Dieser Kommentar unter dem YouTube-Video ist schlicht famos:
Spectre was essentially "JJ Abrams does James Bond" a beautiful movie that aims to set up an expanded universe by saturating us with the familiar. What makes this particularly problematic is this... Bloefeld isn't the Joker, Bloefeld isn't the Green Goblin, Darth Vadar, Hannibal, Voldemort, or Sauron. No one is really that nostalgic for him, hell, most people mostly just remember him as the basis for Dr. Evil. Bond does not need to fight Bloefeld in every entry, and they surely don't need any connection beyond their professional clothes. Also... Bond isn't like Batman, Harry Potter or the Avengers... He is as iconic, but what I mean in this case is that Bond should never be the center of his universe. He is a cog, a hired gun, or as Dr. NO points out, a glorified cop, if he dies, then someone will replace him. Efforts to make this Bond expanded universe, or Bond epic story really miss the point in my opinion. There's a reason he does one off adventures, because they aren't about him, he goes where directed and improvises from there. To an extent this rant mirrors the desire you have for less personal Craig missions.
Das kann ich nur voll und ganz unterschreiben. Und es erklärt auch etwas die Konflikte, die ich ganz ganz tief in mir irgendwo auch mit den ehemaligen "Außenseiter-Bonds" OHMSS und LTK habe, wenn auch in sehr abgeschwächter Form im Vergleich zur Craig-Ära. Besonders der Vermerk, dass nach Bonds Tod ihn einfach jemand anderes ersetzen würde, ist imo ein Kerngedanke der Filmreihe und dieser Figur. Der Moment, als Bond dies selbst in der Laserstrahl-Szene zu Goldfinger sagt, ist prägend für die über 50-jährige Historie der Bond-Reihe. Bond ist ein Mörder, und ein Pragmatiker (siehe DN, als er auf die Frage, warum er jemanden hinterrücks kaltblütig tötet nur antwortet, dass dies eben so sein musste), aber vor allem ersetzbar für den MI6 (während er on screen natürlich nie austauschbar werden darf). Er ist ein "Man on a Mission", ein Kerl, der einfach nur seinen Job macht, und das dieser Job die Welt retten ist spielt dabei keine allzu große Rolle für sein Engagement (er könnte ebenso Pizza ausliefern ... da wäre so ein Q-Auto auch sehr hilfeich!).
Natürlich hat er einen Charakter, den man je nach Auslegung des Darstellers und der individuellen Persönlichkeit des Darstelles bis zu einem Gewissen Grad biegen darf (wobei Roger Moore und Timothy Dalton wohl die zwei größten Formen des Extrems darstellen). Aber er ist letztlich ein Detektiv, ein Ermittler, der seinen Auftrag gewissenhaft ausführt und für den die schöne Frau in seinen Armen danach die größte Belohnung darstellt. Aus meiner Sicht ist das vielleicht das wichtigste Element dafür, dass diese Figur (die mit dem Roman-Bond von Fleming herzlich wenig zu tun hat) über 50 Jahre funktioniert hat. Jeder Zuschauer, selbst jemand, der noch nie einen dieser Filme gesehen hat, hat eine ungewähre Vorstellung von diesem Charakter. Und - ohne Bond groß vorzustellen - nahezu jeder Film etabliert eine Bedrohung und zeigt uns dann (in leichten Variationen) den Bond, den wir alle kennen, wie er diese Bedrohung aus der Welt schafft und selbige dabei rettet. Eine sehr gut vergleichbare Figur wäre da beispielsweise "Tintin", bzw Tim, der rasende Reporter von Comicautor Hergé. So sieht man beispielsweise den Reporter Tim in keinem einzigen Hergé Band je bei echter Reportage-Arbeit. Man sieht ihn nie im Büro, lernt nie seinen Chef kennen, weiß nichts über seinen Hintergrund, seine Familie, man weiß nicht einmal sein tatsächliches Alter. Und warum erzählt uns Hergé davon nie? Weil es keine Rolle spielt. Alles was wir für jedes Abenteuer wissen müssen, ist: Tim ist ein Reporter. Er ist sehr neugierg, integer und immer auf der Suche nach Abenteuern. Und er hat seinen Hund Struppi immer dabei. That's it. Mehr brauchen wir nicht, um einen Tintin-Comic zu lesen. Und mehr als das brauchten wir auch nie über Bond zu wissen, bevor wir uns einen Bond angeschaut haben.
Warum man es seit Craig deutlich anders macht, ist sicher in Teilen einem veränderten Zeitgeist geschuldet. Große Blockbuster wie "Spider-Man 2" oder "Batman Begins" hatten erst kurz vor CR gezeigt, dass das Publikum immer mehr nach komplexen Protagonisten verlangt, und selbst die "oberflächlichen" Superhelden mehr und mehr Tiefe und Menschlichkeit brauchen, um zu überzeugen. Flache Comic-Strip-Adaptionen wie "Daredevil" fallen dagegen durch. Aber imo war es dennoch ein Fehler, allzu sehr James Bond dabei in den Vordergrund zu rücken. Diese Detektivgeschichten mit einer Menge Action, Suspense und Exotik können auch über eine emotionale Schiene funktionieren, in meinen Augen darf diese aber nicht bei Bond liegen. Sehr gute Beispiele wären da etwa LALD oder FYEO. In beiden Filmen ist es nicht Bond, der den emotionalen Anker zum Publikum setzt, sondern es sind die Girls. Solitaire und Melina haben einen persönlichen Character Arc, und entwickeln sich (natürlich steht Bond dennoch im Fokus und natürlich laufen die Konflikte letztlich doch bei ihm zusammen). Aber beiden Filmen gelingt es dennoch, die menschliche Komponente nicht bei Bond, sondern einer anderen Figur zu setzen. Und auch GE mag zwar für Bond einen persönlichen Konflikt bieten, aber dennoch ist es vor allem Natalya, die in einer sehr langen Szene in Severnaja zu leiden hat und deren Suche nach dem Verursacher ein wichtiges Element des Plots ist.
Soll heißen: Natürlich kann ein Bondfilm persönliche, emotionale Geschichten erzählen. Und sehr gerne darf Bond von ihnen berührt sein (wie in FYEO von Melina's Rachedurst oder in QOS von Camille's Verzweiflung bis hin zur Selbstaufgabe), aber die menschliche Komponente sollte nicht von ihm, seiner Vergangenheit und seiner Historie herrühren. Denn dann verliert der Charakter einen wichtigen Teil seines Wesens: Er wird unersetzbar für den Plot. Er ist nicht mehr der pflichtbewusste Brite, der von seinem Chef losgeschickt wird, um im Alleingang die Welt zu retten. Er ist James Bond, eine ganz bestimmte Person, die eine eigene Rechnung begleichen muss und von seinen Dämonen eingeholt wird. Und das gibt diese Figur nicht her, so wie auch Tintin einen solchen Handlungsstrang nicht hergibt. Es ist ein fundamental anderes (und aus meiner Sicht Miss-)Verständnis dessen, was diese Figur sein soll.
Und in meinen Augen zeigt die unterschiedliche Wahrnehmung von SF und SP, dass das Publikum genau diesen alten James Bond eigentlich immer noch will. Denn auch wenn SF einen persönlichen Handlungsstrang für Bond hat, der sich zu alter Stärke zurückkämpfen muss und am Ende in sein Heimatschloss flüchtet, so liegt der Main Focus in SF eigentlich auf M. Sie ist es, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, sie ist es, bei der der Plot zusammenläuft. Bond ist von ihrem Dilemma natürlich auch betroffen, er reagiert auf M's persönlichen Konflikt, aber letztlich steht sie im Zentrum und Bond erfüllt seinen Auftrag. In SP ist das ganz anders. Hier ist Bond durchgehend (es gibt quasi keine Szene ohne ihn, bis auf den offensichtlichen MI6-Subplot) präsent, und es wird seine Geschichte erzählt. Blofeld ist sein Bruder, das ganze Finale handelt von deren Rivalität und es ist Madeleine, für die Bond etwas empfindet, die ihn angreifbar macht. In SF ist M die, die angegriffen wird und Bond verteidigt sie. In SP steht er selbst unter Beschuss und hat durch persönliche Verwicklungen besonders viel zu verlieren.
SF und SP zeigen also beide eine andere Art von Involvierung der Figur James Bond. Die eine hat beim Massenpublikum und bei den Fans hervorragend funktioniert und mehrere Rekorde gebrochen - die andere konnte diesen enormen Erfolg bei Kritik und Publikum nicht wiederholen. SP ist die typischere Bondstory, aber sie hat nicht den Bond, James Bond, den das Kinopublikum erwartet und bereits kennt, bevor es ins Lichtspielhaus geht. CR hatte eine Entschuldigung, er war eindeutig als Bond's Vorgeschichte angelegt und stach heraus, doch abseits davon wollen die Leute, die in einen James Bond Film gehen vor allem eines: James Bond, der eine Mission bekommt und ein Abenteuer erlebt und sie wollen dieses Abenteuer mit ihm erleben. Wohl gemerkt: Nicht
sein Abenteuer, sondern ein Abenteuer. Und ich denke, mit der stärkeren oder figürlich substanzielleren Fokussierung auf das Involvement der Girls oder anderer Nebenfiguren (es sollten vielleicht nicht unbedingt immer MI6-Member sein, da sich das schnell abnutzt) kann ein persönlich bewegendes Bondabenteuer definitiv funktionieren. Solange wir mit Bond auf dieses Abenteuer stoßen und nicht zusehen, wie er von diesem angestoßen wird.