Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 20. August 2020 15:18
Das wundert mich jetzt doch, dass die Anfangsszene überhaupt nichts mit dem Ende von OHMSS zu tun hat. Wird doch in vielen Inhaltsangaben von DAF, angegeben: Bond will sich am Anfang für den Mord an seiner Frau rächen.
Nur passiert das im Film nie. Seine Frau wird nie erwähnt, Bond verhält sich kein Stück anders als in anderen Connery-Filmen – und wie gesagt: Entweder im Making Of oder sogar direkt im Audiokommentar von DAF sagt das einer der Macher des Films, da bin ich mir sehr sicher, dass noch im Ohr zu haben. OHMSS war damals beim Publikum gescheitert und eine Fortsetzung des Films kam nicht in Frage, mehr noch: Broccoli wollte die Bondfilme so gestalten, dass das Publikum jeden Film problemlos so gucken kann, als sei es ihr erster Bondfilm. Jeder Teil der Reihe sollte vollständig ohne Vorwissen funktionieren.
In der Hinsicht ist das Opening zu DAF sogar sehr clever: Es funktioniert vollkommen losgelöst vom Kontext der Reihe im Sinne eines Einzelfilms. Ernst Stavro Blofeld ist ein gefährlicher Verbrecher, den Bond energisch um den Globus jagt, aufspürt und tötet. Später stellt sich heraus, dass er den Mann nicht erwischt hat und Blofeld hinter dem neuen Plot steht. Ergo ----> Das Opening dient als Einführung der Figur Blofeld als Schurken für das "jungfräuliche" Publikum, Bonds Jagd zu Beginn macht deutlich, dass es sich hier um einen gefährlichen Mann handelt (und gleichzeitig ist es auch eine Einführung für Bonds Charakter: A man on a mission).
Zweitens dient das Opening als geschickte Fortsetzung der Connery-Ära. Wir beginnen dort, wo der letzte Connery-Film endete (in Japan) und Bond jagt dem Mann hinterher, den er im letzten Film nicht erwischt hat und der immerhin beinahe einen dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Wenn man OHMSS einfach aus der Reihe ausklammert im Sinne einer modernen Vorstellung von Kontinuität, dann ist DAF der logische Nachfolger zu YOLT und die Connery-Bondreihe somit in sich geschlossen.
Drittens kann man das Opening wenn man will sich auch als Fortsetzung des Lazenby-Films denken, denn auch dann steht in der Szene immer noch ein 007, der verbissen Blofeld jagt – dieses Mal nur mit etwas anderer, persönlicherer Motivation. Letzteres wird von den Machern allerdings kaum so intendiert gewesen sein. Schaut euch die Szene nochmal an: Bond ist einfach viel zu salopp im Umgang mit Blofeld, Connery hat durchgängig sein selbstironisches Grinsen im Gesicht, und sein erstes Treffen in der PTS mit Blofeld könnte kaum weniger dramatisches Gewicht beiden haben, sondern erinnert mehr an eine Kabbelei zweier Erzfeinde ("Making mud pies, 007?"), was Bond und Blofeld ja auch sind.
Für mich fällt OHMSS eindeutig aus der Reihe und es sollte dann bis TSWLM dauern, dass erstmals wirklich in einem Bondfilm wieder Bezug zum Ausnahmebond von 1969 genommen wurde – als Triple X in der Bar in Kairo Bond auf dessen kurzlebige Ehe anspricht und dieser nur mit "So genau wollte ich es nicht wissen" antwortet.
DonRedhorse hat geschrieben: 20. August 2020 15:44
Ich bin jedesmal geschockt, wenn ich die Orginalstimme von Connery höre. Da lob ich mir die deutsche Synchron. Sorry, aber das tut mir in den Ohren weh und hat so gar nichts "bondiges".
Witzig!
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Ich liebe Gert Günther Hoffmann auf Sean, aber kaum ein Schauspieler ist so cool wie Connery – gerade wegen seiner markanten Stimme und wie grandios er sie einzusetzen wusste. Allein das süffisante "Where is he? I shan't ask you politely next time" direkt zu Beginn des Films: Genial!