EON bzw. MGM lässt anscheinend auf Twitter Videos von Usern löschen, die die Dreharbeiten in Matera zeigen.

Einerseits bedenklich, andererseits verstehe ich es schon auch. Ich habe mir natürlich auch einige Videos der Verfolgungsjagd angesehen, aber nach 3-4 habe ich jetzt aufgehört, und ich möchte auch nicht jedes kleine Detail schon im Vorhinein kennen. Andererseits ist es wieder kostenlose Werbung für den Film.... Schwierig.

In den Sozialen Medien geht's aber ohnehin nur mehr um Klicks und Likes, jeder kopiert ungeniert (und oft ohne der Angabe von Quellen) einfach alles und gibt's als seinen "eigenen" Content aus. Die Inhalte und "echte" Information gelangen in den Hintergrund. Schade - und schwierig für die, die es "ehrlich" versuchen.

ich frage mich, mit welchem Recht man das löschen kann??? Man kann doch Menschen nicht verbieten, etwas zu filmen was in einer Stadt vor sich geht oder?

Ich halte das für ziemlichen Quatsch und im höchsten Maße kontraproduktiv. Jede Art von kostenlosem Social Media Hype kann doch nur hilfreich sein. Es wird doch wirklich NIEMANDEN geben, der NICHT ins Kino geht, weil er schon zu viele Making Of Videos gesehen hat. Von daher verstehe ich das nicht.

Andererseits will ich auch nicht jedes Detail vorher kennen. Aber das ist ja meine Entscheidung und nicht EONs

ja, rechtlich ist es schon bedenklich. andererseits gehen sie ja nicht gegen das Filmen der Leute vor, sondern gegen das öffentliche Verbreiten der Aufnahmen ihrer Produktion. Aber ob das rechtlich wirklich zulässig ist und ob es da nicht auch Unterschiede zwischen US und EU-Recht gibt, weiß ich nicht. Ist jedenfalls eine riskante Aktion von MGM.

danielcc hat geschrieben: 30. August 2019 10:58 ich frage mich, mit welchem Recht man das löschen kann??? Man kann doch Menschen nicht verbieten, etwas zu filmen was in einer Stadt vor sich geht oder?

Das Filmen und Fotografieren kannst du nicht verbieten. Und wenn die Bilder und Videos dann nur im privaten Fotoalbum landen, stellt das auch kein Problem dar.
Aber das Veröffentlichen von solchen Fotos und Videos kann sehr wohl verboten werden.

Erstens hat jeder das Recht am eigenen Bild.
Jemand anderes darf dich auch nicht einfach auf öffentlicher Straße fotografieren und das Bild verbreiten, ohne dass du zustimmst.

Zudem gehe ich davon aus, dass der Inhalt des Drehbuchs urheberrechtlich geschützt ist, und dies ein weiterer Grund ist, weshalb EON das Recht hat, Videos sperren zu lassen, die den Inhalt des Buchs zeigen.

Es wundert mich nicht wirklich, daß man rechtliche Wege zu solchen Aktionen findet. Die Verleiher und Produktionfirmen sind in Geheimhaltungsangelegenheiten notorisch. Selbst bei der kleinsten deutschen Provinzproduktion wird darum ein riesen Tem Tem gemacht. Noch schlimmer ist es bei Netflix. Bei einer deutschen Produktion haben die das Spielchen soweit getrieben, dass ich nicht einmal Statisten die gröbsten Infos dazu geben durfte, wofür ich sie eigentlich zur Mitwirkung begeistern möchte. Der Mindestlohn ist kein Anreizpunkt beim Film mitzuwirken...
(natürlich habe ich dann ein Minimum an Infos gegeben, sonst hätte ich meinen Job überhaupt nicht machen können)

Also ich finde es etwas albern.
Wenn man ganze Stadtteile lahmlegt und Filmfoerderungen mit dem Argument eines Touristik-Boost in Anspruch nimmt, muss man mit interessierten Zuschauern und ihrem Handys dann auch leben.

Gernot hat geschrieben: 30. August 2019 10:48 EON bzw. MGM lässt anscheinend auf Twitter Videos von Usern löschen, die die Dreharbeiten in Matera zeigen.

Für sowas habe ich nullkommanull Verständnis. Bond dreht nun mal anders als Marvel und Konsorten nicht alles im Studio, da muss man dann eben auch mit Handyvideos von Passanten klar kommen, statt so ein Affentheater zu machen.

Kann schon verstehen, dass ihnen die Privatsphäre der Beteiligten am Herzen liegt, und dass sie uns überraschen wollen... Das ist eben das große Problem unserer Zeit, nichts kann mehr unbehelligt von statten gehen. Sich aber dazu herablassen Videos von Privatpersonen zu löschen, ist sehr kindisch. Vielleicht dient das ja einem höheren Zweck, nehmen wir mal an, sie drehen einen Schlüsselmoment des Filmes auf offener Straße...

craigistheman hat geschrieben: 30. August 2019 13:51 nehmen wir mal an, sie drehen einen Schlüsselmoment des Filmes auf offener Straße...

Dann sollen sie die Absperrungen etwas weiter weg ziehen. Wenn ich mir die ganzen Videos anschaue, dann stehen da Horden von Menschen im Hintergrund. Kein Wunder, dass da dann auch Massen an Fotos und Videos entstehen und veröffentlicht werden, wenn man gar nicht erst versucht die davon abzuhalten.

Das wird selbst hierzulande sehr unterschiedlich gehandhabt. Einmal musste ich einen Vertrag unterschreiben, das würde mich heute noch ein paar Tausend Euro Strafe kosten, wenn ich auch nur sagen würde, dass ich bei besagtem Film mitgewirkt habe. Passanten wurden auch rigoros weg geschickt, wenn die stehen blieben. Ich hatte aber auch schon Produktionen, wo es kein Problem war, wenn man Fotos gemacht hat - ob jetzt als Zuschauer oder Komparse. Das Problem ist halt meist die Veröffentlichung, nicht das Machen. Für das private Fotoalbum wird da gerne mal ein Auge zugedrückt. Besonders heute landen schnell Bilder im Netz, das ist insbesondere wegen Persönlichkeitsrechten schwierig. Daher wird es gerne grundsätzlich verboten, da es schwer zu kontrollieren ist. Und wenn mal irgendwo was auftaucht, dann kann das mächtig Ärger geben. Als ich im Sommer mit Lea Seydoux drehte, da haben die penibel darauf geachtet, dass die Komparsen nicht ein einziges Foto machen. Interessanterweise waren die Filmsets aber nicht abgesperrt, sodass zwischen den Takes die Passanten überall rumliefen und fotografierten. Hier hat niemand etwas gesagt und das Team blieb auch ab und an stehen um nicht ins Bild zu laufen, wenn gerade jemand fotografierte. Aber wenn ein Komparse ein Handy zückte, dann war sofort einer vom Team zur Stelle um das zu unterbinden. Da fehlt mir dann auch manchmal das Verständnis für.

MGM scheint aber nicht mit Persönlichkeitsrechten zu argumentieren, sondern mit Urheberrecht. Ich kenn mich mit der Gesetzeslage im Ausland nicht aus, aber die Argumentation mit Persönlichkeitsrechten könnte ich eindeutig besser nachvollziehen. Wobei auch das dann wieder schwierig ist, wenn es Aufnahmen von weiter weg sind, wo man die Gesichter der Menschen eh nicht zuordnen kann. Beim Urheberrecht gilt es zu überlegen, ob der Dreh an sich bereits als Werk zu bewerten ist oder ob es das erst später im Schnitt wird.

Aber nichtsdestotrotz sind mir mittlerweile auch zu viele Videos von den Dreharbeiten in Matera im Netz. Gefühlt kenne ich jetzt bereits die gesamte Verfolgungsjagd, das ist etwas schade. Aber ich bin ja selbst schuld - was schaue ich mir die auch freiwillig an in den sozialen Netzwerken.

Mir ist das völlig egal, wie MGM da gegen die vorgeht, die sowas hochladen. Wenn dadurch dann weniger inoffizielles Material zu sehen ist, dann stört mich das auch nicht. Etwas mehr Überraschung ist ja auch nicht schlecht.

Casino Hille hat geschrieben: 30. August 2019 13:50

Gernot hat geschrieben: 30. August 2019 10:48 EON bzw. MGM lässt anscheinend auf Twitter Videos von Usern löschen, die die Dreharbeiten in Matera zeigen.

Für sowas habe ich nullkommanull Verständnis.

Und ich absolut.

Wenn ich kreativ bin, dann habe ich das Urheberrecht an meinem Werk, und nur ich entscheide, wann und so jemand etwas davon zu sehen bekommt.
Und wenn ich im Falle eines Filmdrehs das Set nicht im Umkreis von einem Kilometer absperre, dann hab ich trotzdem das Recht dies nachträglich digital zu tun.

Mich regt es schon bestimmt seit 15 Jahren auf wie gleichgülgtig in zwischen eine ganze Generation mit geistigem Eigentum umgeht bzw. solche Dinge für sich beansprucht - als ob man ein Recht darauf hätte das geistige Eigentum von anderen zu nutzen und/oder zu verbreiten.

Natürlich kann man sagen: ist doch kostenlose Promo für den Film. Also soll MGM nicht so streng sein.
Aber das ist alleine MGMs Entscheidung.

Bei Game of Thrones wurde das Set teilweise kilometerweit abgesperrt, damit niemand auch nur in die Nähe der Filmcrew kommt.
Bei Bond handhaben sie das nicht so. Aber das ist nicht gleichzusetzen mit einer Einladung alles Gesehene ins Netz hochzuladen.

Denn das, was dort in Matera passiert, ist ja keine öffentliche Open-Air-Theaterveranstaltung, zu der Publikum extra eingeladen wurde.
Und selbst dann wäre alles, was über das private Fotoalbum hinausgeht, rechtlich nicht in Ordnung.

Invincible1958 hat geschrieben: 30. August 2019 15:30 Denn das, was dort in Matera passiert, ist ja keine öffentliche Open-Air-Theaterveranstaltung, zu der Publikum extra eingeladen wurde.
Und selbst dann wäre alles, was über das private Fotoalbum hinausgeht, rechtlich nicht in Ordnung.

Es ist sogar so, dass bei Open Air Theaterveranstaltungen (bei denen ich auch selbst oft involviert bin) selbst Aufnahmen fürs private Fotoalbum nicht gestattet sind.

Samedi hat geschrieben: 30. August 2019 15:35 Es ist sogar so, dass bei Open Air Theaterveranstaltungen (bei denen ich auch selbst oft involviert bin) selbst Aufnahmen fürs private Fotoalbum nicht gestattet sind.

Was bist du denn von Beruf, wenn ich fragen darf?

On Topic:
Manche Bereiche lassen sich nicht einfach absperren, schon gar nicht im Sommer, wenn Ortschaften vom Tourismus profitieren.

Wie wäre es denn, wenn man bei den Fotos/Videos die Gesichter und Nummerschilder unkenntlich machen würde. Wäre man dann rechtlich auf der sicheren Seite? Ich meine, ein Auto von A nach B fahren zu lassen ist doch keine künstlerisch schützenswerte Leistung. Und man befindet sich auch noch im öffentlichen Raum.
Sonst sehe ich das ähnlich wie Invincible1958, dass geistiges Eigentum schützenswert ist.

Es spielt doch absolut keine Rolle, WAS dort gefilmt wird und ob es spektakulär ist, oder nicht. Es geht hier nicht um Nummernschilder.

Das ist im Prinzip nichts anderes, als wenn Schaulustige und Gaffer Polizei und Rettungseinsätze behindern oder Rettungsgassen blockieren oder Paparazis Schnappschüsse von Prominenten machen.

Es stellt neben der urheberrechtlichen Seite einfach einen unhöflichen Eingriff in das Privatleben - oder in diesem Fall eben der Filmaufnahmen - dar und ich kann EON da vollkommen verstehen. Es ist nicht in Ordnung und für die heutige Handygeneration, die meint, selbst Unfallopfer filmen und ins Netz zu stellen zu dürfen, vielleicht traurigerweise nicht nachvollziehbar. Das hat ganz einfach auch was mit Anstand und Respekt zu tun.

craigistheman hat geschrieben: 31. August 2019 02:14

Samedi hat geschrieben: 30. August 2019 15:35 Es ist sogar so, dass bei Open Air Theaterveranstaltungen (bei denen ich auch selbst oft involviert bin) selbst Aufnahmen fürs private Fotoalbum nicht gestattet sind.

Was bist du denn von Beruf, wenn ich fragen darf?

Schauspieler.