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von HCN007
Agent
iHaveCNit: Familiye (2018)
Es wird mal wieder Zeit für einen echten Geheimtipp aus Deutschland. Eine kleine feine Perle des deutschen Genrefilms. Ich finde es großartig, dass Moritz Bleibtreu von dem Independent-Werk von Sedat Kirtan und Kubilay Sarikaya Wind bekommen hat und diesem Film durch einige Kontakte den Weg auf die große Leinwand und auch ins Heimkino geebnet hat. Da ich ihn im Kino nicht sehen konnte, habe ich mich dann dazu entschieden, ihn auf jeden Fall im Heimkino nachzuholen – Und es hat sich gelohnt.
Es geht um drei Brüder in Berlin-Spandau. Danyal kommt nach 5 Jahren endlich aus dem Knast und er muss feststellen, dass seine jüngeren Brüder Miko und Mohammed in Schwierigkeiten stecken. Miko ist spielsüchtig und steht bei einigen Leuten tief in der Kreide, was für die Pflege und Fürsorge seines mit Down Snydrom geborenen Bruder Mohammed so ein Problem ist, dass Mohammed kurz vor der Einweisung in ein Heim steht. Danyal muss alles daran setzen, seine Familie zusammenzuhalten.
Der Film steckt voller Mut. Mut, den Film alleine ohne finanzielle, staatliche Fördermittel zu produzieren. Mut, den Film bereits in seinem Stil gänzlich in Schwarz/Weiß zu drehen. Mut, erst einmal überhaupt so etwas filmisch auf die Beine zu stellen. Hier gefällt mir die Mischung aus Sozialdrama, Milieustudie, Familiendrama und Gangsterthriller richtig gut und man spürt förmlich, dass alle Beteiligten ihre Straße am besten kennen. Es ist immer besser, etwas für das Milieu zu drehen, als etwas über das Milieu zu drehen. Der Film pendelt ausgewogen zwischen Genrefilm und Arthouse-Kino hin und her und schafft es sehr gut, beide Seiten zu bedienen. Man darf auch nicht vergessen, dass man hier sogar den einen oder anderen filmischen und handwerklichen Trick nutzt, mit Kamerafahrten, Zooms, Kameraeinstellungen, usw. Auch eine Voice-Over-Narration, in dem man mit diversen Situationen im Glücksspiel auch Lebensphilosophien aufziehen kann, hat mir gut gefallen. Nur mit den Dialogen selbst tue ich mich etwas schwer. Hier stellt sich für mich die Frage, ob die Leute in Berlin-Spandau mit dem Hintergrund tatsächlich so reden oder ob man sich gedacht hat, einfach klassische, platte und klischeebeladene Sprüche zu bringen, die für das Genre eigentlich üblich sind – Manches wirkt eben sehr „cheesy“ ! Aber gerade der Kommentar, wie wichtig Familie doch ist und dass ein großer Bruder versucht, für seine beiden benachteiligten Brüder da zu sein – der eine etwas undiszipliniert und der andere mit einer geistigen Benachteiligung – erinnert mich an mich selbst und meine Bindung zu meinen Brüdern, die für mich das Wichtigste im Leben sind.
„Familiye“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "