AnatolGogol hat geschrieben: 19. Mai 2020 11:22
Aber mich als Aussenstehenden interessiert doch nicht wer sich was ausgemalt hat und wem dann die schöne Erwartungshaltung durch den "bösen" Regisseur kaputt gemacht wird.
Aber du wolltest ja Beispiele für die Eigenständigkeit von TLJ (bzw. eher wollte ich sie zu liefern versuchen) und da spielen der Kontext, die Auswirkungen ja schon eine Rolle. Wir reden uns ja auch seit Jahrzehnten die Münder fusselig über z.B. die "Neuausrichtung" von FYEO gegenüber MR, in der ein Maibaum, geschweige denn ein Bond-Gelegenheitsgucker gar nichts sieht. Oder um die grosse Quente-Diskussion aufzugreifen; jemandem der kein Deutsch versteht wäre unser Plausch über die Authentizität und Kontextualisierung von Fassbenders Sprachkenntnissen herzlich egal gewesen.
Meine Erfahrung ist jedenfalls, dass TLJ (vor allem im Internet) querbeet kritisiert, teilweise regelrecht verachtet wird für Dinge, die ich eher als erfrischende Abweichung von Erwartungen und Vorhersehbarkeiten sehen würde, was mir in vielen Fällen sagt dass der entsprechende Rezipient vor allem sehr intolerant ist gegenüber Dingen, die seinen eigenen Erwartungen (mehr inhaltlicher als qualitativer Art) widersprechen, während die meisten einigermassen "differenzierten" Auseinandersetzungen mit dem Film zumindest keine grösseren Gründe zu finden scheinen, den Film dramaturgisch, inszenatorisch oder visuell zu kritisieren, oder ihn gleich positiv aufnehmen. Ich halte TLJ ja mit etwas Abstand auch längst nicht (mehr?) für einen innovativen Durchbruch, aber insofern für den wahrscheinlich besten Star Wars Film dass er die bekannten Themen, Strukturen und Handlungselemente zwar aufgreift, sie aber auch variiert und insgesamt interessanter nutzt als alles genau so zu machen, wie man es erwartet hätte.
AnatolGogol hat geschrieben: 19. Mai 2020 13:12
Der Imperator wurde in ROTJ groß eingeführt und war da dann auch das Zentrum des Bösen. Snoke war in seinen beiden Filmen eine Figur von vielen, seine zentrale Stellung auf der dunklen Seite war mehr Behauptung, als dass ihm die Filme da gerecht wurden.
Der Unterschied ist, dass der Imperator zuerst im Hintergrund mythologisch aufgebaut wurde (Erwähnungen, sein kurzer Holo-Auftritt), und ROTJ dann "geliefert" hat. Snokes Auftritte entsprechen aber im Vergleich der beiden Trilogien nur dem mythologischen Aufbau (mit dem Unterschied, dass er etwas öfter und früher selbst zu sehen ist) und der Witz ist dann, dass die Sequel-Trilogie im Anschluss nie "liefert" weil Johnson der Hackfresse einfach direkt den Garaus macht. Das ist eigentlich genau die Variation des bekannten, von den Vorgängern inspirierten (oder "geklauten") Materials die ich meine. Der Unterschied ist dass sehr, sehr viele aber heute andere Erwartungen an Snoke hatten als damals an den Päppel und sich darum automatisch daran stören. Hätte Vader am Anfang von ROTJ (evtl. Off-screen) den Päppel entthront und getötet ohne dass man ihn je genauer kennengelernt hätte, würde sich heute aber wohl niemand beschweren, weil dann Wissen und ergo Erwartung anders wären...
Interessant finde ich eigentlich nur eine Figur im Star Wars Universum: Yoda. Weil da auch unter die Oberfläche des skurrilen Aussehens gegangen und die Figur dazu genutzt wird, eine Art philosophisches Konzept zu etablieren. Ausserdem ist er einfach sympathisch. Aber im Gesamtkontext der Originalfilme ist das auch seltsam stiefmütterlich behandelt, diese ganze Jedi-, Force- und Magiegeschichte, es scheint mir als ob das so nebenbei läuft, und ausser Luke, Vader und noch Obi-Wan und den Päppel kümmert es in der Geschichte ja auch niemanden, ob und was Luke da kann und lernt. Geht das nur mir so?