Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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AnatolGogol hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben: Hab ihn sogar noch einen Punkt schlechter bewertet.
Vorsicht bei direkten Notenvergleichen wenn die Maibaum-Skala im Spiel ist! :D
Dass AS kein subtiles Meisterwerk ist, darüber sind wir uns glaube ich alle einig. :)
Deshalb hab ich mein sehr ausführliches Review gepostet, zu dem ich nach wie vor volll und ganz stehe.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Wo ich dir zustimme, Anton, ist der unstimmige Vergleich mit Kolberg. Das ist schon nochmal ein ganz anderes Kaliber, ein praktisch vom Staat in Auftrag gegebenes Propagandawerk um die aktuelle STimmung der Bevölkerung zu beeinflussen.
ich bin so schön, ich bin so toll , ich bin der Anatol aus Tirol... :D

Abseits der historischen Einordnung von Kolberg finde ich ihn auch filmhistorisch sehr reizvoll. Der Aufwand, der in den Film geflossen ist (gerade angesichts seiner Entstehungszeit) ist ganz erstaunlich und heute in deutschen Produktionen überhaupt nicht mal mehr im Ansatz vorstellbar.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Wo ich dir zustimme, Anton, ist der unstimmige Vergleich mit Kolberg.
Ich habe aber keinen 1:1 Vergleich gemacht, sehe aber durchaus Ähnlichkeiten in der grundsätzlichen Ausrichtung.

Noch einmal, wurde der Islam Sniper mit Familie gezeigt? Ich kann mich nur an eine Szene erinnern in der bei einer Familie eine Sniper Waffe gefunden wird, und der Vater wohl ebenfalls ein Schütze ist. Das war aber nicht dieser Mustafa.
Zuletzt geändert von Maibaum am 7. Dezember 2017 15:37, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben: Noch einmal, wurde der Islam Sniper mit Familie gezeigt? Ich kann mich nur an eine Szene erinnern in der bei einer Familie eine Sniper Waffe gefunden wird, und der Vater wohl ebenfalls ein Schütze ist. Das war aber nicht dieser Mustafa.
Da gebe ich dir recht. Ich zitiere mal mich selbst:

Wie wenig Eastwood an der historischen Figur Kyles sowie den Begebenheiten des Irakkriegs interessiert war, zeigt auch die Inszenierung der Gegner. Beinahe jeder der auftretenden Irakis ist entweder hinterrücks, heimtückisch oder sadistisch. Und ausnahmslos jeder vor Kyles Flinte hat den Tod 100-prozentig verdient. Schließlich erfindet der Film auch noch das westernartig aufgezogene Duell Kyles mit einem gegnerischen Scharfschützen "Mustafa", das dann vollends die simple Schwarz-Weiß-Malerei offen legt. Während letzterer jeden US-Soldaten aufs Korn nimmt und natürlich zwei von Kyles engsten Freunden tötet, erschießt Kyle nur Gegner, die eine unmittelbare Bedrohung für seine Kameraden darstellen. Das Stalingrad-Sniper-Märchen „Enemy at the Gates" grüßt hier fröhlich aus dem ähnlich verstellten Zielfernrohr. Hier wie da sieht man in erster Linie einen Western im Kriegsfilm-Wams, der den Focus auf Tempo und Spannung der Actionszenen legt und sich ansonsten nur durch Klitterung, Simplifizierung und Glättung hervor tut.

Nur genügt diese Simplifizierung nicht, um die beiden Filme als sehr ähnlich zu bezeichnen, da sie imo in ihrer Grundausrichtung und Motivation recht unterschiedlich sind.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben: Noch einmal, wurde der Islam Sniper mit Familie gezeigt?
Es ist zwar schon ein paar Monde her, aber ich erinnere mich an mindestens zwei Szenen, in denen der irakische Sniper im Kreis seiner Familie gezeigt wird, in einer davon bricht er direkt zu seinem "Einsatz" auf.

Hatte dazu in der Diskussion mit Vodka vor einiger Zeit schon mal etwas geschrieben gehabt:
AnatolGogol hat geschrieben:AS hat zudem(...) dann immerhin noch einige wenige Momente an Bord, in denen das ansonsten recht eindimensionale Feindbild etwas gebrochen wird. Bemerkenswert fand ich in diesem Zusammenhang die Szene, in welcher der zum großen Gegenspieler aufgebaute syrische Olympiaschütze zum finalen Duell mit Kyle aufbricht. Die Szene zeigt ihn inmitten seiner Familie als liebevollen Vater und Ehemann (er küsst sie zum Abschied), hier gesteht die Inszenierung dem Antagonisten zumindest ansatzweise ein Leben abseits seines Status als Bösewicht zu. Bemerkenswert fand ich diesen kurzen Moment vor allem auch dadurch, da die Szene massiv an ähnliche von Kyle mit seiner Familie erinnert, hier wird praktisch ein Spiegelbild zum Protagonisten gezeichnet, denn nüchtern betrachtet macht der Syrer ja genau das gleiche wie Kyle, er erschiesst aus idealistischen Beweggründen als Scharfschütze Gegner.

vodkamartini hat geschrieben:Ja, das war ein absolutes Mammutprojekt, aber bei einer staatlich gelenkten Filmindustrie - noch dazu in einer Diktatur - spielt Geld keine Rolle. Schon gar nicht, wenn es aus deren Sicht für einen "guten Zweck" locker gemacht werden soll.
Das stimmt, allerdings war Größe, Bedeutung und Stellenwert der deutschen Filmindustrie damals auch eine ganz anderere als heutzutage. Z.T. sicherlich durch die Protegierung von Goebbels, aber auch vor der "Machtergreifung" gab es ja schon ganz erstaunliche Mammutprojekte, man denke beispielsweise an die großen Lang-Filme.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben: Noch einmal, wurde der Islam Sniper mit Familie gezeigt?
Es ist zwar schon ein paar Monde her, aber ich erinnere mich an mindestens zwei Szenen, in denen der irakische Sniper im Kreis seiner Familie gezeigt wird, in einer davon bricht er direkt zu seinem "Einsatz" auf.

Hatte dazu in der Diskussion mit Vodka vor einiger Zeit schon mal etwas geschrieben gehabt:
AnatolGogol hat geschrieben:AS hat zudem(...) dann immerhin noch einige wenige Momente an Bord, in denen das ansonsten recht eindimensionale Feindbild etwas gebrochen wird. Bemerkenswert fand ich in diesem Zusammenhang die Szene, in welcher der zum großen Gegenspieler aufgebaute syrische Olympiaschütze zum finalen Duell mit Kyle aufbricht. Die Szene zeigt ihn inmitten seiner Familie als liebevollen Vater und Ehemann (er küsst sie zum Abschied), hier gesteht die Inszenierung dem Antagonisten zumindest ansatzweise ein Leben abseits seines Status als Bösewicht zu. Bemerkenswert fand ich diesen kurzen Moment vor allem auch dadurch, da die Szene massiv an ähnliche von Kyle mit seiner Familie erinnert, hier wird praktisch ein Spiegelbild zum Protagonisten gezeichnet, denn nüchtern betrachtet macht der Syrer ja genau das gleiche wie Kyle, er erschiesst aus idealistischen Beweggründen als Scharfschütze Gegner.
Hmm, ja da ist eine Szene, die in der man das Olympia Bild an der wand sieht, aber die enthält nichts emotionales. Da ist auch eine schwangere Frau zu sehen, aber er beachtet sie gar nicht als er aufbricht, das ist so unemotional, das könnte genau so gut seine Schwester sein, oder eine fremde Frau in deren Wohnung er benutzt.
Ok, ich schätzte es soll seine Frau sein, aber dann ist da eben etwas Rücksichtsloses drin zu entdecken in der Art in der er sie komplett mißachtet. Wenn da vorher noch eine Szene war, dann habe ich diese verpasst.

Man muß jedoch generelle sagen daß er die US Soldaten sehr lässig darstellt, verantwortungsbewußt, furchtlos, immer einen coolen Spruch auf den Lippen. Jedoch niemals übertrieben heroisch. Lediglich sein Bruder ist da anders.

Insgesamt bleibt doch der Eindruck eines Filmes der sehr patriotisch daher kommt, trotz seiner eher nüchternen Art, und dem ein oder anderen Versuch der Differenzierung, die aber meist unentschlossen wirkt.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Flags of our Fathers:

man muss es sagen wie es ist: Clint Eastwood ist einfach ein Genie.
Keiner versteht es so verdammt gut, USamerikan. Patriotismus so zu verpacken, dass er nicht als primitiver Chauvinismus rüberkommt.
Er versteht es brilliant, reaktionäre USamerikan Gefühle so auf den Zuseher rüberzubringen, dass sie nciht als umpf dumpfe nationalist. Propaganda erscheinen.
Dieser Film über die Entstehung und Hintergründe eines der berühmtesten Fotos aller Zeiten, dieses Hissen der Fahne über Iwo Jima, ist ein pures Meisterwerk. Wie er es mit genialen Flashbacks schafft, diese Diskrepanz zwischen dem, wie in der US Öffentlichkeit diese Heldentat als hypernationalistisches Fanal wahrgenommen wurde und wie die einfachen GIs diese für sie banale Tat erlebten (ein Kongressabgeordenter wollte einfach die erstgehisste Fahne als Trophäe haben) erzeugt eine Spannung, die den Zuseher den ganzen Film hindurch in Atem hält.
Dennoch schafft es Clint, uns die wahren Tugenden USamerikan. Patriotismus zu vermitteln; ein Patriotismus der auf Werte wie Kameradschaft und Dienst eingedenk der persönlichen menschl. Fehler und nicht auf blöder schwarz/weiss Malerei und Kitsch fusst.
Gefühle, denen wir Deutsche und Österreicher zu Recht reserviert entgegenstehen, den US Amerikanern aber zubilligen müssen!

http://media2.s-nbcnews.com/i/MSNBC/Com ... 150220.jpg

11/10 Punkte!
"There is sauerkraut in my lederhosen."
Bild

Re: Die Filme von und mit Clint

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Nick hat ausnahmsweise recht und würdigt hier einen in der Tat wunderbaren Kriegsfilm. Sehr hörenswertes Statement von Wieland Speck auf der Arte-Website zum Film:

https://www.arte.tv/de/videos/079268-00 ... zuschauen/
"Flags of our Fathers" von Clint Eastwood: Fake News gibt es nicht erst seit Trump. Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs beispielsweise ist voll davon. Im genialen Alter von 17 Jahren greift sich die Gesellschaft ihre jungen Männer, um sie zu Kriegern zu machen, die den Tod nicht scheuen und sie dann Helden zu nennen, wenn sie nicht überleben. Als die Amerikaner die japanische Insel Iwo Jima erobern, sterben Tausende. Aber eine Handvoll Überlebender soll nun helfen, Kriegsanleihen zu verkaufen. Die Wahrheit wird mit den Mitteln der Werbung zur Scheinwirklichkeit verdreht, und die unfreiwilligen Darsteller dieser Kampagne sind gebrochene, missbrauchte Jungen. Ein entsetzlich fulminantes Filmwerk, in dem Freundschaft und Menschlichkeit kaum eine Chance haben, und das uns in die Abgründe einer Kriegserfahrung stößt, die auch nach Kriegsende keineswegs vorbei ist.
Da kann man ihm nur zustimmen. Sein Iwo Jima Double Feature (der zweite Film zeigt die Schlacht um die Insel aus japanischer Sicht) gehört zu den besten Beiträgen aus Eastwoods langer Filmografie als Regisseur.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.