Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: The Green Knight (2021) – David Lowery – A24
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
gesehen am 29.07.2021
Cineplex Wiesbaden Thalia/Hollywood – Thalia – 19:30 – Reihe 7 Platz 9


Als nächsten Film aus einem meiner Lieblingsfilmstudios „A24“ war nun David Lowerys „The Green Knight“ und damit eine weitere Verfilmung eines Bereiches der Artussage an der Reihe. Der Film ist ein visuelles und berauschendes Erlebnis, das durchaus auch schwerfällig und schwer zugänglich wirken kann.

An einem Weihnachtsfest in Burg Camelot kommt ein grüner Ritter dazu und stellt eine Herausforderung in die Runde. Es möge ihn einer der Anwesenden einen Schlag versetzen und ein Jahr später den gleichen Schlag von ihm empfangen. Aus den Anwesenden tritt Sir Gawain hervor und dieser enthauptet den grünen Ritter, der daraufhin seinen Kopf nimmt und von dannen zieht. Nahezu ein Jahr später tritt Sir Gawain die beschwerliche Reise an.

„The Green Knight“ ist vor allem auf der visuellen und erzählerischen Ebene ein absolut sehenswertes und berauschendes Erlebnis. Selbst wenn der Teil der Artussage um Sir Gawain und den grünen Ritter durchaus auch in der Umsetzung des Films etwas schwerfällig und schwer zugänglich ist, so kann man sich das ähnlich wie in Justin Kurzels Verfilmung von Macbeth vorstellen, der ebenfalls auch in seiner Umsetzung schwer zugänglich sein kann. Aber ähnlich berauschend sind beide Filme. Ganz stark spielt hier vor allem Dev Patel auf, vor allem wenn es um das Schicksal seiner Rolle geht. Interessant wird es sein, sich vielleicht in Zukunft ein wenig mehr mit dem Film auseinanderzusetzen und das hier gebotene etwas genauer zu analysieren.

„The Green Knight“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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iHaveCNit: The Green Knight (2021) – David Lowery – A24
Deutscher Kinostart: 29.07.2021
Gesehen am 08.08.2021 in Samsung ONYX LED
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 6 – Platz 13 – Reihe 24 – 19:45 Uhr


Da das aktuelle Kinowochenende ein wenig Freiraum bietet, gibt es für mich 2 interessante Reisen - eine Bekannte und eine Unbekannte im Kino. Die bereits bekannte Reise im Kino ist David Lowerys "The Green Knight", den ich dieses Mal auf dem großen LED-Schirm im Kino genießen konnte - ganz abseits von einem stressigen Arbeitstag mit einer durchaus stressigen Heimreise nach dem Kinobesuch. Gerade David Lowerys eignet sich da mit seinen visuellen Schauwerten enorm und war auch nochmal eine Wucht. An meiner Kritik vom Veröffentlichungstag ändert sich aber beim Second Look nichts.

„The Green Knight“ - My Second Look – 9/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Spotlight-Sneak 09.03.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 4 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
2. Licorice Pizza (2,5)
3. Spencer (2,7)

Der Hinweis war folgender:
### Unser Spotlight-Hinweis zum heutigen Überraschungsfilm ###
Mit seinem letzten Kinofilm hatte der Hauptdarsteller möglicherweise seine bisher größte Rolle seines Lebens. Die Rolle der Herzen hat er in weiteren vielen großartigen (Indie-)Filmen bewiesen, spätestens heute Abend werden wir ihn alle lieben lernen! Bedingungslos. Ausnahmslos. Wetten wir!?

Der Film selbst ist auf meiner Liste gewesen und wird auch noch bei seiner regulären Auswertung in knapp 2 Wochen gesehen und dort ausführlich von mir nochmal besprochen, da dieser Film auch eine zweite Sichtung in der deutschen Fassung benötigt, damit ich das was ich bei diesem kleinen Highlight des Kinojahres 2022 gesehen habe auch noch genauer in Worte fassen kann.

Die Auflösung:
*** Spotlight-Auswertung vom 09.03.2022 ***
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch den neuen, wunderbaren Film C'MON C'MON von Mike Mills (20th Century Women) mit Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix in der Hauptrolle gezeigt. Es ist seine erste große Rolle seit seiner Verkörperung von JOKER im Jahr 2019. Im von Kult-Studio A24 produzierten Indie-Drama spielt er einen Radiojournalisten, der aus heiterem Himmel auf seinen Neffen Acht geben muss. Wir starten COME ON COME ON am 24. März bei uns in der Harmonie.
Eure Bewertung
NS = 1,9
Note 1 = 44x
Note 2 = 32x
Note 3 = 13x
Note 4 = 10x
Note 5 = 2x
Note 6 = 0x
Damit ist COME ON COME ON die neue Nr. 1 in unserer bisherigen Spotlight-Auswertung. Die nächste Spotlight Sneak findet dann wieder am 23.3. um 21.00 Uhr in der Harmonie statt! Wir freuen uns auf euch!

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
2. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
3. Licorice Pizza (2,5)
4. Spencer (2,7)

Eigene Note: 1
Wertung: 10/10
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Come On Come On (2022) – Mike Mills – DCM / A24
Deutscher Kinostart: 24.03.2022
gesehen am 09.03.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frakfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 26.03.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:30 Uhr


Für mich sind sowohl Joaquin Phoenix als auch A24 immer eine sichere Bank. Nach seinem persönlichen Oscartriumph für seine Rolle in „Joker“ hat es jedoch etwas gedauert bis Phoenix wieder auf der großen Leinwand zu sehen ist und wieder einmal hat er dafür einen großartigen Film und eine großartige Rolle bekommen, die seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt und sich wieder signifikant von dem unterscheidet, was er in seinen vorigen Rollen spielen durfte. Dafür arbeitet er hier mit Regisseur und Drehbuchautor Mike Mills zusammen, dessen letzter Film „Jahrhundertfrauen“ mit Anette Benning und Lucas Jade Zumann mir in seiner Mischung aus Coming-Of-Age und Gesellschafts- sowie Generationenporträt bereits sehr gut gefallen hat. Doch mit „Come On Come On“ hat er für mich noch ein Schippe mehr drauf gelegt und ein kleines, feines Highlight meines Kinojahres 2022 geschaffen.

Johnny ist Radioreporter und derzeit mit einem Projekt beschäftigt, an dem er Kinder und Jugendlicher in verschiedenen amerikanischen Großstädten und Regionen nach deren Ängsten, Hoffnungen, Zukunftsvorstellungen und deren Sicht auf Welt und Gesellschaft interviewt. Bis er eines Tages einen Anruf seiner Schwester Viv bekommt, die für einige Tage ihren kranken Ex-Mann unterstützen muss und jemanden braucht, der auf ihren Sohn Jesse aufpasst. In den darauffolgenden Tagen und Wochen nähern sich der alleinstehende Johnny und der aufgeweckte Jesse an und finden allmählich den Zugang zu den eigenen Gefühlen.

Wie auch „Jahrhundertfrauen“ ist „Come On Come On“ in gewisser Art und Weise eine Mischung aus Coming-Of-Age und Gesellschafts- und Generationenporträt geworden, dass sehr reduziert in großartigen Schwarz-Weiß-Bildern inszeniert worden ist. Das Dou aus Joaquin Phoenix und dem jungen Woody Norman versprüht eine großartige Chemie und eine Leichtigkeit, die den Film locker trägt. Der Film ist nachdenklich, reichhaltig, warmherzig und hoffnungsvoll. Mit scheinbar spielender Leichtigkeit werden in dem dargestellten Familiendrama Themen wie Demenz und psychische Erkrankungen aber auch die Wichtigkeit von Vater- und Mutterrollen verhandelt. Die im Film fast teil-dokumentarisch anmutenden Radiointerviews mit den Kindern und Jugendlichen bieten einen gleichermaßen zeitlosen als auch dem Zeitgeist entsprechenden Blick auf die Gesellschaft und die Welt, verkommen dabei meiner Meinung nach nie zum Selbstzweck. Sie sind auch in ihrer Art und Weise eine spiegelnde Reflektionsfläche für Johnny durchaus ein Verständnis für die zwischenmenschlichen Interaktionen mit Jesse zu entwickeln, dass durchaus für beide in der Verarbeitung unverarbeiteter Konflikte und unterdrückten Gefühlen hilft. Insgesamt ist „Come On Come On“ ein kleines Highlight meines Kinojahres 2022 und auch ein Film, der mich sowohl spielend leicht zum Lachen als auch zum Weinen gebracht hat.

„Come On Come On“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Everything Everywhere All At Once (2022) – Daniel Kwan und Daniel Scheinert – Leonine / A24
Deutscher Kinostart: 28.04.2022
gesehen am 28.04.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


Noch bevor es für uns im Kino in der nächsten Startwoche gemeinsam mit Doctor Strange in das Multiverse of Madness geht und bereits in den letzten Jahren Multiversen sowohl filmisch als auch gesellschaftlich teilweise auf dem zensiert sind, bescheren uns die Regisseure hinter dem originellen schweizer Taschenmesser „Swiss Army Man“ ein unfassbar originelles und abgedrehtes Multiversenspektakel mit „Everything Everywhere All At Once“, der nicht nur Michelle Yeoh in ihr persönliches Multiverse of Madness führt, sondern auch eines meiner großen Filmhighlights des Jahres ist.

Für Evelyn Wang läuft es mehr schlecht als recht und sie scheint mit der Gesamtsituation überfordert. Inmitten der Vorbereitungen für die Steuerprüfung des Finanzamtes ihres Waschsalons nimmt sie kaum Notiz davon, dass ihr Mann Waymond sich von ihr scheiden lassen möchte, die Geburtstagsfeier ihres pflegebedürftigen Vaters muss auch vorbereitet werden und sie bringt es gegenüber ihrem konservativen Vater nicht übers Herz zur Homosexualität ihrer Tochter zu stehen, was ihrer Tochter auch das Herz zu brechen scheint. Inmitten dieser Überforderung wird sie während des Termins bei der Steuerbehörde in die Besenkammer gezogen, wo ihr eine selbstbewusste Version ihres Mannes klar macht, dass sie sich in einem Multiversum befindet. Dieses Multiversum scheint durch eine aktuelle Bedrohung vor der Vernichtung und Evelyn scheint die einzige Person zu sein, die diese Bedrohung aufhalten kann, wenn sie auf alle ihre Versionen in ihrem Multiversum zugreifen kann.

„Everything Everywhere All At Once“ ist ein Film- und Kino-Erlebnis, für das man nachdem man es zum ersten Mal gesehen hat etwas braucht, das Gesehene in Worte fassen zu können. In seinen knapp 140 Minuten ist der Film eine unfassbar vielseitige, überraschende, überdrehte, abgedrehte, unterhaltsame, emotionale, originelle und kreative Mischung aus sehr vielen Einfällen, die aber auch allesamt inklusive dem Konzept der Multiversen in der gesamten Konzeption des Films Sinn ergeben – seien sie sonst noch zu abstrus und absurd. Der Film ist insgesamt auch eine Verbeugung und Verneigung vor Michelle Yeoh, die hier wenn nicht sogar die Rolle ihres Lebens spielt und den Film quasi alleine auf ihren Schultern tragen könnte, wären da nicht noch weitere großartige Rollen neben ihr. Der Film liefert auf die Frage was aus dem jungen Sidekick aus dem zweiten Indiana Jones geworden ist die perfekte Antwort – Der Schauspieler Ke Huy Quan ist ein so unglaublich unterhaltsamer und vielschichtiger Ehemann und eine perfekte Ergänzung zu Michelle Yeoh. Eine weitere perfekte Ergänzung ist Stephanie Hsu als Tochter Joy – die Mutter-Tochter-Dynamik ist unfassbar großartig, menschlich und glaubwürdig, dass es einem zu Herzen geht – genau wie natürlich auch die Dynamik von Yeoh und Quan. Darüber hinaus ist auch die Rolle von Jamie Lee Curtis als grimmige, pedantische Finanzbeamtin großartig. Die ganzen Einfälle des Films möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern, da sie jeder selbst erleben sollte. Der Genremix aus Familiendrama, Komödie, Martial Arts, Science Fiction auch mit philosophischen Ansätzen ergibt insgesamt eine sehr runde Mischung, die mich im Kino nicht nur immer wieder zum Lachen, aber auch bei dem im Kern rührenden Familiendrama durchaus fast zum Weinen gebracht hat. Ein weiteres Highlight meines Kinojahres 2022.

„Everything Everywhere All At Once“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: X (2022) – Ti West – A24
Deutscher Kinostart: 19.05.2022
gesehen am 23.05.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 20:45 Uhr


„Das Beste kommt zum Schluss“ ist so ein schmissiger Kalenderspruch, der im Falle des noch aktuellen Kinostartwochenendes vom 19.05.2022 nie besser gepasst hat als er das jetzt tut. Grund dafür ist, dass ich mir den gehypten Festivalhit „X“ von Ti West bis zum Schluss der Starts des aktuellen Wochenendes aufgehoben und nun auch gesehen habe. Gute und unterhaltsame Slasher scheinen es dieses Jahr sehr leicht zu haben, denn nach dem 5. Teil von „Scream“ und der Foo-Fighters-Hommage „Studio 666“ ist nun „X“ der dritte Film im Bunde, der dieses Jahr ordentlich reingehauen – und mir sogar noch eine Spur besser als die beiden anderen gefallen hat.

Der Stripclubbesitzer Wayne macht sich mit seiner Muse Maxine sowie den Schauspielern Jackson und Bobby und den Filmemachern RJ und Lorraine in einem Van Richtung texanisches Hinterland auf die Ranch eines älteren Ehepaars. Das Ziel ist die Produktion eines edlen Pornos mit Anspruch. Doch das ältere Ehepaar weiß davon erst einmal nichts. Als die alte Frau davon Wind bekommt und ein kleines Ereignis zu leichten Konflikten innerhalb der Gruppe führt wissen sie noch nicht, dass sich in der Nacht einiges für sie ändern könnte.

„X“ ist ein auf handwerklicher Ebene perfekt überzeugend inszenierter Slasher der alten Schule, bei dem für mich sowohl die Kameraarbeit, der Schnitt, der Sound als auch das gesamte übrige Design bis hin zu den visuellen, handgemachten Effekten absolut überzeugt hat. Die gesamten Charaktere werden nicht nur überzeugend gespielt – sie sind auch clever geschrieben, werden Ernst genommen und nicht der Lächerlichkeit preisgegeben. Dabei sticht vor allem Mia Goth in der Hauptrolle der Maxine hervor und mir ist aufgefallen, dass Jenna Ortega an allen 3 guten Slashern des bisherigen Jahres beteiligt war. Während des Films werden natürlich auch durchaus aktuellere Geschlechterthemen angesprochen, die den Film für seine Zeit, in der er spielt, 1979, sehr modern und seiner Zeit voraus wirken lässt. Man spürt auch die Liebe zu Klassikern des Horror-Genres, die hier in einigen Momenten gekonnt zitiert und zeitgleich auf clevere Art und Weise neu interpretiert werden, ohne purer Selbstzweck zu sein. „X“ ist im Film das gewisse Etwas von Maxine und auch das ehemalige Rating bezüglich Altersfreigaben im Hinblick auf Pornos und Horror. „X“ ist aber auch eine römische Zahl, die für die 10 steht, die der Film beinahe auch bekommen hätte.

„X“ – My First Look – 9/10 Punkte
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Men (2022) – Alex Garland – A24 / Studiocanal
Deutscher Kinostart: 21.07.2022
gesehen am 21.07.2022
Cinestar Mainz – Kino 2 – Reihe D, Platz 9 – 20:30 Uhr


Wer mich kennt weiß, dass mich neben den Filmen von A24 auch bereits die letzten beiden Filme von Alex Garland „Ex Machina“ und „Auslöschung“ begeistert haben – womit ich auf jeden Fall gespannt war, was mich mit seinem neuen Werk „Men“ erwartet. Leider im direkten Vergleich mit seinen zwei Vorgängern der schwächste, aber bei weitem kein schlechter Film.

Harper hat mit einem persönlichen Schicksalsschlag sowie der damit verbundenen Trauer, dem Trauma und der Schuld zu kämpfen, so dass sie sich in einer kleinen ländlichen Region ein Landhaus mietet, damit sie sich davon erholen kann. Doch irgendetwas scheint mit dem Örtchen und den dort lebenden Bewohnern nicht zu stimmen und es häufen sich Zwischenfälle, die für Harper immer größeren Grund zur Unruhe und Bedrohung darstellen werden.

„Men“ ist ein mit sehr viel Symbolik aufgeladener Film geworden mit religiösen Einflüssen und Folk-Einflüssen und in seiner Symbolik durchaus als Folkhorror und auch in gewissem Maß Body-Horror zu verstehen – aber vielmehr im Grund eine Katharsis und thematische Auseinandersetzung mit einem Thema. Die sehr vielschichtigen und komplexen Themen, das der Film hier beleuchtet sind sowohl „toxische Beziehungen“, Ansätze „toxischer Männlichkeit“ als auch die Manipulationstechniken der „Schuldumkehr“ und die Rolle vieler Teile der Gesellschaft dahingehend. Eingebettet ist „Men“ in einen audiovisuellen Rausch, bei dem Sound, Schnitt und Kamera erstklassig sind und dem Film optisch eine großartige und auch unbehagliche Atmosphäre geben. Auch wenn wir nicht wirklich viel über den Mensch hinter dem Charakter Harper erfahren, spielt Jessie Buckley diese Katharsis hervorragend. Schade, dass sich ihr Charakter nur durch die Opferrolle definieren darf. Ebenfalls sehr interessant war die multiple und sehr befremdlich wirkende Rolle von Rory Kinnear, die durchaus als wenig subtiler Kommentar auf den #notallmen verstanden werden kann und eben sowohl symbolisch Teile der Gesellschaft als auch wichtige Stationen in der Katharsis von Harper darstellen kann. Jedoch macht es sich hier der Film in der Täter-Opfer-Konstellation ein wenig zu einfach und bleibt wenig subtil dabei sehr oberflächlich und setzt sich wenig mit den Hintergründen und dem „Warum“ auseinander, wenn es um die Entstehung toxischer Männlichkeit und Gewalt geht – und mit einer befremdlichen, aber sehr starken visuellen Metapher bei dem Body-Horror genutzt wird macht man es sich auch sehr einfach. Unabhängig davon ist „Men“ ein unangenehmer, stark gespielter visueller und spannender Rausch geworden.

„Men“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

23
iHaveCNit: Bodies Bodies Bodies (2022) – Halina Reijn – Sony / A24
Deutscher Kinostart: 27.10.2022
gesehen am 29.10.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 3 – Reihe 9, Platz 14 – 17:00 Uhr


Aktuell ist eine gute Zeit für Horror-Fans im Kino. Denn in und um Halloween herum gibt es ein reichhaltiges Angebot an Filmen. Von „Halloween Ends“ über „Smile“ bis hin zu einer Wiederaufführung von George A. Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ liefert auch mein Lieblingsstudio A24 mit „Bodies Bodies Bodies“ einen interessanten filmischen Eintrag, den ich an dieser Stelle sehr empfehlen kann.

Sophie und ihre neue Freundin Bee machen sich gemeinsam auf den Weg in eine große, abgelegene Villa, in der bereits der Freundeskreis von Sophie wartet, wo ein Wochenende voller Alkohol, Drogen, Party und vielleicht auch Sex wartet. Von einem Sturm abgeschottet, entschließen sie sich zum einem Partyspiel, bei dem durch das Ziehen eines Loses entschieden wird, wer der Killer ist, der sich bedeckt halten muss um nicht aufzufliegen und zeitgleich im Dunkeln der Villa ein Opfer auswählt, dass bei der letztendlichen Raterunde und Auflösung, wer es denn nun gewesen ist nicht mitmachen darf. Das geht soweit gut, bis einer der Anwesenden tödlich verwundet aufgefunden wird und die Frage nun tatsächlich im Raum steht, wer es denn nun gewesen ist.

„Bodies Bodies Bodies“ ist ein unfassbar cleverer und kompakter Film geworden, der zum einen ein audiovisuell atmosphärisches Kammerspiel und eine gelungene Mischung aus satirischem Psychogramm der Generation Z und einem konsequenten Murder-Mystery-Thriller ist. Das Ensemble besteht hier vorwiegend aus reichen, privilegierten, jungen Erwachsenen, die allesamt durch die Bank weg mit ihrem durchaus toxischen Entitlement und einer Spur narzisstischem Verhalten relativ unsympathisch rüber kommen, gäbe es da nicht die aus nicht reichen Verhältnissen stammende Bee, die von Maria Bakalova gespielt wird und somit in gewisser Art und Weise als Identifikationsfigur taugen kann. Bei dem konsequenten Murder-Mystery-Thriller geht es visuell auch schon mal derb zur Sache. Dem Film könnte man einige kleinliche Logikfehler vorwerfen, aber das steht für mich weniger zur Debatte. Die letztendliche Auflösung des Ganzen möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, aber diese Schlusspointe gibt der Satire noch den gewissen Punch.

„Bodies Bodies Bodies“ – My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

24
Special
iHaveCNit: Everything Everywhere All At Once (2022) – Daniel Kwan / Daniel Scheinert – Leonine / A24
Deutscher Kinostart: 28.04.2022
gesehen am 14.03.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 3 – Reihe 9, Platz 15 – 17:00 Uhr

Anlässlich des großen Erfolgs von „Everything Everywhere All At Once“ bei den Oscars und der gesamten Awardsaison haben mit weiser Voraussicht einige Kinos diesen Film wieder für kurze Zeit ins Programm aufgenommen. Natürlich habe auch ich es mir als großer Fan des Films, der es im letzten Jahr sogar in meine Top5 des Jahres 2022 geschafft hat, nicht nehmen lassen, den Erfolg des Films mit einer erneuten Sichtung im Kino zu feiern.
„Everything Everywhere All At Once “ – My Second Look – 10/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: The Whale (2023) – Darren Aronofsky – Studiocanal / A24
Deutscher Kinostart: 27.04.2023
gesehen am 29.04.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 5, Platz 8 – 18:00 Uhr


Als einen der letzten Filme, die dieses Jahr bei der Verleihung der Academy Awards eine wichtige, ausgezeichnete Rolle gespielt haben, habe ich nun die Gelegenheit wahrnehmen können, Darren Aronofskys „The Whale“ zu sichten. Doch was hat dieser Film außerhalb der natürlich gerechtfertigt ausgezeichneten Arbeit im Bereich Make-Up und Hair-Design und einer großartigen Darstellung eines Brendan Fraser zu bieten ?

Charlie ist Lehrer und unterrichtet online seine Schüler. Dabei lässt er sich jedoch nie blicken, denn Charlie ist nach einem Schicksalsschlag, der ihn auch von seiner Tochter und seiner Frau entfremdet hat in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Seine mehr als adipöse Last, die er mit sich herumträgt nimmt mittlerweile extrem lebensgefährliche Zustände an, vor denen er auch von seiner Krankenpflegerin Liz gewarnt wird. Inmitten der vermutlich wenigen Zeit, die ihm noch bleibt, ist ihm vor allem die Zukunft seiner Tochter wichtig.

„The Whale“ ist in erster Linie, genau wie Aronofskys „The Wrestler“ ein Vater-Tochter-Drama, das mal abgesehen vom sicherlich auf eine erfolgreiche Award-Saison gelegten Fokus auch erzählerisch sicherlich Überschneidungen hat – was damals bei „The Wrestler“ nicht funktioniert hat, hat dafür umso besser nun bei „The Whale“ funktioniert. Die Comeback-Geschichte eines Brendan Frasers gehört mit zu den großen Erfolgsgeschichten der zurückliegenden Award-Saison. Mir hat seine Performance in „The Whale“ auch sehr gefallen, selbst wenn natürlich auch ein Teil davon durch den Einsatz eines aus mehreren Schichten bestehenden Fatsuits wesentlich unterstützt wird. Seine schauspielerischen Gegenparts wie Hong Chau, Sadie Sink und Samantha Morton haben für mich auch großartig funktioniert. Das herzliche, menschliche Drama hat mich durchaus berühren können, aber die ganz große emotionale Bindung ist ausgeblieben, selbst wenn ich den Film aus betroffener Sicht aus beiden Seiten (in meinem Fall als selbst adipös Übergewichtiger und auch als Kind, dass sich von seinem adipös übergewichtigen Vater entfremdet hat) nachvollziehen kann. Der Film hat inszenatorisch und symbolisch mit zu viel Ballast zu kämpfen, der eigentlich nicht nötig gewesen wäre. So trägt er symbolisch und erzählerisch manchmal zu dick auf, damit wir mit den gewünschten Emotionen gefüttert werden. Natürlich habe ich mich im Vorfeld durchaus oberflächlich mit den Ansätzen einer gegebenenfalls aus dem Film ergebenden Fett- und Homophobie als auch dem damit verbundenen Fat-Shaming beschäftigt. Für mich und auch andere Betroffene mag es durchaus verletzend und unangenehm sein, sich mit den Ursachen, Folgen und Konsequenzen des teils sogar selbst verschuldeten, eher negativen Gesundheitszustand auseinanderzusetzen, der darüber hinaus noch mit medizinischen Fakten belegt wird. Der gesundheitliche Zustand eines Menschen sollte jedoch nie mit dem eigenen vielleicht positiven Körpergefühl und auch mit dem persönlichen Selbstwert eines Menschen zusammengeworfen werden. Ob sowohl Aronofsky als auch der Drehbuchautor Samuel D. Hunter, der diesen Film auf Basis seines Bühnenstücks geschrieben hat, dass nun hier als Kammerspiel inszeniert worden ist, den Film und das Bühnenstück auch von der Intention her als Weckruf interpretiert, dass ein zu ungesundes Körpergewicht konsequenzfordernde Folgen für die Gesundheit und auch das Leben hat, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Beiden geht es sicherlich mehr um die sich aus der Katharsis eines Mannes ergebende Absolution und dem Vermächtnis, dass er hinterlässt.

„The Whale“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

26
iHaveCNit: Beau Is Afraid (2023) – Ari Aster – A24 / Leonine
Deutscher Kinostart: 11.05.2023
gesehen am 23.05.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 20:15 Uhr


Es gibt ein paar neue Namen im Bereich der Filmemacher, die in den letzten Jahren auf meinem Radar erschienen sind und sich sogar mit ihren Filmen in meine Top-Listen katapultiert haben. Einer davon ist Ari Aster, dessen beiden Filme „Hereditary“ und Midsommar“ mich direkt faszinieren und begeistern konnten, so dass ich meine Augen offen gehalten und die Ohren gespitzt habe, was Aster danach auf Lager hat. Dass er sich danach niemand geringeres als Joaquin Phoenix ans Bord geholt hat, hat mich erstaunt und aufhorchen lassen, weil Joaquin Phoenix sich auch in meiner Liste von Lieblingsdarstellern befindet und Filme mit ihm ebenfalls bei mir Top-Listen-Potential haben. Gemäß dem Titel war auch ich ein wenig „afraid“, ob genau das eine falsche Erwartungshaltung ist, mit der ich zum Glück nicht in meine Sichtung des Films gegangen bin, weil ich mich von der Reise entsprechend überraschen lassen wollte.

Beau ist Sohn einer erfolgreichen Unternehmerin. Zum Jahrestag des Todes seines Vater soll eigentlich ein Besuch bei seiner Mutter anstehen, doch durch unglückliche Ereignisse und Zufälle vor der Abreise verliert er nicht nur Gepäck und Wohnungsschlüssel, er verpasst auch den Flug. Bei dieser Ausgangslage ist es auch wenig hilfreich, dass es Beau mental nicht gut geht und unmittelbar nach dem verpassten Flug auch ein tragischer Vorfall passiert, der ihn auf eine skurrile Odysee schicken wird.

Auch wenn es sich bei "Beau Is Afraid" um eine Art Komödie handeln soll, so bleibt sich Aster dennoch thematisch sehr treu mit seinem dreistündigen Film, wenn er wie auch bereits in seinen beiden vorigen Werken die Verarbeitung von Trauer und Traumata inmitten komplexer familiärer Strukturen durch einen extremen Horrortrip darstellt.
An mancher Stelle wird bei Ari Asters neuem, dreistündigen Mammutwerk von einem „Magnum Opus“ oder auch von einem absoluten „Karriere-Killer“ gesprochen. Für mich steht die Wahrheit irgendwo dazwischen. Für mich ist „Beau Is Afraid“ ein Film, der durchaus als Test verstanden werden kann. Die Frage und auch letzen Endes das Ergebnis aus diesem Tests ist, ob man nach einem Hype um „Hereditary“ und „Midsommar“ auch nach „Beau Is Afraid“ weiterhin Fan von Ari Aster ist und auch bleiben wird. Diesen Test hat „Beau Is Afraid“ bei mir bestehen können, wenn auch nicht mit einer Top-Bewertung. Für mich ist „Beau Is Afraid“ aktuell klar Asters Vorgängerfilmen unterlegen, aber dennoch ein interessanter Film, bei dem sich sicherlich eine oder mehrere Sichtungen noch ergeben müssen, damit man tiefer in das eintauchen kann, was einen bei der ersten Sichtung einfach nur erschlagen wird. In all seiner Absurdität, seinen kreativen Einfällen und seinen skurillen Ereignissen, sowie einer mal subtilen und weniger subtilen Symbolik zur Entschlüsselung des Rätsels ist kein vollständiges Meinungsbild von mir bei der ersten Sichtung möglich, womit die Wertung ein vages Gefühl darstellt, dass ich nach zwei Nächten und etwas Zeit zum Nachdenken auch schriftlich an dieser Stelle benennen kann. Die Reise über das gesamte Leben von Beau, wie es läuft, wie es hätte laufen können, die kompletten Traumata, Schuldgefühle, Psychosen, Neurosen und Komplexe, die ihn belasten sowie die gesamte etwas unzuverlässige Erzählung, bei der man sich nie sicher sein kann, was sich vielleicht so im Kopf und der Wahrnehmung eines Beau abspielt oder was davon tatsächlich passiert und welche Perspektive wir als Zuschauer einnehmen, auch von der Verteilung der Sympathie her, sorgt natürlich für ein sehr komplexes Themengeflecht, für das man sich jedoch die Frage stellen muss, ob das einen Film von über 3 Stunden, unabhängig wie gut Inszenierung und auch das Schauspiel von Joaquin Phoenix sind, sowohl notwendig macht als auch rechtfertigt. Die Masse an Themen, die Aufteilung des Films in einige Stationen wie bei einem Roadmovie sorgt durchaus für eine etwas unausgewogene Überfrachtung an manch einer Stelle, für kreativ freidrehendes, aber auch teilweise ungeordnetes, unentschlossenes Chaos, für manche Redundanz als auch Probleme beim Pacing Das verhindert, dass der Film bei mir eine ähnliche Faszination und Begeisterung wie Asters Vorgängerfilme auslöst.

„Beau Is Afraid“ - My First Look – 7/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 26. Mai 2023 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Filmstudio "A24"

27
Ja, schwieriger Film. Einerseits ist da sicherlich richtig starkes Material drin, also Szenen, die funktionieren. Es werden Tonalitäten angeschlagen, die sehr ungewöhnlich, die interessant sind, die Spaß machen. Durch seine Genre- und Tempiwechsel ist der gewissermaßen eine Wundertüte, was reizen kann. Aber andererseits ist das als Gesamtergebnis ein monströser Film, ein richtiges Ungetüm, der fortwährend kognitive Dissonanzen beschwört und erzeugt, bei dem ich aber irgendwann reichlich verloren damit war, für mich selbst zu einem Kern vorzustoßen, zu einem Moment, an dem alles "Klick" macht und sich die vielen irren oder wirren Fragmente zusammenfügen, ein Gesamtbild ergeben. Es war ein Film, den ich im Kino bewundert habe, der mich aber zugleich auch auf die unangenehme und sich falsch anfühlende Weise anstrengte. Ein großer Fan von "Hereditary" mag ich nicht gewesen sein, aber er war trotz Schwächen durchweg aufregend und "Midsommar" hatte Momente, die mich bewegten, die aber zusätzlich auch über ihre Momentwirkung hinaus etwas erzeugt haben. In "Beau is Afraid" fehlt mir diese Komponente.

Man braucht ein gewisses Ego, wenn man sich entscheidet, Filmemacher zu werden und sich über ein Medium so auszudrücken, und einige urteilen zu vorschnell über Regisseure, nur weil sie ihr Ego auch abseits ihrer Filmkunst zeigen (gerade die Coen-Brüder werden deshalb gerne als unsympathisch beschrieben), was selten Sinn ergibt, denn ohne großes Ego keine großen Filme. Aber es gibt diese schmale Linie zwischen Vision und Eitelkeit, die schnell überschritten ist, und "Beau is Afraid" fühlt sich vielleicht für mich zu oft nach letzterem an. Aber vielleicht bin ich da jetzt unfair im Urteil. Es ist auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Film, und wer sowas mag, kann einen Blick riskieren, auch wenn sich das Erlebnis für mich nicht ausgezahlt hat.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Pearl (2023) – Ti West – Universal / A24
Deutscher Kinostart: 01.06.2023
gesehen am 05.06.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 20:45 Uhr


Es war der Vorabend zu meinem 35. Geburtstag im letzten Jahr. Der Film meiner Wahl war damals Ti Wests „X“, der nach den Vorschusslorbeeren des vorherigen Fantasy Filmfests zu einem durchaus mit Spannung erwarteten Film – und letztendlich auch zu einem Highlight des letzten Filmjahres wurd. Wer beim Abspann geduldig war, wurde mit einem interessanten Trailer belohnt, denn Ti West hat am Ende von „X“ bereits den zweiten Teil „Pearl“ einer als Trilogie geplanten Filmreihe, die mit „MaXXXine“ enden soll, mit einem Trailer angekündigt. Für mich war selbstverständlich eine Sichtung Pflicht und am Ende von 2023 wird sich „Pearl“ ähnlich einreihen wie bereits sein Vorgänger.

Jahrzehnte, bevor in den 70ern eine Filmcrew auf der Farm von Howard und Pearl den Porno „The Farmers Daughter“ gedreht und damit bei Pearl für ein obsessiv, sexuell tödliches Verlangen gesorgt hat, erleben wir nun, wie Pearl zu Zeiten des ersten Weltkrieges und der spanischen Grippe auf dieser Farm lebt und darunter zu leiden hat, dass ihre Mutter so kontrollierend ist, der kranke Vater gepflegt werden muss und ihr Ehemann Howard sich noch im Krieg befindet. Pearl wünscht sich nichts sehnlicher als eine Karriere als Tänzerin, wäre da nicht ihre familiäre Situation und auch prägende, traumatische Erlebnisse in ihrem Leben, die einen entsprechenden Einfluss auf ihren Gemütszustand haben.

„Pearl“ ist ein Film, der wie auch bereits „X“ sehr mit den Erwartungen spielt und diese unterwandert. Man mag zwar wenig Horror in „Pearl“ erleben, viel mehr ist es eine sehr unbehagliche Stimmung, die der Film ausstrahlt. Unbehagen, weil der Film nahezu alleine auf Mia Goths Schultern getragen wird, die mit ihrer vielschichtigen, extrem gut gespielten Pearl für eine unterschwellige Spannung über den gesamten Film sorgt. Von der visuellen, farbprächtigen Inszenierung des Films, die ein wenig an „Der Zauberer von Oz“ erinnert über das Grauen, dass sich komplett gegen den Strich gebürstet weitestgehend im Hellen abspielt und nicht zuletzt dieser unfassbar gute, spannende und ambivalente Charakter von Pearl machen den Film zu einem Erlebnis, der auch als klassische bitterböse Abrechnung mit dem amerikanischen Traum gewertet werden kann. Ti Wests Trilogie und Filmreihe wird nach diesem Ausflug in die Vergangenheit von Pearl dann mit „MaXXXine“ ihr Ende finden und sich in die 80er katapultieren. Hier bin ich mal gespannt, wohin die gesamte Reise geht. Vielleicht ergibt sich hier noch als großes Ganzes eine starke Offenbarung, die die Filmreihe und Trilogie von einer sehr guten zu einer meisterhaften Filmreihe werden lässt.

„Pearl“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Das Filmstudio "A24"

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iHaveCNit: Past Lives (2023) – Celine Song – A24 / Studiocanal
Deutscher Kinostart: 17.08.2023
gesehen am 26.07.2023 in der Spotlight-Sneak in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 18.08.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 20:45 Uhr


Endlich kann ich mich nun daran setzen, etwas über ein weiteres Highlight meines Filmjahres zu schreiben – Celine Songs „Past Lives“, der im deutschen noch den Beititel „In einem anderen Leben“ bekommen hat. Bereits vor knapp einem Monat konnte ich den Film in einer Sneak das erste Mal erleben.

Vor 24 Jahren ist die 12-jährige Na Young mit ihrer jüngeren Schwester und ihren Eltern von Seoul nach Toronto ausgewandert. Damals verspürte sie eine gewisse Verbundenheit zu ihrem Klassenkameraden Hae Sung. Nun ist Nora, wie Na Young mittlerweile heißt, verheiratet und lebt in New York. Dort kommt es nun zu einem erneuten Aufeinandertreffen von Nora und Hae Sung, der für eine knappe Woche nach New York verreist ist und sich beide viel zu erzählen haben und reflektieren, wieviel der damaligen Verbundenheit noch vorhanden ist.

„Past Lives“ ist ein Film, dessen Handlung sich auf 3 Zeitebenen mit 2 Zeitsprüngen von jeweils 12 Jahren erstreckt. Der Film startet mit einer interessanten Perspektive auf das uns nun im Film begleitende Trio aus den Darstellern Greta Lee, Teo Yoo und John Magaro in einer Bar und zunächst Mutmaßungen darüber, in welcher Beziehung das Trio zueinander steht, bis uns ein Blick von Greta Lees Nora Moon erfasst und die eigentliche Handlung beginnt und sich die erzählerischen Ebenen wie Berührungen, Momente und Schichten aufeinanderlegen und entfalten. Die Regisseurin Celine Song greift hier auf persönliche Erfahrungen zurück und unterfüttert die Geschichte mit einem südkoreanischen Mythos namens In-Yun, der soweit ich das interpretieren würde, Schicksal, Fügung, Verbundenheit durch vergangene Leben, gemeinsame Momente, Erfahrungen und Berührungen bedeutet und damit durchaus auf romantische Art und Weise die gegenseitige Anziehung und Verbundenheit in der Liebe ausdrückt. Hier schafft es der Film, sich sowohl diesem Mythos respektvoll anzunähern als auch behutsam aufzubrechen. So romantisiert die Einbindung von In-Yun ist, so bodenständig, ehrlich, erwachsen, unkitschig, lebensnah und auch philosophisch geht der Film mit den existenziellen Themen wie Liebe und der Lebensgestaltung um. Das erwähnte Darstellertrio aus Greta Lee, Teo Yoo und John Magaro ist großartig und gibt dem Film auf darstellerische Art und Weise so viel. Greta Lees Nora Moon ist auch als Hauptprotagonistin eine Wucht. Mit tollen, sehr schön geschriebenen Dialogen und auch einer tollen audiovisuellen Gestaltung des Films mit auch einer tollen visuellen Inszenierung von Seoul und vor allem New York bietet der Film auch etwas fürs Ohr und fürs Auge. Selbst wenn ich bei der ersten Sichtung noch etwas gefühlsmäßig verhalten gegenüber stand, so hat der Film mich bei der zweiten Sichtung schon ein wenig mehr emotional berühren, binden und bekommen können. Denn so eine Situation wie sie dieser Film schildert kennen sicherlich viele Menschen weltweit, die in jungen Jahren eine tiefe und enge Verbundenheit zu einer Person gespürt, diese Person dann aber aus den Augen verloren und sich dadurch etwas voneinander entfremdet haben, es aber immer einen Blick wert ist, sich sofern man sich später wiedersieht diese gemeinsame Verbundenheit zu reflektieren. Solche Gedanken begleiten mich auch ab und an und daher kann ich mich mit diesem Film und seinem Thema auch identifizieren, gerade auch, wenn man sich im ähnlichen Alter befindet wie seine Protagonisten. Ein berührender, leiser Film und ein großes Highlight meines Filmjahres 2023.

„Past Lives“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
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