danielcc hat geschrieben: 13. Oktober 2019 16:37
Das halte ich für vollkommen übertrieben. Würde behaupten, was den Aufbau und Logik angeht ist SP dem Vorgänger locker überlegen.
Dass es im letzten Drittel schwächelt war und ist jedem klar. Da konnte man aber nichts mehr dran machen, da das Release Datum fix war und der Drehstart bevor stand. Man hat ja bis zum Schluss alles versucht, den dritten Akt zu schärfen.
Ja aber sorry, das klingt wie eine Ausrede und interessiert das breite Publikum wohl kaum. Mir ist doch als Zuschauer völlig egal, wie es hinter den Kulissen aussieht und zugeht. Hauptsache das Ergebnis ist stimmig. Ist es das nicht, dann denke ich mir doch nicht: "Die armen hatten sehr viel Ärger mit dem Autoren und konnten sich nicht auf eine stilistische Richtung einigen. Deswegen nehme ich den Film jetzt einfach so hin, wie er ist und vergebe ihm alle Schwächen." ^^. Dass EON nicht davor zurückschreckt die Release-Termine aufgrund künstlerischer Differenzen zu verschieben, haben wir doch erst kürzlich wieder feststellen können. Wieso nicht 2015, nachdem ohnehin alles geleakt wurde? Wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, den dritten Akt noch einmal Revue zu passieren...
danielcc hat geschrieben: 13. Oktober 2019 16:37Ja echt frech, dass Bond hier einfach der überlegene und unantastbare Bond der letzten 50 Jahre ist.
Ach komm daniel, das kannst du doch unmöglich ernst meinen. Ich weiß, du magst den Film sehr und verteidigst ihn an allen Fronten, was ja auch dein gutes Recht ist, aber du musst doch einsehen, dass die Ballerei nach der Folter einfach missglückt ist. Ich meine, wieso zeigt Bond Madeleine im Zug, wie eine Knarre funktioniert, obwohl diese sichtlich nichts mit Schusswaffen zu tun haben will (Kindheitsgeschichte), wenn die Szene an keiner Stelle im Film eine dramaturgische Gewichtung erfährt? Gut, sie schießt auf Hinx, wird von ihm aber ohne Mühe und Not ausgeknockt.
Nach der Folter, hätte man die Gelegenheit gehabt aus Madeleine eine starke Frau On Screen zu machen, die unseren Helden vor den Angreifern beschützt, während dieser sich erst wieder fangen muss. Das hätte er ja auch ruhig, nur eben nicht unmittelbar nachdem 2 Bohrer irgendwelche Nervenbahnen in seinem Kopf malträtiert haben. So bleibt sie letzten Endes Bonds Love Interest, das zwei Mal gerettet werden muss. Ach ja, nur weil sie Ärztin ist oder bei Ärzte ohne Grenzen gearbeitet hat, oder irgendwelche Sprüche klopft, wird sie für mich noch lange nicht zur starken Frauenfigur.
Bezogen auf Bond selbst hat die Szene mit Überlegenheit oder Unantastbarkeit meines Erachtens nach nichts zu tun, sondern eher mit Kausalität und gesundem Menschenverstand.
danielcc hat geschrieben: 13. Oktober 2019 16:37
Da stimme ich teilweise zu. Waltz hat ganz tolle Momente in denen er auf ruhige Art bedrohlich wirkt - aber auch Momente wo er etwas herumkaspert. Diese typischen schwachen "Tarntino Momente" hätte ihm Mendes austreiben müssen
Ich weiß, du kannst mit Tarantino nicht so viel anfangen, aber als "schwach" oder "typisch" würde ich diese Momente keinesfalls einstufen, zumindest nicht bei Tarantino selbst. Der große Unterschied ist, dass letzterer nunmal über ein aus meiner Sicht indiskutables Talent verfügt, wenn es um Dialoge, Rhythmus in Dialogen und Besetzungen geht. Hier habe ich widerum eher den Eindruck, dass EON unbedingt Waltz aufgrund seines Hypes durch Filme wie Django oder Inglorious Basterds wollte, die Oberhauser/Blofeld Rolle an ihn angepasst wurde. Das geht sogar so weit, dass Bond plötzlich eine Jugend oder ein Jugend-Urlaub in Österreich angedichtet wurde, was ich in beiden Fällen aus biografischer Sicht schon sehr lachhaft finde, vor allen Dingen weil der Film es an keiner Stelle für nötig hält, uns darüber aufzuklären, weshalb ein verwaister Junge aus Schottland plötzlich in die Vormundschaft eines in Österreich lebenden Mannes gerät, der mit ihm nicht verwandt ist, gleichzeitig aber künstlich darauf besteht etwas über die Vergangenheit des Hauptprotagonisten zu erzählen. Vielleicht um Tiefe vorzutäuschen, wo eigentlich gar keine ist? Das darf schon hinterfragt werden. Der Part hätte im Endeffekt auch von jedem anderen halbwegs begabten Darsteller übernommen werden können, die Vergangenheitsbeziehung hätte ganz woanders stattfinden können, oder man hätte sie auch gleich streichen können. Der Plot hätte darunter kaum gelitten, im Gegenteil. Blofeld dürfte doch auch so auf Bond wütend sein, da er seine Oragnisation mehrfach ernsthaft geschwächt hat.
Letztlich hat man eben das bekommen, wofür Waltz bekannt ist. Als jemand, der mit Menschen aus dem unmittelbaren beruflichen Umfeld Waltz' verkehrt, kann ich dir versichern, dass er bereits während seiner Zeit auf deutschen/österreichischen Theaterbühnen in den Spätsiebzigern/achtziger Jahren so gespielt/gesprochen hat. Austreiben kann man da nichts. Es gibt keine schlechten Schauspieler, nur Fehlbesetzungen.
Im übrigen denke ich, dass Waltz' "Klamauk", so viel ist es eigentlich nicht, die Rolle mehr oder weniger rettet. Denn so Klischee-Sätze wie "Leb wohl James Bond!" oder "Deine Welt... Ein Trümmerhaufen.", wären ohne ironische Brechung noch sehr viel peinlicher als sie es ohnehin sind. Klares Script/Regie-Problem in meinen Augen.