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von danielcc
00-Agent
Justice League, 2017
Jack Snyder, Joss Whedon
oder: Ein Kinobesuch im Jahr 2017
Nach einiger Zeit noch mal mit Freunden im Kino gewesen. Eigentlich habe ich dem Superhelden-Schmarrn inzwischen abgeschworen. Bei dem letzten Thor, Wonder Woman, Suicide Squad, Guardians habe ich ausgesetzt. Die Filme davor waren einfach durch die Bank nur noch langweilig (Deadpool, Doctor Strange, Logan).
Um es ganz klar zu sagen: Dieses Genre ist so dermaßen am Ende, dass es ein Wunder ist, dass jede dieser Wiederholungen und bestenfalls leicht modifizierten Reißbrett-Nummern immer noch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich seine 600+ Mio USD an den Kinokassen macht.
Doch es kam noch schlimmer an diesem Abend: Wer den Block an Trailern gesehen hat, kann das gleiche Urteil gleich für ganz Hollywood ausstellen. Es gab nicht eine einzige Vorschau für einen eigenständigen Film. Nur Sequels! Nur Comicverfilungen! Nur Weltuntergang! Und das alles in der ewig gleichen Optik mit den hunderfach gesehenen CGI-Kamerafahrten bei denen CGI-Hampelmännchen im Kostüm über rotierende Autos hüpfen. Abartig!
Der Film wurde dann der daraus resultierenden niedrigen Erwartung gerecht. Wie können zwei Stunden mit viel Action nur so dermaßen uninspiriert und schlicht langweilig daher kommen?
Sind sich die Leute bei DC nicht selbst zu doof dafür, praktisch eine ganze Handlung mit jedem noch so kleinen Detail bei den Marvel und X-Men Filmen abzukupfern? Ist die Comiceelt wirklich so dermaßen durchschaubar und unkreativ?
Flash = Quicksilver (nur nicht so lustig)
Cyborg =Iron-Man (nur ohne Charme und Witz)
Superman = Hulk (wenn gar nichts mehr geht, hilft der unendlich starke und unzerstörbare immer)
WonderWoman = Thor
Irgendwelche energieerzeugenden Boxen = Tesserakt bei Marvel
Eine feindliche Invasion von Außerirdischen die durch ein Tor zwischen den Welten einfliegen = siehe Thor/Avengers
Der Background um den Kampf des Steppenwolfs gegen die Amazonen = siehe Thor 2
Der Steppenwolf als ultrastarkees CGI Männchen = siehe... eigentlich jeder Marvelfilm
Zeitlupensequenzen in denen der Blitzschnelle faxen macht = ...
Ich kann und will gar nicht so viel erinnern wie hier kopiert wurde.
All das kann ja immer noch interessant sein, aber dafür braucht man eben a) Schwung in der Regie, b) charismatische Helden und c) Chemie zwischen diesen.
Leider versagen die Produzenten und der Regisseur (unentschuldigung: Die Regisseure) auch hier auf ganzer Linie.
Der Film lässt sich unendlich Zeit die verschiedenen Figuren in Stellung zu bringen. Gefühlt braucht man 100min bis das "Team" mal zusammen ist. Derlei Team-Rekrutierung hat man anderswo schon viel besser gesehen. Ständig wechselt der Film Perspektiven und Fokus. Wenn man dann endlich grade so das Team zusammen hat, beschäftigt sich der Film 15min lang mit der Auferstehung Supermans, die dann in einen unglaublich schwulstigen und melodramatischen Part übergeht.
Sorry: Hier passt wirklich nichts! Nichts!!! Was bei Marvel mit Bedacht und weiser Voraussicht über Filme aufgebaut wird, wird hier in einen Film gespresst. Während die Avengers es irgendwie geschafft haben, verschiedenee Genre und Ansätze in eine gemeinsame Welt zu bringen, scheitert DC hier grandios. Die schwulstige Superman Ästhetik Synders will so gänzlich zum Fantasy-Trash Look der anderen Figuren passen. Zwischendrin ist Afflecks Batman, der einfach so dermaßeen fad und ausgelaucht daherkommt - und mit ihm die wohl gnadenloseste Fehlbesetzung der letzten 100 Jahre Hollywood: Jeremy Irons als Alfred (und mit ihm der eigentlich im Stimm-Ruhestand befindliche Synchronsprecher Thomas Fritsch).
Kaum Chemie zwischen den Figuren. Humorversuche die selbst am pubertierenden Publikum kläglich scheitern. Ja geht es denn noch?
Was funktioniert? Wenig.
Aber ganz ehrlich, ich hätte mir 2 Stunden das wunderschöne Gesicht von Gal Gadot anschauen können (alternativ auch gerne ihren zensiert in dieser schwarzen Lederhose)
Man könnte nun fragen, wer so einen Mist in Hollywood freigibt.
Man könnte fragen wer sich sowas anschaut und es für gut befindet.
Könnte man... Bringt aber nichts, wenn man die Trailer vor dem Film gesehen hat
P.S.:
und ja: die CGI-Entfernung von Cavills Schnurbart ist wirklich ein schlechter Witz
"It's been a long time - and finally, here we are"