros Teclebrhan und Kida Ramadan in kleinen Nebenrollen zu sehen.

„Generation Beziehungsunfähig“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9828
iHaveCNit: Old (2021) – M. Night Shyamalan – Universal
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
gesehen am 03.08.2021 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 10 - 20:10 – Reihe 9 Platz 14


Den Abschluss eines extrem gefüllten Kinowochenendes macht nun der Film „Old“, der der neue Film von M. Night Shyamalan ist, der mich beim Trailer von seiner Idee und auch dem Aspekt eines Mystery- und Survivalthrillers angesprochen hat und relativ interessant war. Ähnlich wie die Qualität der Filmografie eines Shyamalan schwankt auch „Old“ in seiner Qualität.

Die Familie Cappa, bestehend aus den Eltern Guy und Prisca und den Kindern Maddox und Trent verbringen einen Urlaub in einem Luxus-Ressort. Durch einen Geheimtipp werden sie und ein paar weitere Gäste an einen abgeschiedenen Privatstrand geführt. Doch nach kurzer Zeit häufen sich mysteriöse Zwischenfälle und man scheint spürbar in Rekordtempo zu altern – so dass die Familie Cappa und die anderen Gäste einen Ausweg suchen müssen, bevor sie sterben.

Ich muss ja sagen, dass ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genau weiß, was ich von „Old“ halten soll. Was ja eigentlich als rasanter Mystery-Schocker mit Survival-Einschlag vor malerischer Kulisse vermarktet worden ist, sorgt mit einem melancholischen Familiendrama für eine interessante, aber tonal etwas inkonsistente Mischung. Genauso inkonsistent ist der Film dort bei der entsprechenden Ausarbeitung der Charaktere, so dass es durchaus einige auch sehr klischeehafte und oberflächlich plakative Charaktere gibt und auch durchaus die ein oder andere dumme Entscheidung hier getroffen wird. Und so war ich nicht ganz so investiert, da mir durchaus für den einen oder anderen Charakter die Sympathie gefehlt hat. Auch wenn der Film vor allem gut aussieht und durchaus die Atmosphäre eines Kammerspiels aufkommt, hat mich das nur bedingt bekommen. Es gibt ja durchaus den Hang, Shyamalan als Regisseur zu sehen, bei dem es immer auf einen großen Twist hinausläuft. An dieser Erwartungshaltung scheitern sowohl Shyamalan als auch die Zuschauer selbst. Es ist vielmehr durchaus der Weg zum Ziel interessant und ob sich dieser Weg zum Ziel gelohnt hat. Ob die Auflösung am Ende mich überzeugt hat, da bin ich mir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht schlüssig, aber diese ist schon interessant, genau wie ein paar im Film vorhandene Hinweise im Kontext zu dieser Auflösung – aber wenn es um das rationale Auflösen eines mysteriösen, irrationalen Settings geht, dann passt das zum qualitativ und tonal schwankenden Bild des Films.

„Old“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9829
iHaveCNit: Abseits des Lebens (2021) – Robin Wright – Universal
Deutscher Kinostart: 05.08.2021
gesehen am 05.08.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Studio – 19:45 – Reihe 3 Platz 1


Nach einem vollgepackten Kinowochenende sieht es dieses Wochenende etwas überschaubarer aus. Während ich bei zwei größeren deutschen Produktionen weder investiert noch interessiert bin und ein großer Blockbuster erst am Samstag ansteht, hat mich ganz spontan „Abseits des Lebens“ von Robin Wright interessiert, den ich entsprechend heute Abend eingeschoben habe und der mir sehr gut gefallen hat.

Edee ist nach einem persönlichen Schicksalsschlag nicht mehr in der Lage, von Menschen umgeben zu sein. So kommt sie auf die Idee eine abgelegene Hütte in den Rocky Mountains zu beziehen und sich komplett autark durchzuschlagen. Doch ohne jegliche Erfahrung wird das schwierig und als es im Winter zu einigen schwerwiegenden Zwischenfällen kommt, kommt der lokale Jäger Miguel zur Hilfe.

„Abseits des Lebens“ ist ein feiner, kleiner Film geworden. Es ist ein Glücksfall, dass Robin Wright bei Ihrem Langfilm-Regiedebüt sich nach langer Zeit doch letztendlich dazu entschieden hat, selbst die Hauptrolle zu übernehmen, denn die Rolle der Edee ist für Robin Wright eine großartige Performance, die mit Nuancen und auch rein physischer Präsenz in selbst ruhigen und stillen Momenten so viel zu bieten hat bei der die komplette Reise und Entwicklung großartig mit anzusehen ist. Der Film bietet großartige Landschaftsaufnahmen der Wälder, Bergen und Flüsse der Umgebung von Edees Habitat. Darüber hinaust kommt im 2. Akt der Handlung Demian Bichir als weiterer wichtiger Charakter Miguel dazu und Wright und Bichir entwickeln eine schöne Chemie, so dass es eine Freude ist mitanzusehen, wie Edee durch Miguel viele kleine lebenswichtige Dinge lernt. Nicht zu vergessen, dass beide Charaktere durch persönliche Schicksalsschläge verbunden sind. Zum Glück hat der Film hier nicht den Fehler gemacht, auf ein schnulziges Finale hinzuarbeiten und das melancholische und emotionale Ende hat mich überzeugt. Schade, dass der Film mit 85 Minuten sehr kurz ist und die Handlung damit sehr gehetzt und sprunghaft ist. Ein wenig mehr Ruhe zur Entfaltung der Bilder und der Dynamik zwischen Edee und Miguel wäre in meinen Augen auch etwas passender gewesen, denn ich hätte gerne mehr davon gesehen.

„Abseits des Lebens“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9830
Sondervorstellung
iHaveCNit: Spotlight – Die Arthouse-Sneak (11.08.2021) – Überraschungsfilm
Deutscher Kinostart: ???
gesehen am 11.08.2021 in OmU
Arthouse Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Sitz 14 – 21:00 Uhr


Die Arthouse Kinos Frankfurt bieten alle 2 Wochen Mittwochs eine besondere Veranstaltungsreihe an. Es handelt sich hier um die Veranstaltungsreihe „Spotlight – Die Arthouse-Sneak“. Auf meiner persönlichen Bucket-List stand es auch mal, eine solche Veranstaltung zu besuchen. Hier gibt es immer wie bei einer Sneak üblich einen Überraschungsfilm, der sich bei den Arthouse-Kinos Frankfurt grundsätzlich an den ganz großen Arthouse-Filmen, Oscarkino, Independent-Perlen sowie Geheimtipps und Filme ohne regulären Kinostart bedient. Die Überraschungsfilme werden hier in der OmU-Fassung gezeigt – Originalversion mit deutschen Untertiteln. Für die Veranstaltung hat sich das Kino auch noch ein paar besondere Schmankerl überlegt. Neben einer Anmoderation des Films bekommt jeder Kinogast einen Bewertungszettel mit Schulnotensystem von 1-6, den er am Ende der Vorstellung an der persönlichen Benotung einreißen und in eine Kiste legen kann, aus dem eine Durschnittsnote ermittelt und der Überraschungsfilm in ein kino-eigenes Ranking einsortiert wird. Kurz vor der Vorstellung gibt das Kino 2 Hinweise auf der eigenen Facebook-Seite, die in Abstand von einem Tag als Beiträge gepostet werden. So kann jeder bereits vorher mitraten, um welchen Film es sich handeln könnte.

Diese beiden Hinweise waren wie folgt:
+++Hinweis 1/2 +++
Fühlt ihr euch von euren Eltern verstanden? Finden regelmäßig Familienausflüge oder tiefe Debatten und Gespräche statt? Seid ihr euch nah oder entfremdet ihr euch immer mehr voneinander. Spürt ihr noch Zuneigung und Nähe oder ist es das reinste Durcheinander und Missverständnis bei einem Zusammentreffen. Und ist das Verhältnis eher eine Komödie oder ein Drama?
+++ Hinweis 2/2 +++
Den Hauptdarsteller des heutigen Films kennt wirklich jeder in seiner Paraderolle in XXXXXX. Die wenigsten wissen aber, dass er sich selbst dem Filmemachen verschrieben hat. Und wie das aussieht und wer Mr. Unknown ist, das erfahrt ihr dann heute Abend bei der SPOTLIGHT-Sneak.

Mit diesen Hinweisen ist der Überraschungsfilm eigentlich recht eindeutig lösbar. Ich werde ihn an dieser Stelle aber noch nicht auflösen, da ich diesen auch noch Freitag Abend in der deutschen Fassung sehen und dieses Mal direkt in meine Jahreswertung nehmen und auch konkret kritisieren werde. Der Film selbst würde von mir eine 9/10 bekommen, in der Benotung auf dem Bewertungszettel habe ich die 1 vergeben. Damit ich das genau erläutern kann, orientiere ich mich dafür an einem Bewertungskriterium, anhand dem ich bereits bewertet worden bin – der IHK-Notenschlüssel, nachdem von 100 bis 92 die 1 vergeben wird. Der Film selbst bewegt sich in der Region von 94 bis 92, womit dieser eine 1 bekommt, aber entsprechend der Vereinfachung auf 9 abgerundet wird.

Im Laufe des nachfolgenden Tages wird auch nochmal der „Öffentlichkeit“ bekannt gegeben, welcher Film es nun geworden ist, und wie die ganzen Zuschauer den Film bewertet haben. Daraus wird ein Durchschnitt ermittelt und der Film in das Ranking eingeordnet.

Das Ranking sah nach vorherigem Stand und 2 Filmen wie folgt aus:

1. Promising Young Woman (1,9)
2. Minari (2,3)
Hier die Auflösung:

+++ Auflösung Spotlight vom 11.08.2021 +++
Die gestrige Spotlight-Sneak war unser erster kleiner Spalter des Jahres. Macht aber gar nichts. Denn wir starten das melancholische Familiendrama, welches gleichzeitig Viggo Mortensens Regiedebüt ist, FALLING ab heute im Cinéma (täglich um 14.45 & 20.45 Uhr).
Notendurchschnitt = 2,5
1=7x
2=10x
3=9x
4=5x
5= 0x
6=1x
Die kommende Spotlight-Sneak findet dann wieder am 25.8. statt.

Das Ranking sieht nun nach 3 Filmen wie folgt aus:

1. Promising Young Woman (1,9)
2. Minari (2,3)
3. Falling (2,5)

Da ich den Film am Freitag nochmal sehen werde, kommt am Freitag Abend bzw. Samstag morgen die Review zu „Falling“. Und so wie es aussieht, werde ich durchaus häufiger in die „Spotlight-Sneak“ gehen.

„Überraschungsfilm“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9831
iHaveCNit: Nahschuss (2021) – Franziska Stünkel – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 12.08.2021
gesehen am 12.08.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Eldorado – Reihe 5, Sitz 11 – 20:45 Uhr


Zeit für ein richtig starkes Stück deutsches Kino über eine sehr dunkle Tatsache, die noch bis in die 80er-Jahre hinein in der DDR praktiziert worden ist – die Todesstrafe per unerwarteten Nahschuss in den Hinterkopf. Basierend auf einem reell existierenden Mitarbeiter der Staatssicherheit, Dr. Werner Teske, der die letzte Person gewesen ist, die mit dieser Strafe verurteilt und hingerichtet wurde, inszeniert die Regisseurin Franziska Stünkel ein extrem intensives und menschliches Stasi-Drama mit einem extrem starken Lars Eidinger in der Hauptrolle

Franz Walter möchte eigentlich nachdem er promoviert hat, zu einem Job in Äthiopien reisen. Im Flugzeug wird er jedoch abgefangen und man macht ihm ein attraktives Angebot beim Nachrichtendienst der DDR. Für diese lukrative Tätigkeit bekommt er eine neue Wohnung und auch den Vorgesetzten Dirk Hartmann zugeteilt. Das Hauptziel seines Auftrags ist ein nach Westdeutschland transferierte Fußballspieler, den Franz flüchtig persönlich kennt mit dem Ziel, Informationen zu sammeln und gezielte Manipulationen. Doch je tiefer er in diesen Auftrag eintaucht, umso mehr kommen ihm Zweifel und die Angst, nie wieder aus diesem System ausbrechen zu können.

Franziska Stünkel fokussiert sich in der nüchternen, ruhigen und tristen Inszenierung des Films auf den menschlichen Aspekt und wie eine Person an den Methoden, dem Misstrauen und der Manipulation innerhalb des Staatsapparats der DDR zweifelt und daran zu zerbrechen droht. Gerade die Inszenierung macht den Film sehr eindringlich und intensiv mit einer radikalen Intensität, die ihresgleichen suchen könnte. In der Kombination mit dem starken, zurückhaltenden, aber nicht minder intensiven und nuancierten Schauspiels von Lars Eidinger wird der Film zu einem sehr starken Erlebnis, das nachhallen kann. Gerade auch die narrative Struktur des Films, die zwischen einer fortlaufenden Handlung und schrittweisen Erzählung der Ereignisse sowie zwischen einer Gerichtsverhandlung wechselt macht ist auch ganz interessant gewählt. Schön, dass sich Franziska Stünkel in diesem Film genau diesem Thema gewidmet und für eine noch bedrückendere und authentischere Atmosphäre an zum Teil Originalschauplätzen gedreht hat. Die geschaffenen Bilder sind großartig und auch noch ergänzend bezüglich Authentizität und Atmosphäre hat mir auch das allgemeine Setdesign sehr gefallen. Insgesamt ist „Nahschuss“ ein wichtiges Stück deutsches Kino.

„Nahschuss“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9832
iHaveCNit: Falling (2021) – Viggo Mortensen
Deutscher Kinostart: 12.08.2021
gesehen am 11.08.2021 in OmU im Rahmen der Spotlight – Arthouse-Sneak der Arthouse Kinos Frankfurt
Arthouse Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Sitz 14 – 21:00 Uhr
gesehen am 13.08.2021 in der deutschen Fassung
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 20:45 Uhr


Auch ein Film, der bedingt durch die Pandemie immer verschoben werden musste war Viggo Mortensens Regiedebüt „Falling“. Hier wollte ich mir etwas Zeit lassen mit der Kritik, denn ich habe diesen Film in der Erstsichtung in Originalfassung mit Untertiteln als Überraschungsfilm in der Arthouse-Sneak gesehen, doch war mir klar, dass ich diesen trotzdem als regulären Kinostart auch in der deutschen Fassung bereits geplant – und nun auch zweimal gesehen habe.

John Petersen fliegt mit seinem Vater Willis vom verschneiten Chicago nach Kalifornien für eine schwierige Entscheidung. Für den zunehmend immer stärker an Demenz erkrankten Willis möchte er sich Wohnungen ansehen, damit die Pflege besser organisiert werden kann. Doch das gestaltet sich nicht nur durch Willis Demenz relativ schwierig. Der erzkonservative, traditionalistische und stark patriarchalische Egoist macht keinen Hehl daraus, den modernen Lebensstil seines Sohnes und dessen Homosexualität zu verachten, so dass es nicht lange dauert, bis es zu unausweichlichen Konflikten kommt, die irgendwann eine Entscheidung fordern.

„Falling“ habe ich als sehr feinfühligen und zugleich emotional und moralisch herausfordernden Film empfunden. Gerade der zentrale Vater-Sohn-Konflikt, der hier von Viggo Mortensen geschrieben und inszeniert worden ist, ist in seiner Grundkonstellation sehr gut herausgearbeitet worden. Natürlich werden hier die Extreme herausgefordert, indem wir es mit einem erzkonservativen, traditionalistisch geprägten Egoisten, der nach aktuellem Maßstab in höchstem Maß politisch inkorrekt ist und einem homosexuellen Sohn mit modernem Lebensstil zu tun haben. Dieser Grundkonflikt wird auch noch dadurch sehr ambivalent erschwert durch die demenzielle Erkrankung von Willis, so dass wir als Zuschauer mit vielen Spannungsfeldern konfrontiert werden.
Gerade die ganzen, ausufernden Tiraden von Willis, der hier extrem gut von Lance Henriksen verkörpert wird, sorgen natürlich für eine emotional herausfordernde Situation bei den Zuschauern. Man möchte lachen, aber dieses Lachen kann einem im Halse stecken bleiben. Der geistige Verfall von Willis sorgt auch dafür, dass Erinnerungen verschwimmen und durcheinander geworfen werden. Während es dem Umfeld von Viggo Mortensens gespieltem John immer schwerer fällt mit der Situation umzugehen – darunter auch sein von Terry Chen gespielter Ehemann Eric, bewegt sich John in einem Spannungsfeld zwischen Verachtung und Mitgefühl trotz vieler traumatischer Erfahrungen der Vergangenheit. Die hier gebotenen Nuancen sind großartig gespielt – nicht nur vom Duo Henriksen und Mortensen, sondern auch vom gesamten Ensemble. In die Rahmenhandlung selbst werden immer wieder Rückblenden eingewoben, die den Blick auf viele Ereignisse der Familie in der Vergangenheit wirft – und hier wird klar, was für ein Egoist Willis bereits damals gewesen ist – großartig verachtenswert von Sverrir Gudnasson gespielt. Neben Rückblenden werden auch mal assoziative Traumsequenzen eingewoben, die durchaus auch mal befremdlich wirken können. Großartig ist auch, dass Viggo Mortensen die Musik zum Film komponiert und dafür am Piano gesessen hat. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Film durchaus auch problematisch aufgenommen werden kann, da sich Viggo Mortensen getraut hat, ein sehr heißes Eisen anzufassen, wenn wir es hier mit Sexismus, Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit zu tun haben. Wer von Äußerungen dieser Art entsprechend getriggert wird und damit nicht klar kommt, wird ein Problem mit „Falling“ haben. Bei mir war das nicht so. Mir hat das feinfühlige Vater-Sohn-Drama sehr gut gefallen.

„Falling“ - My Second Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9833
iHaveCNit: Matthias und Maxime (2021) – Xavier Dolan
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
gesehen am 14.08.2021
Murnau Filmtheater Wiesbaden – Reihe D, Sitz 13 – 17:15 Uhr


Film Nummer 30 nach der Wiedereröffnung ist ein Film, der mich schon bereits länger interessiert hat, aber pandemiebedingt selbstverständlich von Verschiebungen nicht verschont geblieben ist, ist Xavier Dolans Film „Matthias und Maxime“, für den ich leider in meiner Region nur eine geringe Anzahl an möglichen Vorstellungen angeboten bekommen habe, so dass es hier etwas länger gedauert hat, bis ich ihn letztendlich sehen konnte. Die Zeit habe ich aber gerne gewartet.

Im Leben der Millenials und Freunden seit der Kindheit Maxime und Matthias wird sich einiges ändern. Beruflich geht die Karriere von Matthias in eine Anwaltskanzlei aufwärts, während Maxime kurz vor dem Aufbruch eines zweijährigen Aufenthalts in Australien steht. Bei einem Kurztrip mit dem Freundeskreis in einem Ferienhaus muss die Schwester eines Freundes der Beiden bei der Besetzung eines Kurzfilms die Darsteller umplanen. Während Maxime zusagt, verliert Matthias eine Wette und muss daher den zweiten Part übernehmen. Beide müssen sich vor der Kamera küssen. Ein Kuss, der die Gefühlswelt und das Leben der langjährigen Freunde damit auf den Kopf stellen wird.

„Matthias und Maxime“ ist ein Film, der sich Zeit nimmt, vor sich hin plätschert aber trotzdem eine sehr interessante Intensität und Spannung aufbauen und halten kann. Gerade die tiefe Männerfreundschaft zwischen Matthias und Maxime, die großartig von Xavier Dolan und auch Gabriel D´Almeida Freitas gespielt werden, ist greifbar, authentisch und natürlich aufgebaut. Dabei spielt Xavier Dolan als Regisseur und Autor des Films mit Gegensätzen, sowohl farblich visuell als auch mit den Punkten an dem seine beiden Titelcharaktere stehen. Während der Eine eine beruflich erfolgreiche und kontrollierte Karriere hinlegt, kümmert sich der Andere aus einfacheren Verhältnissen stammende darum, dass die Pflege seiner abhängigen, gewalttätigen Mutter während seines Auslandsaufenthalts sicher gestellt ist. Entscheidende Momente werden nicht gezeigt oder hinterlassen einen als Zuschauer und auch Protagonisten noch nicht zufrieden zurück, was in diesem Kontext für eine gewisse Intensität, Spannung und Erwartungshaltung sorgt, die mich durchaus auch in seinen Bann gezogen hat. Der Film spiegelt hier auch die Orientierungslosigkeit und die Haltlosigkeit wieder, wenn die eigene Gefühlswelt durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt wird. Ich finde den Film für das was er ist und was Xavier Dolan hier inszeniert hat großartig.

„Matthias und Maxime“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9834
iHaveCNit: Dream Horse (2021) – Euros Lyn – Weltkino
Deutscher Kinostart: 12.08.2021
gesehen am 15.08.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 11 – 20:20 – Reihe 16 Platz 10


Nach ein paar ernsteren Filmen war es mal wieder Zeit für etwas Wohlfühlkino. Da kam mir spontan „Dream Horse“ in den Sinn. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und beschäftigt sich mit der Geschichte der aus Wales stammenden Tierzüchterin Janet Vokes, die hier von Toni Collette gespielt wird und um deren Traum von einem Rennpferd.

Jan Vokes war einst eine preisgekrönte Tierzüchterin, doch das aktuelle Leben als Kassiererin und Kellnerin langweilt sie mittlerweile. Als sie eines Abends in der Bar den Steuerberater Howard Davies kennenlernt, der Erfahrungen in der Rennpferdzucht hatte. Das bringt sie auf die Idee sich in die Organisation einer Pferdeaufzucht, deren Finanzierung sie mit vielen kauzigen Dorfbewohner sicherstellt. Gemeinsam schaffen sie die Aufzucht des Pferdes „Dream Alliance“, dass sich auch einen guten Namen bei Rennveranstaltungen machen wird.

Natürlich ist diese klassische Feel-Good-Story eine typische Underdog-Geschichte, mit der wir es bereits mehrfach zu tun hatten, das macht den Film in seiner Struktur sehr vorhersehbar und wenig überraschend. Trotz allem macht dieser Film viel Spaß und hat mich auch mitgerissen, auch wenn ich mit dem Reitsport gar keine Berührungspunkte habe. Es ist interessant gewesen, wenn auch oberflächlich wie sich die Finanzierung der Pferdeaufzucht durch Syndikate gestaltet. Der Film wird durch sehr engagierte Darstellungen von Toni Collette, Damian Lewis und Owen Teale ergänzt.

„Dream Horse“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9835
iHaveCNit: Die Welt Wird Eine Andere Sein (2021) – Anne Zohra Berrached – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 12.08.2021
gesehen am 16.08.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Sitz 14 – 18:00 Uhr


Irgendwie steht das Kinostartwochenende des 12.08.2021 im Arthouse-Bereich vor allem im Zeichen der Entfremdung. Während es in den bereits gesehenen „Nahschuss“ und „Falling“ jeweils um die Entfremdung vom Staat und den eigenen politischen Idealen sowie um die Entfremdung vom eigenen Vater geht, bezieht sich Anne Zohra Berrached in ihrem neuen Film „Die Welt wird eine Andere sein“ auf die Entfremdung vom eigenen Partner und die Frage, wie gut man diesen überhaupt kennt. Klar könnte ich an dieser Stelle auch etwas über eine sehr stressige Fahrt zum Kino erzählen, aber da ich die letzten Tage und Wochen seit der Wiedereröffnung durchaus an dem ein oder anderen Tag bereits abenteuerliche und stressige Fahrten hatte, lasse ich das an dieser Stelle. Nur soviel dazu – für den Film hat sich der Stress aber gelohnt.

Die junge Türkin Asli studiert Mitte der 90er in Hamburg Medizin und lernt auf einem Jahrmarkt den faszinierenden libanesischen Kommilitonen Saeed kennen und lieben. Trotz familiärer und kultureller Differenzen schließen sie den Bund der Ehe. Im Laufe der Jahre kommt es aber immer mehr zu Momenten in ihrer Ehe, die für Asli die Frage aufwerfen, wie gut sie Saeed überhaupt kennt.

Die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte erzählt Berrached in Kapiteln, die die Jahre der Beziehung unterteilen und hier immer wenige aber wichtige Momente in dem Jahr gezeigt werden. Dabei bleibt Berrached bei der Inszenierung immer sehr nah an der von Canan Kir mit einer unglaublich großartigen Präsenz dargestellten Asli, damit wir als Zuschauer ihre persönliche Gefühlslage in den Momenten wahrnehmen können. Von Freude, Liebe, Trauer, Zweifel und vielen anderen Emotionen ist eine riesige Bandbreite wahrnehmbar. Im Film ist es interessant dargestellt, wie authentisch und teilweise glaubwürdig bodenständig sich die hier entwickelnde Entfremdung und Radikalisierung des von Roger Azar gespielten Saeed ist. Die Regisseurin Berrached lässt es sich aber in einigen wenigen großartigen Momenten nicht nehmen, etwas Träumerisches und visuell Spielerisches in den Film einzuflechten. Klar könnte man an einer Stelle durchaus die Naivität seiner Hauptprotagonistin kritisieren, aber da man von den kulturellen, religiösen und traditionalistischen Werten und Dynamiken eben nicht betroffen ist, kann man dies nur mutmaßen und gegebenenfalls anhand den Werten von Familienehre und natürlich auch dem verpflichtenden Ehegelübde plausibel und glaubwürdig erklären. Mir hat der Film gefallen und mich auch ab einem gewissen Punkt durch seine nahe Inszenierung in seinen Bann gezogen.

„Die Welt Wird Eine Andere Sein “ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9836
HCN007 hat geschrieben: 14. November 2019 01:15 ….

„Le Mans 66“ - My First Look – 10/10 Punkte.
Kam Sonntag im TV. Und obwohl ich die Art von Filmen eigentlich mag, hat mich dieser nicht wirklich packen können. Handwerklich super gemacht, habe ich Probleme mit dem Pacing. Er ist zu lang für seinen Inhalt oder der Inhalt ist nicht spannend genug erzählt.

Bleiben bei mir 5,5/10 Pünktlein übrig…
Bohnenkaffee ist imperialistisch.

Re: Zuletzt gesehener Film

9837
Also ich fand den klasse. Aber möglicherweise hilft es hier auch, wenn man sich generell für die zugrundeliegende Materie und Rennsport-Epoche interessiert. Davon ab hatte ich aber auch handwerklich wenig auszusetzen - sogar Blassmann Damon fand ich hier überzeugend (ist allerdings auch kein Präzedenzfall). Und nix gegen die gute alte Zeit! [verkniffen-meinen-Oppa-Hut-zurechtrückend] :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9838
Ich habe absolut nichts grundsätzliches gegen „Gute alte Zeit Filme“, aber es gibt bessere und schlechtere.
ZB:
Die Klopperei zwischen Miles und Shellby hätte mehr Humor vertragen
der Tod von Miles hätte im Off kommen können
Etc.

Also irgendwie hätten alle langen Szenen kürzer sein müssen und alle kurzen Szenen länger…. Irgendwie…so…keine Ahnung… bin kein Regisseur…

Nur mal so zum Vergleich Le Mans von McQueen: quasi ein Rennfahrer-Film ohne Dialog und Drehbuch, der einen unglaublich fasziniert.
Bohnenkaffee ist imperialistisch.

Re: Zuletzt gesehener Film

9839
Le Mans mag ich auch lieber, aber der ist auf seine Art halt auch absolut perfekt und vor allem auch eine ganz andere Art Film - trotz des verbindenden Themas Motorsport/Le Mans. Da wäre ein Vergleich mit Frankenheimers Grand Prix vermutlich passender, wobei auch hier die Filme recht unterschiedlich agieren. Ich mochte Mangolds Abstecher in die 60er, vor allem da die Zeit wie im Flug verging und die Geschichte und Figuren auf sehr unterhaltsame Art und Weise entwickelt wurden. Warum ich das jetzt so anders empfinde als ihr: keine Ahnung, aber war halt so (daher meine schiefgegangene Mutmaßung mit dem Interesse an historischem Motorsport). Wenn ich was kritisieren müsste, dann den doofen Titel - und zwar ausnahmsweise mal egal ob Original oder deutsch (wobei der deutsche Verleih mal wieder eindrucksvoll beweist, dass es halt doch immer noch schlechter geht). :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9840
Tja, Le Mans, also den 66, mochte ich sehr sehr gern. Ein toller Film, der mir durchgängig ein wohliges Nostagiefeeling beschert hat. Hab den trotz der Länge als sehr unterhaltsam, sehr flüssig und vor allem sehr schmissig empfunden. Hier mochte ich sogar auch mal Bale :). Ferrari war mir hier übrigens sehr unsympathisch, bin aber auch real kein Fan der Marke (ok, der Daytona in Miami Vice war schon cool :mrgreen: ) Und schätze dagegen den Ford Mustang (natürlich hinkt der Vergleich ordentlich).
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/