AnatolGogol hat geschrieben: 7. Mai 2021 07:35
Casino Hille hat geschrieben: 6. Mai 2021 20:34Beide Dalton-Filme leiden für mich unter diesen überflüssigen Albernheiten, aber bei TLD ist es deutlich geballter vorhanden. Es fehlte schlicht der Mut, den ernsteren Stil wirklich durchzuziehen.
Da sehe ich zwischen TLD und LTK aber doch deutlich Unterschiede. Bei LTK sind es doch nur ganz wenige Ausreisser wie die Kneipenkeilerei während sich die Albernheiten bei TLD wie ein roter Faden durch den Film ziehen. Und ehrlich gesagt finde ich die Dosierung bei LTK auch angemessen, da es den ansonsten sehr harten und teilweise auch düsteren Film dann doch wieder etwas auf die leichtere Seite zurückholt
Ja, es ist gibt da Unterschiede, da in TLD dieser alberne Klamauk viel prägnanter ist, und stärker zum Konzept gehört. In LTK sind es eher Überbleibsel der Bondformel. Neben der Kneipenkeilerei à la Spencer/Hill wäre noch der berüchtigte Zwinkerfisch zu nennen, wobei man dem wenn man will zugute halten kann, dass er nach Ende der Rachegeschichte erst seinen Auftritt hat. Doof finde ich ihn persönlich allerdings trotzdem. Und da waren bei der letzten Sichtung von LTK noch 1-2 Dinge, die mir negativ aufgestoßen sind in der Hinsicht, aber auch wenn es sonst meine Art ist, Butter bei die Fische zu machen, kann ich mich leider gerade konkret nicht erinnern. Ich teile übrigens deine Ansicht, jeder Bond solle trotz vorhandener Düsternis auch die leichte Seite bedienen und auflockernd angelegt sein, aber Auflockerung kann mit Würde und Stil passieren oder mit plattem Klamauk. Je nach Ton des Films, sogar je nach Ton der jeweiligen Szene kann der Maßstab, bzw. die gefühlte Angemessenheit, variieren.
GoldenProjectile hat geschrieben: 7. Mai 2021 09:41
Kann es denn sein dass du mit Wüsten generell weniger anfangen kannst wenn sogar die Einschätzung zu W&L (so schwer? Ich habe doch extra angefügt dass ein Jimbo dabei ist) eher relativierend klingt? Allen vier Beispielen gemein sind finde ich grossartige Bilder in der Einöde und je mindestens eine starke Actionszene in der Wüste. Aber um noch ein hämisches Gegenbeispiel loszuwerden: Bei SP sieht die unspektakuläre Haltestelle ganz in gelb um ein vielfaches reizloser aus und auch die dortige Wüstenaction (00's statisches Fluchtgeballer im Hauptquartier von Brüderchen Ernst) ist schwächer als sämtliche Beispiele.
Hehe, ich bin zwar nicht Anatol, aber: In "The Wind and the Lion" finde ich die Wüstenaufnahmen sensationell, das ist ohnehin ein atemberaubend fotografierter Film, dem großartigen Billy Williams sei Dank. Und auch in "The Spy Who Loved Me" gelingen viele hübsche Einstellungen, er gehört denke ich zu den am schönsten gefilmten Bonds. "Lawrence of Arabia" wäre eh ein unfairer Vergleich, mit diesen Panoramen kann kein Bond im Entferntesten konkurrieren. "The Living Daylights" halte ich wie alle Glen-Filme für eher unauffällig im visuellen Bereich, gekonntes Handwerk eben, aber es ist eine Art "Lernkurve" erkennbar, also eine Entwicklung bei der Bemühung zu einer etwas bewussteren Bildsprache, doch es bleibt meist bei Bemühungen. Bei dem Afghanistan-Kapitel weiß ich, dass es zwei oder drei Momente gibt, einzelne Einstellungen, die merklich etwas ästhetischer sein sollen, die auf Exotik angelegt sind, aber das fand ich nicht so überzeugend und es hilft da in der Tat wenig, dass die Action im Finale nur auf eine recht gewöhnliche Ballerei hinausläuft, bei der ich etwas den Einfallsreichtum in der Gestaltung vermisse.
AnatolGogol hat geschrieben: 7. Mai 2021 09:14
Henrik hat geschrieben: 7. Mai 2021 08:59
Was mir an TLD besonders gefällt, ist, dass uns das alles viel ernster präsentiert wird als in der Moore-Ära. Das macht für mich den besonderen Reiz dieses Filmes aus, dieses auf den ersten Blick etwas widersprüchlich wirkende Verhalten.
Das kann ich nicht wirklich erkennen. TLD ist in vielen Dingen immer noch ein typischer Film in der Tradition der 80er-Jahre-Moorefilmen. Eine viel ernstere oder ernsthaftere Präsentation sehe ich da nicht. Der einzige diesbezügliche Unterschied ist die bewusste Verwendung des Afghanistan-Krieges, welcher den Film (noch) mehr mit der "echten" Welt verbandelt. Das hatte man aber auch bereits bei OP (Kalter Krieg, atomare Gefahr in den frühen 80ern) und AVTAK (Silicon Valley, Computer-Chips), nur fühlt sich Afghanistan noch etwas "realer" an.
Dem schließe ich mich haargenau an. Es hat in den 80ern eine schrittweise Entwicklung gegeben, bei der die Filme langsam etwas kleiner und geerdeter (nicht aber realistischer) wurden. FYEO ist in vielerlei Hinsicht noch ein Gilbert-Bond mit viel Location-Hopping, Weltuntergangs-Szenario, viel Humor etc., nur der kleine Showdown fällt etwas heraus. OP ist in der ersten Hälfte noch ein sehr prunkvoller Bond, wird im letzten Drittel aber verhältnismäßig seriös und ernst. AVTAK geht einen Schritt weiter, zeigt Bond vermehrt in Alltagssituationen, die Beziehung zum Bondgirl wird freundschaftlicher, feinfühliger. TLD ist da ein kleiner weiterer Schritt, in Nuancen erkennbar, vor allem durch den Bezug zum real politischen Geschehen durch die Einbindung des Afghanistan-Krieges. Aber in der Präsentation ist auch dieser Film den drei Glen-Vorgängern mit der Langzeit-Doppelnull Roger ähnlich. Die oft so empfundene "neue Ernsthaftigkeit" gibt es nur im Spiel von Dalton zu finden, denn auf dem Papier ist TLD kaum wirklich ernster (selbst für die von mir als herausragend empfundene Pushkin-Szene hat in der Moore-Ära ihre direkten Vorgänger). Als Star hat Timmy aber natürlich einen großen Einfluss auf die Wirkung seines Films.
TLD ist allerdings bei den Glen-Filmen der erste Film, bei dem ich die Intention verspüre, ein paar Dinge mal anders zu machen, aber sie landen dann nicht so wirklich auf der Leinwand, weil man letztlich dem Bond-Konzept folgen will. Mit kleinen Schnitten, kleinen Auslassungen des Humors hätte man aus TLD einen konsequenteren Bond machen können, und Dalton auch mehr eigene Identität zugestehen. Aber Szenen wie die Ablenkung des Pipeline-Aufsehers durch den beherzten Einsatz von Rosika zeigen gut, dass man sich eben doch vom Stil der Moore-Zeit (noch) nicht trennen wollte, man im Grunde einfach weiter gemacht hat wie bisher.
AnatolGogol hat geschrieben: 7. Mai 2021 07:35
Casino Hille hat geschrieben: 6. Mai 2021 20:34Die deutsche Synchro ist hier besonders unglücklich, mit üblen Ausrutschern wie dem berüchtigten "Pferdehintern".
Warum findest du hier die Synchro denn unglücklicher als das Original?
Ist einzig dem Eindruck geschuldet, den die Szene auf mich macht. Die Sprecherin von Kara lässt die Figur auf mich mindestens vier oder fünf Stufen naiver wirken, um nicht sogar ein wenig dümmlich zu sagen. Zugegeben ist der Dialog aber schon im Original eher ein Tiefpunkt des Films.