Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Anatol, ich wundere mich nach wie vor daß du die 7 Schlösser so negativ siehst.
Mir ist der dann doch ein bisschen zu sehr außer Rand und Band, gerade mit dem "Frankenstein"-Subplot inklusive Ed Woodscher Anleihen überreizt der Film sein Blatt für meinen Geschmack zu stark. Das ist sicherlich spassig anzusehen, aber da ich meine Wallace-Filme am liebsten halbwegs ernst nehme ist das dann nicht wirklich meine Welt. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Die Szenen im Labor sind aber schon deutlich länger als 3 Min und es ist ja nicht nur der Frankenstein-Subplot. Mir macht der ganze Film keinen rechten Spass, keine packende Handlung, wenig erinnerungswürdige Darsteller (ja klar Braun, aber auch der ist mir hier zu stark am chargieren), ist halt einfach nicht mein Film. Und wenn Adi Berber dann einen auf Tor Johnson macht, das gibt mir echt den Rest. :)
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Sorry ich komme im Moment kaum dazu mich noch mal hinzusetzen und all die Filme die ich jetzt gesehen habe zu bewerten... vor allem da ich mich selten dran erinnern kann und dann will ich sie noch mal sehen, stelle aber fest dass ich sie dafür bei Amazon NOCH MAL Leihen muss...


Also um es kurz zu machen, hier meine Favoriten:

Der Hexer:
Einfach ein Klassiker, mit einem tollen Darsteller Ensemble, ich mag auch den Eddie in seiner Rolle hier (die ausnahmsweise wenig tollpatschig sondern durchaus rafiniert ist) mehr; vor allem: Mit dem wunderbaren René Deltgen hat man die Titelfigur grandios besetzt; der Mann ist mir direkt wahnsinng sympathisch und er wird dann konsequenterweise schnell zum eigentlichen Helden des Nachfolgers; aber auch Margot Trooger als seine Frau spielt eine ungewöhnlich starke weibliche Rolle

Der Zinker:
Für mich ein ähnlich gelagerter Serienklassiker wie der Hexer (Teil 1). Der Zinker ist richtig spannend und hat viele wunderbar inszenierte Spannungsszenen. Zwar sorgen viele Momente vor allem die um Arent und um die wunderbare Agnes Windeck für Humor, aber dennoch hält der Film gut die Balance zur eigentlich spannenden Thrillerinszenierung. Kinski hat eine seiner besten Rollen (ich glaube er redet gar nicht oder?), Pfitzmann ist hier ähnlich gut wie Wussow im roten Kreis.

Beide Filme, der Hexer und Zinker, sind für mich in der Tat wie TSWLM für die Bondserie. Sie zeigen die ganze Palette dessen was die Serie auszeichnet, und das so ausgewogen und gekonnt, dass sie auch Nicht-Fans überzeugen können.

Anders sieht es mit den nächsten beiden aus, die ich eher so als "meine" persönlichen Lieblinge sehen, wohlwissen, dass diese eher etwas für den Nischengeschmack sind (man muss Wallace richtig lieben um damit was anfangen zu können)

Neues vom Hexer:
Keinen Film kenne ich intuitiv so genau wie diesen. Da erinnere ich mich sofort an jede Szene. Noch besser als der Erste, wenn auch natürlich ziemlich übertrieben; da wird die witzige Maskenidee aus dem Erstling einfach mal auf die Spitze getrieben; dennoch richtig temporeich, witzig, originell und mit einem der spannendsten Showdowns; die Szenerie im Tigerkäfig ist einfach Spitze

Das indische Tuch:
Ähnlich wie Neues vom Hexer: Einfach viel Tempo und Witz und genau diese Art von verschrobener Spannung die ich von Wallace erwarte; muss einer meiner ersten Wallace Filme als Kind gewesen sein, und jeder dieser Morde (aus der Perspektive des Mörders gezeigt) ist mir bis heute in Erinnerung geblieben; wie bei der Hexer Fortsetzung wird auch hier der Idee die Logik untergeordnet (bei NvH die Masken Idee, hier das "Eliminations-Game Prinzip")
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben: Der Hexer:
Einfach ein Klassiker, mit einem tollen Darsteller Ensemble, ich mag auch den Eddie in seiner Rolle hier (die ausnahmsweise wenig tollpatschig sondern durchaus rafiniert ist) mehr; vor allem: Mit dem wunderbaren René Deltgen hat man die Titelfigur grandios besetzt; der Mann ist mir direkt wahnsinng sympathisch und er wird dann konsequenterweise schnell zum eigentlichen Helden des Nachfolgers; aber auch Margot Trooger als seine Frau spielt eine ungewöhnlich starke weibliche Rolle
Für mich auch klar der beste Teil der Reihe und auch noch der mit den meisten Bond-Anleihen. :D
danielcc hat geschrieben: Der Zinker:
Für mich ein ähnlich gelagerter Serienklassiker wie der Hexer (Teil 1). Der Zinker ist richtig spannend und hat viele wunderbar inszenierte Spannungsszenen. Zwar sorgen viele Momente vor allem die um Arent und um die wunderbare Agnes Windeck für Humor, aber dennoch hält der Film gut die Balance zur eigentlich spannenden Thrillerinszenierung. Kinski hat eine seiner besten Rollen (ich glaube er redet gar nicht oder?), Pfitzmann ist hier ähnlich gut wie Wussow im roten Kreis.
Ich finde den Film auch toll. Vor allem die Inszenierung ist hier sehr gelungen.
danielcc hat geschrieben: Neues vom Hexer:
Keinen Film kenne ich intuitiv so genau wie diesen. Da erinnere ich mich sofort an jede Szene. Noch besser als der Erste, wenn auch natürlich ziemlich übertrieben; da wird die witzige Maskenidee aus dem Erstling einfach mal auf die Spitze getrieben; dennoch richtig temporeich, witzig, originell und mit einem der spannendsten Showdowns; die Szenerie im Tigerkäfig ist einfach Spitze
Störend sind hier vor allem die Auftritte von Karl John und Kurt Waitzmann, weil beide bereits in anderen Rollen im ersten Teil dabei waren. Ansonsten ist es vor allem wegen Margot Trooger eine ziemlich gute Fortsetzung.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben:Einfach viel Tempo und Witz und genau diese Art von verschrobener Spannung die ich von Wallace erwarte; muss einer meiner ersten Wallace Filme als Kind gewesen sein
"Das indische Tuch" ist auch einer der Wallace-Filme, die mich ganz besonders beeindrucken können. Und das sind eigentlich gar nicht mal so viele. Aber "Das indische Tuch" ist schon eine Krimiperle. So möchte ich meine Whodunnits gerne so oft wie möglich haben. Ansonsten kann ich mich bewusst nur an wenige Wallace Filme erinnern. Weiß nur, dass ich "Der unheimliche Mönch" erst kürzlich gesehen habe und er einer meiner Lieblingswallace-Filme ist (8/10, Review ist auf einer der Vorseiten), mit einer cleveren Auflösung, einer streng durchkomponierten Erzählung und einer fantastisch schmissigen Titelmelodie, vermutlich die beste der Serie. Und "Der schwarze Abt", "Der Frosch mit der Maske" und "Die toten Augen von London" sind ebenfalls klasse. Ansonsten müsste ich da wohl manche Lücke noch mal nachträglich füllen.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben:Wo ist der General wenn man ihn mal braucht?
Gemach, gemach. Der Hexer rangiert bei mir zwar auch in der qualitativ oberen Hälfte der Serie, hat mich gemessen an seinem großen Klassikerstatus aber immer eher weniger begeistert. Liegt wohl auch daran, dass er mir etwas zu sehr "easy watching" ist, mir fehlen da die großen Thrillmomente, der Film konzentriert sich stattdessen eher auf das Rätselraten nach bzw. die diversen Maskeraden des Hexers und bewegt sich mit viel Augenzwinkern durch die Handlung. Trotzdem ein amüsanter Film.

Beim Zinker hat Vohrer die Thrillschraube deutlich fester angezogen, wodurch der Film gerade im Vergleich zum Hexer wie ich finde härter wirkt. Zudem kann mich die Winteratmosphäre begeistern, Kinski ist grossartig (die schwarzen Handschuhe werden von Vohrer ähnlich effektiv als wiederkehrendes Element eingebunden wie bei den Toten Augen die Sonnebrille), die erstmalige Verwendung des Scope-Format lässt den Film recht edel wirken, das Rätsel um den Zinker ist geschickt aufgebaut und fast alle Beteiligten machen sich in irgendeiner Form verdächtig (selbst Agnes Windeck, was angesichts ihres Alters, ihres Rollenklischees und ihrer auf Humor gebürsteten Rolle mehr als erstaunlich ist). Pfitzmann ragt für mich hier besonders heraus, da er seine Rolle so selbstverständlich und charmant spielt. Der Zinker ist im Laufe der Jahrzehnte bei mir immer mehr gewachsen, früher fand ich ihn eher mittelmäßig, mittlerweile gehört er fraglos zum meinem Favoritendrittel innerhalb der Serie.

Die beiden anderen Filme mag ich nicht so, das indische Tuch hat eine schöne erste Hälfte, baut für meinen Geschmack in Hälfte 2 aber zunehmend ab. Ich mag auch den Agatha Christie-Ripoff auch nicht sonderlich, die 10-kleine-Negerlein-Masche nutzt sich für meinen Geschmack zu schnell ab, da die Leichen tatsächlich im Minutentakt anfallen. Auch ist mir die kammerspielartige Produktion zu "eingeengt" und sieht mir einfach zu sehr nach Studio aus, hier bevorzuge ich klar die Mischung aus Locationshoot und Studioaufnahme. Dafür sind Drache und Clarin stark. Das Durchbrechen der 4. Wand in der Schlussszene ist dann selbst für Wallace-Verhältnisse irritierend, aber ein klarer Beleg dafür, welch augenzwinkerndes Selbstverständnis die Serie zu diesem Zeitpunkt bereits entwickelt hat.

Neues vom Hexer fand ich eher einfallslos und eine wenig inspirierte Wiederholung des Originals, nur mit schwächerer Besetzung und niedrigeren Produktionswerten. Der Film nimmt bereits einiges von dem vorweg, was mir an den meisten Farbfilmen auch nicht gefällt, so verlieren die FIlme wie ich finde ab Mitte der 60er mehr und mehr ihre stilisierte Atmosphäre ("verklärte Wunschvorstellung der Deutschen von London/England) und ersetzt diese stattdessen mit einer realeren Präsentation der damaligen Zeit. Die Filme wurden dadurch aktueller, aber wirken wie ich finde gerade deshalb heute recht veraltet. Beim Hexer-Sequel ist das noch nicht ganz so stark, auch weil man noch in schwarz-weiss gedreht hat, was auch die schwächer werdenden Produktionswerte und Locations mehr kaschierte als die diesbezüglich eher entlarvenden Farbproduktionen.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Habe gestern bei einem Freund noch mal hintereinander Das indische Tuch sowie Neues vom Hexxer gesehen. Die beiden Filme sind sich ja sehr ähnlich und wenn man sie direkt hintereinander sieht fragt man sich sogar ob nicht gleich die selben Kulissen verwendet wurden.

Ich bin jetzt noch begeisterter vom Tuch. Der Film ist fast wie ein Rausch voller Ideen. Tolle einstellungen und Kamerafahrten, skurile Einfälle (wie der selbstfahrende servierwagen). Keine minute Langeweile. Wallace vom Feinsten
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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1960 – Die Band des Schreckens
Endlich endlich habe ich dank Internet (nicht Amazon Prime) dieses frühe Werk der Reihe sehen können und was soll ich sagen? Ich kannte diese Wallace Streifen absolut nicht und bin begeistert.
Wie Anatol festgestellt hat, beginn der Film ganz ähnlich wie Der Frosch mit der Maske. Temporeich, spannend, ernst und doch etwas geheimnisvoll. Der Film strotz vor guten Ideen - allen voran die Tatsache, dass die Handlung im Grunde mit dem Ende eines regulären Films startet. Aber auch die Galgenhand, die Todesliste, viele Aufnahmen und Einstellungen sind ganz fantasisch. Dazu gesellt sich wieder ein mal ein absolutes All Time High Ensemble.
Es gibt dann aber auch leichte Schwächen. In der Mitte hängt der Film und leider schwächelt der Film grade dort wo er einen starken Fokus drauf legt im Mittelteil nämlich bei der technischen Umsetzung der Bootaction. Das ist schade, da doch der Film insgesamt ungemein viel Action hat.
Richtig klasse fand ich dann aber das Finale. Hier hat man sich viel einfallen lassen und das Ganze ist ungemein spannend (erinnert ganz grob an den Showdown von Spectre, mit dem Bösewicht der den Helden in ein Gebäude lockt, wo die Frau versteckt ist aber auch Fallen...)

Besonders gut hat mir der Film gefallen, da er in gewisser Weise einen Übergang darstellt, vom noch etwas ernsteren Krimi-Frosch, hin zu den leicht spukigen späteren Wallace Werken.
Klasse auch der Score. Während da einige Teile der Serie durch ausufernde und aus heutiger Sicht ziemlich unpassende Jazz/Dudeleien auffallen, werden hier oft nur sehr subtile Spannungs-Töne verwendet

1964 – Das Verrätertor
Warum hat dieser Film diesen Titel??
Sei es drum.
Die echten Locations wirken toll - wobei ich ganz im Gegensatz zu Anatol sogar die Filme mit offensichtlichen Studiokulissen bevorzug. Die Wallace Serie hat irgendwie bei mir ein eigenes Bild von England und London geprägt und Außenaufnahmen und echte Interior Locations machen diese Atmosphäre eher kaputt.
Die Idee, die Story nicht nur aus der Perspektive der Verbrecher zu erzählen, sondern dann auch noch rund 90% auf die Planungsphase eines Verbrechens zu verwenden, ist schon einzigartig innerhalb der Serie und erinnert ein wenig an diverse Heist Klassiker, aber als Bondfan hat es mich in Teilen auch an NSNA und TB erinnert.

Allerdings hat das ganze auch einen riesen Nachteil: Man fiebert gar nicht mit, und es gibt am Ende gar keine positiven Figuren, die das ganze Auflösen.
Schlimmer aber: Der Film ist gradezu atemberaubend langweilig erzählt. Das alles wirkt so, als habe man 10 Stunden Alltag abgefilmt.

Eine Frage: Wurde der Film nachsynchronisiert? Eddie Arendt wirkt stimmlich so gänzlich fremd
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Ui, auf die Schreckensbande und den Frosch hätte ich auch mal wieder Lust.

Daniel, guck unbedingt "Der unheimliche Mönch" von 65. Einer meiner Lieblings-Wallacefilme (8/10), mit einem phänomenalen Score und einer ganz starken Atmosphäre.
Ein paar Seiten weiter vorne findest du von mir dann auch ein längeres Review zu dem in diesem Thread hier! :)
https://filmduelle.de/

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