Re: Der Spielberg Thread

167
Das freut mich, hatte ich mir auch gedacht. :D Das Buch ist von einem Nerd ganz klar für 80er Nerds geschrieben - der Jugendbuch-Ansatz ist da eben kein Abzielen auf die junge Leserschaft, sondern eine bewusste Hommage an Filme wie "WarGames" oder "Back To The Future". Leider hat die Besetzung von Spielberg als Regisseur sowie der erste Trailer mein Interesse an der Buchverfilmung völlig gekillt - blöd, da hätte man sicher was draus machen können.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Spielberg Thread

171
habe jetzt erst den Trailer zu Ready Player One gesehen.
Mir hat das Buch rückbetrachtet ja nicht so wirklich gefallen. Das war dann doch am Ende ein recht platter, und vor lauter Quantität an Querverweisenn doch recht phantasieloser Fan-Fiction Sci-Fi, der zudem die interessanteren Aspekte allesamt von anderem Material geklaut hat. Letztlich befürchte ich, dass Spielberg mit dem Film ziemlichen Schiffbruch erleiden wird, da die Story für sich heute komm reißen wird, und als 80er Jahre Nerdfilm zieht der Trailer nicht. Filme über Virtual Realities etc hat man inzwischen auch genug gesehen, die Effekte im Trailer sehen zudem ziemlich albern aus.

Ich kann verstehen, warum der Roman - vermutlich vor allem viele Nichtleser - so in einen gewissen Nostalgie-Bann gezogen hat, aber als eigenständiges Werk reicht echt nicht um einen Blockbuster zu tragen
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Spielberg Thread

172
E.T.

Man glaube es kaum ich habe diesen Film dieses Jahr zum ersten mal ganz gesehen. Ich kannte Bruchstücke, die ich in den 80er mal gesehen habe (wo die Ärzte im Haus sind), das Fahrrad vorm Mond (war damals eine Attraktion in den Universal Studios in LA) und in den 90ern die ein oder andere Einzelszene beim Zappen.

Es gibt einige iconische Szenen:
- das Spiel mit Licht und Schatten bei den Haus / Schuppenszenen, wo Elliot ET entdeckt/sucht
- klar die Mond Fahrradszene

Echt coole Action:
- da waren BMX Virtuosen am Werk! Die Szene ist einfach toll von A bis Z

Ein gutes Drehbuch:
- mal kein CIA, der das Aliens zu mil. Zwecken nutzen will

Kinderstars:
- Drew Barrymore & Erika Eleniak (!) und hinter ihr sitz wohl Shorty (aus Indy 2)????

Und grandiose Filmmusik.

Emotion pur und damit locker:

9/10
TOFANA IOAM

Re: Der Spielberg Thread

173


Ich bekenne mich an dieser Stelle gerne mal dazu, mit Schindlers List nicht wirklich viel anfangen zu können - und ich dem berühmten Kubrick-Zitat "The Holocaust is about six million people who get killed. ‘'Schindler’s List’' is about 600 who don’t." vollkommen zustimmen muss. Sicher, das ist gut gemachte Unterhaltung (auf handwerklichem Niveau ist es top) und bestimmt gut gespielt (Fiennes ist ganz stark, Kingsley spielt etwas zu viel), aber vielerorts einfach viel zu sehr Hollywood-Kino mit den üblichen Suspense-Momenten (Duschszene), der pathetischen Musik und einem bösen Kitsch-Ende ("I could have saved more"), das für mich das vorhergesehene etwas sehr runterzieht.

Wie seht ihr Schindlers Liste?
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Spielberg Thread

174
Bei mir steht Schindlers Liste tatsächlich bei 10/10 Punkten, allerdings muss ich zugeben, dass ich ihn das letzte mal in der Schule gesehen habe, also sicherlich vor vier oder sogar fünf Jahren, und sich mein Filmgeschmack in der Zeit danach doch deutlich gewnadelt hat. Ich muss ihn also unbedingt mal kaufen und neu sichten.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Der Spielberg Thread

175
Hille, vielen Dank für den tollen Link! Die Sache mit den Antworten, das sehe ich ganz genau so. Dass Gilliam das sowohl für Spielbergs Oevre als auch stellvertretend für das zeitgenössische Hollywoodkino erwähnt ergibt absolut Sinn, ist Spielberg und seine Filme doch die Blaupause dafür. Auch der Gedanke, dass SL über Erfolg statt über Scheitern ist, hat etwas für sich. Auch wenn ich dem zustimme, so möchte ich aber dennoch partiell widersprechen, da meinem Empfinden nach Spielberg in SL eines richtig gut macht, nämlich die unendliche Traurigkeit des Holocausts auf rein persönlicher Ebene zu transportieren. Auch möchte ich betreffend SL einwenden, dass gerade dieser Spielberg-Film sein Publikum sehr wohl zum Nachdenken anregt, jedenfalls ging mir der Film tagelang durch den Kopf und auch heute noch sind Sichtungen kein reines Vergnügen (obwohl ich den Film als Unterhaltungsfilm ansehe). Generell ist SL für mich Spielbergs mit Abstand gelungenster Ausflug in ernstere Fach. Ja, der Film ist in vielen Dingen immer noch typisch Spielberg, aber das ist per se ja kein Nachteil. Ich halte SL für einen sehr guten Film, dem es vor allem gelingt mir ein Gefühl zu vermitteln durch aber auch über den reinen Inhalt hinaus. Und ich bin ganz bei dir, Hille, Fiennes ist wirklich phänomenal und liefert eine Jahrhundert-Performance (aber auch Neeson ist hier so gut wie er es zuvor und anschliessend nie wieder war).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Spielberg Thread

176
Böse gesagt ist es vielleicht eine "gute" Geschichtsstunde für Nationen in denen die NS Zeit nicht so stark in der Bildung berücksichtigt wird.
Aufrüttelnd ist der Film allemal. Dafür nutzt er die "üblichen" Mittel (Skript, Musik etc.) gekonnt.
Es ist nun mal kein Dokumentarfilm sondern ein Unterhaltungsfilm mit historischem Hintergrund.

Den Opfern und dem Gesamtkontext wird der Film nicht gerecht. (Ist das überhaupt sein Anspruch?)
TOFANA IOAM

Re: Der Spielberg Thread

177
Ich bin ein großer Befürworter von Schindlers Liste und Gilliams Argumentation ist mir zu zynisch und zu negativ. Wir schauen den Film jedes Jahr mit den 9. Klassen im Kino und gekoppelt mit einem Dachau-Besuch - der immer ein paar Wochen davor stattfindet - ist die Wirkung sehr intensiv.
Ich glaube darüber hinaus nicht, dass jemand, der nicht in der Schule mit der Thematik ausführlich konfrontiert wurde und wird - nach Ansehen zu der Meinung kommt, es war gar nicht so schlimm mit dem Holocaust. Das Perfide, Teuflische, Bürokratische etc. wird heir sehr gut vermittelt und entlässt einen keineswegs mit einem wohligen Hollywood-Gefühl. Da hat Spielberg imo einen großen Wurf gelandet.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Spielberg Thread

178
vodkamartini hat geschrieben:Ich bin ein großer Befürworter von Schindlers Liste und Gilliams Argumentation ist mir zu zynisch und zu negativ.
Man kann das natürlich anders sehen, aber ich finde schon, dass Kubrick, Gilliam und Haneke nicht ganz unrecht damit haben (rein wertfrei betrachtet), wenn sie festhalten, dass Schindlers Liste eben von einem Triumph erzählt oder zumindest auf einer positiven Note endet. Es ist vielleicht kein absolutes Feel Good Ende, da Spielberg ja die fiktive "I could have saved more"-Szene einfügte, aber der Film erzählt letztlich von Menschen, die den Holocaust überlebten und erzählt wenn man so will von Menschlichkeit und Nächstenliebe in einer schrecklichen, niederträchtigen Epoche. Nun kann man argumentieren, dass dies eben in weiten Teilen der wahren Geschichte Oskar Schindlers entspricht, aber das ändert wenig daran, dass Spielberg sich dessen Begebenheiten ja bewusst ausgesucht hat. Wie gesagt, wertfrei, ohne die eine Meinung zum Film zu betrachten, finde ich diese Beobachtung sehr clever. Und ich denke, sie zeigt auch gut den Unterschied zwischen Spielberg und Kubrick auf oder zwischen Spielberg und Gilliam oder zwischen Spielberg und Haneke.

Ich sehe - wie angedeutet - in Schindlers Liste einen auf höchstem technischen Niveau gemachten Unterhaltungsfilm, der aber immer wieder etwas sehr in Hollywood-Mechanismen verfällt, sei das der für mich unpassende Score, seien das klassische Suspense-Motive oder eben das übliche Kitsch-Ende. Deswegen ist es nicht gleich ein schlechter Film, aber einer, der imo hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, der es sich gerne zu einfach macht, wo der kompliziertere, schwierigere Weg vielleicht ergiebiger wäre. Das er dennoch von Spielbergs Ausflügen ins Reale der beste Beitrag ist, sehe ich wie ihr.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Spielberg Thread

179
Casino Hille hat geschrieben: Man kann das natürlich anders sehen, aber ich finde schon, dass Kubrick, Gilliam und Haneke nicht ganz unrecht damit haben (rein wertfrei betrachtet), wenn sie festhalten, dass Schindlers Liste eben von einem Triumph erzählt oder zumindest auf einer positiven Note endet.
Wie schon geschrieben finde ich den Einwand Triumph statt Scheitern absolut zutreffend. Allerdings muss hier dann auch die Frage erlaubt sein, ob ein den Holocaust thematisierender Film das nicht genauso darf. Denn genaugenommen steckt in dem „Vorwurf“ etwas dieser „Anti“-Haltung drin, die ich eigentlich gar nicht mag (wie z.B. ein Kriegsfilm muss zwingend ein Anti-Kriegsfilm sein, weil alles andere moralisch keinen Sinn macht). Man kann SL ja auch als Plädoyer für die Hoffnung und das Gute sehen, dass inmitten der tiefsten Finsternis immer auch ein Licht weiterbrennt (ich formuliere u.a. auch deshalb so blumig, weil Spielberg genau dieses Bild ausgewählt hat, um seinen Film zu beginnen). Von daher finde ich wie gesagt den Einwand absolut treffend (weil SL eben tatsächlich einen „Erfolg“ thematisiert, etwas was mir bis gestern nie bewusst aufgefallen ist), ich sehe dies aber nicht zwangsläufig negativ.

Casino Hille hat geschrieben: Es ist vielleicht kein absolutes Feel Good Ende, da Spielberg ja die fiktive "I could have saved more"-Szene einfügte, aber der Film erzählt letztlich von Menschen, die den Holocaust überlebten und erzählt wenn man so will von Menschlichkeit und Nächstenliebe in einer schrecklichen, niederträchtigen Epoche.
Ich finde diesbezüglich die “I could have saved more”-Szene gar nicht so entscheidend. Wie gestern schon geschrieben finde ich schon, dass Spielberg das Grauen des Holocaust auf persönlicher Ebene durchaus gut transportiert, vor allem aber die Willkür und die Unmenschlichkeit der ausführenden Organe bzw. des gesamten Systems. Auch wenn die eigentliche Vernichtung nur am Rande konkret thematisiert wird (etwa durch den Asche-„Regen“), so ist es doch immer unterschwellig vorhanden. Es ist mir daher insgesamt zu einfach dem Film unter dem Deckmantel einer wie erwähnt durchaus zutreffenden Beobachtung (Triumph statt Scheitern) vorzuwerfen, er würde das eigentliche Thema zugunsten einer Hollywood-Komplettbedienung opfern (damit meine ich nicht dich, sondern eher Gilliams entspannte Plauderei – die (sorry wenn ich mich wiederhol) als Beobachtung absolut ins Schwarze geht, während ich der daraus abgeleiteten Kritik jedeoch nur bedingt folgen kann.
Casino Hille hat geschrieben: Ich sehe - wie angedeutet - in Schindlers Liste einen auf höchstem technischen Niveau gemachten Unterhaltungsfilm, der aber immer wieder etwas sehr in Hollywood-Mechanismen verfällt, sei das der für mich unpassende Score, seien das klassische Suspense-Motive oder eben das übliche Kitsch-Ende. Deswegen ist es nicht gleich ein schlechter Film, aber einer, der imo hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, der es sich gerne zu einfach macht, wo der kompliziertere, schwierigere Weg vielleicht ergiebiger wäre.
Beziehst du den komplizierteren, schwierigeren Weg nur auf die angesprochenen handwerklichen Dinge oder auch aufs Inhaltliche? Ich finde z.B. auch, dass SL nicht die theamtische und figürliche Tiefe von z.B. Polanskis Pianisten erreicht, auch weil Spielberg etwas zu oft seine bewährten Hollywood-Tricks einsetzt. Der Pianist hebt sich auch deswegen von SL ab, da obwohl er ebenfalls von einem „Erfolg“ erzählt, er dennoch das „Scheitern“ wesentlich stärker thematisiert
Spoiler
(allein schon dadurch, dass Szpielmanns Familie am Ende eben nicht überlebt hat)
. Ein Vergleich beider Filme ist aufgrund der diversen Parallelen interessant und obwohl Polanski für mich auf eigentlich jedem Gebiet die Nase vorn hat und den wenn man so will „ehrlicheren“ Film gedreht hat, so bedeutet dies dennoch nicht im Umkehrschluß, dass ich Spielbergs Film als gescheitert ansehe.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Spielberg Thread

180
Ich sollte wohl noch mal etwas relativieren, weil ich denke, dass Gilliams Beobachtung als Kritik formuliert von dir womöglich doch überbewertet wird. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege. :)
AnatolGogol hat geschrieben:Allerdings muss hier dann auch die Frage erlaubt sein, ob ein den Holocaust thematisierender Film das nicht genauso darf.
Freilich darf er. Warum sollte er nicht? Ich glaube, Gilliam kritisiert Schinders Liste nicht einfach nur aufbauend auf diesem einen Argument. Das wäre zu kurzsichtig. Ferner geht es ja um einen Vergleich mit Kubrick, und darum, dass Schindlers Liste es sich als Film einfacher macht als Kubrick es gemacht hätte. Was natürlich nicht heißt, dass Kubrick einen besseren Film gemacht hätte. Er nutzt Schindlers Liste als Beispiel, um zu zeigen, dass Hollywoods Unterhaltungskino eben oft auf das Anbieten von Lösungen setzt. Und das das sogar bei einem Film über den Holocaust getan wird, in dem bewusst eine Vorlage genommen wird, die sich als Triumph auslegen lässt, die einen mit einem guten Gefühl entlässt. Ob man jetzt für sich persönlich findet, dass ein Film über den Holocaust das sollte, ist eine andere Frage. Haneke beispielsweise hasst Spielbergs Film deswegen, was sicher okay ist, sich aber deshalb nicht verallgemeinern lässt, da bin ich ganz bei dir. Es geht hier aber nicht um eine Anti-Haltung. Es geht um ein Beispiel, darum zu zeigen, wie Hollywood (und wer ist mehr Hollywood als Spielberg?) diese Stoffe anpackt und wie andere Regisseure sie anpacken würden. Werten kann das nur jeder für sich selbst. Ich sehe Gilliams Beobachtung schließlich auch nicht zwangsläufig als negativ. Dementsprechend bin ich mir auch sicher, dass, würde man sich mit Gilliam länger über den Film unterhalten, sein "Erfolg statt Niederlage" Satz (den er ja von Kubrick hat) nicht die einzige Kritik an dem Film wäre.
AnatolGogol hat geschrieben:Beziehst du den komplizierteren, schwierigeren Weg nur auf die angesprochenen handwerklichen Dinge oder auch aufs Inhaltliche?
Sowohl als auch. Wenn ich den Score kritisiere, dann ja auch deshalb, weil ich der Überzeugung bin, dass der Film ohne die viel zu konventionelle Musik viel besser emotional gewirkt hätte (der Score driftet leider nämlich etwas zu sehr in Holzhammer-Methodik ab). Selbiges gilt auch für die Figurenzeichnung. Wie du sehe ich den Pianisten als den klar überlegenen Film (wobei ich wohlgemerkt Schindlers Liste deutlich niedriger als du bewerte, weshalb der Unterschied zwischen den beiden Filmen bei mir vermutlich größer ist). Trotzdem sehe ich Schindlers Liste nicht als gescheitert (so sollte das auch nicht rüberkommen). Es ist ein Film gegen das Vergessen, das hat Spielberg oft betont, und das hat er auch erreicht. Es ist nur eben kein Film, der mich emotional wirklich berührt oder mitreißt. Nette Unterhaltung eben. Was imo daran liegt, dass Spielbergs übliche Mechanismen und seine zahlreichen Hollywood-Konventionen mir da bei einem echten Reinfühlen in die Thematik etwas sehr im Weg stehen.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.