Re: Zuletzt gesehener Film

9571
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juni 2020 12:32

Contagion mag halbwegs authentisch anfangen, aber spätestens in der zweiten Filmhälfte ist das Fantasy und hat auch mit der aktuellen Lage verschwindend wenig zu tun.
Keine Idee was du damit meinen könntest. Auch unter der Betrachtung, daß es ja keine Doku ist. Und ja, der Virus des Films ist weitaus letaler als unser Covid 19er.

Re: Zuletzt gesehener Film

9572
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juni 2020 11:49 Ich musste kürzlich dran denken, wie sehr dir Ocean's 12 missfallen hat, nachdem ich zufällig über einen Thread im Criterion's Forum gestolpert bin in dem der Film zu meinem grossen Erstaunen sehr gut wegkommt, unter anderem mit Kommentaren wie diesem:

This is a confidently perverse reconstruction of cinema, abandoning any and all expectations while borrowing and revamping styles and references with a dash of self-reflexive layering to create something truly original. It’s essentially an experimental film dressed up as a blockbuster, with more diverse heist odes, carbon copy 70s camera choices chopped together with nouvelle vague shots and editing, and enough visual gags to recall the early silent masters. […] The rich details have more than just dual meanings, and I have a feeling I’ll be unpacking this one for a long time, but the cumulative energy is closest to a meta labyrinthine screwball comedy reborn in the new millennium.
Criterion's Forum - ist das das Forum des Medien-Labels? Im speziellen Fall von Oceans 12 liegt meine Abneigung vermutlich hauptsächlich darin begründet, dass der Film sich absichtlich keinen Deut um eine zusammenhängende Handlung oder interessante Figuren (inhaltlich gesprochen) schert, ja geradezu dem Zuschauer die Zunge rausstreckt und sie ihm genüsslich zugunsten von Starschaulaufen und Schauwertabklappern vorenthält. Die im von dir zitierten Beitrag angeführten Hommagen bzw. "cineastische Sahnehäubchen" möchte ich dem Film dabei noch gar nicht mal absprechen (kann sie aber auch aus dem Stehgreif nicht bestätigen, dafür müsste ich den Film erst nochmal sehen), aber es spielt für meinen Geschmack keine Rolle, da ich dazu viel zu sehr inahltlich fixiert bin, als dass ich solche Sachen geniessen könnte, wenn mir ein Film mit aller Macht den dramaturgischen und figürlichen Content vorenthält. So gesehen ist Oceans 12 fast schon das perfekte Negativ für meinen Geschmack (um mal den von mir mittlerweile hochgeschätzten Blade Runner quasi-zu-zitieren). :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9573
Keine interessanten Figuren? Echt jetzt?
Es waren für mich gerade diese die 12 besser machten als 11, denn Zeta Jones und Cassel brachten doch deutlich mehr Würze in die Geschichte, im Kontrast zum etwas zu glatten Vorgänger .

Ich denke aber der Criterion Schreiber hat sich im Thead geirrt, und wollte das eigentlich für The Social Network posten, denn bei dem wüsste ich was er mit "a meta labyrinthine screwball comedy reborn in the new millennium" meinen könnte.

Re: Zuletzt gesehener Film

9574
Für mich sind das in O12 weniger ausgearbeitete Figuren als mehr ein Haufen Stars, die völlig losgelassen eine Art over-the-top-Version ihrer eigenen Screenpersona zum besten geben. Daher auch der Einschub "inhaltlich gesprochen", denn ich sehe da tatsächlich kaum interessantes in Bezug auf figürlichen Content. Einzig Cassel ist mir halbwegs positiv in Erinnerung geblieben, aber nicht weil seine Figur gut geschrieben/ausgearbeitet war, sondern weil er so ein guter Typ ist. Und vermutlich auch der beste Schauspieler im ganzen Cast.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9575
iHaveCNit: Guns Akimbo (2020)
04.07.2020


Es ist mal wieder Zeit für total abgedrehten Spaß im Kino gewesen. Und da eignete sich Jason Lei Howdens „Guns Akimbo“ mit Daniel Radcliffe und Samara Weaving perfekt. Neben der abgedrehten Idee und interessantem gesellschaftskritischen Ansatz bleibt der Film dann doch etwas unter seinen Möglichkeiten.

Für Miles läuft es nicht gut. Er trauert seiner Ex hinterher und im Job wird er ständig gemobbt. Die Freizeit verbringt er im Internet und auf der Streamingplattform „Skizm“ mit dem Trollen anderer Nutzer. „Skizm“ ist eine Streamingplattform, die einen tödlichen Wettstreit zwischen zwei Teilnehmern überträgt. Der aktuelle Star der Plattform ist die ungeschlagene Nix. Als Miles ein wenig zu weit geht und die Betreiber der Plattform trollt, wird er von ihnen überfallen und er wacht mit 2 an die Hände genagelten Pistolen auf und findet sich im Wettstreit gegen Nix wieder.

Verzeiht das „Namedropping“ hier an dieser Stelle, aber irgendwie hatte der Film sehr viel von anderen Filmen - „Nerve“ ; „Scott Pilgrim“ ; „Gamer“ ; „Crank“ ; „Shoot Em Up“ - kommen mir da in den Sinn, wenn ich an „Guns Akimbo“ denke. An alles, was man bei der Idee denkt was passieren wird, wenn einem Typen Pistole an die Hände genagelt werden, wird auch in „Guns Akimbo“ passieren. Darüber hinaus setzt sich der Film mit dem sensationsgierigen Voyeurismus unserer heutigen Zeit vor allem im Bezug auf Streamingplattformen wie Twitch und der abgebrühten Diskussionskultur im Internet auseinander. Daniel Radcliffe hat es nach seiner durchaus prägenden Rolle des Harry Potter natürlich schwer gegen diese Image anzuspielen – aber mit seinen Rollen in „Swiss Army Man“ ; „Jungle“ ; „Imperium“ und nun auch „Guns Akimbo“ ist er ganz gut dabei und liefert auch eine sehr abgedrehte Performance ab, während die von Samara Weaving gespielte Nix trotz diverser interessanter Ansätze etwas blass bleibt. Die Action selbst im Film schwankt zwischen Ästethik und Unübersichtlichkeit hin und her. Der Humor des Films ist schon sehr witzig und auch teilweise sehr derb. Darüber hinaus liefert der Film auch einige witzige popkulturelle Referenzen. Jedoch bleibt der Film etwas unter seinen Möglichkeiten, weil sehr viel nur oberflächlich und zu schnell abgehandelt wird.

„Guns Akimbo“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9576
iHaveCNit: Suicide Tourist (2020)
06.07.2020


Ganz ehrlich – den skandinavischen Film „Suicide Tourist“ hatte ich nur wegen dem Hauptdarsteller Nicolaj Coster-Waldau auf meiner Liste gehabt, über die Handlung selbst hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung und habe mir nun den Film in meinem Stammkino und einem Saal für eigentlich knapp 400 Personen eine „Privatvorstellung“ gehabt. Ganz interessante Erfahrung – wie auch der Film selbst.

Max ist Versicherungsmakler und tödlich an einem Gehirntumor erkrankt. Selbst initiierte Selbstmordversuche schlagen fehl. Durch die Frau eines Versicherten, die ihren Mann seit einigen Monaten vermisst und um Auszahlung der Versicherung bittet, kommt Max auf die Spur eines Hotels, dass scheinbar Sterbehilfe anbietet. So verlässt Max seine Frau Laerke und checkt in das Hotel ein. Doch so ganz sicher scheint er sich seiner Entscheidung nicht zu sein, doch kann er die Entscheidung überhaupt widerrufen ?

Der Film selbst sollte wenn überhaupt von Leuten, die selbst emotional nicht gefestigt sind vom Thema selbst nicht die notwendige Distanz aufbauen können nicht oder nur in professioneller Begleitung gesehen werden. Denn wie es für Dramen aus skandinavischen Ländern üblich ist, wird nicht unbedingt mit Samthandschuhen vorgegangen, wenn es um harte Themen geht. Für seine kurze Laufzeit nimmt sich der Film aufgrund seines eher ruhigeren Erzähltempos sehr viel Zeit und wirkt dadurch länger als er eigentlich ist. Seine narrative Struktur ist geprägt von einem nonlinearen Verlauf, in dem immer wieder auch Flashbacks eingebaut werden. Das macht den Einstieg in den Film vielleicht etwas komplexer als er letztlich ist. Das Drama selbst hat darüber hinaus auch noch ein paar Spuren eines Thrillers und eines Mysteryfilms zu bieten und dass kann den Film vielleicht etwas unausgewogen wirken lassen. Die Themen und Fragestellungen des Films selbst bleiben jedoch recht vage und unbeantwortet zurück und laden den Interessierten zum Nachdenken an. Das Ende selbst hat mich jedoch etwas befremdlich und vielleicht etwas unzufrieden zurück gelassen. Zufrieden war ich auf jeden Fall was das Schauspiel von Nicolaj Coster-Waldau anbelangt und auch Tuva Novotny als seine Frau Laerke hat mir richtig gut gefallen – nicht zu vergessen die Chemie beider Darsteller. Auch wenn die Farbpalette des Films etwas trist, grau und sehr entsättigt rübergekommen ist, sind die Kameraufnahmen des Films sehr gut gelungen und auch das Produktionsdesign geben dem Film seine ganz eigene interessante Atmosphäre.

„Suicide Tourist“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9577
iHaveCNit: Undine (2020)
08.07.2020


Es war nach der langen kinofreien Phase mal wieder Zeit für deutsches Kino und da kam mir „Undine“ von Christian Petzold gerade richtig. Wie auch bei seinem vorigen Film „Transit“ arbeitet er hier wieder mit Paula Beer und Franz Rogowski zusammen. Basierend auf der mythologischen Sage von Undine, an der sich auch Hans Christian Andersen für „Die kleine Meerjungfrau“ bedient hat und auch von Disney für „Arielle“ Verwendung fand, erschafft Christian Petzold ein sehr kompaktes, effektives und reduziertes Liebesdrama.

Undine ist Kunsthistorikerin und gibt in Berlin Vorträge zur Berliner Architekturgeschichte. Ihre Liebe zu Johannes geht in die Brüche, weil er sich von ihr trennt. Gemäß ihrem Schicksal muss sie dafür sorgen, dass er aus dem Leben scheidet, ehe sie vom Antlitz der Welt verbannt wird. Doch durch Zufall kreuzen sich ihre Wege mit Christoph, einem Industrietaucher und es entsteht eine relativ schnelle und intensive Liebesbeziehung der Beiden. Doch kann Undine ihrem Schicksal entfliehen ?

Mit seinen 90 Minuten ist der Film schon recht kurz und der gesamte Ablauf der Geschichte fokussiert sich auf sehr wenige Momente, in denen vor allen das Schauspiel von Paula Beer und Franz Rogowski in den Hauptrollen mit sehr dezenten aber nicht minder intensiven Nuancen die Beziehung und die Chemie von Undine und Christoph mit Leben füllen. In den Nebenrollen glänzen darüber hinaus auch Jakob Matschenz und Maryam Zaree. Durchaus lässt sich in gezielten Momenten auch eine gewisse Symbolik aus dem Film herauslesen, aber der Film gibt einem relativ wenig an die Hand. Ganz untypisch für einen Film, der auch in der Hauptstadt Berlin spielt wirkt die Atmosphäre sehr intim und steril, das wird vor allem auch bei Kameraeinstellungen mit Fokus auf Architekturmodelle in einem Museum sehr gut klar. Demgegenüber bietet der Film auch an manchen Stellen sehr schöne Unterwasserszenen. Insgesamt macht der Film aus seiner sehr effektiven und minimalistischen Grundlage einen ebenso sehr effektiven und minimalistischen Film, der durchaus seinen Zauber entwickeln kann.

„Undine“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9578
iHaveCNit: Harriet (2020)
13.07.2020


Ich hatte für den Kinostarttermin 09.07.2020 genau 2 Filme zur Auswahl, zwischen denen ich mich entscheiden musste und so ist statt „Gretel und Hänsel“ die Wahl auf „Harriet“ gefallen, der sich auch noch für eine sehr späte Oscar-Nachlese aus diesem Jahr anbietet, da sowohl Cynthia Erivo als auch der Song aus dem Film für einen Goldjungen nominiert war. Und bedingt durch aktuelle Ereignisse ist der Film auch entsprechend wichtig.

Araminta, genannt „Minty“ verbringt mit ihrer gesamten Familie ein Leben als Sklaven auf einer Farm in Maryland. Ein Gesuch von Ihrem Mann um die Freiheit für sie und ihren Mann lehnt der Farmbesitzer kurz vor seinem Tod ab. Der Sohn soll die Geschäft des Vaters übernehmen, aber da dieser eine problematische Beziehung zu „Minty“ hat, soll Sie an einen anderen Farmer verkauft werden. In einer Nacht- und Nebelaktion flieht „Minty“ erfolgreich nach Pennsylvania, nimmt dort den Namen „Harriet Tubman“ an und kurze Zeit später zieht sie mehrfach wieder zurück nach Maryland um dort ihre eigene Familie und viele mehr vor der Sklaverei zu befreien.

Bevor ich irgendetwas über den Film selbst wusste, war mir auch die Person der Harriet Tubman kein Begriff, aber das Biopic über ihr Leben und Lebenswerk hat mir einen schönen Einblick gegeben. Vor allem Cynthia Erivo hat die Hauptrolle sehr gut gespielt und den Film mit ihrer Performance sowie auch den Darstellungen von z.B. Leslie Odom Jr. und Janelle Monae mit Leben gefüllt. Gerade in einer Zeit, in der sich einige Bevölkerungsgruppen und Geschlechtergruppen auch in Filmen Vorbilder und Identifikationsfiguren wünschen, ist natürlich ein Film wie „Harriet“ etwas Großartiges für junge Afroamerikanerinnen, wenn diese eben Vorbilder und Identifikationsfiguren brauchen, bevor sie den Mut fassen können, genau das zu machen, was sie sich wünschen und auch auf ihre eigenen Ziele hinarbeiten. Der Film selbst spiegelt mit entsprechender Härte einen Teil der für Afroamerikaner so erniedrigende Zeit der Sklaverei wieder, auch wenn es nicht die Intensität von z.B. „Django Unchained“ und „12 Years A Slave“ erreicht. Dafür sind auch die Darstellungen der weißen Farmbesitzer einfach etwas zu blass, sofern dieser Vergleich an dieser Stelle überhaupt politisch korrekt ist. Natürlich liegt heute niemand mehr in Ketten und auch in der aktuellen Zeit sollte sich niemand mehr die Ketten der Vergangenheit und auch die Ketten von Schuld und Opferrollen anlegen, weil diese im Erreichen von positiven Veränderungen für die Zukunft eher ausbremst. Wie für Biopics üblich werden im Film natürlich einige Stationen im Leben von Harriet Tubman abgehakt, so dass der Film stellenweise etwas nüchtern und gehetzt wirkt. Es mag zwar auf Harriet historisch belegbar sein – und es ist natürlich auch klar, dass nahezu alle Teile der afroamerikanischen Bevölkerung sehr religiös veranlagt sind, aber die im Film eingebettete Religiösität und Spiritualität wirkte auf mich als weniger religiösen Menschen etwas befremdlich. So blieb das Biopic für mich etwas hinter seinen Möglichkeiten.

„Harriet“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9579
iHaveCNit: Queen & Slim (2020)
14.07.2020


Wie immer kommt es auch mal dazu, dass ich aufgrund der Fülle an Filmen und dem Fehlen von Zeit nicht immer den einen oder anderen Film direkt im Kino sehen kann. Aber einige dieser Filme bekommen auf jeden Fall noch ihre Aufmerksamkeit im Heimkino. Den ersten Film aus diesem Jahr, den ich im Heimkino nachhole ist Melina Matsoukas „Queen & Slim“ mit Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith in den Hauptrollen. Und die Zeit für die Sichtung hätte auch nicht passender kommen können.

Für den Schuhverkäufer Ernest Hines und die Anwältin Angela Johnson sollte es eine ruhige Heimfahrt nach einem gemeinsame Tinderdate werden, doch sie werden von einem Polizisten auf Streife angehalten, der seinem Job in Anbetracht einer Routinekontrolle bei den beiden Afroamerikanern viel zu gründlich vornimmt. Im Eifer des Gefechts bekommt Angela einen Streifschuss ins Bein ab und Ernest erschießt den Polizisten aus Notwehr. Beide entscheiden sich zur Flucht und werden somit zur Zielscheibe der Ermittlungsbehörden – aber auch zu Helden für die afroamerikanische Gemeinschaft.

„Queen & Slim“ könnte im Laufe der Jahre und vielleicht Jahrzehnte ein sehr wichtiger Film für die afroamerikanische Gemeinschaft werden. So etwas wie einen eigenen „Bonnie und Clyde“. Nachdem der Film innerhalb kurzer Zeit bereits sein Szenario aufgebaut hat, geht es die über 2 Stunden Laufzeit sehr lässig auf einen Roadtrip, indem wir vor allem die von Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith gespielten Hauptcharaktere Ernest und Angela immer mehr kennenlernen und miterleben, wie sie sich immer näher kommen, wohlweislich, dass diese Zeit der Zweisamkeit vielleicht nur von kurzer Dauer sein wird. Unabhängig davon, wie problematisch aus gesellschaftlicher Sicht die zu genaue Polizeiarbeit zu Beginn ist, so möglichst ausdifferenziert versucht sich der Film den Folgen einer aus Notwehr entstandenen Straftat zu nähern. Natürlich wie für Roadtrips üblich werden diverse Stationen abgehakt auf denen durchaus die ein oder anderen spannenden und auch gefühlvollen Momente entstehen. Auf dem Weg erleben wir auch, wie die Tat und die Flucht der Beiden mitunter auch zu einem Symbol für die afroamerikanische Gemeinschaft wird und durchaus auch bei dem einen oder anderen zu einschneidenden Entscheidungen führt, die schon sehr drastisch und extrem sind. Insgesamt ist der Film cool inszeniert und er hat mich auf jeden Fall dann beim erwartbaren Ende dann auf jeden Fall emotional bekommen.

„Queen & Slim“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9580
Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
A Star is born (Bradley Cooper)
Coopers Regiedebut kann sich vor allem auf formidable Darstellerleistungen verlassen, allen voran seine eigene und die von Fräulein Gaga, welche zusammen eine ganz außergewöhnliche Chemie entwickeln. Entsprechend profitiert A Star is born vor allem in der ersten Hälfte davon mit einer ganzen Reihe an magischen Momenten zwischen den beiden Stars während der langsamen menschlichen und musikalischen Annäherung ihrer beiden Charaktere. Leider kann der Film dieses hohe Niveau in der zweiten, deutlich konventionelleren und vorhersehbareren Hälfte nicht mehr halten, bleibt aber dennoch durchgängig auf ordentlichem Niveau.
.... und vergebe 9/10 Punkten!
Bohnenkaffee ist imperialistisch.

Re: Zuletzt gesehener Film

9581
Revoked hat geschrieben: 16. Juli 2020 07:48 Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
.... und vergebe 9/10 Punkten!
Ich fühle mich geehrt. :) Siehst du den von mir angesprochenen Abfall in Hälfte 2 denn auch so? Denn das hat mir den Spass schon ein bisschen verdorben (nach einer Stunde wäre ich auch noch bei 9 Punkten gewesen).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9582
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Juli 2020 18:28
Revoked hat geschrieben: 16. Juli 2020 07:48 Hatte nun endlich mal die Gelegenheit diesen Film zu sehen:

Zur Bewertung kopiere ich mal 1:1Anatols Beitrag....
.... und vergebe 9/10 Punkten!
Ich fühle mich geehrt. :) Siehst du den von mir angesprochenen Abfall in Hälfte 2 denn auch so? Denn das hat mir den Spass schon ein bisschen verdorben (nach einer Stunde wäre ich auch noch bei 9 Punkten gewesen).
Ja. Das war sehr offensichtlich. Ich habe den Film nämlich (wie so oft) auf zwei Abende aufteilen müssen.

Am ersten Abend konnte ich mich kaum lösen, da ich der Meinung war den besten Film ever zu sehen. Gestern Abend dann die 2te Hälfte, die immer noch gut, aber eben teils vorhersehbar und konventionell war.

Ich fand die erste Stunde extrem intim, man war wirklich ganz nah bei den beiden Hauptdarstellern (auch einige Songs von Jackson May waren durchaus gutes Bluesrock Material 🤘, Cooper sollte über eine Musikerkarriere nachdenken).

Die 2te Stunde ist dann eben Allys, und wie sie sich vom Manager und vom Fame einlullen lässt.
Bohnenkaffee ist imperialistisch.

Re: Zuletzt gesehener Film

9583
Ich fand den Film großartig - war bei mir ein 10er ! Ja, Cooper sollte mal über eine Gesangskarriere nachdenken.

iHaveCNit: Marie Curie (2020)
16.07.2020

So kurz nach der Wiedereröffnung der Kinos kommt nun ein Hammer-Wochenende mit 4 interessanten Filmstarts, die ich auch alle im Kino sehen werde. Den Anfang des Quartetts macht hier die historische Biografie von Marie Curie mit Rosamund Pike in der Hauptrolle, die sowohl historisch, wissenschaftlich und gesellschaftlich sehr wichtig ist, aber auch seine Schwächen hat.

Maria Skladova ist eine junge Wissenschaftlerin in Paris. Sie lernt den Wissenschaftler Pierre Curie, der genau wie sie eine Faszination für die Wissenschaft pflegt, kennen und lieben. Gemeinsam arbeiten Sie an ihrem Forschungsprojekt und entdecken dabei die neuen Elemente Radium und Polonium. Ihre Entdeckung wird die Menschheit nachhaltig beeinflussen – mit all den positiven und negativen Konsequenzen.

Frauen in der Wissenschaft. Ein wichtiges gesellschaftliches und historisches Thema. Marie Curie war eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die sich mit Leidenschaft, Fleiß und harter Arbeit trotz ihres vermutlich eigenwilligen für Wissenschaftler üblichen Charakters im Laufe der Zeit das Vertrauen ihrer männlichen Kollegen gewonnen, die damit auch trotz der nicht vorhandenen Erfahrung erst mit Argwohn auf ihre Person und ihre Arbeit reagiert haben, weil das zu dieser Zeit noch nicht üblich gewesen ist. Hier von einer systematischen und strukturierten Diskrimierung und gar Unterdrückung von Frauen im wissenschaftlichen Sektor zu sprechen halte ich hier für zu radikal und undifferenziert. Marie Curie war Pionierin und hatte sicherlich auch keine Vorbilder im Bereich der Wissenschaft wenn es um Vorbilder des eigenen Geschlechts geht. Sie hat für etwas mit voller Leidenschaft gebrannt und als „Erste“ einfach ihre Arbeit gemacht – und ist mit ihren Errungenschaften sicherlich genau ein wichtiges Vorbild für junge Frauen, die sich für eine Arbeit in der Wissenschaft interessieren, auch wenn ich der Meinung bin, dass sich jede Frau, die sich auch für eine Arbeit in der Wissenschaft interessiert auch mit voller Leidenschaft, Fleiß und harter Arbeit auch ohne entsprechende Vorbilder allen Hindernissen zum Trotz ihren Weg in der Wissenschaft gehen wird – genau wie es auch Marie Curie getan hat.

Die Rolle im Film wird natürlich von Rosamund Pike großartig gespielt und da ich Pike großartig finde, war sie auch eine der Hauptgründe überhaupt den Film zu sehen. Aber ich habe hier noch ein sehr gutes Biopic bekommen, bei dem für mich aber die Stationen im Leben von Marie Curie durchaus viel zu gehetzt abgearbeitet worden sind. Auch die visuellen, effektreichen Spielereien waren eher befremdlich und haben mich etwas aus dem Film raus gezogen. Schön fand ich, wie der Film vor allem die familiären Bindungen zu ihrem Mann und den Töchtern herausgearbeitet hat. Sehr unkonventiell fand ich auch, wie der Film auch die Folgen der Arbeit von Curie gezeigt hat und auf diverse wichtige geschichtliche Ereignisse eingeht um die sowohl negative als auch positive Tragweite des Lebenswerks von Curie aufzuzeigen. Genauso wie es die öffentliche Wahrnehmung damals gewesen ist.

„Marie Curie“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9584
Der "Marie Curie" Film wirkt wie eine Melange aus ähnlichen Filmen jüngerer Zeit. Ein wenig "Colette", etwas "Die Frau des Nobelpreisträgers", warum nicht auch "Die dunkelste Stunde" mit in den Mixer geworfen… Das Pacing ist nur leider überhaupt nicht gut, ein Ereignis folgt auf das Nächste und Rosamund Pike kann so nie die interessanten Facetten ihrer Rolle richtig ausspielen, weil der Plot vorangetrieben werden muss. Und natürlich geht es dann letztlich auch nicht wirklich darum, was diese Frau tolles geleistet hat oder warum sie zur Pionierin wurde, sondern primär um kitschigen Liebesschmu und ihre Beziehung zu Pierre – mit ordentlich Pathos dahinter, versteht sich. Dass man sich dabei noch nur sehr großzügig an der Historie orientiert, verärgert zusätzlich. 3/10.

Gleichzeitig versucht sich Russell Crowe an einem Film, der wie ein Remake von "Falling Down" klingt, aber sich eher als eine Variation aus "Die Blechpiraten" und "American Psycho" entpuppt. In "Unhinged" jedenfalls bringt er einen ganzen Haufen an Leuten um, weil er als miesgelaunter Wutbürger und gelangweilter Autofahrer offenbar eine neue Beschäftigung sucht. Mit Leuten wie Jimmi Simpson und Anne Leighton fallen ihm sogar recht talentierte Leute zum Opfer, viel mehr passiert in dem viel zu langen Psychothriller aber nicht. Leider erforscht der Film nie wirklich das Wesen eines Amokläufers, sondern interessiert sich so gar nicht für die Rolle von Crowe. Stattdessen gibt es oberflächliche Schocks und viel sinnlose Gewalt, die sich sehr schnell abnutzt. Ebenfalls 3/10.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9585
iHaveCNit: Unhinged (2020)
17.07.2020


Film Nummer 2 von 4 des aktuellen Wochenendes ist wieder mal ein Film, den ich mir eigentlich nur angeschaut habe, weil einer meiner Lieblingsschauspieler mitspielt – Russell Crowe – und auch der Trailer mich angesprochen hat. Auch wenn der Film nicht ganz der große Wurf gewesen ist, ich bin relativ zufrieden aus dem Kino gegangen.

Die junge Mutter Rachel und ihr Sohn Kyle sind im Stress, weil er zu spät zur Schule und sie zu spät zu einem Kundentermin kommt. Nach längerer Zeit im Stau kommt es an einer grünen Ampel zu einer folgenschweren Entscheidung. Als der Pick-Up vor ihr nicht fahren will, hupt sie etwas zu energisch, was den Fahrer des Pick-Ups darauf in Rage bringt und er von ihr eine Entschuldigung einfordert. Als sie ihm diese verwehrt ahnt sie noch nicht, wozu der Mann in den kommenden Stunden fähig ist.

Zunächst ist „Unhinged“ ein astreiner Actionthriller, der über seine 90 Minuten sehr kompakt und effektiv seine Handlung durchbringt. Unabhängig davon wie vorhersehbar und logisch fragwürdig das ganze ist, vor allem hat es mir immer wieder die Kinnlade runterklappen lassen, wozu Crowes Charakter fähig ist und auch welcher Grad der Gewalt hier präsentiert wird. Wenn man auf ein paar Details achtet und genau hinhört – vor allem bei den im Film eingebundenen Nachrichten – dann kann man durchaus Hintergründe zum Charakter von Crowe erfahren, so dass dessen Motivation nicht komplett im Dunkeln bleibt und man durchaus auch Sympathie für seinen Charakter entwickeln könnte. Wer sich dafür jedoch weniger interessiert wird damit wieder einmal ein wütender, gewalttätiger, weißer Mann ungefiltert als das Böse dargestellt – vor allem problematisch in der hier vorliegenden Konstellation, wenn eine junge Mutter und Frau hier als Opfer dargestellt und damit natürlich ein entsprechendes Narrativ bedient wird. Aber da gehört auch bei der Konstellation von Mutter und Kind viel Fantasie dazu, wenn der Altersunterschied beider Darsteller gerade einmal 15 Jahre beträgt. Vor allem das nachlässige Verhalten der Mutter hat bei mir natürlich auch nicht gerade dazu geführt, dass ich Sympathien für ihren Charakter entwickeln konnte. Aber eine grundsätzliche unterschwellige Botschaft im Film halte ich für sehr wichtig, wenn vor allem die immer weiter zunehmende Eskalation und Wut auch im Vorspann thematisiert wird ist, dass mit ein wenig mehr Ruhe, Rationalität und auch Empathie durch den Alltag gehen sollten – weniger wildes Rumgehupe – mehr sachte und entspanntes Hupen. Und durchaus auch die Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen, diese einzugestehen und sich durchaus auch bei anderen zu entschuldigen – genau so wie es Russell Crowes Charakter hier eingefordert hat.

„Unhinged“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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