Samedi hat geschrieben: 20. Juni 2018 14:08
craigistheman hat geschrieben: 20. Juni 2018 14:04gemessen an Mendes' Lobeshymnen über einen der wohl mittelmäßigsten Bondplots aller Zeiten, ist Danny Boyle die Bescheidenheit in Person.
Hat Mendes irgendwann mal von "Filmgold" gesprochen? Ich glaube nicht.
Er hat bezogen auf SP den Mund sehr voll genommen. So lobte er mehrfach das Script und behauptete, man würde alles größer und besser machen als zuvor. Bis auf die grandiose PTS, die in der Tat sehr gelungen ist, kann ich ehrlich gesagt nicht sehr viel von dieser Größe sehen. Da kam bei Bond schon mit deutlich kleineren Budgets deutlich mehr auf die Leinwand. Was bringen A-List Weltstars, wenn sie überhaupt keine Gelegenheit kriegen zu zeigen, was sie können, weil die Figuren, die sie verkörpern entweder so schablonenhaft daherkommen oder innerhalb weniger Minuten Screentime verheizt werden?
Bezogen auf die Figur der Madeleine Swann z.B. hat er von einem "fortschrittlichen" Bondgirl gesprochen - was für eine Farce. In den ersten fünf Minuten sehen wir eine emanzipierte berufstätige Frau, die sich nichts sagen lässt. Soweit so gut. 20 Minuten später sagt sie "James, ich habe Angst", und 10 Minuten danach ist Bond die Liebe ihres Lebens. Das kann man ruhig machen, nur sollte man die Zuschauer nicht für dumm verkaufen und ihnen etwas aufschwatzen, das im fertigen partout nicht zu finden ist.
Dass Mendes den Film vorab nicht kleinreden würde, ist klar. Schließlich wollte er ihn wie auch alle weiteren Beteiligten in erster Linie verkaufen. Aber das Endergebnis ist - zumindest gemessen an der hohen Erwartungshaltung, die durch die zahlreichen Vlogs etc. erzeugt wurde - nunmal höchst mittelmäßig.
Ich könnte jetzt zig weitere Punkte nennen, die Mendes vorab sehr hervorgehoben hat (u.a. die Autoverfolgungsjagd - eine weitere kolossale Enttäuschung), aber dafür fehlt mir ehrlich gesagt die Ausdauer.
Zu Boyle:
Boyle hat eine deutlich versiertere und meines Erachtens interessantere Filmografie und Filmsprache als Mendes. Allein die Genrevielfalt, die sich durch sein Werk zieht, macht mich relativ zuversichtig, dass er Bond nicht einfach in die Wand fahren wird.
Kann sein, dass er einen eher unkonventionellen Film machen wird, allerdings erwarte ich von der Craig-Ära auch genau das. Darauf basiert ja letzten Endes auch das Rezept der ersten drei Craig-Bonds. Die Versuche den Craig-Bond formal wieder in das serienübliche Format zu holen, sind ja offenkundig fehlgeschlagen. Es funktioniert nicht. Ich denke, niemand möchte sehen, wie Craig eine selbstironische Lachnummer à la Roger Moore raushaut. Dafür gibts auch die Moore-Bondfilme.
Sollte Bond im nächsten Film tatsächlich eine junge Agentin ausbilden, ließe sich durchaus etwas schmackhaftes, witziges und interessantes daraus machen, ohne dass es an den Haaren herbeigezogen wirkt.