Re: Zuletzt gesehener Film

9271
Das ist dann tatsächlich ein "Film meiner Kindheit" (ich war noch draussen spielen statt mich mit Disney-Kram abzufüllen, Kinder!). Ich habe ihn letztes Jahr zu Ostern mal wieder gesehen und er war spassig so im 6- bis 7-Bereich. Einige der Dinge, die Ramis, Aykroyd, Murray und Co. vom Stapel lassen sind wirklich herrlich, z.B. der grandiose Fire-and-Brimstone-Monolog, oder "We came, we saw…" und alles mit den Twinkies. Ein nettes und witziges Spektakel, das nicht wehtut aber für mich kein grosses Meisterwerk oder ähnliches darstellt.

We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9272
Hallo Deutschland, du hast auch ein Kino jenseits von Pennäler-Humor und platten Schöner Wohnen RomComs. Und nein, Schweighöfer ist nicht die Speerspitze teutonischer Schauspielkunst. Genrekino gibt´s auch hier ganz tolles, man müsste halt nur mal vorbeischauen:

Im Kino: Der Fall Collini (2018)

„Genre Made in Germany - Ein hoffnungsloser Fall?“

Selbst schuld. Ständig wird hierzulande lamentiert, der deutsche Film habe außer seichten Komödien und derben Späßen nichts zu bieten. Ein vernünftiges, v.a. qualitativ internationalen Standards stand haltendes Genrekino gäbe es nicht. Wie so häufig handelt sich dabei um eine Scheindebatte, wobei Schein hier insbesondere Scheinheiligkeit meint. Man nehme nur den durch seine Winnetou-Persiflage zum neuen Comedy-King der Kinomassen empor gestiegenen Michael Bully Herbig. Mit dem DDR-Fluchtdrama „Ballon“ legte er vor wenigen Monaten einen superben Historien-Thriller hin, der es in jeder Hinsicht mit der US-amerikanischen Genrekonkurrenz aufnehmen konnte. Ergebnis? ...

https://ssl.ofdb.de/review/323341,78080 ... t0YhIjnsEI
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

9274
Zu Ghostbusters: danke Nikals, für den Flashback ins Jahr 1990, in dem ich Teil 1&2 da erste Mal genießen durfte und den anschließenden Hype (Hasbro oder Mattel Figuren - ich hatte Ray Venkman!) der durch die Zeichentrick Serie aufkam! Schaue diese eindimensionalen Klassiker immer wieder gerne und hab unerwarteterweise sogar das Remake gemocht (Chinaimbiss, Chris Hemsworth als dummeTipse).
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

9276
iHaveCNit: Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (2019)
20.04.2019


Als nächstes in diesem Filmjahr habe ich mich für biografisches Kunstkino entschieden und den mit reichlich Verspätung in Deutschland gestarteten „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ angesehen. Für diesen Film war Willem Dafoe zurecht für einen Oscar nominiert. In der sehr zahlreichen Auswahl an Filmen über den niederländischen Maler habe ich bisher nur „Loving Vincent“ gesehen und kann zu den anderen Filmen und deren Wirkung nicht viel erzählen. Zu „At Eternitys Gate“ kann ich jedoch sagen, dass wir hier sehr interessantes Kunstkino mit einem toll aufspielenden Willem Dafoe bekommen.

Im grauen und tristen Paris lernt der niederländische Maler Vincent Van Gogh den französischen Maler Paul Gauguin kennen, der ihn auf die Idee bringt nach Südfrankreich nach Arles zu reisen um dort seiner Malerei nachgehen zu können. Dort stößt der Maler jedoch auf nur geringe Gegenliebe und auch seine Kunst scheint nicht wirklich gut anzukommen. Bis er nach einer kurzen Phase in der ihn Gauguin begleitet hat sich in seinem Wahnsinn der eigenen Kunst zu verlieren droht.

Gerade dass Regisseur Julian Schnabel und Kameramann Benoit Delhomme selbst Maler sind kommt dem Film aus visueller Sicht sehr zu gute. Man bekommt sowohl in den Landschaftsaufnahmen, den Kamerafahrten und den Close-Ups, die immer dicht an Willem Dafoe sind, ein regelrechtes Gefühl für die Person Van Gogh und auch dessen Verständnis zur Kunst, so dass wir die Welt aus den Augen Van Goghs sehen können. Das entwickelt einen ungemeinen Sog und hat mir auf jeden Fall richtig gut gefallen. Auch die Nähe zu Dafoe und seinem zerfurchten Gesicht lässt den Wahnsinn und die Verzweiflung Van Goghs zu jedem Zeitpunkt spürbar werden. Da macht es absolut keinen Unterschied, dass der Altersunterschied von Dafoe und Van Gogh schon relativ groß ist – das ist auch hier kein Thema. Gerade mit dem Fokus auf die Wahrnehmung und den Charakter Van Goghs hat man sich jedoch von einer klaren Dramaturgie entfernt, die nur lose vorhanden ist und der Film lässt sich mitweilen auch schon mal etwas in seiner Faszination für Van Gogh gehen.

„Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9277
iHaveCNit: (Flashback 2018): A Prayer Before Dawn (2018)
21.04.2019


Ein weiterer Film, den ich aus 2018 noch nachholen wollte ist das Knastdrama „A Prayer Before Dawn“ basierend auf den wahren Ereignissen aus dem Leben von Billy Moore, die er im gleichnamigen Buch schriftlich festgehalten hat. Ein schonungsloser und unglaublich authentischer Film hat mich erwartet.

Billy Moore lebt in Thailand und schlägt sich als Thaiboxer und Kleinkrimineller durch. Als der junge Drogenabhängige beim Handeln erwischt wird, landet er im harten Knast Bangkoks. Dort muss sich der Exot unter den Häftlingen behaupten, doch die Tatsache, dass er kein Thai spricht und Drogenprobleme hat, erschweren den Aufenthalt für ihn. Aber sein Talent als Thaiboxer ist für ihn der einzige Strohhalm, nachdem er im Knast greifen kann. Hier geht es jedoch für ihn um alles, denn seine Mitinsassen wetten auf seinen Sieg.

„A Prayer Before Dawn“ ist kein einfaches Filmerlebnis und schonungslose harte Kost, denn die Art, wie der Film inszeniert worden ist, wird eine enorme Authentizität erreicht, die uns den Alltag im harten Knast Bangkoks „Bangkok Hilton“ so spürbar machen, wie es für einen Zuschauer möglich ist. Die Atmosphäre und Authentizität wird insbesondere dadurch auch verstärkt, dass im Film von den Häftlingen nur in seltenen Momenten kein Thai gesprochen wird und wir damit ähnlich wie Billy Moore quasi orientierungslos sind. Dabei hat der Film auch die Nebenrollen mit echten Thaiboxern und Insassen besetzt, um diesen Grad noch weiter zu verstärken. In der Hauptrolle hat Joe Cole eine unglaublich gute Präsenz und spielt Billy Moore extrem gut. Ich kenne ihn eigentlich nur aus seiner Nebenrolle in „Peaky Blinders“ und freue mich für ihn, dass er hier seine erste Hauptrolle spielt.

„A Prayer Before Dawn“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9278
iHaveCNit: (on Netflix): Headshot (auf Netflix seit 03.06.2017/First Look: 2019)
22.04.2019


Gestern Abend dachte ich mir noch, dass ich ein Asia-Action-Doppelpack durchziehe und da kam mir auf Netflix zu Beginn des Doppelpacks „Headshot“ gerade recht. Der Film von unter anderem Timo Tjahjanto mit Iko Uwais in der Hauptrolle kann auf jeden Fall im Fahrwasser von „The Raid“ und „The Raid 2“ als indonesischer Actionkracher überzeugen.

Ein Mann ohne Gedächtnis wird mit einer Kopfwunde am Strand von einem Fischer gefunden und von der Ärztin Ailin gesund gepflegt. Doch er wird schnell zum Handeln gezwungen als der ausgebrochene Gangsterboss Lee die Ärztin Ailin als Druckmittel entführt.

Der Film selbst kann in einer Reihe von Actionkracher wie „The Raid“ ; „The Raid 2“ und auch „The Night Comes For Us“ genannt werden. Trotz dünner Handlung und etwas mehr ruhigen Momenten zwischen den harten ausgedehnten und toll gefilmten Actionsequenzen hat mir der Film richtig gut gefallen. Vor allem die übersichtlich gefilmte und choreographierte Action, die auf die Fähigkeiten seiner Darsteller vertraut ist ein Fest und auf jeden Fall für jeden Actionfan eine Empfehlung.

„Headshot“ - My First Look – 8/10 Punkte.


iHaveCNit: (Str8 2 HC): Triple Threat (deutscher Verkaufsstart: 28.03.2019/First Look:2019)
22.04.2019

Den zweiten Film vom Asia-Action-Doppelpack macht der von Jesse V. Johnson inszenierte „Triple Threat“, der ein paar große Namen vereint. Darunter Iko Uwais, Tony Jaa, Tiger Chen, Scott Adkins und Michael Jai White. Und dieser Film ist natürlich auch wieder ein astreiner Actioner.

In einem Dorf Indonesiens ist ein Söldnertrupp auf einer Mission um den Anführer Collins zu befreien. Unter Ihnen Payu und Long Fei. Bei dieser Mission wird die Frau von Jaka getötet und auch Payu und Long Fei werden dort zurückgelassen. Einige Zeit später ist dieser Söldnertrupp angeheuert worden, um eine Erbin zu töten, die dem organisierten Verbrechen den Kampf ansagt. Jaka trifft bei seiner Suche nach den Mördern auf Payu und Long Fei und das Trio, das untereinander auch offene Rechnungen zu begleichen hat, muss sich im Kampf gegen den Söldnertrupp zusammenraufen.

Schnörkellose Action, ein paar kleinere Twists und natürlich auch das volle Vertrauen in seine Darsteller kann der Film vorweisen, auch wenn Einiges im Film etwas klassisch rüber kommt und das Ganze etwas dünn wirkt. Aber für den Actionfan ist der Film definitiv etwas und auf jeden Fall eine tolle Unterhaltung für Zwischendurch.

„Triple Threat“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9279
iHaveCNit: Fighting with my Family (2019)
04.05.2019


Saraya Jade-Bevis, besser bekannt als WWE-Wrestlerin Paige hat mit ihren aktuell 27 Jahren bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Sie stammt aus einer Wrestling-Familie, in der jeder aktiv im Ring steht. Auf der Grundlage der gleichnamigen Dokumentation hat Stephen Merchant das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert, der unter anderem auch von Dwayne Johnson und WWE Studios produziert worden ist. Und der Film ist ein sehr vielschichtiges und sympathisches Porträt dieser Familie und vor allem Paige geworden.

Jeder in der Familie Bevis ist Wrestler. Der Vater tritt als Ricky Knight auf, die Mutter als Sweet Saraya Knight, der Bruder als Zac Zodiac und die junge Saraya Jade-Bevis als Britani Knight. Die beiden Geschwister Zac und Saraya haben einen großen Traum – einmal von der WWE entdeckt zu werden und groß rauszukommen. Es kommt auch dann zu einem Tryout, bei dem jedoch nur Saraya, die fortan den Ringnamen „Paige“ trägt, die große Chance erhält, in die Staaten zu reisen und im WWE Performance Center für die „Farmliga“ NXT zu trainieren. Das wird für sie, ihren Bruder und auch ihre Familie eine große Herausforderung.

Der Film ist eine sehr bodenständige und vielschichtige Geschichte geworden. Wir haben es mit einem Familiendrama, einer Aufsteigerstory, einer Coming-of-Age-Geschichte, einem Biopic und auch einem Wrestlingfilm zu tun, bei dem die Mischung aus Drama und Humor super ausbalanciert ist. Die komplette Darstellerriege macht einen tollen Job. Florence Pugh als Paige ist in der Hauptrolle gut besetzt wie auch Nick Frost, Lena Headey, Jack Lowden und Vince Vaughn. Der Regisseur Stephen Merchant wie auch Produzent Dwayne Johnson lassen es sich auch nicht nehmen, kleine Auftritte zu absolvieren. Die Charakter sind sehr toll und vielschichtig geschrieben, so dass es vor allem bei Paige während des Films keine klare Aufteilung gibt, ob sie jetzt gut oder böse ist – im Wrestling-Jargon würde man von einem „Tweener“ sprechen. Der Film geht zu Herzen und ist eine tolle kurzweilige Unterhaltung. An machen Stellen nimmt er sich manchmal ein wenig zu viel kreative Freiheiten heraus und er spart auch einige Stationen von Paige komplett aus, aber damit schafft man einen runden Film, der sich anfühlt wie ein flüssiges, vielseitiges Wrestling-Match, das man sich immer und immer wieder gerne anschaut.

Paige hat in ihren jungen Jahren einen großen und erheblichen Einfluss daran, dass die WWE sich im Bereich des Damen-Wrestling (sieht man mal über ein paar gute Matchserien von unter anderem Trish Stratus, Lita und Mickie James hinweg) stark weiterentwickelt hat. Denn lange Zeit war den Damen kaum Sendezeit zugestanden worden und es waren eher Models ohne großes Wrestlingtalent, die in leicht fragwürdigen Strip-Matches, Pudding-Wrestling, Kissenschlachten und Backstage-Segmenten eingesetzt worden sind. Mit der Ankunft von Paige und diversen anderen talentierten Wrestlerinnen wie Charlotte Flair und Becky Lynch und vielen anderen aus dem Indy-Sektor sind extrem viele Meilensteine erreicht und Barrieren eingerissen worden. Matcharten, die bisher nur den Männern vorbehalten waren, sind nun auch mit Frauen besetzt – Von Iron-Man-Matches, Hell-in-a-Cell, Leitermatches und dem Royal Rumble ist alles mit dabei. Selbst Kampfsportgrößen aus dem MMA-Bereich wie Ronda Rousey lassen es sich nicht nehmen, in die WWE zu kommen. Dieser „Womens Revolution“ hat man es auch zu verdanken, dass es im letzten Jahr die erste Großveranstaltung nur mit Frauenmatches gab und beim ansonsten immer männerdominierten Haupt- und Abschlussmatch von Wrestlemania in diesem Jahr erstmals die Frauen die Show beenden durften. Umso tragischer ist, dass Paige aufgrund von Nackenverletzungen und Suspendierungen nie wirklich aktiv am Erfolg dieser „Womens Revolution“ teilnehmen konnte und bereits in ihren jungen Jahren nicht mehr aktiv als Wrestlerin im Ring stehen darf. Das hält die WWE und Paige aber nicht ab, sie noch als On-Air-Persönlichkeit einzusetzen. Paiges Einfluss und ihre bewegte Karriere wird sie sicherlich irgendwann auch einmal in die Ruhmeshalle der WWE, die Hall of Fame bringen. Für ein kleines junges Mädchen aus Norwich, England das im Alter von 13 Jahren mit dem Wrestling begonnen hat, wäre das die absolute Krönung. Und dieser Film ist in gewisser Art und Weise auch ein Denkmal für Paige geworden.

„Fighting With My Family“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

9280
Clash of the Titans (2010, Louis Leterrier)

Nach vielen Jahren habe ich mich wieder an diesen Film herangewagt, den ich einst gesehen und als unterdurchschnittliche Wegwerfware abgestempelt habe. Und Leterriers Schlachtenfest ist in der Tat ein Musterbeispiel dafür, dass es anscheinend immer noch keinen wirklich guten Film aus der griechischen Mythologie gibt, was angesichts des dramatischen und visuellen Potentials des umfangreichen Stoffes schon eine Meisterleistung ist. Alleine der Titel ist doof, denn mit dem Kampf der Titanen - dem Krieg zwischen olympischen und titanischen Göttern - hat der Film nichts zu tun, vielmehr ist es eine freie Adaption der Sage von Perseus und Medusa - vogelfrei. In einem Wahnsinnstempo legt Leterrier dann auch schon vor. Dialoge, die vielleicht nicht immer nur schlecht, aber uninspiriert vorgetragen, inszeniert und aneinandergereiht sind, wechseln sich mit Effektscharmützeln ab, es macht den Anschein, als wäre jede Szene in der nicht bedeutungsschwanger geplappert wird oder etwas explodiert, auf dem Boden des Schneideraums gelandet. Die Struktur der Geschichte bleibt oberflächlich und einfallslos, was sich auch perfekt in den Figuren widerspiegelt. Sam Worthington hat die schauspielerische Bandbreite eines Grabsteins und einen Haarschnitt, der besser in Black Hawk Down als in vorchristliche Kriegszeiten gepasst hätte. Die brillanten altgriechischen Gottheiten erhalten keine Persönlichkeit, die über stumpfe Klischees hinausgeht. Neeson spielt seinen Zeus als schlechte Karikatur einer schlechten Neeson-Rolle, Fiennes seinen Hades als buckligen Giftzwerg mit einer Stimme, die sich anhört als wäre er im Zeugenschutzprogramm. Den Vogel schiesst aber Gemma Arterton ab, als neunmalkluge Seherin oder etwas in der Art, die alles weiss, alles kann, und immer dann auftaucht, wenn das Drehbuch es verlangt. Wenn sie nicht Gemma Arterton in einer knappen Toga wäre, würde ich ihr das nicht durchgehen lassen. Der Rest, inklusive Perseus' Gefährten, deren zunehmend brüderliches Zusammenwachsen wohl als grosser emotionaler Handlungspunkt angedacht war, haben keinerlei Wiedererkennungswert oder andere interessante Eigenschaften zu bieten. Der einzige, der das schlecht entwickelte Figurenkarussell noch abfedert ist Mads Mikkelsens raubeiniger Krieger. Ihm kann man zuschauen, ohne aus dem Fernsehzimmer rennen zu wollen.

Aber Leterrier ist eben gar nicht mal so ein schlechter Actionregisseur, wie man aus dem Incredible Hulk und aus seinem besten Film, Now You See Me, schon weiss. Und so sind auch in Clash of the Titans die mythologischen Metzeleien durchaus brauchbar, und teilweise sogar richtig gut. Die beiden grossen Actionszenen in der Mitte und am Ende des zweiten Drittels, in denen sich die Perseus-Bruderschaft mit einem Jason-Flemyng-Mutanten, Riesenskorpionen, der schlangenhaarigen Gorgone und anderem Otterngezücht herumschlagen muss sind mit einer visuellen und physischen Einschlagskraft in Szene gesetzt, die Spass macht und mitunter sogar mitreisst. Vor allem die Medusa-Szenen sind ein richtiges fünfminütiges Highlight, die letzte grosse Actionszene mit dem Kraken dann eher wieder Malen nach Zahlen. Aber auch sonst gibt es hier und da mal wieder einen bildgewaltigen Zwischenschnitt oder einen coolen Einsatz von Ramin Djawadis Ich-wurde-bei-Fluch-der-Karibik-abgelehnt-Soundtrack.

Den Film vermag es aber nicht mehr zu retten, der steckt zu tief in seinen erheblichen Schwächen in Sachen Erzähltechnik, Handlungsaufbau und Charakterarbeit fest. So ist es aber zumindest weniger ein missratenes Trashfest als mehr ein höhnischer Fingerzeig, was eigentlich möglich gewesen wäre.

Wertung: 5 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9281
Ah ja :) Trash of the Titans ...

De fand ich sogar einen Tick besser:

"Mythologie-Kirmes im Actiongewand"

Wer vor dem Zubettgehen gerne in den „Sagen des klassischen Altertums" schmökert und dabei in wohlig-schauriger Erregung in der griechischen Mythologie versinkt, der sollte diese gute Tradition besser fortsetzen und die nahegelegenen Lichtspielhäuser meiden. Wer allerdings poppiges Trashkino zu seinen bevorzugten Vergnügungen zählt und sich nicht an einem äußerst freien Umgang mit den klassischen griechischen Götter- und Heldensagen stört, der kann mal wieder so richtig nach Herzenslust seinem Hobby frönen. Ja, der bereits in den 1980erJahren zu Kultstatus gelangte Mythen-Zirkus Kampf der Titanen ist wieder in der Stadt. Bei 600 Kopien gastiert das 120 Millionen Dollar-teure Spektakel garantiert auch in eurer Nähe. Also nichts wie rein ins Kino und ab geht die Post vom Olymp in den Hades und zurück.

Gut, die filmische Neuauflage der Perseus-Sage ist nichts für Mythologie-Puristen, aber blanker Nonsens ist sie auch nicht ...

https://ssl.ofdb.de/review/192799,40730 ... er-Titanen
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

9283
Ich fand die CGI-Titanen äusserst zäh sowie Höhepunkt- und Einfallslos. Den Puppen-Titanen konnte ich zwar auch noch nie besonders viel abgewinnen oder die kultische Verehrung nachvollziehen, aber die 81er-Version hatte zumindest einen gewissen Charme. Die Computerfassung ist dagegen komplett seelenlos.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

9284
vodkamartini hat geschrieben: 9. Mai 2019 07:40 Ah ja :) Trash of the Titans ...

De fand ich sogar einen Tick besser:
Schöner Text, wie immer. Klugscheiss-Modus an: Perseus' Ritt auf dem Pegasus ist aber sehr wohl eine Erfindung des Films, bzw. seines 80er-Vorgängers, in den Sagen des Altertums reitet der Held Bellerophon das geflügelte Hottehü.

Ich hätte übrigens auch als Schwab-Leser keine Probleme mit gewissen Änderungen gegenüber dem Originalstoff, vieles was da auf dem Papier funktioniert muss im Kino nicht zwingend funktionieren. Perseus zum Beispiel ist eigentlich ein feiger Lump, der sich mit Spiegel und Speed-Schuhen ausgerüstet an die schlafende Medusa herangeschlichen, ihr schnell den Kopf abgetrennt hat und dann sofort davongerannt ist. :) Da finde ich die actionreichere Filmvariante mit einigen Kumpanen Perseus' und einem Katz-und-Maus-Spiel durch den Gorgonentempel eigentlich besser, das wäre auch ohne Auffrischung der Titanenklopperei meine Idealvorstellung einer Perseus-Medusa-Adaption und nicht zuletzt daher meine Lieblingsszene im Film. Wenn da nur nicht der grösste Teil des restlichen Films so plump und einfallslos aufgebaut wäre... Auch optisch hätte man mehr auf typisch griechischen Landschaftscharme setzen können statt dass Worthington mit gefühlt zehn Schritten vom immergrünen Märchenwald in die apokalyptische Geröllwüste gelangt, aber das ist ein Detail.
Agent 009 hat geschrieben: 9. Mai 2019 09:21 Ich hätte gern einen richtig guten Film über die griechische Mythologie. Tolle Effekte, tolle Charaktere die auch durchaus etwas tiefgründiger dargestellt sind. Einfach mehr Qualität.
Sag ich ja, übrigens, wenn ich schreibe es gibt noch keinen richtig guten Film aus der griechischen Mythologie meine ich nicht, dass ich besonders viele gesehen hätte. Ich meine nur, es scheint keinen Film aus dem Stoff zu geben, der wirklich bekannt und gross anerkannt wäre, das sind immer nur so Einzelfälle und Randnotizen, halb vergessene Effekt-Spielereien von ganz früher oder Zweitliga-Blockbuster von heute. Der Ratner-Herkules und der Theseus-Film mit Henry Cavill scheinen mir wenn ich sie so anschaue in die genau gleiche Sparte zu hauen wie Clash of the Titans, also eine Mischung aus guten Ansätzen und überkandideltem Effekttrash. Erst gestern habe ich erfahren dass es noch einen recht aufwändig scheinenden Odyssee-Film aus den 50ern mit Kirk Douglas gibt, muss ich vielleicht genauer untersuchen. Troja (der auch bald wieder dran ist, vielleicht zum ersten Mal in der Langfassung) funktioniert zumindest als wuchtiger Sandalenfilm mit starker Besetzung recht gut, ist aber nur bedingt ein mythologischer Film.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Mai 2019 10:57 Ich fand die CGI-Titanen äusserst zäh sowie Höhepunkt- und Einfallslos.
Wie gesagt, zwei Höhepunkte sind für mich zumindest die beiden grossen Actionszenen (Skorpione und Medusa abzüglich Seeungeheuer), da von Leterrier wuchtig und mit Bildgewalt inszeniert. Da reisst das sonst so einfallslose Filmchen kurz weit nach oben aus. Man muss aber vielleicht eine gewisse Toleranz für CGI-Spektakel mitbringen, um Schnitt und Choreographie wirklich geniessen zu können.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

9285
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Mai 2019 11:32 Man muss aber vielleicht eine gewisse Toleranz für CGI-Spektakel mitbringen, um Schnitt und Choreographie wirklich geniessen zu können.
Ich denke genau hier liegt bei mir der Kerberos begraben :) .
GoldenProjectile hat geschrieben: 9. Mai 2019 11:32 Erst gestern habe ich erfahren dass es noch einen recht aufwändig scheinenden Odyssee-Film aus den 50ern mit Kirk Douglas gibt, muss ich vielleicht genauer untersuchen.
Da solltest du deine Erwartungen aber nicht allzu hoch ansetzen, denn so richtig gut ist die Douglassche Odyssee leider auch nicht. Der Film verfügt durchaus über einen gewissen Charme (ich wiederhole mich - wenn auch bei einem anderen Film), gute Darsteller (Kirk und Anthony Quinn sind wie immer eine Bank) und einige nette Einzelszenen (vor allem beim Zyklopen). Aber er ist auch sehr zäh und einfallslos inszeniert. Kann man nett mal schauen, aber mehr auch nicht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"