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von HCN007
Agent
iHaveCNit: Wonder Woman (2017)
Das DC Extended Universe hat es nicht wirklich leicht. Man of Steel hatte der klassischen Essenz von Richard Donners Superman nur den klassischen Zack-Snyder-Stil hinzuzufügen. Dawn of Justice sollte das Gipfeltreffen von Batman und Superman werden, doch hier hat die Story sich selbst unnötig verkompliziert und auch extrem diskussionswürdige Handlungselemente mitgebracht. Über die Diskussionswürdigkeit eines Suicide Squad brauch ich hier auch nicht zu sprechen. Nun also „Wonder Woman“ - Filme über weibliche Superhelden haben nach „Supergirl“ ; „Catwoman“ und „Elektra“ einen eher zweifelhaften Ruf und sind nachhaltig nicht wirklich ein Prädikat für Filme dieser Art. Patty Jenkins, Regisseurin von „Monster“, ist nun hier mit der ersten Regiearbeit fürs Kino seit „Monster“ beschäftigt. Kritiker sind sich einig, dass „Wonder Woman“ der beste DC-Film seit „The Dark Knight“ ist, an den Kinokassen übertrifft er alle Erwartungen. Ich würde sagen, dass „Wonder Woman“ der beste DC-Film seit der „The Dark Knight“-Trilogie und für mich der bisher beste Blockbuster des Jahres ist, aber erstmal von Beginn an.
Diana ist die von Zeus und Hyppolita erschaffene Prinzessin von Themyscira, einer von der Außenwelt seit Jahrhunderten hermetisch abgeschiedenen Insel, die nur von weiblichen Amazonen bevölkert wird. Eines Tages gibt es auf der Insel einen Zwischenfall, als Diana mitbekommt, wie der britische Pilot Steven Trevor mit seinem Flugzeug abstürzt und von deutschen Soldaten im 1. Weltkrieg verfolgt wird. Nach der Rettung von Steven und einer für das Amazonenvolk mit Konsequenzen behafteten Schlacht mit den Deutschen macht sich Diana entgegen des Willens von Hyppolita mit Steven auf in die Welt da draußen, um ihrer Bestimmung zu folgen und dem Krieg ein Ende zu setzen.
Wenn man mich fragt, was einer der großen Lichtblicke aus „Dawn of Justice“ gewesen ist, jeder Auftritt von Diana Prince in Verkörperung von Gal Gadot war richtig cool. Ein gewisser klassischer Stil, richtig heroisch und „Bad-Ass-Like“ im Kampf. Wem das zu wenig war, der konnte sich über den damals bereits bestätigten „Wonder Woman“ freuen. Echte Pionierarbeit wird hier geleistet. Nicht nur den ersten ernstzunehmenden weiblichen Superheldenfilm bekommen wir geboten – auch mit einer Frau auf dem Regiestuhl einer solch großen und wichtigen Produktion ist das eher eine Seltenheit, die sich hoffentlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ändern wird. Mein Film des Jahres 2015 „Mad Max Fury Road“ hatte zwar mit George Miller einen Mann auf dem Regiestuhl, aber dessen Frau Margaret Sixel war mit dem Schnitt beschäftigt – und hier ist erkennbar, dass eine Frau einen anderen Blick auf Action und zwischenmenschliche Momente hat als es ein Mann tut – und das ist trotz männlicher Vertretung bei Kamera und Schnitt bei Wonder Woman mit Patty Jenkins auf dem Regiestuhl auch klar zu erkennen. Hier komme ich auf mehrere Stärken von „Wonder Woman“ zu sprechen. Zum einen die Action, die zwar hektisch, aber immer übersichtlich bleibt und gut geschnitten wurde. Klar gibt es hier auch entsprechende Slowmotion, die an Zack Snyders Stil erinnert, aber diese funktioniert super und fügt sich perfekt in den Film ein und unterstützt die Übersichtlichkeit – und wer mich kennt, weiß, wie wichtig mir die Übersichtlichkeit von Actionszenen ist. Klar kann man in Bezug auf die Actionelemente des Films auch ein gewisses überbordendes Spezialeffektfinale nicht komplett vermeiden, was für mich aber hier auch vollkommen gut gepasst hat. Eine weitere große Stärke und Kern des Films ist die Beziehung und die gegenseitige Charakterentwicklung, die auch die Handlung des Film mitentwickelt, zwischen Diana Prince und Steven Trevor – und die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine. Narrativ pendelt der Film erst von einer kleinen Exposition hin zu 2 sich gegenseitig unterstützten „Fish-Out-Of-Water-Elementen“. Diana erklärt Steven die Welt der Amazonen und der Bestimmung, wohingegen Steven Diana die Welt , von der sich Themyscira über Jahrhunderte isoliert hat und die Konsequenzen des Krieges in ihrer Endgültigkeit offenbart. Sie unterstützen sich im Laufe der Handlung immer gegenseitig und der Film findet immer die passende Zeit für Momente der Ruhe und Intimität, in der ohne jegliche Klischees respektvoll, humoristisch und mit inszenatorischer und dialogtechnischer Finesse mit geschlechtlichen Unterschieden umgegangen wird, ohne den Holzhammer zu verwenden und eine der beiden Seiten zu benachteiligen. Diesen Spagat, den Patty Jenkins hier spielend schafft ist richtig gut. Und die Chemie zwischen Gadot und Pine setzt dem Ganzen die Krone auf, so dass die sich die Entwicklung der Liebe zwischen beiden absolut natürlich und glaubwürdig anfühlt und eine gewisse emotionale Tragweite für den Film liefert. Ebenso auf der charakterlichen Seite ist das Team um Prince und Trevor recht witzig und auch die wichtigsten Amazonen von Themyscira sind mit Robin Wright und Connie Nielsen sehr gut besetzt. Ein klassisches Problem von Superheldenverfilmungen sind die Antagonisten, die hier dem üblichen Bild von Antagonisten nicht wirklich viel hinzufügen können, aber die wichtige Frage ist doch immer, wo der Film seinen Fokus legt – und der Fokus liegt hier auf der Beziehung zwischen Prince und Trevor sowie ihrer Bestimmung – und weniger auf dem Duell zwischen Diana und Ares, auch wenn der Film gezwungenermaßen darauf hinarbeitet.
Auch schon war, dass Rupert Gregson-Williams als Komponist des Soundtracks einen heroischen Score kreiert hat, der nicht nur das bereits aus „Dawn of Justice“ bekannte Wonder-Woman-Theme integriert hat, sondern auch an seinen guten Score aus „Hacksaw Ridge“ erinnert
Eine klassische Originstory mit griechischer Mythologie vor dem Hintergrund des ersten Weltkriegs. Eine Heldengeschichte, die Marvel zeigt, welch Potential bei „Thor“ und „Captain America“ liegen geblieben ist. Stellenweise Hommagen an Richard Donners Superman. Liebesgeschichte, Coming-Of-Age-Story – Der Film bietet so viel – und verknüpft alles zu einem runden Bild, das ohne jeglichen Verlust im Schneideraum ins Kino gekommen ist – und eine unglaublich hohe Messlatte für kommende DCEU-Filme gesetzt hat. Hoffen wir das Beste und freuen uns auf Filme, die mindestens halbwegs an der Qualität von „Wonder Woman“ kratzen.
Er hat mich emotional bewegt und gehört für mich schon jetzt zu den besten Filmen meines Kinojahres 2017.
„Wonder Woman“ - My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "