Henrik hat geschrieben: 1. Juli 2020 16:49
Guy Haines ? Wer ist das?
Ich hab lustigerweise, als der Name eben fiel, auch erst an den alten Hitchcock "Strangers on a Train" gedacht.
Henrik hat geschrieben: 1. Juli 2020 16:49
Whitaker ist nicht unbedingt der stärkste Bösewicht, Koskov ist schon deutlich besser, auch wenn er für mich z.B. nicht an Stromberg, Blofeld, Zorin oder Sanches heranragt. TLD ist von den bisherigen Filmen für mich aber trotzdem der beste. Der Film hat ganz andere Stärken.
Ja, ich meine nicht speziell TLD, sondern ganz generell: Dieser alte Spruch "Ein Held ist nur so gut wie sein Widersacher" ist weit weniger wörtlich zu verstehen. Ein Held ist nur so beeindruckend wie die Herausforderung, die er meistern muss. Das kann ein Schurke sein, wie es bei Bond immer der Fall ist, muss aber nicht so sein. In QOS kämpft Bond nicht gegen Dominic Greene, sondern gegen seine seelische Vernarbung an, er sucht nach dem titelgebenden Trost und findet ihn am Ende des Films. Greene ist eine Station, der er dabei abklappern muss. Natürlich stellen Fans dann fest, wenn sie in ihren Schubladen und Ranglisten denken, dass Greene weit weniger Gewicht zuteil wird als Goldfinger oder Dr. No. Aber wie der Ami sagt: "That's the point." Nicht jeder Film muss wie Goldfinger sein, nicht jeder Film braucht einen Schurken wie Goldfinger. Überhaupt: Genügend Filme kämen auch ganz ohne Schurken aus. "Zurück in die Zukunft" hat zwar Biff, aber der ist nur ein kleines Übel. Einen richtigen Widersacher gibt es nicht (und wenn dann wäre der Antagonist hier die "Zeit"). "Inception" hat gar keinen Bösewicht, auch wenn Cobbs tote Frau zwei oder dreimal als Hirngespinst "Buh" ruft. "Mission: Impossible - Ghost Protocol" hat einen Schurken, der aber bestenfalls zehn Sätze im Film sagt und nur dazu da ist, weil das Drehbuch unbedingt einen braucht. Trotzdem sind das alles gute Filme. Aber wenn ich die mit der Checkliste abhake, stelle ich bei allen dreien fest: "Der Schurke war sehr schwach, bzw. kaum vorhanden." Das ist aber nicht sinnvoll, es so auf jeden Film anzuwenden.
Greene ist kein Blofeld, und er soll auch kein Blofeld sein. Genauso wie Koskov und Whittaker eine ganz andere Liga als Sanchez sind. Aber sie sind jeweils das, was der Film braucht und darauf kommt es viel eher an. QOS ist als Film den Jason-Bourne-Streifen manchmal näher als dem klassischen James-Bond-Film und die Jason Bourne Filme haben Widersacher, sie haben Schurken, aber sie sind weniger glamoröus, larger than life und diabolisch wie die bei James Bond. Einen Silva oder Scaramanga findest du bei Bourne nicht. Und da QOS (und in Teilen ja auch schon CR, nur etwas versteckter) einen anderen Weg gehen wollen, müssen sie auch andere Schurkenfiguren verwenden. Keine graue Eminenz, die aus dem Dunklen die Fäden zieht, sondern diese Bösewichte sind Geschäftsmänner, die wie Chefredakteure oder Abteilungsleiter bei Business-Meetings ihre Territorien in der dritten Welt verhandeln.
In
meiner Rangliste der Bond-Schurken habe ich Dominic Greene auch weiter hinten mit der Begründung:
"Die besten Momente sind daher immer die, in denen Amalric einfach nur wirken darf. Nicht immer gelingt das und es wird für QOS gerne zum Problem, dass Greene nicht im eigentlichen Interesse von Bond liegt und auch Camille eher in einem Nebenkriegsschauplatz kämpft. Diese Schönheitsmakel verhindern leider eine höhere Positionierung." - Aber – um mal etwas Selbstkritik zu üben – dieser Kritikpunkt greift vor allem dann, wenn ich ein Ranking erstelle, bei dem ich die Schurken gegeneinander abwäge. Es ist letztlich aber Schubladendenken: Natürlich ist Goldfinger in seinem Film der memorablere Schurke, aber das ist auch ein Film, der gänzlich auf dieses Katz- und Mausspiel aufbaut. Für das was QOS sein will und wie ich den Film verstehe wüsste ich an Dominic Greene so gut wie gar nichts zu kritisieren. Und das ist mir wichtiger, als ihn gegen andere Bondschurken abzuwägen und festzustellen, dass er weniger bedrohlich als Stromberg wirkt. Mag sein, ist aber Sinn der Sache.
Und an so manch großen Schurken der Filmgeschichte ist sowieso noch gar kein Bond auch nur ansatzweise herangekommen…