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Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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The Man with the Golden Gun (1974, Guy Hamilton)

"Good night, good night. Sleep well, my dear. No need to fear, James Bond is here."
- Lulu

Nachdem Roger Moore mit LALD seinen furiosen Einstieg in die 007-Rolle gefeiert hatte sollte es nur ein Jahr dauern bis zum nächsten Film. Ob diese einmalige Rückkehr zum in den 70ern eigentlich schon in den Ruhestand gestellten Einjahres-Rhythmus der Qualität des neuen Bond-Spektakels geschadet hat ist eine berechtigte Frage. Die gesellige Mixtur aus Humor, Atmosphäre und Abenteuer des Vorgängers wurde nicht getoppt und heute wird TMWTGG rückblickend von vielen Fans als Tiefpunkt der Reihe eingestuft. Zumindest den zweiten Punkt kann und will ich aber so nicht unterschreiben, denn dafür macht TMWTGG insgesamt einfach noch zu viel Spass. Aber der Reihe nach.

Es ist schon erstaunlich, wie wechselhaft die frühen Bondfilme teilweise in Bezug auf die erzählerische und dramaturgische Funktionalität sind, wenn man bedenkt dass oftmals Stammautoren und -Regisseure am Werk waren. Einen Preis für Narration hat sich TMWTGG auf jeden Fall nicht verdient, sinnige Kausalität, Spannungsbögen oder Momente der Gefahr sucht man nämlich vergebens. Frappierend ist, dass sich fast alle Ansätze hinsichtlich Spannungsaufbau als falsche Fährten und leere Hüllen entpuppen, so stellt sich etwa in einer unverhältnismässig langen und im ganzen Film am stärksten auf Spannungserzeugung getrimmten Szene heraus, dass Bond lediglich zu M und Kollegen geführt werden soll. Auch im Gesamtkontext hat man sich keinen Gefallen damit getan, als Prämisse eine austauschbare Story um Solartechnologie einzubauen, die vom Film sowieso weitgehend stiefmütterlich behandelt wird und gar nicht richtig zum Rest passen will. Hier wäre es interessanter gewesen, sich stattdessen mehr auf den Killer Scaramanga als dunkles Spiegelbild Bonds und das Katz-und-Maus-Spiel der beiden zu fokussieren. Nicht nur wäre es die originellere Idee gewesen, die Inszenierung und Auslegung des fertigen Films scheint dem auch viel mehr in die Karten zu spielen, während die lahme Solex-Geschichte mehr einer Strichliste zu folgen scheint.

Ein als grosses Ganzes lahm erzählter Flickenteppich von einer Spionagehandlung und zwei nicht zueinander passende Grundprämissen, und was genau macht an TMWTGG denn nun so viel Spass? Der Film setzt praktisch dort fort wo DAF vor dem stimmigen und ausbalancierten LALD-Intermezzo aufgehört hat und suhlt sich zwischen seinen Ansätzen einer Storyentwicklung in selbstironischer Schauwertberieselung. Man muss sich also gar nicht erst die Mühe machen, nach einer gut erzählten Geschichte zu suchen sondern nur das Sammelsurium an mal mehr und mal weniger gut gelungenen, aber stets mit einem gewissen Charme ausgestatteten Ideen geniessen. Nach dem lahmenden Einstieg verbreitet vor allem der in und um Bangkok angelegte Mittelteil angenehmes Urlaubs- und Spassfeeling. Die Stadt wird gerade auch in ihren dreckigen Ecken und trüben Vorstadtkanälen sehr atmosphärisch gezeigt und bietet einen würdigen und stimmungsvollen Backdrop für Old Rogs Rummelplatz. Darüber hinaus ist TMWTGG vermutlich der Bondfilm mit den am meisten unterschätzten Sets, vor allem was einem in Form von Interieurs und Dekors geboten wird, sei es Scaramangas in die Felsbuchten eingebettetes Inseldomizil, das Schlafgemach der Dschunke, die Edelhotels in Bangkok und Hongkong, Hai Fats Prachtgarten oder das windschiefe Innere der HMS Queen Elizabeth, alles ist von einer bondtypisch überzeichneten Mondänität.

Actionszenen gibt es in Old Rogs All-Inclusive-Thailandurlaub vergleichsweise wenige, und die grosse Autoverfolgung durch Bangkok weckt anfangs durch die repetitiven Fahrmanöver und das Eingreifen der lokalen Behörden böse Erinnerungen an die lahme Blechverschrottung aus DAF, punktet später aber mit einigen rasanten Einstellungen und dem wohl gewagtesten Autostunt in der Filmgeschichte. Im Kontrast dazu steht die handlungsirrelevante, aber besonders für Hauptdarsteller Roger Moore ungewohnt harte und derbe Keilerei mit den libanesischen Sicherheitsleuten. Unzweifelhafter Höhepunkt ist aber Bonds geplante Schauhinrichtung in einer Karateschule. Wie da folkloristischer Zirkus, zeremonielles Brimborium und augenzwinkerndes Gekloppe im Gleichschritt geboten werden ist sagenhaft und wird von allen Beteiligten - inklusive dem erneut erstaunlich physisch agierenden Moore - absolut schmissig in Szene gesetzt. Nicht so ganz überzeugen wollen die Szenen in Scaramangas "Gruselkabinett", das in Sachen Überraschungen und Tricks arg überschaubare Szenario bleibt weitgehend eine interessante Idee, aus der man auf verschiedene Arten mehr hätte machen können. Interessant ist aber, wie im Showdown ab einem Punkt plötzlich Bonds Perspektive ausgeblendet wird und man das Geschehen mitsamt seiner Auflösung nur noch aus dem Blickwinkel des Bösewichts betrachtet, was dem Aufeinandertreffen der beiden etwas mehr Biss gibt.

Stammkomponist John Barry hat für die Bondreihe so einige ordentliche bis sehr gute Scores kreiert, aber was er in TMWTGG abliefert lässt manches davon fast schon verblassen. Barry setzt mehr denn ja auf Leitmotive und sich wiederholende Elemente, vieles ist eine Variation der Melodie, die auch im Titellied Verwendung findet. Die Variation macht hier den Genuss aus, mal erklingt die Musik ruhig und mystisch angehaucht wie etwa als Scaramanga Bond vor Hai Fats Anwesen via Fernglas identifiziert, mal explodiert sie so ungestüm dass man am liebsten auf seinem Sitz springen möchte wie bei der Flucht aus der Karateschule. Das übergreifende Motiv lautet Kontraste, auch in der Art wie Barry kurze Segmente in Abwechslung zueinander einsetzt. Der Score ist einprägsam und melodisch bis zum Gehtnichtmehr und passt wunderbar, sowohl zum goldenen Dreieck als auch zu der augenzwinkernden Märchenwelt, in der TMWTGG immer wieder rumtollt.

"Old Rog" Roger Moore wird in seiner Bond-Interpretation meistens für die Filme gelobt, die erst nach TMWTGG kamen, und tatsächlich variiert er hier noch die etwas härtere Gangart, die auch schon seinen ersten Auftritt prägten. Trotzdem wird bei seinem Bond auch der Humor sehr gross geschrieben, und in TMWTGG teils sogar mit Ausrufezeichen. Moore agiert hier teilweise mit fast schon debilem Chauvinismus und ist in vielen Momenten einfach urkomisch, man denke daran wie er vor den Augen des Sheriffs süffisant und stolz wie ein Gockel Ehrenrunden mit seinem Boot dreht oder welch Blödsinn er Goodnight beispielsweise beim gemeinsamen Abendessen in Form feierlicher vorgetragener Turteleien zumutet. Oder wie er über sich als Geheimagenten spricht als wäre er eine Art Popstar. Kurzum macht es einfach Spass, dem alten Roger bei seinen Eskapaden zuzuschauen und festzustellen, wie selbstironisch er die ganzen Faxen nimmt. In eine etwas andere Richtung schlägt die Besetzung des Bösewichts mit Horror-Ikone Christopher Lee. Der Schauspielveteran überzeugt mit seinem Wechselspiel zwischen jovialem Frohsinn und eiskalter Unnahbarkeit aber lässt dabei auch immer wieder durchschimmern, dass sein darstellerisches Potential und die Idee eines Bond gar nicht mal so unähnlichen Killers im Mano-a-Mano mit 007 vielmehr in einen anderen, ernsthafteren und ja, auch besseren Film gepasst hätten. Lee bekommt als Scaramanga nur an wenigen Stellen mehr Tiefe verliehen, etwa bei seinem Monolog über den Zirkuselefanten, hätte unter anderen Bedingungen bei ähnlicher Ausgangslage aber mühelos der beste Bond-Bösewicht aller Zeiten sein können. Trotzdem sind seine Auftritte gelungen und als Konterpart zu Moores Bond anständig eingebettet.

In der Besetzung der Nebenrollen wird weitgehend die Zirkuslinie weiterverfolgt, beispielsweise mit dem dümmlichen und unfähigen Lieutenant Hip, der oft als Sidekick herhalten darf bzw. muss. Noch blöder ist lediglich Mary Goodnight, die laut Drehbuch eine Agentin sein soll, sich aber so grenzdebil anstellt bei allem was sie tut, dass man abwechselnd vor Lachen am Boden liegt oder sich wünscht, Scaramanga würde ihr als nächstes den Garaus machen. Alleine wie sie Bond alle Naslang anschmachtet um im nächsten Moment wieder die beleidigte Leberwurst zu spielen ist sagenhaft. Als ob das nicht genug wäre darf auch noch Sheriff Pepper Urlaub in Thailand machen und in Bonds Abenteuer hineingezogen werden. Anders als bei seinem Auftritt in LALD will der Sheriff aber hier, losgelöst von seinem natürlichen Habitat, nicht so ganz passen, hat man sich aber damit abgefunden dass sogar dieser Idiot hier mit reingepackt wurde kann man auch mit ihm seinen Spass haben. Dafür wird aber Hervé Villechaize in der Rolle von Scaramangas kleinwüchsigem Diener Nick Nack an erstaunlich wenigen Stellen als Zwergenclown missbraucht und verkörpert meistens eine relativ zwielichtige und bei aller Skurrilität sogar überraschend würdevolle Figur.

Roger Moores zweiter Auftritt als 007 ist ein kurioser Fall, der natürlich leicht als schlechter Film abgestempelt werden kann. Die Story wird schwach entwickelt, die Charaktere darin sind teils dumm wie Bohnenstroh, viele Elemente passen nicht wirklich zueinander und die Figur des Scaramanga sowie ihr Darsteller Christopher Lee verweisen eigentlich auf ein viel grösseres Potential. Hat man sich aber damit abgefunden, dass TMWTGG nun mal kein weiterer Höhepunkt der Reihe ist, kann man mit dem Gebotenen durchaus auch Spass haben. Moores Darstellung des augenzwinkernden Ultra-Chauvinisten, Lees trotz allem sehr guter Auftritt, das oftmals mehr oder weniger bewusst in Komödienzirkus abgleitende Spektakel, das stimmungsvolle exotische Flair, der herausragende und fantasievolle Score und einiges an selbstironischem Charme können zwar die grundlegenden Schwächen nicht verschleiern, sorgen aber dafür, dass die zwei Stunden relativ schnell und auch ganz unterhaltsam verfliegen.

Wertung: 6,5 / 10
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Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: Ob diese einmalige Rückkehr zum in den 70ern eigentlich schon in den Ruhestand gestellten Einjahres-Rhythmus der Qualität des neuen Bond-Spektakels geschadet hat ist eine berechtigte Frage.
Diese Frage ist allerdings berechtigt. Wobei deine Formulierung indirekt einen interessanten Punkt anreisst, nämlich in wiefern die nach YOLT länger werdenden Abstände zwischen den Filmen eine bewusste Entscheidung war. Ich würde hier vermuten, dass dies den besonderen bzw. problematischen Rahmenbedingungen der drei Filme nach YOLT geschuldet war als Folge einer jeweiligen Neu-Aufstellung (bzw. im Falle von DAF eher einer „Alt-Aufstellung“, welche aber bekanntlich auch Zeit brauchte, um Gestalt anzunehmen). Unter diesem Gesichtspunkt wäre die Wiederaufnahme des Einjahres-Rhythmus als Konsequenz einer nun endlich wieder gefestigten Produktionsstruktur (vor allem durch den gleichbleibenden und bereits etablierten Hauptdarsteller) nur logisch und stand vermutlich nie zur Debatte. Dass im Anschluss an TMWTGG die Probleme sogar noch grösser und langwieriger wurden und eine Latenzperiode von drei Jahren verursachten ist fast schon ein bisschen Ironie des Schicksals. Durch das Wegfallen von Harry Saltzman als gleichberechtigtem Partner war dann wohl auch der bewährte Einjahres-Rhythmus endgültig keine Option mehr, da Cubby alleine – gerade auch angesichts der stetig größer werdenden Produktionen mit MR als vorläufigem Höhepunkt – dies nicht mehr bewerkstelligen konnte.
GoldenProjectile hat geschrieben: Auch im Gesamtkontext hat man sich keinen Gefallen damit getan, als Prämisse eine austauschbare Story um Solartechnologie einzubauen, die vom Film sowieso weitgehend stiefmütterlich behandelt wird und gar nicht richtig zum Rest passen will.
Ich spiele mal des Teufels Advokat und behaupte, dass die beiden unterschiedlichen dramaturgischen Elemente gar nicht das Problem sind, sondern höchstens ihre Ausführung. Als Beleg dafür führe ich an, dass bereits im hochgelobten Vorgänger LALD handlungstechnisch genau die gleichen Gegensätze verarbeitet wurden: Fantastisches (Voodoo, Hellseherei, Mann mit Stahlpranke vs exzentrischer Killer, Fliegendes Auto, Henchman-Zweg) trifft dort genauso das Realistische (Drogenhandel vs Energiekrise). Von daher würde ich schlussfolgern, dass die grundsätzlichen Ideen auch bei TMWTGG die richtigen waren, nur die Ausführung bzw. die Mixtur nicht gänzlich zufriedenstellend ausfiel.
GoldenProjectile hat geschrieben: Die Stadt wird gerade auch in ihren dreckigen Ecken und trüben Vorstadtkanälen sehr atmosphärisch gezeigt und bietet einen würdigen und stimmungsvollen Backdrop für Old Rogs Rummelplatz.
Das finde ich interessant, da für mich TMWTGG durchgängig eigentlich nach Hochglanz-Urlaub ausschaut, gerade auch in den Klong-Szenen. Da leistet die Inszenierung ganze Arbeit, denn obwohl die undefinierbare braune Brühe in den Klongs definitv die Attribute „dreckig“ und „trüb“ verdient, sorgt die jederzeit strahlend-saubere Bildgestaltung dafür, dass selbst das Kanal-(Ab-)Wasser immer noch einladend genug erscheint, so dass der kleine Holzelefanten-Händler launig darin plantschen kann.
GoldenProjectile hat geschrieben: Darüber hinaus ist TMWTGG vermutlich der Bondfilm mit den am meisten unterschätzten Sets, vor allem was einem in Form von Interieurs und Dekors geboten wird, sei es Scaramangas in die Felsbuchten eingebettetes Inseldomizil, das Schlafgemach der Dschunke, die Edelhotels in Bangkok und Hongkong, Hai Fats Prachtgarten oder das windschiefe Innere der HMS Queen Elizabeth, alles ist von einer bondtypisch überzeichneten Mondänität.
Jein. Murton hat in TMWTGG teilweise schon tolle Sachen zu bieten, vor allem das schiefe Innere der Queen Mary (nicht Lisbet sondern Queen Mum!) ist ein tolles, fantasievolles Set. Auch ist Murton wirklich gut, wenn er mondäne Räumlichkeiten gestaltet. Leider hinkt er aber gerade bei seiner zentralen Arbeit – der Gestaltung von Scaramangas Insel – dann den Arbeiten von Adam doch einige Schritte hinterher, so beispielsweise bei der technsichen Gross-Anlage, welche viel nüchterner und weniger spektakulär daherkommt als vergleichbare Sets des deutsch-britischen Setdesign-Genies. Auch das Funhouse hat mich nie so wirklich vom Sitz gerissen und bietet nur wenig, was man auf einem normalen Rummel nicht auch zu sehen bekommt (wobei diese Kritik natürlich auch ein wenig unfair ist, da das Funhouse ja genau das bieten soll).

GoldenProjectile hat geschrieben:Interessant ist aber, wie im Showdown ab einem Punkt plötzlich Bonds Perspektive ausgeblendet wird und man das Geschehen mitsamt seiner Auflösung nur noch aus dem Blickwinkel des Bösewichts betrachtet, was dem Aufeinandertreffen der beiden etwas mehr Biss gibt.
Ja, das finde ich auch! Hier funktioniert der Kontrast zur Funhouse-Szene in der PTS (welcher aufgrund der diversen Wiederholungen der „Attraktionen“ im Finale nicht immer positiv ist) dann auch wirklich gut, da es das erste und einzige Mal ist, wo Scaramanga den Überblick und damit seine Überlegenheit verliert (eben im Gegensatz zur PTS). Dadurch, dass Bond zeitweise komplett verschwindet versetzt die Inszenierung den Zuschauer in die gleiche Ratlosigkeit wie Scaramanga. Die Auflösung mit der langsam sich drehenden „Puppe“ ist dann wirklich gelungen, da überraschend.

GoldenProjectile hat geschrieben:Stammkomponist John Barry hat für die Bondreihe so einige ordentliche bis sehr gute Scores kreiert, aber was er in TMWTGG abliefert lässt manches davon fast schon verblassen.
Mmhh, das finde ich jetzt gar nicht. Der TMWTGG-Score rangiert bei mir eher im unteren Mittelfeld von Barrys Bondarbeiten. Ich mag bei Barry lieber die grossangelegten, klassischen Scores und seine Arbeiten, in denen er verstärkt mit zeitgenössischen Versatzstücken und Elementen arbeitet wie z.B. TLD oder eben auch TMWTGG nicht ganz so. So trifft er zwar auch hier fraglos die asiatische Stimmung, aber wenn ich das mit der schwelgerisch-wehmütigen orchestralen Untermalung von YOLT vergleiche, dann überzeugt mich der oftmals eher reduzierte Ansatz der goldenen Knarre nur bedingt.
GoldenProjectile hat geschrieben: lässt dabei auch immer wieder durchschimmern, dass sein darstellerisches Potential und die Idee eines Bond gar nicht mal so unähnlichen Killers im Mano-a-Mano mit 007 vielmehr in einen anderen, ernsthafteren und ja, auch besseren Film gepasst hätten.
Ich hatte hier im Forum an anderer Stelle vor einiger Zeit schon einmal darüber sinniert, dass gleichwohl ich Lee als Scaramamga sehr mag, ich dennoch ein Stückweit ein Problem damit habe ihm den Rollenaspekt des körperlich gleichwertigen Gegners für Bond (was er als „dunkles Spiegelbild“ ja sein muss) abzunehmen. Obwohl Old Rog immer etwas wegen seiner Physis als Bond belächelt wird, so ist er doch gerade in TMWTGG in beeindruckender Form und gerade da bekommt er es mit einem der körperlich wohl am wenigsten beeindruckenden Schurken zu tun.

Klar, Lee ist groß, sinister und spielt fabelhaft, aber er wirkt auch äusserst unsportlich und untrainiert – da kann man ihn noch so sehr in trendig-chice 70er-Jahre-Trainingsanzüge stecken. Und um deinen Gedankengang aufzugreifen: hätte man TMWTGG tatsächlich um ein ernsthaftes Duell zweier gleichweriger Killer aufgebaut, dann wäre Lee hier in meinen Augen eine Fehlbesetzung gewesen. Der geschätzte Kollege photographer hat hier vor vielen Monden mal Clint Eastwood als Alternativbesetzung für Scaramanga ins Rennen geschickt: so jemanden hätte eine solche Rollenauslegung dann wie ich finde zwingend erfordert. Im Trubel des realen TMWTGG passt „das lange Elend“ Lee („Ich bin Sport-Taucher“ – halt, das ist ja eine andere 70er Jahre Galavorstellung von Old Chris – wie der geneigte Leser mit zunehmendem Kopfschütteln zur Kenntnis nimmt angesichts meiner gleichermaßen nimmermüden wie den Leser ermüdenden Erwähnung dieser Episode :lol: ) dann aber formidabel. Wobei…
GoldenProjectile hat geschrieben: hätte unter anderen Bedingungen bei ähnlicher Ausgangslage aber mühelos der beste Bond-Bösewicht aller Zeiten sein können.
…es mir äusserst schwer fällt mir ein Szenario auszumalen, in welchem Lee tatsächlich „Uns Gert“ vom Thron schmeissen könnte.



Und da abschliessend auch heute der obligatorische Kalauer nicht fehlen darf hier noch die entsprechende Replik auf deine Präambel :mrgreen: :
GoldenProjectile hat geschrieben: "Good night, good night. Sleep well, my dear. No need to fear, James Bond is here."
- Lulu
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Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

663
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12"Good night, good night. Sleep well, my dear. No need to fear, James Bond is here."
- Lulu
Mein Lieblingsmoment in einem Bondfilm, der sich über die vielen Jahre zu einem meiner absoluten Lieblings-007-Abenteuer entwickelt hat. Ich finde den in vielerlei Hinsicht einfach klasse – und würde ich heute nicht mit Arbeit bombardiert, würdei ch noch etwas genauer auf deinen Text eingehen. Da ich morgen frei habe, nehme ich mir dein Monster-Review (Respekt für die Arbeit!) dann aber zur Brust. Deal? :)
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Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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Was die Abstände zwischen den Filmen angeht sollte man sich aber die genauen Uraufführungsdaten betrachten, die reinen Jahreszahlen verleiten zu falschen Schlüssen. Und da lagen zwischen LALD und TMWTGG immerhin doch 18 Monate, und von diesem zu TSWLM ungefähr 30 Monate.
Übrigens betrug der Abstand zwischen DAF und LALD ebenfalls nur 18 Monate, was belegt das TMWTGG in Wahrheit keine Ausnahme war.

Einen wirklichen 1Jahres Rhythmus hatte man nur bei den ersten 3 Filmen, schon von GF zu TB waren es bereits 15 Monate, und dann zu YOLT auch keine 2 vollen Jahre, sondern nur 18 Monate.
Und der Abstand zu OHMSS betrug dann ebenfalls bereits 30 Monate, also stellte TSWLM in der Hinsicht ebenfalls kein Novum da.

Erst nach TSWLM gab es dann zum ersten Mal einen tatsächlichen Abstand von 2 Jahren, und der wurde bis hin zu LTK mit einem jeweiligen Kinostart im Juni dann auch schön gleichmäßig beibehalten.

Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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photographer hat geschrieben: 11. April 2018 15:08 Nach THUNDERBALL (1965) herrschte bei den Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli der Eindruck vor, dass OHMSS quasi die gleiche Schiene bedienen würde - nur statt Tauchen halt Skifahren.
Lustig, dass diese Doppelung bei den doch sehr ähnlichen Filmen TSWLM und MR keine Rolle mehr spielte, obwohl diese beiden doch viel ähnlicher sind als es bei einem vermeintlichen OHMSS nach TB der Fall gewesen wäre.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12Frappierend ist, dass sich fast alle Ansätze hinsichtlich Spannungsaufbau als falsche Fährten und leere Hüllen entpuppen, so stellt sich etwa in einer unverhältnismässig langen und im ganzen Film am stärksten auf Spannungserzeugung getrimmten Szene heraus, dass Bond lediglich zu M und Kollegen geführt werden soll.
Einerseits ja. Andererseits nein. Ich weiß, doofe Antwort. Um ehrlich zu sein, solche Szenen sind für mich beinahe Bond-typisch. Und das längst nicht nur in TMWTGG. Ganz spontan fiele mir da mindestens auch die lange Szene in YOLT ein, in der Bond vom japanischen Geheimdienst einkassiert und herum kutschiert wird, obwohl er eigentlich nur bei Tiger Tanaka landen soll. Sowas kann man schon machen, ob es jetzt speziell in TWMTGG unverhältnismäßig lang ist... na ja, ich weiß nicht. Ich finde auch nicht, dass es die am stärksten auf Spannungserzeugung getrimmte Szene ist. Die Sequenz direkt davor käme da schon viel eher in Frage, wenn Scaramanga im Fenster hinter Bond mit dem goldenen Colt scheinbar auf ihn zielt. Oder das sehr klug gemachte Duell der beiden am Strand. Die ganze Szene mit Hip ist eher ein typisches Mysterium: Wo bringen sie Bond hin? Was wollen sie von ihm? Denn das es hier offenkundig nicht um Scaramanga, sondern etwas anderes geht, ist für den Zuschauer ziemlich klar ersichtlich. In dem Moment, in dem zum ersten Mal klar wird, dass es sich auch nicht um eine übliche Polizeistreife handelt, ist es dann auch nur kurz bis zu Bonds Flucht auf das Boot, also von daher habe ich mit der Szene denke ich deutlich weniger Probleme als du - und ist das nicht auch so ziemlich die einzige falsche Fährte oder leere Hülle im Film? Wann gibt es das so in der Form noch mal, außer vielleicht in der grundsätzlichen Struktur des Plots, die später offenlegt, dass Scaramanga es gar nicht auf ein persönliches Duell mit Bond abgesehen hatte?
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12Auch im Gesamtkontext hat man sich keinen Gefallen damit getan, als Prämisse eine austauschbare Story um Solartechnologie einzubauen, die vom Film sowieso weitgehend stiefmütterlich behandelt wird und gar nicht richtig zum Rest passen will.
Auch das sehe ich insgesamt anders. Den grundsätzlichen Plot in TMWTGG halte ich für kaum schwächer als den in LALD. Der Film macht das sogar recht geschickt, da er die anfangs etablierte persönliche Bedrohung für Bond durch Auftragskiller Scaramanga (die sich später ja als von Maud Adams fingiert herausstellt) rechtzeitig durch den Energiekrisen-Hintergrund ablöst, um das Wegfallen dieser Komponente durch die spätere Enthüllung kompensieren zu können. Es mag im Film letztlich ziemlich egal sein, was das Solex nun ist (es hätte genauso eine Atombombe sein können), aber insgesamt finde ich diesen Wechsel im Film ganz interessant und auch zufriedenstellend. Sicher hätte man den Film auch mehr um die Scaramanga-Fehde spinnen können, aber da ginge mir dann gefühlt einfach zu viel "Man on a Mission"-Feeling verloren - und der Moment, in dem man erfährt, dass Maud Adams die goldene Kugel abgeschickt hat, um James Bond als Retter zu engagieren, ist schon toll. Den möchte ich nicht missen. Davon ab gefällt mir das Katz-Maus-Spiel in TMWTGG sogar ausgesprochen gut, die Szene mit der toten Maud im Publikum zum Beispiel ist klasse und alles im letzten Drittel auf der Insel sowieso, zumal Moore und Lee sich gegenseitig als Charisma-Instanzen behaupten können.
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12 Der Film setzt praktisch dort fort wo DAF vor dem stimmigen und ausbalancierten LALD-Intermezzo aufgehört hat
Sehe ich komplett anders. Ich finde viel eher, dass in den drei aufeinander folgenden Beiträgen von Hamilton zur Filmreihe eine sehr klar erkennbare Linie vorhanden ist und DAF, LALD und TMWTGG erzählerisch eine der homogensten Phasen der Serie darstellen. Vielleicht nicht unbedingt in der qualitativen Ausprägung, aber sehr wohl im Storytelling, im Pacing und vom Feeling. LALD mag wegen des Voodoo-Themas ein kleines bisschen "frischer" oder unverbrauchter wirken, wobei das ehrlich gesagt im Kontext der Serie zwischen dem Las Vegas Flair von DAF und dem fernöstlichen Ambiente aus TMWTGG so auch nicht auszumachen ist. Hamilton lässt wie Young, Glen und Gilbert einen klaren Stil erkennen, was übrigens auch einer der deutlichsten Unterschiede zwischen den Bonds vor und nach 89 ist. Später konnten zweifellos gute Leute wie Martin Campbell, Michael Apted oder Marc Forster die Reihe weitaus weniger prägen, da sie dafür immer nur einen Film hatten. Ein echtes Gefühl von Kontinuität stellte sich erst wieder bei SP ein, der wirklich der stilistische Nachfolger zu SF gewesen ist. So oder so: Die Ähnlichkeiten der ersten drei Ausflüge von 007 in den 70ern sind frappierend und teilweise noch deutlicher als bei den beiden oft nicht zu Unrecht als artverwandt bezeichneten Gilbert-Eskapaden.
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12 Actionszenen gibt es in Old Rogs All-Inclusive-Thailandurlaub vergleichsweise wenige
Ich würde jetzt einfach mutig noch weiter gehen und sagen: TMWTGG ist der hinsichtlich der Action ärmste Film der Serie. Selbst die ebenfalls ruhigen Einstiegsbonds DN und FRWL haben da mehr Hauruck zu bieten (zumal zumindest DN ohnehin ein sehr kerniger, roher Film ist und daher vergleichsweise weniger entschleunigt wirkt als LALD). TMWTGG läuft beinahe 2 Stunden lang wie die Bootsjagd in LALD, nur ohne Boote. Einzige Ausnahme ist die kurze Keilerei im Hinterzimmer bei der Tänzerin, die ich herausragend finde. Ansonsten ist TMWTGG schon fast betont entspannt und ruhig, selbst die beiden größeren Bond-typischen Verfolgungsjagden erzählt Hamilton typisch für ihn mit viel Understatement, wenngleich das hier noch "unspektakulärer" ausfällt als ohnehin schon. Und der Ausflug in die Karateschule (ich liebe den!) ist ohnehin mehr eine lange Comedy-Episode als eine spannende Actionszene. Hier stimme ich dir völlig zu, wie gekonnt der Film da den ganzen traditionellen Zirkus verulkt (großartig: Moore's Fußtritt bei der Verbeugung!), das macht total Spaß und genau dafür liebe ich den Film, der für mich zu einem der besten Bonds zählt, gerade wegen seiner unzweifelbaren "Easy Watching"-Qualitäten und weil er für mich ein paar der coolsten Einzelszenen der Reihe hat. Ich sage nur: "Sie haben Recht: Zwei zu tief" oder "Das ist meine Tante auch". Und - das wird Anatol jetzt freuen - TMWTGG ist einer der Bonds, der auf jeden Fall auch in der deutschen Synchro wahnsinnig Spaß bringt, obgleich ich Lee im Originalton natürlich besonders genieße.
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12 Noch blöder ist lediglich Mary Goodnight, die laut Drehbuch eine Agentin sein soll, sich aber so grenzdebil anstellt bei allem was sie tut
Ich oute mich jetzt mal klamm heimlich: Ich LIEBE Mary Goodnight. Ich finde die unglaublich lustig. Das ist sehr platter Humor, total debil an einigen Stellen, aber ich finde die so lustig doof, dass ich der Rolle nicht böse sein kann. Allein wie dämlich die sich beim Verfolgen von Scaramanga anstellt und dann ins Auto geschubst wird oder ihr Blick, als sie ganz stolz den Henchman auf der Insel schockgefroren hat. :mrgreen: Keine Ahnung, wie man Goodnight nicht mögen kann. Allein wie der liebe Roger verständlicherweise leicht genervt von ihr ihr nach langem Quengeln dann doch immer noch mal - natürlich völlig uneigennützig! - ein Schäferstündchen gewährt (oder das zumindest andeutet) ist doch herrlich. Und sie ist auch viel angenehmer als Tiffany Case, Bibi, Stacey Sutton oder wie die anderen Doofchen in der Reihe alle heißen, weil die einfach nur doof sind, aber Goodnight so unglaublich verpeilt daherkommt, dass man selbst die Leute HINTER DER KAMERA mit den Augen rollen hört. :lol:
AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 Der TMWTGG-Score rangiert bei mir eher im unteren Mittelfeld von Barrys Bondarbeiten.
Einspruch abgelehnt, setzen. Bin da ganz bei Eric, TMWTGG ist einer der Top Scores der Reihe. Ich finde, so atmosphärisch war Barry musikalisch vielleicht nur noch in MR. Die fernöstlichen Klänge sind große Klasse und haben für mich viel mehr schwungvolles und doch mysteriöses Element an sich als die Arbeit für YOLT, die am ähnlichsten vergleichbar ist. Ich verstehe, was du damit meinst, wenn du an Barry seine großen, epischen Werke am liebsten magst, mir geht es prinzipiell ähnlich. In YOLT ist da aber in meinen Ohren nicht alles Gold was glänzt, gerade die Einbindung des Sinatra-Songs hat zuweilen etwas sehr schwerfällig-süßliches an sich (siehe die lange Verheiratung Bonds mit dem Pfannkuchengesicht). TMWTGG ist da mehr nach Vorne, aber ohne das Gefühl für das Ambiente gänzlich zu vernachlässigen. Wie Eric richtig sagt, ist der Score selbst für Barry-Verhältnisse sehr melodisch, was man einerseits mögen muss, andererseits aber sehr gut zum Fluss des Films passt, der eben nur sehr gesetzte Höhepunkte in die ansonsten gleichmäßig strömende Erzählung verwebt.
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Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
GoldenProjectile hat geschrieben: 17. Juli 2018 01:12Frappierend ist, dass sich fast alle Ansätze hinsichtlich Spannungsaufbau als falsche Fährten und leere Hüllen entpuppen, so stellt sich etwa in einer unverhältnismässig langen und im ganzen Film am stärksten auf Spannungserzeugung getrimmten Szene heraus, dass Bond lediglich zu M und Kollegen geführt werden soll.
Einerseits ja. Andererseits nein. Ich weiß, doofe Antwort. Um ehrlich zu sein, solche Szenen sind für mich beinahe Bond-typisch. Und das längst nicht nur in TMWTGG. Ganz spontan fiele mir da mindestens auch die lange Szene in YOLT ein, in der Bond vom japanischen Geheimdienst einkassiert und herum kutschiert wird, obwohl er eigentlich nur bei Tiger Tanaka landen soll. Sowas kann man schon machen, ob es jetzt speziell in TWMTGG unverhältnismäßig lang ist... na ja, ich weiß nicht. Ich finde auch nicht, dass es die am stärksten auf Spannungserzeugung getrimmte Szene ist. Die Sequenz direkt davor käme da schon viel eher in Frage, wenn Scaramanga im Fenster hinter Bond mit dem goldenen Colt scheinbar auf ihn zielt. Oder das sehr klug gemachte Duell der beiden am Strand. Die ganze Szene mit Hip ist eher ein typisches Mysterium: Wo bringen sie Bond hin? Was wollen sie von ihm? Denn das es hier offenkundig nicht um Scaramanga, sondern etwas anderes geht, ist für den Zuschauer ziemlich klar ersichtlich. In dem Moment, in dem zum ersten Mal klar wird, dass es sich auch nicht um eine übliche Polizeistreife handelt, ist es dann auch nur kurz bis zu Bonds Flucht auf das Boot, also von daher habe ich mit der Szene denke ich deutlich weniger Probleme als du - und ist das nicht auch so ziemlich die einzige falsche Fährte oder leere Hülle im Film? Wann gibt es das so in der Form noch mal, außer vielleicht in der grundsätzlichen Struktur des Plots, die später offenlegt, dass Scaramanga es gar nicht auf ein persönliches Duell mit Bond abgesehen hatte?
Und ich dachte, es geht um die Szene in TSWLM, in der Bond zur 'MI6-Zentrale' kommt. Ich würde das deshalb auch als Bond-typisch bezeichnen.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 Der TMWTGG-Score rangiert bei mir eher im unteren Mittelfeld von Barrys Bondarbeiten.
Einspruch abgelehnt, setzen. Bin da ganz bei Eric, TMWTGG ist einer der Top Scores der Reihe. Ich finde, so atmosphärisch war Barry musikalisch vielleicht nur noch in MR. Die fernöstlichen Klänge sind große Klasse und haben für mich viel mehr schwungvolles und doch mysteriöses Element an sich als die Arbeit für YOLT, die am ähnlichsten vergleichbar ist. Ich verstehe, was du damit meinst, wenn du an Barry seine großen, epischen Werke am liebsten magst, mir geht es prinzipiell ähnlich. In YOLT ist da aber in meinen Ohren nicht alles Gold was glänzt, gerade die Einbindung des Sinatra-Songs hat zuweilen etwas sehr schwerfällig-süßliches an sich (siehe die lange Verheiratung Bonds mit dem Pfannkuchengesicht). TMWTGG ist da mehr nach Vorne, aber ohne das Gefühl für das Ambiente gänzlich zu vernachlässigen. Wie Eric richtig sagt, ist der Score selbst für Barry-Verhältnisse sehr melodisch, was man einerseits mögen muss, andererseits aber sehr gut zum Fluss des Films passt, der eben nur sehr gesetzte Höhepunkte in die ansonsten gleichmäßig strömende Erzählung verwebt.
Der Score passt meiner Meinung nach sehr gut zum Film. Ich mag auch den Film. Von daher liegt am Ende ein stimmiges Gesamtbild vor. Vergleicht man den Score aber mit denen anderer Filme, dann wirkt der fernöstliche Klang schon etwas langweilig. Ein Filmsoundtrack soll zwar in erster Linie zum Film passen, dennoch ist es aber begrüßenswert, wenn dieser auch für sich alleine funktioniert. Viele Soundtrack, verschiedener Bondfilme, aber auch anderer Filme, möre ich mir gerne an, also ohne Film. TMWTGG gehört nicht dazu (wobei man wohl auch darüber steiten kann, ob man einem Soundtrack zu einem Film überhaupt vorwerfen kann, dass er ohne Film nicht funktioniert).

Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 Ich spiele mal des Teufels Advokat und behaupte, dass die beiden unterschiedlichen dramaturgischen Elemente gar nicht das Problem sind, sondern höchstens ihre Ausführung. Als Beleg dafür führe ich an, dass bereits im hochgelobten Vorgänger LALD handlungstechnisch genau die gleichen Gegensätze verarbeitet wurden: Fantastisches (Voodoo, Hellseherei, Mann mit Stahlpranke vs exzentrischer Killer, Fliegendes Auto, Henchman-Zweg) trifft dort genauso das Realistische (Drogenhandel vs Energiekrise). Von daher würde ich schlussfolgern, dass die grundsätzlichen Ideen auch bei TMWTGG die richtigen waren, nur die Ausführung bzw. die Mixtur nicht gänzlich zufriedenstellend ausfiel.
Kann man so unterschreiben, ich finde auch dass die Elemente Drogenhandel und Voodoo-Zauber in LALD viel besser ineinander verzahnt sind. Und wenn mich meine Wahrnehmung nicht täuscht wird der ganze Heroin-Quatsch in Old Rogs Debüt auch gar nicht so stark thematisiert und unterbricht das atmosphärische Voodoo-Spektakel kaum bis gar nicht. In TMWTGG driften die beiden "Welten" schon viel eher auseinander und ich nehme das Gerede um die Energiekrise und die Szenen, die sie auch inhaltlich thematisieren (etwa alles in Scaramangas Reaktorraum und die Präsentation der Geräte) weitaus stärker als Unterbruch der Prämisse "Bond und exzentrischer Killer duellieren sich in bunter und augenzwinkernder Thailand-Karateblödsinn-Fantasiewelt" war. Ich gebe dir aber recht, dass der Schaden sicherlich hätte begrenzt werden können indem man Solarstrom und Abenteuer-Blödsinn besser ineinander verzahnt hätte, wie eben in LALD Drogenhandel und düsteres Magierflair.
AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 Mmhh, das finde ich jetzt gar nicht. Der TMWTGG-Score rangiert bei mir eher im unteren Mittelfeld von Barrys Bondarbeiten. Ich mag bei Barry lieber die grossangelegten, klassischen Scores und seine Arbeiten, in denen er verstärkt mit zeitgenössischen Versatzstücken und Elementen arbeitet wie z.B. TLD oder eben auch TMWTGG nicht ganz so.
Lustig, TMWTGG und TLD sind unangefochten meine liebsten Barry-Scores und zusammen mit den fünf umstrittenen Aussenseitern - Martin, Hamlisch, Conti, Kamen, Serra - meine liebsten Bond-Scores. Die grossangelegten, klassischen Scores (ich bin mir nicht sicher welche du meinst, aber tippe irgendwie gerade auf MR) unterstreichen im entsprechenden Film sicher Bilder und Intention hervorragend, aber kaum so, dass sie bei mir hängenbleiben. In TMWTGG würde ich jedes Stück vierzig Meilen gegen den Wind wiedererkennen. Und wenn ich die folgenden gloriosen sieben Minuten anschaue (von Hille sehr treffend beschrieben und gebührlich gelobt), dann haben mich schon die ersten dreissig Sekunden fraglos abgeholt und bei 6:01 geht ausser fettem Grinsen gar nichts mehr.


AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 Und um deinen Gedankengang aufzugreifen: hätte man TMWTGG tatsächlich um ein ernsthaftes Duell zweier gleichweriger Killer aufgebaut, dann wäre Lee hier in meinen Augen eine Fehlbesetzung gewesen. Der geschätzte Kollege photographer hat hier vor vielen Monden mal Clint Eastwood als Alternativbesetzung für Scaramanga ins Rennen geschickt:
Uns Clint? Was für eine Idee! Wobei der den TMWTGG wie wir ihn kennen sicher nicht viel besser gemacht hätte. Im potentiellen Super-TMWTGG schon eher, aber der müsste in meinen Augen auch nicht unbedingt ein rein ernsthaftes Duell der beiden sein sondern könnte auch viel von dem "Schwachsinnigen Zauber" des uns bekannten Films beibehalten und eine skurril-bizarre Schiene fahren ohne das Duell zu verleugnen. Die ganz extremen Spässe müsste man zwar schon weglassen, aber der "perfekte" TMWTGG war für mich eigentlich immer schon ein kauziger, düsterer, verschrobener Film - etwas zwischen mystisch-düster und grotesk-unterhaltsam. Eigentlich LALD nicht unähnlich. Also Clint als Bondbösewicht in den 70ern: wäre ein Traum gewesen! Aber Clint als kompletter Ersatz für Lee: nur bedingt.
AnatolGogol hat geschrieben: 17. Juli 2018 11:16 …es mir äusserst schwer fällt mir ein Szenario auszumalen, in welchem Lee tatsächlich „Uns Gert“ vom Thron schmeissen könnte.
Wobei "Uns Gert" für mich gar nicht der alleinige Thronwärmer ist sondern sich den Platz mit Makeup-Joey Ironhands, Mountain-Kojak und Ticker-Bobby teilt. Ganz schon eng da oben auf dem Thron, alleine wenn man Gerts Leibesfülle bedenkt.
Maibaum hat geschrieben: 17. Juli 2018 13:51 Was die Abstände zwischen den Filmen angeht sollte man sich aber die genauen Uraufführungsdaten betrachten, die reinen Jahreszahlen verleiten zu falschen Schlüssen.
Macht Sinn, mein Kopf ist halt leider schon so voll mit filmischen Jahrzahlen, dass ich nicht im Traum daran denken würde, mich mit exakten Daten zu befassen. :D Aber danke für die aufschlussreiche Korrektur.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Auch das sehe ich insgesamt anders. Den grundsätzlichen Plot in TMWTGG halte ich für kaum schwächer als den in LALD. Der Film macht das sogar recht geschickt, da er die anfangs etablierte persönliche Bedrohung für Bond durch Auftragskiller Scaramanga (die sich später ja als von Maud Adams fingiert herausstellt) rechtzeitig durch den Energiekrisen-Hintergrund ablöst, um das Wegfallen dieser Komponente durch die spätere Enthüllung kompensieren zu können. Es mag im Film letztlich ziemlich egal sein, was das Solex nun ist (es hätte genauso eine Atombombe sein können), aber insgesamt finde ich diesen Wechsel im Film ganz interessant und auch zufriedenstellend. Sicher hätte man den Film auch mehr um die Scaramanga-Fehde spinnen können, aber da ginge mir dann gefühlt einfach zu viel "Man on a Mission"-Feeling verloren - und der Moment, in dem man erfährt, dass Maud Adams die goldene Kugel abgeschickt hat, um James Bond als Retter zu engagieren, ist schon toll. Den möchte ich nicht missen. Davon ab gefällt mir das Katz-Maus-Spiel in TMWTGG sogar ausgesprochen gut, die Szene mit der toten Maud im Publikum zum Beispiel ist klasse und alles im letzten Drittel auf der Insel sowieso, zumal Moore und Lee sich gegenseitig als Charisma-Instanzen behaupten können.
Ja klar, aber es ist es denn nun wirklich ein Katz-und-Maus-Spiel oder ist es zur Hälfte eine Geschichte darüber dass Lee und Rog eigentlich nur Solarplatten installieren möchten? Ich war immer der Meinung, dass dieser kurze Moment als Bond an M's Bürotür innehält ("If I found him first, it would change the situation?" oder so ähnlich) etwas Tolles verspricht, was danach nicht ganz eingehalten wird. Und hätte der alte Miles an diesem Punkt anders reagiert, nämlich Bond offiziell damit beauftragt, hättest du auch dein "Man on a Mission"-Feeling nicht missen müssen, die Mission wäre halt dann gewesen: Katz-und-Maus-Spiel bis einer dem anderen den Garaus macht. Mir nimmt der Hintergrund mit den Solarplatten und dass Scaramanga gar nichts von Bond will immer etwas zu viel Bedeutung aus dem ganzen Spektakel, da entschädigen auch die schönen Maud Adams Szenen (die ja gerade für diesen "Twist" im Film sind) nicht ganz dafür. Und was die Verzahnung der sich abwechselnden Handlungsebenen angeht ist z.B. OHMSS meilenweit überlegen.

Aber als kurze Zwischenanmerkung: Ich möchte TMWTGG gar nicht so sehr fertigmachen, verglichen mit der allgemeinen Resonanz (die ihn nach meinen Eindrücken oft auch etwas zu ernst nehmen will, woran man nur scheitern kann) finde ich den Film ja toll. Klar hat er in den all den Jahren auch ein bisschen was von seinem Zauber verloren, aber es gibt immer noch vieles, was ich super finde. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich habe gerade wieder den Soundtrack laufen und meine Fresse, Herr im Himmel, bitte sagt mir dass man Barry für einige dieser Passagen den Nobelpreis verliehen hat.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 das macht total Spaß und genau dafür liebe ich den Film, der für mich zu einem der besten Bonds zählt, gerade wegen seiner unzweifelbaren "Easy Watching"-Qualitäten und weil er für mich ein paar der coolsten Einzelszenen der Reihe hat. Ich sage nur: "Sie haben Recht: Zwei zu tief" oder "Das ist meine Tante auch".
Wie ich gerade schrieb, das sehen wir alles sehr ähnlich, nur ich vielleicht ein bisschen strenger, weil es eben auch Momente gibt die nicht coole Einzelszenen sind oder denen das herrliche Easy-Watching auch mal etwas lahmt.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Ich oute mich jetzt mal klamm heimlich: Ich LIEBE Mary Goodnight. Ich finde die unglaublich lustig. Das ist sehr platter Humor, total debil an einigen Stellen, aber ich finde die so lustig doof, dass ich der Rolle nicht böse sein kann.
Die Rolle ist definitiv so unfassbar blöd, dass man damit richtig hübsch seinen Spass haben kann. Wie ich schon in meinem Versuch eines Reviews geschrieben habe, ganz toll ist auch das Abendessen im Hotel ("Phuu-Yuck") als der alte Lustknabe Rog zur Sicherstellung des angedachten Schäferstündchens todernst und beinahe schon feierlich zu ihr spricht ohne eine Miene zu verziehen (wie schafft er das? Alleine schon wie dümmlich sie dabei die ganze Zeit aus der Wäsche schaut, einfach grossartig).
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50Lustig, TMWTGG und TLD sind unangefochten meine liebsten Barry-Scores und zusammen mit den fünf umstrittenen Aussenseitern - Martin, Hamlisch, Conti, Kamen, Serra - meine liebsten Bond-Scores. Die grossangelegten, klassischen Scores (ich bin mir nicht sicher welche du meinst, aber tippe irgendwie gerade auf MR) unterstreichen im entsprechenden Film sicher Bilder und Intention hervorragend, aber kaum so, dass sie bei mir hängenbleiben.
Das kenne ich. Barry hat anständige Scrores abgeliefert, aber meistens auch nicht mehr. Gerade die "Aussenseiter"-Scores sind durch ihre Andersartigkeit etwas besonderes (das heisst nicht, dass Barrys Scores nicht auf ähnlichem Niveau sein könnten, mir fallen gerade AVTAK und TLD ein).

Re: Filmbesprechung: "The Man with the Golden Gun (TMWTGG)"

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Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 und der Moment, in dem man erfährt, dass Maud Adams die goldene Kugel abgeschickt hat, um James Bond als Retter zu engagieren, ist schon toll.
Mmmh, weiss nicht. Dramaturgisch fand ich das schon immer eher mau, da man quasi vom Drehbuch hochgenommen wird nach dem Motto: „ätschibätsch, haben wir dich ne dreiviertel Stunde an der Nase rumgeführt und Plot geboten, welcher eigentlich gar nicht da war“. Mich hat diese „Enthüllung“ auch nie wirklich beeindruckt, wohl auch weil sie etwas zu konstruiert ist (ähnlich nehme ich z.B. den Eiertausch in OP wahr: ein unnötig komplexer Drehbuchkniff, um die Handlung irgendwie in Gang zu bringen). Die eigentliche Szene zwischen Moore und Adams hingegen finde ich toll, da sie sowohl dem Moore-Bond ein ordentliches Mehr an Ecken und Kanten verleiht (obwohl es strenggenommen ja nur die Fortführung der bereits in LALD gezeigten Charakterzüge ist) und gleichzeitig die Interaktion der beiden Schauspieler auch wirklich toll ist. Gerade Moore zeigt hier in ein und derselben Szene erstaunlich viele darstellerische Facetten zwischen charmant, abgebrüht, brutal, zynisch, aufbauend.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Sehe ich komplett anders. Ich finde viel eher, dass in den drei aufeinander folgenden Beiträgen von Hamilton zur Filmreihe eine sehr klar erkennbare Linie vorhanden ist und DAF, LALD und TMWTGG erzählerisch eine der homogensten Phasen der Serie darstellen. Vielleicht nicht unbedingt in der qualitativen Ausprägung, aber sehr wohl im Storytelling, im Pacing und vom Feeling.
Das ist schon was dran, der Handlungsaufbau ist bei allen drei Filmen sehr ähnlich in der Form, dass Bond zusammen mit dem Publikum zunächst auf eine eigentlich falsche Fährte geschickt wird (Diamantenschmuggel, verschwundene Diplomaten/Agenten, Morddrohung) und sich erst im Verlauf des zweiten Drittels dann die eigentliche Bedrohung herauskristallisiert. Aufgrund dieses eher von langer Hand geplanten Aufbaus ergibt sich vermutlich auch das von dir angesprochene ähnliche Pacing und Feeling, da jeder der Filme sich eher gemächlich im dramaturgischen Fluß bewegt. Wobei LALD schon ein bisschen eine Ausnahme darstellt, da zum einen die Handlung schneller zur eigentlichen Bedrohung kommt (Kananga und auch sein Alter Ego Mr. Big tauchen bereits früh im ersten Drittel auf, auch wenn da noch nicht bekannt ist, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt und der eigentliche Hintergrund der so in einer Hand liegende Drogenschmuggel ist) und zum anderen gefühlt auch ein höheres dramaturgisches Tempo vorgelegt wird (zumindest in der Hinsicht, dass effektiv Stück für Stück, Szene für Szene das Rätsel geknackt wird und zwar ohne die Umwege, welche die Handlung in DAF und TMWTGG bis zu Enthüllung der eigentlichen Bedrohung einschlägt).
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Hamilton lässt wie Young, Glen und Gilbert einen klaren Stil erkennen, was übrigens auch einer der deutlichsten Unterschiede zwischen den Bonds vor und nach 89 ist. Später konnten zweifellos gute Leute wie Martin Campbell, Michael Apted oder Marc Forster die Reihe weitaus weniger prägen, da sie dafür immer nur einen Film hatten. Ein echtes Gefühl von Kontinuität stellte sich erst wieder bei SP ein, der wirklich der stilistische Nachfolger zu SF gewesen ist. So oder so: Die Ähnlichkeiten der ersten drei Ausflüge von 007 in den 70ern sind frappierend und teilweise noch deutlicher als bei den beiden oft nicht zu Unrecht als artverwandt bezeichneten Gilbert-Eskapaden.
Ja, das kann man durchaus so sagen. Wobei für mich die Prägung durch den Regisseur bei Hamilton und Glen ebenfalls stärker wahrzunehmen ist als bei Mendes und Gilbert, zumindest hinsichtlich der von dir ja bereits angesprochenen Doublette TSWLM/MR, da bei beiden direkt aufeinanderfolgenden filmischen „Dopplungen“ bei mir immer sehr stark der Eindruck mitschwingt, dass die beiden Regisseure im Kern einfach den Vorgängerfilm mit leichten inhaltlichen Variationen nochmal neu gedreht haben. Da weisen für mein Empfinden die aufeinanderfolgenden Filme von Hamilton und Glen deutlich mehr inhaltliche Eigenständigkeit auf, wodurch die stilistischen Ähnlichkeiten, also die Prägung durch die Inszenierung, stärker in den Vordergrund tritt als bei den „Remakes“.

Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Ich würde jetzt einfach mutig noch weiter gehen und sagen: TMWTGG ist der hinsichtlich der Action ärmste Film der Serie. Selbst die ebenfalls ruhigen Einstiegsbonds DN und FRWL haben da mehr Hauruck zu bieten (zumal zumindest DN ohnehin ein sehr kerniger, roher Film ist und daher vergleichsweise weniger entschleunigt wirkt als LALD). TMWTGG läuft beinahe 2 Stunden lang wie die Bootsjagd in LALD, nur ohne Boote.
Ich glaube dieser Eindruck entsteht aber auch ein Stückweit daraus, dass die Actionelemente in TMWTGG auch eher unspektakulär daherkommen (wie z.B. der Kampf mit dem Sumoringer). Selbst die Autoverfolgung bietet außer dem fantastischen Sprialsprung wenig wirklich aufregendes, gerade im direkten Vergleich zu der Höchstleistungs-Stuntshow der Bootsverfolgung im direkten Vorgänger. Entscheidend ist aber denke ich auch, dass die beiden Antagonisten in TMWTGG Bond körperlich nicht ebenbürtig bzw. dem Muster der Serie folgend überlegen sind. Es ist dann halt schon ein Unterschied in der Wahrnehmung einer Szene, ob Bond sich mit Tee-Hee rumschlägt oder mit Schnickschnack keilt, das eine geht fraglos als Actionszene durch, das andere – trotz identischer Konzeption (Bond liefert sich abschliessendes Duell mit dem Top-Henchman) – ist eher eine nicht ernstzunehmende Comedy (gleiches gilt auch zB für den Kampf mit den Sumoringern, welcher nachträglich noch dazu dadurch entwertet wird, dass die zuvor zumindest halbwegs bedrohlichen Giganten am Ende von einem halbnackten, lustig maskierten Zwerg mit einem Kinder-Dreizack vertrimmt werden). Und – auch wenn ich diesen Punkt mittlerweile zu tode reite – auch Lees suboptimale Physis sorgt dafür, dass eine echte körperliche Auseinandersetzung nie wirklich zur Debatte steht. Das ist zwar nix neues im Bondkosmos, wohl aber schon, dass man ihm keinen körperlich gefährlichen Sidekick spendiert hat. Wo soll da dann die Action auch herkommen, wenn Bonds zweiter Auftritt in Asien oftmals eher dem vielzitierten Kindergeburtstag gleicht als einer leib- und lebengefährdenden Mission?

Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Und - das wird Anatol jetzt freuen - TMWTGG ist einer der Bonds, der auf jeden Fall auch in der deutschen Synchro wahnsinnig Spaß bringt, obgleich ich Lee im Originalton natürlich besonders genieße.
Ich finde vor allem Zipps Schnickschnack-Interpretation der originalen von Villechaize mannshoch (aber mindestens 1,90!) überlegen („Misssjööööööööh!“). Und Weicker steht dem stimmlich immer grandiosen Lee zumindest kaum nach. Einzig die sonst so grossartige Dagmar Heller will auf Eklands Goodnight nicht so richtig passen, da sie stimmlich einfach zu selbstbewusst rüberkommt (wobei sie sich diesbezüglich im Vorgänger LALD auf Seymour bemerkenswert wandelbar zeigte und der hier von mir angeführte Kritkpunkt erstaunlicherweise überhaupt nicht relevant ist).
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Ich oute mich jetzt mal klamm heimlich: Ich LIEBE Mary Goodnight. Ich finde die unglaublich lustig. Das ist sehr platter Humor, total debil an einigen Stellen, aber ich finde die so lustig doof, dass ich der Rolle nicht böse sein kann.
Für platten Humor bin ich ja eigentlich immer sehr empfänglich, aber bei Goodnight funktioniert das dennoch nicht so ganz bei mir. Ich halte Britt Ekland für diese Rolleninterpretation für keine besonders glückliche Wahl, auch weil es ihr nicht gelingt ihre Rolle sympathisch zu spielen. Ich hatte vor Jahren hier einmal das Beispiel Goldie Hawn angeführt, die häuftig sehr Goodnight-ähnliche Rollen verkörpert hat, diese aber immer mit hohem Sympathiebonus versehen konnte. So würde ich mir auch die Goodnight in TMWTGG wünschen (wie ich Goldie auch viel lieber in der Rolle gesehen hätte als die eindimensionale Ekland, körperliche Vorzüge hin oder her): ein sich betont selbstbewusst gebende Pseudo-Emanze, die aufgrund ihrer tapsigen Unbeholfenheit aber von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert und man sie gerade DESWEGEN einfach gern haben muss. Eklands Interpretation gelingt genau dies wie ich finde nicht.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Keine Ahnung, wie man Goodnight nicht mögen kann. Allein wie der liebe Roger verständlicherweise leicht genervt von ihr ihr nach langem Quengeln dann doch immer noch mal - natürlich völlig uneigennützig! - ein Schäferstündchen gewährt (oder das zumindest andeutet) ist doch herrlich.
Die Rollenkonzeption ist hier schon richtig und die von dir angeführten Szenen passen da auch, allein Miss Eklands Rollenauslegung ist meiner Ansicht nach genau so verkehrt bzw. sie ungeeignet für diese Rolle wie die unbholfenen Geh-Versuche ihres vormals Angetrauten als James Bond in CR67.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12
Und sie ist auch viel angenehmer als Tiffany Case, Bibi, Stacey Sutton oder wie die anderen Doofchen in der Reihe alle heißen, weil die einfach nur doof sind, aber Goodnight so unglaublich verpeilt daherkommt, dass man selbst die Leute HINTER DER KAMERA mit den Augen rollen hört. :lol:
Da sehe ich in Bezug auf die Rollenkonzeption aber keinen echten Unterschied zu Tiffany (zumindest zur Tiffany der 2. DAF-Hälfte), denn die ist doch genau so verpeilt wie die Gute-Nacht-Mary (nicht zuletzt der Bikini-Auftritt im Unterschlupf des Schurken sorgt für eine Art figürliches Deja-vu). Stacy passt da übrigens finde ich nicht wirklich rein in die Reihe, weil sie weit weniger dumm ist und ihr entscheidendes charakterliches Merkmal die Unbeholfenheit ist. Auch Bibi ist wie ich finde etwas anders angelegt, ihre häufig kritisierte „Nervigkeit“ ist vom Drehbuch ja so gewollt, sie soll Old Rog ja gerade auf die Nerven gehen. Von daher würde ich die genannten Damen eher so in Ordnung bringen:
Mary & Tiffany: intellektuell nicht immer auf der Höhe, aber gleichzeitig einen auf Ms. „Know-it-all“ machen
Bibi: auch nicht gerade die hellste Kerze, aber in erster Linie penetrant nervig und unreif
Stacy: hilflos und unselbständig


Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 18:12 Ich verstehe, was du damit meinst, wenn du an Barry seine großen, epischen Werke am liebsten magst, mir geht es prinzipiell ähnlich. In YOLT ist da aber in meinen Ohren nicht alles Gold was glänzt, gerade die Einbindung des Sinatra-Songs hat zuweilen etwas sehr schwerfällig-süßliches an sich (siehe die lange Verheiratung Bonds mit dem Pfannkuchengesicht).
Gerade den Moment finde ich musikalisch toll gemacht, das ist so wunderbar bedächtig und trifft sowohl die Stimmung des Ereignisses als auch des Landes perfekt. Damdamdam dam – dim dim dim: herrlich, ganz wunderbar! Um nicht sogar zu sagen: Aller, allerbester Barry!


Henrik hat geschrieben: 23. Juli 2018 21:48 Der Score passt meiner Meinung nach sehr gut zum Film. Ich mag auch den Film. Von daher liegt am Ende ein stimmiges Gesamtbild vor. Vergleicht man den Score aber mit denen anderer Filme, dann wirkt der fernöstliche Klang schon etwas langweilig. Ein Filmsoundtrack soll zwar in erster Linie zum Film passen, dennoch ist es aber begrüßenswert, wenn dieser auch für sich alleine funktioniert. Viele Soundtrack, verschiedener Bondfilme, aber auch anderer Filme, möre ich mir gerne an, also ohne Film. TMWTGG gehört nicht dazu

Das sind gute Punkte, die ich sehr ähnlich sehe. Barrys Arbeit zu TMWTGG halte ich ja nicht für schlecht oder unpassend, nur gemessen an seinen Möglichkeiten eher durchschnittlich. Bezüglich deiner letzten Frage…

Henrik hat geschrieben: 23. Juli 2018 21:48 (wobei man wohl auch darüber steiten kann, ob man einem Soundtrack zu einem Film überhaupt vorwerfen kann, dass er ohne Film nicht funktioniert).
,.,sehe ich es so, dass das „Problem“ beim TMWTGG-Score nicht ist, dass er nicht eigenständig und ohne Film funktioniert, sondern dass es ihm meinem Geschmack nach nicht gelingt den Film entscheidend zu prägen und ihm seinen Stempel aufzudrücken, wie es alle Barry-Arbeiten der 60er beispielsweise taten. Bei TMWTGG ist der Soundtrack eher unterstützender Natur als dass er prägend agiert.

GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Kann man so unterschreiben, ich finde auch dass die Elemente Drogenhandel und Voodoo-Zauber in LALD viel besser ineinander verzahnt sind. Und wenn mich meine Wahrnehmung nicht täuscht wird der ganze Heroin-Quatsch in Old Rogs Debüt auch gar nicht so stark thematisiert und unterbricht das atmosphärische Voodoo-Spektakel kaum bis gar nicht.
Zumindest in Person von Mr. Big ist das Thema Drogen von Anfang an ziemlich präsent, ist aber wie du ja schon schriebst geschickt verzahnt mit dem Voodoo-Hokuspokus. Das besondere an LALD ist wie ich finde auch, dass der Film sich nie festlegt und endgültig in die Karten schauen lässt, wieviel bzw. was nun am ganzen übersinnlichen Bohai dran ist. Mit Szenen wie Old Rogs Kartentrick oder Baron Samedis abschliessender Zugfahrt wird dies immer wieder betont.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50Ich gebe dir aber recht, dass der Schaden sicherlich hätte begrenzt werden können indem man Solarstrom und Abenteuer-Blödsinn besser ineinander verzahnt hätte, wie eben in LALD Drogenhandel und düsteres Magierflair.
Wobei es natürlich schon so ist, dass sich alberner Duell-Zirkus und nüchterner Energiekrisenplot schwerer unter einen Hut kriegen lassen als Drogen und Voodoo. Gerade das übersinnliche und nicht greifbare Voodoo-Element erweist sich in LALD als perfektes Bindglied zwischen Real(er)em und Fantastisch(er)em. Genau diese Bindeglied lässt TMWTGG vermissen (aber was käme hier auch überhaupt in Frage?), wodurch die beiden Welten oftmals nebeneinander und nicht miteinander agieren.
GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Lustig, TMWTGG und TLD sind unangefochten meine liebsten Barry-Scores und zusammen mit den fünf umstrittenen Aussenseitern - Martin, Hamlisch, Conti, Kamen, Serra - meine liebsten Bond-Scores.
Ich schätze die Arbeit von Martin und Hamlisch (die von Serra weniger), aber würde sie bei mir auch eher im (oberen) Mittelfeld einordnen. Ganz oben sind die 60er Jahre-Soundtracks von Barry, dazu MR, Conti, Kamen und der grossatige NSNA-Score von Legrand natürlich. Dann folgen Martin und Hamlisch, dann DAF, OP und AVTAK, dann DN, TMWTGG und TLD und danach der ganze (für mich weitgehend unbedeutende) Rest. Handschrift ist mir generell bei Soundtracks sehr wichtig und ich für meinen Teil finde zB Barrys Arbeiten in den 60ern wesentlich typischer für seinen Stil als zB TMWTGG oder TLD, in welchen er für meinen Geschmack stärker mit zeitgenössischen Einflüssen arbeitet und dadurch ein Stückweit auch eine seiner eigentlichen Stärke, die grossangelegte Orchestrierung, vernachlässigt (in TMWTGG ist dies wie ich finde deutlicher als bei TLD).

GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Die grossangelegten, klassischen Scores (ich bin mir nicht sicher welche du meinst, aber tippe irgendwie gerade auf MR) unterstreichen im entsprechenden Film sicher Bilder und Intention hervorragend, aber kaum so, dass sie bei mir hängenbleiben. In TMWTGG würde ich jedes Stück vierzig Meilen gegen den Wind wiedererkennen
Das kann ich so nicht sagen, für mich sind die Favoriten in Barrys Oevre auch klar die eingängigsten, obwohl ich auch TMWTGG Eingängigkeit nicht absprechen möchte. Wie ich schon in meiner Replik auf Henriks Post schrieb, ist vor allem wie stark ein Soundtack einen Film prägen und damit dessen Qualität massgeblich mitbestimmen kann ein entscheidendes Kriterium wie gut ich einen Score finde. Und da ist mir TMWTGG dann doch einfach zuviel „nebenher“ als „mittendrin“. Am Ende ist es aber natürlich alles eine Frage des persönlichen Geschmacks (doofer Satz, damit könnten wir das Forum ja gleich zu machen).


GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Uns Clint? Was für eine Idee!
Find ich auch! Hier kannst du dich in Gänze an den Gedankengängen erfreuen:
AnatolGogol hat geschrieben: 19. August 2011 15:21
photographer hat geschrieben:.

Bei solch' hypothetischen Gedankenspielen bedarf es zwischen den zahlreichen Forumspartnern hier nicht nur reichlich Phantasie, sich bei der Veränderung des Altbekannten - in diesem Diskussionsfall "... Ich würde folgende Person in Bondfilm "sowieso" austauschen und umbesetzen mit... "- ein eigenständiges Bild im inneren Auge des Betrachters aufzubauen, sondern auch das Verständnis, dass das Endprodukt einer fakultativen, gedanklichen Umbesetzung in einem Film nicht durch den banalen Austausch eines "Gesichts" darstellen würde, sondern dass das Werk auch als abschließendes Endprodukt vermutlich von dem abweichen würde, was man so kennt, da sich eine Produktion nicht sklavisch an den Vorgaben eines Drehbuches orientiert und Leute vor und hinter der Kamera eigene Ideen in eine Produktion mit einbringen.

Dadurch dürfte diese Diskussion bei zu Hilfenahme dieser erweiterten Kriterien noch mehr Auftrieb bekommen, aber auch mehr Spaß machen.



Ein Beispiel:

Obwohl die Bond-Filme nicht dafür bekannt sind, ein wirkliches Treffen von Schauspieler-Giganten zuzulassen, empfinde ich persönlich etwa die gedankliche Vorstellung doch ganz reizvoll, wenn die namentlich gebende Hauptrolle bei "The man with the golden gun" (1974) statt von Christopher Lee beispielsweise von Clint Eastwood mit einem rauen Dirty Harry-Touch ausgefüllt worden wäre.
Der zynische One-Liner "Make my day", der erst bei "Sudden Impact" (1983) Filmgeschichte schrieb, hätte hier herrlich beim anstehenden Duellgespräch gepasst.

Weiter gesponnen:
Der Miss Anders-Problematik hätte man dagegen mehr dramatischen Schliff verpassen müssen, so dass der salomonische Charakter einer eitlen gekränkten Frau, die symbolisch den Kopf Scaramangas fordert, mehr genüge getan worden wäre, wenn diese als attraktiver Vamp die zwei Männer - Bond & Scaramanga -aufeinander gehetzt hätte, ohne dass beide begriffen hätten, was los ist. Da hätte ich die schon von AnatolGogol fürs fiktive Besetzungskarussell gebrachte Ali MacGraw als Art symbiotische "Lady from Shanghai"-Nachfolgerin im Stile einer Rita Hayworth gar nicht unpassend gefunden.
Der dramatische Handlungsclou hätte dann darin gelegen, dass der Vamp auch Bond ausgespielt hätte, der erst im nachhinein begreifen würde, dass ihn hier eine Frau für "ihre" Zwecke missbraucht hätte und nicht umgekehrt. Ähnliches erfolgt bekanntlich Jahre später in "The world is not enough" (1999).
Die halbpubertäre clownsartige Nick-Nack-Performance würde ich in diesem Gedankenkonstrukt canceln, da selbst eine bösartige Chucky-Variante zu sehr vom Main-Cast abgelenkt hätte, und auch Mary Goodnight als Love-Interest hätte ich raus genommen, um den Showdown mehr Prägnanz zu verleihen, bei der sich Miss Anders auch erst hätte verabschieden dürfen - ähnlich wie Vesper Lynd in "Casino Royale" (2006).

Das Endresultat wäre dann ein weitaus "erwachsener" Bondfilm geworden, wobei ich aber nicht wüsste, in wie weit Clint Eastwood den Part des aufgewühlten Liebhabers hätte ausgefüllt, da er in seiner Schauspielkarriere diese Art von Rollen kaum wahrgenommen hat.


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Ich hatte darauf gehofft, dass du dich hier beteiligst Lars :D

Deine Ausführungen zu TMWTGG finde ich hochinteressant, vor allem das Gedankenspiel mit Clint Eastwood. Ich finde die Idee vom "erwachseneren" TMWTGG klasse, aber ich frage mich in wie weit das Ganze mit einem Roger Moore als Bond funktioniert hätte. Die Kombination Moore-Eastwood ist ja schon ungewöhnlich genug, erweitert man das dann noch um die Dreiecks-Komponente wird es wirklich schwer vorstellbar (du nanntest in diesem Zusammenhang ja schon Eastwood, bei Moore fällt es mir dann sogar noch schwerer mir die Darstellung des im Spinnennetz einer Femme Fatale gefangenen Agenten durch ihn vorzustellen. Eastwood hatte ja zumindest eine ähnliche Rolle zuvor schon in seinem Regiedebut Sadistico.)

Auch wenn ich hier meine eigene Vorgabe die Stammrollen unangetastet zu lassen breche: man stelle sich vor, man hätte 1974 in TMWTGG Burt Reynolds als 007 gecastet. Burt, im Vollbesitz seiner machohaften Männlichkeit als quasi 70er-Wiedergeburt des frühen Connery. Als Gegenspieler zu Eastwood auch absolut ebenbürtig, da „vom gleichen Schrot und Korn“, und sicherlich auch eine gute Besetzung um die erotische Dimension der von dir vorgeschlagenen „Menage-a-trois“ abzubilden. Allein schon die Besetzung Reynolds-Eastwood-McGraw hätte sicherlich dazu geführt, dass TMWTGG zu einem Riesenhit geworden wäre. Wo in dem ganzen dann aber noch Harry Saltzmans Elefantenparade reingpasst hätte kann ich mir dann aber beim besten Willen nicht vorstellen :mrgreen:


GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Wobei der den TMWTGG wie wir ihn kennen sicher nicht viel besser gemacht hätte. Im potentiellen Super-TMWTGG schon eher, aber der müsste in meinen Augen auch nicht unbedingt ein rein ernsthaftes Duell der beiden sein sondern könnte auch viel von dem "Schwachsinnigen Zauber" des uns bekannten Films beibehalten und eine skurril-bizarre Schiene fahren ohne das Duell zu verleugnen. Die ganz extremen Spässe müsste man zwar schon weglassen, aber der "perfekte" TMWTGG war für mich eigentlich immer schon ein kauziger, düsterer, verschrobener Film - etwas zwischen mystisch-düster und grotesk-unterhaltsam. Eigentlich LALD nicht unähnlich. Also Clint als Bondbösewicht in den 70ern: wäre ein Traum gewesen! Aber Clint als kompletter Ersatz für Lee: nur bedingt.
Also Clint kann ja durchaus auch lustig, wie er vor allem in dem launigen Pink Cadillac unter Beweis stellen konnte. Aber dennoch tue ich mich schwer damit, ihn in einer wie auch immer nur leicht modifizierten Variante des bekannten TMWTGG-Zirkus zu sehen. Das liegt weniger daran, dass Clint da nicht reinpasst, als mehr dass die Paarung Moore/Eastwood typmäßig so weit auseinanderliegt, als dass es einfach nicht wirklich passend erscheint. Im Verein mit dem vormals angeführten Burt Reynolds könnte ich mir hingegen auch eine entweder launige oder skurrile Variante gut vorstellen, weil beide vom Typ sehr gut zueinander passen.

GoldenProjectile hat geschrieben: 23. Juli 2018 23:50 Wobei "Uns Gert" für mich gar nicht der alleinige Thronwärmer ist sondern sich den Platz mit Makeup-Joey Ironhands, Mountain-Kojak und Ticker-Bobby teilt. Ganz schon eng da oben auf dem Thron, alleine wenn man Gerts Leibesfülle bedenkt.
Hahaha, sehr schön. Wobei ich jetzt über ne Minute gebraucht habe, um auf den Trichter zu kommen wer denn Ticker-Bobby ist. Für mich thront die sächsische Hotzenplotz-Inkarnation dann allerdings doch deutlich über dem Rest.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"