Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
und der Moment, in dem man erfährt, dass Maud Adams die goldene Kugel abgeschickt hat, um James Bond als Retter zu engagieren, ist schon toll.
Mmmh, weiss nicht. Dramaturgisch fand ich das schon immer eher mau, da man quasi vom Drehbuch hochgenommen wird nach dem Motto: „ätschibätsch, haben wir dich ne dreiviertel Stunde an der Nase rumgeführt und Plot geboten, welcher eigentlich gar nicht da war“. Mich hat diese „Enthüllung“ auch nie wirklich beeindruckt, wohl auch weil sie etwas zu konstruiert ist (ähnlich nehme ich z.B. den Eiertausch in OP wahr: ein unnötig komplexer Drehbuchkniff, um die Handlung irgendwie in Gang zu bringen). Die eigentliche Szene zwischen Moore und Adams hingegen finde ich toll, da sie sowohl dem Moore-Bond ein ordentliches Mehr an Ecken und Kanten verleiht (obwohl es strenggenommen ja nur die Fortführung der bereits in LALD gezeigten Charakterzüge ist) und gleichzeitig die Interaktion der beiden Schauspieler auch wirklich toll ist. Gerade Moore zeigt hier in ein und derselben Szene erstaunlich viele darstellerische Facetten zwischen charmant, abgebrüht, brutal, zynisch, aufbauend.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Sehe ich komplett anders. Ich finde viel eher, dass in den drei aufeinander folgenden Beiträgen von Hamilton zur Filmreihe eine sehr klar erkennbare Linie vorhanden ist und DAF, LALD und TMWTGG erzählerisch eine der homogensten Phasen der Serie darstellen. Vielleicht nicht unbedingt in der qualitativen Ausprägung, aber sehr wohl im Storytelling, im Pacing und vom Feeling.
Das ist schon was dran, der Handlungsaufbau ist bei allen drei Filmen sehr ähnlich in der Form, dass Bond zusammen mit dem Publikum zunächst auf eine eigentlich falsche Fährte geschickt wird (Diamantenschmuggel, verschwundene Diplomaten/Agenten, Morddrohung) und sich erst im Verlauf des zweiten Drittels dann die eigentliche Bedrohung herauskristallisiert. Aufgrund dieses eher von langer Hand geplanten Aufbaus ergibt sich vermutlich auch das von dir angesprochene ähnliche Pacing und Feeling, da jeder der Filme sich eher gemächlich im dramaturgischen Fluß bewegt. Wobei LALD schon ein bisschen eine Ausnahme darstellt, da zum einen die Handlung schneller zur eigentlichen Bedrohung kommt (Kananga und auch sein Alter Ego Mr. Big tauchen bereits früh im ersten Drittel auf, auch wenn da noch nicht bekannt ist, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt und der eigentliche Hintergrund der so in einer Hand liegende Drogenschmuggel ist) und zum anderen gefühlt auch ein höheres dramaturgisches Tempo vorgelegt wird (zumindest in der Hinsicht, dass effektiv Stück für Stück, Szene für Szene das Rätsel geknackt wird und zwar ohne die Umwege, welche die Handlung in DAF und TMWTGG bis zu Enthüllung der eigentlichen Bedrohung einschlägt).
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Hamilton lässt wie Young, Glen und Gilbert einen klaren Stil erkennen, was übrigens auch einer der deutlichsten Unterschiede zwischen den Bonds vor und nach 89 ist. Später konnten zweifellos gute Leute wie Martin Campbell, Michael Apted oder Marc Forster die Reihe weitaus weniger prägen, da sie dafür immer nur einen Film hatten. Ein echtes Gefühl von Kontinuität stellte sich erst wieder bei SP ein, der wirklich der stilistische Nachfolger zu SF gewesen ist. So oder so: Die Ähnlichkeiten der ersten drei Ausflüge von 007 in den 70ern sind frappierend und teilweise noch deutlicher als bei den beiden oft nicht zu Unrecht als artverwandt bezeichneten Gilbert-Eskapaden.
Ja, das kann man durchaus so sagen. Wobei für mich die Prägung durch den Regisseur bei Hamilton und Glen ebenfalls stärker wahrzunehmen ist als bei Mendes und Gilbert, zumindest hinsichtlich der von dir ja bereits angesprochenen Doublette TSWLM/MR, da bei beiden direkt aufeinanderfolgenden filmischen „Dopplungen“ bei mir immer sehr stark der Eindruck mitschwingt, dass die beiden Regisseure im Kern einfach den Vorgängerfilm mit leichten inhaltlichen Variationen nochmal neu gedreht haben. Da weisen für mein Empfinden die aufeinanderfolgenden Filme von Hamilton und Glen deutlich mehr inhaltliche Eigenständigkeit auf, wodurch die stilistischen Ähnlichkeiten, also die Prägung durch die Inszenierung, stärker in den Vordergrund tritt als bei den „Remakes“.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Ich würde jetzt einfach mutig noch weiter gehen und sagen: TMWTGG ist der hinsichtlich der Action ärmste Film der Serie. Selbst die ebenfalls ruhigen Einstiegsbonds DN und FRWL haben da mehr Hauruck zu bieten (zumal zumindest DN ohnehin ein sehr kerniger, roher Film ist und daher vergleichsweise weniger entschleunigt wirkt als LALD). TMWTGG läuft beinahe 2 Stunden lang wie die Bootsjagd in LALD, nur ohne Boote.
Ich glaube dieser Eindruck entsteht aber auch ein Stückweit daraus, dass die Actionelemente in TMWTGG auch eher unspektakulär daherkommen (wie z.B. der Kampf mit dem Sumoringer). Selbst die Autoverfolgung bietet außer dem fantastischen Sprialsprung wenig wirklich aufregendes, gerade im direkten Vergleich zu der Höchstleistungs-Stuntshow der Bootsverfolgung im direkten Vorgänger. Entscheidend ist aber denke ich auch, dass die beiden Antagonisten in TMWTGG Bond körperlich nicht ebenbürtig bzw. dem Muster der Serie folgend überlegen sind. Es ist dann halt schon ein Unterschied in der Wahrnehmung einer Szene, ob Bond sich mit Tee-Hee rumschlägt oder mit Schnickschnack keilt, das eine geht fraglos als Actionszene durch, das andere – trotz identischer Konzeption (Bond liefert sich abschliessendes Duell mit dem Top-Henchman) – ist eher eine nicht ernstzunehmende Comedy (gleiches gilt auch zB für den Kampf mit den Sumoringern, welcher nachträglich noch dazu dadurch entwertet wird, dass die zuvor zumindest halbwegs bedrohlichen Giganten am Ende von einem halbnackten, lustig maskierten Zwerg mit einem Kinder-Dreizack vertrimmt werden). Und – auch wenn ich diesen Punkt mittlerweile zu tode reite – auch Lees suboptimale Physis sorgt dafür, dass eine echte körperliche Auseinandersetzung nie wirklich zur Debatte steht. Das ist zwar nix neues im Bondkosmos, wohl aber schon, dass man ihm keinen körperlich gefährlichen Sidekick spendiert hat. Wo soll da dann die Action auch herkommen, wenn Bonds zweiter Auftritt in Asien oftmals eher dem vielzitierten Kindergeburtstag gleicht als einer leib- und lebengefährdenden Mission?
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Und - das wird Anatol jetzt freuen - TMWTGG ist einer der Bonds, der auf jeden Fall auch in der deutschen Synchro wahnsinnig Spaß bringt, obgleich ich Lee im Originalton natürlich besonders genieße.
Ich finde vor allem Zipps Schnickschnack-Interpretation der originalen von Villechaize mannshoch (aber mindestens 1,90!) überlegen („Misssjööööööööh!“). Und Weicker steht dem stimmlich immer grandiosen Lee zumindest kaum nach. Einzig die sonst so grossartige Dagmar Heller will auf Eklands Goodnight nicht so richtig passen, da sie stimmlich einfach zu selbstbewusst rüberkommt (wobei sie sich diesbezüglich im Vorgänger LALD auf Seymour bemerkenswert wandelbar zeigte und der hier von mir angeführte Kritkpunkt erstaunlicherweise überhaupt nicht relevant ist).
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Ich oute mich jetzt mal klamm heimlich: Ich LIEBE Mary Goodnight. Ich finde die unglaublich lustig. Das ist sehr platter Humor, total debil an einigen Stellen, aber ich finde die so lustig doof, dass ich der Rolle nicht böse sein kann.
Für platten Humor bin ich ja eigentlich immer sehr empfänglich, aber bei Goodnight funktioniert das dennoch nicht so ganz bei mir. Ich halte Britt Ekland für diese Rolleninterpretation für keine besonders glückliche Wahl, auch weil es ihr nicht gelingt ihre Rolle sympathisch zu spielen. Ich hatte vor Jahren hier einmal das Beispiel Goldie Hawn angeführt, die häuftig sehr Goodnight-ähnliche Rollen verkörpert hat, diese aber immer mit hohem Sympathiebonus versehen konnte. So würde ich mir auch die Goodnight in TMWTGG wünschen (wie ich Goldie auch viel lieber in der Rolle gesehen hätte als die eindimensionale Ekland, körperliche Vorzüge hin oder her): ein sich betont selbstbewusst gebende Pseudo-Emanze, die aufgrund ihrer tapsigen Unbeholfenheit aber von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert und man sie gerade DESWEGEN einfach gern haben muss. Eklands Interpretation gelingt genau dies wie ich finde nicht.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Keine Ahnung, wie man Goodnight nicht mögen kann. Allein wie der liebe Roger verständlicherweise leicht genervt von ihr ihr nach langem Quengeln dann doch immer noch mal - natürlich völlig uneigennützig! - ein Schäferstündchen gewährt (oder das zumindest andeutet) ist doch herrlich.
Die Rollenkonzeption ist hier schon richtig und die von dir angeführten Szenen passen da auch, allein Miss Eklands Rollenauslegung ist meiner Ansicht nach genau so verkehrt bzw. sie ungeeignet für diese Rolle wie die unbholfenen Geh-Versuche ihres vormals Angetrauten als James Bond in CR67.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Und sie ist auch viel angenehmer als Tiffany Case, Bibi, Stacey Sutton oder wie die anderen Doofchen in der Reihe alle heißen, weil die einfach nur doof sind, aber Goodnight so unglaublich verpeilt daherkommt, dass man selbst die Leute HINTER DER KAMERA mit den Augen rollen hört.
Da sehe ich in Bezug auf die Rollenkonzeption aber keinen echten Unterschied zu Tiffany (zumindest zur Tiffany der 2. DAF-Hälfte), denn die ist doch genau so verpeilt wie die Gute-Nacht-Mary (nicht zuletzt der Bikini-Auftritt im Unterschlupf des Schurken sorgt für eine Art figürliches Deja-vu). Stacy passt da übrigens finde ich nicht wirklich rein in die Reihe, weil sie weit weniger dumm ist und ihr entscheidendes charakterliches Merkmal die Unbeholfenheit ist. Auch Bibi ist wie ich finde etwas anders angelegt, ihre häufig kritisierte „Nervigkeit“ ist vom Drehbuch ja so gewollt, sie soll Old Rog ja gerade auf die Nerven gehen. Von daher würde ich die genannten Damen eher so in Ordnung bringen:
Mary & Tiffany: intellektuell nicht immer auf der Höhe, aber gleichzeitig einen auf Ms. „Know-it-all“ machen
Bibi: auch nicht gerade die hellste Kerze, aber in erster Linie penetrant nervig und unreif
Stacy: hilflos und unselbständig
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Ich verstehe, was du damit meinst, wenn du an Barry seine großen, epischen Werke am liebsten magst, mir geht es prinzipiell ähnlich. In YOLT ist da aber in meinen Ohren nicht alles Gold was glänzt, gerade die Einbindung des Sinatra-Songs hat zuweilen etwas sehr schwerfällig-süßliches an sich (siehe die lange Verheiratung Bonds mit dem Pfannkuchengesicht).
Gerade den Moment finde ich musikalisch toll gemacht, das ist so wunderbar bedächtig und trifft sowohl die Stimmung des Ereignisses als auch des Landes perfekt. Damdamdam dam – dim dim dim: herrlich, ganz wunderbar! Um nicht sogar zu sagen: Aller, allerbester Barry!
Henrik hat geschrieben: 23. Juli 2018 21:48
Der Score passt meiner Meinung nach sehr gut zum Film. Ich mag auch den Film. Von daher liegt am Ende ein stimmiges Gesamtbild vor. Vergleicht man den Score aber mit denen anderer Filme, dann wirkt der fernöstliche Klang schon etwas langweilig. Ein Filmsoundtrack soll zwar in erster Linie zum Film passen, dennoch ist es aber begrüßenswert, wenn dieser auch für sich alleine funktioniert. Viele Soundtrack, verschiedener Bondfilme, aber auch anderer Filme, möre ich mir gerne an, also ohne Film. TMWTGG gehört nicht dazu
Das sind gute Punkte, die ich sehr ähnlich sehe. Barrys Arbeit zu TMWTGG halte ich ja nicht für schlecht oder unpassend, nur gemessen an seinen Möglichkeiten eher durchschnittlich. Bezüglich deiner letzten Frage…
Henrik hat geschrieben: 23. Juli 2018 21:48
(wobei man wohl auch darüber steiten kann, ob man einem Soundtrack zu einem Film überhaupt vorwerfen kann, dass er ohne Film nicht funktioniert).
,.,sehe ich es so, dass das „Problem“ beim TMWTGG-Score nicht ist, dass er nicht eigenständig und ohne Film funktioniert, sondern dass es ihm meinem Geschmack nach nicht gelingt den Film entscheidend zu prägen und ihm seinen Stempel aufzudrücken, wie es alle Barry-Arbeiten der 60er beispielsweise taten. Bei TMWTGG ist der Soundtrack eher unterstützender Natur als dass er prägend agiert.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Kann man so unterschreiben, ich finde auch dass die Elemente Drogenhandel und Voodoo-Zauber in LALD viel besser ineinander verzahnt sind. Und wenn mich meine Wahrnehmung nicht täuscht wird der ganze Heroin-Quatsch in Old Rogs Debüt auch gar nicht so stark thematisiert und unterbricht das atmosphärische Voodoo-Spektakel kaum bis gar nicht.
Zumindest in Person von Mr. Big ist das Thema Drogen von Anfang an ziemlich präsent, ist aber wie du ja schon schriebst geschickt verzahnt mit dem Voodoo-Hokuspokus. Das besondere an LALD ist wie ich finde auch, dass der Film sich nie festlegt und endgültig in die Karten schauen lässt, wieviel bzw. was nun am ganzen übersinnlichen Bohai dran ist. Mit Szenen wie Old Rogs Kartentrick oder Baron Samedis abschliessender Zugfahrt wird dies immer wieder betont.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50Ich gebe dir aber recht, dass der Schaden sicherlich hätte begrenzt werden können indem man Solarstrom und Abenteuer-Blödsinn besser ineinander verzahnt hätte, wie eben in LALD Drogenhandel und düsteres Magierflair.
Wobei es natürlich schon so ist, dass sich alberner Duell-Zirkus und nüchterner Energiekrisenplot schwerer unter einen Hut kriegen lassen als Drogen und Voodoo. Gerade das übersinnliche und nicht greifbare Voodoo-Element erweist sich in LALD als perfektes Bindglied zwischen Real(er)em und Fantastisch(er)em. Genau diese Bindeglied lässt TMWTGG vermissen (aber was käme hier auch überhaupt in Frage?), wodurch die beiden Welten oftmals nebeneinander und nicht miteinander agieren.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Lustig, TMWTGG und TLD sind unangefochten meine liebsten Barry-Scores und zusammen mit den fünf umstrittenen Aussenseitern - Martin, Hamlisch, Conti, Kamen, Serra - meine liebsten Bond-Scores.
Ich schätze die Arbeit von Martin und Hamlisch (die von Serra weniger), aber würde sie bei mir auch eher im (oberen) Mittelfeld einordnen. Ganz oben sind die 60er Jahre-Soundtracks von Barry, dazu MR, Conti, Kamen und der grossatige NSNA-Score von Legrand natürlich. Dann folgen Martin und Hamlisch, dann DAF, OP und AVTAK, dann DN, TMWTGG und TLD und danach der ganze (für mich weitgehend unbedeutende) Rest. Handschrift ist mir generell bei Soundtracks sehr wichtig und ich für meinen Teil finde zB Barrys Arbeiten in den 60ern wesentlich typischer für seinen Stil als zB TMWTGG oder TLD, in welchen er für meinen Geschmack stärker mit zeitgenössischen Einflüssen arbeitet und dadurch ein Stückweit auch eine seiner eigentlichen Stärke, die grossangelegte Orchestrierung, vernachlässigt (in TMWTGG ist dies wie ich finde deutlicher als bei TLD).
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Die grossangelegten, klassischen Scores (ich bin mir nicht sicher welche du meinst, aber tippe irgendwie gerade auf MR) unterstreichen im entsprechenden Film sicher Bilder und Intention hervorragend, aber kaum so, dass sie bei mir hängenbleiben. In TMWTGG würde ich jedes Stück vierzig Meilen gegen den Wind wiedererkennen
Das kann ich so nicht sagen, für mich sind die Favoriten in Barrys Oevre auch klar die eingängigsten, obwohl ich auch TMWTGG Eingängigkeit nicht absprechen möchte. Wie ich schon in meiner Replik auf Henriks Post schrieb, ist vor allem wie stark ein Soundtack einen Film prägen und damit dessen Qualität massgeblich mitbestimmen kann ein entscheidendes Kriterium wie gut ich einen Score finde. Und da ist mir TMWTGG dann doch einfach zuviel „nebenher“ als „mittendrin“. Am Ende ist es aber natürlich alles eine Frage des persönlichen Geschmacks (doofer Satz, damit könnten wir das Forum ja gleich zu machen).
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Uns Clint? Was für eine Idee!
Find ich auch! Hier kannst du dich in Gänze an den Gedankengängen erfreuen:
AnatolGogol hat geschrieben: 19. August 2011 15:21
photographer hat geschrieben:.
Bei solch' hypothetischen Gedankenspielen bedarf es zwischen den zahlreichen Forumspartnern hier nicht nur reichlich Phantasie, sich bei der Veränderung des Altbekannten - in diesem Diskussionsfall "... Ich würde folgende Person in Bondfilm "sowieso" austauschen und umbesetzen mit... "- ein eigenständiges Bild im inneren Auge des Betrachters aufzubauen, sondern auch das Verständnis, dass das Endprodukt einer fakultativen, gedanklichen Umbesetzung in einem Film nicht durch den banalen Austausch eines "Gesichts" darstellen würde, sondern dass das Werk auch als abschließendes Endprodukt vermutlich von dem abweichen würde, was man so kennt, da sich eine Produktion nicht sklavisch an den Vorgaben eines Drehbuches orientiert und Leute vor und hinter der Kamera eigene Ideen in eine Produktion mit einbringen.
Dadurch dürfte diese Diskussion bei zu Hilfenahme dieser erweiterten Kriterien noch mehr Auftrieb bekommen, aber auch mehr Spaß machen.
Ein Beispiel:
Obwohl die Bond-Filme nicht dafür bekannt sind, ein wirkliches Treffen von Schauspieler-Giganten zuzulassen, empfinde ich persönlich etwa die gedankliche Vorstellung doch ganz reizvoll, wenn die namentlich gebende Hauptrolle bei "The man with the golden gun" (1974) statt von Christopher Lee beispielsweise von Clint Eastwood mit einem rauen Dirty Harry-Touch ausgefüllt worden wäre.
Der zynische One-Liner "Make my day", der erst bei "Sudden Impact" (1983) Filmgeschichte schrieb, hätte hier herrlich beim anstehenden Duellgespräch gepasst.
Weiter gesponnen:
Der Miss Anders-Problematik hätte man dagegen mehr dramatischen Schliff verpassen müssen, so dass der salomonische Charakter einer eitlen gekränkten Frau, die symbolisch den Kopf Scaramangas fordert, mehr genüge getan worden wäre, wenn diese als attraktiver Vamp die zwei Männer - Bond & Scaramanga -aufeinander gehetzt hätte, ohne dass beide begriffen hätten, was los ist. Da hätte ich die schon von AnatolGogol fürs fiktive Besetzungskarussell gebrachte Ali MacGraw als Art symbiotische "Lady from Shanghai"-Nachfolgerin im Stile einer Rita Hayworth gar nicht unpassend gefunden.
Der dramatische Handlungsclou hätte dann darin gelegen, dass der Vamp auch Bond ausgespielt hätte, der erst im nachhinein begreifen würde, dass ihn hier eine Frau für "ihre" Zwecke missbraucht hätte und nicht umgekehrt. Ähnliches erfolgt bekanntlich Jahre später in "The world is not enough" (1999).
Die halbpubertäre clownsartige Nick-Nack-Performance würde ich in diesem Gedankenkonstrukt canceln, da selbst eine bösartige Chucky-Variante zu sehr vom Main-Cast abgelenkt hätte, und auch Mary Goodnight als Love-Interest hätte ich raus genommen, um den Showdown mehr Prägnanz zu verleihen, bei der sich Miss Anders auch erst hätte verabschieden dürfen - ähnlich wie Vesper Lynd in "Casino Royale" (2006).
Das Endresultat wäre dann ein weitaus "erwachsener" Bondfilm geworden, wobei ich aber nicht wüsste, in wie weit Clint Eastwood den Part des aufgewühlten Liebhabers hätte ausgefüllt, da er in seiner Schauspielkarriere diese Art von Rollen kaum wahrgenommen hat.
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Ich hatte darauf gehofft, dass du dich hier beteiligst Lars
Deine Ausführungen zu TMWTGG finde ich hochinteressant, vor allem das Gedankenspiel mit Clint Eastwood. Ich finde die Idee vom "erwachseneren" TMWTGG klasse, aber ich frage mich in wie weit das Ganze mit einem Roger Moore als Bond funktioniert hätte. Die Kombination Moore-Eastwood ist ja schon ungewöhnlich genug, erweitert man das dann noch um die Dreiecks-Komponente wird es wirklich schwer vorstellbar (du nanntest in diesem Zusammenhang ja schon Eastwood, bei Moore fällt es mir dann sogar noch schwerer mir die Darstellung des im Spinnennetz einer Femme Fatale gefangenen Agenten durch ihn vorzustellen. Eastwood hatte ja zumindest eine ähnliche Rolle zuvor schon in seinem Regiedebut Sadistico.)
Auch wenn ich hier meine eigene Vorgabe die Stammrollen unangetastet zu lassen breche: man stelle sich vor, man hätte 1974 in TMWTGG
Burt Reynolds als 007 gecastet. Burt, im Vollbesitz seiner machohaften Männlichkeit als quasi 70er-Wiedergeburt des frühen Connery. Als Gegenspieler zu Eastwood auch absolut ebenbürtig, da „vom gleichen Schrot und Korn“, und sicherlich auch eine gute Besetzung um die erotische Dimension der von dir vorgeschlagenen „Menage-a-trois“ abzubilden. Allein schon die Besetzung Reynolds-Eastwood-McGraw hätte sicherlich dazu geführt, dass TMWTGG zu einem Riesenhit geworden wäre. Wo in dem ganzen dann aber noch Harry Saltzmans Elefantenparade reingpasst hätte kann ich mir dann aber beim besten Willen nicht vorstellen
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Wobei der den TMWTGG wie wir ihn kennen sicher nicht viel besser gemacht hätte. Im potentiellen Super-TMWTGG schon eher, aber der müsste in meinen Augen auch nicht unbedingt ein rein ernsthaftes Duell der beiden sein sondern könnte auch viel von dem "Schwachsinnigen Zauber" des uns bekannten Films beibehalten und eine skurril-bizarre Schiene fahren ohne das Duell zu verleugnen. Die ganz extremen Spässe müsste man zwar schon weglassen, aber der "perfekte" TMWTGG war für mich eigentlich immer schon ein kauziger, düsterer, verschrobener Film - etwas zwischen mystisch-düster und grotesk-unterhaltsam. Eigentlich LALD nicht unähnlich. Also Clint als Bondbösewicht in den 70ern: wäre ein Traum gewesen! Aber Clint als kompletter Ersatz für Lee: nur bedingt.
Also Clint kann ja durchaus auch lustig, wie er vor allem in dem launigen Pink Cadillac unter Beweis stellen konnte. Aber dennoch tue ich mich schwer damit, ihn in einer wie auch immer nur leicht modifizierten Variante des bekannten TMWTGG-Zirkus zu sehen. Das liegt weniger daran, dass Clint da nicht reinpasst, als mehr dass die Paarung Moore/Eastwood typmäßig so weit auseinanderliegt, als dass es einfach nicht wirklich passend erscheint. Im Verein mit dem vormals angeführten Burt Reynolds könnte ich mir hingegen auch eine entweder launige oder skurrile Variante gut vorstellen, weil beide vom Typ sehr gut zueinander passen.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50
Wobei "Uns Gert" für mich gar nicht der alleinige Thronwärmer ist sondern sich den Platz mit Makeup-Joey Ironhands, Mountain-Kojak und Ticker-Bobby teilt. Ganz schon eng da oben auf dem Thron, alleine wenn man Gerts Leibesfülle bedenkt.
Hahaha, sehr schön. Wobei ich jetzt über ne Minute gebraucht habe, um auf den Trichter zu kommen wer denn Ticker-Bobby ist. Für mich thront die sächsische Hotzenplotz-Inkarnation dann allerdings doch deutlich über dem Rest.