Re: Zuletzt gesehener Film

9631
GoldenProjectile hat geschrieben: 14. September 2020 10:20 Grosse Hoffnungen lege ich gerade noch in The New World, ein Freund schwört auf den.
Die ersten 60 Minuten haben mir so gut gefallen (also überhaupt nicht), dass ich mich seitdem an keinen neuen Malick mehr rangetraut habe (bei Tree of Life war ich ein paar mal nah dran). Das war genau das, was mehr in vermindertem Maße auch bei den drei alten Malicks nicht gefallen hat, diese entrückte Sinnsuche in langsam vor sich hinziehenden Bildern. Malick und ich - das passt nicht wirklich.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9632
Boah, mit Malick kannst du mich jagen! In seinen Filmen passiert ja echt gar nichts. Die haben nur schöne Landschaften und das war´s. Malick sollte lieber Regisseur von Dokumentarfilmen von Landschaften sein. Aber als Filmregisseur hat er definitiv seinen Beruf verfehlt. Ist zumindest meine Meinung.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

9633
iHaveCNit: Der Unsichtbare (2020)
14.09.2020


Der nächste Film für das deutsche Kinojahr 2020, den ich nun im Heimkino nachgeholt habe ist der von Leigh Wannell inszenierte Film „Der Unsichtbare“, der eine Neuverfilmung des klassischen Stoffs ist. Eigentlich war angedacht gewesen, den Film selbst in vermutlich komplett anderer Ausführung als Teil des von Universal großspurig angekündigten Dark Universe in die Kinos zu bringen, aber nach dem leichten „Die Mumie“-Fiasko hat Universal dann doch einen Rückzieher gemacht, der sich aber sicherlich unglaublich positiv auf das Endergebnis ausgewirkt hat.

Cecilia lebt in einer Beziehung mit dem Wissenschaftler Adrian und leidet unter seiner Kontrollsucht und seiner Gewalt. Sie flieht eines Nachts mithilfe ihrer Schwester und sie taucht bei einem guten Freund unter. Kurze Zeit später nimmt sich Adrian das Leben und er vererbt Cecilia einen großen Teil seines Vermögens. Doch es häufen sich auch vermehrt Vorfälle, die Cecilia glauben lassen, dass Adrian noch lebt. Handelt es sich hierbei um ein Hirngespinst von Cecilia oder hat sie mit ihrer Behauptung recht ?

„Der Unsichtbare“ ist ein unfassbar spannender Psychothriller, der wunderbar aussieht. Vom Produktionsdesign über die gesamten Kameraaufnahmen und auch die visuellen Effekte machen „Der Unsichtbare“ zu einem Augenschmaus. Das effektive und gute an „The Invisible Man“ ist auch, wie er seine Schockeffekte integriert, die sich mal in interessant choreographieren Sequenzen als auch in sehr subtilen und schnellen Momenten zeigt. Die kräftige Musik von Benjamin Wallfisch leistet hier auch einen großartigen Dienst. Aber der wohl stärkste Schlüssel für den Film ist die „Tour de Force“, die hier Elisabeth Moss in der Hauptrolle der Cecilia liefert. Ohne ihr Schauspiel wäre der Film wesentlich geringer effektiv geworden. Das einzige, was mir ein wenig gefehlt hat war in Anbetracht der stellenweise auftretenden Ruhe ein wenig mehr Tempo, das mit einer geringeren Laufzeit sicherlich den Film hätte noch effektiver werden lassen. Und in seiner zweiten Hälfte hat mit der Film den einen oder anderen Haken zu viel geschlagen. Da wäre weniger sicherlich mehr gewesen.

„Der Unsichtbare“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9634
Last Man Standing (1996, Walter Hill)

Ein weiterer Aufguss der alten Yojimbo-Geschichte, diesmal als Mischung aus Gangsterfilm und Western zur Prohibitionszeit. Um es kurz zu machen: er bleibt deutlich hinter Kurosawas und Leones Adaption des Stoffes zurück. Vor allem halten sich der Film und besonders sein Hauptdarsteller zu sehr für cool, was halt nicht richtig rüberkommt wenn Willis verglichen mit Mifune und Eastwood wie eine Lusche daherkommt. Die restlichen Charaktere bleiben entweder blass und konturlos oder wirken als grotesk überzeichnete Schurken wie einem Cartoon entsprungen. Ein Bruce Dern oder David Patrick Kelly kann da leider nicht viel beitragen, am ehesten wohl noch der als stoische Killer auftretende Walken, aber auch nicht so wirklich. Hills Inszenierung wechselt zwischen bemerkenswert guten und atmosphärischen Einzelbildern und -szenen und eher holprigen bis belanglosen Arrangements des altbekannten Stoffes. Es ist milde unterhaltsam, erzählerisch etwas wechselhaft und die Actionszenen sind okay, aber auch nicht mehr.

Wertung: 5 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9635
GoldenProjectile hat geschrieben: 15. September 2020 10:07 Last Man Standing (1996, Walter Hill)
Ich mochte den auch nie so wirklich, was für mich bei einem Hill-Film schon recht ungewöhnlich ist. Ich hab den als recht behäbig in Erinnerung und hab ihn glaub ich auch nur einmal gesehen, wäre eigentlich mal wieder eine Auffrischung angebracht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9637
iHaveCNit: Jean Seberg (2020)
19.09.2020


Kommen wir nun zu einem weiteren Biopic, das dieses Jahr den Weg in die Kinos gefunden hat. Der Regisseur Benedict Andrews, dessen vor allem auch im Bezug auf #metoo interessantes Drama „Una und Ray“ mit Rooney Mara und Ben Mendelsohn mich begeistert hat, hat sich in seinem neuen Film der Schauspielerin Jean Seberg und einer wichtigen Zeit der Privatperson Jean Seberg gewidmet. Herausgekommen ist eine interessante Mischung aus Bürgerrechtsdrama, Spionagethriller und Charakterdrama.

Die Schauspielerin Jean Seberg zieht für die Dreharbeiten zu einem neuen Film von Paris nach Hollywood und lernt auf dem Flug dorthin Hakim Jamal, einen großen Kopf der Black Panther-Bewegung kennen. Ihre Unterstützung für die Black Panther-Bewegung als auch die daraus entstehende Affäre mit Jamal sorgt dafür, dass sie in den Fokus des FBI gerät, der sie auf Schritt und Tritt überwacht. Sie ahnt jedoch noch nicht, welche Auswirkungen diese Entscheidungen für Sie haben wird.

Auch wenn ich für mich persönlich keinerlei Bezug bis dato zur Schauspielerin Jean Seberg und ihrer Person hatte, fand ich die Idee des Films und auch den Trailer einigermaßen interessant genug, ihn mir im Kino anzusehen. Der Film hat mit seiner Mischung aus Biopic, Bürgerrechtsdrama, Spionagethriller und Charakterdrama jedoch für die sehr knappe Laufzeit von ca. 100 Minuten nur sehr wenig Zeit, allem den notwendigen Raum und Tiefe zu geben. So wird das Werk der Schauspielerin Jean Seberg nur grob umrissen, genau wie ihr Zusammenhang mit der Black Panther-Bewegung und der Affäre zu Hakim Jamal. Aber genau dort, wo der Film in meinen Augen sehr gut geworden ist, ist der Spionagethriller und die Auswirkungen auf den Charakter von Jean Seberg genau wie die Entwicklung des jungen Agenten und Abhörspezialisten Jack Solomon, der von Jack O´Connell gespielt wird. Aber während ein Großteil der Schauspieler und deren Rollen eher oberflächlich und plakativ geraten sind, so ist der Film vor allem auf Kristen Stewart und ihre Rolle der Jean Seberg zugeschnitten, die eine unfassbar großartige Performance abgibt und dem Film richtig gut tut.

„Jean Seberg“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9638
iHaveCNit: Chaos auf der Feuerwache (2020)
20.09.2020


Während ich als ehemaliges Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr natürlich sehr interessiert bin an ernsten Filmen über die Arbeit der Feuerwehr wie vor allem „Backdraft“ ; „Im Feuer“ oder auch „No Way Out – Gegen die Flammen“ gibt es durchaus auch mal Interesse an eher spaßigeren und unterhaltsameren Filmen. Da ich Anfang des Jahres im Kino dazu nicht gekommen bin, war es nun im Heimkino soweit Andy dummdidumm „Playing With Fire“ oder wie er in Deutschland heißt „Chaos auf der Feuerwache“ anzusehen, der für einen amüsanten Filmabend gesorgt hat. (Amüsant ist auch, dass die Forensoftware hier den Nachnamen des Regisseurs zensiert)

Jake Carson ist Leiter einer Feuerwehrspezialeinheit, die sich auf Waldbrände spezialisiert hat. Als Carson mithilfe seiner Einheit bei einem Waldbrand 3 Kinder aus einem brennenden Haus gerettet hat, ein Sturm tobt und die Eltern der Kinder vorerst nicht aufzufinden sind, entschließen sich Carson und seine Jungs dazu, die Kinder widerwillig zu beherbergen – ohne zu wissen, wie hart der Job eines Babysitters ist.

Machen wir uns nichts vor, „Chaos auf der Feuerwache“ ist einer dieser Filme, die optisch eher in die Sparte von B-Movies einzuordnen ist und auch sonst relativ spannungsarm und vorhersehbar ist – und das gerade im Verlauf der Handlung und auch den Gags. Trotz allem hat mir der Film überaus viel Spaß gemacht. Es heißt ja nicht, dass wenn du einen Witz kennst, dass er dadurch nicht unlustiger ist. Und so sind die erwartbaren und vorhersehbar total skurrilen Situationen einfach extrem witzig, was vor allem an der Spielfreude des beteiligten Ensembles liegt. John Cena beweist, dass er unfassbar witzig ist und seinen strengen, ernsten, prinzipientreuen Feuerwehrmann mit der aus der Story ergebenden Entwicklung richtig toll spielt. Als Kollegen von ihm sehen wir Keegan-Michael Key, John Leguizamo und Tyler Mane. Als große Schwester des Kindertrios gibt es die aus „Deadpool“ bekannte Brianna Hildebrand und in auch sehr witzigen Nebenrollen Dennis Haysbert und Judy Greer. Natürlich war auch das worauf der Film hinausläuft erwartbar, hat mich aber aufgrund seiner Warmherzigkeit auch emotional bekommen.

„Chaos auf der Feuerwache“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9639
iHaveCNit: Persischstunden (2020)
24.09.2020

Erst vor wenigen Wochen habe ich im Kino den Trailer zu „Persischstunden“ wahrgenommen und nach einiger Überlegung habe ich ihn mir auch auf meine Liste gesetzt, denn der Film und die Idee an sich ist sehr interessant gewesen – selbst wenn ich bisher weder etwas über das zugrundeliegende Buch „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase und den tatsächlichen Ereignissen, auf denen das Buch basiert gelesen und gehört habe. Und vielleicht ist diese Unvoreingenommenheit und Flexibilität eine sehr gute Idee, einen Film genießen zu können. Bei „Persischstunden“ war es auf jeden Fall so.

Gilles ist Belgier und befindet sich wie viele andere Juden auf einem Exekutionstransport. Dort trifft er mit einem Tausch eine Entscheidung, die ihn sowohl das Überleben sichert, aber vor eine riesige Herausforderung stellt. Gegen ein Brot bekommt er ein persisches Buch. Vor der Exekution behauptet er, Perser zu sein. Damit gerät er in den Fokus der Soldaten und des Küchenleiters des Konzentrationslagers, Klaus Koch, welcher nach dem Krieg von einer Restauranteröffnung im Iran träumt und dafür „Farsi“ lernen möchte – und so muss Gilles mit fortschreitender Dauer die Illusion aufrecht erhalten, Perser zu sein und gänzlich eine Sprache erfinden.

„Persischstunden“ von Vadim Perelman ist ein großartiges KZ-Drama, das einen sehr ungeschönten Blick auf das Leben und die Schrecken in einem KZ bietet, wenngleich er auch relativ ausgewogen den Schrecken nicht auf der Leinwand präsentiert und das reine unheilvolle Gefühl auslöst. Die Art, wie wir hier beiläufig neben dem Alltag der Insassen auch den Alltag und die banalen Probleme der Soldaten im KZ präsentiert bekommen, lässt einen schönen Einblick in das Innenleben des KZ zu. Im Kern des ganzen Films stehen jedoch 2 Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Art, mit welcher Kreativität und Erfindungsreichtum gezeigt wird, wie der von Nahuel Perez Biscayart gespielte Gilles eine Sprache erfindet, fand ich großartig und es lässt einen mit Gilles mitfiebern, geht es doch um dessen Überleben in dieser für ihn eigentlich sicheren tödlichen Umgebung in der jeder Fehler bestraft wird. Ihm gegenüber ist der großartige Lars Eidinger, der eine wunderbar ambivalente Figur mit Klaus Koch spielt. Vornehmlich eiskalt und absolut pflichtbewusst in seinem Job ist er ein sehr gefährlicher Mann, der jedoch je näher ihm Gilles bei der Erlernung der neuen Sprache kommt, sehr viel Menschlichkeit und Emotionalität offenbart. Diese Banalitäten und manche Momente des Films sorgen mitunter auch dazu, dass man durchaus mal lachen muss und da schafft es der Film in seiner Härte als KZ-Drama, dass auch genau das nicht unpassend ist. Man mag dem Film vor allem im Bezug auf seine Hauptfigur vielleicht vorwerfen können, dass die Handlung genau so konstruiert ist, dass immer wieder ihm entsprechend gutgesinnte Zufälle passieren. Aber das Kammerspiel bleibt trotz allem sehr spannend, intensiv und trotz 127 Minuten sehr kurzweilig – so dass ich mich an ihn sehr gerne zurückerinnern werde, genau wie Gilles an eine umfassende Anzahl von Insassen, die im KZ ihr leben lassen mussten.

„Persischstunden“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9640
iHaveCNit: Blackbird (2020)
26.09.2020


Basierend auf dem dänischen Familiendrama „Silent Heart“ von Bille August hat Regisseur Roger Michell ein US-amerikanisches Remake inszeniert, dass sich relativ eng an das Original hält. In diesem Fall kenne ich das Original, so dass der Film für mich nicht überraschend verläuft, aber trotzdem die richtigen Punkte trifft um mich emotional zu bekommen.

Lilly ist an ALS erkrankt und lädt gemeinsam mit ihrem Mann ihre Liebsten für ein Wochenende zu sich ein, bevor sie sich für den Freitod entscheidet. Während die kontrollierte ältere Tochter Jennifer sich mit dieser Entscheidung bereits abfindet hat die rebellische jüngere Tochter Anna noch einiges zu klären, so dass sie nicht hinter der Entscheidung steht. So kommt es zu einem für alle Beteiligten sehr schmerzhaften Wochenende, an dem einige Wunden aufgerissen werden.

Während im Original unter anderem Ghita Norby, Paprika Steen, Danica Curcic und auch Pilou Asbaek Teil des Ensembles sind, sind es im amerikanischen Pendant unter anderem Susan Sarandon, Kate Winslet, Sam Neill und Mia Wasikowska. Ganz interessant finde ich die Umbesetzung der Rolle von Pilou Asbaek mit einer weiblichen Darstellerin und die damit verbundene Anpassung der Geschlechterdynamik, so dass die im Original von Danica Curcic gespielte Rolle nun in Form von Mia Wasikowska lesbisch ist. Diese Anpassung ist dann eine der größten Veränderungen gegenüber der Vorlage. Für mich, der das Original gesehen hat und kennt, ist natürlich der gesamte Verlauf des Films mit allen Wendungen relativ vorhersehbar. Aber das Ensemble, die ruhige Inszenierung, das großartige Produktionsdesign und das Thema selbst hat mich doch noch emotional ergriffen. Der Film selbst ist natürlich keine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem harten Thema Sterbehilfe, dafür kann er als emotionales kammerspielartiges Familiendrama funktionieren.

„Blackbird“ - My First Look – 7/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9641
iHaveCNit: Pelikanblut (2020)
27.09.2020


Als einen weiteren Beitrag aus dem großartigen Spektrum des deutschen Films im Jahre 2020 habe ich mir den sehr interessanten Film „Pelikanblut“ von Katrin Gebbe angesehen. „Pelikanblut“ ist eine sehr interessante Mischung aus Mutterschaftsdrama und sehr langsamen Psychohorror, der vor allem eine Nina Hoss in großartiger Form liefert.

Wiebke ist Pferdetherapeutin und trainiert unter anderem Polizeipferde. Ihre eigene Kinderlosigkeit kompensierte sie mit der Adoption der jungen Nikolina. Ganz aktuell adoptiert sie aus Bulgarien die junge Raya, die aufgrund scheinbar traumatischer Ereignisse der Vergangenheit an einer reaktionären Bindungsstörung leidet und keinerlei Empathie, Emotionen und Ängste verspürt. Es häufen sich die Ereignisse, in denen Raya scheinbar die Kontrolle verliert und es zu riesigen Gewaltausbrüchen kommt. Wiebke ist jedoch bereit mit allen Mitteln an Raya zu glauben und zu ihrem emotionalen Kern vorzudringen.

Zu „Pelikanblut“ die richtigen Worte zu finden ist schwierig, weil die Mischung sehr interessant ist und der Film vor allem von einer großartigen Nina Hoss profitiert und auch in einer Nebenrolle einen sehr engagierten und einfühlsamen Murathan Muslu liefert. Auch die Arbeit der beiden Kinderdarstellerinnen Katerina Lipovska und Adelia-Constance Ocleppo ist großartig. Darüberhinaus ist auch die Arbeit mit den Pferden sehr interessant. Aber der Kern des Films ist vor allem die Mischung aus einem Mutterschaftsdrama, indem eine Mutter für ihr Kind alles bereits ist zu tun und dort jedes Mittel recht ist – und einem sehr schleichenden Psychohorror, der in eine interessante Richtung geht – aber auch spalten wird. Der Film geht dabei auch nicht sonderlich zimperlich vor und liefert viele unangenehme Momente. Auch wenn der Film scheinbar an „Systemsprenger“ erinnern soll kann ich dazu keine Aussage treffen, weil ich mir „Systemsprenger“ noch zugute führen muss – und dann die Unterschiede beurteilen kann. Und so konnte ich den Film sehr unvoreingenommen sehen.

„Pelikanblut“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9642
iHaveCNit: The Outpost (2020)
29.09.2020


Basierend auf wahren Begebenheiten und einem dazu veröffentlichten Sachbuch hat Rod Lurie einen Kriegsactioner inszeniert, der es in sich hat – und in seiner Grundidee ein wenig an Peter Bergs „Lone Survivor“ ; „Michael Bays „13 Hours“ und auch Ridley Scotts „Black Hawk Down“ erinnert.

In Camp Keating, einem US-amerikanischen Außenposten in Kamdesh sind Truppen stationiert, die mit der örtlichen Bevölkerung Verhandlungen führen müssen für entsprechende Wiederaufbauprojekte. Jedoch ist die ungünstige Lage des Camps mitten im Tal ein perfektes Ziel für die Taliban, so dass angedacht ist, den Posten aufzugeben. Doch scheinbar haben die Taliban davon bereits erfahren und überrennen den Posten, so dass es für die Truppen nur noch um eins geht – Aushalten und Überleben.

„The Outpost“ startet erst etwas holprig, man wird direkt in das Geschehen geworfen und es werden auch relativ oberflächlich eine Vielzahl von Charakteren eingeführt, zu denen man nur wenige Hintergrundinfos bekommt. Aber genau das ist sicherlich eine interessante Art, den Film zu starten, weil das dem Film eine gewisse Bodenständigkeit und Authentizität gibt. Trotz seines geringeren Budgets weiß auch der Film bei den relativ guten und realistischen Effekten und der sehr nahen Inszenierung der Action zu punkten. Natürlich mag die Lage des Außenposten selbst nicht wirklich logisch passend sein, aber da es hier auf Tatsachen beruht, wird genau das auch thematisiert. Allgemein ist der Film auf jeden Fall kurzweilig, actionreich und spannend und auch in seiner Narration in 5 Kapitel aufgeteilt, die die Namen der zu diesem Zeitpunkt handelnden Captains tragen. Darstellerisch ist ganz interessant, dass ein Teil der damals selbst vor Ort handelnden Soldaten auch im Film sich selbst spielt, was dem Film einen gewissen Funken Authentizität gibt, aber natürlich auch etwas hölzernes Schauspiel in den Film bringt. Während Orlando Bloom und Scott Eastwood als eher bekanntere Gesichter im Film einen guten Anker liefern ist der von Caleb Landry Jones gespielte Ty Carter und dessen Wandlung einer der größten Pluspunkte des Films.

„The Outpost“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9643
iHaveCNit: Gott, du kannst ein zensiert sein! (2020)
01.10.2020


Inspiriert durch eine wahre Geschichte hat Regisseur Andre Erkau eine Mischung aus Roadmovie, Romanze und Feelgood-Movie geschaffen, der dennoch einen sehr ernsten Hintergrund hat. Mit einem namhaften Ensemble und seinem Verlauf hat der Film mir sehr gut gefallen.

Die junge Steffi hat gerade ihren Realschulabschluss in der Tasche und eigentlich eine Ausbildung bei der Polizei als auch eine Abschlussfahrt nach Paris vor sich, doch diese Pläne werden durch eine Diagnose durchkreuzt, weil sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Mit dem zu einer Zwangspause getriebenen im Ort gastierenden Zirkusartisten Steve bricht sie zu einem Roadtrip nach Paris auf und lernt, das Leben noch einmal richtig zu genießen.

„Gott, du kannst ein zensiert sein !“ folgt natürlich der klassischen Struktur eines Roadmovies und legt seinen Fokus mehr auf eine Wohlfühlatmosphäre, die das Leben feiert. Dabei kommen einige ganz unterhaltsame und actionreiche Situationen zustande – und natürlich lernt man hier ein paar Charaktere kennen, die von namhaften Darstellern wie Jasmin Gerat, Benno Fürmann, Dietmar Bär und Jürgen Vogel kennen, die allesamt eher routiniert und oberflächlich geraten sind, wohingegen natürlich der hauptsächliche Fokus auf die parallele Erzählung von sowohl Steffi und Steve als auch Steffis Eltern Frank und Eva. Während es bei Steffi und Steve eher um ein unterhaltsames, actionreiches Abenteuer und eine Liebesgeschichte geht, das durchaus manchmal etwas holprig geraten ist, aber von Sinje Irslinger und Max Hubacher bestmöglich gespielt wird sorgt zumindest der Part mit den von Til Schweiger und Heike Makatsch gespielten Eltern, deren gemeinsames Schauspiel ein Highlight des Films ist, für eine gewisse Portion Ernsthaftigkeit, die dem Film sonst gefehlt hätte. Allgemein ist natürlich nur die kurze Zeitspanne nach der Diagnose Bestandteil des Films. Ich hätte mir hier definitiv ein wenig mehr dramatische Tiefe auch im Part von Steffi und Steve gewünscht, um die Problematik und Dramatik der Krankheit noch ein wenig einzubinden. Trotz einiger Schwächen hat mir der Film aber dennoch gut gefallen.

„Gott, du kannst ein zensiert sein!“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9644
iHaveCNit: Niemals Selten Manchmal Immer (2020)
02.10.2020


Kommen wir zu einem kleinen Highlight im Filmjahr 2020. Wie in nahezu jedem Filmjahr gibt es für mich Filme aus dem Independent-Bereich, die echte Indy-Perlen sind und da gesellt sich Eliza Hittmans „Never Rarely Sometimes Always“ natürlich auch dazu. Das Drama mit seinem brisanten Thema gehört auch meiner Meinung nach zu einem der wichtigsten Filme des Jahres.

Autumn ist 17, lebt in Pennsylvania, geht noch zur Schule und arbeitet mit ihrer Cousine Skyler an der Kasse eines Supermarkts. Als sie feststellt, schwanger zu sein, steht für sie fest, dass sie noch nicht dazu bereit ist. Da es für sie in ihrem Alter jedoch in Pennsylvania nicht möglich ist, eine selbstbestimmte Abtreibung durchführen zu lassen und auch die Unterstützung der eigenen Eltern nicht gegeben ist, kratzen sie und Skyler etwas Geld zusammen und nehmen den beschwerlichen Weg nach New York auf um dort eine Abtreibungsklinik aufzusuchen.

„Niemals Selten Manchmal Immer“ ist ein wundervoll erzählter und inszenierter Film. Eine interessante Auswahl erst einmal optisch den Film auf 16 mm zu filmen und sich bewusst vermutlich für eine leicht entsättigte Farbpalette zu entscheiden, die den Film etwas grauer und trister und vielleicht auch echter wirken lässt. Dabei bleibt die Kamera immer sehr dicht an seiner Hauptprotagonistin oder hat sie immer größtenteils im Fokus. Selbst wenn Sidney Flanigan als auch Talia Ryder noch Newcomerinnen sind, so schaffen sie es perfekt in ihre Rollen einzutauchen und ihnen das Leben einzuhauchen. Während Talia Ryder als empathische, hilfsbereite und aufopfernde Cousine und beste Freundin Skyler schon aufgrund ihrer Rolle ein relativ leichtes Spiel hat, ist es vor allem das Schauspiel von Flanigan, das einem gerade weil es sich so empathisch, echt und aufgrund der noch geringen Erfahrung so roh, unverbraucht und natürlich anfühlt. Der Zusammenhalt beider Mädchen ist großartig. Der Mut und die Kraft allen Herausforderungen zum Trotz eine Abtreibung durchzuführen zu lassen ist natürlich eine „Tour De Force“, die ihresgleichen sucht. Auch wenn ich ein Kerl bin, kann ich mich ein wenig mit der jungen Dame identifizieren, weil mir genau wie ihr in jungen Jahren elterliche Stützen gefehlt haben und ich selbst weitestgehend viele wichtige Entscheidungen auch alleine für mich selbst treffen musste, weil mir die Stütze vor allem väterlicherseits gefehlt hat. Ich habe mal in einer Kritik zum Film gehört, dass dem Film durchaus der Stempel „Männerhass“ aufgedrückt worden ist. Als jemand, der sich durchaus sowohl frauen- als auch männerrechtlich interessiert und sich in der Mitte beider Lager sieht, kann diesen Stempel nicht bestätigen. Klar gibt es den ein oder anderen Moment im Film, indem klares Fehlverhalten von Männern gegenüber Frauen präsentiert wird, aber ich sehe es nicht so, dass dieses Verhalten dämonisiert, verurteilt und stigmatisiert wird. Viel stärker ist hier eine Schlüsselszene, in der auch der Name des Films begründet wird, wenn Autumn komplett im Fokus ist, während ihr intime Fragen gestellt werden, bei der ihr durchaus erst bewusst wird, welche Erfahrungen sie bereits gemacht hat. Diese Emotionen fühlen sich echt an und mit ihnen wird auch mit absoluter Empathie umgegangen. Allgemein ist der Film unglaublich empathisch, ungeschönt und authentisch und er kommt ohne jegliche Überspitzung und Stigmatisierung aus. Aber er liefert den für viele junge Frauen aktuellen Status Quo wenn es um Abtreibungen geht und mit welchen regionalen und rechtlichen Hürden junge Frauen zu kämpfen haben – und auch mit welchen durchaus subtilen oder auch weniger subtilen Manipulationstechniken junge Frauen dann doch von ihrem Vorhaben abgebracht werden sollen. Ich persönlich bin auch Befürworter von Abtreibungen, sollte die Frau sich nicht in der Lage sehen, für das Kind zu sorgen und auch wenn gesundheitliche Risiken sowohl für Mutter als auch Kind bestehen. Es gibt durchaus auch noch ein paar polarisierende Gründe aus männerrechtlicher Sicht, bei denen ich auch für eine Abtreibung bin, aber das ist nicht Thema des Films.

„Niemals Selten Manchmal Immer“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9645
iHaveCNit: Die Misswahl (2020)
04.10.2020


Da ich mir gerne Filme mit Keira Knightley ansehe, weil ich sie als Schauspielerin schätze, habe ich mir den amüsant unterhaltsamen „Die Misswahl“ von Philippa Lowthorpe angesehen, der auf einer wahren Begebenheit basiert und durchaus eine Spur aktueller Brisanz besitzt.

Die Londonerin Sally Alexander ist alleinerziehend, studiert und setzt sich für Frauenrechte ein. Als im Jahr 1970 die Verleihung zur „Miss World“ in London stattfindet, schließt sie sich mit weiteren Frauenrechtlerinnen zusammen, um die Show zu sabotieren, da ihnen die dort zur Schau gestellte Objektifizierung ein Dorn im Auge ist. Ohne zu wissen, dass man in diesem Jahr das Teilnehmerfeld um die ersten dunkelhäutigen Teilnehmerinnen aus Grenada und Südafrika erweitert worden ist.

Ich fand „Die Misswahl“ sehr amüsant und unterhaltsam, auch wenn ich zum Teil den hier zugrundeliegenden gesellschaftlichen Geschlechterdynamiken nicht im vollem Maße zustimme und dahinterstehe, da ich durchaus instinktive und soziobiologische Faktoren für wichtig erachte, die vielleicht gerne an dieser Stelle geleugnet werden. Aber genau das habe ich einigermaßen versucht bei der Sichtung des Films auszuklammern. Der Film erzählt in seinen 107 Minuten sehr rasant zwei unterschiedliche Handlungsstränge. Zum Einen lernen wir die sehr bodenständig von Keira Knightley verkörperte Sally Alexander kennen, die sich eigentlich eher gemäßigter für Frauenrechte einsetzt und dann eine Gruppe etwas rebellischerer Frauenrechtlerinnen kennenlernt, die ein wenig im Stil eines Heistmovies die Sabotage der Verleihung planen. Zum Anderen sehen wir die Vorbereitungen der Show und auch die Dynamiken des Teilnehmerfelds – vor allem wenn es um die Favoritinnen aus Schweden und den USA geht, aber auch um die beiden dunkelhäutigen Teilnehmerinnen aus Grenada und Südafrika geht. Und da liefert der Film in einer interessanten Schlüsselszene auch einen durchaus sehr komplexen Ansatz, welche Bedeutung eine Teilnahme für die Teilnehmerinnen durchaus hat – und somit der Film nicht unbedingt nur einseitig bleibt. Bei all der Intention aus dem Thema heraus eine Feelgood-Komödie zu schaffen, kann ich es auch etwas verschmerzen, wenn die im Film dargestellten Männer, vor allem Rhys Ifans als Veranstalter Eric Morley und Greg Kinnear als Komiker und Moderator Bob Hope als absolut plakative und oberflächliche Charaktere präsentiert werden, die dem chauvinistischen Klischee entsprechen.

„Die Misswahl“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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