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von craigistheman
Agent
Es ist gerade zu zynisch, dass ausgerechnet SF, der am BO erfolgreichste Bond mit Craig, meiner Ansicht nach eines der schwächsten Scripts der Reihe hat (Wiederholung des GE-Plots, wenn auch mit anderem Hauptmotiv - Cyberterror/Hacking spielen dennoch tragende Rollen, unglaubwürdiges Motiv des Antagonisten - da hat man Javier Bardem als hochintelligenten und brillianten shakespearianischen Schurken und gibt ihm eine derart flache, pseudo-ödipale Rachekiste als Motiv, die immensen Logiklöcher, Ungereimtheiten und glücklichen Zufälle in Silvas Planung, himmelschreiend dumme Plotdevices um die Handlung voran zu treiben - M, Head of MI6 wohlgemerkt, fuchtelt mit einer Taschenlampe in einer dunklen Kapelle herum, und und und...). SP toppt dann das ganze leider noch.
Ich würde Craigs Erfolg nicht bloß auf die Scripte der Filme zurückführen, sondern auf seine allgemeine Haltung und Entwicklung innerhalb der Rolle. Brosnan z.B. ist kein schlechter Schauspieler - wenn auch bei weitem nicht so versiert wie Daniel Craig, der ja in erster Linie ein Theaterschauspieler ist, aber man merkt ihm leider zu oft das Korsett der Bondrolle und den Druck "alles richtig" machen zu wollen an. Meine Meinung, darf jeder so sehen, wie er möchte. In TWINE schafft es Brosnan am ehesten eine persönliche Note in die Rolle zu bringen. Leider kippt das ganze mit der Formelhaftigkeit des Filmes, hier hätte EON mehr wagen können.
Ein sehr großer Irrtum ist es übrigens anzunehmen, dass EON im Jahre 2005 mit der Neuausrichtung Bonds, in irgendeiner Weise "Mut" oder "Wille zur Innovation" bewiesen hätte. Zu dieser Zeit war die große Entmystifizierungs- und Neuerzählungswelle sämtlicher Superhelden-Mythen bereits voll im Gange. Bourne hat das Espionage- und Actionkino vielleicht nicht neu erfunden oder revolutioniert, aber ganz ordentlich entstaubt und von überflüssigem Balast und Pathos befreit (zumindest die ersten beiden Ableger). Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis EON nachjustiert, wie sie es immer gemacht haben und auch machen werden. Da sollte man sich nichts vormachen.
Das, was jedoch gezündet hat, ist meinen Augen eine gewisse Form von Radikalität und Rohheit in der Umsetzung des Vorhabens, was aber für mich nicht heißt, dass nicht minutiös kalkuliert wurde, wohin die Reise führen soll. Ich meine, was hätte man noch groß nach DAD tun können? Bond auf Zeitreise schicken, ihn gegen Aliens antreten lassen?
So wie ich das sehe, geht die Auslegung des Craig-Bonds ganz auf ihn als Schauspieler und seinem Comittment zurück. Er ist ein wenig so wie Russland. Es dauert zwar ewig, bis er in die Gänge kommt, wenn es aber soweit ist, macht er keine halben Sachen, sondern geht wirklich bis ans Ende seiner Möglichkeiten.