Casino Hille hat geschrieben: 9. September 2018 21:34
„They say you’re finished.“
„What Do you think?“
„I think you’re just getting started.“
So sind heute aber alle großen Blockbuster geschrieben. Das ist dieser Trailer-Spruch Pathos, den ich immer direkt mit Nolan verbinde (bei dem das aber im Film selbst meist besser wirkt) und den es in SF/SP auch reichlich gibt. Ein (in negativer Hinsicht) "Liebling" von mir auch der Satz aus Skyfall: „Some men are coming to kill us. We're going to kill them first.“ Einfach herrlich. Den Satz hätte zugegeben nicht mal ein glatzköpfiger Marlon Brando im Halbdunkeln retten können.
Es würde ja reichen, diese Sprüche für die Trailer zu schreiben und dann aus dem fertigen Film zu streichen...
Das Highlight der schlechten Dialogzeilen war allerdings: A licence to kill is also a license not to kill... Dark Knight anyone?
Bond soll dann vermutlich charakterliche Größe zeigen, dass er ihn am Ende nicht killt, obwohl Franz der author of his pain war. Das zeigt auch, wie messed up die ganze Bondsache jetzt ist.
ProfessorDent hat geschrieben: 9. September 2018 12:12
Zum Abschluss meines kleinen Mini-Marathons gibt’s noch das Review zu Spectre!
Man geht ins Kino, schaut sich den Film später zuhause öfters auf DVD an, hat die meisten Logiklöcher gefunden, ist aber soweit ganz zufrieden. Dann werden die Gerüchte lauter, Spectre wäre der letzte Craig Bond und plötzlich macht alles Sinn. Drei mehr oder weniger einzelne Filme, die dann im vierten zusammengebracht werden und so nachträglich zu Fortsetzungen werden. Das Ende ist versöhnlich und für einen Craig Bond das erste Mal, dass er so endet, wie die meisten anderen Bonds bis CR auch geendet haben. Bond und das Bondgirl verschwinden miteinander. Man selber weiß aber ziemlich sicher, dass Craig noch einen Bondfilm machen wird und bekommt Sorgenfalten, wie der nächste Bond daran anknüpfen soll.
Hm, führt die neue Verbindung dazu, dass wir die Filme aus einer neuen Perspektive sehen und alles eine größere Bedeutung bekommt? Nö. Stärkt es die Rolle des Bösewichts, wenn wir wissen, dass er alles aus den 3 vorigen FIlmen verantwortet? Ebenfalls nö.
ProfessorDent hat geschrieben: 9. September 2018 12:12
Spectre erinnert mich an TB [schauder] und insbesondere an TSWLM, als die Devise ausgegeben wurde: „Alles vom Feinsten.“. Tatsächlich sieht man Spectre sein enorm großes Budget an, die Sets und Locations sind gut gewählt und gebaut und auch die CGI braucht sich absolut nicht zu verstecken. Abermals hat man Sam Mendes an Bord und schafft, wie bei Skyfall, eine gut erzählte, packende Inszenierung. Das beginnt mit der PTS und ihrem One-Shoot-Anfang, die einem schon mal klarmacht, worauf man sich in den nächsten 2 Stunden einstellen kann, nämlich auf enorm gute Action. Das nächste Highlight ist zweifelsohne das Spectre-Meeting in Rom. Atmosphärisch wieder einmal atemberaubend und in seiner Bedrohlichkeit an das Meeting in Feuerball erinnernd, hat Mendes sicherlich eine Szene geschaffen, die auch dem durchschnittlichen Kinogänger auf längere Zeit in Erinnerung bleiben wird. Solche Szenen bekommt er übrigens erstaunlich oft hin, zum Beispiel die Flugzeugaction im Schnee, die wiederum handwerklich top ist und dabei auf weniger CGI zurückgreift als man denkt (dank des Budgets), oder den Kampf im Zug. Hervorragend ist außerdem das Londoner Finale, was meiner Meinung nach zu den stärksten Showdowns in der Bond-Historie zählt.
- Der längere Shot ohne sichtbare Schnitte am Anfang: Führt der eigentlich irgendwo hin, wenn er aufgelöst wird, oder ist er nur eine technische Spielerei ohne Grund? Wenn er irgendwo hingeführt hätte, würde ich mich vermutlich dran erinnern.
- Die Szene beim SPECTRE Meeting in Rom stört mich. Sie gehen rein, gucken, dann gehen sie wieder raus. Wenn wenigstens irgendwas während des Meetings passieren würde... Der Szene fehlt auf jeden Fall ein Mittelteil.
- Was findest du am Finale hervorragend? Die aufgehängten Bilder? Dass Bond seine Frau rettet, nachdem er sie zufällig plötzlich hört? Dass er den Helikopter mit seiner Pistole vom Himmel schießt? Oder das Ende mit Blofeld und Bond?
ProfessorDent hat geschrieben: 9. September 2018 12:12
Kommen wir zu Oberhauser selbst. Da klagt man sich über Jahre die Recht an Blofeld zurück und dann verheizt man ihn in einer so dämlichen Vorstellungsszene während der Folter. „Franz Oberhauser starb vor vielen Jahren, ich nenne mich jetzt Ernst Stavro Blofeld, die Familie mütterlicherseits.“. Da hätte man ihn auch Kai Pflaume nennen können. Wir erfahren, dass Oberhauser seinen Vater umgebracht hat, weil sich dieser mehr um Bond als um ihn gekümmert hat und von Franz wollte, dass er Bond als seinen Bruder sieht. Schön, aber warum bringt er dann seinen Vater um und nicht Bond? Ich bin immer wieder froh, dass man Oberhauser nicht auch noch den Satz „Alles was dir jemals passiert ist, war meine Schuld, ich hatte von Anfang an den Plan, dich fertig zu machen und alles was Du dienstlich zu Tun hattest, war bloß ein Vorwand, um dir zu schaden.“ gegeben hat und dass man so zumindest hoffen kann, dass ihre Begegnungen vorher nur zufällig passiert sind, weil sich Bond und der MI6 in die Angelegenheiten von Spectre eingemischt haben.
Zudem schwächelt die Handlung, weil sie enorm viele Ähnlichkeiten zu der von Skyfall aufweist, es gibt also wieder mal Probleme beim MI6, der zumindest teilweise in den Untergrund flüchtet (die Szene mit Tanner auf dem Weg zu Q ist ziemlich offensichtlich die Doublette zur entsprechenden Skyfall-Szene).
Der Star Trek Into Darkness Gedächtnismoment, wo ein neuer Name eine Bedeutung für die Zuschauer hat, für die Charaktere aber nicht. Schön, dass es sowas auch bei Bond jetzt gibt. Die Enthüllung hätte andersherum mehr Gewicht, wenn wir erst von Blofeld hören würden, und Bond dann rausfindet, dass Franz dieser Blofeld ist. Dass es der Mädchenname seiner Mutter war, klingt auch nach einer nolenesken unnötigen Hintergrundinfo.
Zum MI6-Part: Mir bekommen diese uninteressanten Randfiguren zu viel Screentime...
ProfessorDent hat geschrieben: 9. September 2018 12:12
So, jetzt habe ich ziemlich lange über die Schwächen von Spectre geschrieben, und muss jetzt rechtfertigen, warum der Film trotzdem 8,5 von 10 Punkten bekommen soll. Wie gesagt, die Inszenierung bewegt sich auf konstant hohem Niveau, die Bilder, die Mendes und der Kameramann erzeugen haben das Zeug, die Filmreihe auf längere Zeit zu prägen und die Verwandlung von der „Waffe auf Beinen“ zum einigermaßen normalen Bond, gibt der Craig-Ära zumindest einen sauber durchgezogenen roten Faden. Meine inhaltlichen Kritikpunkte sind Punkte, die dem durchschnittlichen Publikum gar nicht und auch mir erst nach vielen Sichtungen bewusst geworden sind und sie fallen auch nicht so sehr ins Gewicht, als dann man dem Inhalt weniger als 7/10 Punkten geben könnte. Dem gegenüber stehen abermals 10 Punkte für die Inszenierung, also zusammen 8,5 von 10 Punkten für Spectre.
8,5/10 für den Bond, der diese Kuckuckskindgeschichte zwischen Bond und Blofeld aufbringt... wow!