Da ich die letzten Wochen krank war und derzeit auch für eine Hausarbeit arbeiten muss, hat es etwas gedauert, bis ich mir den neusten King Kong Film ansehen konnte. Leider dann auch in einem kleineren Saal, aber das kann man ja ausgleichen, indem man einfach noch etwas weiter nach vorne geht wie sowieso schon.
Was soll ich sagen? Was für ein oberAFFENgeiler Film. Nach den Trailern hab ich einfachs, gut anzuschauendes Popkornkino erwartet. Was ich bekommen habe, war aber viel mehr. Nicht dass Kong: Skull Island viel Tiefgang hätte, im Gegenteil, das ist eher der einzige kleine Kritikpunkt. Er hat mehrere kritische Ansätze, macht aber nicht mehr draus. Muss er auch nicht, er funktioniert auch so großartig. Aber vielleicht ist das das einzige, was ihm zum Meisterwerk fehlt.
Oft wurde kritisiert, dass der Cast verschenkt sei, weil die Rollen nicht vel hergeben. Dem würde ich in doppelter Hinsicht wiedersprechen. Erstens: Die verpflichteten Schauspieler haben nicht nur Talent, sondern auch unglaublich viel Charisma. Und das kann auch eher platte Charaktere aufwerten. Einem Samuel L. Jackson, einem Tom Hiddelston oder einer Brie Larson schaut man einfach unglaublich gerne beim Spielen zu, auch wenn sie lediglich zweckmäßige Dialoge in den Mund gelegt bekommen.
Zweitens: Die Figuren sind gar nicht sooo platt wie von vielen behauptet. Auch hier verhält es sich ähnlich, wie mit den tiefgründigen Ansätzen. Die Charakterisierung findet zu Beginn des Films nur in Ansätzen statt, aber sie ist da. Und wenn man diese Szenen nicht einfach vergisst, wird die Charakterisierung den Film hinweg durchaus fortgesetzt, nur eben teilweise in indirekter Form. Lediglich aus Hiddelstons Figur hätte man mehr machen können (Nicht, dass ich etwas vermisst hätte, das passt schon so). Und speziell bei Samuel L. Jackson wundert es mich, dass sein Schauspiel so "Schlecht" wegkommt. In meinen Augen stellt er auch hier wieder unter Beweis, dass er einer der aktuell besten ist.
Das stärkste aber, und das ist der Punkt, der den Film von anderen Blockbustern abhebt, ist die grandiose Inszenierung. Die ganzen Einführung ins Szenario und Charaktere geschieht derart kurzweilig, wie man es selten sieht. Und die Action ist einfach nur der pure Wahnsinn. In den Actionsequenzen verwandelt sich Kong: Skull Island inszenatorisch vom Monster- zu einer Art Kriegsfilm. Die Kamera ist schnell, aber zu keiner Zeit hektisch, man kann immer alles klar erkennen - und verliert dennoch den Überblick. Und gerade das führt zu einer Art Hilflosigkeit, die andere Regisseure mit Wackelkamera und Schnittgewitter zu erzeugen versuchen, dabei aber fast immer scheitern. Ich weiß nicht, ob ich jemals im Kino so verkrampft gewesen bin. Nach beinahe jeder größeren Actionsequenz (mit Ausnahme des Finales, das aufgrund des Geschehens anders gefilmt ist), habe ich wirklich gesprüt, wie sich die Muskeln am ganzen Körper langsam wieder entspannt haben. Und da Kong: Skull Island auch nicht zimperlich mit seinen Protagonisten umgeht und auch namhafte Teile des Casts die Insel nicht verlassen werden, bleibt er auch fast immer unberechenbar.
Einzige inszenatorische Kritikpunkte: Vereinzelt war die Kamera in den ruhigen Momenten zu unruhig, was erstens zu viel Bewegung hereinbrachte, und zweitens auf der Leinwand nicht besonders gut aussah.
Spoiler
Bei der Pre Titel Sequenz, die grundsätzlich großartig war, hat mich die Szene mit dem Schwert (Katana?) gestört. Ich kann solche "Schneideszenen" einfach nicht sehen...
Spoiler
Hiddelstones stylischer Kampf im Giftgas. Sah zwar super aus, passte aber nicht wirklich zur sonstigen Inszenierung.
Wunderschön auch, dass die After Credits-Szene dieses Mal tatsächlich nach den Credits kommt, und nicht lediglich nach dem ersten Teil. Hier werden die belohnt, die wirklich bis ganz zum Schluss sitzen bleiben, bis auch wirklich der allerletzte Buchstabe über die Leinwand gelaufen ist.
Selten hatte ich nach einem Kinobesuch so große Lust, sofort ein zweites Mal in den Film zu gehen. Kong: Skull Island ist (und das hätte ich nie erwartet) tatsächlich ein Kandidat für den Film des Jahres.
9/10