9702
von HCN007
Agent
iHaveCNit: Emma. (2020)
nachgeholt im Heimkino
30.12.2020
Wenn man einen Bogen um dieses chaotische, unberechenbare Filmjahr machen möchte, dann am Besten mit Stil und Klasse. Wenn ich ein Jahr zurückdenke und überlege, dass ich das Kinojahr 2020 mit einer Murder Mystery Party im Kino mit dem stilvollen Krimi „Knives Out“ gestartet habe, kann das Jahr nur stilvoll beendet werden. Und da eignet sich die stilvolle historische Komödie „Emma.“ perfekt, die im März diesen Jahres im Kino gelaufen und nun von mir im Heimkino nachgeholt worden ist. Stilvoller hätte ich wirklich das Jahr nicht beenden können, auch wenn mir etwas die Sympathie und der Zugang zum Stoff gefehlt hat.
Emma Woodhouse ist in ihrem Dorf als in das dortige Establishment geborene Frau die wohl gefragteste Partie, doch eigene Bindungen einzugehen ist sie aufgrund der eigenen Ansprüche noch nicht bereit. Viel eher sorgt sie mit manipulativem Geschick dazu, Beziehungen von anderen zu knüpfen oder zu unterbinden. Noch ahnt sie nicht, dass sie sich bei den Kuppelversuchen für ihre neue Freundin Harriet selbst gefühlsmäßig in etwas verrennen wird, das ihr eigenes Liebesleben aus den Fugen reißt.
„Emma.“ mag zwar auf einer historischen Vorlage von Jane Austen beruhen, die bereits mit diesem Film ganze 4 mal verfilmt worden ist – Kleine Anmerkung: Sowohl Vorlage als auch vorherige Filme habe ich weder gelesen noch gesehen – doch die hier zugrunde gelegten Grundzüge und Dynamiken von „Dating“, „Beziehungen“, „Partnerschaften“ sind selbst in der heutigen Zeit noch vorhanden. Auch wenn die Rolle einer Emma heutzutage wohl eher von Datingapps, Beziehungsratgebern, Hollywood- und Medienromanzen und Datingcoachs übernommen wird. Der Charakter von Emma wird hier im Film sehr toll von Anya Taylor-Joy verkörpert, die sich bereits mit sehr vielen Rollen in den letzten Jahren und auch einem Look mit Wiedererkennungswert sicherlich in den kommenden Jahren auch Richtung Topstar und Preisträgerin vieler begehrter Filmpreise entwickeln wird. Aber auch die Entwicklung Ihres Charakters im Film von der eiskalten, klugen, berechnenden, frechen, aber auch leicht toxisch manipulativen jungen Frau, die sich dann doch Schritt für Schritt gefühlsmäßig öffnet ist großartig, auch wenn einem aufgrund Verhalten und Charakterisierung durchaus die Sympathie für die Figur fehlen könnte. Auch der Zugang zur Geschichte und dem Setting selbst hat mir etwas gefehlt. Großartig natürlich wie hier in unfassbaren Details sowohl im Bereich Produktionsdesign, Kostüme und auch Make-Up/Hairstyling gearbeitet worden ist, damit der ganze Film die Atmosphäre der damaligen Zeit in der britischen Upperclass wiedergibt. Unabhängig davon, ob die Personen damals wirklich so geredet haben oder ob der Film die Dialoge aus dem Roman 1:1 übernommen hat – diese Art der Gesprächsführung ist natürlich für heutige Zeiten etwas befremdlich. Aber für jemanden wie mich, der sich persönlich nicht Kreisen wie der britischen Upperclass zugehörig fühlt ist es natürlich ganz normal, dass mir sowohl Zugang fehlt und auch einiges etwas befremdlich anmutet. Doch der Film konterkariert das Altbackene mit sehr modernen, frechen und charmanten Momenten, die mal ganz ehrlich betrachtet auch plausibel sind, egal wie gut betucht, stilvoll und gut erzogen man damals gewesen ist. So hinterlässt der Film trotz vielleicht fehlendem Zugang und Sympathie zur Hauptfigur dann doch einen sehr unterhaltsamen und charmanten Eindruck.
„Emma.“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "