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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Endlich mal wieder einen Hitch geschafft, endlich nach langer Zeit mal wieder die Vögel von 1963 in den Player geworfen. Und es hat sich wahrlich gelohnt. Hatte ich den Film in den letzten Jahren schwächer als Hitch famose 3er Vorarbeit von 58-60 im Hinterkopf abgespeichert, muss ich dies nun überdenken (oder war meine Stimmung gestern zu perfekt?). Hitch's Vögelei ist eine einzigartige Schau, ein brillant komponierter Film, der die eh schon starke Kurzgeschichte von Daphne du Maurier, die hier aber eh nur oberflächlich als Vorlage taugt, noch mal um Weiten in seiner Wirkung übertrifft. Es ist zwar einer der wenigen Hitchcocks, die ein fantastisches Element so eindeutig in den Vordergrund stellen, dennoch behandeln die Vögel eigentlich nur allzu menschliches. Die Vögel dienen nur dazu, Hitch sein Spiel mit dem Zuschauer und den Protagonisten treiben zu lassen und wie sich das immer weiter zuspitzt und in eines der mutigsten Filmenden überhaupt mündet (man bedenke das Alter des Films!), dann ist das schon ganz großes Suspense-Kino vom Meister höchstpersönlich. Viele vereinzelte Sequenzen sind natürlich für sich eine inszenatorische Meisterleistung (der Vogelangriff auf die Telefonzelle, Melanies erste Bootsfahrt, die Kinderparty, das Klettergerüst, der Showdown auf der Farm), aber wie Hitch es immer wieder schafft, dennoch eine fest definierte Einheit aus den Szenen zu formen... hach, ganz große Klasse! Zum ersten Mal ist mir hier auch aufgefallen, wie brillant die Szene in dem Café mit dem betrunkenen Propheten und der schrulligen alten Dame eigentlich ist, und wie sehr die Vögel sich an klassische Dramen und Tragödien anlehnt, gerade im Vogelmotiv. Es ist kein Wunder, dass gerade ein weiterer Meilenstein des Horrorgenres, nämlich Spielbergs Jaws, die Vögel teilweise sogar zu zitieren scheint.
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Let the sheep out, kid.