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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Nach dem ich hier letzten Monat den imaginären Versuch einer zeitgemäßen Adaption des Sci-Fi-Geheimtipps "The Final Countdown" von Don Taylor präsentierte, möchte ich heute das Gedankenspiel eines Western-Remakes vorstellen. Wie wäre es mit "Barquero"? Schon im Original handelt es sich hier um einen waschechten Genre-Geheimtipp für Freunde der harten Kerle, stylischen Cowboyhüte und heißen Colts. Gordon Douglas inszenierte gemeinsam mit Western-Fresse Lee Van Cleef einen formidablen psychologischen Western mit Thriller-Qualitäten. In "Barquero" erfährt der Fährmann Travis, dessen Fähre an einem reißenden Fluss an der Grenze zu Mexico liegt, dass der Gangster Remy und seine Bande auf dem Weg zu dem Fährübergang sind. Kurzerhand flüchten Travis und ein paar Siedler auf die andere Seite, sodass Remy und seine Männer nicht rüber kommen. Daraufhin entfaltet sich ein Katz-und-Mausspiel, welches vor allem in den wohlüberlegten Dialogen von William Marks und George Schenk überzeugt.
Während ich "The Final Countdown" vor allem deshalb vorschlug, weil das Original letztlich zu wenig aus seiner spannenden Grundstory rausholt, ist "Barquero" bereits im Original ein sehr guter Film. Warum also ein Remake? Ich stelle mir hier eine besondere Neu-Interpretation vor. Schon das Original deutet in der Gestalt von Fährmann Travis immer wieder den mythologischen Unterbau dieser Geschichte an. Querverweise auf die griechische und römische Mythologie sind nicht wenige vorhanden - spannend könnte es daher sein, in einer neuen Auflage von "Barquero" genau dieser zusätzlichen Ebene auch visuell deutlich mehr Futter zu liefern. Besonders die Parallelen zum Fährmann am Fluß Styx, dem Totenfluß, der seine Passagiere von der Welt der Lebenden ins Reich der Toten befördert, böte eine interessante Auseinandersetzung mit der Materie. Es gilt aber auch hier: Bei so 'nem Kram wie Regie und Cast zusammen zu basteln bin ich ganz ganz schlecht, und furchtbar unkreativ. Ich werde es trotzdem mal versuchen.
Regie: David Mackenzie (alternativ: Andreas Prochaska)
Kamera: Phedon Papamichael
Schnitt: William Goldenberg
Musik: Carter Burwell
Besetzung:
Fährmann Travis (Lee Van Cleef) - Raymond Cruz
Jakob "Jake" Remy (Warren Oates) - Clarke Peters
Mountain Phil (Forrest Tucker) - Mandy Patinkin
Fair (John Davis Chandler) - Timothée Chalamet
Nola (Marie Gomez) - Paz Vega
Sawyer (Armando Silvestre) - Adam Beach
Marquette (Kerwin Mathews) - Simon Baker
Natürlich könnte man die Rollen aber auch jeweils ganz anders besetzen. Wichtiger wäre eh, wie das ganze aufgezogen und inszeniert wird.
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Let the sheep out, kid.