Re: Zuletzt gesehener Film

9348
Sieht so aus als ist der Beitrag 2200 etwas ganz Besonderes !

iHaveCNit: Parasite (2019)
17.10.2019

Während ich hier so dabei bin, die Review zum Film zu schreiben, liegt ein Flyer zum Film vor mir mit dem netten Hinweis „Ein Film voller Twists – Bitte nicht spoilern!“ Daran versuche ich mich natürlich auch zu halten, trotz allem möchte ich spoilern, dass „Parasite“ von Joon Ho Bong bereits in Cannes die „Goldene Palme 2019“ gewonnen hat und definitiv eine Rolle im nächsten Jahr bei der Verleihung des Oscars in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ spielen wird. Und es gibt eine weitere Rolle, die er spielen wird – ganz weit oben in meinem Ranking der für mich besten Filme des Jahres 2019.

Die Kims und die Parks könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die arbeitslosen Kims in den Slums von Seoul nach jedem Strohhalm greifen um an Geld zu kommen, Pizzakartons falten und in den entlegensten Ecken ihrer Wohnung das W-LAN der Nachbarn kapern, lebt die reiche Familie Park in einer Luxusvilla auf den Hügeln der Stadt. Die Wege der Familien kreuzen sich, als Ki der Sohn der Kims durch das Angebot eines Freunds auf eine Nachhilfelehrerstelle für die Tochter der Parks aufmerksam wird. Und als der Sohn einen Fuß in die Villa gesetzt hat, dauert es auch nicht mehr lange, bis alle Kims Jobs im Hause der Parks bekommen haben. Doch wie lange kann das gut gehen ?

Eine Sache, die mir jetzt sehr schwer fällt ist, diesen Film überhaupt einem Genre einzuordnen, denn „Parasite“ ist sehr vielschichtig. Am ehesten fällt mir da die Bezeichnung „Gesellschaftsstudie“ ein. Und mit Gesellschaftsstudien in unerwartet überraschenden Genremischungen kennt sich der Regisseur und Drehbuchautor Joon Ho Bong aus, dessen „Snowpiercer“ mir zuletzt auch richtig gut gefallen hat. Aber „Parasite“ ist da eine wesentlich andere Liga als der geradlinige Klassenkampf in einem postapokalyptischen Zug. Wie Joon Ho Bong hier die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich mit messerscharfer Beobachtung und in filmisch absolut authentischer Gestaltung – angefangen von Klamotten, Set-Design, Tagesabläufen usw. - ist umwerfend. Und wenn der Film dazu noch mit einfachen Kameraeinstellungen und Schnitten diese Unterschiede subtil verdeutlicht, dann verkommt das nie zu oberflächlicher Plakativität, zu der man sich gerne mal verleiten lassen kann. Diese Gesellschaftsstudie ist authentisch beobachtet und hat mich schon sehr früh in seinen Bann gezogen. Anfangs geht es wie auf einem Schachbrett zu, wenn erst mal die Figuren in Stellung gebracht werden, doch dann passiert etwas absolut unerwartetes, was den Film in eine spannende, tragische, komische und absolut überraschende Bahn lenkt und alles auf den Kopf stellt. Eines der wohl wichtigsten Komplimente, die ich einem Film machen kann, kann ich auch hier geben, denn ich hätte dem Treiben hier ewig zuschauen können. Und selbst dass sich der Film dann gefühlt dann doch für eine Seite entscheidet, ist der Film absolut rund und ambivalent intelligent.

„Parasite“ - My First Look – 10/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9349
Un Prophète (2009, Jacques Audiard)

Unaufhaltsam bahnt sich Audiard einen Weg hin zu einem meiner liebsten Regisseure der letzten Jahre. Un Prophète schildert auf grossartige Weise die Geschichte eines jungen, anfangs völlig mittel- und hilflosen Häftlings, der sich mit grossen Risiken und den richtigen Begegnungen schrittweise ein eindrucksvolles kriminelles Imperium inner- und ausserhalb des Gefängnisses aufbaut. Die Knastchronik überzeugt auf ganzer Länge, sei es durch die clever und wendungsreich strukturierte Handlung, die lebhaft inszenierten und gespielten Charaktere, die authentische und harte Schilderung des französischen Gangster- und Knastmilieus, die wundervoll eingebauten poetischen Zwischentöne, die aber nie vom Kern der Geschichte ablenken oder den bärenstarken Score von Alexandre Desplat. Die Entwicklung des von Tahar Rahim gespielten Malik, vom Neuling, der dem Ärger verzweifelt aus dem Weg gehen will, hin zum gerissenen Aufsteiger, der die Fäden in die Hand nimmt, ist schlüssig aufgebaut, Audiards Bildsprache ebenso nervös und rasant wie kunstvoll und geschliffen, genau wie in seinem nachfolgenden Film De Rouille et d'Os. Von mir gibt es unmittelbar nach der Sichtung mühelos 9 / 10 für diese spannende Fusion aus Knastfilm, Gangsterballade und Drama.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9350
iHaveCNit: After The Wedding (2019)
21.10.2019


Bevor der gute Mads Mikkelsen durch die Rolle des Bondgegenspielers „Le Chiffre“ in meinem Lieblingsbondfilm „Casino Royale“ weltweite Bekanntheit gewonnen hat, war er in seiner dänischen Heimat bereits ein Star, der bereits mit Schwergewichten wie Susanne Bier und Anders Thomas Jensen zusammen gearbeitet hat. Eine dieser Zusammenarbeiten ist das Drama „Efter Bryllupet“, das in Deutschland unter dem Titel „Nach der Hochzeit“ in die Kinos gekommen ist. Ganze 13 Jahre später liefert uns nun Hollywood ein Remake des dänischen Dramas, was vor allem mit zwei starken Hauptdarstellerinnen und einem Geschlechtertausch glänzen kann.

Isabella ist Entwicklungshelferin in Kalkutta und leitet ein Waisenhaus. Die Zeiten sind jedoch sehr schwer, da dem Haus das Geld ausgeht. Doch die reiche Managerin Theresa einer Medienagentur bittet Isabella nach New York, bevor sie in das Projekt investieren möchte. Da jedoch am gleichen Wochenende auch Theresas Tochter Grace heiratet, bittet Sie natürlich Isabella auch als Gast bei der Hochzeit dabei zu sein. Doch dann merkt Isabella bei der Hochzeit, dass Theresa scheinbar nicht zufällig auf sie aufmerksam geworden ist.

Ich habe vor knapp 2 Wochen auch das dänische Original endlich mal nachgeholt in Vorbereitung auf das Remake und ich war mal gespannt darauf, wie der Film in seiner Grundstruktur angepasst wird, wenn hier quasi die Rollen, die vorher von Mads Mikkelsen und Rolf Lassgard gespielt wurden, nun von Michelle Williams und Julianne Moore übernommen werden und die Rolle von Sidse Babett Knudsen hier von Billy Crudup gespielt wird. Die gewählte Lösung ist sehr interessant, wirkt an manchen Stellen jedoch etwas flach und in der Umsetzung etwas holprig. Das Drama hat mich auf jeden Fall emotional bekommen, da sowohl Williams als auch Moore ein sehr tolles Schauspiel an den Tag legen. Doch dem Regisseur Bart Freundlich gelingt es nicht ganz, die Sogkraft des Originals zu erreichen, auch wenn er sich bis auf die durch den Geschlechtertausch bedingten Anpassungen sehr stark und fast sklavisch an das Original hält. Und auch so gut ich hier Williams und Moore finde, so komme ich nicht drumherum, dass das Quartett des Originals aus Mikkelsen, Lassgard sowie Sidse Babett Knudsen und Stine Fischer Christensen wesentlich besser als das Quartett aus Williams, Moore, Crudup und Abby Quinn gefallen hat.

„After The Wedding“ - My First Look – 7/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

9351
Wer ein Faible für den Film Noir hat und immer schon mal verstehen wollte, warum Marilyn Monroe u.a. Madonna und Sharon Stone als Vorbild diente, der hat mit Henry Hathaways "Niagara" den richtigen Film gefunden.

„Niagara" oder Technicolor goes noir

Zwei der größten Attraktionen der USA in einem Film hat man auch nicht alle Tage. Und Regie-Routinier Henry Hathaway weiß beide spektakulär in Szene zu setzen. Die Rede ist von den Niagara Falls und Marilyn Monroe. Die berühmten Wasserfälle an der kanadisch-amerikanischen Grenze sind der heimliche Hauptdarsteller in diesem Hochglanz-Psychothriller, der in vielem an Alfred Hitchcock erinnert. Das Böse und Finstere lauert unter einer polierten Oberfläche US-amerikanischer Spießbürgerlichkeit und idyllischer Umgebung ...

https://ssl.ofdb.de/review/7519,800476, ... -TAyt9tUqg
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

9352
Portrait de la Jeune Fille en Feu (2019, Céline Sciamma)

Da ist er endlich, der Knaller des bisher etwas mageren Kinojahres. Verglichen mit meinen Lieblingsfilmen der letzten Jahre wollte bisher nichts so richtig herausstechen - wobei ich natürlich vor allem diesen Sommer auch viel weniger im Kino war - vieles war unterhaltsam, Almodovar kam schon nahe ran, aber erst Sciammas elegant-zurückhaltendes Kostümdrama konnte ein eindeutiges Highlight setzen. Erotisch und emotional beschwört sie in zwei Stunden die intensive Erfahrung der spontanen Lebensschönheit und den bittersüssen Nachgeschmack der Vergänglichkeit. Und damit ist dies ziemlich klar, mein bester Film des Jahres, nicht nur wegen der überwältigenden Gesichter der beiden Hauptdarstellerinnen.

Wertung: 9 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

9354
iHaveCNit: Das perfekte Geheimnis (2019)
31.10.2019


Ein heiliger Gral unserer aktuellen Gesellschaft, das Smartphone ist ein kleiner treuer Begleiter, den wir immer bei uns tragen und kaum aus den Augen verlieren. Hier haben wir nahezu alle unsere intimsten Geheimnisse bei uns und der Geheimhaltungstrieb ist sogar so groß, dass wir selbst unsere Nächsten nicht an einigen der Geheimnisse teilhaben lassen. Daher ist der italienische Film„Perfect Strangers“ aus dem Jahre 2016 ein sehr spannendes Experiment gewesen, der sich mit diesem universellen Thema als erster Film auseinandergesetzt hat. Bis heute haben sich mehr als 10 Länder von diesem Film inspirieren lassen und es war keine Frage der Zeit, bis auch Deutschland auf die Idee kommt.

7 Freunde, 4 Männer und 3 Frauen treffen sich am Abend eines Blutmondes zu einem gemeinsamen Essen. Im Laufe des Abends kommen die Freunde auf die Idee, ein Spiel zu spielen. Jeder soll sein Smartphone auf den Tisch legen und jede Nachricht und jeder Anruf wird allen zugänglich gemacht. Dass das Spiel natürlich aus dem Ruder läuft, war den Teilnehmern klar, nur in der Größenordnung hat das niemand erwartet.

Der Erfolgsregisseur Bora Dagtekin hat mit Jessica Schwarz, Wotan Wilke-Möhring, Karoline Herfurth, Elyas M´Barek, Jella Haase, Frederick Lau und Florian David Fitz eine unfassbar beachtliche Zahl an bekannten deutschen Darstellern versammelt, die auch allesamt einen relativ guten Job machen in Anbetracht der Tatsache, dass die Figurenkonstellation, die Beziehungen untereinander bereits vollumfänglich ausgearbeitet sind und der Film selbst kaum kreative Eigenleistung zu bieten hat. Natürlich eignen sich die hier entstehenden Konflikte jedoch für viele dramatische, aber auch unglaublich witzige und unterhaltsame Momente, aber insgesamt waren mir die Dialoge teils sehr flach, oberflächlich und voller Plattitüden. Der Film gibt sich hier auch nicht die Mühe teils kritische und auch satirische Untertöne einzuarbeiten. Und ob der Film jetzt vor allem mit dem Geheimnis von einem der Teilnehmer respektvoll umgeht oder nicht, dass kann jeder für sich selbst beurteilen. Insgesamt war der Film bedingt durch die Stimmung im Saal natürlich eine recht unterhaltsame und witzige Angelegenheit, die bei all der kaum vorhandenen kreativen Eigenleistung sehr hochwertig daherkommt und bei dem vermutlich alle Beteiligten ihren richtigen Spaß hatten.

„Das perfekte Geheimnis“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9355
iHaveCNit: Le Mans 66 (2019)
13.11.2019


So langsam komme ich nicht um die Frage herum, wer nun am Ende des Filmjahres nicht nur von den Filmen, sondern auch den Schauspielern ganz oben stehen wird. Eine sichere Bank in diesem Jahr ist für mich auf jeden Fall Christian Bale, der mich bereits im Februar mit „Vice“ absolut überzeugt hat und nun in „Le Mans 66“ wieder Vollgas gibt. Darüber hinaus schafft es „Le Mans 66“ bzw. „Ford v Ferrari“ natürlich auch in meine obersten Regionen des Filmjahres.

Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern kommt im Hause Ford die Überlegung in den Rennsport einzusteigen und direkt den aktuellen Marktführer Ferrari anzugreifen. Dabei wird der ehemalige Rennfahrer und Konstrukteur Carroll Shelby kontaktiert, der zur Unterstützung beim Aufbau seinen Freund und Rennfahrer Ken Miles kontaktiert. Während das Rennen von „Le Mans“ immer näher kommt, arbeiten sich Shelby und Miles immer weiter an die notwendigen Geschwindigkeiten heran, während die Chefetage von Ford durchaus andere Ansätze verfolgt und nicht zwingend mit dem eigenwilligen Charakter von Miles zurecht kommt.

„Le Mans“ ist ein unfassbar schneller und unterhaltsamer Film geworden, der im Kinosaal richtig gut angekommen ist und die Stimmung war großartig. Trotz seinen 153 Minuten war der Film unglaublich kurzweilig und hat sich absolut nicht so lang angefühlt. Da haben vor allem die beiden Hauptdarsteller Christian Bale und Matt Damon einen großen Anteil daran. Die Chemie von beiden hat mir richtig gut gefallen und wie vor allem Bale hier mit seinem Charakter des Ken Miles etwas aus seiner üblichen Komfortzone gegangen ist hat mich absolut überzeugt. Die Passion für die Jagd nach der optimalen Rundenzeit und Geschwindigkeit kam richtig gut zur Geltung. Insgesamt hat mir die gesamte Handlung und ihre Entwicklung sehr gut gefallen. Richtig stark und gelungen fand ich hier auch die Rennsequenzen, die sowohl durch Kameraarbeit, Soundtrack und Schnitte stets übersichtlich aber auch rasant mitreißend sind. Klar hat sich hier durchaus auch der Einsatz von CGI nicht vermeiden lassen, aber auch das hat für mich richtig gut gepasst. Dass der Film sich dann zu einem dann doch auch sehr emotionalen Wohlfühlende hinreißen lässt war ein toller Abschluss von einem der amüsantesten Filme des Jahres.

„Le Mans 66“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9356
Mandy

Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage ist hinlänglich bekannt und wurde sicher auch im Zusammenhang mit Panos Cosmatos´ neuem Film „Mandy“ das ein oder andere Mal gestellt. Denn der Film ist in keinster Weise Mainstreamtauglich und noch dazu leicht irreführend beworben worden, nimmt der abgefahrene Rachetrip der von Nicolas Cage gespielten Hauptfigur Red Miller doch einen relativ kleinen Teil des Films ein. In der ersten Hälfte wird dagegen versucht die Beziehung zwischen Red Miller und Mandy aufzubauen und zu transportieren. Leider scheitert der Film daran. Als Zuschauer baut man keine wirkliche Nähe zu den beiden aus, die wenigen gemeinsamen Szenen reichen nicht mal im Ansatz aus um die Liebe der beiden Figuren wirklich spürbar zu machen. Gleichzeitig fehlt es an Tempo oder an sonst irgendeinem Element, das den Zuschauer wirklich fesseln könnte, denn auch die durchaus gelungene träumerische Atmosphäre wird zu schnell anderen Elementen geopfert. Das zieht sich daraufhin dann auch durch den gesamten Film, er ist weder Fisch noch Fleisch und scheint nie zu wissen, was er eigentlich will. Er schwankt zwischen Liebesgeschichte, Horrorfilm und Rachestory gemixt mit einer gewaltigen Portion Trash. Das ganze getränkt in bunte Farben, Filter, Verzerrer und vieles mehr entfaltet sich definitiv ein einmaliges Filmerlebnis, wird auf Dauer aber anstrengend und ist auch nicht wirklich konsequent umgesetzt. Der Film schaffte es nie den Zuschauer wirklich mitzureißen, ist an den falschen Stellen witzig und an den falschen Stellen unheimlich.
Es gibt zwar durchaus gelungene Momente, die mir auch noch länger im Gedächtnis bleiben werden (Das wird allerdings vermutlich der gesamte Film) doch die hätten eben einen anderen Film um sich herum benötigt. Das einzige was wirklich konsequent ist, ist der Score von Johann Johansson, der ja schon bei Filmen wie Sicario oder Arrival sein Können unter Beweis stellte.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass „Mandy“ definitiv Kunst ist, gebraucht hätte ich es aber dennoch nicht.

5/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9357
dernamenlose hat geschrieben: 16. November 2019 14:35 Als Zuschauer baut man keine wirkliche Nähe zu den beiden aus, die wenigen gemeinsamen Szenen reichen nicht mal im Ansatz aus um die Liebe der beiden Figuren wirklich spürbar zu machen.
Das gilt vielleicht für dich, für mich ist da sehr viel spürbar und Nähe hab ich so einiges aufbauen können. Der Film ist sicherlich schwierig und artifiziell, allerdings sehe ich keinen Vorwurf darin.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9358
Ja klar, das kann bei anderen natürlich anders aussehen. Ich habe auch überlegt den Satz auf mich bezogen zu formulieren, aber das hätte mit dem Stil der restlichen Kritik gebrochen, deshalb habe ich mich dann doch dagegen entschieden.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

9359
iHaveCNit: Booksmart (2019)
15.11.2019

Mit Independent-Filmen und Coming-Of-Age-Geschichten bekommt man mich in den letzten Jahren sehr einfach vor die Leinwand, vor allem wenn diese großartig umgesetzt worden sind. Egal ob „Moonlight“ ; „Call Me By Your Name“ ; „Lady Bird“ ; „Mid90s“ und „Love Simon“ - nur um Einige zu nennen. Nun reiht sich auch problemlos mit Leichtigkeit das Regiedebüt von Olivia Wilde ein, das auf den Namen „Booksmart“ hört und unglaublich unterhaltsam geworden ist.

Amy und Mollie gehen nicht nur auf die selbe Highschool – sie sind auch bereits extrem lange befreundet und absolute Streberinnen, die sich jeglichem Spaß verwehren um mit der harten Arbeit für die Schule einen Platz an Elite-Universitäten zu bekommen. Als sie jedoch am Tag vor der Abschlussfeier feststellen müssen, dass all ihre anderen Mitschüler trotz unglaublicher Feierlaune es auch an Elite-Universitäten geschafft haben, fassen beide Freundinnen den Entschluss es am Abend vor der Abschlussfeier nochmal ordentlich krachen zu lassen und den ganzen Spaß nachzuholen, den sie sich all die Jahre nicht gönnen wollten.

Da ich dieses Wochenende in Köln gewesen und ohne Laptop gereist bin, komme ich erst jetzt zu der Review. Jedoch habe ich dort eine Kurzreview von meinen ersten Eindrücken geschrieben, die wie folgt lautet:

Olivia Wildes Regiedebüt entpuppt sich als moderne, erfrischende, ambivalente und sehr intelligente Coming-Of-Age-Geschichte im Gewand einer Highschool-Party-Road-Trip-Komödie über die Freundschaft von 2 Streberinnen einer High-School, die am Tag vor der Abschlussfeier den ganzen Spaß nachholen möchten, den sie sich alle die Jahre verwehrt haben.

Das, was hier ähnlich wie bereits bei Greta Gerwigs „Lady Bird“ sehr gut funktioniert ist, dass wir mit Olivia Wilde in der Regie und einem weiblichen, vierköpfigem Team aus Drehbuchautorinnen hier eine vollkommen authentische und erfrischend ehrliche Sicht auf zwei heranwachsende Frauen bekommen. Gerade hier kann man sich richtig gut auf die weibliche Sicht einlassen und auch ich konnte mich aus persönlichen Gründen mit den beiden Hauptcharakteren sehr gut identifizieren und die Situation in der Beide stehen absolut nachfühlen. Die jüngere Schwester von Jonah Hill, Beanie Feldstein (die man auch bereits in „Lady Bird“ gesehen hat) und Kaitlyn Dever haben hier eine wundervolle und absolut passende Chemie miteinander. Vor allem die etwas schüchternere und introvertiertere Amy von Kaitlyn Dever hat mir besonders gut gefallen und auch wie der Film mit der von ihr bereits angedeuteten Homosexualität umgeht – da könnten sich aktuell ein paar andere Filme eine Scheibe von abschneiden. Aber es wäre auch keine Highschool-Party-Road-Trip-Komödie, wenn man sich nicht im Laufe eines Abends in diversen abgefahrenen Situationen wiederfinden würde, die allesamt richtig witzig und abgedreht sind. Auch alle Nebencharaktere sind nicht bloß etwa einfallslos und oberflächlich stereotypisch dargestellt – der Film schafft es hier auch auf sehr intelligente und ambivalente Weiße diese Nebencharaktere im Laufe des Films toll auszuarbeiten. Der Film hat mir einen tollen, unterhaltsamen Kinobesuch in Köln beschert und wird dafür auch am Ende des Jahres relativ weit vorne dabei sein.

„Booksmart“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9360
iHaveCNit: Black and Blue (2019)
18.11.2019


Als nächstes in diesem Filmjahr stand für mich der relativ klein gestartete Cop-Thriller „Black and Blue“ von Deon Taylor auf dem Plan, der passenderweise in dem für mich am naheliegendsten Kino gestern Abend die einzige Vorstellung angeboten hat. Und mit „Black and Blue“ habe ich einen unterhaltsamen, spannenden und kurzweiligen Cop-Thriller bekommen habe.

Alicia West ist eine afroamerikanische Veteranin und seit kurzer Zeit Polizistin in New Orleans. Als Gefallen für einen Kollegen übernimmt sie dessen Nachtschicht und wird zufälligerweise Zeuge davon, wie korrupte Cops Drogendealer und Informanten töten. Da Sie die Tat mit einer Body-Cam aufgenommen hat, wird sie nun zur Zielscheibe der korrupten Cops. Angeschossen und auf sich alleine gestellt ist Alicia nun auf der verzweifelten Suche nach Hilfe, die ihr jedoch als Cop in einer afroamerikanischen Gegend verwehrt wird. Nur der Ladenbesitzer Mouse scheint ihr letzter Rettungsanker zu sein.

Der Film liefert eine interessante Grundkonstellation und mit seinem Thema auch ein gewisses Plädoyer gegen Rassismus. Naomie Harris spielt hier richtig gut und engagiert und auch Tyrese Gibson, der sich etwas aus seiner Komfortzone traut, macht hier einen großartigen Job. Der Film ist geradlinig, unterhaltsam und spannend geworden. Klar könnte man hier und da wenn man etwas länger und intensiver nachdenkt durchaus die Logik und auch die Wendungen hinterfragen und dem Film etwas seine spannende Unvorhersehbarkeit absprechen, aber für mich stand das hier nicht wirklich zur Debatte. Bei der vorhandenen Action hätte ich mir jedoch hier und da etwas mehr Übersichtlichkeit gewünscht. Auch das ein oder andere Klischee kann der Film nicht ganz vermeiden und auch gegen Ende hin werden dann doch ein paar Haken zu viel geschlagen. Unabhängig davon jedoch war der Film mit seiner unterhaltsamen, geradlinigen und interessanten Handlung mal wieder ein cooler Cop-Thriller.

„Black and Blue“ - My First Look – 7/10 Punkte
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