Re: Zuletzt gesehener Film

9616
Ja, aber Rocky wird gemeinhin von einer breiten Masse mit Stallone assoziiert, da hört man gerne: Der Sly spielt im Grunde nur sich selbst. Und da finde ich Cop Land, wo er in Teilen gegen seine typischen Rollen anspielt, schon sehr fein von seiner Seite aus (wie du weißt halte ich Stallone generell für einen starken Schauspieler, der niemandem etwas beweisen muss), gerade als gut gemeinten "Überzeugungsversuch". Zum Film: Kann ich alles nachvollziehen, ein sonderlich spektakulärer Film ist es wirklich nicht, aber gut geschrieben finde ich den schon und auch sinnvoll getaktet. Mir hat der gut gefallen, habe ihn aber eh nur ein einziges Mal gesehen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9618
Ich halte Stallone ja generell und nach wie vor für einen eher miesen Schauspieler, und in Copland konnte er mich auch nicht überzeugen. Aber auch abgesehen davon war ich von Copland ähnlich wie Anatol wenig beeindruckt. Ein passabler 6/10 Film der vom Potential sehr viel besser hätte sein können, wenn nicht gar sein müssen.

Re: Zuletzt gesehener Film

9619
iHaveCNit: Tesla (2020)
24.08.2020


Irgendwie witzig aber auch komplett passend, dass mit knapp 1 Monat Abstand zwei Filme mit dem gleichen Thema in die Kinos kommen. Und vor allem auch für mich als jemand, der selbst in der Energiebranche arbeitet, kann man ganze 3 Filme aus dem aktuellen Filmprogramm als „berufliches Interesse“ werten. Nach „Marie Curie“ und „Edison – Ein Leben voller Licht“ gibt es nun auch noch einen Blick auf den Visionär, der auf beiden Seiten damals im „Current War“ beteiligt war. Die Rede ist von Nikola Tesla, der bereits zum Beispiel in Christopher Nolans „Prestige“ von David Bowie und auch in „Edison – Ein Leben voller Licht“ von Nicholas Hoult gespielt worden ist. Hier in „Tesla“ darf Ethan Hawke die Rolle übernehmen.

Der serbokroatische Visionär Nikola Tesla wird im Stromkrieg zwischen dem Gleichsstrom von Thomas Edison und dem Wechselstrom von George Westinghouse auf beiden Seiten seinen entsprechenden Einfluss haben. Danach möchte er sich selbst noch seinen eigenen Visionen widmen, jedoch ist es für für ihn nicht leicht, entsprechende Finanzmittel – selbst bei J.P. Morgan, dem Vater seiner Freundin Anne.

„Tesla“ kann als Biopic vielleicht für den ein oder anderen etwas konfus und verwirrend sein, aber das ist eine interessante Herangehensweise, die somit auch dem etwas konfus und wirr scheinenden Charakter und Geist von Tesla in Ansätzen gerecht wird. Durch die Handlung wird man hier eher von der von Eve Hewson gespielten Anne Morgan geleitet, die neben einem Voice-Over auch gerne mal den Zuschauer durch die 4. Wand direkt anspricht, über viele geschichtliche und technische Zusammenhänge aufklärt und auch mal an einem Macbook sitzt und zum googlen auffordert. Der Film liefert darüber hinaus auch mal ganz subtile Hinweise auf heutige Errungenschaften, die durch Visionen Teslas überhaupt erst möglich gewesen sind. So checkt Edison durchaus auch mal sein Smartphone. Mit einem für heutige Zeiten relativ überschaubaren und eher niedrigem Budget von knapp 5 Millionen hat der Film einige auch interessante optische Ideen zu bieten, wenn er vor allem Tesla auf eine Bühne stellt und der Hintergrund auf einer Leinwand projiziert wird. So kommt vieles im Film auch überraschend aus dem Nichts und auch Ethan Hawke macht eine gute Figur dabei.

„Tesla“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9620
The King (2019, David Michôd)
und
Uncut Gems (2019, Josh & Benny Safdie)

Ersterer ist eine Adaptation von Shakespeares King-Henry-Geschichten, primär Henry V, seinem Aufstieg zum Thron und dem Feldzug nach Frankreich. Ein mittelalterlicher Historienfilm, der erfreulich altmodisch ausschaut verglichen mit der digitalen Brühe von z.B. Ritchies King Arthur, aber dennoch sehr aufwändig und bildgewaltig in Ausstattung, Kostümen und Inszenierung. Michôd mag nicht das volle dramatische Potential der Geschichte ausschöpfen, aber die Dramatik ist vorhanden, sowohl in der Darstellung des zerrissenen Protagonisten als auch in der Darstellung des Krieges, wobei letztere bockstark dreckig, ruppig und knallhart, aber dennoch mit einem poetischen Hauch versehen inszeniert wird, ganz besonders die abschliessende Schlacht um Agincourt. Timothée Chalamet ist natürlich mal wieder grossartig als King Henry, keiner in seinem Alter könnte aktuell diese Rolle mit solch einer reifen Präsenz spielen und die Führerschaft der Figur derart glaubwürdig verkörpern. Anfangs noch mit der leicht gelangweilten Attitüde des frühreifen Jugendlichen, die er schon in so vielen Filmen gemeistert hat, später dann mit einer Härte die einen abkaufen lässt, dass dieser Mann England anführt. Gut sind auch Co-Schreiberling Joel Edgerton als brummeliger Falstaff und Sean Harris, dessen Rolle vor zwanzig Jahren von Jeremy Irons gespielt worden wäre, nicht nur weil die sich unverschämt gleichen. Die Schau spielt mal wieder Robert Pattinson, der in nur zehn Minuten Screentime mit diabolischem Charisma um sich schmeisst.

Uncut Gems ist ähnlich wie der letzte Streich der Safdie-Brüder eine Schnitzeljagd durchs Milieu der Amateurgangster, nur diesmal mit mehr Humor. Adam Sandler ist gleichermassen witzig wie todnervig als spielsüchtiger Juwelenhändler, der sich, um seine Schulden gegenüber drei zunehmend ungeduldigen Geldeintreibern auszugleichen, immer tiefer in ein Netz aus Sportwetten, Schmuckauktionen und anderen finanziellen Wagnissen manövriert. Als temporeiche Thrillerkomödie mit vielen unglücklichen, schwarzhumorigen Zufällen in der Geschichte versprüht der Film ein wenig das Flair der klassischen Guy-Ritchie-Caper wie Lock Stock oder Snatch. Eine einfallsreich getaktete Chose, die mit viel schwarzem Humor aber auch mit der dramatischen Sensibilität eines Indie-Films aufwartet.

7,5 Punkte für beide.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9621
iHaveCNit: Master Cheng in Pohjanjoki (2020)
25.08.2020


So manch einen Film habe auch ich nicht auf dem Schirm, aber bei den Filmstarts vom 30.07.2020 ist dann über einige Wochen ein Film im Gedächtnis geblieben, der mich dann doch nach dem Trailer interessiert hat. Und so habe ich mir dann letztendlich Mika Kaurismäkis Film „Master Cheng in Pohjanjoki“ im Kino angesehen und frage mich, warum ich überhaupt so lange mit der Sichtung gewartet habe.

Der aus Shanghai stammende Koch Cheng und sein Sohn Niu Niu steigen aus einem Bus. Sie sind in der finnischen Provinz im Örtchen Pohjanjoki angekommen. Cheng trifft in der dortigen Raststätte auf die Betreiberin Sirkka. Offenbar sucht Cheng einen gewissen „Fongtron“, der niemand etwas sagt. So gewährt Sirkka ihm erst mal Obdach und Cheng bietet ihr die Hilfe in der Küche an, während er weiter nach Fongtron sucht und den örtlichen Bürgern die gesunde chinesische Küche näherbringt, scheint ihn und Sirkka mehr zu verbinden als eigentlich gedacht.

„Master Cheng ...“ ist ein sehr schöner Film, der mir sehr gut gefallen hat. Das liegt an der weitestgehend unkitschigen Erzählung der Geschichte. Optisch bekommen wir vor allem großartige Landschaftsaufnahmen der finnischen Provinz geliefert, die mit ihrer unberührten Weite und Ruhe eine tolle Atmosphäre für einen entschleunigten Urlaub liefern könnte – und mich definitiv genau wie die dort präsentierte Kultur daran erinnert in den kommenden Jahren einfach mal meinen eigenen persönlichen Urlaub in dieser Region zu verbringen. Die Geschichte nähert sich auch komplett entspannt und behutsam seinen Hauptcharakteren. Sowohl Cheng und seinen Sohn als auch Sirkka haben mit persönlichen Schicksalen zu kämpfen, die nach und nach offenbart werden und die sich nach und nach ergebende Bindung der beiden wirkt so selbstverständlich, natürlich, dezent und schüchtern, so dass ich ihnen die sich ergebende Romanze glaube, was sowohl dem Spiel von Chu Pak Hong und Anna-Maija Tuokko geschuldet ist und mit dem von Lucas Hsuan gespielten Sohn Niu Niu toll ergänzt wird. Das Aufeinanderprallen der Kulturen, vor allem wenn es um die Grundsätze chinesischer Ansätze für eine gesunde Ernährung als auch das Erleben der finnischen Kultur für Cheng geht sind auch vollkommen bodenständig eingearbeitet. Natürlich kommt es gegen Ende dann noch zu einer etwas herausfordernden Situation, die jedoch mit einer entsprechenden Leichtigkeit gelöst wird. So liefert der Film ein sehr schönes Wohlfühlkino der besonderen Sorte. Wenn man sich nicht daran stört, dass der Film auch mehrsprachig ist, dann ist der Film eine Sichtung wert.

„Master Cheng in Pohjanjoki“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9622
Sondervorstellung: Die Blechtrommel (Ohne Wertung für 2020) – gesehen am 31.08.2020 (deutscher Filmstart: 03.05.1979)
Wiederaufführung des ersten deutschen Oscarpreisträgers für den Oscar des besten nicht englischsprachigen Films. Mit der Sichtung habe ich eine kleine aber auch wichtige Wissenslücke geschlossen, da ich bisher weder den Film von Volker Schlöndorff, noch das Buch von Günter Grass gelesen habe. Der Film liefert einen extrem unbequemen Blick auf eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte aus der Sicht eines kleinen Jungen, der sich im Alter von 3 Jahren weigert zu wachsen und sich seinen Weg durch die Welt trommelnd und gläserberstend bahnt. Zum aktuellen Zeitpunkt möchte ich dem Film noch keine Wertung geben.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9623
iHaveCNit: Corpus Christi (2020)
04.09.2020


Bei der letzten Oscarverleihung war „Parasite“ zwar der alles überstrahlende Sieger gewesen, aber es ist natürlich immer interessant sich anzusehen, welche Filme denn sonst noch neben „Parasite“ in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert waren. Ich hatte ehrlich gesagt den polnischen Beitrag „Corpus Christi“ nicht auf dem Schirm, aber nach dem Trailer hatte ich dann doch richtig Lust auf den Film bekommen. Und der Film hat sich definitiv gelohnt.

Der zwanzigjährige Daniel sitzt aktuell in einer Jugendstrafanstalt. Durch die Arbeit als Messdiener für den im Knast praktizierenden Pater Tomasz hat Daniel eine Passion für die Arbeit als Priester entwickelt, doch mit seinen Vorstrafen wird er nie für die entsprechenden Seminare zugelassen. Aufgrund guter Führung wird er auf Bewährung freigelassen und soll zur Resozialisierung in einem Sägewerk am anderen Ende des Landes arbeiten. Dort angekommen macht er sich erst einmal ins Nachbardorf, tritt mit dem dortigen Priester in Kontakt und gibt sich selbst als Pater Tomasz aus. Aufgrund krankheitsbedingten Ausfalls des dortigen Würdenträgers übernimmt er fortan dessen Aufgaben. Mit seinen unkonventionellen, frischen Methoden findet er sehr schnell Anschluss im Dorf, doch kann seine Fassade lange aufrecht gehalten werden ?

Das interessante an „Corpus Christi“ ist, dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht und in seiner Gesamtheit sehr authentisch und bodenständig rüberkommt. Einen großen Anteil an der Strahlkraft und dem Sog, den dieser Film entwickelt liegt an dem großartigen Bartosz Bielenia in der Hauptrolle des Daniels bzw. Pater Tomasz, hinter dessen markanten, durchdringenden Augen ein einnehmendes, freundliches, aber auch geheimnisvoll gefährliches Wesen liegen kann. Der Film und auch seine Rolle zeigt eigentlich, dass genau diejenigen am besten über Sünden, Vergebung, Menschlichkeit und Humanität reden können, die selbst ganz am Boden angekommen sind und selbst Sünden begangen und Absolution geleistet haben. Es ist ganz unterhaltsam mit anzusehen, wie sich Daniel schrittweise mit seiner Rolle engagiert, die junge Marta kennen- und lieben lernt, sich eine interessante Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister liefert und auch dem Dorf bei einem lange schwelenden Konflikt hilft. Klar kann damit der Handlungsverlauf etwas vorhersehbar erscheinen, aber das Ende hinterlässt noch einen richtigen Tiefschlag.

„Corpus Christi“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9624
iHaveCNit: The Hunt (2020)
08.09.2020


Irgendwie schwierig, in welche Richtung ich diesen Film am Ende des Jahres werten werde. Eigentlich hätte er im Kino erscheinen sollen, dann ist er im Mai per VOD erschienen und nun Anfang September fürs Heimkino, wo ich ihn mir nun geholt habe, weil ich ihn unabhängig seiner Kontroverse zur Veröffentlichung in den Staaten anhand des Trailers gerne sehen wollte. Ähnlich wie im letzten Jahr „Ready Or Not“ mir richtig kurzweiligen Spaß bereitet hat, hat dies auch „The Hunt“ geschafft.

Eine Gruppe aus unbekannten Menschen erwacht in einem Waldstück. Als sie auf einer offenen Wiese eine Kiste mit Waffen entdecken, wird bereits Jagd auf sie gemacht. Während einer nach dem anderen getötet wird, müssen sie sich die Antworten holen: Warum sind wir hier ? Wer ist hinter uns her ? Wem können wir trauen ?

„The Hunt“ könnte rein plakativ als menschenverachtender Film gesehen werden, wenn man sich hier ansieht, wie konsequent, scheinbar grundlos unbescholtene Menschen auf grausame Art und Weise getötet werden, aber damit würde man dem Film an sich keinen Gefallen tun. Denn er hält der amerikanischen Gesellschaft (und vielleicht auch nicht nur dort) den Spiegel vor und lässt jede Seite ihr entsprechendes Fett weg bekommen. Der Maß an Gewalt ist hier in seiner Übertriebenheit auch ein tolles Mittel zur Überspitzung dieser mit schwarzem Humor angereicherten Gesellschafts-Satire, in der wir Anfangs noch gar nicht wissen, wer überhaupt der Hauptprotagonist ist und dann durch elegant geschriebene Ambivalenz (hatte mich erst mit Ami-Valenz verschrieben) am Ende mit Betty Gilpin und Hilary Swank zwei großartige Schauspielerinnen gefunden hat, die die beiden wichtigen Charaktere hier spielen. Das Beide keine Probleme damit haben, körperlich aktiv zu sein, haben sowohl Swank (in Karate Kid 4 und Million Dollar Baby) als auch Gilpin (Glow) bereits in Film und Serien bewiesen. Gepaart mit einer tollen Kampfchoreographie und einem relativ großen Maß an handgemachter Action und Effekten kann der Film auch auf diesem Sektor überzeugen. Es wäre interessant gewesen, wie tief die Satire hätte gehen können, würde man den Film von seinen 90 Minuten dann doch noch etwas ausdehnen. Aber so bleibt ein sehr kurzweiliger Mix aus brutalem Actionthriller und schwarzhumoriger Satire übrig.

„The Hunt“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9625
iHaveCNit: Follow Me (2020)
09.09.2020


Mein Stammkino hatte in den letzten Wochen ein paar Umbauarbeiten, so dass in einigen Sälen nun Premiumsessel verfügbar sind, in denen man sich leicht zurücklehnen und auch die Füße hochlegen kann. Mit breiteren Armlehnen, tollem Sitzkomfort und einem zusätzlichen Ablagetisch könnte ich mir durchaus vorstellen, diese Sitze häufiger zu nutzen, würde ich damit kein Problem haben, auch in den letzten Reihen statt wie gewohnt eher weiter vorne zu sitzen. Aber genug davon, den Film, den ich mir zum Test der Sitze angesehen habe ist der eigentlich für eine direkte Heimkinoveröffentlichung vorgesehene „Follow Me“, der es dann doch im Zuge der Corona-Situation ins Kino geschafft hat. „Follow Me“ ist ein fieser Thriller, der aber an einigen Stellen einiges zu wünschen übrig lässt.

Cole Turner ist seit 10 Jahren mit seinem Social Media-Konzept „ERL – Escape Real Life“ am Start und ein Star der Szene. Zum Jubiläum bekommt er eine Einladung eines Russen, der ihn bittet nach Moskau zu fliegen, damit Cole und seine Freunde an einem personalisierten Escape Room teilnehmen. Was sich dann jedoch für den extrem hartgesottenen Cole bietet, ist extremer und härter als alles, was er bisher gesehen hat.

„Follow Me“ ist als Thriller irgendwo eine Mischung aus Social-Media-Horror gepaart mit einigem an Torture-Porn-Elementen und bietet dort relativ fiese und bodenständige, eher simple Rätsel die gelöst werden müssen. Diese Mischung aus „Escape Room“ ; „Saw“ und „Hostel“ funktioniert auf jeden Fall und auch der Grad an Gewalt ist schon extrem, so dass die Altersfreigabe mit FSK16 durchaus auch hinterfragt werden kann. Auch wenn man hier natürlich mitfiebert und sich ein gewisses Maß an Spannung ergibt, so kann man durchaus einiges vorhersehen. Auch die Konklussion des Films, die ein wenig an einen gewissen Film von David Fincher erinnert, war etwas vorherzusehen. Die schauspielerischen Leistungen in „Follow Me“ sind absolut nicht der Rede wert.

„Follow Me“ - My First Look – 5/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9626
iHaveCNit: Faking Bullshit (2020)
10.09.2020


Ich glaube der Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Alexander Schubert war sich zum Zeitpunkt der Entstehung des „Kops“-Remakes „Faking Bullshit“ nicht bewusst, dass die Arbeit der Polizei so in die Kritik geraten ist, umso mehr steht natürlich die Frage im Raum, ob eine Kömodie über die Arbeit der Polizei zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt passt – und ich denke, eine leichtfüßige Komödie passt auf jeden Fall in diese Zeit.

Wir befinden uns in einem kleinen Örtchen inmitten von Nordrhein-Westfalen. Die Polizistin Tina kommt in der dortigen Polizeiwache an und ist mit der Aufgabe betraut, die Arbeit der Wache unter die Lupe zu nehmen. Das Problem, das kleine Örtchen hat nahezu nichts zu tun für die Polizeiwache von Deniz, Rocky, Hagen, Netti und Rainer. So kommt die Polizeiwache auf die Idee Straftaten zu inszenieren, um die Statistik in die Höhe zu treiben, doch sie müssen vorsichtig sein, dass ihnen Tina nicht auf die Schliche kommt. Wie lange können Sie das Treiben verbergen ?

Mit „Faking Bullshit“ habe ich eine weitere Privatvorstellung als einziger Gast im Kinosaal verbracht. Normalerweise lebt eine Komödie auch von der guten Laune und der Stimmung im Kinosaal. Aber da ich selbst richtig Lust auf den Film und seine Idee hatte, hatte ich auf jeden Fall meinen Spaß. Das Treiben der Polizisten, die im Grunde ihren Job behalten wollen und denen dafür jedes Mittel recht ist, führt schon in richtig witzige und teilweise trottelige Situationen. Natürlich offenbart das auch, welche Dynamik in der Kleinstadt herrscht. Das Ensemble des Films leistet hier natürlich auch einen großartigen Job. Ganz witzig ist hier auch durchaus Bjarne Mädel in einer Nebenrolle. Ganz interessant ist, dass der Film seine Struktur dann von einigen kleinen Schauplätzen dann zu einer größeren Geschichte entwickelt. Auch wenn der Film es sich durchaus nicht nehmen kann, auf aktuell herrschende Themen wie Diskriminierung von Bevölkerungs- und Geschlechtergruppen einzugehen, finde ich die Einbettung dieser Thematiken ein wenig zu flach, oberflächlich und unentschlossen. Entweder wäre es besser gewesen, die Einbettung dieser Thematiken komplett aus dem Film zu entfernen oder mit ein wenig mehr Biss und Tiefgang zu integrieren. Aber ein Bild fand ich in seiner Symbolik und Botschaft schon sehr interessant und auch passend – wenn die von Sina Tkotsch gespielte Tina, die im Grunde mit der Prüfung für eine Schließung der Polizeiwache betraut ist an einem Graffiti mit der Aufschrift „Anarchie“ vorbeiläuft. Symbolischer kann man es nicht besser ausdrücken, welche Folgen durchaus die Schließung von Polizeieinrichtungen oder auch Einschneidungen in den finanziellen Mitteln der Polizei haben kann. Viel wichtiger als Schließung oder die Einschneidung finanzieller Mitteln sollte die Ausbildung, sorgfältige Personalauswahl und Souveränität bei der Ausübung der Aufgaben stehen. Und gerade diese leichtfüßige Komödie zeigt auch, dass hinter der Polizei auch Menschen stehen und die Arbeit der Polizei ein doch wichtiger Teil unserer Gemeinschaft und dieser Film auch in gewisser Art und Weise eine kleine Liebeserklärung an die Polizei ist.

„Faking Bullshit“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9627
Days of Heaven (1978, Terrence Malick)

Malick bei der Landarbeit und als Naturbeobachter. Dieses frühere Werk lässt nur relativ selten den urtypischen Malick-Touch seiner jüngeren Filme in den graziösen und unverwechselbar befreiten Kamerafahrten durchblitzen, umso eindrucksvoller ist dafür das Zusammenspiel aus Lichtsetzung und Landschaftsbildern, wenn Felder, Wiesen und Himmel in den prächtigsten Farben des Sonnenuntergangs erstrahlen. Das geht ihm teilweise etwas monoton bzw. statisch von der Hand, treibt die Erzählung um ein Liebesdreieck auf dem Lande aber gut und teilweise auch wirklich bildgewaltig voran, wozu auch die sehr eigenartige Erzählstimme bzw. Erzählperspektive der jüngeren Schwester viel beiträgt.

Der Film lief ja als Teil der Morricone-Reihe. Ich wusste vorher gar nicht, dass Ennio den Score gemacht hat und verglichen mit sämtlichen Filmen von Leone, den frühen Argentos, Two Mules for Sister Sara, I comme Icare, dem Profi oder Untouchables ist das ein ziemlich guter, gediegener aber auch wenig einprägsamer und für mich nicht wirklich Morricone-mässiger Score.

Days of Heaven war nette, teilweise wirklich stark gefilmte Unterhaltung für über eine Stunde, die mich aber nie wirklich in den Bann gezogen hat wie Malicks Meisterwerke und immer ein wenig gepflegt und brav blieb für das, was ich vom Texas-Terry gewohnt bin. Leider fand ich dann die letzte Viertelstunde des 90-minütigen Films sogar etwas schwach. Der Film fühlte sich nach dem Verbrennen der Heuschrecken an, als müsste er jetzt zu Ende sein, aber da kommt noch eine relativ schwache Actionszene die Malicks zwanzig Jahre später entstandenen Kriegsbildern nicht das Wasser reichen kann und ein insgesamt ziemlich müdes Ende, mit einem Schlussbild das irgendwie wirkungslos verpufft.

Wertung: 6 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

9628
iHaveCNit: The Photograph (2020)
11.09.2020

Das Kinostartwochenende des 10.09.2020 steht im Grunde in Zeichen diverser Filme, die eigentlich bereits in der selben Woche wie Nolans „Tenet“ gestartet wären, aber vermutlich aufgrund der Konkurrenzsituation 2 Wochen nach hinten verschoben worden sind. Neben „Faking Bullshit“ und „X-Men: New Mutants“ ist „The Photograph“ auch auf meiner Liste gewesen. Der Liebesfilm von Stella Meghie hat mich nach seinem Trailer und seiner interessanten Geschichte neugierig gemacht.

Der Reporter Michael Block vom New Yorker „The Republic“ kommt bei Recherchen zu einer Story in Louisiana zu einem Foto einer jungen Frau und Fotografin. Die weiteren Recherchen führen ihn zu der Tochter Mae, die als Kuratorin in New York arbeitet. Während er an seiner Story arbeitet und sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, kommen sich beide näher.

„The Photograph“ von Stella Meghie ist wunderbar fotografiert und musikalisch mit einem coolen Jazz-Soundtrack untermalt. Darüber hinaus ist das gesamte Ensemble des Films und vor allem das Duo aus Issa Rae und Lakeith Stanfield großartig, auch wenn die Chemie zwischen beiden für mich nicht einwandfrei gewesen ist. Das wichtige an einem Liebesfilm ist ja, dass man als Zuschauer auch einen gewissen Zugang zur Geschichte bekommt. Auch wenn diese interessant ist, bleibt der Zugang für mich etwas distanziert und kühl. Der Aufbau dieser Romanze arbeitet sich natürlich auch einem gewissen Schema ab, bietet aber mit der Verknüpfung einer zweiten Zeitebene ein interessantes Element, das jedoch mitunter für eine etwas holprige Dramaturgie sorgt, auch wenn sich damit die Geschichte scheinbar wiederholt. Am Ende hat mich die Geschichte und der Film jedoch sehr unterhalten und auch gegen Ende hin dann doch emotional bekommen, und das ist das Wichtigste.

„The Photograph“ - My First Look – 7/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9629
GoldenProjectile hat geschrieben: 11. September 2020 23:42 Days of Heaven (1978, Terrence Malick)

Wertung: 6 / 10
Warum tust du das nur? Autsch, mein Herz…

Nein, ohne Flachs: Schade! Ich habe "Days of Heaven" als großen Genuss empfunden, und für mich ist es mittlerweile mit klarer Sicherheit der beste Film von Terrence Malick, obwohl natürlich auch "The Tree of Life" oder "The Thin Red Line" ihre Klasse haben. Aber während ich bei diesen beiden Filmen eher passiver Beobachter geblieben bin und sie konzeptionell hoch interessant finde, hat mich "Days of Heaven" noch einige Tage beschäftigt. Inszenatorisch finde ich den wahnsinnig schön, auch gerade die tolle Schlusseinstellung und der fast elegische Ennio-Morricone-Soundtrack. Und dann ist das gleichzeitig ein sehr religiös alttestamentarisch aufgeladener Film, der eine wirklich stark gespielte Ménage à trois erzählt und ganz nebenbei dem Industriekapitalismus hübsch einen auf den Deckel gibt. 9/10, mindestens.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9630
Casino Hille hat geschrieben: 14. September 2020 09:35 Warum tust du das nur? Autsch, mein Herz…

für mich ist es mittlerweile mit klarer Sicherheit der beste Film von Terrence Malick.
Weil er ungefähr auf Ebene 6 Spass gemacht hat im Kino. Eigentlich hätte ich auch etwas mehr erwartet aber noch einmal mit etwas Abstand scheint das richtig zu sein.

Tree of Life und The Thin Red Line sind seine Meisterwerke. Danach käme wohl schon The Hidden Life, der richtig gut war. Andere Filme von Malick finde ich "nur" gut, wie Knight of Cups, der die berieselnden Qualitäten eines Bildschirmschoners hatte, sich bei aller Schönheit auch etwas ziellos in der Spiritualität verirrte. Oder eben Days of Heaven, der mir - ebenfalls bei aller Schönheit - nicht wirklich Malick genug war, und am Ende auch etwas nachliess.

Grosse Hoffnungen lege ich gerade noch in The New World, ein Freund schwört auf den.

Days of Heaven 6 / 10
The Thin Red Line 10
Tree of Life 10
Knight of Cups 6
Song to Song 6,5
A Hidden Life 8

Fehlen tun mir noch
Badlands
The New World
To The Wonder
Voyage of Time
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