Casino Hille hat geschrieben: 8. September 2020 17:23
Kann ein britischer Weltpolizist mit Lizenz zum Töten in einer Welt nach 9/11 und Edward Snowden noch eine positiv besetzte Figur? Will man weltpolitische Themen in Form von Unterhaltungsfilmen behandeln, auf sie verweisen oder sich ganz in eine eskapistische Parallelwelt zurückziehen? Wohin mit dem der Bondfigur heute anhaftenden sexistischen Image? Was diese Fragen angeht lassen die Craig-Filme für mich gehörig zu wünschen übrig.
Dagegen muss ich aber einwenden, das man bei allen Craig Bonds das weltpolitische Geschehen behandelt.
Angefangen vom Terrorismus zu Ressourcenknappheit und orchestriertem Putsch, über Cyberterror zum Überwachungskomplott.
Zudem ist man mit Craigs Bond sichtlich damit beschäftigt, dass sein Job keine positiv-heroischen Aspekte mehr hat. Gerade deshalb handelt er doch fast prinzipiell abtrünnig. Sein sexistisches Image wird wohl vllt gerade mit seinem letzten Film "richtig" unter die Lupe genommen.
Mein einziges Problem ist nur, dass man hier immer noch nach einem dritten Akteur sucht. Mit Quantum hätte man vielleicht eine brillante Form gefunden, weltpolitische Misstände über einen verschwörerischen Komplott aus globalen Finanzakteuren mit Verbindungen zu staatlichen Institutionen abzuhandeln. Eine (beinah) fantastische Überspitzung von realen Strukturen. Nur um dann mit SPECTRE einen rein dritten Akteur zu erdichten, der eigentlich was ist? Ein Dienstleister bei dem man Terror und Erpressung in Auftrag geben kann? Deshalb das "Call Center" in der Wüste?
Eine Überparteilichkeit ist für Bond eigentlich ein kaum umsetzbares Dilemma. Damit kann man nur ein paar Filme fahren, da man sich irgendwann fragen muss, wann er endlich gefeuert wird oder moralische Konsequenzen zieht.