Henrik hat geschrieben: 3. Oktober 2018 14:17Genauso könnte man sich über eine ähnliche Szene in B25 (auch wenn ich sehr bezweifle, dass es so kommt) amüsieren.
Könnte man, aber Henrik, das war doch gar nicht mein Punkt, das habe ich extra geschrieben. Natürlich kannst du über jeden Witz in jedem Film sagen, dass er dir in einem 30 Jahre älteren oder 30 Jahre jüngeren Film genauso gefallen hätte. Oder eben im Gegenteil genauso nicht gefallen hätte. Aber Anatol ging es - sofern ich ihn richtig verstanden habe - darum, dass um mich selbst zu zitieren "Kunst immer ein Produkt ihrer Zeit" ist und im zeitgeschichtlichen Kontext rezipiert wird (und das auch unterbewusst). Das Beispiel veralteter Special Effects trifft es ganz gut. Selbstredend gilt: "Was mich nicht überzeugt oder beeindruckt, das finde ich auch nicht gut." Trotzdem schaut niemand von uns einen Stummfilm von 1925 und beschwert sich dann, dass er nicht wie ein Film von 2018 aussieht, so wie ich in einem Planet der Affen Film aus den frühen 70ern kein modernes CGI erwarte. So verhält es sich eben auch mit den Gags aus DAF: Die Wint/Kidd Nummer würde man heute höchstwahrscheinlich nicht mehr machen, aber 1971 war das gesellschaftlich noch deutlich leichter, solche Gags zu bringen, sie entsprangen mehr oder weniger dem Zeitgeist. Ob man da 2018 noch drüber lacht, ist ein anderes Thema.
Selbiges gilt übrigens für "Pussy Galore", "Honey Rider" etc. Für solche sexistischen Namen würden Mainstream-Filme heute (vollkommen zurecht, angesichts des Zeitgeists) einen auf den Deckel kriegen, in den 60ern hat das weitaus weniger gestört. Jetzt kannst du mir kommen, dass du die Namen heute noch toll fändest oder craigistheman (dessen Standpunkt ist völlig nachvollziehen kann) könnte anmerken, dass Sexismus schon in den 60ern nicht "richtig" war. Aber Fakt ist: Damals HAT man so etwas gemacht, heute würde man es eher nicht mehr machen - und wenn, dann aus anderen Gründen, eben aus Nostalgie und Tradition im Falle einer Reihe wie James Bond. Die Frage, die Anatol indirekt gestellt hat, war, ob es sinnvoll sein kann, 40 oder 50 Jahre alte Filme mit dem heutigen Moralverständnis abzuklopfen, nur um (natürlich!) festzustellen, dass sie diesem nicht entsprechen. Ich denke nein, auch wenn es nie verkehrt ist, "Klassiker" oder vergangene Hoch- wie Trivialkultur mit gesunder Distanz zu betrachten.