GoldenProjectile hat geschrieben: 22. August 2018 19:55Ich weiss, ich bin da in einer Minderheit, aber wenn das Spectre-Thema im einen Film schlecht angeschnitten wurde - und ich finde gerade die Blofeld-Figur und das ganze Drumherum je länger umso schwächer - möchte ich es im nächsten Film am liebsten gar nicht mehr sehen
Ich bin da ganz bei dir. Zugegeben: Ich wollte schon vor 4 Jahren nicht, dass man Spectre und Blofeld wieder aus dem Keller holt. Hat man gemacht und überzeugt hat es mich nicht (ich finde auch bei jedem Bondmarathon, dass irgendwie nix so altbacken wirkt an den Filmen, wie der Blowy und seine Muschi, aber das ist sicher Geschmackssache), erst recht nicht die "Blofeld-Enthüllung", die direkt aus "Star Trek: Into Darkness" hätte sein können. Meinetwegen also weg damit. Ich sehe auch ehrlich gesagt keine große Notwendigkeit dafür, den Strang wieder aufzunehmen, immerhin ist Blofeld inhaftiert, sein Hauptquartier zerschlagen und ein Großteil seiner Männer tot. Direkt aus "Spectre" heraus ergibt sich also keine Begründung, weshalb man an der Organisation und an
Brofeld festhalten sollte. Zwar hat nun auch "Mission: Impossible - Fallout" den Villain (und den Love Interest) des Vorgängers wieder aufgegriffen, aber vielleicht wäre es gerade deshalb klug, nicht denselben Weg zu gehen (die Ähnlichkeiten zwischen "Rogue Nation" und "Spectre" vor 3 Jahren waren schließlich teilweise extrem, wenn auch zufällig). Persönlich wäre ich für ein alleinstehendes Abenteuer dankbar - und betrachtet man die Tatsache, dass Bond 25 der Abschiedsfilm von Daniel Craig werden könnte, so wäre u.a. der Superheldenfilm "Logan" ein gutes Beispiel dafür, wie man eine Figur aus einem vernetzten Universum ganz losgelöst von den Vorgängern in einem eigenständigen Abenteuer schlüssig verabschieden kann (wobei ich mir keinesfalls wünsche, dass Bond 25 ein ähnliches Ende wie "Logan" für Craigs Abschied wählt).
GoldenProjectile hat geschrieben: 22. August 2018 19:55den "No Colours allowed"-Filter finde ich mittlerweile ganz fürchterlich
Als "Breaking Bad"-Fan kann ich das Color Grading eigentlich gar nicht seriös kritisieren. Ich finde, im Gegensatz zu einem Großteil des Forums hier, dass ein solcher Gelbstich auch sehr authentisch aussehen und vor allem viel Atmosphäre vermitteln kann. Bei "Spectre" hätte ich mir auch viel öfter eine gesundere Farboptik gewünscht, gerade in der PTS, weil imo so die Massen an Leuten und die lebendige Stimmung der Feierlichkeiten besser gewirkt hätten, aber den Einsatz von Filtern würde ich nicht so grundsätzlich verteufeln. Auch in anderen Filmen, etwa bei "Matrix" oder "O Brother, Where Art Thou?" sieht das fantastisch aus. Oder eben im Fernsehen u.a. bei "Breaking Bad" und der Prequel-Serie "Better Call Saul".
GoldenProjectile hat geschrieben: 22. August 2018 19:55ich halte die letzten beiden M:I's in dieser Hinsicht tatsächlich für moderner, organischer, eleganter, spektakulärer und einfach besser.
Grundsätzlich: Zustimmung. Bezogen auf die PTS: Jain. Sie ist sicher nicht ganz so toll, wie sie vor drei Jahren überall gelobt wurde. Und mit Sicherheit wirkt das Geschehen nur halb so dringlich wie in eigentlich jeder Actionszene der letzten drei M:I-Filme. Aber dennoch finde ich die sehr professionell gemacht und denke auch, dass es die beste Actionszene in den zwei Mendes-Bonds ist und eine der besten mit Craig. Das liegt auch daran, dass die ganze Sequenz in sich eine stimmige Dramaturgie hat und einen vernünftigen Höhepunkt (so wie zwei vernünftige Zwischenhöhepunkte) und das ihr genau die Schwerfälligkeit, die Mendes sonstige Actionarbeiten auszeichnet, weitgehend fehlt. Trotzdem ist sie natürlich nicht auf Hochgeschwindigkeit inszeniert, sondern elegant und mit Gravitas, aber es funktioniert so wie es soll und ist ein sehr sehr gekonnter Actioneinstieg in den Film (und in der Hinsicht in Aufwand und Resultat eines modernen Bondfilms würdig).
GoldenProjectile hat geschrieben: 22. August 2018 19:55Ich habe Rogue Nation noch kein zweites Mal gesehen aber bin der Meinung dass gerade da die aufs Wesentliche konzentrierte Konfrontation zwischen Pro- und Antagonist in einer nächtlichen Stadt besser funktionierte als in SP.
Tatsächlich fühlen sich für mich beide finalen Eskalationen, die in "Rogue Nation" und die in "Spectre", antiklimaktisch an. Ich würde dir aber zustimmen, dass das letzte Sechstel von "Rogue Nation" noch insgesamt das überzeugendere und wirkungsvollere ist. Woran das liegt? Einmal liegt es in meinen Augen daran, dass es nicht in zwei halbe Final-Teile aufgesplittet ist. "Spectre" hat in London ein Pacing-Problem. M und Q bekämpfen einerseits C und versuchen, die eigentliche Bedrohung des Films zu stoppen, während Bond entführt wird und in einem Nebenkriegsschauplatz die persönliche Rache von Brofeld ausbaden muss. Das ist für einen großen Höhepunkt ungünstig gewählt, weil Bond somit nur sehr passiv und indirekt am Ausgang des Films teilnimmt und somit die gesamte aufgebaute Bedrohung rund um das Überwachungsprojekt in den Hintergrund gerät. In "Rogue Nation" ist das anders, Hunt und Ilsa Faust und ihre gemeinsame Flucht vor der Schergen von Solomon Lane steht im Vordergrund, inklusive finaler Abrechnung mit dem Hauptschurken. Hier werden alle Faden des Films schlüssig zusammengeführt, während sie in "Spectre" in verschiedene Ausgänge laufen. Der andere entscheidende Punkt ist für mich der, dass sich das Crescendo am Ende von "Spectre" aus Perspektive des Drehbuchs extrem faul anfühlt. Erst sind die Spectre-Deppen so mit dem bewusstlosen Craig beschäftigt, dass sie den bewusstlosen Fiennes übersehen und der entkommen kann. Dann kann Bond sich innerhalb von 3 Sekunden aus seiner Gefangenschaft befreien und läuft danach minutenlang durch das MI6-Hauptquartier, in dem Brofeld extra für ihn Pfeile positioniert hat. Dann findet er sofort Madeleine, und sie haben auch direkt einen idealen Fluchtweg. Mühevoll fühlt sich das nicht an und dadurch bleibt der Einsatz klein und das Ergebnis ebenso mickrig. Die grundsätzliche Proll-Action danach (PPK vs. Helikopter) ist maskuliner Männerkitsch à la James Bond. Ob man den so ausschlachten muss, ist eine andere Frage, geht für mich aber in Ordnung.